IOR: Dem Papst Optionen schaffen

 IOREr wisse noch nicht, was aus dem IOR, der so genannten „Vatikanbank" werden wird, er habe aber Vertrauen in dessen Leitung. So kommentierte Papst Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien die Reformbemühungen des vatikanischen Geldinstitutes. Dieses geht an diesem Mittwoch einen neuen Schritt der Transparenz: Mit einer Webseite will man die Öffentlichkeit und vor allem auch die Medien informieren und diese in Zukunft auch als Kommunikationsplattform nutzen. Ab 13 Uhr an diesem Mittwoch ist die Webseite online. Der Präsident des Aufsichtsrates und Direktor ad interim Ernst von Freyberg sieht diesen Schritt als Teil der andauernden Reformbemühungen des IOR:

„Wir haben im Mai dieses Jahres gesagt, dass wir uns in den nächsten Monaten vor allem darauf konzentrieren werden, den Moneyval Prozess, das heißt die Erfüllung aller die Geldwäsche betreffenden Regeln erfolgreich abzuschließen und darauf, Transparenz zu schaffen. Die Webseite dient dazu, unsere Mitarbeiter, unsere Kunden, die Kirche und die interessierte Öffentlichkeit über das Institut und die Ziele zu informieren, außerdem über unsere Reform und darüber, was wir in der Welt tun und die Kirche in ihrer Mission und ihren caritativen Werken unterstützen."

Und was wird der nächste Schritt sein?

„Das IOR hat seit vielen Jahren einen testierten Jahresabschluss, dieses Jahre werden wir ihn da erste Mal veröffentlichen."

Wenn man sich die Webseite anschaut, was genau findet man da?

„Sie finden eine Vorstellung der Dienstleistungen, die wir anbieten, ferner eine Erläuterung, wer unsere Kunden sind, die wichtigsten historischen Meilensteine des IOR, unsere Reformarbeit, die wir im Augenblick durchführen, und die handelnden Personen. Unsere Aufgabe ist es, das IOR so zu führen, dass es alle internationalen Regeln erfüllt, dass es ein sauberes Institut ist, dass es ein dienendes Institut ist und dem Papst damit die Option zu verschaffen, für die Zukunft zu entscheiden, welches die richtige Form des IOR sein wird.
Ich lade alle Interessierten ein, sich unter www.ior.va über uns zu informieren." (rv)

Papst: „Ich weiß noch nicht, was aus der Vatikanbank wird“

B_Franziskus2.Was aus der Vatikanbank IOR werden soll, ist noch völlig offen. Das sagte der Papst in seiner Pressekonferenz auf dem Rückflug aus Rio nach Rom am Montag. Direkt zu Beginn des Gesprächs mit den mitreisenden Journalisten wurde das Thema „Vatikanbank" angesprochen.

„Eigentlich wollte ich mich um die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Vatikans im nächsten Jahr kümmern, doch die Aktualitäten, die der Öffentlichkeit bekannt sind, haben meine Agenda durcheinander gebracht und haben mich dazu bewogen, jene Kommission einzuberufen, die sich mit dem IOR auseinandersetzen wird. Es geht um Reformvorschläge aber auch um Verbesserungsmöglichkeiten usw."

Er habe viele Ratschläge bekommen, so der Papst: Einige rieten ihm, die Bank zu behalten, andere wollten sie in einen Hilfsfonds umwandeln oder ganz schließen, so Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien.

„Ich weiß nicht, wie das enden wird mit dem IOR. Derzeit habe ich noch keine klare Option. Ich verlasse mich auf den Rat von Mitarbeitern des Geldinstituts und auf die eingesetzte Reformkommission. Kennzeichen der Vatikanbank müssen in jedem Fall Transparenz und Gewissenhaftigkeit sein. Der Aufsichtsratsvorsitzende der Vatikanbank (der Deutsche Ernst von Freyberg; Anmerk d. Red.), bleibt weiterhin im Amt. Das ist schön, weil wir Lösungen suchen: das ist menschlich. Wir müssen immer versuchen, das Beste daraus zu machen."

