Reden über Gott und Welt: Die „innere Gegenwart“ des Konzils

  "Liebe Brüder und Schwestern, morgen sind es 50 Jahre, dass Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil eröffnet hat und an diesem Tag beginnen wir auch ein ‚Jahr des Glaubens’, um uns wieder neu in das Wollen dieses Konzils und in das Wollen des Herrn selbst hinein zu geben, glauben zu lernen und aus dem Glauben zu leben".

Papst Benedikt XVI. am 10. Oktober des vergangenen Jahres: Er erinnert an das Konzil, aber er betont auch den Zweck einer solchen Erinnerung: Es geht nicht um das Gestern, sondern um uns, um heute.

„Johannes XXIII. hat das Konzil einberufen aus dem Bewusstsein heraus, dass das Christentum müde geworden war und nicht mehr so recht in der Zeit zu stehen schien, in Sprache und Formen der Vergangenheit zu gehören schien. So hat er das Stichwort „Aggiornamento" geprägt, das „wieder auf den Tag bringen". Das heißt nicht, es äußerlich irgendwie neu anstreichen, sondern es bedeutet seine innere Gegenwart neu zu entdecken. Er wollte, dass die ständige und lebendige Gegenwärtigkeit des Glaubens wieder sichtbar wird, dass er wieder heute lebt und Menschen und die Welt von heute formt."

Das Wort „heute" fällt auffällig oft, wenn es um die Erinnerung an das Konzil geht. Aber wie geht das? Was bedeutet diese „innere Gegenwart" und wie komme ich dazu?
Es ist ein Thema, das wie kein zweites in der katholischen Kirche so emotional diskutiert wird: Die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für heute. Sich selbst „Reformer" nennende berufen sich genauso wie Päpste, Theologen und Pfarreien gleichermaßen auf den Aufbruch und die Texte, den Geist oder schlicht auf „das Konzil".

Eine wachsende Gruppe Gläubiger, weltweit mittlerweile die Mehrheit, kennt das Konzil aber nicht mehr aus der eigenen Erinnerung, sie sind erst nach dessen Ende geboren worden. Die Emotionalität, die mit der Debatte unter älteren Generationen verbunden ist, ist ihnen fremd, sie gehen mit ganz eigenen Zugängen an dieses Konzil heran. Das Angelicum – die Hochschule der Dominikaner in Rom – ist ein Ort, an dem sich Studierende aus aller Welt die Konzils-Texte vornehmen und sie miteinander diskutieren. Pater Carsten Barwasser doziert dort systematische Theologie. Er kennt die Debatten der Studierenden um das Zweite Vatikanum:

„Für die ist das Zweite Vatikanische Konzil primär ein historisches Ereignis, das schon ziemlich lange vergangen ist. Es ist aber auch sehr spannend, die unterschiedliche Wahrnehmung und den unterschiedlichen Wissensstand auch was die einzelnen Kulturen betrifft zu betrachten: Wir haben hier am Angelicum Studierende aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Europa: Die haben alle einen sehr unterschiedlichen Hintergrund, auch was Informationen und Wissen um das Konzil betrifft. Ich finde es spannend, dass gerade Studierende aus der so genannten ‚Dritten Welt’, also aus Asien und aus Afrika ein Gespür dafür haben, was das Konzil auch für sie bedeutet. Gerade wenn man mit ihnen über die Pastoralkonstitution Gaudium et Spes spricht, über die ‚Zeichen der Zeit’, von denen dort die Rede ist, dann kommt da ganz viel herüber von ihren eigenen Erfahrungen, wo das Konzil auch für sie mit spricht. Mir scheint, dass bei diesen Studierenden der pastorale Bezug im Vordergrund steht und diese Wahrnehmung des Kontextes von Armut und Ausbeutung, das ist denen wichtig, weil es die Situation ist, aus der sie kommen."

