Ungarn: „Kein attraktives Land für Massen-Einwanderung“

Ungarns Umgang mit Flüchtlingen stand in den vergangenen Monaten immer wieder in der Kritik. Bilder von Stacheldrahtzäunen an der Grenze zu Serbien gingen um die Welt, auch die scharfen Töne des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban gegen die Aufnahme von Migranten stießen vielerorts in Europa auf Unverständnis.

Über den tatsächlichen Umgang Ungarns mit Menschen, die auf der Flucht sind, konnten die Bischöfe des Landes am Montag mit Papst Franziskus sprechen. Die 19 Mitglieder der Bischofskonferenz absolvieren diese Woche ihren Ad-limina-Besuch in Rom. Nach der Audienz beim Papst besuchte der Erzbischof von Esztergom-Budapest, Kardinal Peter Erdö, Radio Vatikan und sagte im Gespräch mit unseren ungarischen Kollegen:

„Ungarn ist kein attraktives Land für die Massenmigration. Alle wollen nach Westen, vor allem nach Deutschland. Heute ist es so, dass wir den verfolgten Christen und allen Flüchtlingen, die vor Terrorismus und Krieg fliehen, helfen wollen. Wir als katholische Kirche haben große Spendensammelaktionen durchgeführt und konnten so im Nordirak eine Schule bauen. Im Augenblick finanzieren wir den Wiederaufbau eines Dorfes, das der Islamische Staat zuvor eingenommen hatte. Mit dem Rückzug der Terroristen können die Christen dort wieder ihre Heimat aufbauen.“

Immer noch starkes Ost-West-Gefälle im Lebensstandard

Allgemein sei im Westen vielen nicht bewusst, wie die Ungarn heute lebten. Die Unterschiede zu anderen EU-Ländern seien immer noch gut erkennbar, so Kardinal Erdö.

„Das ist eine große Herausforderung, was den Lebensstandard bei uns betrifft. Das Durchschnittsgehalt in Ungarn beträgt nur 25 Prozent des gesamten deutschen Durchschnittsgehaltes. Das war vor 25 Jahren genauso. Das bedeutet: Auch die junge Generation von Gebildeten, Intellektuellen und Facharbeitern geht in den Westen. Das führt zu einem Fachkräftemangel in Ungarn. Das ist auch ein Problem im pastoralen Leben der Kirche.“

Doch es gebe aus kirchlicher Sicht auch erfreuliche Entwicklungen, fügt Kardinal Erdö an.

„Es ist vorgesehen, dass in den öffentlichen Schulen die Kinder bzw. deren Eltern entscheiden sollen, ob sie an einem Ethikunterricht oder am Religionsunterricht teilnehmen sollen. Über die Hälfte der Schüler hat den katholischen Religionsunterricht gewählt. Das bedeutet aber, dass wir sehr viele katholische Katecheten und Religionslehrer brauchen.“

Ein weiteres positives Arbeitsfeld für die Kirche in Ungarn betrifft die Romapastoral, da ist die ungarische Bischofskonferenz derzeit dabei, eine Bibelübersetzung und liturgische Texte in Lovari-Romanes auszuarbeiten, deren Approbierung nun aufgrund der neuen Regelungen des Motu propio „Magnum principium“ einfacher werde, so Erdö.

Und aller guten Dinge sind bekanntlich drei: Der dritte positive Punkt betrifft aus der Sicht des Kardinals den Seligsprechungsprozess des Zisterziensers Janos Brenner (1931-1947). Bis 1989 durfte Brenners Tod nicht öffentlich erwähnt werden, doch am vergangenen 8. November 2017 hatte Papst Franziskus das Martyrium János Brenners als Voraussetzung für dessen Seligsprechung bestätigt. (rv)

