Kardinal Müller müht sich um Ausgleich im Streit um „Amoris Laetitia”

Kardinal Gerhard Ludwig Müller bemüht sich um Ausgleich im innerkatholischen Streit um den Weg der Familienseelsorge, den Papst Franziskus mit „Amoris Laetitia” eingeschlagen hat. Das päpstliche Schreiben habe „polarisierende Thesen” über eine eventuelle Wiederzulassung zur Kommunion von Geschiedenen in zivilen Zweitehen hervorgerufen, und diese Thesen bedrohten „die Einheit der Kirche”, beklagt der Kardinal im Vorwort zu einem neuen Buch des italienischen katholischen Politikers Rocco Buttiglione. In einzelnen Fällen sei der Empfang der Sakramente der Buße und der Kommunion für Gläubige in sogenannten irregulären Lebenssituationen möglich, schreibt Müller.

Der Kardinal geht damit auf klare Distanz zu dem als „Dubia“ bekannt gewordenen Brief von vier Kardinälen, die dem Papst das Abrücken von der überlieferten katholischen Lehre in Fragen der Moral vorwerfen. „Amoris Laetitia” stehe keineswegs im Gegensatz zur überlieferten Lehre, führt Kardinal Müller aus. Im Gegenteil bestätige das Schreiben die „innere und äußere Unauflöslichkeit der sakramentalen Ehe“.

Zu vermeiden: „kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und kirchenrechtlichen Vorschriften“

Es gebe aber Lebenslagen, in denen ein verlassener Ehepartner „keinen anderen Ausweg findet, als sich einem gutherzigen Menschen anzuvertrauen“, schreibt Müller. Das Ergebnis seien „eheähnliche Beziehungen“. Hier brauche ein Beichtvater viel geistliches Unterscheidungsvermögen, um mit dem Betroffenen einen Weg der Umkehr zu finden, der nicht in Extreme fällt, so der Kardinal. Zu vermeiden sei eine „billige Anpassung an den relativistischen Zeitgeist“, aber auch „eine kalte Anwendung der dogmatischen Gebote und der kirchenrechtlichen Vorschriften“.

Ein Punkt, den Kritiker an „Amoris Laetitia“ oft nicht recht verstünden, sei das Gesetz der Gradualität, fährt Müller fort. Graduell sei natürlich nicht das Gesetz, sondern seine Anwendung auf einen konkreten Menschen in seinen konkreten Lebensumständen. „Gott ist dem Menschen besonders nahe, der sich auf dem Weg der Umkehr macht, der zum Beispiel die Verantwortung für die Kinder einer Frau übernimmt, die nicht seine rechtmäßige Ehefrau ist, und der auch nicht die Pflicht vernachlässigt, sich um die Frau zu sorgen. Das gilt auch für den Fall, in dem er […] noch nicht dazu in der Lage ist, alle Erfordernisse des moralischen Gesetzes zu erfüllen.“ Zwar sei eine in sich sündhafte Handlung deshalb weder legitim noch gottgefällig, so Kardinal Müller, doch könne ihre Anrechenbarkeit als Schuld gemindert werden, „wenn der Sünder sich an die Barmherzigkeit Gottes wendet“ und „mit demütigem Herzen“ um Erbarmen bitte.

Priester sollen Menschen in irregulärer Situation nicht öffentlich demütigen

Der Priester könne auch nicht einen Menschen in irregulärer Situation öffentlich demütigen, indem er ihm öffentlich die Kommunion verweigert und seinen Namen vor der Gemeinde beschädigt, so Müller weiter. „In den Umständen des heutigen sozialen Lebens könnte es schwierig sein zu bestimmen, wer ein Sünder ist.“ Zwar müsse der Priester allgemein dazu ermahnen, nicht ohne Beichte zur Kommunion zu gehen, doch nach der Lossprechung in der Beichte „darf die Heilige Kommunion nicht einmal öffentlichen Sündern verwehrt werden“, erinnerte der Kardinal.

