China: Opfert der Vatikan katholische Bischöfe der kommunistischen Regierung?

Quelle: AsiaNews (Screenshot am 23. Januar)

Der Vatikan unterhält schon seit Jahrzehnten keine diplomatischen Beziehungen zur Volksrepublik China. Besonders die Bischofsernennungen waren in der Vergangenheit stets ein besonderes Ärgernis. Durch Rom ernannte Bischöfe konnten nur im Untergrund arbeiten – im Gegensatz zu den durch die kommunistische Regierung Pekings ernannten Bischöfe. Diese wiederum wurden häufig durch den Heiligen Stuhl nicht anerkannt und exkommuniziert.

Heute veröffentlichte das mediale Organ des Vatikans, vatican.news, eine schier unglaubliche Meldung basierend auf einem Artikel der Nachrichtenagentur AsiaNews, die zum päpstlichen Institut für Auslandsmission in Mailand gehört, unter der Überschrift „China: Vor einem Abkommen mit dem Heiligen Stuhl?“:

„Der Heilige Stuhl soll sogenannte Untergrundbischöfe in China gebeten haben, sich zugunsten sogenannter offizieller Bischöfe zurückzuziehen. …

Sie deutet die Demarche des Vatikans als Hinweis auf ein möglicherweise in die Nähe rückendes Abkommen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Volksrepublik China. Nach AsiaNews-Angaben hat sich im Dezember eine Vatikandelegation in Peking mit Bischof Peter Zhuang Jianjian von Shantou getroffen. Dabei habe sie ihn bereits zum zweiten Mal gebeten, zugunsten von Joseph Huang Bingzhang zurückzutreten. Dieser ist im Unterschied zu Jianjian bisher nicht offiziell vom Vatikan anerkannt. Der jetzt 88-jährige Jianjian ist nach den Angaben der Agentur 2006 mit Erlaubnis des Papstes geheim zum Bischof geweiht worden.

Nach Darstellung von AsiaNews ist die Causa Jianjian kein Einzelfall. Insgesamt gebe es derzeit sieben Bischöfe, die von der Pekinger Regierung ernannt, vom Vatikan aber nicht anerkannt seien. Umgekehrt spricht AsiaNews von etwa zwanzig sogenannten Untergrundbischöfen, die zwar mit Erlaubnis Roms geweiht, vom Regime aber nicht anerkannt seien“.

Das der Vatikan mit unliebsamen Geschehnissen nur zögerlich oder gar nicht an die Öffentlichkeit geht ist bekannt. In diesem Fall, der bereits durch die internationalen Medien publiziert wird, zitiert vatican.news lediglich AsiaNews und enthält sich vorerst einer eigenen Darstellung.

Wenn die Informationen der Nachrichtenagentur AsiaNews der Wahrheit entsprechen, muss sich der Heilige Stuhl einige Fragen gefallen lassen. Um ein Abkommen mit der kommunistischen Regierung der Volksrepublik China zu erreichen, werden offenbar durch Rom ernannte und geweihte Bischöfe in China zum Rücktritt aufgefordert.

Das Papst Franziskus sich stark in Politik einmischt und Regierungen in aller Welt nach seinen eigenen Vorstellungen versucht zu beeinflussen, ist lange bekannt. Das er jetzt aber eigene Bischöfe opfert um diplomatische Beziehungen zu einem kommunistischen Staat aufzubauen ist wohl einzigartig in der Neuzeit der katholischen Kirche. Der chinesische Kardinal Zen Ze-kiun, bis 2009 Bischof von Hongkong, hat schon vor langer Zeit den Heiligen Stuhl davor gewarnt, sich auf Kompromisse einzulassen. (vh)

Interviewbuch: Kardinal Beniamino Stella und „Viri probati“

Neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler meldet sich jetzt auch der Kurienkardinal Stella als Wegbereiter für „Viri probati“ zu Wort.

Benjamino Kardinal Stella hält es für sinnvoll, über die Weihe von Priestern für ältere verheiratete Männer nachzudenken. In einem Interviewbuch mit dem Titel „Tutti gli uomini di Francesco“ (Alle Männer von Franziskus) des italienischen Vatikanjournalisten Fabio Marchese Ragona sagte er:

„Die sogenannten „Viri probati“ seien eine Hypothese, die aufmerksam zu bewerten ist, durchaus offen und ohne Engstirnigkeit“.

