Hintergrund: Das Staatssekretariat

bertoneDas Staatssekretariat ist die Behörde der Römischen Kurie, die am engsten dem Papst bei der Ausübung seiner höchsten Gewalt zur Seite steht, wie es die Apostolische Konstitution Pastor Bonus vorsieht (Art. 39). Es ist am ehesten vergleichbar mit einem Kanzleramt und Außenministerium, oder mit einem Präsidialamt in Ländern wie Frankreich oder den USA.

Was ist das Staatssekretariat?

Die geschichtlichen Ursprünge des Staatssekretariats gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Aus den Ämtern verschiedener Sekretäre für Korrespondenz und die verschiedene Rechtsakte entwickelte sich langsam das Sekretariat.

Am 19. Juli 1814 rief Pius VII. die Heilige Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten ins Leben, Pius X. regelte ihre Zuständigkeiten neu: Die erste Sektion war wesentlich für die außerordentlichen Angelegenheiten zuständig, die zweite für die ordentlichen Angelegenheiten, eine dritte schließlich hatte die Aufgabe, die Päpstlichen Breven vorzubereiten und zu versenden.

Paul VI. kam mit der Apostolischen Konstitution Regimini Ecclesiae Universae vom 15. August 1967 dem Wunsch des Konzils nach und reformierte die Römische Kurie. Dabei gab er auch dem Staatssekretariat ein neues Gesicht. So wurde die dritte Sektion (Kanzlei der Apostolischen Breven) aufgehoben, und die frühere erste Sektion, die Heilige Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten, in eine vom Staatssekretariat zwar unterschiedene, aber mit ihm eng verbundene Behörde umgewandelt. Diese erhielt den Namen Rat für die Öffentlichen Angelegenheiten der Kirche.

Das Sekretariat nach der Kurienreform Johannes Paul II.

Johannes Paul II. hat am 28. Juni 1988 die Apostolische Konstitution Pastor Bonus promulgiert, mit der er im Zuge einer Kurienreform das Staatssekretariat in zwei Sektionen unterteilte: Die Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten und die Sektion für die Beziehungen mit den Staaten; in diese ist der Rat für die Öffentlichen Angelegenheiten der Kirche aufgegangen.

Dem Staatssekretariat steht ein Kardinal mit dem Titel Staatssekretär vor. Als erster Mitarbeiter des Papstes in der Leitung der universalen Kirche kann der Kardinalstaatssekretär als der höchste Repräsentant der diplomatischen und politischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls betrachtet werden, der unter bestimmten Umständen die Person des Papstes selbst vertritt.

Die Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten

Gemäß Art. 41-44 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus besteht die Aufgabe, die der Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten oder Ersten Sektion zukommt, darin, dem Papst in den Fragen seines täglichen Dienstes behilflich zu sein, der sich sowohl auf die Sorge um die universale Kirche als auch auf die Beziehungen zu den Dikasterien der Römischen Kurie bezieht. Die Erste Sektion besorgt die Redaktion der Dokumente, die der Heilige Vater ihr anvertraut. Sie bearbeitet die Unterlagen für die Ernennungen der Römischen Kurie. Sie beaufsichtigt ebenfalls die offiziellen Mitteilungsorgane des Heiligen Stuhls. Die Erste Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem Substituten für die Allgemeinen Angelegenheiten

Die Sektion für die Beziehungen mit den Staaten

Der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten oder Zweiten Sektion kommt die eigene Aufgabe zu, gemäß Art. 45-47 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus die Angelegenheiten zu erledigen, die mit den Regierungen verhandelt werden müssen. In der Kompetenz der Zweiten Sektion liegen: die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls mit den Staaten, der Abschluss von Konkordaten und ähnlicher Abkommen inbegriffen; die Vertretung des Heiligen Stuhls bei internationalen Organisationen und Konferenzen. Die Zweite Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, der von einem Prälaten, dem Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten, unterstützt wird. Dieses Amt hatte der neue Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin von 2002 bis 2009 inne.