Ehe, Familie – was für ein (sprachliches) Durcheinander

Kardinal ErdöEiner der Herren, die an diesem Dienstag das Vorbereitungsdokument für die Synode vorstellten, war der ungarische Kardinal Peter Erdö, Generalrelator der zurückliegenden Bischofssynode. Er nahm vor den Journalisten das sprachliche Durcheinander aufs Korn, das in westlichen Gesellschaften gemeinhin beim Thema Ehe und Familie herrscht. Erstes Beispiel: Trennung und Scheidung. „Von Trennung spricht man eher in Ländern, wo die Scheidung erst vor relativ kurzer Zeit in das bürgerliche Gesetzbuch aufgenommen wurde. Woanders denkt man gar nicht mehr an Trennung, sondern schreitet bei einer Ehekrise sofort zur Scheidung. Man redet ja viel über die Würde der einzelnen Menschen, aber die Übersetzung dieser Wahrheit in eine Behördensprache führt manchmal zu widersprüchlichen Situationen.“

Zweites Beispiel: die wachsende Unklarheit des Ehebegriffs in Zeiten des Kampfrufes „Ehe für alle“. „Da zeigen sich Tendenzen, die den Begriff von Ehe, Familie und Elternschaft erweitern möchten. Dabei entleeren sie diese Begriffe aber ihres Sinns. Diese Verwirrung ist nicht hilfreich, um den spezifischen Charakter solcher sozialer Beziehungen zu definieren… Wie Papst Franziskus einmal gesagt hat: ‚Das Entfernen der Unterscheidung ist das Problem, nicht die Lösung!’“

Kardinal Erdö ging auch auf die komplizierten Fragen der kirchlichen Annullierung von Ehen ein. Es gebe einen wachsenden Konsens, dass Annullierungen schneller zu erreichen sein müssten. „Oft hat man von der Bedeutung des persönlichen Glaubens der zwei Ehepartner für die Gültigkeit ihrer kirchlichen Ehe gesprochen. In den Antworten (aus den Bistümern) zu diesem Punkt zeigt sich aber eine große Bandbreite von Ansätzen. Lehramt und kirchliche Gesetzgebung betonen, dass es unter Getauften keine gültige Ehe geben kann, die nicht gleichzeitig Sakrament ist: Trennt man eine gültige Ehe zweier Christen also vom sakramentalen Charakter der Ehe, dann wirft das große Schwierigkeiten in der Theorie auf. Denn dass eine Ehe ein Sakrament ist, ist ja nicht die Konsequenz aus dem ausdrücklich erklärten Willen der beiden Partner, sondern ergibt sich schon daraus, dass die beiden im Moment der Eheschließung nach dem Willen des Schöpfers Christus und die Kirche repräsentieren.“ (rv)

Zwischenbericht der Bischofssynode: Die Notwendigkeit mutiger pastoraler Entscheidungen

Kardinal ErdöDie zweite Woche der Versammlung der Bischofssynode beginnt und auf dem Programm stehen die Arbeit in den Arbeitsgruppen und das Erstellen eines Abschlusstextes. Die Grundlage für diese Arbeiten wurde vergangenes Wochenende erstellt und an diesem Montag verlesen: Die Zusammenfassung der Beratungen der ersten Woche, die so genannte „relatio post disceptationem“. Pater Bernd Hagenkord fasst für uns zusammen.

Kardinal Peter Erdö fiel die Aufgabe zu, die Zusammenfassung zu erstellen und vorzustellen. Als Relator hatte er nicht wie die übrigen Teilnehmer zwei freie Tage, sondern musste die 240 Beiträge in einen Gesamttext verarbeiten und den Synodenteilnehmern vorlegen.

Die Relatio beginnt mit dem doppelten Ausgangspunkt, der sich auch in vielen der Statements in der Versammlung fand. Zum einen sei die Familie die Zelle der Gesellschaft und damit auch der Kirche, zum anderen gäbe es viele Krisensymptome, die eine erneuerte Verkündigung nötig machten.

Der Text ist in drei Teile gegliedert: Zunächst wendet er sich den verschiedenen Realitäten und Wirklichkeiten zu, in denen Familie gelebt wird. Damit werden vor allem die Berichte und pastoralen Erfahrungen der Synodenteilnehmer aufgegriffen. Dann folgt der Blick auf Christus und seinen Auftrag, die Frohe Botschaft zu verkünden. Im dritten Teil wendet man sich schließlich der Frage zu, was Wege sein könnten, „die Kirche und die Gesellschaft in ihrem Einsatz für die Familie zu erneuern“.