Ferner ermahnt Stella die Kirche:

„Den richtigen Moment zu erkennen, in dem der Geist ihr so etwas empfiehlt“.

Kardinal Stella, seit 2013 Präfekt der Kongregation für den Klerus und vorher Apostolischer Nuntius in Kuba und Kolumbien ist eine Kreatur von Papst Franziskus. Im Jahr 2014 hatte ihn der Papst in den Kardinalsstand erhoben. Bisher ist Stella kaum in der Öffentlichkeit in Erscheinung getreten. Nun stellt er sich offen auf die Seite von Papst Franziskus und unterstützt dessen Vorhaben, das Zölibat in der katholischen Kirche zu verändern. Anfang 2017 mit der Ankündigung der http://www.vaticanhistory.de/wordpress/?p=13347Amazonassynode 2019 hatte Franziskus geäußert:

“Wir müssen darüber nachdenken, ob „Viri probati“ eine Möglichkeit sind. Dann müssen wir auch bestimmen, welche Aufgaben sie übernehmen können, zum Beispiel in weit entlegenen Gemeinden.”

Somit hat der Papst einen weiteren Unterstützer neben Kardinal Hummes und Bischof Kräutler für sein Vorhaben in Lateinamerika erhalten. Kräutler war Co-Autor der zweiter Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Seither ist er zusammen mit Kardinal Hummes, der einer der Vorgänger von Kardinal Stella im Amt des Präfekten der Kleruskongregation war, ein Verfechter das Zölibat für das Amazonasgebiet außer Kraft zu setzen. In der Vergangenheit und Gegenwart haben sich auch in Deutschland Kardinäle wie Walter Kasper, Reinhard Marx und Karl Lehmann für eine Diskussion darüber stark gemacht.

Der jüngste Papstbesuch in Chile und Peru hat durchblicken lassen, das Franziskus durchaus willens ist beim Zölibat einen neuen Weg zu beschreiten. (vh)

Papst präzisiert: Wollte mit Aussagen zum Fall Barros niemanden verletzen

VATIKANSTADT – Auf dem Rückflug von Peru nach Rom hat Papst Franziskus seine Aussagen präzisiert, die er am 18. Januar gegenüber einem chilenischen Journalisten machte. Er habe damit den Opfern sexuellen Missbrauchs durch Geistliche nicht Schmerzen bereiten wollen, betonte der Pontifex.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Der Papst sagte, dass seine Verwendung des „Beweises des Wortes“ nicht der beste sei, um sich einem leidenden Herzen zu nähern, und bat um Vergebung von Opfern, die er verletzt haben könnte. Der Gedanke, Opfer unbeabsichtigt verletzt zu haben, habe ihn „entsetzt“, besonders nachdem er Opfer in Chile getroffen habe, so wie er es auch auf anderen Reisen wie 2015 in Philadelphia getan habe.

Er habe den Chilenen nur erklären wollen, dass es aus seiner Sicht ungerecht sei, Bischof Juan Barros dafür zu verurteilen, vom sexuellen Missbrauch an Kindern durch einen befreundeten Priester gewusst und dies vertuscht zu haben.

Vier Opfer sexuellen Missbrauchs des überführten Kinderschänders Fernando Karadima beschuldigen Barros, von den Verbrechen seines langjährigen Freundes und Mentors gewusst zu haben. Ihre Aussagen sind öffentlich wiederholt publiziert und bekräftigt worden.

Karadima, der einst eine Laienbewegung leitete, wurde 2011 in einem vatikanischen Prozess wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilt. Im Alter von 84 Jahren wurde er zu einem Leben in Gebet und Einsamkeit verurteilt.

Während seines Besuches in Chile vom 15. bis 18. Januar traf Papst Franziskus auch mit Missbrauchsopfern zusammen. Als er jedoch am letzten Tag im Land von Journalisten über Barros befragt wurde, sagte er:

„An dem Tag, an dem sie mir Beweise gegen Bischof Barros bringen, werde ich sprechen“, und weiter: „Es gibt keinen einzigen Beweis gegen ihn. Das ist alles Verleumdung. Ist das klar?“

Barros, der seine Unschuld beteuert, ist seit seiner Ernennung zum Diözesanbischof von Osorno im Jahr 2015 umstritten. Papst Franziskus verteidigt Barros seit Jahren.

