Castel Gandolfo: Kurze Auszeit für Papst Franziskus

Castel GandolfoAm kommenden Sonntag wird er einen Teil des Tages in der päpstlichen Sommerresidenz von Castel Gandolfo verbringen. Wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde, wird der Papst gegen 9.30 Uhr den Vatikan verlassen und mit dem Auto ins nahe gelegene Castel Gandolfo fahren. Dort wird er durch die Angestellten der Residenz, aber auch durch dir kirchlichen und zivilen Autoritäten vor Ort empfangen werden. Um 12 Uhr mittags wird er – wie bereits angekündigt – das Mittagsgebet vom Hauptportal des Apostolischen Palastes aus sprechen. (rv)

Kardinal Tauran traf Lukaschenka: Erstes römisch-katholisches Priesterseminar geplant

Kardinal TauranKurienkardinal Jean-Louis Tauran hat bei seinem Besuch in Weißrussland ein besonderes Geschenk vom Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka erhalten: der weißrussische Präsident sicherte Tauran ein Stück Land, auf dem bald das erste römisch-katholische Priesterseminar entstehen soll. Tauran ist Präsident des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog. Er war vergangene Woche im weißrussischen Budslau, wo er mit 40.000 Gläubigen bei der Feier für das 400-jährige Jubiläum einer Marienikone teilnahm. Gegenüber Radio Vatikan berichtete Tauran, wie die Gespräche verlaufen sind:

„Ich habe mit Präsident Lukaschenka etwa eine Stunde lang über die Probleme der katholischen Kirche in Weißrussland gesprochen. Wir haben auch über die internationale Situation gesprochen. Gegen Ende unserer Gespräche hat er mir dann gesagt, dass er der katholischen Kirche ein Stück Land geben wolle, wo nun das erste Priesterseminar entstehen soll. Das hat gezeigt, dass unsere Gespräche durchaus sehr konkret waren."

Lukaschenka ist im Westen sehr umstritten. Staatsbesuche sind in jüngster Zeit sehr selten geworden. Kardinal Tauran hat ihm auch eine Botschaft des Papstes übermittelt.

„Mehr als ein Nachrichtenbote bestand meine Aufgabe darin, die spirituelle Nähe des Papstes mit dem weißrussischen Volk zu übermitteln. Die Christen sind niemals eine Gefahr für eine Gesellschaft sondern im Gegenteil sie sind ein Reichtum für ein Volk. Präsident Lukaschenka schien mir sehr interessiert für diesen Aspekt zu sein. Mehr als mit dem Präsidenten habe ich mit vielen Jugendlichen sprechen können und ich sagte ihnen jeweils, dass sie das christliche Erbe nicht vergessen sollten."

Das weißrussische Volk habe viel durchgelitten. Russen und Deutsche hätten das Land durch die Kriege im 20. Jahrhundert verwüstet und viel Leid gebracht, so Tauran.

„Doch wie Papst Franziskus uns gerne erinnert: Gott ist Sanftmut, Barmherzigkeit und Liebe. Diese Botschaft wollte ich besonders hervorheben bei meinem Besuch in Weißrussland. Die jüngere Generation kann sich sicherlich nicht an die Verfolgungen gegen Christen im 20. Jahrhundert erinnern. Heutzutage ist aber die Lage auch nicht immer sehr einfach. Zwar gibt es keine physische Gewalt gegen Christen aber administrative Hürden erschwert oft das Leben der Gläubige in dem osteuropäischen Land. Allgemein muss aber gesagt werden, dass der Dialog der katholischen Bischöfe mit ihren orthodoxen Mitbrüder und den Behörden sehr positiv ist." (rv)

Vatikanisches Strafgesetzbuch reformiert

VatikanAn diesem Donnerstag wurde im Vatikan eine weitreichende Reform des vatikanischen Strafgesetzbuches vorgestellt. Mit der Reform, so erklärte der Präsident des vatikanischen Gerichtshofes Giuseppe Dalla Torre vor Journalisten, gleiche der Heilige Stuhl seine Gesetzgebung an herrschende internationale Standards und insbesondere an internationale Konventionen an. Diese wurden vom Heiligen Stuhl als Völkerrechtssubjekt unterschrieben und werden mit der aktuellen Reform nun auch normativ in die vatikanische Rechtssprechung eingepflegt. Außerdem wurde das Höchstmaß für Haftstrafen von lebenslang auf 35 Jahre reduziert und die direkte strafrechtliche Verantwortlichkeit von juristischen Personen eingeführt sowie Empfehlungen des Expertenkomitees Moneyval zur Angleichung an internationale strafgesetzliche Standards bei der Geldwäschebekämpfung eingearbeitet. Bei der Pressekonferenz im vatikanischen Pressesaal sagte Dalla Torre:

„Sehr wichtig im Zusammenhang mit der Einführung internationaler Normen in staatliches Recht ist die Anpassung der Normen zum Schutz von Minderjährigen vor Delikten wie Gewalt, Missbrauch und so weiter. Der vatikanische Gesetzgeber gleicht sich mit dieser Änderung den internationalen Standards an. All das zusammen genommen wird durch ein Motu Proprio von Papst Franziskus ergänzt. Mit diesem treten die Gesetze nicht nur auf dem Territorium des Vatikanstaates in Kraft, sondern erstrecken sich auf den gesamten Bereich des Heiligen Stuhls."

Durch das Motu Proprio, so erklärt Dalla Torre, sind künftig auch Einrichtungen des Heiligen Stuhls wie Nuntiaturen oder andere Funktionsträger, die sich nicht auf Vatikanstaatsgebiet befinden, diesen Normen unterworfen. Ein ähnliches Motu Proprio hatte Benedikt XVI. im Jahr 2010 verabschiedet, um die vatikanische Gesetzgebung an internationale Standards im Hinblick auf die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung anzugleichen.

„Was nun die Verbrechen gegen Minderjährige betrifft, so wurden komplementäre Strafgesetze zur Einführung der internationalen Konventionen geschaffen. Als minderjährig gelten dabei ohne Ausnahmen Personen unter 18 Jahren. Namentlich genannt sind die Delikte Verkauf, Prostitution, Anwerbung und sexuelle Gewalt gegenüber Kindern; die Pädopornographie, der Besitz von pädopornographischem Material und sexuelle Akte mit Kindern."

Diese Verbrechen, so präzisiert Dalla Torre, waren bereits vor der Reform strafbar, doch sie wurden dort weitaus allgemeiner unter dem Begriff von Gewalt gegenüber Kindern zusammengefasst. Die Präzisierung der Normen in diesem, aber auch in anderen Bereichen erlaube nun auch einen reibungsloseren internationalen Austausch bei der Verbrechensbekämpfung und Strafverfolgung.

Das vatikanische Strafgesetzbuch basiert nach wie vor zu großen Teilen auf dem italienischen Codice Zanardelli von 1889 und der Strafprozessordnung von 1913, die mit den Lateranverträgen 1929 vom Vatikan übernommen wurden. Die aktuell veröffentlichten neuen Gesetze werden ab dem 1. September in Kraft treten und sind auf der Homepage des vatikanischen Governatorates unter www.vaticanstate.va einsehbar. Weitere Gesetze, die vor allem verwaltungstechnischer Natur sind, werden nach der Sommerpause erwartet. (rv)