Papst Franziskus setzte im Juni eine Kommission ein, die Vorschläge für eine „bessere Harmonisierung" der Aktivitäten der Vatikanbank mit dem kirchlichen Auftrag erarbeiten soll. IOR-Präsident Ernst von Freyberg war von Benedikt XVI. im Februar ernannt worden. (rv)

Nach Rio: Lateinamerika wird eine wichtigere Rolle spielen

OuelletDer Weltjugendtag in Rio ist vorbei, aber der Impuls geht weiter, für die gesamte Kirche. Davon zeigt sich Kurienkardinal Marc Ouellet überzeugt. Als Präsident der Päpstlichen Lateinamerikakommssion ist er Fachmann für den Kontinent und hat den Papst bei seiner Reise begleitet. Im Augenblick nimmt Ouellet am Treffen der lateinamerikanischen Bischöfe in Rio teil.
„Ich nehme die Hoffnung auf eine Erneuerung der Kirche im ganzen lateinamerikanischen Kontinent mit nach Hause". So beschreibt Kardinal Marc Ouellet seine Erfahrungen beim WJT. „Ich glaube, dass es Frucht bringen wird auch im sozialen Leben des Landes, der Geschwisterlichkeit und beim Einsatz für mehr Gerechtigkeit. Ich gehe mit der Gewissheit nach Hause, dass sich Lateinamerika an einem Schlüsselmoment seiner Geschichte befindet, in der Verkündigung wird es eine viel wichtigere Rolle in der ganzen Welt spielen. Die Wahl von Papst Franziskus hat das schon gezeigt, der WJT bestätigt das und gibt einen ganz starken Impuls für die Zukunft der Verkündigung." (rv)

Frauenpriestertum, Lobby Gay, Reisepläne: Die fliegende Pressekonferenz des Papstes

 B_Johannes_Paul_II120 Minuten Papst: Während seines Rückfluges von Rio de Janeiro nach Rom stellte sich Papst Franziskus zwei Stunden lang den Fragen der mitreisenden Journalisten. Es kamen viele der in der Kirchen strittigen Themen auf den Tisch, gleich in der ersten Frage ging es um die vom Papst angestrebte Kurienreform, danach um das Frauenpriestertum und um die Gerüchte um eine Lobby von Homosexuellen im Vatikan. Wir fassen kurz die Inhalte der Antworten des Papstes zusammen:

Frauenpriestertum

Frauen dürfen nach Worten von Papst Franziskus auch in Zukunft nicht Priesterinnen in der katholischen Kirche werden: „Diese Tür ist geschlossen, Johannes Paul II. (1978-2005) habe diese Frage in „definitiver Form" entschieden. Zugleich forderte Franziskus eine stärkere Beteiligung von Frauen in der katholischen Kirche. Frauen dürften nicht nur auf ihre Rolle als Mutter reduziert werden, sagte er. Es gehe auch nicht nur darum, dass Frauen Caritas-Direktorinnen oder Katechetinnen würden. Man müsse weiter gehen und eine „profunde Theologie der Frau" entwickeln, so der Papst. Auf die in der Journalistenfrage angesprochene Öffnung des Diakonenamtes für Frauen ging der Papst nicht ein.

Homosexualität im Vatikan: „Wer bin ich, ihn zu verurteilen?"

Papst Franziskus hat sich ebenfalls zu Berichten über eine „Homosexuellen-Lobby" im Vatikan geäußert. Er selbst habe im Vatikan noch keinen Beweis gefunden, in dem stehe, dass jemand homosexuell sei, sagte der Papst am Montag auf dem Rückflug von Brasilien. „Man sagt, es gebe solche Personen". Nicht eine Person mit homosexueller Veranlagung sei das Problem, sondern die Bildung einer Lobby. Jede Art von Seilschaft sei schlecht, sagte der Papst. Über einen Homosexuellen, der Gott suche und guten Willens sei, könne er nicht den Stab brechen: „Wer bin ich, ihn zu verurteilen", sagte der Papst. Die katholische Lehre verbiete eine Diskriminierung von Homosexuellen und fordere deren Integration, betonte Franziskus unter Verweis auf den Katechismus der katholischen Kirche.