Die Lebenssituation prägt die Lesart, kein unbekanntes Phänomen, im Gegenteil. Aber die Lektüre und das Studium sind nicht einfach. Ein Problem der Texte, das mit wachsendem Abstand zu ihrer Entstehung noch größer wird, ist zum Beispiel die Sprache:

„Das ist sicherlich ein allgemeines Problem der Konzilstexte, diese Texte sind ja von der ganzen Entstehung her eine durchmischte Komposition aus ganz verschiedenen Quellen. Von der Sprache her sind sie einerseits immer noch sehr dichte theologische Texte aber dann – gerade auch bei Gaudium et Spes – gibt es den Versuch, dort auch mit einer neuen Sprache hinein zu kommen, eine existenzielle oder personale Sprache sollte da hineingebracht werden, wobei auch das mittlerweile wieder einen Fremdheitscharakter hat. Sprachlich gibt es definitiv eine Hürde, weshalb auch viel mehr Menschen vom Geist des Konzils reden oder von der Dynamik, ohne jemals einen Text gelesen zu haben. Ich glaube schon, dass diese Sprache der Texte an sich sehr schwierig ist und ein echtes Hindernis darstellt."

Von den 16 Texten sind nicht alle gleich unzugänglich oder schwierig; ein Ergebnis ihrer Geschichte und ihres Entstehens.

„Wirklich einfach ist keiner dieser Texte. ‚Dei Verbum’ über die Offenbarung hat den Ruf, einer der unorganischsten und unausgewogensten Texte des ganzen Konzils zu sein, der zu stark einen Kompromisscharakter habe. Das ist sicherlich nicht ganz falsch, denn gerade um dieses Thema Offenbarung, bei dem es um das Herz des Glaubens geht, ist ganz stark gerungen worden. Man merkt diesem Text natürlich das Ringen an, insofern ist er nicht einfach glatt und es kostet Mühe, in so einen Text hinein zu kommen, aber ich glaube, dass sich das bei einem Text wie ‚Dei Verbum’ durchaus lohnt, weil gerade in diesem Text eine ganze Reihe von wichtigen Inhalten drin steckt, wie zum Beispiel die Neufassung des Offenbarungsbegriffes als Selbstoffenbarung. Gott offenbart nicht irgendwas, also eine Tafel von Sätzen oder irgendwelche Dogmen, sondern er offenbart sich selbst. Das heißt, in Christus findet Gottesbegegnung statt. Das deutlich zu machen ist sehr wichtig, wenn es darum geht, sich die Texte des Konzils anzuschauen."

Nun hat sich der Planet aber weiter gedreht, neue Philosophie, die Postmodernität, die Globalisierung: all das stellt neue Fragen. Geben denn die alten Texte Antworten auf die neuen Fragen?

„Teilweise sicherlich nicht mehr. Das Konzil hat ja mit seinem pastoralen Anspruch das ganze selber formuliert, es wollte zeitbedingte Antworten formulieren, was damals sehr neu war: Die Wahrnehmung der eigenen Kontextualität und Zeitlichkeit und Geschichtlichkeit. Zu versuchen, die Zeichen der Zeit zu erkennen und zwar das Jahr 1965 zu erkennen. Die Zeichen der Zeit von 1965 sind sicherlich nicht mehr die Zeichen der Zeit von 2013, dennoch finde ich es – wenn man hinein schaut in die Texte – erstaunlich, dass eine ganze Reihe von Fragen dort uns weiterhin beschäftigt: Die Armut ist weiterhin ein Thema, die Frage von Arbeit und Ausbeutung aber auch die Frage nach Frieden und Konfliktbewältigung ist weiterhin virulent. Inwieweit jetzt die eher theologischen Texte wie ‚Dei Verbum’ oder ‚Lumen Gentium’ eine gewisse Tagesaktualität haben, ist natürlich eine gute Frage. Insofern braucht es immer Übersetzungsarbeit und ich glaube, dass es eine der Aufgaben von Theologie ist, zu übersetzen, also das was damals geschrieben wurde in eine heutige Sprache und in heutige Kontexte hinein zu übersetzen.

Das Konzil selbst hat sich ja auch so verstanden. Wenn man mal an die Eröffnungsansprache von Johannes XXIII. im Jahr 1962 denkt: dort versucht er, eine Marschrichtung vorzugeben für das Konzil. Da geht es ganz eindeutig um diese Übersetzungsarbeit. Es geht nicht darum, etwas völlig Neues zu schaffen, sondern darum, den Glauben selbst zu verheutigen; den Glauben der etwas ist, was uns von Christus her vorgegeben ist, zu interpretieren in unserem heutigen Kontext und so zu verheutigen – Aggiornamento – das Menschen einen existenziellen Bezug dazu finden können. Das ist eine Aufgabe, die das Konzil in den 60ern versucht hat – sicherlich nicht immer erfolgreich – aber es hat damit eine Richtung vorgegeben, die weiterhin für uns gültig ist."

