Christliche Ex-Muslime werfen dem Papst Blauäugigkeit vor

In einer internationalen Unterschriftenaktion bitten christliche Ex-Muslime den amtierenden Papst, „schnell eine Synode über die Gefahren des Islam“ einzuberufen. Das im Internet veröffentlichte Schreiben, das auf 25. Dezember datiert ist, wirft Franziskus in teils harschem Ton vor, die Bedrohung durch den Islam und muslimische Flüchtlinge für Europa zu verkennen.

„Blauäugigkeit gegenüber dem Islam“ sei „selbstmörderisch und sehr gefährlich“, man könne nicht „von Frieden sprechen und den Islam unterstützen, wie Sie es zu tun scheinen“. Bis Dienstagmittag erreichte der offene Brief von „ehemaligen Muslimen, die katholisch geworden sind, und deren Freunde“ rund 1.300 Unterschriften. Man werde das Schreiben dem Papst schicken, sobald es eine bedeutende Zahl von Unterzeichnern erreicht habe.

Unterschriftenaktionen für und gegen Positionen des Papstes wurden in den vergangenen Jahren zusehends populär. Begünstigt werden sie von der fortschreitenden Entwicklung der sozialen Medien, die es erlauben, lokale Initiativen breit zu streuen. (vatican news)

Vatikan ehrt Theologin des 18. Jahrhunderts mit Briefmarke

Der Vatikan ehrt in diesem Jahr eine Theologin und Mathematikerin des 18. Jahrhunderts mit einer Briefmarke. In Vorbereitung ist auch ein Postwertzeichen zum 70. Jahrestag der Verabschiedung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte durch die UNO. Das geht aus dem Programm des vatikanische Münz- und Markenamtes hervor, das der Vatikan an diesem Dienstag veröffentlichte.

Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Die Briefmarke zu Ehren von Maria Gaetana Agnesi (1718-1799) bezieht sich auf den 300. Geburtstag der Italienerin, die auch als Mathematikerin und Wohltäterin wirkte. Sie war die erste Frau, die ein Buch über Mathematik veröffentlichte sowie die erste, der ein Lehrstuhl in diesem Fach angetragen wurde, nachdem sie zunächst drei Jahre lang an der Universität Bologna als Vertretung für ihren Vater Mathematik gelehrt hatte. In ihrer Heimatstadt nahm sich die tiefgläubige Gelehrte unbemittelter kranker Frauen an und hielt öffentliche Unterweisungen in Katechismus. Ein Studium in Theologie absolvierte sie nie, doch suchten auch Kirchenmänner wie Kardinal Giuseppe Pozzobonelli ihren Rat in der Beurteilung religiöser Schriften.

Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte wurde am 10. Dezember 1948 durch die Vereinten Nationen in Paris verabschiedet. Sie entstand unter dem Eindruck der Schrecken von Nazi-Herrschaft und zwei Weltkriegen. Seither gilt der 10. Dezember als Tag der Menschenrechte. Der Heilige Stuhl hat die Erklärung nicht unterschrieben. Allerdings erkannte Papst Johannes XXIII. sie in seiner Enzyklika „Pacem in terris“ von 1963 „trotz begründeter Vorbehalte“ als einen „großen Fortschritt für die Menschheit“ an. Papst Benedikt XVI. würdigte in seiner Ansprache vor der UNO von 2008 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ausdrücklich.

Weitere Briefmarken, die der Vatikan 2018 veröffentlichen will, erinnern an den 50. Jahrestag des Todes von Pater Pio und an den 600. Jahrestag der Kuppel der Kathedrale von Florenz, Santa Maria del Fiore, die als Hauptwerk Filippo Brunelleschis gilt. Auch zum Europäischen Jahr des Kulturellen Erbes sowie zum 150. Todestag des Komponisten Gioacchino Rossini sind Briefmarken geplant.

Die Themen für die Bilder auf den Briefmarken stimmt das vatikanische Münz- und Markenamt mit dem Governatorat ab, das wiederum über das Staatssekretariat das Einverständnis des Papstes einholt. Religiöse Themen sind die Norm, doch finden sich auch jedes Jahr einige weltliche Motive auf den vatikanischen Postwertzeichen. 2017 brachte der Vatikan eine Briefmarke zum 500. Jahrestag der Reformation heraus und bildete darauf die Darstellung über dem Portal der Schlosskirche von Wittenberg ab, das Martin Luther und Philipp Melanchthon kniend vor dem Kreuz Christi zeigt.

