D: Geht die DBK auf Konfrontationskurs mit Rom?

Der Ständige Rat der Deutschen Bischofskonferenz tagte heute in Würzburg.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) veröffentlichte heute einige wenige Details zur Aussprache der stattgefundenen Sitzung auf ihrer Website. Die Bischöfe befassten sich mit der seit einigen Tagen öffentlich geführten Debatte um die pastorale Handreichung über konfessionsverschiedene Ehen und eine gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie im Einzelfall.

Die Bischöfe hatten den Text der Handreichung in ihrer Frühjahrsversammlung mit einer Zweidrittelmehrheit beschlossen. Bis zur heutigen Sitzung konnten die Mitglieder Änderungsvorschläge („Modi“) einreichen. Auf der Website der DBK heißt es hierzu am 23. April:

„Diese (Modi, d. Red.) wurden in das Dokument eingearbeitet. Dessen finale Fassung wurde gemäß Beschlussfassung der Vollversammlung von den Vorsitzenden der Glaubenskommission und der Ökumenekommission sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz festgestellt. Kardinal Reinhard Marx wird die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und die zuständigen Einrichtungen in der Römischen Kurie informieren.

Der Ständige Rat begrüßt die Möglichkeit zu einem vertiefenden und klärenden Gespräch in Rom. An diesem werden nach jetzigem Stand auf Einladung der Kongregation für die Glaubenslehre neben dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, auch der Erzbischof von Köln, Kardinal Rainer Maria Woelki und der Bischof von Münster, Bischof Dr. Felix Genn, teilnehmen. Ziel des Gesprächs aus Sicht des Ständigen Rates ist es, die pastoralen Aspekte und den rechtlichen Kontext auch aus weltkirchlicher Sicht zu erörtern und abzuwägen.“

Nachdem die Handreichung von sieben Bischöfen der Vollversammlung, unter Leitung von Kardinal Woelki, an die zuständigen Einrichtungen in der Römischen Kurie weitergeleitet wurden, gab es mit Sicherheit eine Menge Gesprächsbedarf.

Unverständlich ist allerdings, warum der Ständige Rat am heutigen Tag eine finale Fassung der Handreichung beschlossen hat. Nach der öffentlichen Kritik und dem Ansinnen des Päpstlichen Einheitsrates, es bestehe „Erklärungsbedarf“ vonseiten des Leiters der DBK, ist der Beschluss einer finalen Fassung noch kritischer zu bewerten. Dieser Umstand lässt durchaus darauf schließen, dass man sich auf einen Konfrontationskurs mit Rom einlassen will, anstatt die Gespräche in Rom in Ruhe abzuwarten. (vh – mm)

Fünfzehn Krankheiten der Seele: eine Spurensuche

VatikanDie Krankheiten der Seele, fünfzehn an der Zahl und von Papst Franziskus vor genau einem Jahr in seiner Weihnachtsansprache an die Kurie aufgezählt, sind schnell berühmt geworden. Wie kann ein Chef so etwas seinen Mitarbeitern vorhalten? Ist das wirklich nur ein Beichtspiegel, oder ist das nicht auch eine Rückmeldung? Viel Rätselraten, was es mit diesen Krankheiten, dem spirituellen Alzheimer, der geistigen Versteinerung, des Funktionalismus und so weiter, auf sich hat. An diesem Montag wird Papst Franziskus sich wieder an die Kurie wenden, dazu hat Pater Bernd Hagenkord hat etwas nachgeforscht (ausführlich hier) und eine Quelle für die Ansprache aus dem vergangenen Jahr gefunden. Was hat es damit auf sich?

„Nun ja, Quelle ist vielleicht etwas übertrieben, aber es gibt tatsächlich eine Vorlage dafür. Die Zahl fünfzehn hat mich stutzig gemacht. In der Tradition des Jesuitenordens gibt es einen Text, der auch ‚die Krankheiten der Seele und Weisen sie zu heilen’ heißt, und da sind es auch genau fünfzehn Stück. Sie sind alle anders als die von Papst Franziskus genannten, aber das Vorbild scheint mir klar zu sein. Ein früher berühmter Text, der in vielen Regelsammlungen des Ordens abgedruckt war. Und Pater Jorge Bergoglio kennt die Tradition seines Ordens sehr gut. Es ist übrigens ein alter Text, bereits aus dem Jahr 1600.“

Warum hat Papst Franziskus einen so alten Text aufgegriffen, um sich heute an die Kurie zu wenden?
„Da müssen wir den Papst schon selber fragen, aber ich denke, die Tradition der Beichtspiegel und die Versuche, erst einmal bei sich selbst anzufangen, bevor man allgemein kritisiert, das sind Traditionen, die er wachrufen wollte.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Original – wenn ich es denn mal so nennen darf – und der Ableitung durch den Papst. Das Original ist vom damaligen Jesuitengeneral Claudio Aquaviva als Leitungsinstrument geschrieben worden, es war also für Ordensobere gedacht. Papst Franziskus dagegen möchte, dass jeder über sich selbst nachdenkt, das ist eine völlig andere Gattung Text. Deswegen darf man die Analogie zwischen den Texten nicht übertreiben. Aber die Bildsprache der Krankheiten und die Zahl Fünfzehn legt sehr nahe, dass der Papst sich an diesem alten Text orientiert hat.“

Lernen wir aus dem alten Text etwas, was uns beim Verstehen der Papstansprache helfen kann?

„Ich glaube, dass uns das Bild der ‚Krankheit’ etwas klarer wird. Damit greift der Papst eine alte Sprache auf, die wir heute so nicht mehr verwenden, unser Verständnis von Krankheit ist ja ein anderes, niemand trägt Schuld daran, dass er etwa Alzheimer hat, das wäre absurd. Die Bildsprache der Krankheiten der Seele aber geht ja davon aus, dass man selber etwas daran machen kann. Also eine ganz andere Vorstellungswelt. Der alte Text kann uns beibringen, wie vorsichtig wir mit zu engen Analogien umgehen müssen. Es ist wirklich keine Analyse einer Situation, sondern eine Aufforderung, selber bei sich nachzudenken. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger.“ (rv)

Vatikan: Dikasterienleiter beim Papst

Papst Benedikt XVI. hat am Montag Leiter der Dikasterien der Römischen Kurie empfangen. Die Treffen finden gewöhnlich zwei Mal im Jahr statt. Die Dikasterien sind die Behörden der Römischen Kurie. Zu ihnen gehören das Staatssekretariat, die Kongregationen und die Päpstlichen Ämter, ebenso die Präfektur des Päpstlichen Hauses und das Amt für die liturgischen Feiern des Papstes. Zu den Themen des aktuellen Treffens gab der Heilige Stuhl vorerst nichts bekannt. (rv)