Kardinalsrat: Vom „pastoralen Charakter“ der Kurie

Das neue „Grundgesetz“ des Vatikans ist noch nicht fertig. Bei den Beratungen des Kardinalsrates mit dem Papst hat sich in den letzten Tagen herausgestellt, dass der Entwurf noch ein wenig der Überarbeitung bedarf.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

Der Kardinalsrat K-9, der den Papst in Sachen Kurienreform berät, hat sich von Montag bis Mittwoch im Vatikan getroffen. Vatikansprecher Greg Burke informierte am Mittwoch über die jüngste Sitzungsrunde.

Dabei sei der Entwurf der neuen „Apostolischen Konstitution der Römischen Kurie“, dessen Text noch nicht öffentlich bekannt ist, vorgelesen worden. Die Änderungen werden noch etwas brauchen“, so Burke. Danach sollen die Kardinäle des Rates das Dokument billigen, ehe es an den Papst „zur endgültigen Inkraftsetzung“ geht.

Beratungen auch zu Kinderschutz und Medienreform

Burke ließ sich auch einige Einzelheiten zum Inhalt des neuen Dokuments entlocken. Der Text betone, dass die Kurie „im Dienst am Heiligen Vater und den Ortskirchen“ stehe und dass ihre Aktivitäten „pastoralen Charakter“ trügen. „Die Verkündigung des Evangeliums und der missionarische Geist“ sollten die „Perspektive“ allen Handelns „der gesamten Kurie“ darstellen.

Der US-amerikanische Kardinal Sean O’Malley unterrichtete die Teilnehmer über die neuen Entwicklungen bei der päpstlichen Kommission für Kinderschutz. Der Interims-Präfekt des Kommunikationssekretariats, Lucio Ruiz, sprach über den derzeitigen Stand der Reformen im vatikanischen Medienbereich.

Von den neun Kardinälen, die dem Rat angehören, fehlte durchgehend nur der Australier George Pell, der sich in seiner Heimat Missbrauchsvorwürfen stellt. Kardinal Marx nahm am Dienstag und Mittwoch an den Sitzungen teil. Die Beratungen sind jedes mal von Montag bis Mittwoch angesetzt, sodass Papst Franziskus an den ersten beiden Tagen daran teilnehmen kann. Die nächste Sitzung des Kardinalsrates findet vom 11. bis 13. Juni statt. (vatican news)

Fall Barros: Papst trifft Missbrauchs-Überlebende

 

Mit seinen Äußerungen zu kirchlichen Missbrauchsfällen in Chile hat Papst Franziskus zu Jahresbeginn viele vor den Kopf gestoßen: Jetzt versucht er, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.

Stefan von Kempis – Vatikanstadt

In einem ungewöhnlichen Brief an die chilenischen Bischöfe bat der Papst, der das Land im Januar besucht hat, unlängst um Vergebung für schwere Fehleinschätzungen. Das bezog sich auf den Fall Juan Barros; dem Bischof von Osoro wird vorgeworfen, er habe gewusst, dass ein mit ihm befreundeter Priester Jugendliche sexuell missbrauchte. Barros leugnet das, und Franziskus hielt in öffentlichen Äußerungen bislang unbeirrt an Barros fest.

Jetzt also eine Kurskorrektur des Papstes. In einem ersten Schritt wird er sich mit einigen Opfern des Priesters – er heißt Fernando Karadima – treffen. Franziskus‘ Sprecher Greg Burke bestätigt an diesem Mittwoch, dass der Papst „am kommenden Wochenende drei Opfer von kirchlichen Missbrauchstätern in Chile in der Casa Santa Marta treffen wird“. Einer der drei Männer ist Juan Carlos Cruz, der seit Jahren besonders hartnäckig auf den Skandal rund um Karadima und Barros aufmerksam macht.

