Olympische Spiele: Brasilianische Sorgen über das Danach

Rio 2016Rio de Janeiro liefert sich einen Wettlauf mit der Zeit. Am 5. August fällt der Startschuss für die Olympischen Spiele, bis dahin muss noch gebaut werden. Und weil das unter Druck passiert, kostet es mehr als vorgesehen. Das Ergebnis: Die Gesellschaft ist gespalten darüber, ob sie sich über den Sportevent freuen soll oder klagen. Pater Leandro Lenin Tavares ist Olympiapfarrer von Rio de Janeiro und er zeichnet ein eher düsteres Bild von der Situation im Land heute.

„Einerseits freuen sich die Menschen über die Spiele, andererseits sind sie besorgt, was die Ausgaben angeht“, sagt Pater Leandro. „Die Bevölkerung ist auch besorgt, dass sie selber nach den Spielen nicht viel davon hat. Natürlich ist es gut, dass investiert wird, andererseits muss die Bevölkerung aber auch davon etwas haben. Und was die Menschen ganz besonders beschäftigt, über die Spiele hinaus, ist natürlich die politische Krise in Brasilien.“

Mitte Mai hatte der Senat des Landes Präsidentin Dilma Rousseff suspendiert, aus dem Folgekabinett mussten aber bereits ebenfalls Minister wegen Korruption zurücktreten, das Land kommt nicht zur Ruhe. Hinzu kamen vor einigen Tagen Massenproteste gegen Gewalt an Frauen. Anlass war die Vergewaltigung eines jungen Mädchens durch wahrscheinlich mehr als zehn Männer. Drittes Problemfeld ist die Gesundheitsfrage, zum Zika-Virus gehen derzeit sich widersprechende Meldungen über Ansteckungsgefahr und Gefährlichkeit um die Welt.

„Das sind beides sehr brasilianische Themen“, sagt Pater Leandro, sie würden nur unterschiedlich angegangen. Zum Virus etwa sei die Bevölkerung gut informiert, es gab Kampagnen gegen den Virus, alles sei unter Kontrolle. Was die Gewalt in den Städten angehe, sei die Situation anders. Während der Olympischen und Para-Olympischen Spiele sei die Stadt sicher, davon könne man ausgehen. „Was uns als Brasilianer und als Bewohner von Rio de Janeiro aber mehr interessiert und Sorge macht ist die Frage, was nach den Spielen ist. Wird es diese Sicherheit weiter geben? Wir wissen ja nun, dass wir es können, und wir brauchen Sicherheit in der Stadt.“

Von außen sehe es so aus, dass nach Weltjugendtag und Fußballweltmeisterschaft Brasilien mittlerweile Routine habe bei der Ausrichtung solcher Events. Dabei werde gern übersehem, wie komplex das alles sei und vor allem wie viele Ressourcen das benötige. Das Land habe gelernt, bewertet der Olympiapfarrer den Fortschritt, die Organisation liefe besser und man übernehme von den Vorgängerevents viel Know-How. „Die Touristen und die Athleten werden ein Rio de Janeiro sehen, das sie begeistert, aber sie sollen auch Hause fahren und unsere Probleme gesehen haben. Wir möchten ihnen eine wundervolle Stadt zeigen, aber wir werden unsere Probleme nicht verstecken. Wir möchten, dass sie hinter die Kulisse schauen.“

Hintergrund

Pater Leandro Lenin Tavares ist als Olympia-Kaplan Teil der offiziellen Organisation. Zu seinen Aufgaben gehört der interreligiöse Dialog vor Ort, im Olympiapark wird es ein Zentrum zu diesem Thema geben, beteiligt sind Christen, Juden, Muslime, Buddhisten und Hinduisten. (rv)

Papstreise: Online-Presseschau vom Donnerstag

O Globo„Der Papst warnt vor einer Liberalisierung von Drogen": Über dieses Thema berichten Online-Ausgaben großer brasilianischer Zeitungen an diesem Donnerstag besonders ausführlich. Sie stützen sich dabei auf die Papstrede im Franziskus-Krankenhaus von Rio am Mittwoch. „Der Papst bezog sich da wohl auf Politiker wie die früheren Präsidenten Brasiliens, Fernando Henrique Cardoso, Kolumbiens, Cesar Gaviria, und Mexikos, Ernesto Zedillo", schreibt „O Globo". „Diese Politiker treten für eine Freigabe leichter Drogen ein mit dem Argument, dass der vor allem von den USA vorangetriebene Anti-Drogen-Krieg nicht funktioniert." Dem widerspreche nun aber Franziskus, der Drogenhändler außerdem mit scharfen Worten als „Händler des Todes" bezeichnet habe. Franziskus setze im Kampf gegen Drogen eher auf „größere Gerechtigkeit, bessere Ausbildung" und mehr Chancen für junge Leute.