Nun räumte der Pontifex ein, mit dem Begriff „Beweise“ sei es schwer, „sich einem leidenden Herzen zu nähern“.

Er sei sich auch dessen bewusst, dass Opfer möglicherweise gar nicht beweisen können, was ihnen zugestoßen ist – sei es, weil es keine Beweise mehr dafür gibt, oder aus Scham oder Angst.

„Barros ‚Fall wurde untersucht, er wurde erneut untersucht, und es gibt keine Beweise“, sagte Franziskus Journalisten im Flieger am 21. Januar. „Das wollte ich sagen. Ich habe keine Beweise, um ihn zu verurteilen. Und wenn ich ihn ohne Beweise oder ohne moralische Gewissheit verurteile, würde ich das Verbrechen begehen, das ein schlechter Richter begeht.“

„Wenn eine Person kommt und mir Beweise gibt“, fuhr er fort, „bin ich der erste, der ihm zuhört. Wir sollten gerecht sein.“

Die Aussagen des Papsts in Chile waren international auf heftigen Widerstand gestoßen. Kritiker warfen Franziskus vor, seine Aussagen seien Opfern gegenüber unsensibel.

Der derzeitige Präsident der Kinderschutzkommission des Vatikans bezeichnete die Worte des Papstes als schmerzhaft und befremdlich für Opfer des sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. Kardinal Sean O’Malley, Erzbischof von Boston und einer von neun Mitgliedern des Kardinalrates des Papstes, gab am 20. Januar eine Erklärung ab. Darin heißt es:

„Es ist verständlich, dass die Äußerungen von Papst Franziskus (…) eine Quelle großer Schmerzen für Überlebende sexuellen Missbrauchs durch Geistliche oder andere Täter waren“.

Der Kardinal weiter:

„Wenn gesagt wird, ‚wenn Du Deine Aussagen nicht beweisen kannst, dann wird man Dir nicht glauben‘, dann werden damit diejenigen im Stich gelassen, die schwerste, kriminelle Verletzungen ihrer menschlichen Würde erlitten haben, und es wird ihnen ein schlechter Ruf angehängt“.

Da er nicht persönlich in die chilenischen Fälle verwickelt war, sagte O’Malley, er könne nicht darüber sprechen, warum der Papst die spezifischen Worte gewählt habe, die er als Reaktion auf die Reporter verwendet habe.

„Ich weiß jedoch, dass Papst Franziskus das ungeheuerliche Versagen der Kirche und ihres Klerus, die Kinder missbrauchten, und die verheerenden Auswirkungen, die diese Verbrechen auf die Überlebenden und ihre Angehörigen hatten, voll und ganz zur Kenntnis nimmt.“

„Ich begleitete den Heiligen Vater bei zahlreichen Treffen mit Überlebenden“, so O’Malley weiter. Er habe erlebt, wie sehr dem Papst der oft lebenslange Schmerz der Opfer betroffen habe.

Während der Pressekonferenz im Flieger sagte der Papst, dass er O’Malleys Aussage gesehen habe und dass er Wertschätzung für den Kardinal habe: „Ich danke ihm für seine Aussage, weil sie sehr gerecht war.“

„[O’Malley] hat alles gesagt, was ich getan habe und was ich tue, dass die Kirche tut, und dann hat er von der Trauer der Opfer gesprochen“, so Franziskus. „Weil viele Opfer denken, dass sie nicht in der Lage sind, ein Dokument oder eine Zeugenaussage machen können.“

Unklar ist, ob der Papst das Mandat O’Malleys als Leiter der Kinderschutzkommission verlängern wird – dessen dreijährige Amtszeit ist im vergangenen Dezember eigentlich ausgelaufen.

In der Pressekonferenz sagte Franziskus lediglich, er habe vor der Abreise nach Latein-Amerika eine Liste von Empfehlungen für neue Mitglieder erhalten, die er jetzt studiere.

Alvaro de Juana, der den Papst im Flieger begleitete, und Hannah Brockhaus in Rom trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)