Parolin: „Amoris Laetitia“ ist Frucht eines neuen Leitbilds

Das Papstdokument „Amoris Laetitita“ zu Ehe und Familie ist nicht nur eine „Umarmung“, sondern auch ein „Hilferuf“ der Kirche an die Familien. Mit diesen Worten hat Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Aufnahme des Schreibens resümiert, das seit seinem Erscheinen 2016 viel Lob und manche Kritik auf sich gezogen hatte.

Von Gudrun Sailer – Vatikanstadt.

Franziskus vertieft in „Amoris Laetitita“ die kirchliche Lehre zu Ehe und Familie und verlangt mehr pastorale Sensibilität für Menschen in Situationen, die nicht dem katholischen Ideal entsprechen. Die Kritik bezieht sich überwiegend auf die Stelle, in der Franziskus geschiedenen katholischen Gläubigen in einer zweiten, zivilen Ehe im Einzelfall den Weg zu den Sakramenten in Aussicht stellt.

Die Kirche habe sich nach den beiden Synoden zu Ehe und Familie und dem Erscheinen von „Amoris Laetitita“ „bewegt“, sagt nun Kardinalstaatssekretär Parolin, die „Nummer zwei“ im Vatikan nach dem Papst, im Gespräch mit vaticannews. Letztendlich sei „Amoris Laetitia“ aus einem „neuen Paradigma“, also einem neuen Leitbild hervorgegangen, „das Papst Franziskus mit Weisheit, Vorsicht und auch Geduld voranbringt. Wahrscheinlich sind die Schwierigkeiten, die aufgetreten und in der Kirche immer noch vorhanden sind, nicht nur einigen Aspekten des Inhalts geschuldet, sondern auch diesem Haltungswechsel, um den der Papst uns bittet. Ein Paradigmenwechsel, der dem Text innewohnt, und der uns abverlangt wird: dieser neue Geist, dieser neue Zugang.“

Jede Änderung bringe Schwierigkeiten mit sich, fuhr Kardinal Parolin fort. Solche Schwierigkeiten müssten „in Rechnung gestellt und mit Engagement angegangen werden“, um Antworten zu finden, die letztlich „Gelegenheiten zum Wachstum und zu weiterer Vertiefung“ seien.

Parolin verspricht sich in dieser Hinsicht nach eigenen Worten auch Entwicklungen beim kommenden Weltfamilientreffen in Dublin, das erste, das nach „Amoris Laetitia“ stattfindet. Zu dem Treffen von 21. bis 26. August 2018 wird auch Papst Franziskus erwartet, wenngleich eine offizielle Bestätigung seiner Teilnahme noch aussteht.

Der Kardinalstaatssekretär betont zugleich, dass die neue pastorale Haltung der Kirche auch ein Auftrag an die Familien selbst sei: „Ich glaube, dass Amoris Laetitia nicht bloß eine Umarmung der Kirche für die Familie und ihre Schwierigkeiten in der Welt von heute ist, sondern zugleich auch ein Hilferuf an die Familien, damit sie mithelfen und zum Wachstum der Kirche beitragen.“ (vatican news)

Kardinalstaatssekretär besucht drei Länder Afrikas

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin ist zu einer elftägigen Afrikareise aufgebrochen. Anlass ist das 50-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen zwischen Madagaskar und dem Heiligen Stuhl. Neben dem Inselstaat wird Parolin auch den Kongo besuchen, wo er eine Vereinbarung zwischen Kirche und Staat unterzeichnen wird. Auch ein kurzer Abstecher nach Nairobi in Kenia ist eingeplant.

Es ist der zweite Besuch eines Vertreters des Heiligen Stuhls auf der Insel. Im Jahr 1989 hatte Papst Johannes Paul II. Madagaskar besucht. Im Juni 2014 wurde der Präsident von Madagaskar von Papst Franziskus in Rom in Audienz empfangen. (rv)

Vatikan an Italien: Einheit und verantwortungsvolle Politik

Nach dem gescheiterten Referendum in Italien appelliert der Heilige Stuhl an den Verantwortungssinn der Politik in dem Mittelmeerland. Auch zur Frage der Immigrationspolitik äußerte sich Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin.