In der „Folha de Sao Paulo" kommen brasilianische Experten zu Wort, die die Position des Papstes beklagen: „Wahrscheinlich verwechselt Franziskus Liberalisierung in diesem Bereich mit Liberalismus und Anarchie allgemein", so die Soziologin Julita Lemgruber. Ein Leitartikler der „Folha" nennt Franziskus` Äußerung einen Schuß vor den Bug progressiver Brasilianer, die eigentlich gedacht hätten, dass dieser Papst mit vielen bisherigen Positionen der Kirche brechen werde. Bergoglio sei zwar nicht Ratzinger und wirke „viel aufgeschlossener für den Dialog", aber er stehe nun mal an der Spitze einer eher konservativen Kirche und werde sicher „keine Dogmen über den Haufen werfen". „Dieser Papst ist Pop, ma non troppo", zu deutsch: aber nicht im Übermaß.

„O Dia" urteilt, die Pilger von Rio erlebten diese Tage mit Verkehrschaos und Regenschauern als „Mittelding zwischen Himmel und Hölle". Die Zeitung zitiert einen 18-Jährigen mit den Worten: „Das alles gibt ein ruinöses Bild von Brasilien ab. Wie soll das denn erst bei der Fußball-Weltmeisterschaft und bei der Olympiade werden?" Das „Extra"-Blatt, in vielem etwa der deutschen „Bild"-Zeitung vergleichbar, schildert, mit welcher Hingabe Menschen der Kälte und dem Regen trotzten, um einen Blick auf Franziskus werfen zu können. Eine Reportage stellt eine Gruppe junger katholischer Lesben und Schwulen namens „Diversidade Católica" (Katholische Vielfalt) vor; sie nehme an einigen Weltjugendtags-Veranstaltungen in Pfarreien teil und wolle auch am Sonntag zur Papstmesse kommen.

„O Estado de Sao Paulo" fühlt sich durch Franziskus an frühere Besuche von Papst Johannes Paul II. erinnert. Der polnische Papst, der als konservativ gegolten habe, und der argentinische Papst, der vielen progressiv scheine, hätten viel gemeinsam, so ein Kommentar. Allerdings komme Franziskus „viel milder und freundlicher" daher als der „auftrumpfende" und „beschwörende" Johannes Paul. „Und keiner kann sich vorstellen, dass Franziskus hier an einem Weltjugendtag teilnimmt, ohne von der Krise der Arbeitslosigkeit und der Chancenlosigkeit von Jugendlichen zu reden. Doch genau das hat Johannes Paul II. damals getan." Immerhin, der polnische Papst habe viel besser Brasilianisch gesprochen als der neue Papst aus dem Nachbarland Argentinien.

„O Globo" bietet ein Interview mit Kardinal Odilo Scherer von Sao Paolo. Dieser betont, dass Papst Franziskus „den Glauben der Kirche in keiner Weise verändern" werde, dass sich die Kirche unter dem neuen Pontifikat allerdings stärker den Armen annähere. Das Abwandern vieler Katholiken zu Evangelikalen und Freikirchen habe „viele Gründe" und sei nicht nur diesen charismatischen christlichen Gruppen zuzuschreiben, so Scherer. (rv)

„Dialog unter Freunden“: Die Papstansprache bei der Begrüßung im Volltext

BrasilienAnsprache Papst Franziskus bei der Begrüßungszeremonie in Rio de Janeiro, Governeurssitz im Guanabara-Palast am 22. Juli 2013, 22.30 Uhr europäischer Zeit

Frau Präsidentin,
geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens,
Brüder und Schwestern, liebe Freunde,

in seiner gütigen Vorsehung hat Gott gewollt, dass die erste internationale Reise meines Pontifikats mir die Möglichkeit bieten sollte, in das geliebte Lateinamerika zurückzukehren, konkret nach Brasilien. Diese Nation rühmt sich seiner festen Bande mit dem Apostolischen Stuhl und seiner tiefen Gesinnung des Glaubens und der Freundschaft, die dieses Land auf einzigartige Weise mit dem Nachfolger Petri stets verbunden sein ließ. Ich danke für diese Güte Gottes.