Müller, der als weithin respektierter Dogmatiker bis Juli des Jahres die vatikanische Glaubenskongregation leitete, lud Kritiker wie allzu verwegene Interpreten von „Amoris Laetitia“ dazu ein, das päpstliche Schreiben gemeinsam „ohne gegenseitige Vorwürfe und Verdächtigungen“ und im Licht der Tradition zu lesen. Es brauche auch eine „brennende pastorale Sorge für alle jene, die sich in schwierigen Ehe- und Familiensituationen befinden und besonders die mütterliche Unterstützung der Kirche brauchen“.

Buttigliones Buch „Wohlmeinende Antworten auf Kritiker von ‚Amoris laetitia'“ erscheint in Italien am 10. November. Die Zeitung „La Stampa” veröffentlichte vorab lange Auszüge aus Kardinal Müllers Vorwort. (rv)

Vatikan bringt Briefmarke mit Luther und Melanchthon zu Ehren der Reformation heraus

VATIKANSTADT – Zum Gedenken an die Reformation – die 500 Jahre der Spaltung der Kirche – bringt der Vatikan eine eigene Briefmarke heraus. Das hat das zuständige Amt für Philatelie und Numismatik heute mitgeteilt.

Dargestellt auf der Marke sind Martin Luther und sein protestantischer Mitstreiter, Philipp Melanchthon; beide knien vor Jesus Christus am Kreuz. Im Hintergrund ist die Stadt Wittenberg dargestellt.

Zur Begründung für die Marke teilte das Amt mit, dass 500 Jahre vergangen seien, seitdem, so wörtlich, „der Augustinermönch und Theologe Martin Luther am 31. Oktober 1517 am Portal der Schlosskirche von Wittenberg seine 95 Thesen annagelte“.

Weiter heißt es im Wortlaut, Papst Franziskus habe

„anlässlich seiner Reise nach Schweden beim Gemeinsamen lutherisch-katholischen Gedenken der Reformation Gott seine Dankbarkeit zum Ausdruck gebracht für die Gelegenheit dieses Ereignis zu erleben ‚mit einer erneuerten Mentalität und in dem Bewusstsein, daß die Einheit unter den Christen eine Priorität ist. Denn wir erkennen, dass unter uns das, was uns eint, viel mehr ist, als das, was uns trennt‘.“

Das Amt für Philatelie zitiert Papst Franziskus weiter: „Lutheraner und Katholiken haben die sichtbare Einheit der Kirche verwundet“. Theologische Unterschiede seien von Vorurteilen und Konflikten begleitet gewesen und Religion wurde für politische Ziele instrumentalisiert worden.

Darüber schreibt das vatikanische Amt weiter:

„‚Uns allen ist wohl bewusst, dass die Vergangenheit nicht geändert werden kann, sagte der Papst aus Anlass einer anderen Gelegenheit zum selben Thema.Doch ist es möglich, eine Reinigung der Erinnerung zu vollziehen, ohne ‚Groll‘, ‚der unsere Sicht aufeinander verzerrt‘.“

(CNA Deutsch)

TV-Tipp: Sondersendung bei EWTN.TV zum „heißen Herbst“ im Jahre 1867

KÖLN – Es war ein „heißer Herbst“ ganz anderer Art: Vor 150 Jahren, im Herbst 1867, fiel Giuseppe Garibaldi mit seinen Freischaren in den Kirchenstaat ein.

In den römischen Provinzen kam es zu blutigen Gefechten; in der Ewigen Stadt versuchte man durch Attentate einen Aufstand zu entfesseln. Am 3. November zog eine päpstliche Streitmacht, unterstützt von feinem französischen Expeditionskorps, Garibaldi entgegen. 25 Kilometer vor den Toren Roms kam es zur Schlacht von Mentana. Zur Verblüffung der damalgen Weltöffentlichkeit und der zahlenmäßigen Überlegenheit der Freischaren verlief diese anders als erwartet. Es war die letzte siegreiche militärische Auseinandersetzung, die im Namen der Päpste geführt wurde.

Beim katholischen Fernsehsender EWTN.TV wird mit dem bekannten Historiker und Vatikanisten Ulrich Nersinger diese spannende Geschichte in einer Sondersendung erzählt.