Diese Übersetzungsarbeit ist zum Teil schon erfolgt: die Würzburger Synode etwa oder die Versammlungen der lateinamerikanischen Bischöfe zuletzt in Aparecida 2007 haben das geleistet, um nur einige wenige zu nennen. Aber es lohnt sich trotzdem, auf die Originale selbst zurück zu greifen, meint Dominikaterpater Carsten Barwasser:

„Weil das Ereignis an und für sich, von seiner Dynamik her, vom Zusammenkommen dieser über 2.000 Bischöfe und Ordensoberen her, ein Ereignis ist, was es so nicht mehr gegeben hat. Auch wenn Bischofssynoden in Rom oder auf Regionalebenen natürlich eine ganz eigene Bedeutung haben. Ich glaube, dass das Zweite Vatikanische Konzil ein ganz eigenes historisches Ereignis ist und deswegen Kirche erfahrbar macht, und zwar in einer Dynamik, die man sonst Kirche vielleicht gar nicht zutraut, weil man sonst Kirche sehr oft auf die Institutionen beschränkt.
Insofern sind es gar nicht unbedingt die Texte selber – auch wenn die weiterhin wichtig sind und gelesen werden sollten – aber ihre Bedeutung bekommen sie unter anderem auch von diesem Ereignis selbst, von der Dynamik dieses Zusammenkommens, der Kommunikation die dort stattgefunden hat zwischen den verschiedenen Traditionen der Kirche und mit den jungen Kirchen. Es ist ein kommunikatives Ereignis einer ganz eigenen besonderen Art gewesen. Das macht ein Stück von dem aus, warum das Konzil bis heute weiterhin von Bedeutung ist und warum es sich lohnt, an die Texte heran zu gehen und warum es dann doch nicht reicht, sich mit den nachfolgenden Texten zufrieden zu geben."

Wenn wir also auf der Suche nach der Lebendigkeit des Konzils für die Kirche heute oder in den Worten von Benedikt XVI. nach der „inneren Gegenwart" sind, kann uns das Konzil bei den schwierigen theologischen, den Glauben betreffenden, den menschlichen und ethischen Entscheidungen helfen?

„Ich glaube, dass zumindest eine Grundrichtung, wie wir uns mit solchen Situationen auseinander setzen, auch durchaus weiterhin noch in den Texten des Konzils zu finden ist, ohne dass wir davon ausgehen können, dass wir dort Patentrezepte finden. Ich glaube, dass es ohnehin ein grundsätzliches Problem ist, wenn man die Texte des Konzils nimmt und sie dann eins zu eins umsetzt, als wären sie Rezepte für kirchliche Reformen oder für kirchliche Erneuerung. Sie sind als theologische Texte und als lehramtliche Texte Vorgaben und sie bilden einen Rahmen und zeigen eine Richtung an. Aber sie sind keine Texte, die man einfach eins zu eins umsetzen kann." (rv)

Papst: Rom durch Petrus und Paulus Bezugspunkt der Kirche

PetrusRom ist nach Worten von Papst Franziskus durch die Anwesenheit der Apostel Petrus und Paulus und durch ihr Martyrium zum Bezugspunkt der Weltkirche geworden. Die Stadt habe diesen Rang nicht durch die Macht des Kaiserreichs erhalten, sondern „sofort und spontan" durch das Martyrium und durch das Zeugnis der Apostelfürsten für Christus. Das sagte Franziskus an diesem Samstagmittag beim Angelusgebet im Vatikan. Zuvor hatte er dort zum römischen Patronatsfest Peter und Paul eine Messe gefeiert. Dieser Tag sei ein Festtag nicht nur für die Kirche von Rom, sondern für die Universalkirche, betonte Franziskus.

Ein Ave Maria für den orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I. und seine Kirche

Einen besonderen Gruß richtete Franziskus an den orthodoxen Patriarchen Bartholomaios I., der zum Patronatsfest eine hochrangige Delegation in den Vatikan entsandt hatte. „Beten wir für ihn und für seine Kirche", forderte Franziskus die Gläubigen auf dem Petersplatz auf. Dann sprach er mit ihnen gemeinsam ein Ave Maria. Weiter erinnerte der Papst daran, dass der Apostel Andreas, der Patron Konstantinopels, ein Bruder des Petrus war. Andreas habe sogar als erster Jesus kennengelernt und dann auch seinen Bruder zu ihm geführt. (rv)

