Bistum Limburg: Versuch einer Klarstellung – Pressesprecher Schnelle gibt Auskunft

Kath.net (Screenshot am 22. November)

Der Leiter der Pressestelle des Bistums Limburg, Stephan Schnelle, gibt kath.net Auskunft über die Vorwürfe des Magazins „katholisches.info“ gegen Bischof Bätzing und das Bistum Limburg. Katholisches.info hatte unter dem Titel „Bischof Bätzing macht Werbung für Abtreibung“ auf eine äußerst fragwürdige PDF-Datei auf der Internetseite des Bistums Limburg hingewiesen und letztlich den Diözesanbischof dafür verantwortlich gemacht. Im Interview mit kath.net betonte der Pressesprecher Herr Schnelle nun:

„Der Lebensschutz hat für den Bischof und für die Diözese höchste Priorität. Ziel des Engagements der Kirche und der Caritas in der Schwangerenberatung ist der Schutz des ungeborenen Lebens und die klare Option für das Leben.“

Ferner räumte er ein, dass es auf der Internetseite tatsächlich diese PDF-Datei gegeben habe und diese nach Kenntnisnahme entfernt wurde. Er betonte:

 „Wir haben daraufhin das PDF von der Seite entfernt. Die Datei muss nun bearbeitet werden. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich um eine Datei und nicht um eine gedruckte Broschüre handelt.“

„Es handelt sich hierbei nicht um ein Angebot des Bistums oder der Caritas im Bistum Limburg.“

Kath.net selbst bemerkt zu dem Vorgang:

„Dass auf einer Homepage, für die das Bistum Limburg als letztverantwortlich zeichnet, ausdrücklich auf die Möglichkeit zur Ausstellung eines die Abtreibung ermöglichenden Beratungsscheines aufmerksam gemacht wird, ist hochgradig ärgerlich. Ein strafrechtlich relevanter Tatbestand dürfte aber wohl nicht vorliegen. Das Bistum hat gut daran getan, die entsprechenden Daten sofort nach Kenntnisnahme offline zu stellen.“

Das der Pressesprecher Herr Schnelle hier um Schadensbegrenzung für das Bistum Limburg bemüht ist, liegt auf der Hand. Betrachtet man die Vorgehensweise von Schnelle gegenüber dem kritischen Magazin katholisches.info bleiben allerdings einige Fragen unbeantwortet.

Forderungen und mögliche Strafanzeige

Nachdem katholisches.info die E-Mail von Herrn Schnelle mit dessen Forderungen und einer möglichen Strafanzeige gegenüber dem Magazin unmittelbar veröffentlicht hatte, bleibt offen, warum derartige Drohungen ausgesprochen wurden. War das wirklich notwendig? Erst ATTACKIEREN, dann REAGIEREN. Hier stimmt die Reihenfolge nicht. Scheinbar wurde wohl das Bistum erst durch den Artikel von katholisches.info auf ein Versäumnis im eigenen Haus aufmerksam und hat dann reagiert. Die rechtlichen Drohungen lassen die Pressestelle des Bistums alles andere als gut dastehen. Sie waren schlicht unüberlegt. Verlorenes Vertrauen in die Katholische Kirche gewinnt man so sicher nicht zurück.

Bistum und Caritas

Die Aussage von Herrn Schnelle „es handelte sich bei der PDF-Datei nicht um ein Angebot des Bistums oder der Caritas im Bistum Limburg“ ändert nichts an den Tatsachen. Eigentlich müsste man erwarten, dass im Bistum die Person ausfindig gemacht wird, die dieses Online-Ärgernis zu verantworten hat. Darüber wird jedoch kein Wort verloren. Der Schutz des Bischofs steht einzig im Vordergrund.

Ein weiterer Aspekt in dem Interview gibt zumindest zu denken. Pressesprecher Schnelle räumt offen ein, dass gegen Bischof Bätzing eine Anzeige aufgrund von § 219 a STGB bei der Staatsanwaltschaft Limburg erstattet wurde, aber über die Identität der Person habe er keine Kenntnis. Katholisches.info hatte jedoch in seinem ersten Artikel bereits einen Namen genannt „Gerhard Woitzik, Bundesvorsitzende der Deutschen Zentrumspartei“.