I. Das Hören: Der Kontext der Herausforderungen für die Familie
Viel war in der ersten Woche von diesen Herausforderungen die Rede, einige universal, andere kulturell oder regional. Diese werden im ersten Teil in acht Abschnitten zusammen gefasst. Es geht um den Individualismus und die Einsamkeit, um Polygamie und die Probleme, die in gemischt-religiösen Ehen entstehen, wenn es um Rechte und die christlichen Werte geht. Es geht aber auch um die Affektivität des Menschen und seine Fähigkeit, Bindungen zu leben. Dieser Teil macht deutlich, dass die Synodenteilnehmer nicht über eine idealisierte Vorstellung von Familie, sondern von deren konkreten Formen gesprochen haben. Die Kirche müsse hier „ein Wort der Hoffnung und des Sinns“ sprechen.

Der einleitende Satz dieses Abschnitts gibt die Absicht gut wieder: „Der anthropologisch-kulturelle Wandel heute beeinflusst alle Bereiche des Lebens und erfordert eine analytische und breit gefächerte Untersuchung, die fähig ist, die positiven Formen von individueller Freiheit zu erfassen.“ Es geht daher nicht um einen Familienbegriff unter Belagerung, sondern um das Erkennen von Herausforderungen und von Chancen.

II. Der Blick auf Christus: Die Frohe Botschaft von der Familie

Mit dem Blick auf Christus öffnen sich neue Wege und noch nicht gedachte Möglichkeiten: Mit diesem Gedanken Papst Franziskus’ beginnt der zweite Teil der Relatio. Zwei Begriffe prägen ihn, zum einen der der Gradualität, welcher sehr deutlich und vielleicht überraschend bei den Beiträgen immer wieder zu Tage trat, und der der Barmherzigkeit Gottes, die Maßstab und Schlüssel zum Verstehen der Gebote Gottes sei.

Gott habe die Gnade seines Bundes mit den Menschen auf verschiedene Weisen mitgeteilt, die es „zu unterscheiden ohne zu trennen“ gelte, wird über die Gradualität gesagt. „Kontinuität und Neuheit“ seien die beiden Perspektiven, in denen das Verstehen gesucht werden müsse.

Die Ehe sei unauflöslich, das habe Jesus selbst bestätigt, die Ehepartner würden sich deswegen Treue und Offenheit für das Leben versprechen. So münde das Sakrament der Ehe in der Familie.

In diesem Teil der Relation wird außerdem die Frage aufgegriffen, welche in der Synodenversammlung immer wieder gestellt wurde: Wie könne Menschen geholfen werden, deren Ehen gescheitert seien. Hier greift der Text eine Verstehens-Hilfe auf, die dem Zweiten Vatikanum entnommen ist (Lumen Gentium 8), genauer dem Begriff des „subsistit“, der schwer zu übersetzen ist. Damit will der Text den Gedanken wiedergeben, dass es auch außerhalb sakramentaler Ehen Heiligung und Wahrheit geben könne. Verkürzend zusammen gefasst kann man sagen, dass hier die Idee wiedergegeben wird, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, Ehe und nicht Ehe, sondern Zwischentöne, eben Grade. Was wiederverheiratete Geschiedene und ihre Zulassung zu den Sakramenten anginge, brauche es einen „geistlichen Unterscheidungsprozess“, so die Relatio.

Ein drittes Thema dieses Teils sind die Partnerschaften, die nicht mit Blick auf eine sakramentale Verbindung geschlossen wurden und werden, auch hier brauche es den barmherzigen Blick Jesu, um die Haltung der Kirche neu zu formulieren.