Um Zugang zum brasilianischen Volk zu haben, muss man, wie ich gelernt habe, durch die Pforte seines großen Herzens eintreten. Daher sei mir erlaubt, jetzt sanft an diese Tür zu klopfen. Ich bitte, eintreten und diese Woche mit Ihnen verbringen zu dürfen. Ich habe weder Gold noch Silber, aber ich bringe das Wertvollste, das mir gegeben wurde: "Jesus Christus! Ich komme in seinem Namen, um die Flamme der brüderlichen Liebe, die in jedem Herzen brennt, zu nähren, und ich möchte, dass mein Gruß alle und jeden erreicht: „Der Friede Christi sei mit euch!"

Mein ehrerbietiger Gruß gilt der Frau Präsidentin und den werten Mitglieder ihrer Regierung. Ich danke ihr für den großherzigen Empfang und für die Worte, mit denen sie der Freude der Brasilianer über meine Anwesenheit in ihrem Land Ausdruck verliehen hat. Ich grüße auch den Herrn Gouverneur dieses Staates, der uns freundlicherweise im Regierungspalast empfängt, und den Bürgermeister von Rio de Janeiro. Ebenso grüße ich die Mitglieder des bei der brasilianischen Regierung akkreditierten Diplomatischen Corps, die weiteren öffentlichen Vertreter und alle, die sich darum bemüht haben, meinen Besuch zu realisieren.

Ein Wort herzlicher Verbundenheit will ich an meine Brüder im Bischofsamt richten, auf denen die Aufgabe lastet, die Herde Gottes in diesem riesigen Land zu leiten, und an ihre geliebten Teilkirchen. Mit meinem Besuch möchte ich die dem Bischof von Rom eigene pastorale Sendung fortführen, die Brüder im Glauben an Christus zu stärken, sie zu ermutigen, die Gründe der Hoffnung zu bezeugen, die von ihm her kommt, und sie dazu anzuregen, allen die unerschöpflichen Reichtümer seiner Liebe anzubieten.

Der Hauptgrund meiner Anwesenheit in Brasilien geht bekanntlich über die Grenzen dieses Landes hinaus. Ich bin ja für den Weltjugendtag gekommen. Ich bin gekommen, um junge Menschen aus allen Teilen der Welt zu treffen, die von den offenen Armen Christi des Erlösers angezogen werden. Sie wollen in seiner Umarmung, ganz nahe an seinem Herzen, eine Zuflucht finden und wieder seinen deutlichen und mächtigen Ruf hören: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern" (vgl. Mt 28,19).

Diese jungen Menschen kommen aus den verschiedenen Kontinenten, sprechen verschiedene Sprachen, gehören unterschiedlichen Kulturen an und finden doch in Christus die Antworten auf ihr höchstes und gemeinsames Streben und können ihren Hunger nach einer klaren Wahrheit und einer echten Liebe stillen, die sie über alle Verschiedenheit hinaus verbinden.

Christus bietet ihnen Raum und weiß, dass es keine stärkere Kraft geben kann als die, welche aus dem Herzen der jungen Menschen strömt, wenn sie von der Erfahrung der Freundschaft mit ihm ergriffen werden. Christus hat Vertrauen in die jungen Menschen und vertraut ihnen die Zukunft seiner eigenen Sendung an: „Geht, macht zu Jüngern"; geht über die Grenzen des menschlich Möglichen hinaus und bringt eine Welt von Brüdern hervor. Aber auch die jungen Menschen setzten ihr Vertrauen auf Christus: Sie haben keine Angst, mit ihm das eine Leben zu wagen, das sie besitzen, denn sie wissen, dass sie nicht enttäuscht werden.