Reisepläne

Papst Franziskus nahm auch zu Reiseplänen stellung: Er wolle 2014 Reisen ins Heilige Land und nach Asien aufbrechen. Der orthodoxe Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wolle sich mit ihm in Jerusalem treffen, sagte der Papst auf dem Rückflug von Brasilien am Montag vor Journalisten. Anknüpfungspunkt sei die historische Begegnung zwischen Paul VI. und dem Patriarchen Athenagoras vor 50 Jahren in Jerusalem. Israel habe ihn bereits eingeladen, sagte Franziskus. Eine zweite Reise könnte nach den Worten des Papstes nach Asien führen. Benedikt XVI. habe eine Reise auf diesen Kontinent nicht mehr geschafft, sagte Franziskus. Einladungen von den Regierungen der Philippinen und Sri Lankas lägen vor. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei aber noch nichts entschieden, so das Kirchenoberhaupt.

Franziskus und Benedikt

Mit Benedikt XVI. in der Nachbarschaft zu leben, ist für Papst Franziskus, wie „einen Opa zu Hause zu haben". Wenn er ein Problem oder Fragen habe, könnte er seinen Vorgänger einfach anrufen und fragen, sagte Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien am Montag vor mitreisenden Journalisten. Benedikt XVI. sei für ihn dabei wie ein Großvater, der als Weiser von seiner Familie verehrt und geliebt werde. Franziskus widersprach Ansichten, es gehe nicht, dass im Vatikan zwei Päpste lebten. Gelegentlich lade er seinen 86-jährigen Vorgänger zu Terminen oder Unternehmungen ein. So habe Benedikt XVI. unlängst mit ihm an der Einweihung eines Denkmals in den Vatikanischen Gärten teilgenommen.

Keine Sicherheitsbedenken in Rio

Abschließend zog Papst Franziskus eine positive Bilanz seiner ersten Auslandsreise: „Es war eine schöne Reise, die mir geistlich gut getan hat", so Franziskus auf dem Rückflug von Brasilien am Montag vor Journalisten. Er sei ziemlich müde, aber die Freude der Brasilianer habe ansteckend gewirkt, sagte der 76-Jährige. Sicherheitsbedenken angesichts seiner engen Kontakte mit Menschenmassen relativierte der Papst: „Sicherheit heißt, sich einem Volk anzuvertrauen". Das Risiko, dass ein Verrückter ein Attentat verübe, bestehe immer; „aber es gibt ja schließlich auch den Herrn". In Rio de Janeiro habe es keinen einzigen Zwischenfall gegeben, betonte Franziskus. „Alles war spontan, und ich konnte ohne gepanzerte Autos den Menschen nahe sein."

Papst ist Papst

Papst Franziskus räumte auch mit einer verbreiteten Ansicht auf: Er verzichtet nicht auf den traditionellen Leitungsanspruch für die Weltkirche. Dass er seine Eigenschaft als Bischof von Rom in den Vordergrund stelle, bedeute nicht, dass er sich nur als „primus inter pares" (Erster unter Gleichen) verstehe, so Franziskus. „Bischof von Rom" sei einfach sein erster Titel, aus dem sich die anderen ergäben. Nachdem Franziskus sich bei seinem ersten Auftritt unmittelbar nach seiner Wahl als ‚Bischof von Rom’ vorgestellt hatte und diese Selbstbezeichnung seither auffallend oft verwendete, war von Medien gemutmaßt worden, dies bedeute möglicherweise einen Verzicht auf den rechtlichen Sonderstatus unter den Bischöfen, den sogenannten Jurisdiktionsprimat.

Heiligesprechung Johannes Pauls II. voraussichtlich im April

Papst Franziskus will seinen Vorgänger Johannes Paul II. voraussichtlich im April nächsten Jahres heiligsprechen. Das kündigte Franziskus am Montag auf dem Rückflug von Brasilien vor mitreisenden Journalisten an. Den definitiven Termin werde er noch mit dem zuständigen Präfekten der Heiligsprechungskongregation, Kardinal Angelo Amato, klären. Das ursprünglich avisierte Datum am kommenden 8. Dezember sei mit Blick auf das Wetter in dieser Jahreszeit verworfen worden, so der Papst. Zu einem früheren Alternativtermin am 24. November bleibe wenig Zeit. Zur Auswahl steht laut Franziskus noch der 27. April 2014. Auf dieses Datum fällt der sogenannte Barmherzigkeitssonntag, ein Gedenktag, der von Johannes Paul II. eingeführt wurde. (rv)