Petition gegen das Bistum Limburg

Mittlerer weilen taucht dieser Name auch an anderer Stelle im Internet auf. Es gibt einen Petitionsaufruf (PatriotPetition.org) gegen das Bistum Limburg. Hier werden Namen offen genannt und die Petition hat laut der Seite bereits 4607 Unterzeichner (Stand Dienstag, 16.50 Uhr). Wer allerdings tatsächlich hinter dieser Petition steht ist vollkommen unklar. Ein Impressum ist auf dieser Website nicht zu finden und ein Verantwortlicher so nicht auszumachen. (vh)

Ungarn: „Kein attraktives Land für Massen-Einwanderung“

Ungarns Umgang mit Flüchtlingen stand in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik. Bilder von Stacheldrahtzäunen an der Grenze zu Serbien gingen um die Welt, auch die scharfen Töne des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gegen die Aufnahme von Migranten stießen vielerorts in Europa auf Unverständnis.

Über den tatsächlichen Umgang Ungarns mit Menschen, die auf der Flucht sind, konnten die Bischöfe des Landes am Montag mit Papst Franziskus sprechen. Die 19 Mitglieder der Bischofskonferenz absolvieren diese Woche ihren Ad-limina-Besuch in Rom. Nach der Audienz beim Papst besuchte der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, Radio Vatikan und sagte im Gespräch mit unseren ungarischen Kollegen:

„Ungarn ist kein attraktives Land für die Massenmigration. Alle wollen nach Westen, vor allem nach Deutschland. Heute ist es so, dass wir den verfolgten Christen und allen Flüchtlingen, die vor Terrorismus und Krieg fliehen, helfen wollen. Wir als katholische Kirche haben große Spendensammelaktionen durchgeführt und konnten so im Nordirak eine Schule bauen. Im Augenblick finanzieren wir den Wiederaufbau eines Dorfes, das der Islamische Staat zuvor eingenommen hatte. Mit dem Rückzug der Terroristen können die Christen dort wieder ihre Heimat aufbauen.“

Immer noch starkes Ost-West-Gefälle im Lebensstandard

Allgemein sei im Westen vielen nicht bewusst, wie die Ungarn heute lebten. Die Unterschiede zu anderen EU-Ländern seien immer noch gut erkennbar, so Kardinal Erdö.

„Das ist eine große Herausforderung, was den Lebensstandard bei uns betrifft. Das Durchschnittsgehalt in Ungarn beträgt nur 25 Prozent des gesamten deutschen Durchschnittsgehaltes. Das war vor 25 Jahren genauso. Das bedeutet: Auch die junge Generation von Gebildeten, Intellektuellen und Facharbeitern geht in den Westen. Das führt zu einem Fachkräftemangel in Ungarn. Das ist auch ein Problem im pastoralen Leben der Kirche.“

Doch es gebe aus kirchlicher Sicht auch erfreuliche Entwicklungen, fügt Kardinal Erdö an.

„Es ist vorgesehen, dass in den öffentlichen Schulen die Kinder bzw. deren Eltern entscheiden sollen, ob sie an einem Ethikunterricht oder am Religionsunterricht teilnehmen sollen. Über die Hälfte der Schüler hat den katholischen Religionsunterricht gewählt. Das bedeutet aber, dass wir sehr viele katholische Katecheten und Religionslehrer brauchen.“

Ein weiteres positives Arbeitsfeld für die Kirche in Ungarn betrifft die Romapastoral, da ist die ungarische Bischofskonferenz derzeit dabei, eine Bibelübersetzung und liturgische Texte in Lovari-Romanes auszuarbeiten, deren Approbierung nun aufgrund der neuen Regelungen des Motu propio „Magnum principium“ einfacher werde, so Erdö.