“ Damit sich solche abscheuliche Taten nicht mehr wiederholen ”

„Der Papst dankt ihnen dafür, dass sie seine Einladung angenommen haben“, so Burke. „In diesen Tagen des persönlichen, brüderlichen Begegnens will er sie um Vergebung bitten, ihren Schmerz und seine Scham für das Geschehene mit ihnen teilen und vor allem ihre Vorschläge anhören, was sich tun ließe, damit sich solche abscheuliche Taten nicht mehr wiederholen.“

Franziskus werde die Missbrauchs-Überlebenden einzeln treffen „und jeden von ihnen ausführlich zu Wort kommen lassen“. Der Papst bitte um Gebet für die Kirche in Chile und dafür, „dass diese Begegnungen in einem Klima des Vertrauens stattfinden“. Franziskus hoffe, dass die Treffen in seiner Vatikan-Residenz „ein wichtiger Schritt“ sein werden, damit es nie wieder zu „Gewissens-, Macht- und vor allem sexuellem Missbrauch in der Kirche“ komme.

Nach den Gesprächen mit den Missbrauchs-Überlebenden wird sich Franziskus in Rom in absehbarer Zeit auch mit den chilenischen Bischöfen treffen. Spätestens dann wird auch eine Entscheidung über Bischof Barros getroffen werden (müssen). (vatican news)

Bergamo: Leichnam Papst Johannes XXIII. kehrt für kurze Zeit in Heimatdiözese zurück

Laut „Crux“ werden die sterblichen Überreste von Papst Johannes XXIII. für 18 Tage in seine Heimatdiözese Bergamo überführt.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Die US-Website „Crux“ berichtete gestern über dieses ungewöhnliche Ereignis:

„Wir danken Papst Franziskus für diese Geste der väterlichen Liebe“, sagte Bischof Francesco Beschi von Bergamo. „Es ist eine große Freude und besondere Gnade für uns.“

Von seiner Ruhestätte in der Peterskirche wird der Leichnam des verstorbenen Papstes am 24. Mai nach Bergamo überführt und soll zunächst im städtischen Gefängnis eintreffen, bevor er in das nach Papst Johannes XXIII. benannte Diözesanseminar verlegt wird. In dieser Nacht werden Priester der Diözese die sterblichen Überreste zur Kathedrale bringen.

Die Jugendlichen der Diözese werden am 25. Mai in der Kathedrale eine Gebetsvigil halten und für den nächsten Morgen sind Priesterweihen vorgesehen.

Nach einer Messe mit den Armen am 27. Mai wird die Leiche in das nach dem verstorbenen Papst benannte Krankenhaus gebracht und dann in das Heiligtum des Heiligen Johannes XXIII. in Sotto il Monte gebracht.

Pilger können bis zum 10. Juni vor dem Leichnam des Heiligen am Heiligtum beten, wenn Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär im Vatikan, die Messe feiert und die Leiche in den Vatikan zurückgebracht wird. (vh – mm)

Vatikan: Papst spricht mit chilenischen Missbrauchsopfern

Greg Burke, Leiter des Presseamtes des Heiligen Stuhls gab heute bekannt, dass Papst Franziskus am kommenden Wochenende einige Missbrauchsopfer aus Chile empfangen wird.

Vaticanhistory – Martin Marker.

Im Bulletin des Presseamtes heißt es hierzu:

„Am kommenden Wochenende wird der Heilige Vater in der Casa Santa Marta drei Opfer von Misshandlungen des Klerus in Chile empfangen: Juan Carlos Cruz, James Hamilton und Jose Andrés Murillo. Der Papst dankt ihnen dafür, dass sie seine Einladung angenommen haben: In diesen Tagen der persönlichen und brüderlichen Begegnung möchte er sie um Vergebung bitten, ihren Schmerz und ihre Scham über das, was sie erlitten haben, teilen und vor allem all ihren Vorschlägen zuhören, um zu vermeiden dass diese verwerflichen Tatsachen wiederholt werden. Der Papst wird die Opfer einzeln empfangen und solange wie nötig sprechen lassen.“

Die drei genannten Missbrauchsopfer stehen im Zusammenhang mit dem Fall „Bischof Barros“ und möglichen anderen Bischöfen des chilenischen Klerus.