Zu Beginn meines Besuches in Brasilien bin ich mir wohl bewusst, dass ich, wenn ich mich an die jungen Menschen wende, auch zu ihren Familien spreche, zu ihren kirchlichen und nationalen Gemeinschaften, aus denen sie kommen, zu den gesellschaftlichen Gruppen, deren Glieder sie sind, zu den Männern und Frauen, von denen in großem Maße die Zukunft dieser Generationen abhängt.

Bei Ihnen ist es geläufig, Eltern sagen zu hören: „Die Kinder sind unser Augapfel". Wie schön ist diese Ausdrucksweise brasilianischer Weisheit, die das Bild des Augapfels auf die Kinder überträgt; dieser ist das Fenster, durch welches das Licht in uns eindringt und uns das Wunder des Sehens schenkt! Was würde aus uns werden, wenn wir uns nicht um unsere Augen kümmerten? Wie könnten wir vorankommen? Mein Wunsch ist, dass sich jeder von uns in dieser Woche von dieser herausfordernden Frage berühren lässt.

Die Jugend ist das Fenster, durch das die Zukunft in die Welt eintritt, und legt uns folglich große Herausforderungen auf. Unsere Generation wird zeigen, dass sie der Hoffnung, die in jedem jungen Menschen besteht, gewachsen ist, wenn sie ihm Raum zu bieten versteht; wenn sie in der Lage ist, die materiellen und geistigen Voraussetzungen für seine volle Entfaltung zu schützen; ihm eine sichere Grundlage zu geben, auf der er sein Leben aufbauen kann; ihm die Sicherheit und die Bildung zu gewährleisten, damit er wird, was er sein kann; ihm bleibende Werte zu vermitteln, für die es sich zu leben lohnt; ihm einen transzendenten Horizont für seinen Durst nach wahrem Glück und für seine Schaffenskraft im Guten zu sichern; ihm das Erbe einer Welt zu übergeben, die dem Maß des menschlichen Lebens entspricht; in ihm die besten Fähigkeiten zu wecken, damit er selbst seine eigene Zukunft gestalten und mitverantwortlich für das Los aller sein kann.

Zum Schluss bitte ich alle um die freundliche Aufmerksamkeit und, wenn möglich, das nötige Einfühlungsvermögen, um so einen Dialog unter Freunden aufzunehmen. In diesem Augenblick weiten sich die Arme des Papstes, um die ganze brasilianische Nation in ihrem vielschichtigen menschlichen, kulturellen und religiösen Reichtum zu umarmen. Von Amazonien bis zur Pampa, von den Trockenregionen bis zum Pantanal, von den kleinen Dörfern bis zu den Metropolen fühle sich keiner von der Zuneigung des Papstes ausgeschlossen. Ich habe die Absicht, Sie alle übermorgen, so Gott will, im Gebet vor Unsere Liebe Frau von Aparecida zu tragen und sie um ihren mütterlichen Schutz für Ihre Häuser und Familie anzurufen. Schon jetzt segne ich Sie alle. Vielen Dank für den herzlichen Empfang! (rv)

Brasilien: „Weltjugendtag keine Zielscheibe“

Pater LombardiDemonstranten und Polizisten haben sich fünf Tage vor Beginn des Papstbesuchs in Rio de Janeiro im wohlhabenden Viertel Leblon eine Straßenschlacht geliefert. Rund 2.000 Protestler demonstrierten am Mittwochabend nahe der Wohnung von Gouverneur Sergio Cabral gegen dessen Amtsführung. Sie forderten die Absetzung von Gouverneur Cabral und Bürgermeister Eduardo Paes. Ihnen werfen sie vor, statt in Bildung und Gesundheit zu investieren, Milliardensummen für Megaevents wie den Weltjugendtag, die Fußball-WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 auszugeben. Vor allem Cabral wird zudem vorgehalten, sich persönlich zu bereichern. Sind die nicht abreißenden Demos ein mögliches Sicherheitsrisiko für den Weltjugendtag? Im Gespräch mit Radio Vatikan gibt der Generaldirektor des lokalen Organisationskomitees, Joel Portela Amado, Entwarnung:

„Die Demonstrationen sind unvorhersehbar, wir wissen nicht, wie, wo und warum. Es ist immer eine Mehrheit pazifistischer Gruppen dabei, doch auch eine Minderheit, die sich selbst anarchisch nennt. Was jedoch sehr klar ist: der Weltjugendtag ist weder für die eine noch die andere Seite eine Zielscheibe. Im Gegenteil, der Weltjugendtag wird von allen gut aufgenommen. Es kann natürlich sein, dass jemand den Weltjugendtag als Gelegenheit zur Sichtbarkeit nutzt, denn es sind viele ausländische Journalisten vor Ort. Die Sicherheitsleute werden dann wenn nötig handeln."