Weltweite Kollekte: Peterspfennig

VatikanplatzAm Sonntag wird in allen Kirchengemeinden der Welt traditionsgemäß der so genannte Peterspfennig entrichtet. Die Erlöse der Kollekte an diesem Tag kommen direkt dem Heiligen Stuhl und den von ihm finanzierten wohltätigen Initiativen zugute. Neben kirchlichen Einrichtungen, Geistlichen und Ordensleuten in besonderen Schwierigkeiten werden mit der Kollekte, die stets um das Hochfest der Apostel Petrus und Paulus stattfindet, auch humanitäre Hilfsinitiativen und soziale Projekte des Papstes gefördert. Die Einführung des Peterspfennigs geht auf eine Initiative der Angelsachsen gegen Ende des 8. Jahrhunderts zurück: Nach ihrer Bekehrung fühlten sie sich dem Bischof von Rom in besonderer Weise verbunden und wollten ihm einen jährlichen Beitrag zukommen lassen. Heute wird die Kollekte weltweit durchgeführt. (rv)

Vatikan bestätigt Ermittlungen gegen APSA-Rechnungsprüfer

Pater Lombardi PressekonferenzDer Heilige Stuhl hat den italienischen Behörden bei den laufenden Ermittlungen gegen einen früheren Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung APSA „volle Bereitschaft" zur Zusammenarbeit versichert. Das gab Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Presseerklärung am Freitagmorgen bekannt.

Der frühere Rechnungsprüfer des APSA, Nunzio Scarano, sei bereits vor über einem Monat von seinem Dienst bei der APSA ordnungsgemäß suspendiert worden, nachdem seine Vorgesetzten von Ermittlungen gegen ihn erfahren hatten, so Lombardi. Die Römische Kurie sehe die Suspendierung von Angestellten vom Dienst vor, gegen die eine Strafverfolgung eingeleitet worden sei, erklärte Lombardi. Der Heilige Stuhl habe von den italienischen Behörden allerdings noch keine Anfragen bezüglich Scarano erhalten. Man sei aber zur Zusammenarbeit bereit. Auch die vatikanische Finanzaufsichtsbehörde (AIF) habe sich der Frage angenommen und werde, wenn nötig, ihrer Kompetenzen gemäß tätig werden, so Lombardi weiter.

Nunzio Scarano ist an diesem Freitag zusammen mit zwei weiteren Personen im Zusammenhang mit Untersuchungen der italienischen Staatsanwaltschaft verhaftet worden. Im Zentrum der Ermittlungen gegen den früheren Rechnungsprüfer der vatikanischen Güterverwaltung stehen – laut Angaben italienischer Medien – undurchsichtige Geschäfte mit einer Immobilienfirma in Salerno. Die Tageszeitung „Il Messaggero" hatte im Kontext der Suspendierung Scaranos vom Verdacht auf Geldwäsche gesprochen.

Mediale Verwirrung um Scarano

Italienische Agenturen hatten am Freitagmorgen derweil berichtet, dass die Staatsanwaltschaft wegen Betrug und Korruption im Umfeld der Vatikanbank IOR gegen den Erzbischof von Salerno ermittele und dieser festgenommen worden sei. Das süditalienische Erzbistum wies dies umgehend zurück. Es handele sich um eine Verwechslung, teilte es am Freitag auf seiner Internetseite mit. Der in den Meldungen genannte Scarano sei fälschlich als Erzbischof von Salerno bezeichnet worden. Erzbischof sei jedoch Luigi Moretti. Gegen ihn würden keinerlei Ermittlungen geführt. (rv)

Italien/D: Vatikansprecher und Medienbischof würdigen CIC

Vatikansprecher Federico Lombardi hat die Arbeit der deutschsprachigen Katholischen Nachrichtenagenturen gewürdigt. Am Mittwochnachmittag sprach Lombardi beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Centrum Informationis Catholicum (CIC) in Rom. Weiter ging Lombardi auf die Zeit während des Pontifikatswechsels ein. Sein Fazit lautet, dass „die große Gemeinschaft der Medienleute" Rom nach dem Konklave mit einem Gefühl der Zufriedenheit verlassen habe: „Vor allem hatten sie eine positivere Einstellung gegenüber dem Vatikan und der Kirche als vor ihrem Eintreffen, wo vor allem negative Nachrichten über Spannungen und Skandale die Oberhand hatten."