Der erste Teil der Sendung wird auf EWTN.TV u.a. wiederholt am:

Dienstag, den 31.X., um 15.30 Uhr

Mittwoch, den 1.XI., um 21.00 Uhr

Donnerstag, den 2.XI., um 12.30 Uhr

Weitere Sendedaten finden Sie auf www.ewtn.de unter der Rubrik „Programm“. (CNA Deutsch

Internationale Kritik nach französischem Kreuzverbot an öffentlichem Platz

PARIS – Während am vergangenen Wochenende – auf Einladung des Vatikans – die Vertreter der EU über das Verhältnis Europas zum Christentum diskutiert haben, erregt das Verbot eines christlichen Symbols in einer bretonischen Kleinstadt international Aufsehen.

Ein schlichtes, aber großes Kreuz über einer Statue des heiligen Papstes Johannes Paul II. in Ploërmel will das oberste französische Verwaltungsgericht entfernen lassen.

Das Symbol der Christenheit ist auf dem Bogen angebracht, der sich über das Denkmal spannt, das an den Papstbesuch der Region im Jahr 1996 erinnert. Das 2006 errichtete Kunstwerk ist ein Geschenk des Präsidenten der Akademie der Schönen Künste in Moskau.

Nun müsse das Kreuz, das am „Platz Johannes Paul II.“ steht, verschwinden, haben die Richter nach einer Klage entschieden. Die Begründung: Das Kreuz verstoße gegen das Gesetz zur Trennung von Staat und Kirche.

Das Urteil verursachte einen politischen Eklat und sorgte europaweit für scharfe Kritik.

Die Tageszeitung „Il Giornale“ aus Mailand kommentierte bissig:

„Wir befinden uns nicht in Raqqa, der Hauptstadt des Islamischen Staates in Syrien, sondern in der Bretagne, im Herzen Westeuropas“.

Besorgt reagierte Polens Regierungschefin Beata Szydlo. Statt das Denkmal zu zensieren solle man es lieber nach Polen bringen, so die Politikerin, die selber Mutter eines katholischen Priesters ist. Der heilige Johannes Paul II. verkörpere wie kein anderer ein vereintes, christliches Europa.

In den Sozialen Medien kam es zu viralen Reaktionen. Unter anderem wurde behauptet, eine ungarische Grundschule wolle das Kreuz adoptieren:

Tatsächlich veröffentlichten Christen aus aller Welt in den Sozialen Medien unter dem Hashtag „Zeig Dein Kreuz“ – #MontreTaCroix – Bilder öffentlich sichtbarer Kreuze und christlicher Symbole und Denkmäler, auf Gipfeln und auf Gemälden, an Türmen und Halsketten.

Doch warum jetzt die ganze Aufregung über ein einzelnes Kreuz in der Bretagne? Schließlich wird in Frankreich immer wieder das Verbot religiöser Symbole debattiert, zumal bei prominenteren Themen – etwa islamischer Kopfbedeckungen.

Scharfe Worte von Papst Franziskus

Der Grund dafür ist klar, meinen Beobachter: Weil im Jahr 2017 der Fall einer kleinen Gemeinde im Nordwesten Frankreichs die Schicksalsfrage Europas verkörpert, die an Brisanz enorm gewonnen hat, auch weil der Hass auf christliche Symbole und die Aggression gegenüber Christen weltweit erneut gestiegen ist, und damit die Sensibilität für die Frage nach der eigenen Heimat und Identität.

Für diese plädieren auch die Unterzeichner der Pariser Erklärung, darunter gleich mehrere französische Intellektuelle, deren Statement sich für „ein Europa wo(ran) wir glauben können“ einsetzt.

Die Frage nach der Rolle des Christentums in Europa beantwortete indessen auch Papst Franziskus in einer großen Rede am Samstag scharf und deutlich; und er knüpfte damit nahtlos an die Reden seiner Vorgänger Benedikt XVI. und Johannes Paul II. an, die unverdrossen für die christliche Seele Europas kämpften. Franziskus wörtlich:

„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“.