In den vergangenen Tagen war bei den Behörden die Sorge gewachsen, dass Demonstranten den Weltjugendtag für ihre Proteste ausnutzen könnten. Der Vatikan hatte sich aber gegen zu scharfe Sicherheitsmaßnahmen ausgesprochen. So verzichtet Franziskus etwa auf ein geschlossenes Papamobil und will in einem offenen Jeep durch die Menge fahren. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi hatte am Mittwoch vor der Presse noch betont, man werde ohne Sorge nach Rio aufbrechen.

Mögliche Programmänderungen?
Brasilianische Sicherheitsbehörden prüfen laut Zeitungsberichten allerdings derzeit, den offiziellen Empfang von Papst Franziskus durch Staatspräsidentin Dilma Rousseff zu verlegen. Rousseff will den Papst am Montag am Internationalen Flughafen von Rio begrüßen; der offizielle Empfang soll allerdings danach in der Residenz des Gouverneurs von Rio stattfinden. Vor einigen Tagen hatten Demonstranten den Palast während einer gewaltsamen Protestveranstaltung belagert. Das führe die Behörden zu der Einschätzung, dass die Sicherheit dort nicht gewährleistet sei, hieß es. Der offizielle Empfang, bei dem es ein Vieraugengespräch zwischen dem Papst und Rousseff geben soll, könnte nun direkt im Empfangsbereich des Flughafens stattfinden. (rv)

Details der Papstreise nach Brasilien: „Intensiver, als sie für Benedikt XVI. geplant war“

WJT Rio2013Es ist eine besondere Reise, weil der „Papst vom anderen Ende der Welt" auf den Kontinent seiner Herkunft reist. So bewertet Vatikansprecher Federico Lombardi in einer Pressekonferenz zur Programmvorstellung die kommende Woche mit der ersten Auslandsreise Papst Franziskus.

„Die Reise war schon entschieden, aber das Programm ist angepasst worden, man könnte auch sagen intensiviert worden nach dem Wechsel im Pontifikat. Das Programm, das für Benedikt XVI. geplant worden war, war leichter, für Papst Franziskus sind nun einige Element hinzugefügt worden, wie zum Beispiel die Pilgerreise nach Aparecida, der Besuch in der Favela oder im Krankenhaus. Das war nicht im ursprünglichen Kalender für die Reise, wie sie für Benedikt XVI. geplant war."

Besonders der Besuch in Aparecida sei von Papst Franziskus ausdrücklich gewünscht worden, so Lombardi. Damit wolle er an das Dokument von Aparecida von 2007 erinnern. Papst Franziskus habe diesen Text sehr präsent, nicht nur, weil dieser unter seiner Ägide erstellt wurde. Es handelt sich um das Abschlussdokument der Bischofsversammlung Lateinamerikas. Seit der Wahl überreicht der Papst jedem besuchenden Staatoberhaupt eine Kopie dieses Textes.

Franziskus habe weitere Änderungen im Stil vorgenommen, so werde es auf dem Hinflug das Treffen mit den Journalisten im Flugzeug nicht in der gewohnten Weise von Frage und Antwort geben. Der Papst habe ihm gesagt, dass er in persönlichen Treffen im Flugzeug alle Journalisten begrüßen wolle, so Lombardi.

Franziskus wird der dritte Papst in Brasilien sein, Johannes Paul II. war viermal dort, Benedikt XVI. ein Mal. Gleich einige Tage nach seiner Wahl habe Franziskus der Reise zugestimmt.

„Es ist ein wichtiger Moment im Leben der Kirche. Die Idee dazu stammt von Johannes Paul II.; es sind Treffen zwischen der Jugend der Welt und dem Papst. Ein Weltjugendtag ohne die Anwesenheit des Papstes ist gar nicht denkbar, das ist eines der grundlegenden Elemente dieses Ereignisses."

