Sensation im Vatikan: Chiles Episkopat bietet geschlossenen Rücktritt an

Die Krisengespräche in dieser Woche zwischen Papst Franziskus und den chilenischen Bischöfen führten zu einer Sensation.

Vaticanhistory – Martin Marker

31 amtierende Bischöfe und drei emeritierte Bischöfe des chilenischen Episkopats haben dem Papst ihren Rücktritt angeboten. Nach den seit Jahren bekannten Missbrauchsfällen und Vertuschungsversuchen im chilenischen Klerus hatte der Papst 34 Bischöfe nach Rom gebeten. Die Inhalte der Krisengespräche sind derzeit nicht bekannt. Derartiges war auch nicht zu erwarten. Ob Franziskus dem chilenischen Episkopat den gesamten Rücktritt nahegelegt hat, oder ob die 34 Bischöfe kollegial zu dieser Entscheidung gekommen sind, ist nicht bekannt. Man darf aber sicherlich annehmen, dass diese Idee von Chile nach Rom mitgebracht wurde.

Mit dieser Entscheidung ist das chilenische Episkopat aber nicht aus seiner Verantwortung entlassen. Vatican News berichtete gestern:

„Man vertraue sich dabei ganz der Führung des Papstes an. Franziskus hatte die Bischöfe in einem Brief vom Donnerstag auf „kurz-, mittel- und langfristige“ Maßnahmen eingestimmt, „um Gerechtigkeit und die kirchliche Gemeinschaft wiederherzustellen“ und sie zum rigorosen Dienst am Nächsten, vor allem an „Hungrigen, Gefangenen, Einwanderern und Missbrauchten“ aufgerufen. Diese Forderung greifen die Bischöfe mit Blick auf die Missbrauchsfälle auf: „In Einheit mit ihm (dem Papst, Anm.) wollen wir Gerechtigkeit wiederherstellen und zur Wiedergutmachung des entstandenen Schadens beitragen, um der prophetischen Mission der Kirche in Chile einen neuen Impuls zu geben, deren Zentrum immer in Christus hätte sein sollen.“

Papst-Entscheidungen

Durch den angebotenen massenhaften Rücktritt trägt nun der Heilige Vater die persönliche Verantwortung für den Wiederaufbau eines ganzen nationalen Episkopats. Diese Aufgabe wiegt schwer und ist mit Gefahren verbunden. Die chilenische Kirche hat massiven Schaden genommen und dieses Chaos können die amtierenden Bischöfe nicht alleine beheben. Den sexuell missbrauchten Opfern muss Gerechtigkeit widerfahren und jene Kleriker, die für langjährige Vertuschungen verantwortlich sind, müssen, um die Glaubwürdigkeit wieder herzustellen, zur Konsequenz gezogen werden.

Fall Bischof Barros und Kardinal Errázuriz Ossa 

In den letzten Monaten stand primär der Fall des Bischofs von Osorno, Juan Barros und seine möglichen Vertuschungen um den mittlerweile verurteilten Missbrauchstäter Priester Fernando Karadima im Rampenlicht. Neben Bischof Barros muss der Papst aber auch andere Bischöfe Chiles in seine Entscheidungen einbeziehen. Von den bekannten Missbrauchsopfern wird unter anderem auch Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa I.Sch. (84), emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Vorgänger von Kardinal Ezzati Andrello schwer beschuldigt. Kardinal Errázuriz Ossa hat zwar heute keine Leitungsbefugnis mehr in der chilenischen Kirche, aber er ist im Beratungsteam des Papstes, im Kardinalsrat K9. Dieses Gremium ist die „rechte Hand des Papstes“ in der laufenden Kirchenreform.

Bei den Krisengesprächen der letzten Tage im Vatikan werden die Schlussfolgerungen der Lektüre des Berichts des Sonderermittlers Erzbischof Charles J. Scicluna von Malta für den Papst entscheidend gewesen sein. Dieser hatte im Rahmen seiner Sonderermittlung 64 Zeugen angehört.

Papst Franziskus hat in der chilenischen Angelegenheit einen mutigen Schritt gemacht und für eine Sensation gesorgt. Seine folgenden Entscheidungen müssen zeitnah zu Personalveränderungen in der chilenischen Kirche, gegebenenfalls im Vatikan und somit zur Heilung der Kirche in Chile führen. (vh – mm)

Papst/Chiles Bischöfe: Gespräche zu Missbrauch im Vatikan beendet

Seit Dienstag fanden im Vatikan Gespräche zwischen Papst Franziskus und den Bischöfen aus Chile statt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Bereits vor stattfinden der Gespräche hatte der Pressesaal des Heiligen Stuhls in einem Statement verlauten lassen:

„Es sei „nicht vorgesehen, dass Papst Franziskus während oder nach den Begegnungen Erklärungen abgibt.“ Die Treffen mit den chilenischen Bischöfen sollten von „absoluter Vertraulichkeit“ bestimmt sein.“

Die erste Gesprächsrunde fand am Dienstag statt. Papst Franziskus hatte einen Text mit Anregungen zur persönlichen Reflexion und zum Gebet ausgegeben. Am Mittwoch folgte ein weiteres Gespräch zwischen Franziskus und den Bischöfen aus Chile.

