China: Festnahmen

Die Polizei Chinas hat an Ostern etwa 20-30 Christen festgenommen. Die Gemeinde wollte sich in Shouwang im Nordosten Beijings zur Feier der Osternacht versammeln. Wie die Agentur Reuters meldet, ist das Osterfest aber für die meisten der etwa 10 Millionen Christen Chinas ohne Zwischenfälle vor sich gegangen. Die festgenommene Gemeinde wird von der chinesischen Regierung nicht anerkannt, sie wollte Ostern im Freien und damit öffentlich feiern. Obwohl Vertreter versichert hatten, dass sie keinerlei politisches Programm verfolgten, hätten die Sicherheitskräfte die in ihren Augen unerlaubte Versammlung aufgelöst und die Gemeinde festgenommen. (rv)

„Urbi et Orbi“: Papst betet um Waffenruhe in Libyen – Grüße in 65 Sprachen

„Euch allen ein gesegnetes und frohes Osterfest! Der Friede und die Freude des auferstandenen Herrn sei mit Euch!" In Rom erteilte Papst Benedikt XVI. an diesem Ostersonntag Mittag seinen feierlichen Segen „Urbi et Orbi", also für die Stadt Rom und den Erdkreis, von der mittleren Loggia des Petersdomes aus. Zehntausende von Pilgern aus aller Welt waren dazu in die Ewige Stadt gekommen, Millionen von Menschen rund um den Globus waren per Radio und Fernsehen live zugeschaltet. In seiner Ansprache betete der Papst auch um Frieden und Menschenwürde für „die Völker des Nahen Ostens". Wörtlich rief er: „Mögen in Libyen die Diplomatie und der Dialog an die Stelle der Waffen treten und in der augenblicklichen Konfliktsituation der humanitären Hilfe der Zugang zu denen erleichtert werden, die unter den Folgen der Auseinandersetzung leiden!"
Bedeckter Himmel über Rom, und die „Piazza San Pietro" bis auf den letzten Platz gefüllt: Festlich präsentiert sich der Vatikan an diesem Sonntag zum Hochfest der Auferstehung Jesu, dem Höhepunkt des Kirchenjahres. Die Glocken läuten, die Schweizergarde präsentiert die Hellebarden, die vatikanische und die italienische Hymne erklingen. Von der Benediktionsloggia des Petersdomes hängt ein Teppich mit dem Papstwappen auf rotem Grund herab, und für den Blumenschmuck vor der Fassade haben (schon zum 26. Mal in Folge) Floristen aus den Niederlanden gesorgt: 1.700 crèmefarbene Rosen am Balkon, zehn richtiggehende Gärten in den Vatikanfarben Gelb und Weiß rund um den Papstaltar. „In resurrectione tua, Christe, coeli et terra laetentur – In deiner Auferstehung, Christus, freuen sich Himmel und Erde": Mit diesen Worten aus dem Stundengebet der Kirche begrüßt Benedikt XVI. mit Mitra und goldbesetztem Messgewand die Pilger und die Zugeschalteten.
„Der Morgen des Ostertages hat uns die alte und stets neue Botschaft verkündet: Christus ist auferstanden! Das Echo dieses Ereignisses, das vor zwanzig Jahrhunderten von Jerusalem ausging, klingt in der Kirche fort… Bis zum heutigen Tag – auch in unserer Zeit der ultratechnologischen Kommunikation – gründet der Glaube der Christen auf der Verkündigung, auf dem Zeugnis der Schwestern und Brüder, die zuerst den weggewälzten Stein und das leere Grab gesehen haben…"
Die Auferstehung Christi sei „nicht das Ergebnis von Spekulation oder mystischer Erfahrung", so der Papst: Vielmehr sei sie „ein Geschehen, das zwar die Geschichte überschreitet, sich aber zu einem exakten Zeitpunkt der Geschichte zuträgt und in ihr eine unauslöschliche Prägung hinterläßt.
„Das Licht, das die am Grab Jesu aufgestellten Wachen blendete, hat Zeit und Raum durchdrungen. Es ist ein anderes, ein göttliches Licht, das die Finsternis des Todes zerrissen und in die Welt den Glanz Gottes gebracht hat, den Glanz der Wahrheit und des Guten."
Wegen der Auferstehung Jesu freue sich heute „der ganze Kosmos", so Benedikt XVI.: Das österliche Halleluja drücke „den stillen Jubel des Universums aus und besonders das Verlangen einer jeden menschlichen Seele, die aufrichtig auf Gott hin offen ist". Doch leider sei die Erde heute noch viel zu wenig vom Osterjubel geprägt.