III. Die Auseinandersetzung: Pastorale Perspektiven

Der dritte Teil der Relation ist der längste Teil, er fügt die konkreten pastoralen Perspektiven und die grundsätzlichen Überlegungen zusammen. Die Spannung zwischen lokaler Not und universaler Perspektive wird genannt, die Frage der Verkündigung, die Rolle der Familien in der Kirche, die Sprache der Kirche in ihrer Verkündigung und die Vorbereitung auf die Ehe und die Begleitung der Ehepaare nach der Eheschließung, um nur einige Punkte zu nennen.

Ebenso wird jedoch betont, dass es gilt, sich nicht nur auf die sakramentale Ehe zu konzentrieren, sondern auch das Positive in anderen Partnerschaften zu sehen. Gleichzeitig gelte es aber auch, die eigene Vorstellung von Ehe und Sakrament zu bezeugen.

Noch einmal geht es in diesem Teil um die „verwundeten Familien“, also um getrennt Lebende, wiederverheiratete und nicht wieder verheiratete Geschiedene. „In der Synode klang klar die Notwendigkeit für mutige pastorale Entscheidungen an“, heißt es in dem Text. Treu zur Frohen Botschaft von der Familie hätten die Beratungen gezeigt, dass die Synodenväter die Dringlichkeit für solche „neuen pastoralen Wege“ erkannt hätten. „Es ist nicht klug, an eine einzige Lösung für alles zu denken oder an Lösungen, die durch ein ‚alles oder nichts‘ inspiriert sind“, heißt es in dem Text.

Noch einmal werden die geschiedenen Wiederverheirateten angesprochen, es geht um Ehenichtigkeitsverfahren und deren Verschlankung und die einzelnen Lösungsvorschläge aus der Debatte werden aufgeführt. Außerdem geht es um gleichgeschlechtliche Partnerschaften, auch hier nutzt der Text eine wertschätzende, keine beurteilende Sprache. Die Kirche könne ihre Partnerschaft nicht als Ehe sehen, die Relatio fragt aber, ob diese fähig sei, diese Gläubigen geschwisterlich aufzunehmen.

Pastoral und Lehre

Den gesamten Text prägt der Ansatz, dass die Kirche vor allem zuerst hören solle, bevor Antworten gegeben werden. Dem entspricht die Aufforderung, die Realität der Menschen zu schätzen und kennen zu lernen. Es ist ein sehr pastoraler Blick, wobei der Text nicht in die Falle tappt, Pastoral gegen Lehre auszuspielen, im Gegenteil. Auch sagt der Text nicht, die Frage der sakramentalen Ehe sei vor allem ein Vermittlungsproblem, die Herausforderungen werden sehr ernst genommen.

Das Dokument endet mit der Perspektive über die Synodenversammlung hinaus: Man wolle mit diesem Dokument Fragen aufwerfen und Perspektiven eröffnen, die in den Reflexionen in den Ortskirchen während des Jahres der Vorbereitung auf die kommende Synode reifen und präzisiert werden sollen, so der letzte Abschnitt. Damit ist auch das weitere Vorgehen angedeutet: In der kommenden Woche werden die Arbeitsgruppen an diesem Text weiterarbeiten, vielleicht Änderungsvorschläge oder Präzisierungen erarbeiten, die dann vorgeschlagen werden. Es liegt aber bereits jetzt das Gerüst vor für das, was von nun an bis zur kommenden Versammlung der Bischofssynode debattiert werden soll.

Aus der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan. (rv)

Kardinal Erdö: Kein Grund zu Katastrophenstimmung

Kardinal Erdö„Relatio ante disceptationem“: So heißt bei einer Bischofssynode das Eröffnungsstatement des Berichterstatters oder ‚Relators’. Der ungarische Kardinal Peter Erdö führte an diesem Montag die Teilnehmer der Außerordentlichen Synodenversammlung in das Thema Ehe- und Familienpastoral ein. „Hoffnung“ und „Barmherzigkeit“ solle die Kirche in diesem Bereich vermitteln – aber auch „das Glaubenserbe in seiner Reinheit bewahren“, so Erdö. Als wichtigste Quellen des Lehramts zählte er „Gaudium et spes“ auf, das Schreiben „Familiaris consortio“ von Johannes Paul II. und den Weltkatechismus.