Seit Langem ist bekannt, dass in der chilenischen Kirche Missbrauchsfälle durch den Klerus gedeckt und wohl auch vertuscht wurden. Besonders der Fall des chilenischen Priesters Fernando Karadima und das Verhalten von Bischof Juan Barros wurden in der Öffentlichkeit angeprangert. Drei chilenische Missbrauchsopfer hatten schwere Beschuldigungen gegen den Klerus erhoben. Unter anderem betreffen diese Vorwürfe auch die Kardinäle Ricardo Ezzati Andrello und Francisco Javier Errázuriz Ossa. Kardinal Errázuriz Ossa ist emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile und Vorgänger von Kardinal Ezzati Andrello.

Nach seinem Besuch in Chile, im Frühjahr 2018, hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Ankläger der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Im Vorfeld des Treffens von Papst Franziskus mit den chilenischen Bischöfen hatte sich der Papst mit den drei Missbrauchsopfern zu persönlichen Gesprächen im Vatikan getroffen.

Gestern gab Vatican News dann doch ein Detail des Treffens bekannt. Franziskus hat am Donnerstag den chilenischen Bischöfen einen Brief übergeben. Vatican News veröffentliche einer Arbeitsübersetzung (Original Spanisch) des Briefes:

„Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie die Einladung angenommen haben, sodass wir gemeinsam zu einem offenen Unterscheidungsprozess über die schwerwiegenden Taten, welche die kirchliche Gemeinschaft beschädigt und die Arbeit der chilenischen Kirche in den letzten Jahren geschwächt haben, kommen konnten.

Angesichts dieser schmerzlichen Vorfälle des Missbrauchs – von Minderjährigen, von Macht und von Gewissen – haben wir vertiefend sowohl ihre Schwere wie auch die tragischen Folgen, welche sie vor allem für die Opfer hatten, angeschaut.

Einige von ihnen habe ich selbst von Herzen um Verzeihung gebeten, dem haben Sie sich einmütig angeschlossen mit der festen Absicht, die verursachten Schäden wiedergutzumachen.

Ich danke Ihnen für die uneingeschränkte Verfügbarkeit, die jeder von Ihnen gezeigt hat und die es für all die Veränderungen und Resolutionen braucht, die wir kurz-, mittel- und langfristig umsetzen müssen, um Gerechtigkeit und um die kirchliche Gemeinschaft wiederherzustellen.

Nach diesen Tagen des Gebets und der Reflexion bitte ich Sie, den Aufbau einer prophetischen Kirche fortzusetzen, welche weiß das Wichtigste ins Zentrum zu stellen: den Dienst am Herrn im Hungrigen, im Gefangenen, im Einwanderer, im Missbrauchten.

Und bitte, vergessen Sie nicht, für mich zu beten.

Jesus segne Sie und die Muttergottes schütze sie.

Brüderlich

Franziskus“

Weitere Inhalte der Gespräche wurden nicht bekannt gegeben. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidungen der Papst für den chilenischen Klerus treffen wird. (vh – mm)

Missbrauch: Papst trifft ab Dienstag Chiles Bischöfe

Der Krisengipfel des Papstes mit den chilenischen Bischöfen findet von Dienstag bis Donnerstag nächster Woche im Vatikan statt. Das hat das Presseamt des Heiligen Stuhls jetzt bestätigt.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Franziskus will nach Angaben des Statements von diesem Samstag mit den Bischöfen „seine persönlichen Schlussfolgerungen aus den Ergebnissen der Sonderuntersuchung“ teilen. Bei dieser Untersuchung hatte im Frühjahr der aus Malta stammende Erzbischof Charles Scicluna in Chile recherchiert.

Es geht um den Umgang der chilenischen Kirche und auch des Papstes mit dem Fall Karadima: So heißt ein Priester, der offenbar vielfachen sexuellen Missbrauch an Kindern und Jugendlichen begangen hat. Ein Priester aus dem Umfeld von Karadima, Juan Barros, wurde von Papst Franziskus zum Bischof ernannt; der Papst hält bislang an Barros fest. Dieser gibt an, von den Missbrauchsfällen nichts mitbekommen zu haben.

Krisengipfel? Nein – synodaler Prozess

Die Chile-Reise des Papstes im Januar war durch den Fall Barros stark überschattet worden. In einem Brief an chilenische Bischöfe bat Franziskus nach den Scicluna-Ermittlungen um Verzeihung für schwere Fehleinschätzungen; vor kurzem hat er im Vatikan ausführlich mit Opfern Karadimas gesprochen. Diese fordern konkrete Konsequenzen; dabei zielen sie nicht nur auf Barros, sondern auch auf andere chilenische Kirchenleute, die den Papst womöglich nicht gut beraten haben.

Nach Vatikanangaben von diesem Samstag werden an dem Chile-Gipfel im Vatikan 31 Orts- und Weihbischöfe teilnehmen; auch zwei emeritierte Bischöfe seien dabei. An der Seite von Franziskus werde der Präfekt der Bischofskongregation sitzen, Kardinal Marc Ouellet. Der Kanadier ist ein guter Kenner der Kirche in Lateinamerika.

Bei dem Krisengipfel – das Vatikanstatement vermeidet diesen Begriff und spricht lieber von einem „synodalen Prozess“ – soll es darum gehen, „vor Gott die Verantwortung aller und eines jeden Einzelnen“ zu klären. Die „Wunden“ der Missbrauchsfälle seien „verheerend“. Auch solle überlegt werden, „welche angemessenen und dauerhaften Änderungen“ vorzunehmen seien, „um zu verhindern, dass sich solch abscheuliche Taten wiederholen“.