Der Vatikan habe die jüngsten Ereignisse in Italien aufmerksam verfolgt, sagte der Kardinal am Dienstagnachmittag am Rande einer gemeinsamen Sitzung der Päpstlichen Akademien in der römischen Altstadt. Ministerpräsident Renzi hatte nach dem „Nein“ der Bevölkerung zur Verfassungsreform seinen Rücktritt angekündigt.

Man sehe die aktuellen Vorgänge mit „Sorge“, so Parolin, „aber auch mit der Überzeugung, dass Italien die menschlichen, spirituellen und kulturellen Ressourcen hat, um auch diese neue Phase zu konfrontieren und hier Lösungen zu finden. Zwei Punkte scheinen mir sehr wichtig: Wir müssen angesichts dieser neuen Phase einen großen Verantwortungssinn haben, vor allem die politischen Kräfte. Und dann müssen wir Einheit suchen, jenseits der Unterschiedlichkeit der Positionen, im Willen, wirklich das Gemeinwohl aufzubauen, aufmerksam zu sein für die Probleme der Gesellschaft, der Bürger. Denn ich glaube das fehlt: Die Politiker müssen stärker die Fähigkeit entwickeln zuzuhören und zu antworten.“

Als dringlichste Probleme des Landes benannte Parolin an erster Stelle die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Italien. Auch müsse die Familie als „Säule der Gesellschaft“ besser unterstützt und gestärkt werden. Mit Blick auf die vielen Einwanderer in Italien sprach der Kardinalstaatssekretär der italienischen Führung Lob aus, forderte aber zugleich mehr Weitblick:

„Ich denke, die Regierung hat das Möglichste getan, um der Einwanderung zu begegnen. Es gibt jedoch ein weiteres Projekt, das der Integration, ein magisches Wort, woran man mehr arbeiten müsste und wo es nicht nur um unmittelbare Antworten, sondern um eine langfristige Vision geht, die es erlaubt, auf positive und konstruktive Weise auch mit dieser Realität umzugehen.“ (rv)

Kurienreform: Parolin möchte „Beispiel ständiger Umkehr sein“

Kardinal ParolinKardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der „Zweite Mann“ im Vatikan, hat zum ersten Mal ein längeres persönliches Interview gegeben. Gegenüber Radio Vatikan spricht der 61 Jahre alte aus Norditalien stammende Kardinal unter anderem über seine Berufung, seine Sicht auf Priesteramt und Zölibat, über die Kurienreform und über den Auftrag an die Gläubigen aller Religionen, Gewalt im Namen Gottes abzulehnen. Das Gespräch führte der italienische Rogationsistenpater und Journalist Vito Magno. Erste Frage: Kann man gleichzeitig Diplomat und Priester sein?

„Ich denke schon, sonst wäre ich nicht hier und hätte auch nicht hinnehmen können, in einem so besonderen Ambiente des Lebens der Kirche zu wirken. In den Jahren der Priesterausbildung hatte ich ganz andere Vorstellungen über mein zukünftiges Amt. Ich dachte, als Priester würde ich in der Pfarrei oder im Seminar arbeiten. Tatsächlich war ich einige Jahre Kaplan, bis eines Tages zu meiner Überraschung die Dinge einen anderen Verlauf nahmen. Mein Bischof wurde darum gebeten, mich für den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles freizustellen. Ich habe das nie als unvereinbar mit dem priesterlichen Dienst empfunden. Vor allem habe ich mich immer bemüht, auch in besonders dichten Arbeitszeiten Priester zu sein. Und ich habe mir immer vorgenommen, die Diplomatie als Priester zu leben. So habe ich bei mehreren Gelegenheiten bemerkt, dass ich in dieser Rolle auch einmal ein Wort sagen konnte, wo andere keine Stimme hatten, das zu tun; ein Wort, das die Dinge vielleicht nicht verändert hat, aber das in dem Moment wichtig war zu sagen. Natürlich sind die Wege, anderen zu helfen, vielfältig, aber auch im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhles kann man das Evangelium verkünden und mit seinen Werten die Gesellschaft tränken.“

Vor seiner (Rück-)Berufung in den Vatikan war der damalige Erzbischof Parolin als Nuntius in Venezuela tätig. „Den christlichen Gemeinschaften zu begegnen, für sie die Eucharistie zu feiern, Sakramente zu spenden, undsoweiter, das waren die schönsten Momente“, erinnert sich Kardinalstaatssekretär. „Ich denke mit innerer Bewegung daran zurück und trauere diesen Momenten ein wenig nach.“ Sein heutiges Amt an der Spitze des vatikanischen Staatsekretariats empfinde er zugleich als Geschenk und Verantwortung, fuhr Parolin fort.