„Die Suche nach pastoralen Antworten geschieht im kulturellen Kontext unserer Tage. Viele unserer Zeitgenossen haben Schwierigkeiten damit, logisch zu überlegen und lange Texte zu lesen. Wir leben in einer Kultur des Audiovisuellen, der Gefühle, der Emotionen und Symbole. Die Wallfahrtsorte vieler, auch der säkularisierten, Länder sind oft überfüllt… Viele sehen ihr Leben als eine Serie von Momenten, in denen es vor allem darum geht, sich gut zu fühlen. In einem solchen Blickwinkel ist das Eingehen stabiler Beziehungen etwas, das man fürchtet; und die Zukunft eine Bedrohung. Beziehungen zu anderen können so wie Grenzen wirken; das Wohl eines anderen zu wünschen, könnte ja Verzicht mit sich bringen. Oft geht mit diesem Kult des Sich-gut-Fühlens darum Isolierung einher.“

„Gute Nachricht von einer Gnade“
Das sei der Kontext, in den hinein die Kirche ihr „Evangelium von der Familie“ zu verkünden habe. Sie sollte, so überlegte Erdö, es vor allem als „Gute Nachricht von einer Gnade“ darstellen.

„Die Verpflichtungen, die sich aus der Eheschließung ergeben, dürfen sicher nicht vergessen werden, aber man sollte sie als Folgerungen aus einem Geschenk ansehen… Die Kirche muss ihre „heilende Wahrheit“ so anbieten, dass sie als Medikament zu erkennen ist, auch für so viele problematische Familiensituationen. Anders gesagt: Ohne die Wahrheit zu vermindern, wird sie angeboten, indem man auch den Blickwinkel dessen einnimmt, der sie nur mit Mühe als Wahrheit erkennt oder lebt.“

Das ist eine Aufforderung zum Eiertanz. Kardinal Erdö bat die Synodenväter, nach praktikablen Anweisungen an Hirten überall auf der Welt zu suchen, damit es nicht (mehr) zu ‚Do-it-yourself-Seelsorge’ komme.

„Die vielfältigen Erscheinungsformen der familiären Wirklichkeiten zeigen doch, dass es in allen soziokulturellen Kontexten doch einen Konsens gibt, der größer ist, als man zunächst denken könnte: dass nämlich Ehe und Familie etwas grundlegend Gutes sind, das zur Kultur der Menschheit gehört. Ein Erbe, das gepflegt, gefördert, wenn nötig auch verteidigt werden muss. Natürlich stoßen Familien heute auf viele Schwierigkeiten, aber sie sind kein Auslaufmodell, vielmehr nimmt man bei jungen Leuten einen neuen Wunsch nach Familie wahr.“

Bekannt, aber nicht befolgt
Unter Katholiken sei die kirchliche Lehre über die Ehe „im wesentlichen bekannt“, doch werde sie „oft in der Praxis nicht befolgt“. Und das, obwohl eine Mehrheit der praktizierenden Katholiken offenbar nicht gegen diese Lehre sei. Beispiel: Unauflöslichkeit der Ehe.

„Die Unauflöslichkeit der Ehe wird von den Katholiken in der Regel nicht als solche in Frage gestellt. Vielmehr ist sie unwidersprochen und wird größtenteils in der pastoralen Praxis der Kirche bei Personen, die in ihrer Ehe gescheitert sind und einen neuen Anfang versuchen, auch eingehalten. Also geht es bei den Debatten dieser Synode nicht um Lehrfragen, sondern um praktische, vor allem pastorale Fragen!“

Kardinal Erdö ging auch auf das Meinungsbild ein, das die weltweite Befragung von Bischofskonferenzen und Katholiken vor der Synode zum Thema Homosexualität ergeben hat.