Nicht immer gab es einen Staatssekretär: Als Papst Johannes XXIII. noch am Abend seiner Wahl einen neuen Amtsinhaber bestellte, beendete er damit eine lange Sedisvakanz, 1944 hatte Pius XII. nach dem Tod Kardinal Luigi Magliones keinen Nachfolger bestellt, sondern das Amt selbst ausgeübt. Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., hatte als Pro-Staatssekretär viele Aufgaben übertragen bekommen. (rv )

Papst bestätigt Gänswein als Präfekt des Päpstlichen Hauses

Papst Franziskus hat an diesem Samstag die wichtigsten Mitarbeiter im Staatssekretariat sowie Erzbischof Georg Gänswein als Präfekten des Päpstlichen Hauses bestätigt. Namentlich erwähnt werden Erzbischof Giovanni Angelo Becciu als Substitut für die Allgemeinen Angelegenheiten, Erzbischof Dominique Mamberti als Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, Monsignor Antoine Camilleri als Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten sowie Monsignor Peter Wells als Assessor der Sektion für Allgemeine Angelegenheiten. Papst Franziskus hatte nach seiner Wahl die führenden Vertreter der Kurie zunächst nur provisorisch in ihre bisherigen Ämter eingesetzt und um Fortsetzung ihrer Aufgaben „bis auf Weiteres" gebeten. (rv)

Pietro Parolin zum neuen Staatssekretär ernannt

Papst Franziskus hat an diesem Samstag einen neuen Staatssekretär ernannt. Wie der Vatikan an diesem Samstag bekannt gab, löst Erzbischof Pietro Parolin den bisherigen Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone im Amt ab. Franziskus habe Bertone gebeten, bis zum 15. Oktober im Amt zu bleiben, so eine Note des vatikanischen Pressesaals von diesem Samstag. Am Samstagmittag traf Papst Franziskus Kardinal Tarcisio Bertone zu einer Privataudienz im Vatikan.

Zu Pietro Parolin
Erzbischof Pietro Parolin stammt aus der italienischen Provinz Vicenza in Norditalien, wo er 1955 in der Stadt Schiavon geboren wurde. Sein Theologiestudium absolvierte er in Mailand, nach seiner Priesterweihe war er zunächst als Kaplan tätig, bevor er 1984 zum Weiterstudium an die päpstliche Diplomatenakademie wechselte. 1986 promovierte er an der Päpstlichen Universität Gregoriana im Fach Kirchenrecht. Erste diplomatische Stationen waren Nigeria und Mexiko, danach wechselte er zurück in das Staatssekretariat, wo er zwischen 2002 und 2009 das Amt des Untersekretärs inne hatte. Seit 2009 war er Nuntius in Venezuela, im selben Jahr wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Bischof geweiht. (rv)

Papsttelegramm zum Tod von Kardinal Mazombwe

Kardinal MazombweDie Nachricht vom Tod des emeritierten Erzbischofs von Lusaka, Kardinal Medardo Joseph Mazombwe, hat Papst Franziskus mit tiefer Trauer erfüllt. Dies schreibt der Papst in einem Telegramm an George Mpundu, den jetzigen Erzbischof von Lusaka. Er sei dem Bistum und dem Erzbischof im Gebet nahe, versicherte Franziskus. Er erinnerte in dem Schreiben von diesem Freitag zudem an den Einsatz von Kardinal Mazombwe für die Verbreitung des Glaubens und die Hilfe für die Armen in Afrika.

Mazombwe war am Donnerstagnachmittag in einem Krankenhaus in Lusaka gestorben. Er war der einzige Kardinal aus Sambia im Kardinalskollegium und Mitglied der Kongregation für die Evangelisierung der Völker und des Päpstlichen Rates Cor Unum. Da er bereits über 80 Jahre alt war, gehörte Mazombwe nicht zu den wahlberechtigten Kardinälen im Falle einer Papstwahl. (rv)

D: Abschiebungshaft in der Kritik

JRsDer Jesuiten-Flüchtlingsdienst (JRS) ist optimistisch, dass in Deutschland Abschiebungshaft in normalen Gefängnissen bald Geschichte ist. Nachdem nun auch der Bundesgerichtshof gravierende Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Abschiebungshaft in Deutschland geäußert hat, liegt die Frage nun dem Europäischen Gerichtshof vor. Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Heiko Habbe vom Jesuiten-Flüchtlingdienst:

In Abschiebungshaft fühlen die Menschen sich oft kriminalisiert, weil sie in vielen Bundesländern tatsächlich auch in ganz normalen Gefängnissen inhaftiert werden, neben oder sogar zusammen mit Strafgefangenen. Demnach fühlen sie sich wie Kriminelle behandelt. Sie werden auch den gleichen strengen Regeln unterworfen: Das betrifft die Kontaktmöglichkeiten zur Außenwelt, Besuchszeiten sind oft sehr begrenzt – das alles empfinden die Flüchtlinge als psychisch und teilweise auch physisch ungemein belastend."