Marken aus dem Vatikan sind auf aller Welt beliebt. Der größte Absatzmarkt nach Italien ist Deutschland. (vatican news)

Dialog ist immer möglich, sagt Kardinal angesichts der Spannungen in Jerusalem

JERUSALEM – Der Vorsitzende des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, hat in Bezug auf die Situation im Heiligen Land betont, dass der Dialog „immer möglich“ sei.

In einem Interview mit der Tageszeitung des Vatikan, L’Osservatore Romano (LOR), bekräftigte der französische Kurienkardinal auch die Bedeutung der gegenseitigen Achtung in Bezug auf die Anhänger anderer Religionen.

Kardinal Tauran erklärte gegenüber LOR, „den Dialog als Weg zu beschreiten, ist immer möglich; aus diesem Grund sollte er, trotz allem, befördert werden. Ja, denn der Christ ist aufgerufen, auch in schwierigen Zeiten ein kohärentes Zeugnis abzulegen, vor allem in einer Welt, in der die Gewalt zunehmend im Namen Gottes oder der Religion verübt wird.“

Seiner Meinung nach gebe es noch Hoffnung für den Frieden im Nahen Osten, betonte er, in Bezugnahme auf die Entscheidung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen.

„Der Dialog muss weiterhin auf allen Ebenen geführt werden. Es genügt, daran zu denken, was aufgrund eines signifikanten Zufalls am 6. Dezember passiert ist, als die Entscheidung des Weißen Hauses öffentlich bekanntgemacht wurde“, erinnerte der Kardinal in Bezug auf das Treffen des Papstes mit den Teilnehmern einer Versammlung des Dikasterium und der Kommission für den Interreligiösen Dialog des Staates Palästina.

Diese ganze Situation, so der Kardinal, „zeigt, wie wichtig es ist – für uns Christen – in unserem Glauben eifrig und konsequent zu bleiben, in den Schwierigkeiten einer Welt, die so pluralistisch ist, und uns nicht entmutigen zu lassen, um die charakteristischen Herausforderungen einer multikulturellen Realität besser zu verstehen und zu bezeugen, dass es möglich ist, zusammenzuleben, in der Überzeugung, dass die Liebe die einzige Kraft ist, die fähig ist, die Welt zu einem besseren Ort für uns alle zu machen.“

Der Status Quo Jerusalems

Am Mittwoch, den 6. Dezember, hatte Donald Trump seine Entscheidung bekanntgegeben, die Botschaft der Vereinigten Staaten von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen.

Damit wurde Jerusalem durch die USA als Hauptstadt Israels anerkannt, was zu teilweise gewalttätigen Zusammenstößen geführt hatte. Die palästinensische Organisation Hamas rief zu einer neuen “Intifada” auf, das heißt zu einer neue Rebellion, einem neuen Aufstand gegen Israel.

Mehrere Länder und UN-Vertreter haben Trumps Entscheidung kritisiert. Andere Regierungen haben jedoch die Ankündigung der Vereinigten Staaten befürwortet, wie Guatemala, das ebenfalls ankündigt hat, den Sitz seiner Botschaft in Israel nach Jerusalem zu verlegen.

Der Status Jerusalems ist ein Schlüsselthema im israelisch-palästinensischen Konflikt, da beide Seiten auf diese Stadt als ihre Hauptstadt Anspruch erheben.

Über Jahre hinweg haben die amerikanischen Präsidenten den diplomatischen Sitz in Tel Aviv belassen, wie die meisten Nationen der Welt auch, und ihn nicht nach Jerusalem verlegen wollen.

Die Palästinenser und ein Großteil der arabischen und muslimischen Welt akzeptieren nicht, dass Jerusalem Hauptstadt Israels sei. Neben der umstrittenen Territorialfrage spielt dabei auch eine Rolle, dass sich in Jerusalem heilige Stätten des Judentums, Christentums und Islam befinden.

In der Generalaudienz am 6. Dezember appellierte Papst Franziskus nachdrücklich an den Frieden und daran, eine Lösung für die neue, durch den amerikanischen Präsidenten ausgelöste Krise zu finden. (CNA Deutsch)