Ein Ratschlag für alle indessen ist am Fuß des umstrittenen Denkmals in der Bretagne angebracht. Es ist ein berühmtes Zitat des heiligen Papstes, dass er den Gläubigen immer wieder auf den Weg gab: n’ayez pas peur – „Habt keine Angst!„. (CNA Deutsch)

Bedford-Strohm: „Uns bringt niemand mehr auseinander!“

„Beeindruckend“, „bleibend wichtig“, „bewegend“: Mit solchen Worten blickt Heinrich Bedford-Strohm auf das Reformations-Gedenkjahr zurück. Er sei „extrem dankbar“ für die ökumenische Ausrichtung dieses Jahres, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und lutherische Landesbischof von Bayern am Wochenende in Rom in einem Interview mit Radio Vatikan.

Am 31. Oktober 1517, also vor genau 500 Jahren, hat Martin Luther in Wittenberg seine 95 Thesen veröffentlicht und damit die Reformation ausgelöst.

Hier lesen Sie unser Interview mit Bischof Bedford-Strohm im vollen Wortlaut. Die Fragen an Bischof Bedford-Strohm stellte Stefan von Kempis.

Frage: Was ist gut, was ist weniger gut gelaufen, was war inspirierend am Gedenkjahr?

Antwort: „Dieses Reformationsjahr 2017 war in vieler Hinsicht ein wirklich reiches Jahr, für das ich sehr dankbar bin! Und das, was es vielleicht am beeindruckendsten gemacht hat und vielleicht am meisten bleibend wichtig sein lässt, ist die Tatsache, dass wir zum ersten Mal in der Geschichte seit der Reformation dieses Jubiläum und Gedenken in gemeinsamem ökumenischem Geist gefeiert haben. Alle anderen Jubiläen waren dadurch gekennzeichnet, dass die Identität durch die Abgrenzung und sogar Abwertung der anderen geschaffen werden sollte.

Es gibt keinen katholischen oder evangelischen Christus

Wir haben uns entschieden, dieses Reformationsjahr so zu feiern, dass wir dem gerecht werden, worum es Martin Luther selber gegangen ist. Martin Luther ging es darum, Christus neu zu entdecken! Er wollte eine religiöse Erneuerungsbewegung anstoßen, er wollte keine neue Kirche gründen. Die historischen Umstände haben dann dazu geführt, dass eine neue Kirche entstanden ist und dass es eine Trennung der Kirchen gegeben hat.

Heute können wir das, worum es Martin Luther ging, nämlich Christus neu entdecken, religiöse neue Kraft bekommen, nicht mehr gegeneinander tun – nur noch miteinander, nur noch in ökumenischem Geist. Und deswegen bin ich extrem dankbar für alle ökumenischen Gottesdienste, die mich und viele Menschen sehr berührt haben und die gezeigt haben: Es gibt keinen katholischen Christus, keinen evangelischen Christus und keinen orthodoxen Christus, sondern nur den einen Herrn Jesus Christus!“

Frage: Man hätte vorher gar nicht gedacht, dass in diesem Gedenkjahr eine solche Dynamik entstehen würde. Was sind denn die Spuren, die jetzt weiterführen, auf die Einheit der Kirchen zu?

Antwort: „Ich glaube, das Wichtigste war und ist, dass ungeheuer viel Vertrauen aufgebaut worden ist, das sich auch in menschlichen Beziehungen zeigt – auch in freundschaftlichen Beziehungen. Die Geschwisterlichkeit um den einen Herrn Jesus Christus herum wird dadurch auch menschlich sehr sichtbar. Diese Grundlage des Vertrauens halte ich für das Wichtigste, und daraus können dann auch Schritte entstehen, die uns als Kirchen zusammenführen.

Wir wollen unsere Vorstellungen von Ökumene klären

Natürlich wäre es sehr schön, wenn wir gemeinsam antworten könnten auf das, was Papst Franziskus immer wieder unterstrichen hat, dass nämlich gerade auch Ehepaare unterschiedlicher Konfession sich sehnen nach dem gemeinsamen Abendmahl. Natürlich hoffe ich, dass solche Schritte dann am Ende dazu führen können, dass wir eben als Menschen, aber vor allem als Christen zusammen das Mahl des Herrn feiern können.