Hinzukommt, dass es oft auch keine qualifizierte rechtliche Beratung gibt, da auch der Kontakt zu Anwälten häufig eingeschränkt ist, erklärt Habbe weiter. Isoliert und alleingelassen, so fühlen sich dann wohl viele, die eigentlich auf Hilfe in Deutschland hofften. Es gibt zwar keine offiziellen Statistiken dazu, wie viele Asylsuchende betroffen sind, aber nach 15 Jahren Erfahrung auf dem Gebiet schätzt der Jesuitenflüchtlingsdienst, dass etwa 60-80 Prozent derjenigen, die einen Asylantrag gestellt haben, in Abschiebungsgefängnissen landen – und das nur, weil geprüft werden müsse, ob Deutschland oder ein anderes europäisches Land für sie zuständig sei. Dass dabei häufig die gleichen Gefängnisse genutzt werden wie für Strafgefangene, kritisiert der Jesuitenflüchtlingsdienst schon lange:

„Wir halten das für rechtswidrig, weil es seit einigen Jahren eine europäische Richtlinie gibt, die festlegt, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die abgeschoben werden müssen. Dort ist zum Beispiel die Frage der Haft geklärt, und da heißt es: Es ist nicht erlaubt, dass ein Staat Abschiebungsgefangene in einem normalen Gefängnis unterbringt, wenn er die Möglichkeit hat, sie auch in einer speziellen Hafteinrichtung unterzubringen."

Aktuell entscheide jedes Bundesland für sich selbst, ob es ein normales Gefängnis für die Abschiebehaft verwende oder eine spezielle Hafteinrichtung, so Habbe. Ob dieses Verhalten gegen Europarecht verstößt, darüber soll jetzt der Europäische Gerichtshof (EuGH) entscheiden. Habbe ist zuversichtlich, dass die Lage zu Gunsten der Flüchtlinge geklärt wird, denn das habe der Bundesgerichtshof, der die Frage dem EuGH vorgelegt hat, schon sehr deutlich zu erkennen gegeben.

„Wir gehen davon aus, dass alle, die jetzt in normalen Gefängnissen sitzen, dort freigelassen werden müssen, was nicht unbedingt heißt, dass es keine Abschiebungshaft mehr geben wird in Deutschland, nur wird sie hoffentlich sehr viel seltener angewendet werden – wir halten sie bei Flüchtlingen auch nicht für notwendig – und sie wird hoffentlich dann in Zukunft auch zu sehr viel menschlicheren Bedingungen erfolgen."

Hintergrund:
Der Bundesgerichtshof hat dem Europäischen Gerichtshof zwei Fragen zur Vorabentscheidung vorgelegt. Die Luxemburger Richter werden nun darüber urteilen, ob die in vielen Bundesländern übliche Unterbringung von Abschiebungsgefangenen in normalen Gefängnissen mit europäischem Recht vereinbar ist. Das zweite Verfahren betrifft die Frage, ob Gefangene in eine gemeinsame Unterbringung mit Strafgefangenen einwilligen können. Dabei hat der Europäische Gerichtshof Bestimmungen der Rückführungsrichtlinie (Richtlinie 2008/115/EG vom 16.12.2008) auszulegen, die eine Unterbringung von Abschiebehäftlingen grundsätzlich in besonderen Hafteinrichtungen vorsehen. (rv)

Papst ernennt Generalsekretär des Governatorats

VatikanfahnePapst Franziskus hat an diesem Freitag Pater Fernando Vérgez Alzaga zum Generalsekretär des Governatorats des Vatikanstaates ernannt. Pater Vérgez, der zu den Legionären Christi gehört, ist seit 1972 für den Heiligen Stuhl tätig: Der heute 68-jährige Spanier arbeitete zunächst für die Ordenskongregation und später für den Päpstlichen Laienrat. Seit 2008 war Vérgez Alzaga Direktor des Telekommunikationszentrums im Vatikan, von dem aus er nun ins Governatorat wechselt. (rv)