“ Die Mechanismen des Vertuschens prüfen ”

Franziskus will nach den Angaben aus dem Vatikan wissen, wie es genau zu diesem „Macht-, sexuellen und Gewissensmissbrauch in Chile in den letzten Jahrzehnten“ kommen konnte. „Gründe und Konsequenzen“ sollten detailliert geprüft werden. Der Papst will ausdrücklich auch „die Mechanismen“ untersuchen, „die in einigen Fällen zum Vertuschen und zu schweren Unterlassungen gegenüber den Opfern geführt haben“. (vatican news)

Fall Barros: Ordensfrauen äußern sich zum Brief des Papstes an Bischöfe in Chile

SANTIAGO DE CHILE – Der Fall von Bischof Barros bewegt weiter die Gemüter, und eine Aufarbeitung steckt, wenn überhaupt, in den Anfängen. Nun haben die Ordensschwestern der Erzdiözese Santiago gemeinsam über den Brief reflektiert, den Papst Franziskus nach Erhalt des Berichtes von Erzbischof Charles Scicluna an die Bischofskonferenz Chiles gesandt hatte.

In dem Bericht beschuldigen Zeugen Bischof Barros von Osorno, sexuellen Missbrauch durch den Priester Fernando Karadima vertuscht zu haben. (Barros ist weiterhin im Amt, hat jedoch seinen Rücktritt in Aussicht gestellt.)

An dem Treffen, das am 25. April stattfand, nahmen der Erzbischof von Santiago, Kardinal Ricardo Ezzati, und der Weihbischof und Vikar für das geweihte Leben, Bischof Jorge Concha, teil.

Kardinal Ezzati erklärte, es sei „ein informatives Treffen gewesen, damit die Schwestern, die ein wichtiger Teil der Kirche sind, besser über den Brief des Papstes an die Bischöfe Chiles Bescheid wissen und damit sie sich ab sofort an der Gebetskampagne beteiligen, zu der uns der Heilige Vater aufgefordert hat.“

Monsignore Jorge Concha sagte, er „wolle die Schwestern an Betrachtungen und Einsichten zu dem Brief teilhaben lassen, den der Heilige an das chilenische Episkopat und an alle, auch an die Ordensleute, geschrieben hat.“

„Damit auch sie ihre Gefühle ausdrücken und uns Hirten mit ihren Überlegungen helfen können, besser zu verstehen, im Hinblick auf die Begegnung mit dem Papst. Auch für das, was wir nach dem Besuch beim Heiligen Vater tun werden, alles mit Blick auf die Erneuerung der Kirche, bei der alle wichtig sind“ betonte er. In einer Pressemitteilung des Erzbischöflichen Ordinariats von Santiago drückte Orielle de Jesus Lopez vom Orden der Geweihten Jungfrauen ihren Wunsch aus, dass diese Situation möglich mache, „die Realität so zu sehen, wie sie ist, und dass sie unsere Ansichten anhören.“

„Unser Beitrag besteht darin, zu sagen, was wir jetzt tun können oder was wir jetzt brauchen, um das Vertrauen wiederherzustellen. Ich glaube, dass wir gemeinsam, alle gottgeweihten Menschen, die wir auch alle verschieden sind, im Sprechen über unsere Realität wachsen“, erläuterte Schwester Lopez. Schwester Eugenia María Muñoz von der Schönstattbewegung betrachtet den Brief als Gelegenheit für die Ordensleute, „die Botschaft de Papstes anzuhören und deren Pulsschlag aufzunehmen. Der Papst hat einen noch nie dagewesenen Aufruf gestartet, der Kirche in Chile zu helfen und die Gemeinschaft wiederherzustellen.“

Sie fügte hinzu, dass „wir durch unser Dasein als gottgeweihte Frauen auf diese Stimme hören wollen und sehen, wo wir im praktischen und wirklichen Leben stehen, in unseren apostolischen Wirkungsbereichen; wie wir helfen können, dass die Kirche neu belebt wird uns sich einig fühlt.“

„Wir wissen nicht, was kurz-, mittel- und langfristig passieren wird, aber wir wissen, dass die Kirche ein bisschen blutarm ist, etwas fehlt uns: Freude, Einheit, Hoffnung. Ich glaube, dass diese Vorbereitungstreffen der Kirche von Santiago einen neue, dynamische Verfassung bringen werden. Wir müssen in der Haltung des Gebetes und des Nachdenkens weitermachen“, so die Ordensfrau. (CNA Deutsch)

Fall Barros: Papst trifft Missbrauchs-Überlebende

 

Mit seinen Äußerungen zu kirchlichen Missbrauchsfällen in Chile hat Papst Franziskus zu Jahresbeginn viele vor den Kopf gestoßen: Jetzt versucht er, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In einem ungewöhnlichen Brief an die chilenischen Bischöfe bat der Papst, der das Land im Januar besucht hat, unlängst um Vergebung für schwere Fehleinschätzungen. Das bezog sich auf den Fall Juan Barros; dem Bischof von Osoro wird vorgeworfen, er habe gewusst, dass ein mit ihm befreundeter Priester Jugendliche sexuell missbrauchte. Barros leugnet das, und Franziskus hielt in öffentlichen Äußerungen bislang unbeirrt an Barros fest.

Jetzt also eine Kurskorrektur des Papstes. In einem ersten Schritt wird er sich mit einigen Opfern des Priesters – er heißt Fernando Karadima – treffen. Franziskus‘ Sprecher Greg Burke bestätigt an diesem Mittwoch, dass der Papst „am kommenden Wochenende drei Opfer von kirchlichen Missbrauchstätern in Chile in der Casa Santa Marta treffen wird“. Einer der drei Männer ist Juan Carlos Cruz, der seit Jahren besonders hartnäckig auf den Skandal rund um Karadima und Barros aufmerksam macht.