Italien: Ältester Kardinal mit 99 Jahren gestorben

Kardinali ToniniDer italienische Kardinal Ersilio Tonini, lange Jahre Erzbischof von Ravenna, ist am frühen Sonntagmorgen in einem Krankenhaus seiner früheren Bischofsstadt gestorben. Mit 99 Jahren – seinen letzten Geburtstag hatte er am 20. Juli gefeiert – war er das älteste Mitglied im Kardinalskollegium. Nach dem Tod Toninis zählt das Kollegium nun 202 Mitglieder, von denen jedoch nur die unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen können – das sind derzeit 112 Kardinäle. Das Begräbnis Toninis ist für den 30. Juli angesetzt.

Tonini wurde am 20. Juli 1914 als drittes von fünf Kindern eines Lohnbauern in San Giorgio Piacentino in der Emilia-Romagna geboren. 1937 empfing er die Priesterweihe. Als Gemeindepfarrer verbrachte er nach eigenen Angaben täglich drei bis vier Stunden mit Beichtehören. 1969 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Bischof von Macerata und Tolentino in den Marken. Von 1975 bis zum altersbedingten Amtsverzicht 1990 leitete er das Erzbistum Ravenna. Johannes Paul II. machte den damals schon betagten Kirchenmann 1994 zum Mitglied des Kardinalskollegiums. (rv)

WJT 2016 wird in Krakau stattfinden

Polen„Liebe junge Freunde, für den nächsten Weltjugendtag, im Jahr 2016, haben wir eine Verabredung in Krakau, in Polen." Mit diesen Worten am Abschluss der Messe kündigte Papst Franziskus den nächsten internationalen Weltjugendtag an. Den geplanten Zeitabstand von drei Jahren wieder aufnehmend – zwischen Madrid und Rio lagen wegen der Fußball WM nur zwei Jahre – wird es wieder ein Weltjugendtag in Europa sein. 1991 hatte der erste WJT nach dem Fall der Mauer in Częstochowa stattgefunden, mit Krakau 2016 wird zum zweiten Mal ein WJT in Polen stattfinden.
(rv)

Abschlussmesse in Rio: „Die Kirche rechnet mit euch, Jesus rechnet mit euch, der Papst rechnet mit euch!“

BrasilienZur großen Abschlussmesse des Weltjugendtags in Rio de Janeiro war der Strand von Copacabana wieder fest in der Hand der Pilger: Nach Angaben des Büros von Rios Bürgermeister Eduardo Paes hatten sich mehr als drei Millionen Menschen versammelt. Auch das Wetter spielte wieder mit, so dass Franziskus vor der Messe eine Dreiviertelstunde die Strandpromenade entlang fuhr und die Menschen begrüßte. Zahllose Besucher warfen ihm Nationalflaggen, Mützen und T-Shirts zu, die er bereitwillig auffing. Einmal hielt Franziskus an, um aus einem ihm angereichten Mate-Becher Tee zu trinken. Zur Messe war auch Brasiliens Staatspräsidentin Dilma Rousseff gekommen; an ihrer Seite saßen die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner und Boliviens Präsident Evo Morales.

„Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern" (vgl. Mt 28,19) – das ist das Motto dieses Weltjugendtages in Rio. Doch wie diese Erfahrung weitergeben? Darauf ging Papst Franziskus in seiner Predigt ein: Ein erster Schritt bestehe in der Einsicht, dass man die wunderbaren Erfahrungen nicht für sich behalten dürfe.
„Der Glaube ist eine Flamme, die immer lebendiger wird, je mehr man sie mit anderen teilt und sie weitergibt, damit alle Jesus Christus kennen lernen, lieben und bekennen können – ihn, den Herrn des Lebens und der Geschichte. Aber aufgepasst! Jesus hat nicht gesagt: Wenn ihr wollt, wenn ihr Zeit habt, sondern: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern." Die Glaubenserfahrung zu teilen, den Glauben zu bezeugen, das Evangelium zu verkünden ist ein Auftrag, den der Herr der gesamten Kirche überträgt, auch dir; es ist ein Befehl, der jedoch nicht aus dem Willen zu herrschen oder Macht auszuüben entspringt, sondern aus der Kraft der Liebe, aus der Tatsache, dass Jesus als erster in unsere Mitte gekommen ist und uns nicht etwas von sich gegeben hat, sondern ganz sich selbst."

