Libanon: „Wir brauchen Papst Franziskus“

Die maronitische Kirche im Libanon hat die Autobombenanschläge in der nordlibanesischen Stadt Tripoli verurteilt. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Béchara Rai, dass die Christen im gesamten Nahen Osten in einer sehr prekären Lage stünden. Er sei pessimistisch, wie die Situation im Libanon sowie in den übrigen arabischen Ländern sich entwickeln werde.

Die Zahl der Toten bei zwei Bombenanschlägen stieg derweil auf 47. Das teilte die Polizei in der Stadt Tripoli am Samstag mit. Zwei Autobomben waren am Freitag vor zwei sunnitischen Moscheen in Tripoli explodiert. Patriarch Rai:

„Was wir in Ägypten, Syrien oder im Irak erleben, sind Kriegshandlungen mit einer doppelten Dimension: im Irak und in Syrien geht es um Konflikte zwischen Schiiten und Sunniten, in Ägypten handelt es sich um eine Auseinandersetzung zwischen Fundamentalisten der Muslimbrüder und den sogenannten Moderaten. Es gibt aber ausländische Kräfte – sei es im Westen aber auch im Nahen Osten selber – die diese Konflikte schüren. Jetzt geht es also darum, diese Probleme zu lösen."

Wenn man die Nachrichten im Nahen Osten lese, dann habe man den Eindruck, dass es darum gehe, interne Konflikte zu verstärken, fügt der maronitische Patriarch an. Dagegen könnten namhafte Persönlichkeiten, die von allen Konfliktparteien respektiert würden, dazu beitragen, die Situation zu beruhigen, so Rai weiter.

„Normalerweise ist es leider so, dass bei chaotischen und gewalttätigen Situation im Nahen Osten, die Muslime zuerst auf die Christen los gehen. Das jetzt auch der Fall, wie wir in Ägypten gesehen haben. Das muss also gestoppt werden. Ich habe mehrmals dem Heiligen Vater geschrieben und ihm Zahlen und Fakten genannt. Allein den Irak haben mehr als eine Million Christen verlassen. Doch keine einzige Stimme der internationalen Staatengemeinschaft hat etwas dazu gesagt. Wir brauchen also Papst Franziskus, einen Mann des Friedens, der von allen hier bei uns respektiert wird. Eine andere Lösung sehe ich nicht, denn sonst werden alle Christen im Nahen Osten das Ganze teuer bezahlen."

Die Opferzahl bei den Bombenanschlägen im libanesischen Tripoli könnte übrigens weiter steigen, denn rund 300 Personen befinden sich gemäß den Angaben der Behörden noch in Krankenhäusern, 65 von ihnen sind in einem kritischen Zustand. Die Detonationen ereigneten sich zur Gebetszeit im Abstand von nur fünf Minuten. (rv)

Vor 35 Jahren: Wahl Johannes Paul I.

An diesem Montag vor 35 Jahren wurde der Patriarch von Venedig, Albino Luciani, zum Papst gewählt. Er sollte nur 33 Tage auf dem Papstthron bleiben, bevor er an Herzversagen starb. Als der „lächelnde Papst" – „Papa del sorriso" – bleibt er im Gedächtnis. Er sei zur Wahl in die Sixtinische Kapelle gegangen, ohne sich vorstellen zu können, was passieren würde, gestand er bei einer Ansprache an die Kardinäle am Tag nach der Wahl – eine Ansprache, die der Papst frei hielt, was vorher noch nie vorgekommen war.

„Es ging dann darum, einen Namen zu wählen. Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. Ich habe mir deswegen folgendes gedacht: Papst Johannes hat mich geweiht, hier in Sankt Peter. Außerdem komme ich vom Bischofsstuhl von Venedig hierher, und Venedig ist immer noch voll von Papst Johannes (…). Papst Paul dagegen hat mich nicht nur zum Kardinal erhoben, sondern mich vor einigen Monaten auf dem Markusplatz erröten lassen, vor 20.000 Menschen. Er hat seine Stola genommen und sie mir umgelegt. Nie war ich so rot wie da. Außerdem hat dieser Papst in fünfzehn Jahren Pontifikat der Welt gezeigt, wie man liebt, wie man dient und wie man arbeitet für die Kirche Christi. Deswegen habe ich gesagt: Ich nenne mich Johannes Paul."

Er habe weder die Weisheit des Herzens Papst Johannes‘ noch die Vorbereitung oder Bildung Papst Pauls, sei aber nun an ihre Stelle gewählt worden, so Luciani; er bat um Gebet und die Hilfe aller. Bei der Ansprache nannte er sechs Schwerpunkte seines Pontifikates: die kontinuierliche Umsetzung der Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Bewahrung der „großen Disziplin der Kirche für das Leben der Priester und der Gläubigen", die Evangelisierung als erste Pflicht der Kirche, die Fortsetzung der ökumenischen Bestrebungen, die Weiterführung des von seinem Vorgänger zum Prinzip des pastoralen Wirkens erhobenen Dialogs und die Unterstützung aller aufrichtigen Initiativen zur Erhaltung und Förderung des Friedens in der Welt.

In seinem Geburtsort Canale d'Agordo in den Dolomiten finden aktuell am 25./26. August, aus Anlass des Wahltags-Jubiläums, große Gedenkfeiern mit einem Konzert, einer Buchpräsentation und einem Pontifikalamt statt. Den Gottesdienst am Wahltag, 26. August, auf der zentralen Piazza leitet der Diözesanbischof von Vicenza, Beniamino Pizziol.