“ Damit sich solche abscheuliche Taten nicht mehr wiederholen ”

„Der Papst dankt ihnen dafür, dass sie seine Einladung angenommen haben“, so Burke. „In diesen Tagen des persönlichen, brüderlichen Begegnens will er sie um Vergebung bitten, ihren Schmerz und seine Scham für das Geschehene mit ihnen teilen und vor allem ihre Vorschläge anhören, was sich tun ließe, damit sich solche abscheuliche Taten nicht mehr wiederholen.“

Franziskus werde die Missbrauchs-Überlebenden einzeln treffen „und jeden von ihnen ausführlich zu Wort kommen lassen“. Der Papst bitte um Gebet für die Kirche in Chile und dafür, „dass diese Begegnungen in einem Klima des Vertrauens stattfinden“. Franziskus hoffe, dass die Treffen in seiner Vatikan-Residenz „ein wichtiger Schritt“ sein werden, damit es nie wieder zu „Gewissens-, Macht- und vor allem sexuellem Missbrauch in der Kirche“ komme.

Nach den Gesprächen mit den Missbrauchs-Überlebenden wird sich Franziskus in Rom in absehbarer Zeit auch mit den chilenischen Bischöfen treffen. Spätestens dann wird auch eine Entscheidung über Bischof Barros getroffen werden (müssen). (vatican news)

Vatikan: Papst spricht mit chilenischen Missbrauchsopfern

Greg Burke, Leiter des Presseamtes des Heiligen Stuhls gab heute bekannt, dass Papst Franziskus am kommenden Wochenende einige Missbrauchsopfer aus Chile empfangen wird.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Im Bulletin des Presseamtes heißt es hierzu:

„Am kommenden Wochenende wird der Heilige Vater in der Casa Santa Marta drei Opfer von Misshandlungen des Klerus in Chile empfangen: Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andrés Murillo. Der Papst dankt ihnen dafür, dass sie seine Einladung angenommen haben: In diesen Tagen der persönlichen und brüderlichen Begegnung möchte er sie um Vergebung bitten, ihren Schmerz und ihre Scham über das, was sie erlitten haben, teilen und vor allem all ihren Vorschlägen zuhören, um zu vermeiden dass diese verwerflichen Tatsachen wiederholt werden. Der Papst wird die Opfer einzeln empfangen und solange wie nötig sprechen lassen.“

Die drei genannten Missbrauchsopfer stehen im Zusammenhang mit dem Fall „Bischof Barros“ und möglichen anderen Bischöfen des chilenischen Klerus.

Wie Vaticanhistory berichtete, gibt es vonseiten zumindest eines Missbrauchsopfers auch Vorwürfe gegen Kardinal Errázuriz Ossa (84), der derzeit Mitglied des Kardinalsrates K9 ist. (vh – mm)

Chile: Fallen neben Barros noch weitere Bischöfe?

In einem Brief an die chilenische Bischofskonferenz gab Papst Franziskus zu, dass er im Fall von Barros „schwerwiegende Beurteilungs- und Wahrnehmungsfehler“ begangen habe, „insbesondere aufgrund des Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen“.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Der Fall Barros hat nicht nur einen schlechten Beigeschmack für die chilenische Bischofskonferenz, auch Papst Franziskus hat hier eine entscheidende Mitschuld an der bisherigen Verfahrensweise. Franziskus beruft sich zwar auf „Mängel der wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen“, die ihm zur Verfügung standen, ob dies allerdings so korrekt ist, wird von verschiedenen Quellen stark bezweifelt. Dem Papst wurde vorgehalten, dass ihm der Fall Barros seit Jahren bekannt war.

Der Vatikan Korrespondent Inès San Martin berichtete am Samstag auf „Crux“ über Details zum Fall Barros und mögliche Rücktritte chilenischer Bischöfe.

Da der Termin eines Treffens von chilenischen Bischöfen mit dem Papst am 14. bis 17. Mai immer näher rückt, kommt offensichtlich Bewegung in die Angelegenheit. Bischof Barros selbst, plant an dem Treffen teilzunehmen.

Zur Erinnerung – Bischof Barros ist einer von vier chilenischen Bischöfen denen vorgeworfen wird, pädophile Machenschaften des Paters Fernando Karadima zu mindestens vertuscht und gedeckt zu haben.

Laut „Crux“ sagte der chilenische Kardinal Ricardo Ezzati Andrello S.D.B. (76), Erzbischof von Santiago de Chile, in einer Pressekonferenz am Donnerstag:

„Ich bin kein Richter, um zu sagen, ob Barros tatsächlich vertuscht hat oder nicht, sagte Ezzati, aber „das Wohl des Volkes Gottes bittet um seine Verfügbarkeit“, so wie ich selbst zur Verfügung stehe, wenn das Volk Gottes meinen Rücktritt erbitten würde.“

Die Diözese Osorno, in der Bischof Barros durch Franziskus im Jahr 2015 eingesetzt wurde, hat in einer Erklärung veröffentlicht, dass der Barros „gesundheitliche Probleme“ habe, während er bekräftigte, dass er den Anweisungen des Heiligen Vaters dauerhaft zur Verfügung steht. Weitere Angaben zu seinem Zustand wurden jedoch nicht gemacht.

Bei einer außerordentlichen Versammlung des Klerus von Santiago de Chile in dieser Woche sagte Kardinal Ezzati Andrello:

„Es sei „eine sehr ernste Schuld, den Heiligen Vater falsch informiert zu haben“, aber er bestehe darauf, dass er persönlich „niemanden getäuscht“ habe.