Für die Orte der Sendung durch Jesus gebe es keine Grenzen oder Beschränkungen, so der Papst „Das Evangelium ist für alle und nicht für einige". Dazu brauche die Kirche die Fähigkeiten aller, „die Begeisterung, die Kreativität und die Freude, die euch kennzeichnen", und sie brauche die Verkündigung ohne Furcht. Und ein weiteres Element sei wichtig: Die Gemeinsamkeit. „Jesus hat außerdem nicht gesagt: „Geh!", sondern: „Geht!" – wir sind gemeinsam gesandt", so der Papst. Und das alles müsse im Geist des Dienens getan werden:

„Evangelisieren bedeutet, persönlich die Liebe Gottes zu bezeugen, unsere Egoismen zu überwinden, zu dienen, indem wir uns beugen, um unseren Brüdern die Füße zu waschen, wie Jesus es getan hat. Geht, ohne Furcht, um zu dienen. Wenn ihr diese drei Worte befolgt, werdet ihr erfahren: Wer evangelisiert, wird selbst evangelisiert und wer die Glaubensfreude weitergibt, empfängt Freude. Liebe junge Freunde, wenn ihr nach Hause zurückkehrt, fürchtet euch nicht, mit Christus großherzig zu sein und sein Evangelium zu bezeugen. … Das Evangelium bringen heißt die Kraft Gottes bringen, um das Böse und die Gewalt auszureißen und niederzureißen, um die Barrieren des Egoismus, der Intoleranz und des Hasses zu vernichten und einzureißen, um eine neue Welt aufzubauen. Jesus Christus rechnet mit euch! Die Kirche rechnet mit euch! Der Papst rechnet mit euch!" (rv)

WJT-Programmänderung: Vigil und Abschlussmesse bei Copacabana statt Campus Fidei

WJT Rio2013Die Vigil (Nachwache) am Samstagabend und der abschließende WJT-Gottesdienst am Sonntagmorgen finden am Strand von Copacabana statt. Das bestätigte Vatikansprecher Federico Lombardi. Der ursprünglich vorgesehene Platz „Campus Fidei" auf dem Festgelände in Guaratiba sei wegen den heftigen Regenfällen der vergangenen Tage nicht benutzbar. Die Organisatoren des Weltjugendtages (WJT) appellierten zudem an die Teilnehmer, nach der Vigil-Feier nach Hause zu gehen und nicht am Strand zu übernachten. Ein weiterer Vorteil für den Ortswechsel ist für die rund 1,5 Millionen Weltjugendtagsteilnehmer, dass sie nun nicht mehr 13 Kilometer bis auf das Festgelände in Guaratiba laufen müssen. Sie können den Ort der Vigil und den abschließenden Gottesdienst bequem mit Bus und U-Bahn erreichen. (rv)

Papstreise: Online-Presseschau vom Donnerstag

O Globo„Der Papst warnt vor einer Liberalisierung von Drogen": Über dieses Thema berichten Online-Ausgaben großer brasilianischer Zeitungen an diesem Donnerstag besonders ausführlich. Sie stützen sich dabei auf die Papstrede im Franziskus-Krankenhaus von Rio am Mittwoch. „Der Papst bezog sich da wohl auf Politiker wie die früheren Präsidenten Brasiliens, Fernando Henrique Cardoso, Kolumbiens, Cesar Gaviria, und Mexikos, Ernesto Zedillo", schreibt „O Globo". „Diese Politiker treten für eine Freigabe leichter Drogen ein mit dem Argument, dass der vor allem von den USA vorangetriebene Anti-Drogen-Krieg nicht funktioniert." Dem widerspreche nun aber Franziskus, der Drogenhändler außerdem mit scharfen Worten als „Händler des Todes" bezeichnet habe. Franziskus setze im Kampf gegen Drogen eher auf „größere Gerechtigkeit, bessere Ausbildung" und mehr Chancen für junge Leute.