Das CIC-Büro in Rom liefert Nachrichten für die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen KNA, Kipa und Kathpress. Auch der deutsche Medienbischof Gebhard Fürst aus dem Bistum Rottenburg-Stuttgart würdigte die Arbeit des CIC als „unverzichtbaren Dienst an der Wahrheit". Kirchliches Handeln, so Bischof Fürst, vollziehe sich heute in einer Welt, die „wesentlich geprägt ist und immer mehr geprägt wird von Öffentlichkeit, die von Informations- und Kommunikationsmedien lebt, ja von ihr hergestellt wird und auf kirchliches Handeln wieder zurückwirkt." Dabei sei gerade die Redaktionsarbeit des CIC in Rom von besonderer Bedeutung, um kirchliche Themen aus dem Vatikan in den deutschsprachigen Medien zu platzieren, wobei es um weit mehr als die Verbreitung kirchenrelevanter Themen gehe, so Bischof Fürst. (rv)

Papst bestätigt De Paolis bis 2014 als Delegaten für die Legionäre Christi

Papst Franziskus hat Kardinal Velasio De Paolis als Päpstlichen Delegaten für die Legionäre Christi bestätigt. Das teilte der Vatikan an diesem Donnerstag mit. De Paolis hatte bereits unter Papst Benedikt XVI. diese Aufgabe übernommen. Seit Juni 2010 ist der Kurienkardinal für die Kongregation zuständig. In dem Bestätigungsbrief des Papstes weist Franziskus darauf hin, dass die Legionäre Christi „eine authentische und tiefgründige Erneuerung" durchführen. Für Anfang 2014 ist ein Kapitel der Kongregation geplant, bis dahin bleibt De Paolis Päpstlicher Delegat für die Legionäre Christi. Der Papst hoffe, dass De Paolis ihn über die Vorbereitungen dieses Kapitels auf dem Laufenden halte, so Franziskus in dem Brief an den Kurienkardinal.

Der Papstbrief an Kardinal De Paolis im Wortlaut
(Übersetzung des italienischen Originals)

An den verehrten Bruder
Kardinal VELASIO DE PAOLIS

Während der Audienz am vergangenen 27. Mai haben Sie mich über den Fortgang Ihres Dienstes als Delegat für die Kongregation der Legionäre Christi unterrichtet, der Ihnen am 16. Juni 2010 von meinem hochverehrten Vorgänger, Benedikt XVI., anvertraut worden war. Ich möchte Ihnen dafür danken, dass Sie mich über die zur Erfüllung des anspruchsvollen Auftrags geleistete Arbeit informiert haben und versichere Ihnen, dass ich auch Ihre Ausführungen in dem mir mit Schreiben vom 10. Mai 2013 zugesandten Bericht sowie den Inhalt der früheren Berichte und der Unterlagen zur Apostolischen Visitation, die in den Jahren 2009-2010 stattgefunden hat, aufmerksam zur Kenntnis genommen habe.
Hiermit bestätige ich Ihnen, dass Ihr Mandat mit dem Außerordentlichen Generalkapitel der Kongregation der Legionäre Christi abgeschlossen sein wird, das Anfang 2014 unter Ihrem Vorsitz stattfinden soll. Die Aufgaben des Generalkapitels werden hauptsächlich in der Wahl einer neuen Leitung für das Institut sowie in der Approbation der neuen Konstitutionen bestehen, die Sie mir dann zwecks der erforderlichen Überprüfung übersenden werden. Das sind unerlässliche Schritte für den Weg einer authentischen und tiefreichenden Erneuerung der Kongregation der Legionäre Christi und, indirekt, auch für das Wirken der gesamten Bewegung Regnum Christi.

Daher bitte ich Sie, mich über die Vorbereitungen des Generalkapitels auf dem Laufenden zu halten, für das ich den Beistand des Heiligen Geistes anrufe, damit er alle Ordensleute dazu ansporne, sich mit größtem Einsatz der Aufgabe der tieferen Erkenntnis ihrer Berufung in Kirche und Welt zu widmen.

Ihnen spreche ich meine aufrichtige Anerkennung für Ihren großzügigen Einsatz aus und möchte durch Sie allen Legionären Christi, den gottgeweihten Männern und Frauen der Bewegung Regnum Christi sowie den in ihr tätigen Laien ein Wort der Ermutigung zukommen lassen. Ich versichere ihnen mein Gebetsgedenken, erteile ihnen von Herzen einen besonderen Apostolischen Segen und vertraue alle der mütterlichen Sorge Mariens, der Mutter der Kirche, an.

