Ein Mittagessen mit den Armen: Papst Franziskus speist mit 1500 Gästen

VATIKANSTADT – Gemeinsam mit 1500 geladenen Menschen, darunter viele Obdachlose und Bedürftige, hat Papst Franziskus am heutigen Sonntag in der Aula Paul VI. im Vatikan zu Mittag gegessen.

Der Pontifex begrüßte die Gäste und segnete die Mahlzeit, die eine von mehreren war, die heute in Rom für arme Menschen als Teil des Welttags der Armen angeboten wurden.

Hungrigen zu essen zu geben ist eines der sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit im Katholizismus.

Der eigentliche Höhepunkt war für viele bereits am gestrigen Samstag eine heilige Messe im Petersdom, zu der rund 3.000 Obdachlose und Benachteiligte erwartet wurden. Bis aus Polen und Frankreich kamen die Besucher.

In der Aula Paul VI., in der heute zu Mittag gegessen wurde, finden in den Wintermonaten auch die Generalaudienzen des Papstes statt. Auf der Speisekarte standen unter anderem Nudeln und Tiramisu. Die Bedienung übernehmen 36 Diakone aus Rom sowie weitere freiwillige Helfer.

Ein Kinderchor sang während des Essens Lieder, und die Kapelle der vatikanischen Gendarmerie spielt davor zum Einzug in die Halle. (CNA Deutsch)

Vatikan rollt Pädophilie-Untersuchung neu auf

Der Vatikan wird eine Untersuchung zu Pädophilie-Vorwürfen neu aufrollen. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Samstag bekannt. Der Vatikan reagiere mit dieser Entscheidung auf eine Reihe von Vorwürfen, die das „Preseminario San Pio X“ auf Vatikanboden beträfen, heißt es in dem Statement. Bereits seit 2013, als erste Anzeigen zu Jahre zurück liegendem sexuellem Fehlverhalten von Seminaristen und Ministranten in dem Institut eingegangen waren, hätten die Leiter des Preseminars sowie der zuständige Diözesanbischof von Como Untersuchungen angestellt. Diese hätten jedoch zu keinem greifbaren Ergebnis geführt. Im Licht der neuen Elemente würden diese Untersuchungen jedoch wieder aufgenommen, um herauszufinden, „was sich tatsächlich abgespielt“ habe, so das Statement.

In einem TV-Beitrag des italienischen Fernsehsenders „Italia 1“ hatte ein ehemaliger Ministrant ausgesagt, sein Zimmernachbar im vatikanischen „Preseminario San Pio X“ sei vor seinen Augen mehrfach von einem Seminaristen sexuell missbraucht worden. Die Ereignisse sollen sich vor etwa zehn Jahren zugetragen haben. Das mutmaßliche Opfer, anonymisiert gezeigt, bestätigt die Vorwürfe.

Das „Preseminario San Pio X“ ist ein 1956 gegründetes Konvikt mit Sitz im Vatikan. Es nimmt Mittelschüler auf, die am Beruf des Priesters interessiert sind. Die Jungen werden als Messdiener im Petersdom eingesetzt. (rv)

D: „Ohne Ratzinger keine gemeinsame Rechtfertigungslehre“

Ein katholischer Theologe, ein estnischer Musiker und ein evangelischer Theologe: Die drei diesjährigen Preisträger des Ratzinger-Preises sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich und doch verbindet ihre Arbeit und Tätigkeit dank des Theologen Joseph Ratzinger viel. Der Preisträger Theodor Dieter ist Leiter des Instituts für Ökumenische Forschung in Straßburg, ein Institut des Lutherischen Weltbundes, das für die ökumenischen Beziehungen der lutherischen Kirchen Sorge trägt und sie theologisch begleitet. Unser Kollege Mario Galgano hat ihn vor der Preisverleihung am Samstagmorgen im Vatikan getroffen.

RV: An diesem Samstag wird Ihnen Papst Franziskus einen besonderen Preis überreichen, und zwar den Ratzinger-Preis. Wie kommt es, dass Sie diesen Preis als lutherischer Theologe erhalten, und wie sind Sie zur Theologie Ratzingers gestoßen?

Dieter: „Der Preis wird mir mit Bezug auf meinen Einsatz für die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, die 1999 in Augsburg von der katholischen Kirche und dem Lutherischen Weltbund unterzeichnet worden ist, verliehen. Das ist die eine Seite. Zur Frage, wie ich zur Theologie Ratzinger gekommen bin: Das war ein langer Weg. Das fing mit der Lektüre von Ratzingers „Einführung in das Christentum“ an. Ich habe im Lauf der Zeit viele weitere Schriften gelesen. Besonders interessiert hat mich seine Doktorarbeit, in der er als junger Theologe, anhand von Augustinus, die Grundlinien seines Kirchenverständnisses aufzeigte. Das kam dann auch im Zweiten Vatikanischen Konzil zum Tragen und ist bis heute maßgeblich für Ratzingers Denken. Dass jemand schon so früh eine so grundlegende Einsicht in das Kirchenverständnis gewinnen kann, hat mich außerordentlich beeindruckt.