Während des Treffens, das Franziskus mit den chilenischen Bischöfen im Mai führen wird, wird er mit ihnen die Schlussfolgerungen teilen, die er nach der Lektüre eines Berichts des Sonderermittlers Erzbischof Charles J. Scicluna von Malta gezogen hat.

Zu den drei anderen Bischöfen neben Barros berichtet „Crux“:

Bischof Horacio Valenzuela, einer der Vier um den pädophilen Priester Karadima, sagte am Montag, dass der Rücktritt von religiösen Führern wie ihm nicht die Antwort auf die Krise sei. Der Bischof von Talca sagte in Bezug auf die Bitte um seinen Rücktritt: „Dies ist nicht der Ort, an dem die Lösung herkommt“, mit der Begründung, dass sie „gemeinsam mit dem Papst beten und sehen müssen, was passiert“. „Wenn er hier eine Veränderung vornimmt, eine Veränderung dort, am Ende, dann ist es der Papst, der die Kirche organisiert“, sagte Valenzuela.“

Bischof Karolina Tomislav Koljatic von Linares wurde ebenfalls von Karadima ausgebildet und verteidigte wie Valenzuela offen seinen Mentor, als die Vorwürfe 2010 veröffentlicht wurden. Beide schickten Briefe an den Vatikan, sprachen gegen die Missbrauchten und verteidigten den Priester Karadima. Nach dem Brief des Papstes sagte er jedoch: „Vielleicht war ich nicht klar genug, um zu verstehen, was [in El Bosque] passierte, und wenn das so ist, muss ich offensichtlich diese Verantwortung übernehmen.“

Neben den genannten Kirchenmännern ist ein weiterer Kardinal in Chile ins Zwielicht geraten. Kardinal Francisco Javier Errázuriz Ossa I.Sch. (84), emeritierter Erzbischof von Santiago de Chile, Vorgänger von Kardinal Ezzati Andrello, ein Mitglied des Kardinalsrates K9, der wiederholt von den Opfern und sogar Mitgliedern seines eigenen Klerus als einer der Verantwortlichen für die Fehlinformation des Papstes herausgegriffen wurde, sagte zu seiner Rolle.

„Als päpstlicher Berater bedeutet das nicht, dass er Francis über die Situation der chilenischen Kirche informieren muss. Es gehört nicht zu unserer Aufgabe, den Papst über die Schwierigkeiten, die möglichen Fehler und Übel, die die Kirche betreffen, zu informieren.“

Auf Twitter beschuldigte das Missbrauchsopfer Juan Carlos Cruz, eines von Karadimas Opfern, Kardinal Errázuriz Ossa zu lügen:

„Jetzt versucht er zu glauben, dass er uns unterstützt“, schrieb Cruz am 13. April. „[Er] hat es NIE getan. Er ist einer von denen, die den Papst belogen haben. Ein miserabler Mann, der heute versucht, für den Scicluna-Bericht auf den Siegeswagen zu steigen. Seine Boshaftigkeit ist bekannt. Er täuscht uns nicht !! „

Sollten die bekannten Vorwürfe der Missbrauchsopfer mit dem Bericht des Sonderermittlers Erzbischof Scicluna übereinstimmen, wird Papst Franziskus einen klaren und angemessenen Schlussstrich ziehen müssen und das kann nur bedeuten, die betreffenden Bischöfe aus ihren Ämtern umgehend zu entfernen.

Sollten Beschuldigungen gegen die Kardinäle Ezzati Andrello und Errázuriz Ossa Bestätigung finden, könnte ihnen Ähnliches wie dem im März diesen Jahres verstorbenen schottischen Kardinal Keith O´Brien drohen. Dieser hatte nach Missbrauchsfällen seine Resignation beim Papst eingereicht und alle Privilegien seiner Kardinalswürde verloren. (vh – mm)

Hintergrund: Warum der Papst „schwere Fehler“ einräumt

 

Franziskus‘ Brief an die chilenischen Bischöfe zum Fall Barros ist einigermaßen präzedenzlos: Höchstens das Schreiben, das Benedikt XVI. 2009 zum Fall Williamson veröffentlichte, lässt sich damit vergleichen. Der deutsche Papst räumte damals im Umgang mit den Piusbrüdern freimütig eine „Panne“ ein, beklagte aber auch „sprungbereite Feindseligkeit“ bei einigen Kritikern. Was steckt nun hinter Franziskus‘ Mea Culpa?

Stefan von Kempis – Vatikanstadt.

Franziskus reagiert auf den Bericht eines von ihm nach Chile entsandten Sonderermittlers, der noch nicht veröffentlicht ist. Aus diesem Bericht des maltesischen Erzbischofs Charles Scicluna ergeben sich offenbar schwerwiegende Mängel und Fehler auch des Papstes beim Umgang mit dem sogenannten Fall Barros.

Dem chilenischen Diözesanbischof Juan Barros wird vorgeworfen, von sexuellem Missbrauch von Jugendlichen durch seinen Freund und Mentor, Pater Fernando Karadima, in dessen Pfarrei gewusst zu haben, diesen aber stillschweigend geduldet zu haben. Der „Fall Karadima“, der im Jahr 2004 öffentlich wurde, hat die Kirche in Chile schwer getroffen, noch immer ist sie mit der Aufarbeitung beschäftigt.

Obwohl er von den Vorwürfen wusste, ernannte Franziskus Anfang 2015 Barros, bisher Militärbischof, zum Diözesanbischof von Osorno im Süden Chiles. Das Aktenstudium hatte ihn offenbar zu der Überzeugung gebracht, Barros sei unschuldig und werde verleumdet. Auf Proteste gegen Barros und Forderungen nach einem Rücktritt des Bischofs reagierte der Papst mehrfach gereizt.