Und aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Der dritte positive Punkt betrifft aus der Sicht des Kardinals den Seligsprechungsprozess des Zisterziensers Janos Brenner (1931-1947). Bis 1989 durfte Brenners Tod nicht öffentlich erwähnt werden, doch am vergangenen 8. November 2017 hatte Papst Franziskus das Martyrium János Brenners als Voraussetzung für dessen Seligsprechung bestätigt. (rv)

Kurienreform: Papst Franziskus schafft neue Sektion im Staatssekretariat

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat eine dritte Sektion oder Abteilung des Staatssekretariats des Heiligen Stuhls eingerichtet, die den Berichten zufolge am 9. November ihre Arbeit aufgenommen hat. Die neue Sektion wird „Sektion für den diplomatischen Stab“ genannt und kümmert sich um das weltweit stationierte diplomatische Korps des Heiligen Stuhls.

Erzbischof Jan Romeo Pawlowski wurde zum Leiter der dritten Sektion ernannt. Der frühere Apostolische Nuntius in Gabun wurde 2015 Leiter des Amtes für Päpstliche Vertretungen, eine Art „Personalbüro“ im Staatssekretariat.

Dieses Amt wurde nun neben den beiden Abteilungen, die bereits das Staatssekretariat des Vatikans bilden, in eine dritte unabhängige Abteilung umgewandelt.

Die erste Sektion des Staatssekretariats beaufsichtigt die allgemeinen Angelegenheiten der römischen Kurie und wird vom „Stellvertreter“ des Sekretariats geleitet, derzeit Erzbischof Giovanni Angelo Becciu.

Die zweite Abteilung, die „Sektion für die Beziehungen zu den Staaten“, ist mit der diplomatischen Tätigkeit des Heiligen Stuhls betraut. An der Spitze des Amtes steht der Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, der oft als der „Außenminister“ des Vatikans bezeichnet wird. Der britische Erzbischof Paul Richard Gallagher ist dafür zuständig.

Der Papst errichtete den dritten Abschnitt durch einen Brief, der im Oktober an Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär im Vatikan, geschickt und an die Apostolischen Nuntiaturen, die Botschaften des Heiligen Stuhls, in der ganzen Welt verteilt wurde.

In seinem Brief schrieb der Papst, dass er große Fürsorge für diejenigen empfinde, die Roms Hirtenamt unterstützen, sowohl „diejenigen, die im Heiligen Stuhl arbeiten, als auch im vatikanischen Stadtstaat, und am Apostolischen Stuhl“ und seine verwandten Institutionen.

Der Papst erinnerte an seine Ansprache an die römische Kurie zu Weihnachten 2013 und sagte, dass er „von Anfang an“ die Kriterien der „Professionalität, des Dienens und der Heiligkeit im Lebenswandel“ als Merkmale eines guten Mitarbeiters im Vatikan dargelegt habe.

Papst Franziskus betonte auch, dass er „lebhafte Wertschätzung“ für die Arbeit „päpstlicher Vertreter“ ausdrücke, ein „wichtiges Werk, das besonderen Schwierigkeiten ausgesetzt ist“.

Er erklärte dann, dass seine Entscheidung durch die Notwendigkeit motiviert war, „mehr menschliche, priesterliche, spirituelle und professionelle Begleitung“ denjenigen zukommen zu lassen, die „im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls“ sind, ob sie Leiter der Mission oder junge Priester in Ausbildung für den diplomatischen Dienst seien.

In dem Brief heißt es: „Das Amt des Delegierten für die Päpstliche Vertretung wird zu einer Dritten Abteilung mit dem Namen der Abteilung für den Diplomatischen Stab des Heiligen Stuhls gestärkt“; das Büro „wird vom Außenminister abhängen“, wird „eine angemessene Anzahl von Beamten“ erhalten und „die Aufmerksamkeit des Papstes auf das diplomatische Personal unter Beweis stellen“.

Der Brief des Papstes besagt auch, dass der Delegierte „regelmäßig päpstliche Repräsentanten besuchen kann“ und die „permanente Auswahl“ des Personals sowie die Laufbahnen des diplomatischen Personals beaufsichtigen wird.