Ratzinger-Schülerkreis: „Es geht um die Zukunft unserer Treffen“

Erstmals seit der Gründung des Ratzinger-Schülerkreises findet das Treffen ohne seinen Professor, den jetzt emeritierten Papst Benedikt XVI. statt. Für den Organisator des Schülerkreises und Verantwortlichen der dazugehörige Stiftung, den Salvatorianerpater Stephan Horn, geht es deshalb beim diesjährigen Treffen vor allem darum, über die Zukunft dieser Begegnungen zu sprechen. Am kommenden Freitag und Samstag treffen sich in Castelgandolfo die ehemaligen Studenten Joseph Ratzingers sowie im neuen Schülerkreis jene Wissenschaftler, die über die Theologie Ratzinger studiert haben. Horn sagte gegenüber Radio Vatikan:

„Papst Benedikt wird nicht mehr an dem Treffen selber teilnehmen. Das bedeutet vor allem, dass er nicht an den theologischen Diskussionen teilnimmt. Wir werden aber immerhin die Möglichkeit haben, mit ihm eine Heilige Messe zu feiern. Er wird uns dann auch begrüßen. Auf diese Weise ist die Verbindung mit ihm immer noch da. Auch werden wir weiterhin seinen Rat bei der Auswahl der Referenten und Themen haben. Auch sind wir weiterhin durch Korrespondenz und Besuche mit ihm verbunden."

Beim diesjährigen Treffen des Schülerkreises wird der französische Religionsphilosoph Rémi Brague sprechen. Er doziert in Paris und München. Papst Benedikt schätze ihn sehr, so P. Horn. Dass der emeritierte Papst nicht an dem Treffen persönlich teilnimmt, habe auch damit zu tun, dass Benedikt XVI. selber betonte, er wolle „der Welt verborgen bleiben".

„Ich finde das auch vollkommen richtig, dass er seine Grundentscheidung auch wirklich durchtragen will. Das wäre sonst der Anfang von anderen Auftritten gewesen, und er wäre dann irgendwie aus seinem kontemplativen Leben herausgerissen."

Beim diesjährigen Treffen wird über die „Gottesfrage im Hinblick der Säkularisierung" debattiert. Doch ein weiteres wichtiges Anliegen des Treffens, an dem auch die Kardinäle Christoph Schönborn und Kurt Koch teilnehmen, sei in diesem Jahr überhaupt die Zukunft des Schülerkreises, so Pater Horn.

„Denn wir müssen uns überlegen, ob wir die Schülertreffen weiterführen wollen. Ich glaube, dass dies der Fall sein sollte. Auch soll es darum gehen, ob wir mit dem neuen Schülerkreis verwachsen werden. Das sind die eigentlichen Fragen. Ich denke auch, dass wir in Castelgandolfo bleiben werden und dass wir, solange der Heilige Vater noch lebt, jeweils am Sonntag zu ihm kommen."

Der Ratzinger-Schülerkreis und die damit verbundene Stiftung sind ein Zusammenschluss von Doktoranden und Habilitanden aus den Jahren der Lehrtätigkeit Joseph Ratzingers an den Universitäten von Bonn, Münster, Tübingen und Regensburg. Erstmals trafen sie sich 1978, um die Weihe ihres Lehrers zum Erzbischof von München-Freising zu feiern. Seit 2008 gibt es auch einen neuen Schülerkreis. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Theologen, die sich durch Studium und Forschung in den verschiedenen theologischen Disziplinen auf besondere Weise der Theologie von Joseph Ratzinger verbunden und verpflichtet wissen. Sie tagen separat zum eigentlichen Schülerkreis. (rv)

Dem. Rep. Kongo: „In Goma herrscht Krieg“

KongoIn Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo, sind bei Kämpfen in den vergangenen Tagen mindestens 80 Menschen ums Leben gekommen. Die Spannungen zwischen Rebellen der M23-Gruppe und Soldaten, die von einer UNO-Eingreiftruppe unterstützt werden, verschlechterten die humanitäre Lage in der Region. Die katholischen Hilfswerke gehörten mittlerweile zu den wenigen Organisationen, die vor Ort helfen, gab ein Seminarist des Priesterkollegs „Redemptoris Mater" von Goma an. Davide de Arcangelis sagte gegenüber Radio Vatikan:

„Goma ist ja schon immer eine Stadt gewesen, in der Strom oder fließendes Wasser oft fehlen; es gibt ja auch fast keine gepflasterten Straßen oder Wege mit so vielen Schlaglöchern… In einem solchen Kontext sind dann Notsituationen, wie wir sie jetzt erleben, besonders schlimm. Die Menschen hier brauchen eigentlich alles – es fehlen die grundlegendsten Dinge."

Die katholische Kirche vor Ort helfe so gut es eben gehe, gibt der angehende Priester an.

