Papst beruft Sonderkommission für wirtschaftliche Strukturreform

B_Franziskus2.Papst Franziskus will Klarheit in Wirtschaft und Verwaltung der Kurie und des Vatikanstaates bringen: Dazu hat er jetzt eine Kommission ins Leben gerufen, die sich mit der Organisation der Wirtschafts- und Verwaltungs-Strukturen des Heiligen Stuhls beschäftigen soll. Wie der Vatikan am Freitagmittag bekannt gab, geht das aus einer handschriftlichen Verfügung des Papstes hervor, die Franziskus am Donnerstag unterzeichnete.

Die neue Päpstliche Kommission soll zu einer „Vereinfachung und Rationalisierung der existierenden Organismen" führen. Ziel ist auch eine „aufmerksamere Planung der wirtschaftlichen Aktivitäten aller Vatikan-Verwaltungsbehörden", erklärt Franziskus in dem Dokument. Die neue Kommission soll wichtige Informationen zu wirtschaftlichen Fragen der Kurie und zur Verwaltung des Vatikanstaates sammeln. Dabei soll sie auch mit den acht Kardinälen zusammenarbeiten, die Papst Franziskus bereits vor einiger Zeit dazu berufen hat, sich Gedanken über eine Kurienreform zu machen. Als Berater soll die Päpstliche Kommission den Kardinälen Vorschläge machen und Strategien dazu erarbeiten, wie wirtschaftliche Verschwendung vermieden werden kann und wie mehr Transparenz in die wirtschaftlichen Geschäfte des Vatikan gebracht werden kann. Dies gilt unter anderem im Immobilien-Bereich, beim An- und Verkauf von Geräten und bei Dienstleistungen. Darüber hinaus solle allen, die das Recht dazu hätten, angemessene gesundheitliche Behandlungen und Sozialleistungen garantiert werden.

Mindestens acht Mitglieder
In dem handschriftlich verfassten Dokument erklärt Franziskus auch, wie die Päpstliche Kommission aussehen soll: Es muss mindestens acht Mitglieder geben; sie alle werden vom Papst persönlich ernannt und sind Experten in Rechts-, Wirtschafts- und Finanzfragen. Die ersten acht Mitglieder der internationalen Kommission hat Franziskus bereits benannt; unter ihnen ist auch der Deutsche Jochen Messemer. Er ist seit 2009 Mitglied des Vorstands der ERGO Versicherungsgruppe und dort verantwortlich für das Internationale Geschäft. Im selben Jahr setzte Papst Benedikt XVI. Messemer als internationalen Revisor bei der vatikanischen Wirtschaftspräfektur ein. Die Kommission hat das Recht, in sämtliche für ihre Arbeit benötigten Unterlagen Einsicht zu nehmen und falls nötig auch weitere interne und externe Experten und Berater hinzuzuziehen. Interne Berater dürfen allerdings nicht in die Finanzen oder die Verwaltung des Heiligen Stuhls verwickelt sein. Die Kommission wird mit dem handschriftlichen Dokument des Papstes auf unbestimmte Zeit ins Leben gerufen und „sie wird wieder aufgelöst, wen der Papst dies veranlasst" heißt es in dem Schriftstück. (rv)

Papst Johannes Paul II. und Johannes XXIII.: Zwei Wege zur Heiligsprechung

Slawomir OderAls Präzedenzfall wertet Monsignor Slawomir Oder, Postulator des Heiligsprechungsprozesses von Johannes Paul II., Papst Franziskus‘ Entscheidung, das Konsistorium für eine mögliche Heiligsprechung des Konzilspapstes Johannes XXIII. einzuberufen.

„Was die Figur des Papstes betrifft, ist diese Entscheidung in unser Zeit beispiellos", sagte Oder jetzt im Gespräch mit Radio Vatikan. Franziskus hatte die Causa Anfang Juli zusammen mit dem Dekret für eine mögliche Heiligsprechung von Johannes Paul II. unterschrieben. Der Schritt kam überraschend, denn ein für die Heiligsprechung notwendiges Wunder wurde bei Johannes XXIII. bislang nicht bestätigt. Für Monsignor Oder fällt die päpstliche Entscheidung dennoch nicht völlig aus dem Rahmen:

„Jeder Papst ist höchster Richter und Gesetzgeber in der Kirche, indem er der Stellvertreter Christi ist. Eine solche Entscheidung gehört also zu seinen Befugnissen. Sicher ist es keine leichtfertige Entscheidung gewesen. Es ist ja eine Entscheidung, die eine Heiligsprechung betrifft, die Proklamation einer heiligen Person, eines Papstes, der durch Ansehen und Unfehlbarkeit überzeugt. Uns mag der Schritt vielleicht überraschen, doch hinter ihm stehen die Reflektion und das Gebet des Papstes, die ihn zu dieser Entscheidung führten. Und diese Art von Entscheidung kann spirituellen Früchte tragen und zum Wohl der Seelen beitragen."