Laut einer Quelle aus dem Staatssekretariat ist diese Reform nur ein Schritt hin zu einer allgemeinen Umstrukturierung des Staatssekretariats.

Der Rat der Kardinäle hat mehrmals die Bedeutung der Klärung und Unterstützung der Rolle der Nuntien und des diplomatischen Personals diskutiert. (CNA Deutsch)

Italien: Kardinal Cordero Lanza di Montezemolo verstorben

 

Der in Turin geborene Kardinal Cordero Lanza di Montezemolo ist gestern verstorben. Er war von 2005 bis 2009 Erzpriester der Basilika S. Paul vor den Mauern. 2006 hatte ihn Papst Benedikt XVI. in den Kardinalsstand erhoben und ihm die Diakonie „S. Maria in Portico Capitelli“ zugewiesen. 2016 machte ihn Papst Franziskus zum Kardinalpriester (pro hac vice). Mit seinem Tod umfasst das Kardinalskollegium noch 217 Kardinäle und von diesen haben 120 ein aktives Wahlrecht bei einer künftigen Papstwahl. (vh)

Thema Abtreibung: Bistum Limburg droht Online-Magazin katholisches. info

Mit der Überschrift Bischof Bätzing macht Werbung für Abtreibung hat das Magazin für Kirche und Kultur katholisches.info aufgedeckt, dass das Bistum Limburg offenbar auf seiner Internetseite Werbung für Schwangerschaftsberatung machte und dazu aufforderte sich einen Beratungsschein zum Schwangerschaftsabbruch zu besorgen. Mit dem Artikel stellte katholisches.info den Link zum Dokument als Beweis bereit. In der Bundesrepublik Deutschland ist Werbung für einen Schwangerschaftsabbruch gemäß dem Strafgesetzbuch § 219 a verboten und steht unter Strafe.

Katholisches.Info (Screenshot am 19. November)

Einen Tag nach der Veröffentlichung des Artikels meldete sich der Pressesprecher und Leiter der Abteilung Informations- und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Limburg, Herr Stephan Schnelle, per E-Mail beim Magazin, stellte Forderungen und drohte mit rechtlichen Schritte (Originaltext aus der Quelle katholisches.info):

„Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre Berichterstattung entspricht in keiner Weise den journalistischen Etos. Der Bericht „Bischof Bätzing macht Werbung für Abtreibung“ ist dazu noch verleumderisch. Die Formulierung „Damit schreibt Dr. Georg Bätzing Kirchengeschichte. Von keinem anderen katholischen Bischof ist überliefert, dass er direkt für den Kindermord in Mutterleib öffentlich geworben hätte“. Der Schutz ungeborenen Lebens hat für Bischof Georg höchste Priorität. In keinem Fall wirbt er für Abtreibung. Bitte stellen Sie dies richtig. Weitere rechtliche Schritte werden derzeit geprüft. Mit besten Grüßen Stephan Schnelle, Pressesprecher und Leiter der Abteilung Informations- und Öffentlichkeitsarbeit im Bistum Limburg.“

Um der Forderung des Bistums mehr Nachdruck zu verleihen folgte am selben Tag eine zweite E-Mail: 

„Sehr geehrte Damen und Herren, ich weise Sie zudem darauf hin, Ihre Berichterstattung zum Thema bis 18 Uhr, zu verändern. Ansonsten behalten wir uns vor Strafanzeige gegen Sie zu stellen. Mit besten Grüßen Stephan Schnelle.“

Katholisches.info hat sich jedoch nicht einschüchtern lassen und veröffentlichte kurzer Hand die Forderungen und Drohungen auf seiner Internetseite. Noch am selben Tag entfernte das Bistum Limburg das angeprangerte Dokument von seiner Website. Mit dieser Aktion bestätigt das Bistum Limburg indirekt, verbotene Werbung geschalten zu haben. Scheinbar meinte man im Bistum, den Vorwürfen von katholisches.info geschickt entgegenzuwirken. Allerdings reagierte katholisches.info prompt und bewies die Existenz des Dokuments mit GoogleCache erneut als verfügbar nach. Nach Aussage des Magazins bestätigte die Staatsanwaltschaft Limburg, dass inzwischen die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main zur Prüfung der Vorwürfe gegen das Bistum eingeschaltet worden ist.