Wir wollen dazu unsere Vorstellungen von Ökumene klären: Was heißt „sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit“, ein Stichwort, das wir in diesem Jahr immer wieder gebraucht haben? Was heißt es genau? Und welche der Unterschiede sind wirklich noch kirchentrennend? Es können Unterschiede bleiben; wir müssen nicht einförmig sein. Aber die Unterschiede müssen ihren kirchentrennenden Charakter verlieren, und daran wollen wir jetzt weiter arbeiten.“

Frage: Was ist das eine Erlebnis, der eine Moment, den Sie vom Reformationsjahr besonders in Erinnerung behalten werden?

Als aus der Barriere ein Kreuz wurde

Antwort: „Ich glaube, das ist der Gottesdienst zur Heilung der Erinnerungen am 11. März in Hildesheim. Als ich Kardinal Marx im Namen der evangelischen Christen um Vergebung gebeten habe für die Wunden, die wir den Katholiken zugefügt haben, und er umgekehrt das Gleiche getan hat; als wir dann gesagt haben, was wir an der anderen Konfession schätzen und lieben – das war sehr berührend!

Und dann haben wir eine große Metallbarriere von jungen Menschen aufrichten lassen, und sie ist zum Kreuz geworden, das mit den Balken in alle vier Himmelsrichtungen zeigt. Ein Symbol dafür, dass wir neu auf Christus schauen, wenn wir Zugang zu Gott finden wollen und wenn wir zusammenfinden wollen. Das ist für mich der bewegendste Moment gewesen, und das ist auch die stärkste Basis für die Zukunft. Uns bringt niemand mehr auseinander!“ (rv)

Kardinal Marx schlägt Europäischen Konvent vor

 

 

Kardinal Reinhard Marx hat die Einberufung eines neuen Europäischen Konvents vorgeschlagen, um die europäische Idee wieder mit Leben zu füllen. Es sei wichtig, „Räume des Dialogs für den ganzen Kontinent“ zu schaffen, sagte er am Samstagabend auf einem Kongress im Vatikan. Der Europäische Konvent solle „die großen Fragen der Einigung offen beraten“; dabei müssten „sowohl die Einzelnen als auch die gesellschaftlichen Gruppen die Möglichkeit zur Beteiligung an der Debatte haben“.

Der Münchner Erzbischof Marx ist Präsident der Kommission der katholischen Bischofskonferenzen in der EU (ComECE). Er sprach auf einem von der ComECE organisierten Kongress mit dem Titel „(Re)thinking Europe“ im Vatikan. Dabei bekräftigte er, die Kirche wolle „die Entwicklung einer europäischen Gesellschaft mit befördern“.

Wir geben das Projekt Europa nicht auf

Europa stehe an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung, so Kardinal Marx. Es stelle sich die Frage, ob der Kontinent sich wieder auseinanderentwickle und zu überkommenen Mustern zurückkehre, oder ob er Kraft zu einem neuen Aufbruch finde. Marx wörtlich: „Jetzt ist die Stunde Europas. Jetzt ist die Stunde der Christen in Europa… Wir geben das Projekt Europa nicht auf, sondern nehmen es neu an.“

An der zweitägigen Dialogveranstaltung im Vatikan, die auf eine Anregung von Papst Franziskus zurückging, nahmen etwa 350 Vertreter aus Politik, Kirche und Gesellschaft aus allen 28 EU-Mitgliedsstaaten teil. Der Papst – Träger des Aachener Karlspreises für Verdienste um die europäische Einigung – rief sie am Samstagabend dazu auf, „Europa wieder eine Seele zu geben“. (rv)

Vatikan: Paul Tighe ist neuer Sekretär des Kulturrates

Der Päpstliche Kulturrat hat einen neuen Sekretär: Der irische Bischof Paul Tighe wurde von Papst Franziskus an diesem Samstag auf den zweitwichtigsten Posten des Dikasteriums berufen. Präsident des Kulturrates ist der italienische Kardinal Gianfranco Ravasi. Tighe war seit Ende 2015 als beigeordneter Sekretär im Kulturrat tätig. Er übernimmt seinen Posten von Bischof Barthelemy Adoukonou, der im August mit Erreichen seines 76. Lebensjahres aus dem Amt ausgeschieden war. Vor seiner Tätigkeit im Kulturrat war Tighe Sekretär des im Zug der Kurienreform aufgelösten Medienrates. (rv)