Ein Datum für das Konsistorium gab der Vatikan bislang nicht bekannt. Pater Federico Lombardi hatte betont, Franziskus‘ Entscheidung sei eine „Absichtserklärung" – ob der Papst also für die Heiligsprechung des Konzilspapstes von der Anerkennung eines Wunder absieht oder ob ein solches noch bestätigt wird, steht also offen. Der Papst würdigte Johannes XXIII. zuletzt anlässlich dessen Todestages am 3. Juni. Im „evangeliengemäßen Gehorsam" liege der „Schlüssel zur Güte und zum Frieden von Papst Johannes" und „die Wurzel seiner Heiligkeit", sagte Franziskus bei einer Gedenkmesse für den Konzilspapst im Petersdom. Das von Johannes einberufene Zweite Vatikanische Konzil sei „Markstein der Kirche des 20. Jahrhunderts" und ein „Leuchtturm" für die Zukunft der Kirche, so der Papst weiter. Dazu Slawomir Oder:

„Eine eventuelle, zeitgleiche Heiligsprechung von Johannes Paul II. und Johannes XXIII. ist klar im Lichte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu lesen. Es ist offensichtlich: Johannes XXIII. ist der Papst, der den Mut hatte, die Kirche dem Ereignis des Konzils gegenüber zu öffnen, der Papst, der mit seinem ganzen Pontifikat die Wegweisungen und den Geist des Konzils empfangen und diese durch sein Amt realisiert hat."

Im Fall von Johannes Paul II. hatte der Papst am vergangenen 5. Juli ein Wunder per Dekret anerkannt, das sich in Lateinamerika ereignet hatte. Monsignor Oder verrät im Gespräch mit Radio Vatikan Details der Begebenheit:

„Der Fall trug sich am Tag der Seligsprechung von Johannes Paul II. in Costa Rica zu. Eine junge Frau, die unter einem Hirnaneurysma litt, bat um die Fürsprache Johannes Paul II. und schloss sich über Fernsehen dem Gebet der ganzen Kirche für ihn an. Am Ende der Seligsprechung ist sie eingeschlafen und dann, als sie am Morgen aufwachte, hat sie gespürt, dass die Symptome der Krankheit verschwunden waren. Und eine innere Stimme sagte ihr: ,Steh auf, hab keine Angst, nimm dein Leben wieder auf.‘"

Papst Johannes Paul war am 1. Mai 2011 selig gesprochen worden. Beobachter halten eine Heiligsprechung des polnischen Papstes im Kontext des Hochfestes für den Seligen am kommenden 22. Oktober für möglich, wenn auch ein offizielles Datum bislang nicht bekannt wurde. Slawomir Oder zeigt sich im Gespräch mit Radio Vatikan überzeugt davon, dass auf die Heiligsprechung von Johannes Paul II. nicht mehr lang gewartet werden muss. (rv)

Brasilien: „Weltjugendtag keine Zielscheibe“

Pater LombardiDemonstranten und Polizisten haben sich fünf Tage vor Beginn des Papstbesuchs in Rio de Janeiro im wohlhabenden Viertel Leblon eine Straßenschlacht geliefert. Rund 2.000 Protestler demonstrierten am Mittwochabend nahe der Wohnung von Gouverneur Sergio Cabral gegen dessen Amtsführung. Sie forderten die Absetzung von Gouverneur Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes. Ihnen werfen sie vor, statt in Bildung und Gesundheit zu investieren, Milliardensummen für Megaevents wie den Weltjugendtag, die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 auszugeben. Vor allem Cabral wird zudem vorgehalten, sich persönlich zu bereichern. Sind die nicht abreißenden Demos ein mögliches Sicherheitsrisiko für den Weltjugendtag? Im Gespräch mit Radio Vatikan gibt der Generaldirektor des lokalen Organisationskomitees, Joel Portela Amado, Entwarnung:

„Die Demonstrationen sind unvorhersehbar, wir wissen nicht, wie, wo und warum. Es ist immer eine Mehrheit pazifistischer Gruppen dabei, doch auch eine Minderheit, die sich selbst anarchisch nennt. Was jedoch sehr klar ist: der Weltjugendtag ist weder für die eine noch die andere Seite eine Zielscheibe. Im Gegenteil, der Weltjugendtag wird von allen gut aufgenommen. Es kann natürlich sein, dass jemand den Weltjugendtag als Gelegenheit zur Sichtbarkeit nutzt, denn es sind viele ausländische Journalisten vor Ort. Die Sicherheitsleute werden dann wenn nötig handeln."

In den vergangenen Tagen war bei den Behörden die Sorge gewachsen, dass Demonstranten den Weltjugendtag für ihre Proteste ausnutzen könnten. Der Vatikan hatte sich aber gegen zu scharfe Sicherheitsmaßnahmen ausgesprochen. So verzichtet Franziskus etwa auf ein geschlossenes Papamobil und will in einem offenen Jeep durch die Menge fahren. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hatte am Mittwoch vor der Presse noch betont, man werde ohne Sorge nach Rio aufbrechen.

Mögliche Programmänderungen?
Brasilianische Sicherheitsbehörden prüfen laut Zeitungsberichten allerdings derzeit, den offiziellen Empfang von Papst Franziskus durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff zu verlegen. Rousseff will den Papst am Montag am Internationalen Flughafen von Rio begrüßen; der offizielle Empfang soll allerdings danach in der Residenz des Gouverneurs von Rio stattfinden. Vor einigen Tagen hatten Demonstranten den Palast während einer gewaltsamen Protestveranstaltung belagert. Das führe die Behörden zu der Einschätzung, dass die Sicherheit dort nicht gewährleistet sei, hieß es. Der offizielle Empfang, bei dem es ein Vieraugengespräch zwischen dem Papst und Rousseff geben soll, könnte nun direkt im Empfangsbereich des Flughafens stattfinden. (rv)

Details der Papstreise nach Brasilien: „Intensiver, als sie für Benedikt XVI. geplant war“

WJT Rio2013Es ist eine besondere Reise, weil der „Papst vom anderen Ende der Welt" auf den Kontinent seiner Herkunft reist. So bewertet Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Pressekonferenz zur Programmvorstellung die kommende Woche mit der ersten Auslandsreise Papst Franziskus.

„Die Reise war schon entschieden, aber das Programm ist angepasst worden, man könnte auch sagen intensiviert worden nach dem Wechsel im Pontifikat. Das Programm, das für Benedikt XVI. geplant worden war, war leichter, für Papst Franziskus sind nun einige Element hinzugefügt worden, wie zum Beispiel die Pilgerreise nach Aparecida, der Besuch in der Favela oder im Krankenhaus. Das war nicht im ursprünglichen Kalender für die Reise, wie sie für Benedikt XVI. geplant war."

Besonders der Besuch in Aparecida sei von Papst Franziskus ausdrücklich gewünscht worden, so Lombardi. Damit wolle er an das Dokument von Aparecida von 2007 erinnern. Papst Franziskus habe diesen Text sehr präsent, nicht nur, weil dieser unter seiner Ägide erstellt wurde. Es handelt sich um das Abschlussdokument der Bischofsversammlung Lateinamerikas. Seit der Wahl überreicht der Papst jedem besuchenden Staatoberhaupt eine Kopie dieses Textes.

Franziskus habe weitere Änderungen im Stil vorgenommen, so werde es auf dem Hinflug das Treffen mit den Journalisten im Flugzeug nicht in der gewohnten Weise von Frage und Antwort geben. Der Papst habe ihm gesagt, dass er in persönlichen Treffen im Flugzeug alle Journalisten begrüßen wolle, so Lombardi.

Franziskus wird der dritte Papst in Brasilien sein, Johannes Paul II. war viermal dort, Benedikt XVI. ein Mal. Gleich einige Tage nach seiner Wahl habe Franziskus der Reise zugestimmt.

„Es ist ein wichtiger Moment im Leben der Kirche. Die Idee dazu stammt von Johannes Paul II.; es sind Treffen zwischen der Jugend der Welt und dem Papst. Ein Weltjugendtag ohne die Anwesenheit des Papstes ist gar nicht denkbar, das ist eines der grundlegenden Elemente dieses Ereignisses."