Untergebracht sei der Papst im Zentrum Sumaré, wo auch schon Johannes Paul II. gewohnt habe. Etwas abseits vom Stadtzentrum gelegen liegt das Zentrum verkehrstechnisch günstig. Dort wird er den Dienstag verbringen, ohne einen Termin zu haben. Die Eröffnung des WJT wird wie üblich durch den Ortsbischof Oraní Tempesta geschehen, der Papst nehme daran nicht teil.

„Natürlich wissen wir um die Situation in Brasilien in den letzten Wochen mit der Aufregung und den Demonstrationen, viele fragen sich, ob diese auch anlässlich des Papstbesuches stattfinden werden. Wir werden sehen, aber wir haben volles Vertrauen in das Land Brasilien, vernünftig mit der Situation umzugehen. Wir fahren also in aller Ruhe dorthin, wissend, dass sich die Demonstrationen nicht gegen den Papst richten und nicht gegen die Kirche. Wir fahren also in aller Ruhe."

Einen ausführlichen Plan der Reisetermine des Papstes finden Sie auf unserer Webseite in der Rubrik „Weltjugendtag". (rv)

Kardinal Rylko: Für den Startschuss in Rio alles bereit

Kardinal RylkoDie Vorbereitungen für den Weltjugendtag in Rio sind auf einem guten Stand. Das berichtet der Präsident des Päpstlichen Laienrates, Kardinal Stanislaw Rylko, der sich kurz vor Beginn des Ereignisses noch einmal in Rio umgesehen hat. Viel Zeit bleibt auch nicht mehr: in nur einer guten Woche startet das weltweit größte Jugendtreffen. An allen Ecken und Enden werde intensiv dafür gearbeitet, auch die letzten Vorbereitungen bis zum Startschuss für das Großereignis abgeschlossen zu haben, erklärt Kardinal Rylko im Interview mit Radio Vatikan:

„Es fehlen nun nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung des Weltjugendtages. Man kann sich leicht vorstellen, mit welchem Einsatz in der Stadt der Cariocas [Name für die Einwohner Rios, Anm. d. Red.] gearbeitet wird, um dem Papst und den jungen Gästen aus der ganzen Welt die bestmögliche Aufnahme zu garantieren. Das Organisationskomitee arbeitet Tag und Nacht, hunderte von Freiwilligen sind im Einsatz. Man arbeitet besonders hart, um die Orte zu gestalten, an denen die großen Jugendtreffen stattfinden werden, also Copacabana und Guaratiba. Persönlich bin ich sehr beeindruckt von der Großzügigkeit und Intelligenz der Organisatoren. Wir dürfen nicht vergessen, dass es sich um ein Event handelt, das allein aufgrund seiner Dimensionen seinesgleichen sucht!"

In Rio selbst steigt die Erwartung auf die zahlreichen jungen Gäste, die vom 22. bis 28. Juli aus der ganzen Welt an die Copacabana reisen werden. Aber vor allem die Begeisterung über den Besuch von Papst Franziskus sei überall spürbar, so der Hauptorganisator des Jugendtreffens auf Vatikanseite:

„In Brasilien, aber vor allem in Rio de Janeiro herrscht wirklich eine Atmosphäre der gespannten Erwartung auf den Besuch des Papstes und auf den Weltjugendtag. Jeder Weltjugendtag überrascht uns aufs Neue mit der Freude und Hoffnung, die er nicht nur der Kirche, sondern der gesamten Welt einhaucht. In Brasilien wird natürlich auch Papst Franziskus sehnsüchtig erwartet – der erste lateinamerikanische Papst überhaupt – der bereits unser aller Herzen erobert hat." (rv)

Live bei uns: Mit Franziskus beim Weltjugendtag 2013

WJT Rio2013Beim Weltjugendtag in Rio de Janeiro will Papst Franziskus an mehreren Großveranstaltungen teilnehmen. Es sind Treffen mit Jugendlichen an der Copacabana vorgesehen; zum Abschluss wird er auf einem Veranstaltungsgelände im Westen der Stadt die traditionelle Gebetsfeier am Samstagabend und die Messe am Sonntagvormittag leiten. Für das Großtreffen vom 23. bis 28. Juli rechnen die Veranstalter mit insgesamt mehr als zwei Millionen Gästen. Radio Vatikan überträgt live und mit deutschem Kommentar auf dem Vatican Player folgende Events mit Papst Franziskus (Datum und Uhrzeit jeweils gemäß römischer Zeit):