Aus dem Vatikan, 19. Juni 2013

Franziskus (rv)

Vatikan/D: Kardinal Koch sieht Differenzen zwischen Katholiken und Lutheranern

Die sogenannte „Orientierungshilfe" zur Familie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) stößt immer mehr auf Kritik, auch innerhalb der evangelischen Kirche selbst. So spricht der ehemalige evangelische Bischof Hartmut Löwe von einer „fatalen Desorientierung" und fordert die Leitung der EKD, den Rat, auf, den Text zu korrigieren. „Andernfalls werden immer mehr evangelische Christen in ihrer Kirche heimatlos", schreibt Löwe in einer Stellungnahme. Er war von 1980 bis 1992 Präsident im EKD-Kirchenamt. Das EKD-Papier vertritt ein erweitertes Familienbild, das unter anderem auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften mit Kindern einschließt.

Auf katholischer Seite wird das Familienpapier als „ökumenischer Stolperstein" betrachtet. So sieht der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer in der EKD-Schrift einen Kurswechsel und eine Abkehr von der biblischen Sicht von Mann und Frau. Voderholzer hatte die „evangelischen Mitchristen" am vergangenen Sonntag in einer Predigt gebeten: „Kehrt bitte auf den Boden der Heiligen Schrift zurück! Welchen Sinn soll Ökumene haben, wenn das gemeinsame Fundament der Heiligen Schrift nicht mehr ernst genommen wird?"

Für den vatikanischen Ökumene-Verantwortlichen, Kurienkardinal Kurt Koch, handelt es sich um ein Zeichen dafür, dass innerhalb des Luthertums heute verstärkt Meinungsverschiedenheiten feststellbar seien. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, dass der unmittelbare Ansprechpartner in Deutschland nicht der Päpstliche Einheitsrat sondern die Deutsche Bischofskonferenz sei.

„Was natürlich eine besondere Herausforderung ist, ist die Feststellung, dass in der ökumenischen Situation zwischen Lutheranern und Katholiken in Deutschland auf ethischer Ebene immer mehr Differenzen auftreten. Der weitgehend vorhandene oder vorhanden gewesene Konsens in bioethischen Fragen zum Beispiel ist eigentlich nicht mehr da und jetzt ist zu diesem neuen Dokument zu sagen, dass zur Frage der Familie mit dem Katholischen kein Konsens da ist."
(rv)

Vatikan: Ein Pallium aus den Händen des Papstes

PalliumPapst Franziskus wird am Samstag im Vatikan 34 neu ernannten Erzbischöfen aus aller Welt als Zeichen ihrer Amtswürde das Pallium überreichen. Der Vatikan veröffentlichte am Dienstag die Liste dieser Erzbischöfe. In diesem Jahr ist kein Vertreter aus dem deutschsprachigen Raum darunter. 2012 erhielt der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki die weiße, mit sechs schwarzen Kreuzen bestickte Wollstola. Traditionsgemäß erhalten alle Erzbischöfe, die in den vergangenen zwölf Monaten ernannt wurden und einem Metropolitan-Erzbistum vorstehen, am römischen Patronatsfest Peter und Paul das Pallium. Als Leiter eines solchen Erzbistums stehen sie zugleich einer Kirchenprovinz vor. Einem weiteren Erzbischof, Francois-Xavier Le Van Hong, der das Erzbistum Hue in Vietnam leitet, wird das Pallium nach vatikanischen Angaben zugesandt. (rv)

Papst ruft Gremium zur Untersuchung des IOR ins Leben

FarinaPapst Franziskus hat eine fünfköpfige Untersuchungskommission ins Leben gerufen, die sich das vatikanische Geldinstitut „Istituto per le Opere di Religione" (IOR, oft Vatikanbank genannt) ansehen soll. Das Gremium soll „in diesen Tagen" schon seine Arbeit aufnehmen, wie der Vatikan am Mittwoch bekanntgab. Hintergrund sei eine geplante Reform der Vatikaneinrichtung.

Der Papst habe die Einrichtung der Kommission am Montag, dem 24. Juni, handschriftlich verfügt, so die Mitteilung des Vatikan. Im Zuge einer geplanten Reform des Geldinstitutes wolle Franziskus „die Rechtsstellung und die Aktivitäten des Institutes" „besser kennenlernen", heißt es in der Note. Ziel sei „eine bessere Harmonisierung" des IOR mit dem Auftrag der Weltkirche und des Apostolischen Stuhls.