„Hier in dieser Welt steht das österliche Halleluja noch im Gegensatz zum Klagen und Schreien, das aus vielen schmerzvollen Situationen hervordringt: Elend, Hunger, Krankheit, Krieg und Gewalt. Aber gerade deswegen ist Christus gestorben und auferstanden! Er ist gestorben auch wegen unserer Sünden heute, und er ist auferstanden für die Erlösung unserer heutigen Geschichte."
Er wünsche sich, so sagt der Papst von der mittleren Loga des Petersdomes aus, dass seine Botschaft besonders die Völker und Gemeinschaften erreiche, „die gerade eine Zeit schweren Leids durchmachen". Als erstes nennt er da das Heilige Land, „das als erstes vom Licht des Auferstandenen überflutet wurde".
„Das Leuchten Christi erreiche auch die Völker des Nahen Ostens, damit das Licht des Friedens und der Menschenwürde die Finsternis der Teilung, des Hasses und der Gewalt überwinde. Mögen in Libyen die Diplomatie und der Dialog an die Stelle der Waffen treten und in der augenblicklichen Konfliktsituation der humanitären Hilfe der Zugang zu denen erleichtert werden, die unter den Folgen der Auseinandersetzung leiden. In den Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens mögen alle Bürger – und im besonderen die jungen Menschen – sich dafür einsetzen, das Gemeinwohl zu fördern und Gesellschaften aufzubauen, in denen die Armut überwunden wird und jede politische Entscheidung von der Achtung vor der menschlichen Person getragen ist."
Mit Nachdruck erinnert Benedikt XVI. an die vielen Vertriebenen und Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, die in den letzten Wochen angesichts der Umwälzungen in Nahost und Nordafrika versuchen, Europa zu erreichen: Ihnen gelte „die Solidarität aller".
„Mögen die Menschen guten Willens erleuchtet werden, ihr Herz zu öffnen und aufnahmebereit zu sein, damit der dringenden Notlage so vieler Brüder und Schwestern in solidarischer und abgestimmter Weise begegnet werden kann; allen, die sich in großherzigen Bemühungen aufopfernd einsetzen und in dieser Hinsicht ein vorbildliches Zeugnis ablegen, gilt unsere Ermutigung und Anerkennung."
Der Papst betet auch für die Elfenbeinküste, die erst jetzt aus bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen wieder herausfindet: „Möge sich unter den Bevölkerungen dort das zivile Zusammenleben wieder einstellen", betet er. Das Land brauche dringend einen „Weg der Versöhnung und der Vergebung, um die tiefen Wunden zu heilen, die die Gewalt in letzter Zeit geschlagen hat."
„Möge Japan Trost und Hoffnung finden, während es sich den dramatischen Folgen des jüngsten Erdbebens stellt, und ebenso die Länder, die in den vergangenen Monaten durch Naturkatastrophen heimgesucht wurden, die Leid und Angst hervorgerufen haben."
Deutlicher verhaltener als noch in seiner großen Grundsatzrede vor Diplomaten zum Jahresbeginn erinnert der Papst auch an die Diskriminierung und Verfolgung von Christen in vielen Teilen der Erde:
„Himmel und Erde mögen sich freuen über das Zeugnis derer, die Widerspruch oder sogar Verfolgung wegen ihres Glaubens an Jesus, den Herrn, erleiden. Die Verkündigung seiner siegreichen Auferstehung schenke ihnen Mut und Zuversicht."
„Laßt uns in dieser verwundeten Welt hinter dem Auferstandenen hergehen und das Halleluja singen", sagt der Papst am Ende seiner Osterbotschaft:
„In unserem Herzen sind Freude und Schmerz, auf unserem Gesicht Lächeln und Tränen. Das ist unsere irdische Wirklichkeit. Aber Christus ist auferstanden, er lebt und geht mit uns. Deshalb wollen wir singen und … mit dem Blick auf den Himmel gerichtet weitergehen."
Und dann, vor dem Urbi-et-Orbi-Segen, Ostergrüße des Papstes in 65 Sprachen, darunter in der Roma-Sprache, in der Sprache Jesu Aramäisch und auf Esperanto. An den Schluß dieses Reigens setzt der Papst die offizielle Kirchensprache Latein: „In resurrectione tua, Christe, caeli et terra laetentur." Ein Kardinal erinnert daran, dass der feierliche Segen des Papstes unter bestimmten Bedingungen auch für alle gilt, die jetzt per Radio, Fernsehen oder Internet mit dabei sind, und dass damit ein so genannter Ablass verbunden werden kann; daraufhin erteilt Benedikt XVI. den traditionellen Segen für Rom und die Welt. (rv)