Europa leidet an Gedächtnisverlust und ist unfruchtbar, warnt Papst Franziskus

Konflikt der 1960er führte zum Verrat am eigenen Vermächtnis und lässt Jugend ohne Wurzeln – Rückbesinnung auf christlichen Ursprung und sakramental verortetes Familienbild nötig für eine christliche, solidarische Gesellschaft, so der Pontifex.

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat in einer ausführlichen Rede zu Europa die Ehe von Mann und Frau verteidigt, die Unfruchtbarkeit der Revolution der 1968er verurteilt und betont, dass die Familie das notwendige Fundament einer christlichen, solidarischen Gesellschaft ist – auch und gerade für ein Europa, dem man vorwerfen könne, „Verrat an seinen Idealen“ verübt zu haben.

Der Pontifex sprach vor vor Teilnehmern der Tagung „(Re)Thinking Europe“, bei der 350 Teilnehmer aus 28 Delegationen sämtlicher EU-Nationen, zusammen mit Vertretern katholischer Organisationen und Bewegungen, an diesem Wochenende in Rom den christliche Beitrag für eine Zukunft Europas diskutierten.

Franziskus wörtlich:

„Die Familie bleibt als erste Gemeinschaft der grundlegendste Ort dieser Entdeckung [christlicher Identität]. In ihr wird die Verschiedenheit hochgehalten und zugleich in der Einheit wieder zusammengefasst. Die Familie ist die harmonische Einheit der Unterschiede zwischen Mann und Frau, die umso wahrer und tiefer ist, je mehr sie fruchtbar und fähig ist, sich für das Leben und für die anderen zu öffnen.“

Seit den 60er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, so der Papst weiter, sei „ein beispielloser Generationenkonflikt im Gang“.

Dieser habe dazu geführt, „dass man bei der Weitergabe der Ideale, die das große Europa gebildet haben, dem Vermächtnis den Verrat vorgezogen hat“.

„Auf die Ablehnung dessen, was von den Vätern kam, folgte so die Zeit einer dramatischen Unfruchtbarkeit und dies nicht nur weil in Europa wenig Kinder gezeugt werden und es allzu viele sind, die ihres Rechtes, geboren zu werden, beraubt worden sind (…)“.

Schlimmer noch als diese Verleugnung der natürlichen wie übernatürlichen Wahrheit über Sexualität: Diese Revolution habe sich als unfähig erwiesen, so Franziskus weiter, „den jungen Menschen die materiellen und kulturellen Werkzeuge zu übergeben, um sich der Zukunft zu stellen“.

„Europa erlebt eine Art Gedächtnisverlust. Dazu zurückzukehren, eine solidarische Gemeinschaft zu sein, bedeutet, den Wert der eigenen Vergangenheit wiederzuentdecken, um die eigene Gegenwart zu bereichern und den nachfolgenden Generationen eine Zukunft der Hoffnung zu übergeben“. (CNA Deutsch)

D: Brandmüller warnt vor Schisma in der Kirche

Quell: Radio Vatikan (Screenshot am 28. Oktober)

Kardinal Brandmüller, einer der Dubia Kardinäle warnt vor einem Schisma in der Kirche. „Gelte die erneute zivile Heirat nach der Scheidung in der Kirche nicht mehr als Sünde, führe das zu einem Schisma, einer Spaltung der Kirche, warnte Brandmüller in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Artikel der Kath. Nachrichtenagentur (kna) bei Radio Vatikan (rv) am 28. Oktober 2017.

Zum Artikel:  >> D: Brandmüller verteidigt „Dubia“-Anfrage

Welche Rolle spielt das Christentum für Europas Zukunft?

