Vatikan: Ende des Dialogs mit der Piusbruderschaft?

Piusbrueder_25_JahreLaut Focus-Online hat der Vatikan die Provokationen der erzkonservativen Piusbruderschaft die Nase voll. Wie die Agentur aus der Glaubenskongregation erfuhr, steht eine Erklärung des deutschen Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dazu unmittelbar bevor. Dabei hatte sich der mittlerweile zurückgetretene Papst Benedikt XVI. lange bemüht, die Piusbruderschaft wieder in der katholischen Kirche zu integrieren. Damit ist es jetzt offenbar vorbei.

Anlass ist eine Erklärung, die die Bruderschaft am 30. Juni 2013, dem 25. Jubiläum der Bischofsweihen, abgegeben haben. Hierzu hat die Piusbruderschaft eine Sonderausgabe ihres monatlichen Mitteilungsblattes (Juli 2013) mit dem Titel "25 Jahre Bischofsweihen – Damit die Kirche fortbesteht", publiziert. (vh)

 

Zum Focus Artikel:  >>>Vatikan lässt sich nicht mehr von Piusbrüdern provozieren.

Radio Vatikan: >>> Bischof Voderholzer erwartet Ultimatum an Piusbrüder.

Ägypten: Angst vor dem Bürgerkrieg

ÄgyptenWurde die Absetzung des ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi anfangs im Land selbst und in der internationalen Gemeinschaft noch mit Euphorie begrüßt, mehren sich nun die Stimmen, die mit Blick auf die zunehmende Gewalt auf die Gefahr eines Bürgerkriegs hinweisen. Allein am Montag wurden bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Anhängern des abgesetzten Präsidenten nach Angaben von Rettungskräften über 50 Menschen getötet; es gab mehrere mehrere hundert Verletzte. Matthias Vogt ist Länderreferent für Ägypten im katholischen Hilfswerk missio. Auch er zeigte sich im Gespräch mit Radio Vatikan tief besorgt über die Eskalation der Situation im Land.

„Ich stelle fest, jetzt mit den doch sehr gewaltsamen Auseinandersetzungen mit vielen Toten in den letzten zwei, drei Tagen, dass die Situation von anfänglicher Euphorie umzuschlagen droht in sehr große Sorge, vorsichtig gesagt, vor einen Bürgerkrieg, oder zumindest einer Radikalisierung der Muslimbrüder und Islamisten, die dann wohl auch bereit sind, massiv Gewalt anzuwenden."

Inwiefern handelt es sich bei der Absetzung Mursis denn tatsächlich um den Willen des Volkes?

„Es sind viele Millionen Menschen vor und in den Tagen nach dem 30. Juni in ganz Ägypten auf die Straße gegangen. Während die Revolution des 25. Januars 2011 gegen Mubarak fast ausschließlich eine Sache der Bevölkerung in Kairo war und es fast nur dort größere Demonstrationen gegeben hat, war diesmal das ganze Land beteiligt. Bei der Absetzung von Mursi selbst war dann ja auch nicht nur das Militär beteiligt, das war dann zwar die Institution, die das ganze durchsetzen konnte, aber bei der Verkündigung durch den Verteidigungsminister und Armeechef waren ja zahlreiche Vertreter der zivilen Opposition anwesend."

Was kann man nach den Ankündigungen der Muslimbrüder jetzt erwarten?

„Also man muss tatsächlich befürchten, dass die Muslimbrüder alle Register ziehen werden, um an der Macht festzuhalten. Das hat sicherlich zwei Gründe. Der eine, offensichtlichte Grund ist der Machtverlust. Sie wollten an einer stark an islamischen Werten und der Sharia orientierten Neuordnung arbeiten. Der zweite Grund ist einer, der im Orient sehr wichtig ist, aber für uns vielleicht gar nicht so leicht einsichtig, nämlich dass sie ihr Gesicht und damit ja auch ihre Ehre durch diesen gewaltsamen Sturz ihres Präsidenten ein bisschen verloren haben. Da muss man jetzt auch schauen, wie man diesen Gesichtsverlust ausgleichen kann, damit sie tatsächlich wieder an einen Tisch mit der Mehrheit der Gesellschaft zurückfinden können und nicht in die gewaltsame Opposition abdriften müssen." (rv)