Der Karsamstag: Eine geistliche Betrachtung

Von Pater Eberhard von Gemmingen SJ
Erlauben Sie mir einen Vergleich unserer derzeitigen kirchlichen Situation im deutschen Sprachraum mit Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag.
Wir durchleben augenblicklich in der katholischen Kirche deutscher Sprache meiner Ansicht nach eine Art Karfreitag. Es ist auf weite Strecken düster um uns: Die Kirchen werden leerer, die Jugend fehlt, die Kirchenmitglieder streiten, sind uneins, für den Papst und gegen ihn. Der öffentliche Eindruck ist, dass es mit dem Christentum im Herzen Europas zu Ende geht, dass die Welt zwar Spiritualität sucht, aber nicht in der Kirche. Dazu kommen die Fälle sexuellen Missbrauchs und andere Sünden von Kirchenleuten. Wünsche von der so genannten Basis, unglückliche Kommunikation von den Verantwortlichen. Man könnte lange fortfahren. Düstere Stimmung, Untergangsstimmung. Christus scheint in der Kirche zu sterben. Vielleicht male ich zu düster. Manchen aber mag es so scheinen.
Nun feiert die Kirche heute Karsamstag. Bedeutet das auch für das Leben der Kirche Dämmerung vor dem Sonnenaufgang der Auferstehung. Ich hoffe es. Viele hoffen mit mir. Was aber muss am Karsamstag geschehen, damit es ein neues Ostern gibt? Was müssen wir tun für ein neues Ostern?
Ich schlage vor, wir treffen uns im Geiste in Jerusalem im Haus von Maria Magdalena. Sie stand beim Kreuz Christi und hat Jesus besonders gut von innen her gekannt. Ihre Präsenz soll uns inspirieren.
Jede Einzelne und jeder Einzelne sollte sich in großer Stille und mit Zeit besinnen und sich fragen, was ihr oder ihm Jesus bedeutet. Was er für eine Rolle spielt im persönlichen, privaten Leben. Wir bleiben ja allzu oft in unserem Glauben an Äußerlichkeiten hängen, an Entscheidungen aus Rom, die wir nicht verstehen oder nicht gut finden, an Worten und Taten von Bischöfen, an Kirchenleuten, die nicht so denken wie wir. Ist das so wichtig? Vergeuden wir nicht zu viel Zeit und Kraft mit Fragen, die letztlich unwichtig sind.
Wenn wir eine Weile privat reflektiert haben, sollten wir uns austauschen, sollten wir, die wir ein neues Ostern herbeisehnen, mit den anderen sprechen. Ich denke, dann könnte herauskommen, dass wir gemeinsam auch öffentlich von unserem Glauben an Jesus Christus sprechen sollten. Es fehlen doch Menschen, die ohne Scheu vom Jesus Christus sprechen. Man muss es ja nicht penetrant, aufdringlich tun, es kann sogar mit Lächeln und Humor geschehen. Wenn die Apostel nur glauben, aber nicht sprechen, läuft etwas schief. Vor allem läuft es schief, wenn sie nur klagen. Dann kann nicht Ostern werden.
Und drittens sollten die Apostel schauen, wie es andere Christen halten. Wenn die Christen Europas nämlich über ihre Grenzen hinausschauen, dann werden sie sehen, dass für Jammern und Klagen keine Notwendigkeit besteht. Weltweit wächst die Zahl der Christen, wächst die Zahl der Priester. Wer ein wenig über die verschiedenen Kulturen weiß, weiß auch, dass in Europa so viel Recht und Solidarität herrschen, weil die meisten Europäer einmal Christen waren. Religion schafft Kultur. Christlicher Glaube schuf Europa. Wir sollten unsre Wurzeln kennen, stolz sein auf sie. Wir könnten auch beobachten, wie christlicher Glaube heute auch auf anderen Kontinenten gute Beiträge leistet für eine humanere Kultur.
Wenn wir langsam aufhören, die eigenen Kirchenwunden zu lecken, dann kann Glaube wachsen und leben. Nur wenn wir vom gekreuzigten Karfreitagschristus her kommen und auf Ihn hinzielen, können wir dazu beitragen, dass die Kirche ihren Beitrag leistet für die Menschen von heute. Karsamstag bedeutet also jetzt für uns Ruhe, Schweigen, Innehalten, beim Leib Christi ausharren, von ihm Kraft tanken. Dann kann die Ostersonne aufgehen.
Wir können aber eine neue lebendige Kirche nicht produzieren, ebenso wenig wie wir Auferstehung von uns aus herstellen können. Auferstehung ist ein Geschenk, das wir nur erbitten können. Das eigentliche Kirchenleben können wir nicht machen, nicht herstellen. Da kann uns keine Unternehmensberatung wirklich helfen. Lebendige Kirche entsteht auch nicht durch rechtliche Maßnahmen aus Rom. Auch wenn heute bewährte, verheiratete Männer zu Priestern geweiht würden, würde das Kirchenleben dadurch nicht automatisch aufblühen. Das eigentliche Leben des Glaubens in der Kirche ist immer ein Geschenk, nie Frucht guten Managements. Dass Glauben erblüht, ist immer ein Geheimnis, wie das Aufblühen von neuem Leben. Auch wenn wir heute wissen, wie neues Leben entsteht, so bleibt es doch im Wesentlichen ein Geheimnis. Erst recht ist es so mit Kirche. Wir können also nicht entscheiden, wann das neue Ostern der Kirche kommt. Wir können es nicht machen, wir können uns nur darauf vorbereiten und es erbitten. Aber wir dürfen glauben und hoffen, wenn wir das Leben mit Jesus Christus pflegen, dann wird die Kirche, dann werden wir mit ihm auferstehen. Amen (rv)