„Der Bischof von Goma, Théophile Kaboy, versucht auch zwischen den verschiedenen Gruppen zu vermitteln. Und die Kirche hilft nicht nur materiell über die Caritas Goma, sondern sie versucht auch, spirituell Hilfe anzubieten. Man muss bedenken, dass hier in Goma seit 1994 ständig Krieg oder kriegsähnliche Situationen herrschen. All das ist frustrierend für die Menschen hier."

Die Bevölkerung in der Region, die unter dem Konflikt leidet, sei selbst oftmals schon weiter, so der angehende Geistliche. Das zeige sich etwa in der Familienstruktur und an Eheschließungen zwischen verschiedenen Volksgruppen.

„Es gibt hier nämlich viele Ehen und Paare, die jeweils sowohl den Hutus als auch den Tutsis angehören. Es handelt sich meist um Paare, die eine tiefe – auch spirituelle – Verbindung vorweisen. Das ist ein schönes Zeichen des Friedens und der Versöhnung. Wir unterstützen sie, auch weil die meisten fliehen wollen. Diese gemischten Paare, die hier in Goma bleiben, sind ein starkes Friedenszeichen!"

Die Frontlinie des aktuellen bewaffneten Konfliktes verläuft 15 Kilometer nördlich der Stadt Goma im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Rebellen der Gruppe M23 hatten den Ort Ende 2012 eingenommen, sich kurze Zeit später aber wieder aus Goma zurückgezogen. Friedensgespräche zwischen den Aufständischen und der Regierung kamen seitdem immer wieder zum Stillstand. (rv)

D/Syrien: „Christen haben Angst vor Militäreinsatz“

SyrienEin Militäreinsatz westlicher Kräfte gegen das Assad-Regime wird immer wahrscheinlicher: Nach den USA bereitet auch Großbritannien einen Einsatz in Syrien vor. Wie die britische Regierung bekannt gab, bereiten britische Streitkräfte Notfallpläne für einen Militäreinsatz als Antwort auf den Chemiewaffeneinsatz in Syrien vor, der mittlerweile kaum noch bezweifelt wird. David Cameron hat für Donnerstag eine Sitzung einberufen, in der über eine Antwort der Regierung auf den Giftgaseinsatz entschieden werden soll. Assads Außenminister stellte klar, dass Militäreinsätze um Damaskus dennoch nicht gestoppt würden.

Über die möglichen Folgen eines Militäreinsatzes der westlichen Kräfte in Syrien und welche Alternativen es vielleicht doch noch gibt – darüber hat Radio Vatikan mit dem Islamwissenschaftler und stellvertretenden Leiter der missio-Auslandsabteilung, Matthias Vogt gesprochen. Er sieht es als äußerst gefährlich an, wenn die Nato oder die US-Regierung, die Franzosen oder die Briten ohne UN-Mandat und gegen den erklärten Widerstand von Russland in Syrien militärisch eingreifen:

„Es macht mich selber auch hilflos und sprachlos: Jeder von uns hat das Gefühl, man muss doch jetzt etwas tun, man muss etwas unternehmen nach diesem Giftgaseinsatz. Aber man sollte jetzt auch nichts unternehmen, was den Konflikt nur anheizt und nicht zu einem schnellen Ende führt. Also jetzt einen Militärschlag zu führen, nur weil man sich unter Handlungsdruck sieht oder weil man eine rote Linie definiert hat, und jetzt sein Gesicht verlieren würde, das halte ich für sehr gefährlich und nicht verantwortbar. Weil so viele Leben und das Leiden so vieler unschuldiger Menschen der Zivilbevölkerung in Syrien damit verbunden sind. Zumal, aus meiner Sicht jedenfalls, kein politisches Konzept für eine Lösung des Syrienkonfliktes auf dem Tisch liegt."

Wie könnte denn eine friedliche Lösung aussehen?