Kurienreform: Der Staatssekretär muss Vorbild sein und Umkehr leben

„Es ist wirklich eine große Gabe des Herrn, dem Nachfolger Petri nahe zu sein in der Aufgabe, die Geschwister im Glauben zu stärken und sie in der Einheit der Kirche vereint zu halten, aber ich erlebe das auch als große Verantwortung, damit ich dazu in der Lage sein kann, einen möglichst kompetenten und wirksamen Beitrag zu leisten, in diesem so schwierigen und komplexen Augenblick, den die ganze Menschheit erlebt. Außerdem besteht Papst Franziskus sehr auf der missionarischen Dimension der Kirche und auf der Notwendigkeit, ihre Strukturen zu reformieren, beginnend bei der römischen Kurie, damit sie die Transparenz Jesu wird, und so begreife ich die Aufgabe als Staatssekretär als einen besonderen und dringenden Aufruf, ein glaubwürdiger Zeuge zu sein und eine beständige und aufrichtige Haltung der Umkehr einzunehmen. Überdies möchte ich gerne dazu fähig sein, nach dem Vorbild des Papstes, immer, auch in ganz bürokratischen Fragen, das annehmende und barmherzige Antlitz der hierarchischen Kirche zu zeigen.“

Viele Menschen auf seinem Weg seien ihm Vorbild gewesen, sagte Parolin. „Wie sehr wir das gute Beispiel brauchen! Weniger Worte und mehr gutes Beispiel!“ Er nannte seine Herkunftsfamilie, Vater, Mutter und Geschwister, bei denen er einen tiefen Glauben und ein wahrhaft christliches Leben, „einen Alltag, durchtränkt mit biblischen Werten“ erlebt habe. Trotz aller Grenzen, die es in jeder menschlichen Erfahrung gebe: „Der Herr hat mir wirklich eine schöne Familie gegeben. Zum Zweiten danke ich meinem Pfarrer, einem Priester, der in mir den Wunsch entstehen ließ, so zu sein wie er.“ Irgendwelche „besonderen Zeichen“ seiner Berufung wollte Parolin nicht vermelden: „Ich fühle mich da ganz normal. Meine Geschichte ist die eines Jungen, den der Herr in ganz normalen und geläufigen Lebensumständen gerufen hat, und der die Gnade hatte, in seinem Umfeld auf Menschen zu treffen, die es verstanden, ihm zu helfen und den Samen der Berufung wachsen und reifen zu lassen.“

„Berufung und Sendung des Priesters ändern sich nie“

Die Priesterweihe empfing Pietro Parolin in der Kathedrale von Vicenza im April 1980. In den 36 Jahren seither hätten sich „soziologisch viele Dinge verändert“, so der Kardinal, und sei es „logisch“, dass auch von Seite der Priester „eine Anstrengung zur Anpassung an die neuen Lebensbedingungen nicht fehlen darf“. Schon Papst Johannes XXIII. habe seinerzeit von „Verheutigung“ gesprochen.