Benedikt XVI. betet den Kreuzweg am Kolosseum

Der Papst betet an diesem Karfreitagabend den traditionellen Kreuzweg am römischen Kolosseum. Zehntausende Gläubige, Pilger und Besucher werden zu dieser nächtlichen Andacht erwartet, die um 21.15 Uhr beginnt. Die Meditationen stammen in diesem Jahr von der italienischen Nonne Maria Rita Piccione. Bereits am Nachmittag gedenkt Papst Benedikt in der Karfreitagsliturgie im Petersdom des Leidens und Sterbens Jesu. (rv)

Papst antwortet auf Fragen im Fernsehen

Eine Premiere hat es an diesem Karfreitag im Fernsehen gegeben: Der italienische öffentlich-rechtliche Fernsehsender RAI hat im Rahmen einer Live-Talkshow einen Beitrag ausgestrahlt, in dem Papst Benedikt der XVI. auf einige Fragen von Zuschauern antwortet. Zum Zeitpunkt der Aufzeichnung saß der Papst am Schreibtisch seines Arbeitszimmers und beantwortete insgesamt Fragen von sechs Zuschauern. Darunter ein sieben Jahre altes, japanisch-italienisches Mädchens, welches das verheerende Erdbeben in seiner Heimat erlebt hatte und den Papst nach dem Sinn des Leidens gefragt hat. Eine andere Frage betraf das Phänomen der aktuellen Migrationsbewegungen. Eine Gruppe irakischer Christen fragte den Papst, ob die Kirche ihnen helfen könne, wenn sie ihre Heimat in der Hoffnung auf ein besseres Leben in einem anderen Land verließen. Den Eltern, deren Sohn seit Jahren im Wachkoma liegt und die über den Verbleib seiner Seele Auskunft gewünscht hatten, machte der Heilige Vater Mut. Die Zuschauer hatten im Vorfeld ihre Fragen an den Papst auf der Internetseite der Sendung stellen können. Die Aufzeichnung ist unter der Regie des Vatikanischen Fernsehsenders CTV gestanden. (rv)