Ob man das durchaus kritisch berichtende Magazin katholisches.info nun mag oder nicht – eins steht fest – in Deutschland gibt es kein anderes Online-Nachrichtenmagazin das auch unpopuläre Themen recherchiert und mit Fakten unter Quellenangaben publiziert.

Das Vorgehen des Leiters der Pressestelle des Bistums Limburg, Herrn Stephan Schnelle, kann man als unüberlegt und unangebracht bezeichnen. Pressestellen der Bistümer wie auch der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) haben für gewöhnlich eigene Rechtsabteilungen. An Geldmitteln scheint es hier nicht zu mangeln. Vielleicht ist genau das der Grund, weshalb derartige Praktiken immer häufiger zu beobachten sind.

Auf Vaticanhistory wurde in der Vergangenheit ähnlicher Druck ausgeübt. Die Quelle war ebenfalls eine der besagten Pressestellen. Mit der Androhung einer Strafanzeige ist man hier gegenüber Online-Publikationen und auch Privatpersonen recht schnell. Da muss die Frage erlaubt sein:

Wie geht man in den Bistumsstellen mit Begriffen wie Wahrheit, Glaubwürdigkeit, Gerechtigkeit, Journalistischer Etos und Kirchensteuern um?

Ärger im Bistum Limburg ist leider nichts neues. Erinnert sei hier nur an Bischof Franz Kamphaus, Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und die Sukzession reißt nicht ab. Katholisches.info hat hier einen Missstand angeprangert und wenn tatsächlich die Staatsanwaltschaft bereits eingeschalten ist, ziehen für Bischof Bätzing und sein Bistum Limburg wohl wieder einmal schwarze Wolken am Horizont auf. (vh)

Links zu den Artikeln bei katholisches.info:

https://www.katholisches.info/2017/11/bischof-baetzing-macht-werbung-fuer-abtreibung/

https://www.katholisches.info/2017/11/pressesprecher-von-bischof-baetzing-vertraegt-wahrheit-nicht-und-droht/?pk_campaign=feed&pk_kwd=pressesprecher-von-bischof-baetzing-vertraegt-wahrheit-nicht-und-droht

https://www.katholisches.info/2017/11/bischof-baetzing-entfernt-werbung-fuer-abtreibung/

Ein Mittagessen mit den Armen: Papst Franziskus speist mit 1500 Gästen

VATIKANSTADT – Gemeinsam mit 1500 geladenen Menschen, darunter viele Obdachlose und Bedürftige, hat Papst Franziskus am heutigen Sonntag in der Aula Paul VI. im Vatikan zu Mittag gegessen.

Der Pontifex begrüßte die Gäste und segnete die Mahlzeit, die eine von mehreren war, die heute in Rom für arme Menschen als Teil des Welttags der Armen angeboten wurden.

Hungrigen zu essen zu geben ist eines der sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit im Katholizismus.

Der eigentliche Höhepunkt war für viele bereits am gestrigen Samstag eine heilige Messe im Petersdom, zu der rund 3.000 Obdachlose und Benachteiligte erwartet wurden. Bis aus Polen und Frankreich kamen die Besucher.

In der Aula Paul VI., in der heute zu Mittag gegessen wurde, finden in den Wintermonaten auch die Generalaudienzen des Papstes statt. Auf der Speisekarte standen unter anderem Nudeln und Tiramisu. Die Bedienung übernehmen 36 Diakone aus Rom sowie weitere freiwillige Helfer.