Montag, 22. Juli 2013
21.50 – 22.30 Uhr
Willkommenszeremonie mit Ansprache von Papst Franziskus im Garten des Guanabara-Palastes von Rio de Janeiro – unsere Kommentatorin ist Stefanie Stahlhofen

22.40 – 23.15 Uhr
Höflichkeitsbesuch bei der brasilianischen Staatspräsidentin Dilma Rousseff im Guanabara-Palast von Rio de Janeiro – unsere Kommentatorin ist Stefanie Stahlhofen

Mittwoch, 24. Juli 2013
14.45 – 15.20 Uhr
Verehrung des Muttergottesbildnisses im Zwölf-Apostel-Saal des Heiligtums „Unsere Liebe Frau von der Unbefleckten Empfängnis" in Aparecida – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

15.20 – 17.30 Uhr
Heilige Messe in der Basilika des Heiligtums „Unsere Liebe Frau von der Unbefleckten Empfängnis" in Aparecida – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

23.20 – 0.30 Uhr
Besuch im Krankenhaus „São Francisco de Assis na Providência – V.O.T." in Rio de Janeiro mit einer Ansprache des Papstes – unser Kommentator ist Mario Galgano

Donnerstag, 25. Juli 2013
15.50 – 17.15 Uhr
Besuch des Armenviertels Varginha (Manguinhos) in Rio de Janeiro mit einer Ansprache des Papstes – unsere Kommentatorin ist Stefanie Stahlhofen

22.45 -0.20 Uhr
Begrüßungsfest mit den Jugendlichen auf der Strandpromenade der Copacabana in Rio de Janeiro mit einem Grußwort und einer Ansprache von Papst Franziskus – unser Kommentator ist Mario Galgano

Freitag, 26. Juli 2013
16.45 – 17.30 Uhr
Angelus-Gebet vom Mittelbalkon des Erzbischofspalasts St. Joaquim in Rio de Janeiro mit Grußadresse des Heiligen Vaters und Begrüßung des Organisationskomitees und der Sponsoren des XXVIII. Weltjugendtags im Palast des Erzbischofs – unsere Kommentatorin ist Stefanie Stahlhofen

22.45 – 0.20 Uhr
Kreuzweg mit den Jugendlichen auf der Strandpromenade der Copacabana in Rio de Janeiro – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

Samstag, 27. Juli 2013
13.50 – 16.00 Uhr
Eucharistiefeier mit den Bischöfen des XXVIII. Weltjugendtags, Priestern, Ordensleuten und Seminaristen in der Kathedrale St. Sebastian in Rio de Janeiro – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

16.20 – 17.30 Uhr
Begegnung mit den brasilianischen Staats- und Regierungschefs im Stadttheater von Rio de Janeiro mit Ansprache des Heiligen Vaters – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

Sonntag, 28. Juli 2013
0.15 – 2.00 Uhr
Gebetswache mit den Jugendlichen auf dem „Glaubensfeld" in Guaratiba – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

14.45 – 17.30 Uhr
Heilige Messe zum XXVIII. Weltjugendtag auf dem „Glaubensfeld" von Guaratiba mit anschließenden Angelus-Gebet – unser Kommentator ist P. Bernd Hagenkord SJ

22.15 – 23.00 Uhr
Begegnung mit den freiwilligen Helfern des XXVIII. Weltjugendtages im Veranstaltungszelt 5 vom Rio Zentrum in Rio de Janeiro mit Ansprache des Heiligen Vaters – unser Kommentator ist Stefan von Kempis

23.20 – 0.00 Uhr
Abschiedszeremonie auf dem Internationalen Flughafen Rio de Janeiro-Galeão/Antonio Carlos Jobim – unser Kommentator ist Stefan von Kempis. (rv)

