Die unendliche Geschichte des IOR: Ein Kommentar

Bernd HagenkordErst waren es ein Priester und einige andere, die mit Verdacht auf Geldwäsche verhaftet wurden. Schnell war von der Vatikanbank IOR die Rede, obwohl die Beteiligten auf den ersten Blick nichts damit zu tun hatten. Dann traten aber der Direktor und der Vizedirektor des Instituts zurück. Erinnerungen an eine Aussage Papst Franziskus´ werden wach, als er während einer Morgenmesse meinte, die IOR sei zwar wichtig, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Wird es nun Zeit für die Auflösung des IOR? Ein Kommentar von Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord.

Es sind Begriffe, die sich von selbst nahe legen: Korruption, Vertuschung, dann dieser merkwürdige Versuch, 20 Mio € zu schmuggeln. Irgendwie beschleicht einen das Gefühl, dass das reicht. Ein neuer Papst, sozusagen ein neuer Besen, der gut kehrt, da könnte man doch gleich ganz sauber machen und das IOR schließen; die Geschichten sind teilweise unappetitlich und einige Kardinäle haben ja auch schon lauthals nach einem Aus gerufen.
Trotzdem wage ich eine etwas ruhigere Analyse: Bevor irgendetwas entschieden wird, sollte herausgefunden werden, was eigentlich genau passiert ist und passiert. Das tut der Papst, indem er eine eigene Kommission einrichtet, die ihn über die Strukturen und die Geschäfte des IOR unterrichtet. So verführerisch die schnelle und vermeintlich klare Lösung ist, sie geht am Ziel vorbei. Wer aufräumen will, muss erst einmal genau hinschauen und dann erst die Schlüsse ziehen.
Genau das passiert im Vatikan zurzeit. Deswegen sind die Skandale, so schmerzhaft sie sind, kein neuer Korruptionssumpf, sondern Heilungsschmerzen.
Im Interview mit Radio Vatikan hatte IOR-Präsident Ernst von Freyberg eine Null-Toleranz-Politik „bei Kunden, aber auch bei Angestellten, die irgendwie in Geldwäsche verwickelt sein sollten", angekündigt. Ich denke, dass wir diese Null-Toleranz-Politik gerade in Aktion sehen. (rv)

IOR-Generaldirektor Cipriani tritt zurück

Ernst_von_FreybergDer bisherige Generaldirektor der Vatikanbank IOR, Paolo Cipriani, und sein Vize Massimo Tulli haben ihren Rücktritt angeboten. Sie hätten beide entschieden, dass diese Entscheidung das Beste für das IOR sei. Das teilte der Vatikan am Montagabend mit. Die Kardinalskommission und Aufsichtsbehörde des IOR haben die Rücktritte angenommen, so der Vatikan weiter. IOR-Präsident Ernst von Freyberg hat das Amt des Generaldirektors vorläufig mit übernommen, die zuständige Aufsichtsbehörde AIF und die vom Papst neu ernannte Untersuchungskommission seien umgehend informiert worden.
Das IOR hätte seit 2010 hart an der Umsetzung der Standards gegen Geldwäsche gearbeitet, viel sei erreicht worden, aber nun müsse die Umsetzung mit Hilfe einer neuen Leitung beschleunigt werden: So kommentierte IOR-Präsident Ernst von Freyberg die Entwicklung. Ein Auswahlverfahren zur Ernennung eines neuen Direktors sei begonnen worden.
Zwei Neueinstellungen werden von Freyberg in seiner Aufgabe helfen, Rolando Marranci und Antonio Montaresi werden als amtierender Stellvertreter und als Chief Risk Officer die Umsetzung der Standards überwachen, auf die sich das IOR und der Vatikan festgelegt haben. Beide haben zuvor bei verschiedenen italienischen und US-Banken gearbeitet. Neben diesen Einstellungen auf Führungsebene wurden zwei weitere erfahrene Banker, Elizabeth McCaul und Raffaele Cosimo von der Firma Promontory beauftragt, das Programm des IOR gegen Geldwäsche zu verstärken. Die Vatikannote bezeichnete sie als international anerkannte Fachleute im Kampf gegen die Geldwäsche. (rv)