„Ich glaube aber, dass die Berufung und die Sendung eines Priesters immer dieselben bleiben: den Menschen Gott bringen und die Menschen zu Gott bringen. Und nicht zu irgendeinem Gott, sondern zum Gott Jesu Christi, zum Gott der Frohen Botschaft. Das ist ein Auftrag, der sich nicht ändert in den Situationen und historischen Umständen. Ein Auftrag, der heute noch dringender wird, wo sich der Horizont des Glaubens zu verdunkeln scheint und unsere Welt sich immer mehr zu säkularisieren droht. Der Priester muss ein Mann Gottes sein, ein glaubwürdiges und möglichst leuchtendes Zeichen Seiner Gegenwart der Liebe und des Heils in der Welt, eine Brücke, die die Begegnung mit dem erlaubt, der allein dem Leben Sinn und volle Bedeutung geben kann, dem, der die tiefsten Fragen beantworten kann und der lehrt, sich für alle einzusetzen, besonders für die Armen und die Verlassenen.“

Ein solches Priesterbild müsste auch in den heutigen Seminarien vermittelt werden, fuhr Parolin fort. Die Ausbildung dort hätte die zukünftigen Priester darauf vorzubereiten, „die Armen zu evangelisieren und sich von den Armen evangelisieren zu lassen. Und das kann man nicht tun, wenn man nicht die Augen offen hält für ihre Lebensbedingungen, und wenn nicht diese Lebensbedingungen, die oft folge der Ungerechtigkeit sind, uns nicht beständig das Herz verletzen. Die größte Gefahr scheint mir da die Gleichgültigkeit zu sein, Frucht der Gewöhnung. Als Priester müssen wir uns von jedem Leiden ansprechen lassen, von jedem Schmerz, jeder Armut, materiell oder geistlich.“

Grund für Missbrauch: „Nicht Zölibat, sondern affektive Unreife“

Angesprochen auf den Skandal des sexuellen Missbrauchs durch Priester und den Zölibat, der in diesem Zusammenhang oft kritisch hinterfragt wird, räumte Parolin ein, die priesterliche Ehelosigkeit sei heutzutage schwieriger als in früheren Zeiten. „Dennoch ist und bleibt der Zölibat ein großes Geschenk, das der Herr der Kirche gemacht hat, für das wir tief dankbar sein müssen, und sicherlich ist nicht der Zölibat als solcher Ursache des Missbrauchs durch Priester. Ursachen sind die Unreife und Schwäche der Menschen, ihre Arglist, ihre mangelnde Ausbildung. Eine der ersten Anstrengungen ist eine ernste und wirksame Erziehung der Affekte, von der Familie über die Schule bis zum Seminar; es geht um die Ausreifung der Liebe, die ein Geschenk ist und ganz gelebt werden kann sowohl in Form der Ehe als auch in Form des Zölibats.“

Auf die Frage nach Barmherzigkeit und Religion sagte Kardinal Parolin, Barmherzigkeit als Haltung könnte und müsste auch in anderen Religionen ein Echo finden. „Die Gedanken gehen zum schrecklichen Phänomen der Rechtfertigung von Hass und Gewalt im Namen Gottes. Es gibt Spielraum, mehr noch, es gibt eine Pflicht der Gläubigen aller Religionen, , diese Entartung der Religion zu bekämpfen und konkret, allein und vor allem gemeinsam zu beugen, dass Gott Barmherzigkeit und Liebe ist.“

Zum Schluss des Gesprächs stellt der Journalist dem Kardinalstaatssekretär eine sehr persönliche Frage nach dem Grund seines beständigen Lächelns; in der Tat sieht man Pietro Parolin auf nahezu jedem Foto freundlich. „Abgesehen von meinem Charakter, der die Dinge vereinfacht“, sagt der Kardinal, „fühle ich, dass mein Leben in den Händen des Herrn ist, dass er meine Geschichte und die der Welt lenkt, hin zu Frieden und Heil, dass er mich mag und, um es mit Manzoni zu sagen, niemals eine Freude nimmt, außer um eine größere vorzubereiten. Und dann spüre ich die Unterstützung so viele Menschen im Gebet. Und so würde ich gerne voranschreiten in den Jahren, die mir bleiben, bis zur Begegnung von Angesicht zu Angesicht.“ (rv)

Papst fordert mehr Sorgfalt bei Vatikan-Personalpolitik

Kardinal Pietro ParolinPapst Franziskus hat in einem Brief an Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin die Kurie zu mehr Sorgfalt in der Personalpolitik aufgefordert. „Auch wenn die Kurienreform eine Übergangszeit ist, bedeutet das nicht, dass bestimmte Gesetze nicht gelten“, so der Papst wörtlich in dem Schreiben. Es gelte, insbesondere die Regulierungen für das Laienpersonal zu befolgen, um eine geordnete Arbeit der römischen Kurie und Institutionen und die auch wirtschaftlich gerechte Behandlung der Mitarbeiter sicherzustellen. Die Anstellung und Verlegung von Personal habe ausschließlich gemäß der zu vergebenden Stellen zu geschehen, mit der Erlaubnis des Staatssekretariats und unter Beachtung der vorgesehenen Abläufe und entsprechenden Gehaltsmaßstäbe.