Vatikan: Pilger-Paket für Papst Franziskus

WJT Rio2013Zwei Monate vor dem Weltjugendtag in Rio de Janeiro ist Papst Franziskus für die Großveranstaltung gerüstet: Am Freitag erhielt er vom Erzbischof der brasilianischen Metropole, Orani João Tempesta, als Erster das Pilger-Paket, das auch jeder Teilnehmer am Weltjugendtag bekommen wird. Für seine erste Auslandsreise Ende Juli hat Franziskus damit schon jetzt einen Rucksack, ein T-Shirt, eine Kappe, eine Trinkflasche und den Pilgerführer, die im Pilger-Paket enthalten sind. Aktuell werde das große Gelände für die Abschlussmesse in Guaratiba vorbereitet. Vier Millionen Menschen würden als Teilnehmer der Messe am 28. Juli erwartet, so der Erzbischof gegenüber Radio Vatikan. (rv)

Vatikan stellt Papstprogramm für kommende Monate vor

WJT Rio2013Im Papstprogramm der kommenden drei Monate gibt es gleich mehrere Premieren: So wird – wie bereits vorher bekannt gegeben – Franziskus vom 22. bis 29. Juli seine erste Auslandsreise unternehmen. Der Papst reist zum 28. Weltjugendtag nach Rio de Janeiro. Weiter geht aus dem an diesem Freitag im Vatikan vorgestellten Programm hervor, dass Franziskus am kommenden Donnerstag im Vatikan einen Gottesdienst mit den italienischen Bischöfen feiert. Am 26. Mai wird er die erste römische Pfarrei besuchen: Die Pfarrei der „Heiligen Elisabeth und Zacharias" im Norden der Stadt.

Eine Woche später, am 2. Juni, leitet er im Petersdom eine Eucharistische Anbetung – in Video-Konferenzschaltungen mit mehreren großen Wallfahrtsorten in aller Welt. An Fronleichnam, am 30. Mai, wird Papst Franziskus um 19 Uhr in der Lateranbasilika einen Gottesdienst feiern und anschließend eine Prozession Richtung Santa Maria Maggiore vornehmen. Wir übertragen diese Feier live und mit deutschem Kommentar. Am römischen Patronatsfest „Peter und Paul", am 29. Juni, überreicht der Papst den neuen Bischöfen das Pallium. (rv)

Sieben Tage in Brasilien: Das Programm zum WJT

WJT Rio2013Sieben Tage wird Papst Franziskus im Juli in Brasilien verbringen: Der Vatikan gab an diesem Dienstag das Programm der ersten Auslandsreise des Papstes bekannt. Franziskus wird vor allem am kirchlichen Weltjugendtag in Rio teilnehmen; doch auch ein Abstecher zum Wallfahrtsort Aparecida ist geplant.

Am 22. Juli geht es los: Dann bricht der erste lateinamerikanische Papst von Rom aus nach Rio auf, wo er um 16 Uhr Ortszeit eintrifft. Am selben Abend wird er von Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff empfangen. Am Tag darauf wird sich Franziskus vom Jetlag erholen. Am 24. Juli besucht er dann den Marienwallfahrtsort Aparecida, mit dem ihn eine besondere Erinnerung verbindet: Im Jahr 2007 hatte er hier nämlich federführend an einer Großkonferenz der lateinamerikanischen Kirche teilgenommen. Nach einer Messfeier in Aparecida wird Papst Jorge Mario Bergoglio nach Rio zurückkehren und dort Kranken begegnen. Am 25. Juli hat er einen Termin bei der Stadtverwaltung – u.a. soll er dort die Fahnen der Olympischen Spiele segnen, die 2016 von Rio ausgerichtet werden. Danach will er eine Favela besuchen. Abends nimmt er dann am Willkommensfest der Jugendlichen an der Copacabana teil.

Am Freitag, 26. Juli, wird Papst Franziskus in einem Park von Rio Jugendlichen die Beichte abnehmen, später Häftlinge treffen, den Angelus beten und an einem Kreuzweg teilnehmen. Tags darauf feiert er eine Messe in der Sebastianskathedrale, trifft wichtige Vertreter der brasilianischen Gesellschaft im Theater der Stadt und hält am Abend eine Gebetsvigil mit den Teilnehmern des Weltjugendtags. Der letzte Reisetag ist Sonntag, 28. Juli: Auf dem Programm steht die große Abschlussmesse des Jugendtreffens, nachmittags eine Begegnung mit lateinamerikanischen Bischöfen und am Abend schließlich der Rückflug gen Rom. Dort wird Franziskus am späten Montagmorgen zurückerwartet. Insgesamt sieht das Papstprogramm 15 Reden, Predigten oder Ansprachen vor. (rv)