Kommentar: Die Jugendsynode und der eigene Bauchnabel

Mit einem Donnerschlag ist die Jugendsynode am vergangenen Sonntag zu Ende gegangen. Papst Franziskus feierte gerade die Heilige Messe zum Abschluss der Synode, als der Himmel überfallartig seine Schleusen öffnete. Für einige Minuten zuckten Blitze über das römische Firmament, der Donner grollte. Dann war das Gewitter schon wieder vorbei. Wenig später strömten hunderte Bischöfe aus dem Petersdom. Sie alle werden sich in diesen Tagen wieder auf den Heimweg machen.

Was wird von der Jugendsynode bleiben? Wird es zu konkreten Schritten kommen, zu einem neuen Aufbruch, zur Rückbesinnung auf die ureigenen Schätze der Kirche? Was bedeutet die Jugendsynode für mich persönlich? Geben mir die Ergebnisse neuen Schwung für das Glaubensleben oder bleibt am Ende doch nur heiße Luft und ein Stück Papier?

Ich weiß es nicht.

Gerade wir krisengeschüttelten deutschen Katholiken haben in diesen Wochen die Möglichkeit bekommen uns wieder an das zu erinnern, was uns als Kirche von Anfang an ausgezeichnet hat: Die Sakramente, das Gebet, das Wissen, dass sich Gott höchstpersönlich für uns kleingeistige Geschöpfe hingegeben hat.

Allerdings hat gerade die Pressekonferenz der deutschen Synodenteilnehmer gezeigt, dass wir Deutsche uns immer noch gerne in der Rolle des großen Schulmeisters gefallen, eines aber noch nicht bei allen gefallen ist: Der Groschen.

Es ist eine verpasste Chance, dass es dem BDKJ – der sich noch immer als die Vertretung der deutschen, katholischen Jugend versteht – nicht gelungen ist, zumindest einen Großteil dieser Jugend zu vertreten. Denn dazu gehören auch jene, für die der Messbesuch am Sonntag keine lästige Pflichterfüllung ist, die für ihren Glauben in der Schule, auf der Arbeit, im Studium ihren Kopf hinhalten und sich vielleicht fragen, ob Gott eine geistliche Berufung für sie vorgesehen hat. Die im besten Sinne „frommen“ Jugendlichen haben keine Lobby.

Stattdessen wurden die Wochen in Rom zum kirchenpolitischen Taktieren genutzt und die deutschen Vertreter des Jugendverbandes sind laut den Berichten anderer Synodenteilnehmer einmal mehr als unangenehme Besserwisser aufgefallen. Das ging soweit, dass sich Bischof Genn in der Abschlusspressekonferenz sogar noch etwas enttäuscht dazu äußerte, dass die „schönen Formulierungen“ der deutschen Synodengruppe nicht im Abschlussdokument übernommen wurden, sondern andere Ausdrücke verwendet wurden, auch wenn das Anliegen der Deutschen freilich trotzdem Eingang in das Dokument gefunden hatte.

Es wird sich nun zeigen, ob wir, die deutsche Kirche, die Zeichen der Zeit erkannt haben. Der zuständige Kardinal für die Ökumene, Kurt Koch, hatte sich bereits besorgt darüber gezeigt, dass aus Landesgrenzen einmal „Glaubensgrenzen“ werden könnten. Wann werden wir endlich allen Mut zusammennehmen und aus dem selbstreflexiven Gekreisel um den eigenen Bauchnabel ausbrechen? Sind wir mutig genug unser Vertrauen nicht allein auf unsere tollen Projekte, unsere Kampagnen und sozialen Netzwerke zu setzen, sondern wieder auf Jesus Christus?

Der katholische Fernsehsender EWTN.TV hat während der Jugendsynode umfangreich von der Jugendsynode berichtet. Alle Live-Sendungen, sowie Interviews und Eindrücke zur Synode finden Sie hier.

Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten des Autors wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch. (CNA Deutsch)

Kardinal Tobin sagt Teilnahme an Jugendsynode ab

WASHINGTON – Der Erzbischof von Newark hat angekündigt, dass er nicht an der Jugendsynode im Oktober teilnehmen wird.

Kardinal Joseph Tobin war von Papst Franziskus dazu persönlich eingeladen worden. Der Erzbischof begründete seine Absage mit „pastoralen Verpflichtungen“ in der Erzdiözese angesichts der Missbrauchskrise. Er habe dies dem Papst bereits mitgeteilt.

„Der Heilige Vater antwortete am nächsten Tag mit einer schönen pastoralen und mitfühlenden Botschaft. Er sagte mir, dass er versteht, warum ich in der Nähe von zu Hause bleiben muss, und er befreite mich von der Verpflichtung, nächsten Monat an der Synode teilzunehmen“, so Tobin in einem Hirtenbrief an die Katholiken seiner Diözese.

Tatsächlich ist das Erzbistum Newark – in dem dern mutmaßliche Sexualstraftäter Theodore McCarrick als Erzbischof wirkte – von mehreren Skandalen erschüttert worden, darunter Meldungen über homosexuelle Aktivitäten von Priestern der Diözese.

Kirchenkrise und Jugendsynode

Kardinal Tobin ist bereits der zweite Bischof, der seine Teilnahme an dem Treffen abgesagt hat. Vor einigen Tagen teilte der Jugendbischof der Niederlande, Rob Mutsaerts mit, dass er den Zeitpunkt der Synode für falsch hält angesichts der Kirchenkrise, wie CNA Deutsch berichtete.