„Ein breiter Konsens betrifft die Tatsache, dass Menschen mit homosexueller Tendenz nicht diskriminiert werden dürfen – wie das auch der katholische Weltkatechismus betont. Zweitens zeigt sich ebenso klar, dass die Mehrheit der Getauften – und der Bischofskonferenzen – nicht eine Gleichstellung solcher Beziehungen mit der Ehe von Mann und Frau fordern. Auch die ideologischen Formen der Gender-Theorie finden bei einer überwältigenden Mehrheit der Katholiken keine Zustimmung. Viele wollen aber die traditionellen, kulturell konditionierten sozialen Rollen überwinden, darunter auch die Diskriminierung von Frauen, ohne deswegen den natürlichen und kreatürlichen Unterschied unter den Geschlechtern, ihre Reziprozität und Komplementarität zu leugnen. Es gibt deswegen im Innern der Kirche keinen Grund zu einer Katastrophen- oder Resignations-Stimmung. Es gibt ein klares und von der Mehrheit mitgetragenes Glaubenserbe, von dem die Synodenversammlung ausgehen kann.“

Neue Kultur der Familie
Er wünsche sich, so der ungarische Kardinal und Synoden-‚Relator’, dass die Teilnehmer der Beratungen im Vatikan „über den Kreis der praktizierenden Katholiken hinausschauen“. Es gehe „nicht nur um Probleme individueller Ethik, sondern um Strukturen der Sünde, die der Familie feindlich gesonnen sind, in einer Welt der Ungleichheit und der sozialen Ungerechtigkeit“. In einer „fast nur von Finanz- und Technologiekräften determinierten Welt“ sei die Familie „fast die letzte menschliche Wirklichkeit, die noch aufnahmefreundlich“ sei. Eine „neue Kultur der Familie“ könne deshalb „Ausgangspunkt für eine erneuerte Zivilisation überhaupt“ werden.

Kardinal Erdö warb für eine bessere Ehevorbereitung; die Kirche müsse auch „nachdenken darüber“, wie man Menschen, die eine gescheiterte Ehe hinter sich haben, „am besten begleitet, damit sie sich nicht aus dem Leben der Kirche ausgeschlossen fühlen“. Dabei müssten „geeignete Formen und Sprechweisen gefunden werden, um zu verkünden, dass alle geliebte Kinder Gottes und der Mutter Kirche waren und sind“. Die Begriffe „Wahrheit“ und „Barmherzigkeit“ gelte es in eins zu spannen, so Erdö.

„Barmherzigkeit ist das zentrale Thema der Offenbarung Gottes und darum wichtig für die Ausrichtung des kirchlichen Tuns. Natürlich drängt sie die Wahrheit nicht beiseite und relativiert sie nicht, aber sie führt dazu, sie im Rahmen der Hierarchie von Wahrheiten korrekt zu interpretieren. Sie macht auch nicht die Notwendigkeit der Gerechtigkeit zunichte. Barmherzigkeit löst also keineswegs die Pflichten, die sich aus dem Eheband ergeben. Diese bestehen fort, auch wenn die menschliche Liebe schwächer geworden oder ganz erloschen ist. Das bedeutet, dass es im Fall einer vollzogenen sakramentalen Ehe nach einer Scheidung, solange der erste Ehepartner noch lebt, keine zweite von der Kirche anerkannte Ehe geben kann!“

Die Bedeutung der Ehevorbereitung
In der Frage von wiederverheirateten Geschiedenen sei es „irreführend, sich nur auf die Frage des Sakramentenempfangs zu konzentrieren“. Die Antwort müsse eher im Rahmen einer breiteren Jugend- und Ehevorbereitungs-Pastoral gesucht werden. Vor allem müssten Seelsorger auch Ehepaare oder Familien in Krisensituationen intensiver begleiten. Wiederverheiratete Geschiedene seien „Mitglieder der Kirche“, sie hätten „ein Bedürfnis nach und das Recht auf Begleitung durch ihre Hirten“. Kardinal Erdö ging auch auf ‚Ehen ohne Trauschein’ ein: Die Kirche könne die „Gelegenheit nicht verstreichen lassen, auch in Konstellationen, die weit von den Kriterien des Evangeliums entfernt sind, den Menschen nahe zu sein“.