“ Fall Barros überschattete Chile-Reise des Papstes ”

Im Frühjahr 2018 besuchte Franziskus Chile; dabei erhielt er zunächst große Anerkennung dafür, dass er schon bei seiner ersten Ansprache in Santiago für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche um Verzeihung bat. Nur wenig später jedoch fühlten sich Missbrauchsopfer vor den Kopf gestoßen, als er Vorwürfen gegen Barros eine Absage erteilte und diese als „Verleumdungen“ bezeichnete. Er werde erst über den Fall reden, wenn es „Beweise“ gegen Barros gebe, äußerte der Papst gegenüber Journalisten.

Als ihn daraufhin der Vorsitzende der vatikanischen Kinderschutzkommission Kardinal Sean O‘Malley offen kritisierte, bat Franziskus auf dem Rückflug von Lateinamerika nach Rom in etwas gewundenen Worten um Entschuldigung für seine Wortwahl. Der Fall Barros hatte einen tiefen Schatten auf die Papstreise geworfen; dass der umstrittene Bischof gut sichtbar an mehreren Papstterminen in Chile teilnahm, stieß auch bei vielen Gutwilligen in Kirche und Gesellschaft des Landes auf Empörung.

Kurz nach seiner Rückkehr in den Vatikan beschloss Franziskus, Erzbischof Scicluna, der früher an der Glaubenskongregation für die Untersuchung von schwerwiegenden Delikten wie Kindesmissbrauch durch Kleriker zuständig war, als Sonderermittler nach Chile zu schicken. Chiles Bischöfe begrüßten diese Untersuchung: Das zeige, „dass die Papstreise nach Chile für ihn auch eine Haltung des echten Zuhörens und der Nähe zur Realität“ bedeutet habe. Auch Barros selbst ließ in einer kurzen Erklärung wissen, er nehme „alles, was der Papst anordnet, mit Glauben und Freude auf“, und bete darum, „dass die Wahrheit aufleuchten möge“.

Sciclunas Untersuchung in Chile ist abgeschlossen, sein Bericht, der auf den Gesprächen mit über sechzig Missbrauchsopfern fußt, liegt dem Papst vor. (vatican news)

Papstbrief an die Bischöfe Chiles: „Ich habe Fehler gemacht

Papst Franziskus räumt „schwerwiegende Fehler bei der Bewertung und Wahrnehmung der Situation“ in Chile ein. Der Papst schrieb einen Brief an die Bischöfe des Landes, der von an diesem Mittwoch bei einer Pressekonferenz veröffentlicht wurde.

P Bernd Hagenkord – Vatikanstadt.

Im Januar diesen Jahres hatte der Papst Chile zu einer Pastoralreise besucht, gegenüber einem Journalisten hatte er Vorwürfe gegen Bischof Juan Barros als „Verleumdung“ zurück gewiesen. Selber räumte er später aber ein, dass er sich falsch ausgedrückt habe, er habe Überlebende von Missbrauch verletzt. Es geht um Missbrauchsvorwürfe gegen den chilenischen Priester Fernando Karadima, dem Bischof von Osorno, Juan Barros, wird vorgeworfen, vom Missbrauch gewusst und ihn gedeckt zu haben. Zahlreiche Opfer Karadimas hatten darauf hingewiesen und dem Papst auch einen Brief geschrieben.

Er habe sich „aufgrund eines Mangels an genauen und ausgewogenen Informationen“ ein Falsches Bild von der Situation gemacht, so der Papst in seinem Brief. Nach seinem Besuch hatte der Papst den maltesischen Bischof Charles Scicluna, den ehemaligen Missbrauchs-Anwalt der Glaubenskongregation, zu einer Visitation nach Chile geschickt. Scicluna war zunächst nach New York gereist, um mit Opfern von Pater Karadima zu sprechen und war dann nach Chile weiter geflogen. Insgesamt hat Bischof Scicluna 64 Zeugnisse von Beteiligten und Opfern gesammelt. Nach seiner Rückkehr hat er dem Papst seinen Bericht vorgelegt.

Beratungen in Rom

Als Konsequenz aus dem Bericht, so der Papst in seinem Brief, plane er, die Bischöfe des Landes zu Beratungen in den Vatikan zu berufen, um Schlussfolgerungen aus dem Bericht zu diskutieren. Der Bericht von Bischof Scicluna habe einen „tiefen Eindruck“ bei ihm hinterlassen. Er sei dankbar denen gegenüber, die „mit Ehrlichkeit, Mut und Sinn für die Kirche ein Treffen mit meinen Gesandten einforderten und ihnen die Wunden ihrer Seele zeigten“, heißt es in dem Brief. Beeindruckt zeigt sich der Papst auch von der Diskretion, welche die Angelegenheit nicht in einen „Medienzirkus“ verwandelt hätte. „In diesem Zusammenhang möchte ich den verschiedenen Organisationen und Medien für ihre Professionalität bei der Behandlung dieses heiklen Falls danken“, so der Brief wörtlich.