Papst feiert Chrisammesse – „Viele Menschen heute glaubensmüde“

Benedikt XVI. sieht bei vielen Christen heute eine Selbstgenügsamkeit: die Illusion, ohne Gott auszukommen. „Sind wir – das Volk Gottes – nicht weithin zu einem Volk des Unglaubens und der Ferne von Gott geworden?" Das fragte er in seiner Predigt bei der Chrisammesse im Petersdom. Umgeben von Tausenden von Priestern, beklagte der Papst, „dass der Westen, die Kernlande der Christenheit ihres Glaubens müde sind". Doch gebe es auch heute leuchtende Beispiele des Glaubens, etwa Johannes Paul II., der in zehn Tagen selig gesprochen wird.
Weiß, die Farbe der Messgewänder, dominierte im Petersdom an diesem Gründonnerstag-Morgen: Mehrere tausend Priester nahmen mit Benedikt XVI. und den Mitarbeitern der Kurie an der Chrisam-Messe teil. Die Messe heißt so, weil in ihrem Verlauf die Salböle geweiht werden, die dann im übrigen Kirchenjahr bei verschiedenen Weihehandlungen benutzt werden – bei Taufe und Firmung beispielsweise. Der Gründonnerstag ist der Geburtstag der Eucharistie und darum für Priester ein besonderer Tag: Im Pontifikat von Johannes Paul II. gab es deswegen an jedem Gründonnerstag einen Brief des Papstes an die Priester, ein Brauch, den Benedikt XVI. allerdings nicht fortgeführt hat. In St. Peter wiederholten die Geistlichen an diesem Morgen das Versprechen, das sie bei ihrer Priesterweihe abgelegt hatten. Was den Papst betrifft: Der kann dieses Jahr sein 60. Weihejubiläum feiern.
„Bitten wir den Herrn, dass wir nicht nur Christen heißen, sondern es sind": Dieser Satz gab in der Predigt des Papstes den Ton vor. „Gott sucht nach mir – will ich ihn erkennen? Von ihm gekannt, von ihm gefunden werden?", fragte Benedikt XVI. Und weiter: „Die Unruhe nach Gott, das Unterwegssein nach ihm, um ihn besser zu kennen, um ihn besser zu lieben, darf in uns nicht erlöschen!" Der Papst erinnerte an das berühmte Diktum des heiligen Augustinus: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in dir". Und er fragte:
„Ja, der Mensch ist unruhig, weil alles Endliche zu wenig ist. Aber sind wir wirklich unruhig auf ihn hin? Haben wir uns nicht mit seiner Abwesenheit abgefunden und suchen uns selbst zu genügen? Lassen wir solche Verkleinerungen unseres Menschseins nicht zu!"
Der Mensch sei von seinem Wesen her „ein Wesen in Beziehung", sinnierte der Papst weiter: Wenn aber die „Grundbeziehung, die Beziehung zu Gott" gestört sei, dann sei „auch alles andere mit gestört". „Wenn unser Verhältnis zu Gott gestört ist, wenn die grundlegende Richtung unseres Seins verfehlt ist, dann können wir auch nicht wirklich an Leib und Seele gesund werden!"
„Von Anfang an ist in der Kirche die Berufung des Heilens gereift, die sorgende Liebe um Menschen, die an Leib und Seele bedrängt sind. Dies ist auch der Anlass, einmal den Schwestern und Brüdern zu danken, die über die weite Welt hin heilende Liebe zu den Menschen bringen, ohne nach Stand oder Konfession zu fragen. Von Elisabeth von Thüringen, Vinzenz von Paul, Louise de Marillac, Camillus von Lellis bis zu Mutter Teresa – um nur einige Namen zu nennen – geht eine Lichtspur von Menschen durch die Welt, die von Jesu Liebe zu den Leidenden und Kranken herkommt. Dafür danken wir in dieser Stunde dem Herrn."
Die Christen seien, so fuhr Benedikt XVI. fort, ein „priesterliches Volk für die Welt". Sie sollten „für die Welt den lebendigen Gott sichtbar machen, ihn bezeugen, zu ihm hinführen". Aber wenn sie von diesem gemeinsamen Auftrag sprächen, den sie als Getaufte haben, „dann ist es kein Grund, uns zu rühmen", so der Papst. Dieser Auftrag sei nämlich nicht nur eine freudige, sondern auch eine „beunruhigende Frage an uns":
„Sind wir wirklich Gottes Heiligtum in der Welt und für die Welt? Öffnen wir den Menschen den Zugang zu Gott oder verbergen wir ihn eher? Sind wir – das Volk Gottes – nicht weithin zu einem Volk des Unglaubens und der Ferne von Gott geworden? Ist es nicht so, dass der Westen, die Kernlande der Christenheit ihres Glaubens müde sind und, ihrer eigenen Geschichte und Kultur überdrüssig, den Glauben an Jesus Christus nicht mehr kennen wollen? Wir haben Grund, in dieser Stunde zu Gott zu rufen: Lass uns nicht zu einem Nichtvolk werden! Lass uns dich neu erkennen!"
Bei „aller Scham ob unseres Versagens" dürfe man aber auch nicht vergessen, „dass es auch heute leuchtende Beispiele des Glaubens gibt", so der Papst wörtlich. Auch heute gebe es Menschen, die „durch ihr Glauben und ihre Liebe der Welt Hoffnung schenken".
„Wenn am kommenden 1. Mai Papst Johannes Paul II. seliggesprochen wird, denken wir voller Dankbarkeit an ihn als einen der großen Zeugen Gottes und Jesu Christi in unserer Zeit, als einen vom Heiligen Geist erfüllten Menschen. Mit ihm denken wir an die große Zahl derer, die er selig- und heiliggesprochen hat und die uns die Gewissheit schenken, dass Gottes Verheißung und sein Auftrag auch heute nicht ins Leere fallen."
Am späten Nachmittag beginnt das so genannte Österliche Triduum: die Feier der drei Tage von Leid und Auferstehung Jesu, Höhepunkt des Kirchenjahres. Benedikt XVI. feiert in seiner Bischofskirche, der römischen Basilika San Giovanni in Laterano, den so genannten Abendmahlsgottesdienst: „in coena domini", am Tisch des Herrn. Die Feier erinnert an das Letzte Abendmahl Jesu vor seiner Passion, an die Einsetzung der Eucharistie sowie an die Einsetzung des Priesteramts. Dabei wäscht der Papst zwölf Priestern die Füße. Wir werden diese und die kommenden Feiern in Rom live mit deutschem Kommentar übertragen – auch über Partnersender. Im Internet können Sie unsere Übertragung in sehr guter technischer Qualität auf unserer Homepage mitverfolgen. (rv)