In der „Folha de Sao Paulo" kommen brasilianische Experten zu Wort, die die Position des Papstes beklagen: „Wahrscheinlich verwechselt Franziskus Liberalisierung in diesem Bereich mit Liberalismus und Anarchie allgemein", so die Soziologin Julita Lemgruber. Ein Leitartikler der „Folha" nennt Franziskus` Äußerung einen Schuß vor den Bug progressiver Brasilianer, die eigentlich gedacht hätten, dass dieser Papst mit vielen bisherigen Positionen der Kirche brechen werde. Bergoglio sei zwar nicht Ratzinger und wirke „viel aufgeschlossener für den Dialog", aber er stehe nun mal an der Spitze einer eher konservativen Kirche und werde sicher „keine Dogmen über den Haufen werfen". „Dieser Papst ist Pop, ma non troppo", zu deutsch: aber nicht im Übermaß.

„O Dia" urteilt, die Pilger von Rio erlebten diese Tage mit Verkehrschaos und Regenschauern als „Mittelding zwischen Himmel und Hölle". Die Zeitung zitiert einen 18-Jährigen mit den Worten: „Das alles gibt ein ruinöses Bild von Brasilien ab. Wie soll das denn erst bei der Fußball-Weltmeisterschaft und bei der Olympiade werden?" Das „Extra"-Blatt, in vielem etwa der deutschen „Bild"-Zeitung vergleichbar, schildert, mit welcher Hingabe Menschen der Kälte und dem Regen trotzten, um einen Blick auf Franziskus werfen zu können. Eine Reportage stellt eine Gruppe junger katholischer Lesben und Schwulen namens „Diversidade Católica" (Katholische Vielfalt) vor; sie nehme an einigen Weltjugendtags-Veranstaltungen in Pfarreien teil und wolle auch am Sonntag zur Papstmesse kommen.

„O Estado de Sao Paulo" fühlt sich durch Franziskus an frühere Besuche von Papst Johannes Paul II. erinnert. Der polnische Papst, der als konservativ gegolten habe, und der argentinische Papst, der vielen progressiv scheine, hätten viel gemeinsam, so ein Kommentar. Allerdings komme Franziskus „viel milder und freundlicher" daher als der „auftrumpfende" und „beschwörende" Johannes Paul. „Und keiner kann sich vorstellen, dass Franziskus hier an einem Weltjugendtag teilnimmt, ohne von der Krise der Arbeitslosigkeit und der Chancenlosigkeit von Jugendlichen zu reden. Doch genau das hat Johannes Paul II. damals getan." Immerhin, der polnische Papst habe viel besser Brasilianisch gesprochen als der neue Papst aus dem Nachbarland Argentinien.

„O Globo" bietet ein Interview mit Kardinal Odilo Scherer von Sao Paolo. Dieser betont, dass Papst Franziskus „den Glauben der Kirche in keiner Weise verändern" werde, dass sich die Kirche unter dem neuen Pontifikat allerdings stärker den Armen annähere. Das Abwandern vieler Katholiken zu Evangelikalen und Freikirchen habe „viele Gründe" und sei nicht nur diesen charismatischen christlichen Gruppen zuzuschreiben, so Scherer. (rv)

Messe in Aparecida: Von Maria lernen wir wahre Jüngerschaft

„Am Tag nach meiner Wahl zum Bischof von Rom habe ich die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom besucht, um meinen Dienst als Nachfolger Petri der Gottesmutter anzuvertrauen. Heute bin ich hierher gekommen, um Maria, unsere Mutter, um ein gutes Gelingen des Weltjugendtags zu bitten und ihr das Leben der lateinamerikanischen Bevölkerung zu Füßen zu legen." Es war ein Augenblick persönlichen Gebetes für Papst Franziskus: Er war in das größte Marienheiligtum Brasiliens gekommen, um sich und sein Pontifikat im Gebet der Mutter Gottes anzuvertrauen.