Ein Kinderchor sang während des Essens Lieder, und die Kapelle der vatikanischen Gendarmerie spielt davor zum Einzug in die Halle. (CNA Deutsch)

Vatikan rollt Pädophilie-Untersuchung neu auf

Der Vatikan wird eine Untersuchung zu Pädophilie-Vorwürfen neu aufrollen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Samstag bekannt. Der Vatikan reagiere mit dieser Entscheidung auf eine Reihe von Vorwürfen, die das „Preseminario San Pio X“ auf Vatikanboden beträfen, heißt es in dem Statement. Bereits seit 2013, als erste Anzeigen zu Jahre zurück liegendem sexuellem Fehlverhalten von Seminaristen und Ministranten in dem Institut eingegangen waren, hätten die Leiter des Preseminars sowie der zuständige Diözesanbischof von Como Untersuchungen angestellt. Diese hätten jedoch zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Im Licht der neuen Elemente würden diese Untersuchungen jedoch wieder aufgenommen, um herauszufinden, „was sich tatsächlich abgespielt“ habe, so das Statement.

In einem TV-Beitrag des italienischen Fernsehsenders „Italia 1“ hatte ein ehemaliger Ministrant ausgesagt, sein Zimmernachbar im vatikanischen „Preseminario San Pio X“ sei vor seinen Augen mehrfach von einem Seminaristen sexuell missbraucht worden. Die Ereignisse sollen sich vor etwa zehn Jahren zugetragen haben. Das mutmaßliche Opfer, anonymisiert gezeigt, bestätigt die Vorwürfe.

Das „Preseminario San Pio X“ ist ein 1956 gegründetes Konvikt mit Sitz im Vatikan. Es nimmt Mittelschüler auf, die am Beruf des Priesters interessiert sind. Die Jungen werden als Messdiener im Petersdom eingesetzt. (rv)

D: „Ohne Ratzinger keine gemeinsame Rechtfertigungslehre“

Ein katholischer Theologe, ein estnischer Musiker und ein evangelischer Theologe: Die drei diesjährigen Preisträger des Ratzinger-Preises sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich und doch verbindet ihre Arbeit und Tätigkeit dank des Theologen Joseph Ratzinger viel. Der Preisträger Theodor Dieter ist Leiter des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg, ein Institut des Lutherischen Weltbundes, das für die ökumenischen Beziehungen der lutherischen Kirchen Sorge trägt und sie theologisch begleitet. Unser Kollege Mario Galgano hat ihn vor der Preisverleihung am Samstagmorgen im Vatikan getroffen.

RV: An diesem Samstag wird Ihnen Papst Franziskus einen besonderen Preis überreichen, und zwar den Ratzinger-Preis. Wie kommt es, dass Sie diesen Preis als lutherischer Theologe erhalten, und wie sind Sie zur Theologie Ratzingers gestoßen?

Dieter: „Der Preis wird mir mit Bezug auf meinen Einsatz für die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die 1999 in Augsburg von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet worden ist, verliehen. Das ist die eine Seite. Zur Frage, wie ich zur Theologie Ratzinger gekommen bin: Das war ein langer Weg. Das fing mit der Lektüre von Ratzingers „Einführung in das Christentum“ an. Ich habe im Lauf der Zeit viele weitere Schriften gelesen. Besonders interessiert hat mich seine Doktorarbeit, in der er als junger Theologe, anhand von Augustinus, die Grundlinien seines Kirchenverständnisses aufzeigte. Das kam dann auch im Zweiten Vatikanischen Konzil zum Tragen und ist bis heute maßgeblich für Ratzingers Denken. Dass jemand schon so früh eine so grundlegende Einsicht in das Kirchenverständnis gewinnen kann, hat mich außerordentlich beeindruckt.