Weitere US-Bischöfe, die teilnehmen werden, sind Kardinal Blase Cupich von Chicago, der ebenfalls von Papst Francis zum Teilnehmer ernannt wurde, sowie als Delegierte der Bischofskonferenz deren Vorsitzender und Stellvertreter, Kardinal Daniel DiNardo und Erzbischof José Gomez, sowie Erzbischof Charles Chaput, Bischof Frank Caggiano und Bischof Robert Barron. Erzbischof William Skurla, Leiter der Ruthenischen Erzdiözese von Pittsburgh, wird ex officio als Mitglied der Synode teilnehmen.

Am 19. September kündigte auch der von der Bischofskonferenz seines Landes gewählte niederländische Bischof Rob Mutsaerts an, dass er nicht an der Synode teilnehmen werde. (CNA Deutsch)

In die Kirche kommt Bewegung

Veränderungen in eine 2000 Jahre alte Institution zu bringen, ist sicher keine leichte Aufgabe. Die Kirche wird es trotzdem versuchen. Rund 300 Jugendliche machen sich nun an diese Aufgabe, sie haben sich zur Vorsynode in Rom versammelt.

Nadine Vogelsberg – Vatikanstadt.

Es ist ganz schön laut, bei 300 Jugendlichen aus allen Teilen der Welt an einem Ort – immerhin haben sie einander viel zu sagen. Dazu hat der Papst sie in seiner Rede zur Eröffnung der Vorsynode ja aufgefordert: Mutig zu sprechen und auch zuzuhören.

In Rom tagt in dieser Woche die Vorsynode, die die eigentliche Synode im Oktober vorbereiten soll. Zuvor konnten die Jugendliche einen Fragebogen online ausfüllen – tausende haben das getan. Aus diesen tausenden wurden die 300 Anwesenden ausgewählt, nach Rom zu kommen und zu diskutieren, was die Kirche besser machen kann, wenn es um Jugendliche geht.

Immerhin gibt es da einige Vorurteile, die junge Menschen gegenüber der Kirche haben könnten, wie Annelien Boone aus Belgien erzählt: „Die Kirche ist nicht etwas, wo es nur Regeln gibt, was sie oft denken, oder die nur alt ist, was auch nicht stimmt. Ich denke, dass es wichtig ist, der Kirche ein neues Image gegenüber der Jugend zu geben, damit sich alle willkommen fühlen.“

Boone sprach bei der Eröffnung des Vorsynode über die Situation junger Christen in Europa – so, wie auch jeder andere Kontinent einen Vertreter oder eine Vertreterin hatte. Wonach diese ausgewählt wurden, ist ihnen selbst ein Rätsel. Aber der Vatikan fragte sie, und sie haben geantwortet, ihre Gedanken, Gefühle und Hoffnungen über die Situation in ihrer Heimat zu Papier gebracht und vorgetragen.

Anschließend hatten sie alle die Gelegenheit, den Papst zu treffen, ein überwältigendes Gefühl, nicht nur für die Vertreter sondern für alle Jugendlichen: „Toll, ich war so überrascht, dass es real war!“ – „Ich konnte einfach nicht glauben, dass der Papst mir so nahe war!“ und „Es war einfach toll!“ heißt es da einstimmig begeistert von Jugendlichen unterschiedlicher Nationen.

Doch neben der Begeisterung für den Papst bringen die Jugendlichen auch eine Menge Pläne mit. Sie alle haben andere Anliegen, was ihnen für die Zukunft der Kirche wichtig ist. Für Christen aus dem islamisch geprägten Iran ist Frieden beispielsweise ein wichtiges Anliegen: „Ich hoffe die Welt verändern zu können: Frieden, kein Kämpfen. Vielleicht können junge Menschen beginnen, die Welt zu verändern, sodass niemand mehr miteinander kämpft.“

Mathilde, aus Frankreich, wünscht sich dagegen mehr Gebet: „Ich denke es geht darum, gemeinsam zu beten. Das Gebet kann viel verändern und ich denke, das ist das wichtigste für uns – Jesus nah zu sein.“

Man merkt den Jugendlichen ihre Aufbruchstimmung deutlich an. Sie sind in Rom, um etwas zu verändern – und sie sind zuversichtlich, dass ihnen das gelingen wird. Tendai Karombo aus Simbabwe, die bei den Reden zur Eröffnung Afrika repräsentierte, fasst den Eindruck der Jugendlichen zusammen: „Ich glaube, dass man uns zuhört, nicht nur der Papst, sondern auch die Autoritäten, der Klerus, all diese Menschen, die etwas verändern können.“

Bis Freitag tagt die Vorsynode noch in Rom. Die Ergebnisse werden dann in die Bischofssynode im Herbst einfließen – und vielleicht werden sie das Angesicht der Kirche neuer und jünger machen. (vatican news)

Jugendsynode: Kardinal Rocha wird Generalrelator

Papst Franziskus hat den Vorsitzenden der brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Sérgio Rocha, zum Generalrelator („Berichterstatter“) der kommenden Synode ernannt. Das teilte der Sekretariatsrat der Bischofssynode mit, wie der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab. Das Sekretariat der Bischofssynode tagte am Donnerstag und Freitag im Vatikan. Der Papst ernannte auch zwei Sondersekretäre für die Synode 2018, die sich mit dem Thema „Jugend und Berufungen“ beschäftigen wird. Es handelt sich um den Jesuitenpater Giacomo Costa und dem Salesianerpater Rossano Sala. Die Jugendsynode findet vom 3. bis 28. Oktober 2018 statt.

Die Sondersekretäre wurden gemäß dem Statut der Bischofssynode ernannt, teilte das Sekretariat der Bischofssynode mit. Das Besondere daran ist, dass auch Geistliche, die nicht Bischöfe sind, ernannt werden dürfen, wie es bei beiden Ernennungen der Fall ist. Auch in früheren Synoden wurden Nicht-Bischöfe als Sondersekretäre ernannt. (rv)