Privatsekretär von Johannes XXIII.: Er bleibt ein Wohltäter der Menschheit

Papst Johannes XXIII.Die Nachricht von der bevorstehenden Heiligsprechung Johannes XXIII. hat nicht nur in seinem Heimatort Sotto il Monte Giovanni XXIII. in der italienischen Lombardei große Freude ausgelöst: Nachdem bekannt wurde, dass Papst Franziskus per Dekret die diesbezügliche Abstimmung der Mitglieder der Heiligsprechungskongregation anerkannt hatte, läuteten alle Glocken in dem kleinen Ort, der sich nach seinem bekanntesten Mitbürger benannt hat. Auch der langjährige Privatsekretär des beliebten Papstes, Loris Francesco Capovilla, zeigte sich über die Entscheidung des Papstes tief gerührt:

„Mein erstes Gefühl war Überraschung. Ich habe das nicht erwartet, so plötzlich und noch im Jahr des Glaubens. Ich dachte sofort: Ich küsse die Hand von Papst Franziskus. Und mit Blick auf den Geist, die Seele und die Großzügigkeit von Papst Johannes antworte ich denen, die mich fragen, was denn von Papst Johannes bleibt, den wir alle bald heiliger Johannes nennen werden: ,Es bleibt alles!´ Ich möchte damit sagen, dass seine Quelle dem Dorf immer weiter Wasser spenden wird, das erfrischende Wasser des Evangeliums. In der ganzen Welt gibt es Männer und Frauen, Kleriker und Laien, die in Papst Johannes einen Wohltäter der Menschheit begrüßen."

Der ehemalige Privatsekretär lebt mittlerweile selbst im Heimatort von Johannes XIII. Er begleitete ihn bereits seit seiner Zeit als Patriarch von Venedig, unter Johannes´ Nachfolger Paul VI. wurde er zum Bischof von Chieti ernannt. Insbesondere, so Capovilla, bleibe von Papst Johannes jedoch sein enormer Beitrag zum II. Vatikanum:

„Er ist wie ein Kommentar zum fünften Kapitel der Konstitution Lumen Gentium [des Zweiten Vatikanischen Konzils], der universale Aufruf zur Heiligkeit. Wir sind das pilgernde Volk Gottes, aber nicht in Richtung einer nur zeitlichen Verwirklichung: wir sind alle zur Ewigkeit aufgerufen! Dazu, in den Glanz der Göttlichkeit einzutreten: wir sind alle gerufen, geliebt, und gestützt. Papst Franziskus sagt: ,Wir sind alle Empfänger der Barmherzigkeit und der Liebe Gottes, der uns sucht´.

Papst Johannes XXIII., davon zeigt sich Capovilla überzeugt, könne auch die Menschen von heute Demut und Sanftheit lehren. Dies sei jedenfalls die Lehre, die er aus seiner langjährigen Nähe zu dem designierten Heiligen zöge:

Das ist auch das, was mir Kardinal Martini einen Monat vor seinem Tod gesagt hat: ,Monsignor Capovilla, Sie haben noch genügend Energien, nutzen Sie diese, um die Sanftheit, die Demut, die Zärtlichkeit von Papst Johannes zu würdigen und davon erzählen, sowie von seiner Liebe, die er mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil über der ganzen Welt ausschütten wollte. Deshalb gehen wir weiter auf den Pfaden des Zweiten Vatikanums: Vergessen wir nicht, dass wir vier Konstitutionen haben. Mit Lumen Gentium sind wir zur Heiligkeit aufgerufen. Mit Dei Verbum entdecken wir die Worte Gottes, bevor wir die Worte der Menschen anhören. Sacrosanctum Concilium: Das Gebet, die Heilige Schrift. Gaudium et Spes: der müden, verletzten, erniedrigten und gebeutelten Welt bieten wir Freude und Hoffnung – trotz aller Plagen der gesamten Menschheit: denn wir sind Kinder Gottes, erlöst durch das wertvolle Blut Christi; und unsere Hoffnung ist nicht die Hoffnung der hiesigen Güter, sondern die Hoffnung auf ewige Freude mit Christus und all unseren Lieben."
(rv)