Und im Blick auf das Offenbarungsverständnis bin ich auf den vor einigen Jahren veröffentlichten zweiten Teil seiner Habilitationsschrift gestoßen. Da geht es um das Offenbarungsverständnis bei Bonaventura. Da hat Ratzinger das traditionelle instruktionstheoretische Verständnis von Offenbarung in der Arbeit über Bonaventura überwunden. Offenbarung ist Begegnung, Offenbarung ist eine Person, und zwar Jesus Christus. Offenbarung braucht immer jemanden, der sie zur Kenntnis nimmt. Diese Grundlinien, die er in seiner Habilitation entwickelt hat, sind dann auch im Zweiten Vatikanischen Konzil zum Tragen gekommen. Dass jemand so früh Grundlinien entwickelt, die nicht nur für seine persönliche Theologie gültig sind, sondern auch in der Kirche fruchtbar werden, finde ich sehr bemerkenswert. In den Ratzinger-Studien habe ich einen Aufsatz über ,Die eucharistische Ekklesiologie Joseph Ratzingers´ veröffentlicht, und im Oxford Handbook of Ecclesiology wird von mir ein Artikel über die Ekklesiologie Joseph Ratzingers erscheinen.“

RV: Wie schätzen Sie die ökumenische Dimension in Ratzingers Theologie ein?

Dieter: „Ökumenisch ist mir Joseph Ratzinger zunächst aufgefallen in der Doktorarbeit von Vinzenz Pfnür ,Einig in der Rechtfertigungslehre?´. Sie stammte aus einem Seminar über das Augsburger Bekenntnis, das Joseph Ratzinger bereits als junger Theologe in Freising gehalten hat. 1980 hat er sich sehr intensiv mit der Frage einer katholischen Anerkennung des Augsburger Bekenntnisses beschäftigt. Er hat also nicht nur die lutherische Theologie, sondern auch die lutherische Kirchenlehre zur Kenntnis genommen. Das ist ökumenisch von großer Bedeutung. Ganz konkret ökumenisch aktiv ist Joseph Ratzinger dann gewesen, als es um die Erklärung zur Rechtfertigungslehre ging. Der Prozess, in dem diese Erklärung von lutherischen Kirchen und auch von der römisch-katholischen Kirche angenommen werden sollte, ist gegen Ende in eine Krise geraten, und Joseph Ratzinger hat sich außerordentlich intensiv und konstruktiv im Gespräch mit dem damaligen Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Hanselmann, und anderen um eine Lösung bemüht. Diese findet sich nun im Annex zur Gemeinsamen Erklärung. Joseph Ratzinger hat große Verdienste erworben für diese Gemeinsame Erklärung. Man kann sagen: Ohne ihn würde es diese Erklärung nicht geben.“

RV: Am Freitagmorgen haben Sie den emeritierten Papst getroffen. Wie geht es ihm?

Dieter: „Ich bin beeindruckt von der geistigen Wachheit, Heiterkeit und Freundlichkeit, mit der Papst emeritus Benedikt uns begegnet ist. Er hat sich für viele Dinge interessiert und mit einer Leichtigkeit über die verschiedensten Fragen gesprochen, mit einem unglaublich lebendigen Gedächtnis. Er hat sich an Kollegen aus der Tübinger Zeit vor 50 Jahren erinnert. Wir haben über verschiedene theologische Fragen gesprochen, daneben haben wir auch über die Musik von Arvo Pärt geredet. Es war ein weites Spektrum von Themen, die Gegenstand unseres Gesprächs waren.“

RV: Auch Arvo Pärt und Professor Karl-Heinz Menke haben auch den Ratzinger-Preis erhalten. Hatten Sie schon Gelegenheit mit diesen beiden Herren über die Theologie Ratzingers zu sprechen?

Dieter: „Wir haben uns erst am Freitag beim Frühstück persönlich zum ersten Mal getroffen. Natürlich habe ich einige Bücher des Kollegen Menke gelesen und auch die Musik von Arvo Pärt gehört. Wir haben über theologische Fragen im Allgemeinen gesprochen.“

RV: Was liegt Ihnen besonders am Herzen im Rahmen dieser Preisverleihung?