VATIKANSTADT – Der Zeitpunkt hätte kaum dramatischer und treffender sein können: Am gleichen Tag, an dem in Barcelona das katalonische Parlament für die Unabhängigkeit von Spanien stimmte, hat in Rom ein Treffen über die Zukunft Europas und der Europäischen Union begonnen.

Nicht nur Katalonien, Brexit und andere Unabhängigkeitsbestrebungen belasten die EU. Die Länder der Union ringen mit der Massenmigration, islamistischem Terror, dem demographischen Niedergang, Misstrauen gegenüber Institutionen und „Eliten“, Populismus und Demagogie. Kurzum: Die EU ist in der Krise, und Europa, darin sind sich viele Beobachter einig, steht an einem Kreuzweg.

Das Bild des Kreuzwegs ist gestern – neben den Beziehungen untereinander – Hauptthema zum Auftakt der Konferenz im Vatikan gewesen.

Unter dem Titel „(Re)Thinking Europe“ soll der christliche Beitrag für eine Zukunft Europas neu erörtert werden von 350 Teilnehmern aus 28 Delegationen sämtlicher EU-Nationen, zusammen mit Vertretern katholischer Organisationen und Bewegungen. Auch Papst Franziskus wird eine Rede halten.

Klimawandel wichtiger als Glaube und Familie?

Das Schicksal des Kontinents sei, angesichts der aktuellen Probleme Europas, auch dem Heiligen Stuhl nicht gleichgültig, sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in seiner Eröffnungsrede. Der Heilige Stuhl „wird immer seinen Beitrag anbieten wollen“. Die EU sei ein menschliches Projekt, so Parolin weiter.

Das „Projekt Europa“ habe Großes bewirkt, sagte in seiner Auftaktrede Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), die das Treffen mit veranstaltet.

Der deutsche Kardinal, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, identifizierte Klimawandel, Digitalisierung der Arbeitswelt und Migration als die wichtigen Themen. Es stelle sich gleichzeitig die Frage, wie und was die Kirche beitragen könne, so Marx weiter.

Für andere Beobachter ist Europas Krise des Glaubens und der Familie die zentrale Frage, und die Antwort darauf völlig klar. So etwa für den renommierten Philosophen Sir Roger Scruton, einer Köpfe der Pariser Erklärung für ein „Europa, wo(ran) wir glauben können“. Dieser sagte kürzlich gegenüber CNA Deutsch:

„Die Katholische Kirche sollte tun, wozu sie berufen ist, namentlich das Evangelium predigen und den Glauben verteidigen“.

Dass so unterschiedliche Wahrnehmungen darüber, was eigentlich das Problem ist, an diesem Wochenende differenziert diskutiert werden können, auch und gerade für ein Europa mit Zukunft: Das hat im Vorfeld der aktuellen Konferenz der Botschafter Ungarns, Eduard Habsburg, gegenüber CNA gewürdigt. Habsburg begrüßte die Initiative des Heiligen Stuhls, Gastgeber einer solchen Konferenz zu sein.

Wenn Europa wirklich fortschreiten wolle, dann „muss es meiner Meinung nach zu seinen christlichen Wurzeln zurückkehren“, so der ungarische Botschafter, der bei der Konferenz die italienischsprachige Gruppe leitet.

Der Betonung von Glaube und Familie als zentrale Herausforderungen stimmt Frankreichs Botschafter am Heiligen Stuhl zu. Philippe Zeller betonte gegenüber CNA, wie wichtig es sei, an Europas christliche Wurzeln und das gemeinsame Vermächtnis zu erinnern – denn „derzeit läuft es für Europa tatsächlich nicht sehr gut“. Daher seien sie, als europäische Botschafter am Heiligen Stuhl, froh und dankbar für diese Konferenz, und die Möglichkeit einer offenen Diskussion.

Mit Spannung erwartet wird neben den Debatten auch die Rede von Papst Franziskus. Dieser hat in der Vergangenheit immer wieder mit deutlichen Worten Tadel geübt. So sagte er dem Europäischen Parlament am 25. November 2014, dass Europa eine „Großmutter und nicht mehr fruchtbar und lebendig ist“.

Elise Harris, Hannah Brockhaus, Pilar Pereiro und Alessio di Cinto trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)