Untergebracht sei der Papst im Zentrum Sumaré, wo auch schon Johannes Paul II. gewohnt habe. Etwas abseits vom Stadtzentrum gelegen liegt das Zentrum verkehrstechnisch günstig. Dort wird er den Dienstag verbringen, ohne einen Termin zu haben. Die Eröffnung des WJT wird wie üblich durch den Ortsbischof Oraní Tempesta geschehen, der Papst nehme daran nicht teil.

„Natürlich wissen wir um die Situation in Brasilien in den letzten Wochen mit der Aufregung und den Demonstrationen, viele fragen sich, ob diese auch anlässlich des Papstbesuches stattfinden werden. Wir werden sehen, aber wir haben volles Vertrauen in das Land Brasilien, vernünftig mit der Situation umzugehen. Wir fahren also in aller Ruhe dorthin, wissend, dass sich die Demonstrationen nicht gegen den Papst richten und nicht gegen die Kirche. Wir fahren also in aller Ruhe."

Einen ausführlichen Plan der Reisetermine des Papstes finden Sie auf unserer Webseite in der Rubrik „Weltjugendtag". (rv)

Vatikan/Italien: Franzikus am 22. September auf Sardinien

SardinienBei seinem Besuch auf Sardinien am 22. September 2013 soll der Papst u.a. mit Arbeitern, Armen und Jugendlichen zusammentreffen. Dies geht aus einem Programmentwurf hervor, den die Organisatoren der Sardinienreise des Papstes vorgestellt haben. Der Entwurf wird derzeit vom Vatikan geprüft. Insgesamt wird der Besuch auf der italienischen Mittelmeerinsel etwa zehn Stunden dauern: Am Vormittag soll eine Messe vor dem Marienheiligtum von Bonaria in Cagliari stattfinden; anschließend ist ein Mittagessen mit den sardischen Bischöfen geplant und am Nachmittag ist ein Treffen des Papstes mit Jugendlichen vorgesehen. Franziskus soll auch eine Suppenküche der Caritas sowie die theologische Fakultät Sardiniens besuchen. (rv)

Kamerun: Kardinal Turkson kritisiert Profitgier

Kardinal TurksonKardinal Peter Turkson hat die Profitgier vieler Unternehmen kritisiert. Der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden sprach beim ersten afrikanischen Kongress des Verbandes christlicher Unternehmer und Unternehmerverbände (Uniapac) in Kamerun. Turkson betonte in seiner Ansprache, dass ein guter Geschäftsbetrieb möglich sei, wenn dieser auf der „Logik des Gebens und Schenkens" basiere. Dies bedeute, dass ein Unternehmen auch an die sozialen Konsequenzen seines Handelns denken müsse. Der Kurienkardinal aus Ghana kritisierte, dass sich stattdessen immer mehr Unternehmen ausschließlich an Strukturen der Finanzwelt orientieren würden. Dabei käme der Mensch oft zu kurz. Die „Logik des Gebens und Schenkens" aber vermenschliche und zivilisiere ein Unternehmen, so Turkson. Eine strikte Trennung zwischen religiösem Glauben und dem unternehmerischen Alltag dränge im Übrigen Menschen in leitenden Positionen hauptsächlich zu materiellem Erfolg. Abschließend rief der Kardinal die Unternehmer zur Solidarität mit denjenigen auf, denen es angesichts der Wirtschaftskrise schlecht ginge. (rv)

Kardinal Rylko: Für den Startschuss in Rio alles bereit

Kardinal RylkoDie Vorbereitungen für den Weltjugendtag in Rio sind auf einem guten Stand. Das berichtet der Präsident des Päpstlichen Laienrates, Kardinal Stanislaw Rylko, der sich kurz vor Beginn des Ereignisses noch einmal in Rio umgesehen hat. Viel Zeit bleibt auch nicht mehr: in nur einer guten Woche startet das weltweit größte Jugendtreffen. An allen Ecken und Enden werde intensiv dafür gearbeitet, auch die letzten Vorbereitungen bis zum Startschuss für das Großereignis abgeschlossen zu haben, erklärt Kardinal Rylko im Interview mit Radio Vatikan:

„Es fehlen nun nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung des Weltjugendtages. Man kann sich leicht vorstellen, mit welchem Einsatz in der Stadt der Cariocas [Name für die Einwohner Rios, Anm. d. Red.] gearbeitet wird, um dem Papst und den jungen Gästen aus der ganzen Welt die bestmögliche Aufnahme zu garantieren. Das Organisationskomitee arbeitet Tag und Nacht, hunderte von Freiwilligen sind im Einsatz. Man arbeitet besonders hart, um die Orte zu gestalten, an denen die großen Jugendtreffen stattfinden werden, also Copacabana und Guaratiba. Persönlich bin ich sehr beeindruckt von der Großzügigkeit und Intelligenz der Organisatoren. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein Event handelt, das allein aufgrund seiner Dimensionen seinesgleichen sucht!"