Dieter: „Was für mich an der Preisverleihung wichtig ist, ist natürlich neben der Freude, dass auch meine eigene Arbeit auf diese Weise gewürdigt wird, vor allem die Tatsache, dass mit dieser Preisverleihung und mit dem Bezug auf die Gemeinsame Erklärung, die vor fast 20 Jahren unterzeichnet worden ist, noch einmal von höchster katholischer Seite – also von Papst emeritus Benedikt und auch von Papst Franziskus – anerkannt wird, dass dieser Weg der Ökumene, den wir damals mit der Gemeinsamen Erklärung gegangen sind, aus katholischer Hinsicht sinnvoll, fruchtbar und wegweisend ist. Diese Anerkennung und Ermutigung, aber auch die Verpflichtung, diesen Weg weiterzugehen, das ist für mich das eigentlich Wichtige bei dieser Preisverleihung. Es ist ein großes ökumenisches Zeichen im 500. Jahr der Reformation.“ (rv)

Jugendsynode: Kardinal Rocha wird Generalrelator

Papst Franziskus hat den Vorsitzenden der brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Sérgio Rocha, zum Generalrelator („Berichterstatter“) der kommenden Synode ernannt. Das teilte der Sekretariatsrat der Bischofssynode mit, wie der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab. Das Sekretariat der Bischofssynode tagte am Donnerstag und Freitag im Vatikan. Der Papst ernannte auch zwei Sondersekretäre für die Synode 2018, die sich mit dem Thema „Jugend und Berufungen“ beschäftigen wird. Es handelt sich um den Jesuitenpater Giacomo Costa und dem Salesianerpater Rossano Sala. Die Jugendsynode findet vom 3. bis 28. Oktober 2018 statt.

Die Sondersekretäre wurden gemäß dem Statut der Bischofssynode ernannt, teilte das Sekretariat der Bischofssynode mit. Das Besondere daran ist, dass auch Geistliche, die nicht Bischöfe sind, ernannt werden dürfen, wie es bei beiden Ernennungen der Fall ist. Auch in früheren Synoden wurden Nicht-Bischöfe als Sondersekretäre ernannt. (rv)

Nordafrikas Bischöfe tagen zu Migration und Jugend

Das Leben als christliche Minderheit in Ländern mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit, die Flüchtlingsfrage und Perspektiven für die Jugend in Nordafrika: Das waren nur einige der Themen, mit denen sich die Nordafrikanische Bischofskonferenz CERNA im Rahmen ihrer jüngsten Vollversammlung beschäftigt hat. Vom 11. bis zum 15. November haben sich die Bischöfe aus dem südlichen Mittelmeerraum in Tunis getroffen, als Gast war auch ein Bischof aus Sizilien geladen.

Mit besonderer Aufmerksamkeit sei die Stellungnahme des Apostolischen Vikars von Tripolis und Administrators von Bengasi erwartet worden, hieß es in einer Mitteilung der CERNA im Anschluss an die Arbeiten. Denn seit seiner Berufung nach Libyen (im Jahr 2015) sei es Georges Bugeja nicht möglich gewesen, an den Versammlungen der Bischofskonferenz teilzunehmen, wird in der Stellungnahme betont. Der Bischof hatte auch das von ihm als Administrator verwaltete Bistum Bengasi wegen der andauernden Konflikte seit zwei Jahren nicht besuchen können, die Kirche vor Ort sei völlig zerstört und der Zugang in das Gebiet nach wie vor mit großen Risiken verbunden. In der Vollversammlung habe er nun einen Überblick über die Situation vor Ort gegeben. Insbesondere berichtete er von den großen Schwierigkeiten, denen sich die Migranten in Libyen gegenüber sähen, aber auch von dem Leben der Christen in Regionen, in denen Gemeinden vor allem von Katechisten getragen würden.

Großen Raum nahmen die Besprechungen zur Flüchtlingsfrage und die Suche nach globalen und humanitären Lösungen ein, hieß es weiter. Dabei werde auch die Kirche nördlich des Mittelmeers einbezogen. Ebenso gesellschaftlich relevante Fragen wie die Entscheidung Tunesiens, Frauen die Eheschließung auch mit Nicht-Muslimen zu erlauben sowie kirchlich bedeutsame Ereignisse wie die jüngsten Entwicklungen im Seligsprechungsverfahren von 19 algerischen Priestern und Ordensfrauen, die Mitte der 90-Jahre das Martyrium erlitten hätten, wurden den Angaben nach erörtert. (rv)