Und im Blick auf das Offenbarungsverständnis bin ich auf den vor einigen Jahren veröffentlichten zweiten Teil seiner Habilitationsschrift gestoßen. Da geht es um das Offenbarungsverständnis bei Bonaventura. Da hat Ratzinger das traditionelle instruktionstheoretische Verständnis von Offenbarung in der Arbeit über Bonaventura überwunden. Offenbarung ist Begegnung, Offenbarung ist eine Person, und zwar Jesus Christus. Offenbarung braucht immer jemanden, der sie zur Kenntnis nimmt. Diese Grundlinien, die er in seiner Habilitation entwickelt hat, sind dann auch im Zweiten Vatikanischen Konzil zum Tragen gekommen. Dass jemand so früh Grundlinien entwickelt, die nicht nur für seine persönliche Theologie gültig sind, sondern auch in der Kirche fruchtbar werden, finde ich sehr bemerkenswert. In den Ratzinger-Studien habe ich einen Aufsatz über ,Die eucharistische Ekklesiologie Joseph Ratzingers´ veröffentlicht, und im Oxford Handbook of Ecclesiology wird von mir ein Artikel über die Ekklesiologie Joseph Ratzingers erscheinen.“

RV: Wie schätzen Sie die ökumenische Dimension in Ratzingers Theologie ein?

Dieter: „Ökumenisch ist mir Joseph Ratzinger zunächst aufgefallen in der Doktorarbeit von Vinzenz Pfnür ,Einig in der Rechtfertigungslehre?´. Sie stammte aus einem Seminar über das Augsburger Bekenntnis, das Joseph Ratzinger bereits als junger Theologe in Freising gehalten hat. 1980 hat er sich sehr intensiv mit der Frage einer katholischen Anerkennung des Augsburger Bekenntnisses beschäftigt. Er hat also nicht nur die lutherische Theologie, sondern auch die lutherische Kirchenlehre zur Kenntnis genommen. Das ist ökumenisch von großer Bedeutung. Ganz konkret ökumenisch aktiv ist Joseph Ratzinger dann gewesen, als es um die Erklärung zur Rechtfertigungslehre ging. Der Prozess, in dem diese Erklärung von lutherischen Kirchen und auch von der römisch-katholischen Kirche angenommen werden sollte, ist gegen Ende in eine Krise geraten, und Joseph Ratzinger hat sich außerordentlich intensiv und konstruktiv im Gespräch mit dem damaligen Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Johannes Hanselmann, und anderen um eine Lösung bemüht. Diese findet sich nun im Annex zur Gemeinsamen Erklärung. Joseph Ratzinger hat große Verdienste erworben für diese Gemeinsame Erklärung. Man kann sagen: Ohne ihn würde es diese Erklärung nicht geben.“

RV: Am Freitagmorgen haben Sie den emeritierten Papst getroffen. Wie geht es ihm?

Dieter: „Ich bin beeindruckt von der geistigen Wachheit, Heiterkeit und Freundlichkeit, mit der Papst emeritus Benedikt uns begegnet ist. Er hat sich für viele Dinge interessiert und mit einer Leichtigkeit über die verschiedensten Fragen gesprochen, mit einem unglaublich lebendigen Gedächtnis. Er hat sich an Kollegen aus der Tübinger Zeit vor 50 Jahren erinnert. Wir haben über verschiedene theologische Fragen gesprochen, daneben haben wir auch über die Musik von Arvo Pärt geredet. Es war ein weites Spektrum von Themen, die Gegenstand unseres Gesprächs waren.“

RV: Auch Arvo Pärt und Professor Karl-Heinz Menke haben auch den Ratzinger-Preis erhalten. Hatten Sie schon Gelegenheit mit diesen beiden Herren über die Theologie Ratzingers zu sprechen?

Dieter: „Wir haben uns erst am Freitag beim Frühstück persönlich zum ersten Mal getroffen. Natürlich habe ich einige Bücher des Kollegen Menke gelesen und auch die Musik von Arvo Pärt gehört. Wir haben über theologische Fragen im Allgemeinen gesprochen.“

RV: Was liegt Ihnen besonders am Herzen im Rahmen dieser Preisverleihung?

Dieter: „Was für mich an der Preisverleihung wichtig ist, ist natürlich neben der Freude, dass auch meine eigene Arbeit auf diese Weise gewürdigt wird, vor allem die Tatsache, dass mit dieser Preisverleihung und mit dem Bezug auf die Gemeinsame Erklärung, die vor fast 20 Jahren unterzeichnet worden ist, noch einmal von höchster katholischer Seite – also von Papst emeritus Benedikt und auch von Papst Franziskus – anerkannt wird, dass dieser Weg der Ökumene, den wir damals mit der Gemeinsamen Erklärung gegangen sind, aus katholischer Hinsicht sinnvoll, fruchtbar und wegweisend ist. Diese Anerkennung und Ermutigung, aber auch die Verpflichtung, diesen Weg weiterzugehen, das ist für mich das eigentlich Wichtige bei dieser Preisverleihung. Es ist ein großes ökumenisches Zeichen im 500. Jahr der Reformation.“ (rv)

Jugendsynode: Kardinal Rocha wird Generalrelator

Papst Franziskus hat den Vorsitzenden der brasilianischen Bischofskonferenz, Kardinal Sérgio Rocha, zum Generalrelator („Berichterstatter“) der kommenden Synode ernannt. Das teilte der Sekretariatsrat der Bischofssynode mit, wie der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab. Das Sekretariat der Bischofssynode tagte am Donnerstag und Freitag im Vatikan. Der Papst ernannte auch zwei Sondersekretäre für die Synode 2018, die sich mit dem Thema „Jugend und Berufungen“ beschäftigen wird. Es handelt sich um den Jesuitenpater Giacomo Costa und dem Salesianerpater Rossano Sala. Die Jugendsynode findet vom 3. bis 28. Oktober 2018 statt.

Die Sondersekretäre wurden gemäß dem Statut der Bischofssynode ernannt, teilte das Sekretariat der Bischofssynode mit. Das Besondere daran ist, dass auch Geistliche, die nicht Bischöfe sind, ernannt werden dürfen, wie es bei beiden Ernennungen der Fall ist. Auch in früheren Synoden wurden Nicht-Bischöfe als Sondersekretäre ernannt. (rv)