Wie Vaticanhistory berichtete, gibt es vonseiten zumindest eines Missbrauchsopfers auch Vorwürfe gegen Kardinal Errázuriz Ossa (84), der derzeit Mitglied des Kardinalsrates K9 ist. (vh – mm)

Bayerische Behörden sollen ab 1. Juni im Eingangsbereich ein Kreuz aufhängen

 

MÜNCHEN  – Als „klares Signal für die christliche Tradition“, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, soll ab 1. Juni in allen bayerischen Behörden im Eingangsbereich ein Kreuz hängen. Bislang ist es bereits für Klassenzimmer und Gerichtssäle vorgeschrieben. Die Maßnahme hat der bayerische Ministerrat am heutigen Dienstag beschlossen. Eine Änderung der Geschäftsordnung der Behörden im Land regelt den Schritt, wie die Staatskanzlei in München mitteilte:

„Im Eingangsbereich eines jeden Dienstgebäudes im Freistaat ist als Ausdruck der geschichtlichen und kulturellen Prägung Bayerns deutlich wahrnehmbar ein Kreuz als sichtbares Bekenntnis zu den Grundwerten der Rechts- und Gesellschaftsordnung in Bayern und Deutschland anzubringen“

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bezeichnete das christliche Kreuz als grundlegendes Symbol der kulturellen Identität des Freistaates – und brachte selbst gleich in der Staatskanzlei ein Kreuz an.
Auch Kommunen, Landkreisen und Bezirken wird empfohlen, das Kreuz aufzuhängen, falls es nicht ohnehin bereits der Fall ist. Verpflichtet sind diese jedoch nicht.
Kritik der Opposition
Während Vertreter der Oppositionsparteien, darunter SPD und Grüne, den Schritt kritisierten, meldet der „Bayerische Rundfunk“ (BR), dass Joachim Unterländer vom Landeskomitee der bayerischen Katholiken die Entscheidung begrüße: Kreuze seien Bestandteil des öffentlichen Lebens im Bayern, so der Vorsitzende der Katholikenvertretung und CSU-Landtagsabgeordnete laut BR. Für ihn seien Kreuze gelebte Volkskultur – doch reichten Symbole allein nicht aus, warnte Unterländer.
Positives Potential für die bayerische Holzschnitzkunst sieht der Oberammergauer Landtagsabgeordnete der Freien Wähler, Florian Streibl, in der Maßnahme – auch wenn er es bedauerte, wenn das Kreuz – so der BR – für „wahlkampfpolitische Spielchen“ instrumentalisiert werde. (CNA Deutsch)

Kommunion-Debatte: Bischof Rudolf Voderholzer äußert sich zum Brief an den Vatikan

REGENSBURG – Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hat im Streit um die geplante Handreichung für die Seelsorge konfessionsverschiedener Ehepaare das Vorgehen der sieben Bischöfe erklärt, die als Reaktion darauf einen Brief nach Rom geschickt hatten.

In einem Interview, das gestern auf der Seite des Bistums Regensburg erschien, sagte Voderholzer, dass gerade das Zweite Vatikanische Konzil mit neuer Deutlichkeit herausgestellt habe, dass die Eucharistie Quelle und Höhepunkt des ganzen kirchlichen Lebens ist. Deshalb sei die Mitfeier der Eucharistie immer ein Bekenntnis zur Katholischen Kirche und ihrer Glaubensinhalte, an der folglich nur jene daran teilnehmen, die sich zu diesem Glauben bekennen.

Der Regensburger Bischof gibt zudem Einblicke, wie es zum Brief an den Vatikan kam, nachdem sieben Diözesanbischöfe und sechs Weihbischöfe am Ende gegen den Text der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) gestimmt hatten:

„Wir haben uns dann entschieden, uns – im Hinblick auf die Einmütigkeit mit der Universalkirche – an Rom zu wenden, wie es jedem Bischof selbstverständlich immer möglich ist. Eine Kopie des Briefes haben wir – persönlich/vertraulich – an Kardinal Marx als den Vorsitzenden der Bischofskonferenz gesandt, um ihn über den Inhalt zu informieren.“