Franziskus erinnerte daran, dass sowohl die Apostolische Konstitution „Pastor Bonus“ als auch die Allgemeine Regelung der römischen Kurie nach wie vor gälten. Sofern diese mit den eigenen Verordnungen vereinbar seien, gälten diese Regeln auch für das Governatorat des Vatikanstaats und die Institutionen des Heiligen Stuhls, auch wenn diese in Pastor Bonus nicht direkt erwähnt seien, mit Ausnahme des Instituts für die religiösen Werke.

Die Leiter der Dikasterien, der Büros und Einrichtungen der römischen Kurie, der Kommissionen und Ausschüsse der damit verbundenen Institutionen sowie des Governatorats, sollten darüber in Kenntnis gesetzt werden, so Franziskus. Der Papst forderte den Kardinalstaatssekretär dazu auf, darauf zu achten, dass die genannten Regeln eingehalten würden. (rv)

Singapur: Kardinal Parolin erinnert an Rolle der Kirche

Kardinal Pietro ParolinZwar sind nur drei Prozent der Bevölkerung Singapurs Katholiken, doch ihre Rolle in der Gesellschaft und Geschichte des Staates sind sehr wichtig. Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei der letzten Etappe seiner Asienreise, die ihn nach Singapur führte. In der 50jährigen Geschichte Singapurs hätten die Katholiken viel zur Entwicklung des Staates beigetragen, sagte Parolin in seiner Abschiedsrede. Parolin betonte vor allem die vielen katholischen Laien, die hochqualifiziert seien und im technologischen oder medizinischen Bereich tätig seien. Diese seien nicht nur in weltlichen Bereichen dank der guten katholischen Bildung qualifiziert sondern auch spirituell gut ausgebildet, unterstrich Parolin. Der vatikanische Kardinalstaatsekretär war in den vergangenen Tagen neben Singapur auch in Osttimor und Indonesien. (rv)

Vatikan: „Es bedarf der Versöhnung“

Kardinal Pietro Parolin„Wir leben in einer gezeichneten und zerrissenen Welt und um eine friedliche Welt zu schaffen, bedarf es der Versöhnung." Das sagte der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bei einem Treffen mit den Verantwortlichen der italienischen Katholischen Aktion am Samstag im Vatikan. Die Herausforderung für die Christen bestehe darin, so Parolin weiter, die Unterschiede zu vereinen. Die Welt sei auf der einen Seite mit der Säkularisierung, auf der anderen Seite mit der Manipulation der Religionen konfrontiert. Es bedürfe der Veränderung, auch innerhalb der Strukturen der Kirche. Parolin versprach den Verantwortlichen, dem Papst zu sagen, dass er auf die Verantwortlichen und alle Mitglieder von Azione Cattolica zählen könne. Das Treffen der Verantwortlichen endete am Palmsonntag mit der Teilnahme am Gottesdienst auf dem Petersplatz. (rv)

Hintergrund: Das Staatssekretariat

bertoneDas Staatssekretariat ist die Behörde der Römischen Kurie, die am engsten dem Papst bei der Ausübung seiner höchsten Gewalt zur Seite steht, wie es die Apostolische Konstitution Pastor Bonus vorsieht (Art. 39). Es ist am ehesten vergleichbar mit einem Kanzleramt und Außenministerium, oder mit einem Präsidialamt in Ländern wie Frankreich oder den USA.

Was ist das Staatssekretariat?

Die geschichtlichen Ursprünge des Staatssekretariats gehen auf das 15. Jahrhundert zurück. Aus den Ämtern verschiedener Sekretäre für Korrespondenz und die verschiedene Rechtsakte entwickelte sich langsam das Sekretariat.