„Auf syrischer Seite glaube ich, dass die beiden Konfliktparteien so lange kein Interesse an Dialog haben, so lange sie das Gefühl haben, dass sie von jeweils einer Seite der internationalen Mächte unterstützt werden. Assad wird von Russland unterstützt, die Opposition vom Westen. Beide haben das Gefühl, sie könnten ihre Schutzmächte in diesen Konflikt hineinziehen. Wenn jetzt die Gespräche, die eigentlich für morgen in Den Haag zwischen den Vertretern Russlands und der USA geplant waren, schon wieder abgesagt wurden, wenn die Konferenz Genf 2, auf die man im September gehofft hatte, damit wieder nicht vorbereitet wird, sehen beide Konfliktparteien, dass sie es offenbar schaffen können, dass die internationalen Partner auch kein Interesse am Dialog haben und glauben sich damit darin bestätigt zu sehen, dass sie ihre militärischen Anstrengungen fortsetzen müssen. Also es müssen sich erst Russland und der Westen einig werden und tatsächlich auch Dialog führen und dann kann man hoffen, dass man auch die beiden syrischen Konfliktparteien zu einem Dialog bewegen kann. Aber im Moment sind die Fronten sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene in Syrien tatsächlich verhärtet."

Wie geht es den Christen vor Ort?

„Die Berichte, die ich bekomme, sind von Schwestern aus Damaskus und Homs. Die haben vor einem internationalen Engreifen in Syrien große Angst, weil sie sehen, dass das das Chaos in Syrien noch vergrößern würde. Gerade die Christen leiden in besonderer Weise unter dem Chaos, was sich nicht nur die Rebellen, sondern auch Gruppen von Banditen zu Nutze machen, um Menschen zu entführen – das betrifft Christen, das betrifft aber auch Muslime – um Lösegeld zu erpressen, um straflos Morde und andere Straftaten, Plünderungen zu begehen. Die Christen haben, wie alle Syrer, ein großes Interesse, dass dieser Konflikt schnell zu Ende geht und es eine stabile Lösung für Syrien gibt. Ich glaube, den Menschen in Syrien ist im Moment fast egal, wer Gewinner dieser Auseinandersetzung ist, sie möchten nur, dass der Krieg möglichst schnell endet." (rv)

Libanon: „Wir brauchen Papst Franziskus“

Die maronitische Kirche im Libanon hat die Autobombenanschläge in der nordlibanesischen Stadt Tripoli verurteilt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Béchara Rai, dass die Christen im gesamten Nahen Osten in einer sehr prekären Lage stünden. Er sei pessimistisch, wie die Situation im Libanon sowie in den übrigen arabischen Ländern sich entwickeln werde.

Die Zahl der Toten bei zwei Bombenanschlägen stieg derweil auf 47. Das teilte die Polizei in der Stadt Tripoli am Samstag mit. Zwei Autobomben waren am Freitag vor zwei sunnitischen Moscheen in Tripoli explodiert. Patriarch Rai:

„Was wir in Ägypten, Syrien oder im Irak erleben, sind Kriegshandlungen mit einer doppelten Dimension: im Irak und in Syrien geht es um Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten, in Ägypten handelt es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Fundamentalisten der Muslimbrüder und den sogenannten Moderaten. Es gibt aber ausländische Kräfte – sei es im Westen aber auch im Nahen Osten selber – die diese Konflikte schüren. Jetzt geht es also darum, diese Probleme zu lösen."

Wenn man die Nachrichten im Nahen Osten lese, dann habe man den Eindruck, dass es darum gehe, interne Konflikte zu verstärken, fügt der maronitische Patriarch an. Dagegen könnten namhafte Persönlichkeiten, die von allen Konfliktparteien respektiert würden, dazu beitragen, die Situation zu beruhigen, so Rai weiter.

„Normalerweise ist es leider so, dass bei chaotischen und gewalttätigen Situation im Nahen Osten, die Muslime zuerst auf die Christen los gehen. Das jetzt auch der Fall, wie wir in Ägypten gesehen haben. Das muss also gestoppt werden. Ich habe mehrmals dem Heiligen Vater geschrieben und ihm Zahlen und Fakten genannt. Allein den Irak haben mehr als eine Million Christen verlassen. Doch keine einzige Stimme der internationalen Staatengemeinschaft hat etwas dazu gesagt. Wir brauchen also Papst Franziskus, einen Mann des Friedens, der von allen hier bei uns respektiert wird. Eine andere Lösung sehe ich nicht, denn sonst werden alle Christen im Nahen Osten das Ganze teuer bezahlen."

Die Opferzahl bei den Bombenanschlägen im libanesischen Tripoli könnte übrigens weiter steigen, denn rund 300 Personen befinden sich gemäß den Angaben der Behörden noch in Krankenhäusern, 65 von ihnen sind in einem kritischen Zustand. Die Detonationen ereigneten sich zur Gebetszeit im Abstand von nur fünf Minuten. (rv)