Hintergrund

Albino Luciani wurde 1912 in einer armen Familie in Forno di Canale (heute Canale d'Agordo) in der Provinz Belluno geboren; sein Vater war ein überzeugter Sozialist. Von Kindheit an war Albino kränklich. Im Alter von elf Jahren trat er 1923 in das Knabenseminar in Feltre ein. Schon 1935 wurde Albino Luciani zum Priester geweiht. Er promovierte 1947 mit einer Arbeit über den Philosophen und Ordensgründer Antonio Rosmini (1797-1855), der inzwischen selig gesprochen worden ist. Obwohl er keine Ämter anstrebte, wurde er bald mit verantwortungsvollen Funktionen betraut. U.a. war er in seiner Heimatdiözese stellvertretender Regens des Priesterseminars, Direktor des Katechetischen Büros und Generalvikar. Am 27. Dezember 1958 wurde Luciani von Johannes XXIII. zum Bischof von Vittorio Veneto ernannt. Paul VI. ernannte ihn 1969 zum Patriarchen von Venedig und nahm ihn 1973 in das Kardinalskollegium auf. 1971 machte der Patriarch Schlagzeilen, als er den reichen Kirchen des „Westens" vorschlug, ein Prozent ihrer Einkünfte an die mittellosen Kirchen im „Süden" abzuführen.

Italienweit bekannt wurde Luciani durch seine humorvollen und tiefgehenden fiktiven Briefe an historische Gestalten, die in der Zeitschrift „Messaggero di Sant'Antonio" erschienen. 1976 kamen sie unter dem Titel „Illustrissimi" in Buchform heraus, auf Deutsch 1978 unter dem Titel „Ihr ergebener…Albino Luciani".

Nach dem Tod von Paul VI. wurde Albino Luciani am 26. August 1978 nach einem nur eintägigen Konklave, an dem 111 Kardinäle teilnahmen, zum Papst gewählt. Dieses Konklave war das erste, an dem die Kardinäle über 80 nicht mehr teilnehmen durften. Die Wahl Lucianis stellte für die Weltöffentlichkeit und vermutlich auch für ihn selbst eine Überraschung dar. Joseph Ratzinger, der spätere Papst, sage in einem „Trenta giorni"-Interview in den 1980er-Jahren, der Name Lucianis sei bei einer Begegnung von brasilianischen und deutschsprachigen Kardinälen – unter ihnen auch Kardinal König – beim Konklave „ins Gespräch" gekommen.

Am 3. September 1978 wurde der neue Papst feierlich in sein Amt eingeführt. Auf die traditionelle prunkvolle Krönung mit der Tiara verzichtete er, stattdessen fand seine Amtseinführung bei einer Messfeier auf dem Petersplatz statt.

Nach einem Pontifikat von nur 33 Tagen starb Johannes Paul I. in der Nacht vom 28. zum 29. September 1978 und wurde in der Krypta des Petersdoms bestattet. (rv)

Vatikan: Neues Amt in der Apostolischen Signatur

Kurienerzbischof Giuseppe Sciacca ist von Papst Franziskus an die Apostolische Signatur versetzt worden. Das gab der Vatikan am Samstag bekannt. Zuvor war der sizilianische Fachmann für Kirchenrecht Sekretär des Governatorats der Vatikanstadt, das wegen Unregelmäßigkeiten ins Gerede gekommen war, die sein Vorgänger Carlo Maria Viganò in vertraulichen Briefen an den Papst beklagt hatte. Sciacca wurde zum „beigeordneten Sekretär" ernannt, ein Amt das es vorher nicht gab. Geleitet wird das oberste Kirchengericht von dem amerikanischen Kardinal Raymond Leo Burke. (rv)

Papst: Eindringlicher Syrienappell

B_Franziskus3.Papst Franziskus hat erneut eindringlich zum Frieden in Syrien aufgerufen. In dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land soll zuletzt Giftgas zum Einsatz gekommen sein. Am Sonntag sagte er nach dem Angelusgebet auf dem Petersplatz:

„Mit großem Schmerz und Sorge verfolge ich weiterhin die Lage in Syrien. Die Zunahme der Gewalt in einem Krieg unter Brüdern und die vielen Blutbäder und schrecklichen Massaker, deren Bilder wir alle in diesen tagen sehen konnten, treiben mich an, noch einmal laut meine Stimme zu erheben, damit die Waffen schweigen. Nicht die Konfrontation eröffnet Perspektiven für Hoffnung und Problemlösungen, sondern die Fähigkeit zur Begegnung und zum Dialog.

Aus dem Tiefsten meines Herzens möchte ich meine Nähe im Gebet und in der Solidarität mit allen Opfern dieses Konflikts ausdrücken, mit allen die leiden, besonders mit den Kindern, und dazu einladen, die Hoffnung auf Frieden niemals aufzugeben. Ich appelliere an die Internationale Gemeinschaft, dieser tragischen Situation eine größere Aufmerksamkeit zu schenken und alles dafür zu tun, um diesem geliebten Land zu helfen und eine Lösung zu finden für diesen Krieg, der Zerstörung und Tod sät. Beten wir gemeinsam zur Gottesmutter: Maria Königin des Friedens, bitte für uns!"

Der Vatikan hatte angesichts der Videofilme von angeblichen Opfern eines Giftsgasangriffs vor einer vorschnellen Schuldzuweisung an die syrische Regierung gewarnt und eine unabhängige Untersuchung der Vorwürfe gefordert, die syrische Regimegegner erhoben hatten. (rv)