„Soweit es mich betrifft, erkenne ich an, und möchte Sie bitten es getreu zu übermitteln, dass ich bei der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation schwerwiegende Fehler gemacht habe, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen. In diesem Augenblick entschuldige ich mich bei allen, die ich beleidigt habe, und ich hoffe, ich werde es in den kommenden Wochen persönlich bei den Treffen mit Vertretern der befragten Personen persönlich tun können.“

Die Bischofskonferenz Chiles ist in diesen Tagen in Punta de Tralca zu ihrer Vollversammlung zusammen gekommen. (vatican news)

Papst Franziskus räumt „schwere Fehler“ in chilenischem Missbrauchsfall ein

VATIKANSTADT – In einem Brief an die chilenischen Bischöfe hat Papst Franziskus eingeräumt, „schwere Fehler“ im Umgang mit der massiven sexuellen Missbrauchskrise des Landes gemacht zu haben, und bittet um Vergebung.

Der Papst hat die Bischöfe Chiles nach Rom einbestellt und auch Opfer eingeladen, sich mit zu treffen.

Mit Blick auf die kürzlich durch Erzbischof Charles Scicluna beendete Untersuchung der Vorgänge rund um vertuschten Missbrauch in Chile sagte Franziskus, dass er nach einer „sorgfältigen Lektüre“ des Berichts „bestätigen kann, dass alle gesammelten Zeugenaussagen klar und hart – ohne Zusatzstoffe oder Süßstoffe – von vielen gekreuzigten Leben sprechen. Ich gebe zu, dass dies in mir Schmerz und Scham ausgelöst hat.“

Franziskus gab zu, die Schwere der Affäre falsch eingeschätzt zu haben und sagte den chilenischen Bischöfen:

„Ich habe ernsthafte Fehler in der Beurteilung und Wahrnehmung der Situation gemacht, insbesondere aufgrund eines Mangels an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen.“

Er bat die Bischöfe, dies weiterzugeben, und entschuldigte sich bei allen, die er beleidigt haben könnte.

Darüber hinaus berief er alle 32 Bischöfe Chiles nach Rom, um die Feststellungen des Scicluna-Berichts in der dritten Maiwoche zu erörtern und die Schlussfolgerungen des Berichts sowie die eigenen Schlussfolgerungen des Papstes zu diskutieren.

In seinem am 8. April, dem Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, unterzeichneten Brief sagte Franziskus, er wünsche, dass das Treffen „ein brüderlicher Moment ohne Vorurteile oder vorgefasste Meinungen mit dem einzigen Ziel sei, die Wahrheit in unserem Leben erstrahlen zu lassen“.

Die Entscheidung, eine ganze Bischofskonferenz nach Rom einzuberufen, ist bemerkenswert.

Vergleichbares ist zuletzt im April 2002 passiert, als Johannes Paul II. sich mit 12 von 13 US-Kardinälen traf, von denen acht große Diözesen leiteten, und zwei hochrangige Vertreter der US-Bischofskonferenz im Vatikan waren, um die Missbrauchskrise in den Vereinigten Staaten anzugehen und ihnen zu sagen, dass sie mit der Situation anders umgehen müssen.

In einem Tweet nach einer Pressekonferenz vom 11. April über den Brief in Chile sagte Diakon Jaime Coiro, Sprecher der chilenischen Bischofskonferenz, dass Papst Franziskus in den kommenden Wochen auch mit einigen Missbrauchsopfern des chilenischen Klerus zusammentreffen werde und diese persönlich um Vergebung bitten werden.

Coiro sprach über den Schaden und das Leid, das den missbrauchten Minderjährigen widerfuhr, und dass sich die Kirche nicht angemessen um sie gekümmert habe. In den kommenden Wochen, so sagte er, werde die Kirche in Chile „eine intensive Erneuerung unserer Berufung und Mission“ durchlaufen.

Hintergrund

Die Entschuldigung des Papstes ist eine Konsequenz der Chile-Reise von Erzbischof Charles Scicluna vom 19. bis 25. Februar.

Der Erzbischof von Malta und Vorsitzende des Gremiums der Glaubenskongregation für die Untersuchung schwerwiegender Delikte war von Papst Franziskus nach Chile entsandt worden, um Zeugenaussagen über einer angeblich von Bischof Juan Barros von Osorno verübten Vertuschung von Fällen sexuellen Missbrauchs durch den Priester Fernando Karadima aufnehmen.

Erzbischof Scicluna empfing unter anderem Personen und Gruppen, die betroffen sind vom Fall Barros sowie den Bischof von Osorno selbst, sowie die Kommission zur Prävention sexuellen Missbrauchs und Zeugen, die in Verbindung zu angeblichen Fällen sexuellen Missbrauchs durch Maristen in Chile stehen.

Die Entsendung Sciclunas nach Chile im Februar folgte dem eigenen dreitägigen Besuch Chiles durch den Papst. Dabei hatte Franziskus erneut Bischof Barros verteidigt und gesagt, dass Vorwürfe, dieser habe Missbrauch vertuscht, unbewiesen und „verleumderisch“ seien.

Als Antwort auf einen chilenischen Journalisten, der nach dem Thema fragte, sagte Papst Franziskus wörtlich: „An dem Tag, an dem man mir Beweise gegen Bischof Barros bringt, werde ich sprechen. Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Es ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Mehrere ehemalige Missbrauchsopfer betonten jedoch das Gegenteil: Sie werfen Bischof Juan Barros Madrid von Osorno vor, seinen langjährigen Freund und Mentor gedeckt zu haben. Dieser Priester, Fernando Karadima, hat jahrelang Minderjährige psychisch und sexuell schwerst missbraucht.

Bischof Barros selbst bestreitet diese Vorwürfe:

„Ich habe nie etwas von diesen schweren Misshandlungen gewusst oder hätte mir diese vorgestellt, die dieser Priester gegen die Opfer verübt hat“, sagte er gegenüber der Agentur „Associated Press“.