Der Kardinal zeichnete ein breites Panorama kritischer Punkte im Bereich Ehe- und Familienpastoral; die Annullierung von ungültig geschlossenen kirchlichen Ehen könnte vereinfacht werden, die Praxis orthodoxer Kirchen, eine „zweite oder dritte Ehe mit Buß-Charakter zu erlauben“, sollte genauer studiert werden, „um überstürzte Interpretationen oder Schlussfolgerungen zu vermeiden“. Was das Nein zur künstlichen Empfängnisverhütung in der Enzyklika „Humanae Vitae“ von Paul VI. betrifft, setzte Kardinal Erdö auf eine „positive Neuformulierung der Botschaft“. (rv)

Kardinal Erdö Generalrelator der Außerordenlichen Bischofssynode 2014

Papst Franziskus hat den ungarischen Primas, Kardinal Peter Erdö, zum Generalrelator der Außerordentlichen Bischofssynode 2014 ernannt. Das Treffen der Bischöfe wird vom 5. bis 19. Oktober des kommenden Jahres zum Thema „Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" stattfinden. Als Sondersekretär jener Synode hat Papst Franziskus an diesem Montag den italienischen Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, ernannt. Kardinal Erdö ist auch Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE. (rv)

Europas Bischöfe trauern um Opfer von Lampedusa

Kardinal ErdöEuropas Bischöfe trauern um die Opfer des Bootsunglückes vor der Mittelmeerinsel Lampedusa. Der Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Peter Erdö, sicherte im Namen aller Bischöfe Anteilnahme zu und rief Europas Politiker auf, konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, damit solche Tragödien in Zukunft nicht mehr geschehen werden. Erdö sprach anlässlich der CCEE-Vollversammlung, die derzeit in Bratislava stattfindet. Der maronitische Bischof von Zypern, Youssef Soueif, der ebenfalls bei der Sitzung dabei ist, sagte gegenüber Radio Vatikan, Europas Einwanderungspolitik trage „große Schuld" an der Tragödie auf dem Mittelmeer. Der maltesische Bischof von Gozo, Mario Grech, betonte Europa müsse „eine neue Kultur der Gastfreundschaft" schaffen. Bei dem Bootsunglück am Donnerstag kamen über 130 Flüchtlinge vor der Küste Lampedusas ums Leben. (rv)

Belgien: Kardinal Erdö erklärt sich solidarisch mit Erzbischof Léonard

Kardinal ErdöKardinal Peter Erdö, Präsident des Rates der europäischen Bischofskonferenzen, hat dem Erzbischof von Mechelen-Brüssel seine Solidarität ausgedrückt. Erzbischof André-Joseph Léonard wurde am vergangenen Dienstag bei einem Vortrag in der Freien Universität Brüssel Opfer einer Attacke durch die Gruppe „Femen". Der Kardinal verurteilte in seinem Statement diese „aggressive Form von religiöser Intoleranz" und verlieh seiner „aufrichtige Nähe und Solidarität" Ausdruck. Zugleich bestärkte er die Position der belgischen Bischofskonferenz: Eine „demokratische Debatte über die Probleme der Gesellschaft ist nur möglich, wenn jeder seine Ideen in gegenseitigem Respekt und Freiheit zum Ausdruck bringen darf." (rv)

Synoden-Telegramm: Von Europas Laien bis zur Neuevangelisierung in Afrika

Viele europäische Länder sind von nationalistischen Tendenzen bedroht. Das hat der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, am Montagnachmittag bei den Generalkongregationen während der Bischofssynode im Vatikan zu bedenken gegeben. Gerade in den Balkanländern sei diese Gefahr groß. Europa brauche hingegen eine Rückbesinnung auf seine Wurzeln, die allen europäischen Völkern gemeinsam seien. Deshalb sei die Wiederversöhnung zwischen den Völkern wichtig.

Nur mit Optimismus und Mut können die Herausforderungen in Europa und in der Welt angegangen werden. Davon ist der Dekan des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, überzeugt. In seinem Beitrag ging er am Montagnachmittag auf die Neuevangelisierung als Schlüssel für aktuelle Herausforderungen der Kirche ein: Die neue Evangelisierung wolle dabei nicht einfach „ein Slogan" oder „eine neue Kommunikationstechnik" sein, so Sodano. Sie sei vielmehr Orientierung für die Gläubigen.