Am 19. Juli 1814 rief Pius VII. die Heilige Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten ins Leben, Pius X. regelte ihre Zuständigkeiten neu: Die erste Sektion war wesentlich für die außerordentlichen Angelegenheiten zuständig, die zweite für die ordentlichen Angelegenheiten, eine dritte schließlich hatte die Aufgabe, die Päpstlichen Breven vorzubereiten und zu versenden.

Paul VI. kam mit der Apostolischen Konstitution Regimini Ecclesiae Universae vom 15. August 1967 dem Wunsch des Konzils nach und reformierte die Römische Kurie. Dabei gab er auch dem Staatssekretariat ein neues Gesicht. So wurde die dritte Sektion (Kanzlei der Apostolischen Breven) aufgehoben, und die frühere erste Sektion, die Heilige Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten, in eine vom Staatssekretariat zwar unterschiedene, aber mit ihm eng verbundene Behörde umgewandelt. Diese erhielt den Namen Rat für die Öffentlichen Angelegenheiten der Kirche.

Das Sekretariat nach der Kurienreform Johannes Paul II.

Johannes Paul II. hat am 28. Juni 1988 die Apostolische Konstitution Pastor Bonus promulgiert, mit der er im Zuge einer Kurienreform das Staatssekretariat in zwei Sektionen unterteilte: Die Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten und die Sektion für die Beziehungen mit den Staaten; in diese ist der Rat für die Öffentlichen Angelegenheiten der Kirche aufgegangen.

Dem Staatssekretariat steht ein Kardinal mit dem Titel Staatssekretär vor. Als erster Mitarbeiter des Papstes in der Leitung der universalen Kirche kann der Kardinalstaatssekretär als der höchste Repräsentant der diplomatischen und politischen Aktivitäten des Heiligen Stuhls betrachtet werden, der unter bestimmten Umständen die Person des Papstes selbst vertritt.

Die Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten

Gemäß Art. 41-44 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus besteht die Aufgabe, die der Sektion für die Allgemeinen Angelegenheiten oder Ersten Sektion zukommt, darin, dem Papst in den Fragen seines täglichen Dienstes behilflich zu sein, der sich sowohl auf die Sorge um die universale Kirche als auch auf die Beziehungen zu den Dikasterien der Römischen Kurie bezieht. Die Erste Sektion besorgt die Redaktion der Dokumente, die der Heilige Vater ihr anvertraut. Sie bearbeitet die Unterlagen für die Ernennungen der Römischen Kurie. Sie beaufsichtigt ebenfalls die offiziellen Mitteilungsorgane des Heiligen Stuhls. Die Erste Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem Substituten für die Allgemeinen Angelegenheiten

Die Sektion für die Beziehungen mit den Staaten

Der Sektion für die Beziehungen mit den Staaten oder Zweiten Sektion kommt die eigene Aufgabe zu, gemäß Art. 45-47 der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus die Angelegenheiten zu erledigen, die mit den Regierungen verhandelt werden müssen. In der Kompetenz der Zweiten Sektion liegen: die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls mit den Staaten, der Abschluss von Konkordaten und ähnlicher Abkommen inbegriffen; die Vertretung des Heiligen Stuhls bei internationalen Organisationen und Konferenzen. Die Zweite Sektion des Staatssekretariats wird von einem Erzbischof geleitet, dem Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten, der von einem Prälaten, dem Untersekretär für die Beziehungen mit den Staaten, unterstützt wird. Dieses Amt hatte der neue Staatssekretär Erzbischof Pietro Parolin von 2002 bis 2009 inne.

Nicht immer gab es einen Staatssekretär: Als Papst Johannes XXIII. noch am Abend seiner Wahl einen neuen Amtsinhaber bestellte, beendete er damit eine lange Sedisvakanz, 1944 hatte Pius XII. nach dem Tod Kardinal Luigi Magliones keinen Nachfolger bestellt, sondern das Amt selbst ausgeübt. Giovanni Battista Montini, der spätere Papst Paul VI., hatte als Pro-Staatssekretär viele Aufgaben übertragen bekommen. (rv )