Hintergrund: Bischof Barros

Im Januar 2015 ernannte Papst Franziskus Bischof Barros zum Oberhirten der Diözese Osorno in Südchile. Die Ernennung löste sofort scharfe Proteste aus. Mehrere Priester forderten den Rücktritt des neuen Bischofs. Dutzende Demonstranten, darunter auch Nicht-Katholiken, versuchten, seine Einführungsmesse am 21. März 2015 in der Kathedrale von Osorno zu verhindern und stören.

Tage später sagte Erzbischof Fernando Chomali Garib von Concepción, dass Papst Franziskus ihm gesagt habe, dass es „keinen objektiven Grund“ gäbe, dass der Bischof nicht installiert werden sollte.

Der Papst sei über die Situation auf dem Laufenden gehalten worden, so Erzbischof Garib.

Am 31. März 2015 veröffentlichte die Kongregation für die Bischöfe des Vatikans ebenfalls eine Erklärung, in der sie erklärte, dass das Büro „die Kandidatur des Prälaten sorgfältig geprüft und keine objektiven Gründe gefunden habe, die Ernennung auszuschließen“.

Der damalige Apostolische Nuntius in Chile, Erzbischof Ivo Scapolo, sagte, dass alle Informationen über die Person Barros an Papst Franziskus weitergegeben worden seien. Die meisten Leute in der Kirche stünden hinter Barros, fügte der Nuntius hinzu.

Fakt ist: Jahrzehntelang war der heutige Bischof Barros ein Zögling und enger Freund von Fernando Karadima; der damals einflussreiche Priester aus Santiago förderte die Berufungen von etwa 40 Priestern — darunter die von Juan Barros.

Als Berichte über sexuellen Missbrauch und andere Skandale um Karadima immer wieder auftauchten, gehörte Bischof Barros zu den Priestern, welche die Vorwürfe öffentlich bestritten. Eine Zivilklage gegen Karadima wurde mit der Begründung abgewiesen, dass seine Taten verjährt seien.

Im Februar 2011 beendete dann die Kongregation für die Glaubenslehre ihre Untersuchung mit dem Urteil, dass der Priester erwiesenermaßen schuldig ist. Dem mittlerweile über 80 Jahre alten Mann wurde ein Leben in Zurückgezogenheit und Gebet verordnet. Karadima ist bis heute weiterhin Priester.

Bischof Barros erklärte, er habe sich bereits von dem Schuldigen distanziert, bevor Anschuldigungen aufgetaucht seien. Begründung: Karadima sei „übellaunig“ geworden.

„Der Schmerz der Opfer schmerzt mich enorm, ich bete für diejenigen, die diesen Schmerz heute mit sich tragen“, teilte Barros 2015 in einem Brief an die Gläubigen der Diözese Osorno vor seiner Installation mit.

Am 6. Mai 2015, fünf Monate nach der Ernennung von Barros zur Diözese Osorno, wandte sich Diakon Jaime Coiro, Generalsekretär der chilenischen Bischofskonferenz, persönlich an Papst Franziskus und sagte ihm: Die Kirche in Osorno habe für ihn „gebetet und gelitten“.

„Osorno leidet, ja“, antwortete Papst Franziskus, „an Dummheit.“

„Die einzige Anklage gegen diesen Bischof wurde vor Gericht entkräftet“, so der Papst gegenüber Diakon Coiro in einem Video, dass die chilenischen „Ahora Noticias“ veröffentlicht haben.

„Denken Sie mit Ihrem Kopf nach und lassen Sie sich nicht von den Linken an der Nase herumführen, die diesen Fall zusammengebastelt haben“, fügte der Papst hinzu.

Das sehen mehrere Missbrauchs-Opfer von Karadima anders.

Drei von ihnen werfen Barros vor, den überführten Täter gedeckt und dessen Verbrechen vertuscht zu haben – eine Darstellung, die von den offiziellen vatikanischen Ermittlungen nicht bestätigt wurde.

Der bekannteste dieser Ankläger, der ehemalige Seminarist Juan Carlos Cruz, lebt in den USA und hat als leitender Kommunikationsmanager für die Firma DuPont gearbeitet. Cruz wirft Karadima vor, ihn in den 1980er Jahren sexuell missbraucht zu haben, und hat wiederholt behauptet, Barros und andere Zöglinge Karadimas hätten von den Misshandlungen gewusst und seien sogar Zeuge davon geworden, so die „Associated Press“.

Am 11. Januar 2018 berichtete AP, dass ein vertraulicher Brief des Papstes an die Chilenische Bischofskonferenz vom 31. Januar 2015 die Besorgnis einiger chilenischer Bischöfe bezüglich der Ernennung anspricht. In diesem Schreiben erwähne der Papst auch, dass der Apostolische Nuntius 2014 Barros gebeten habe, als Militärbischof der chilenischen Streitkräfte zurückzutreten und eine Auszeit zu nehmen, bevor er eine andere Verantwortung als Bischof übernehme.

In dem Brief des Papstes heißt es zudem offenbar auch, dass Barros darüber informiert worden sei, dass ein ähnliches Vorgehen für zwei weitere von Karadima ausgebildete Bischöfe geplant sei. Dies solle Barros aber nicht weitersagen. Barros habe jedoch, berichtete AP, „ein ernstes Problem“ geschaffen, als er diese beiden Bischöfe in einem Rücktrittscheiben als Militärbischof beim Namen nannte und damit „jede Chance verbaute“, diese Bischöfe aus den Kontroversen zu entfernen. (CNA Deutsch)