Eine wichtige Stütze für die Neuevangelisierung sollen die katholischen Bewegungen und neuen Gemeinschaften sein. Das sagte Kardinal Stanislaw Rylko, Präsident des päpstlichen Laienrates, in seiner Rede. Die Kirche habe noch nicht auf die volle Kraft der Bewegungen zurückgegriffen, es gebe da noch ein großes Potential. Diese Gruppen seien oft ein verborgener Schatz und könnten mithelfen, die Neuevangelisierung konkret umzusetzen, so der polnische Kurienkardinal.

Für Afrika bedeutet Neuevangelisierung vor allem die Umsetzung der christlichen Botschaft im Alltagsleben. Dies betonte in seiner Wortmeldung der Erzbischof von Daressalam, Kardinal Polycarp Pengo. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara sei eine Unterscheidung zwischen Evangelisierung und Neuevangelisierung im Sinne einer Bestärkung im bereits vorhandenen christlichen Glauben schwer zu treffen. Afrika sei ein heterogener und komplexer Kontinent, deshalb brauche es eine klare und einheitliche Linie für die Gläubigen, so der Präsident des Rates der afrikanischen Bischofskonferenzen SECAM. Als Hindernisse für eine Vertiefung des Glaubens in Afrika nannte Pengo Effekte der Globalisierung wie die Verunsicherung der afrikanischen Identität durch einen Import „unverdauter fremder Werte" sowie kulturelle Faktoren: ethnische Konflikte, Korruption, Gewalt und auch den islamistischen Fundamentalismus. (rv)

Ungarn: Kardinal Erdö im Gespräch

Bevor Griechenland und Italien ins Visier der Märkte gerieten, spielte Ungarn gewissermaßen die Rolle des Sündenbocks in der EU: Ministerpräsident Viktor Orban, der bis vor kurzem auch noch die EU-Ratspräsidentschaft innehatte, bringt regelmäßig die Beobachter in anderen Ländern der Union gegen sich auf. Nicht nur mit einem heftig umstrittenen Mediengesetz, sondern auch mit seiner neuen Verfassung, in deren Präambel ein nationales Credo aufgenommen wurde, und mit der Ausstellung der Stephanskrone im Budapester Parlament. Einige warnen, die mit Zweidrittelmehrheit ausgestattete neue Regierung nutze kirchliche Requisiten, um ein rückwärtsgewandtes Regime zu installieren. Anne Preckel traf in diesen Tagen in Esztergom den Budapester Kardinal Peter Erdö. Sie fragte ihn, ob die Kirche etwas mit dem neuen Mediengesetz zu tun hat. (rv)

Vatikan: Kardinäle als neue Mitglieder in die Dikasterien der Kurie berufen

Papst Benedikt XVI. hat neue Mitglieder in den Rat seines „Außenministeriums" berufen: Darunter ist Kardinal Peter Erdö, Erzbischof von Esztergom-Budapest. Der ungarische Primas und Vorsitzende des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) ist seit 2009 auch Mitglied im Päpstlichen Kulturrat. Neben Erdö wurde weiter der Präfekt der Apostolischen Signatur, Kardinal Raymond Leo Burke, in den Rat berufen. Weitere Mitglieder sind fortan der Präfekt der Bischofskongregation und kanadische Kardinal Marc Ouellet sowie den Großpönitentiar Kardinal Fortunato Baldelli. Der Rat des vatikanischen „Außenministeriums" ist im Staatssekretariat für die Beziehung zu den Staaten zuständig. Weiter hat der Papst an diesem Samstag neue Mitglieder in den Päpstlichen Migrantenrat, als den Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs, berufen. Darunter ist unter anderen Kardinal Ennio Antonelli, der Präsident des Päpstlichen Familienrates. Einer der neuen Berater des Migrantenrates ist der Direktor des Italienischen Flüchtlingsdienstes (CIR), Christopher Hein. (rv)