Die Kommission soll den Auftrag haben, „Informationen über die Abläufe des Institutes" zu sammeln und diese dem Heiligen Vater vorzulegen. Während der Durchführung der Untersuchung werde das Geldinstitut auf Wunsch des Papstes seine Arbeit fortsetzen – entsprechend der handschriftlichen Verfügung von 1990, mit der es errichtet wurde – sofern der Papst nichts anderes entscheide. Weitere Details zu den Aufgaben der Kommission stünden im Schreiben des Papstes von diesem Montag, so der Vatikan, der dieses nicht selbst veröffentlichte.

Zum Präsidenten der Kommission bestimmte der Papst Kardinal Raffaele Farina, zu Mitgliedern Kardinal Jean-Louis Tauran und die Harvard-Professorin Mary Ann Glendon. Als Sekretär des Gremiums berief der Papst Bryan Wells, der im Staatssekretariat des Vatikan arbeitet, und als Koordinator Bischof Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chinchetru, Sekretär des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte. (rv)

Serbische Christen feiern Mailänder Edikt: „Ein Schritt nach dem anderen“

1.700 Jahre Religionsfreiheit: Das wird in diesen Tagen in Serbien gefeiert. Warum gerade dort? Weil Kaiser Konstantin aus Nis im heutigen Serbien stammt. Konstantin I., Kaiser der westlichen Hälfte des Römischen Reichs, erließ im Jahr 313 zusammen mit seinem östlichen Kollegen Licinius das Mailänder Toleranzedikt.

Statt „Edikt" müsste man genauer „Vereinbarung" sagen. Der Inhalt:Jeder darf sich frei zu der Religion seiner Wahl bekennen, auch die Christen. „Die Feiern in Serbien könnten eine Gelegenheit sein, um im ökumenischen Dialog Schritte nach vorn zu machen", urteilt der Päpstliche Nuntius Orlando Antonini im Gespräch mit Radio Vatikan.

„Als ich 2009 in Serbien anfing,war eine großartige Idee im Gespräch: nämlich 2013 in Nis alle Führer von christlichen Kirchen zusammenzubringen. Den Papst, die orthodoxen Patriarchen, die Leiter der historischen protestantischen Konfessionen. Man dachte damals, der Anlass und der Ort könnten ein angemessen ,neutraler’ Raum sein für ein solches historisches Zusammentreffen."

Eine „Großartige Idee" – nur wurde nichts daraus. Erst recht nicht aus dem Plan, auf serbischem Boden einmal eine Begegnung zwischen dem Papst und dem orthodoxen Patriarchen von Moskau zu organisieren. Ein solches Treffen hat es in der Geschichte noch nicht gegeben.

„Als man auf das Kleingedruckte sah, stellte sich heraus, dass verschiedene Teile der serbisch-orthodoxen Gesellschaft sich einem Kommen des Papstes widersetzten. Das hängt mit noch ungelösten historischen Problemen zwischen Serben und Kroaten wegen der Verbrechen des Ustasha-Regimes während des Zweiten Weltkrieges zusammen. Erst solle der Papst um Verzeihung bitten, forderten sie, weil in ihren Augen die katholische Kirche allgemein für diese Verbrechen verantwortlich war, und dann könne er kommen. Andere sahen das allerdings nicht so; man kann sogar sagen, dass ein guter Teil der serbischen Kirche einem Papstbesuch durchaus freundlich gegenübergestanden wäre."

Das galt auch für den serbisch-orthodoxen Patriarchen Irinej von Belgrad. Als er im Januar 2010 an die Kirchenspitze gewählt wurde, sprach er zunächst offen von der Möglichkeit einer Papstreise zu den 1.700-Jahrfeiern des Mailänder Edikts. Wenig später allerdings kamen dann Bedenken aus dem Heiligen Synod der Kirche.

„Aus Gründen der Vorsicht, um ein mögliches Schisma in ihrem Innern zu vermeiden, aber auch um keine Schwierigkeiten mit anderen orthodoxen Kirchen zu bekommen, hat die serbisch-orthodoxe Kirche nicht den nötigen Konsens erreicht, der eine für beide Seiten fruchtbare Papstreise möglich gemacht hätte. Das führt dazu, dass nun jede Kirche mit eigenen Initiativen das Jubiläum des Edikts feiert – allerdings werden dazu jeweils Vertreter der anderen Kirchen eingeladen. Zu den zentralen orthodoxen Feiern im kommenden Oktober zum Beispiel werden ausdrücklich höchste Vatikanvertreter eingeladen, wenn auch nicht spezifisch der Papst."