Es gehe im Brief darum, so Voderholzer, nach einem Weg zu suchen, der die Not der Menschen ernst nehme und gleichzeitig Hilfen anbiete. Die von der DBK angestrebte „Handreichung“, die dem evangelischen Ehepartner den unter „bestimmten Umständen“ und „im Einzelfall“ einen Kommunionempfang ermöglicht, könne die pastoralen Probleme aber nicht lösen. Der Regensburger Bischof beklagt, dass sie auch nicht der Bedeutung des Sakraments der Eucharistie in der katholischen Kirche gerecht werde: „Die Handreichung berücksichtigt nicht ausreichend das unterschiedliche Glaubensverständnis der einzelnen Konfessionen hinsichtlich der Eucharistie auf der einen und des Abendmahls auf der anderen Seite.“

Eine Gefahr für die Ökumene sieht Voderholzer durch den Brief der sieben Bischöfe indes nicht:

„Ich halte dafür, dass wir in ökumenischer Verbundenheit alles das miteinander tun, was wir längst tun können: Miteinander das Wort Gottes hören, miteinander singen und beten, miteinander für den Lebensschutz, für die Bedeutung der Ehe von Mann und Frau und der Familie und für die Wahrung der Menschenwürde eintreten. Die gemeinsame Eucharistie kann nicht eine Etappe auf dem Weg sein, sondern sie ist das Ziel. Mehr Einheit geht dann nicht mehr. Aber bis dorthin ist noch ein Weg.“

Wie CNA Deutsch berichtete, hatte die Bischofskonferenz einen Text verabschiedet, der die Interkommunion bei konfessionsverschiedenen Ehepaaren anstrebte. Daraufhin hatten sieben Diözesanbischöfe Protest eingelegt und einen Brief an Papst Franziskus geschrieben. (CNA Deutsch)

Italien: Ehemaliger Papst-Butler gibt erstmals Interview

Der 83jährige Italiener Angelo Gugel war unter drei Päpsten Kammerdiener. Bisher gab er nie ein Interview, nun sprach er über seine Vergangenheit im Vatikan mit der Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Er kam unter Pius XII. in den Vatikan und diente zunächst in der vatikanischen Gendarmerie. Später wurde er unter Johannes Paul I. der Kammerdiener des Papstes, weil Albino Luciani – also Johannes Paul I. – sowohl die Mutter als auch die Ehefrau von Gugel persönlich gut kannte und deshalb Vertrauen in ihn hatte, wie Gugel im Interview mit der römischen Zeitung sagt. Später habe er auch Johannes Paul II. und Benedikt XVI. gedient.

Er habe Johannes Paul II. in seinen Händen gehabt, als am 13. Mai 1981 das Attentat auf dem Petersplatz auf ihn verübt wurde; auch war Gugel einer der letzten, der den lebenden „lächelnden Papst Luciani“ gesehen und mit ihm gesprochen hat. Viele Spekulationen und Verschwörungstheorien geisterten herum, doch er halte nichts davon.

Auch zum Fall der entführten Vatikan-Bürgerin Emanuela Orlandi oder zur angeblichen Beziehung von Vatikan-Mitarbeitern zu Freimauern will Gugel nicht viel sagen. Dies sei alles „böse Sprüche“ gegen den Vatikan und die Kirche. Über seinen Nachfolger Paolo Gabriele, der in den Fall Vatileaks – also den Raub und die illegale Verbreitung von vatikaninternen Dokumenten – verwickelt war und dafür verurteilt wurde, sagt Gugel, dass er „von vornherein gewusst habe“, dass mit diesem Mann „etwas nicht stimmte“, weil sich Gabriele kaum für die Tätigkeit von Gugel interessiert habe, als dieser ihn auf die Arbeitsabläufe eines päpstlichen Kammerdieners hinweisen wollte.

In dem langen Gespräch mit dem „Messaggero“ geht Gugel auch auf die vielen Inkognito-Ausflüge von Johannes Paul II. ein. Einmal habe er bei einem Ausflug an einen römischen Strand die Schlüssel des Aufzugs zur Papstwohnung verloren, doch eine Woche später habe er sie wiedergefunden. Stolz sei er darauf, dass ihm Benedikt XVI. einmal gesagt habe, dass er zur „päpstlichen Familie“ gehöre. In der Tat wurde Angelo Gugel lange Jahre im vatikanischen Jahrbuch unter dem Stichwort „Päpstliche Familie“ aufgeführt. (vatican news)