In Rio selbst steigt die Erwartung auf die zahlreichen jungen Gäste, die vom 22. bis 28. Juli aus der ganzen Welt an die Copacabana reisen werden. Aber vor allem die Begeisterung über den Besuch von Papst Franziskus sei überall spürbar, so der Hauptorganisator des Jugendtreffens auf Vatikanseite:

„In Brasilien, aber vor allem in Rio de Janeiro herrscht wirklich eine Atmosphäre der gespannten Erwartung auf den Besuch des Papstes und auf den Weltjugendtag. Jeder Weltjugendtag überrascht uns aufs Neue mit der Freude und Hoffnung, die er nicht nur der Kirche, sondern der gesamten Welt einhaucht. In Brasilien wird natürlich auch Papst Franziskus sehnsüchtig erwartet – der erste lateinamerikanische Papst überhaupt – der bereits unser aller Herzen erobert hat." (rv)

Castel Gandolfo: Kurze Auszeit für Papst Franziskus

Castel GandolfoAm kommenden Sonntag wird er einen Teil des Tages in der päpstlichen Sommerresidenz von Castel Gandolfo verbringen. Wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde, wird der Papst gegen 9.30 Uhr den Vatikan verlassen und mit dem Auto ins nahe gelegene Castel Gandolfo fahren. Dort wird er durch die Angestellten der Residenz, aber auch durch dir kirchlichen und zivilen Autoritäten vor Ort empfangen werden. Um 12 Uhr mittags wird er – wie bereits angekündigt – das Mittagsgebet vom Hauptportal des Apostolischen Palastes aus sprechen. (rv)

Kardinal Tauran traf Lukaschenka: Erstes römisch-katholisches Priesterseminar geplant

Kardinal TauranKurienkardinal Jean-Louis Tauran hat bei seinem Besuch in Weißrussland ein besonderes Geschenk vom Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka erhalten: der weißrussische Präsident sicherte Tauran ein Stück Land, auf dem bald das erste römisch-katholische Priesterseminar entstehen soll. Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Er war vergangene Woche im weißrussischen Budslau, wo er mit 40.000 Gläubigen bei der Feier für das 400-jährige Jubiläum einer Marienikone teilnahm. Gegenüber Radio Vatikan berichtete Tauran, wie die Gespräche verlaufen sind:

„Ich habe mit Präsident Lukaschenka etwa eine Stunde lang über die Probleme der katholischen Kirche in Weißrussland gesprochen. Wir haben auch über die internationale Situation gesprochen. Gegen Ende unserer Gespräche hat er mir dann gesagt, dass er der katholischen Kirche ein Stück Land geben wolle, wo nun das erste Priesterseminar entstehen soll. Das hat gezeigt, dass unsere Gespräche durchaus sehr konkret waren."

Lukaschenka ist im Westen sehr umstritten. Staatsbesuche sind in jüngster Zeit sehr selten geworden. Kardinal Tauran hat ihm auch eine Botschaft des Papstes übermittelt.

„Mehr als ein Nachrichtenbote bestand meine Aufgabe darin, die spirituelle Nähe des Papstes mit dem weißrussischen Volk zu übermitteln. Die Christen sind niemals eine Gefahr für eine Gesellschaft sondern im Gegenteil sie sind ein Reichtum für ein Volk. Präsident Lukaschenka schien mir sehr interessiert für diesen Aspekt zu sein. Mehr als mit dem Präsidenten habe ich mit vielen Jugendlichen sprechen können und ich sagte ihnen jeweils, dass sie das christliche Erbe nicht vergessen sollten."

Das weißrussische Volk habe viel durchgelitten. Russen und Deutsche hätten das Land durch die Kriege im 20. Jahrhundert verwüstet und viel Leid gebracht, so Tauran.