Zu diesem persönlichen Gebet gehörte für Papst Franziskus aber auch die Erinnerung an die Generalversammlung der Bischöfe Lateinamerikas 2007 in der Kathedrale von Aparecida, an der er maßgeblich mitgearbeitet hatte: In seiner Predigt sprach er davon, wie sehr diese Versammlung und ihre Ergebnisse vom Pilgergeist des Ortes geprägt worden seien.

„Diese Versammlung war ein bedeutungsvolles kirchliches Ereignis. Und tatsächlich kann man sagen, dass das Dokument von Aparecida gerade aus der Verflechtung zwischen der Arbeit der Hirten und dem einfachen Glauben der Pilger hervorgegangen ist, unter dem mütterlichen Schutz Marias. Wenn die Kirche Christus sucht, klopft sie immer am Haus der Mutter an und bittet: „Zeige uns Jesus". Von ihr lernt man die wahre Jüngerschaft. Und das ist der Grund, warum die Kirche immer auf den Spuren Marias in die Mission geht."

Papst Franziskus rief die Menschen auf, die Hoffnung nicht zu verlieren und stets die Gewissheit im Herzen zu haben, das Gott an der Seite der Menschen geht. Es gebe das Böse in der Welt, aber das sei nicht das Stärkste, sondern Gott. Und darum gebe es Grund zur Hoffnung.

„Es ist wahr, dass heute alle, und auch unsere Jugendlichen, ein wenig den Reiz der vielen Götzen spüren, die sich an Gottes Stelle setzen und Hoffnung zu geben scheinen: Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen. Im Herzen vieler breitet sich oft ein Gefühl der Einsamkeit und der Leere aus und führt zur Suche nach Kompensationen, nach diesen vergänglichen Götzen. Liebe Brüder und Schwestern, lasst uns Lichter der Hoffnung sein! Lasst uns eine positive Sicht der Wirklichkeit haben! Fördern wir die Großherzigkeit, welche die jungen Menschen kennzeichnet, begleiten wir sie auf ihrem Weg, Protagonisten des Aufbaus einer besseren Welt zu werden: Sie sind ein mächtiger Antrieb für die Kirche und für die Gesellschaft."

Zur Hoffnung auf Gott gehört laut Papst Franziskus eine weitere Verhaltensweise: Sich von Gott überraschen zu lassen. Wie die Fischer nach einem erfolglosen Tag im Fluss Parnaíba die Statue gefunden hätten, die in Aparecida nun verehrt wird, so handle Gott immer wieder gerade inmitten von Schwierigkeiten.

„Gott hält immer das Beste für uns bereit. Aber er verlangt, dass wir uns von seiner Liebe überraschen lassen, dass wir seine Überraschungen annehmen. Vertrauen wir auf Gott! Fern von ihm erschöpft sich der Wein der Freude, der Wein der Hoffnung. Wenn wir in seine Nähe kommen, wenn wir bei ihm bleiben, verwandelt sich das, was kaltes Wasser zu sein scheint, das, was Not, was Sünde ist, in neuen Wein der Freundschaft mit ihm."

In dieser Freundschaft zu leben, dass ist dann die dritte Verhaltensweise, auf die Papst Franziskus in seiner Predigt einging.

„Ein Christ kann nicht pessimistisch sein! Er hat nicht ein Gesicht wie einer, der in ständiger Trauer zu sein scheint. Wenn wir wirklich in Christus „verliebt" sind und spüren, wie sehr er uns liebt, wird unser Herz in einer solchen Freude „entbrennen", dass sie alle ansteckt, die in unserer Nähe leben – wie Benedikt XVI. sagte: „Der Jünger weiß nämlich, dass es ohne Christus kein Licht, keine Hoffnung, keine Liebe und keine Zukunft gibt" (Eröffnungsansprache der V. Generalversammlung der Bischofskonferenzen von Lateinamerika und der Karibik, Aparecida, 13. Mai 2007: Insegnamenti III/1 [2007], 861)."

Bereits zu Beginn der Messe hatte der Papst vor dem Gnadenbild ein persönliches Gebet gesprochen, vor dem Segen sprach er erneut ein Gebet, in dem er sich und seinen Dienst als Bischof von Rom dem Schutz der Mutter Gottes anvertraute. (rv)