Immerhin sei es dem derzeitigen serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic gelungen, die Kirchen „enger zusammenzubringen": Er habe nämlich ein nationales Komitee für die Feiern gegründet, das der Präsident selbst leite. Co-Präsident sei Patriarch Irinej, zu den Mitgliedern gehörten die katholische Kirche und die örtlichen protestantischen Gemeinschafen. Den Nuntius erinnert das daran, wie einst Kaiser Konstantin 325 Kirchenvertreter zum Konzil von Nicäa zusammenbrachte.

„Ich weiß nicht, wie das 1.600-Jahr-Jubiläum des Edikts im Jahr 1913 gefeiert wurde, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass das nicht so ökumenisch war wie jetzt, im Jahr 2013. Einen Schritt nach dem anderen… Vielleicht werden wir im Jahr 2113, dank dem Heiligen Geist und dank Konstantin und Helena endlich alle zusammen feiern können, in einer endlich wieder ungeteilten Kirche, wenn der 1.800. Geburtstag des Mailänder Edikts ins Haus steht!"

Vatikan-Erzbischof Orlando Antonini bringt die bleibende Bedeutung des Mailänder Edikts so auf den Punkt: Es gebe nicht nur den Christen Religionsfreiheit, sondern betone auch die Gewissensfreiheit überhaupt aller Menschen. Das sei die wichtigste Botschaft des Textes für heute, hier hätten viele Staaten noch Nachholbedarf.

„In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung brachte das von Christen vergossene Blut die politisch Verantwortlichen dazu, die Gesetze zur Religionsfreiheit zu ändern – auch weil die Christen geeint waren. Darum müssten die Christen heute, um endlich das Mailänder Edikt auch für die Gewissensfreiheit aller durchzusetzen, ihre Spaltungen überwinden und sich angesichts der Herausforderungen der modernen Gesellschaft untereinander verbünden."

Doch der Alltag, den der Vatikan-Botschafter auf dem Balkan erlebt, ist heute ein ganz anderer. Der Konflikt zwischen orthodoxen Serben und katholischen Kroaten scheint ihm „einer der kompliziertesten des Planeten".

„Ein Knäuel, das schwer zu entwirren ist – viel älter als die serbischen Gemetzel im Zweiten Weltkrieg, es geht auf die Jahrzehnte, ja vielleicht sogar auf die Jahrhunderte zuvor zurück. Ich fürchte, keine historische Forschung wird je mit Bestimmtheit sagen können, welche Seite einmal mit den Feindseligkeiten angefangen hat! Die geistliche Einheit der Christen ist also nicht nur etwas Wichtiges, sondern etwas Essentielles, um weitere Dramen zu verhindern."

Der Nuntius hält es „für sehr wichtig, dass die Balkanländer in die Europäische Union kommen".

„In einem politischen Rahmen, der größer als ihr eigener ist, könnte man das Entstehen einer pluri-ethnischen Gesellschaft fördern, in der die einzelnen kulturellen Komponenten friedlich zusammenleben und ihr jeweiliges Potential fürs Allgemeinwohl fruchtbar machen."

Zurück zu den Feiern des Mailänder Edikts: Alle katholischen Bistümer haben dazu eigene Feiern, Veranstaltungen, Gebetsinitiativen.

„Die zentrale Feier der Katholiken findet am 20. und 21. September in Nis statt. Der Mailänder Kardinal Angelo Scola wird einen Kreuzweg durch die Stadt führen, zur Erinnerung an das von Konstantins Mutter in Jerusalem aufgefundene Kreuz, und auch zur Erinnerung an die Kreuzvision des heiligen Konstantin vor der Schlacht an der Milvischen Brücke in Rom 312. Die Schlussfeier findet im örtlichen Stadion statt."

Die Katholiken machen in Serbien allerdings nur etwa fünf Prozent der Bevölkerung aus; die meisten davon leben im Norden, in der Vojvodina, nicht auf dem Territorium des Erzbistums Belgrad. Darum ermuntern die katholischen Bischöfe Christen aus dem Ausland zu Pilgerreisen nach Nis. (rv)