„Doch wie Papst Franziskus uns gerne erinnert: Gott ist Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Botschaft wollte ich besonders hervorheben bei meinem Besuch in Weißrussland. Die jüngere Generation kann sich sicherlich nicht an die Verfolgungen gegen Christen im 20. Jahrhundert erinnern. Heutzutage ist aber die Lage auch nicht immer sehr einfach. Zwar gibt es keine physische Gewalt gegen Christen aber administrative Hürden erschwert oft das Leben der Gläubige in dem osteuropäischen Land. Allgemein muss aber gesagt werden, dass der Dialog der katholischen Bischöfe mit ihren orthodoxen Mitbrüder und den Behörden sehr positiv ist." (rv)

Vatikanisches Strafgesetzbuch reformiert

VatikanAn diesem Donnerstag wurde im Vatikan eine weitreichende Reform des vatikanischen Strafgesetzbuches vorgestellt. Mit der Reform, so erklärte der Präsident des vatikanischen Gerichtshofes Giuseppe Dalla Torre vor Journalisten, gleiche der Heilige Stuhl seine Gesetzgebung an herrschende internationale Standards und insbesondere an internationale Konventionen an. Diese wurden vom Heiligen Stuhl als Völkerrechtssubjekt unterschrieben und werden mit der aktuellen Reform nun auch normativ in die vatikanische Rechtssprechung eingepflegt. Außerdem wurde das Höchstmaß für Haftstrafen von lebenslang auf 35 Jahre reduziert und die direkte strafrechtliche Verantwortlichkeit von juristischen Personen eingeführt sowie Empfehlungen des Expertenkomitees Moneyval zur Angleichung an internationale strafgesetzliche Standards bei der Geldwäschebekämpfung eingearbeitet. Bei der Pressekonferenz im vatikanischen Pressesaal sagte Dalla Torre:

„Sehr wichtig im Zusammenhang mit der Einführung internationaler Normen in staatliches Recht ist die Anpassung der Normen zum Schutz von Minderjährigen vor Delikten wie Gewalt, Missbrauch und so weiter. Der vatikanische Gesetzgeber gleicht sich mit dieser Änderung den internationalen Standards an. All das zusammen genommen wird durch ein Motu Proprio von Papst Franziskus ergänzt. Mit diesem treten die Gesetze nicht nur auf dem Territorium des Vatikanstaates in Kraft, sondern erstrecken sich auf den gesamten Bereich des Heiligen Stuhls."

Durch das Motu Proprio, so erklärt Dalla Torre, sind künftig auch Einrichtungen des Heiligen Stuhls wie Nuntiaturen oder andere Funktionsträger, die sich nicht auf Vatikanstaatsgebiet befinden, diesen Normen unterworfen. Ein ähnliches Motu Proprio hatte Benedikt XVI. im Jahr 2010 verabschiedet, um die vatikanische Gesetzgebung an internationale Standards im Hinblick auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung anzugleichen.

„Was nun die Verbrechen gegen Minderjährige betrifft, so wurden komplementäre Strafgesetze zur Einführung der internationalen Konventionen geschaffen. Als minderjährig gelten dabei ohne Ausnahmen Personen unter 18 Jahren. Namentlich genannt sind die Delikte Verkauf, Prostitution, Anwerbung und sexuelle Gewalt gegenüber Kindern; die Pädopornographie, der Besitz von pädopornographischem Material und sexuelle Akte mit Kindern."

Diese Verbrechen, so präzisiert Dalla Torre, waren bereits vor der Reform strafbar, doch sie wurden dort weitaus allgemeiner unter dem Begriff von Gewalt gegenüber Kindern zusammengefasst. Die Präzisierung der Normen in diesem, aber auch in anderen Bereichen erlaube nun auch einen reibungsloseren internationalen Austausch bei der Verbrechensbekämpfung und Strafverfolgung.

Das vatikanische Strafgesetzbuch basiert nach wie vor zu großen Teilen auf dem italienischen Codice Zanardelli von 1889 und der Strafprozessordnung von 1913, die mit den Lateranverträgen 1929 vom Vatikan übernommen wurden. Die aktuell veröffentlichten neuen Gesetze werden ab dem 1. September in Kraft treten und sind auf der Homepage des vatikanischen Governatorates unter www.vaticanstate.va einsehbar. Weitere Gesetze, die vor allem verwaltungstechnischer Natur sind, werden nach der Sommerpause erwartet. (rv)