Vatikan: Papst nach den Kar- u. Osterfeiern in Castelgandolfo

Nach den Kar- und Osterfeiern wird Papst Benedikt XVI. auch dieses Jahr wieder ein paar Tage in seiner Urlaubsresidenz Castelgandolfo verbringen. Den Aufbruch dorthin per Hubschrauber plant er gleich nach dem feierlichen Urbi-et-Orbi-Segen auf dem Petersplatz am Ostersonntag. Erst zur Seligsprechung seines Vorgängers Johannes Paul II. am 1. Mai will der Papst in den Vatikan zurückkehren. Dadurch erspart er sich das Chaos in der Ewigen Stadt, wo zur Seligsprechung Hunderttausende von Besuchern und Pilgern anreisen werden. Allerdings kommt Benedikt auch nächsten Mittwoch zu seiner Generalaudienz für ein paar Stunden wieder in den Vatikan zurück. (rv)

Vatikan/Vietnam: Neue diplomatische Beziehungen mit Vietnam

Der Vatikan knüpft neue diplomatische Beziehungen mit Vietnam. Erzbischof Leopoldo Girelli, seit vergangenem Januar neuer Apostolischer Nuntius in Singapur und Delegierter in Malaysia und Brunei, ist seit vergangenen Montag auf seinem ersten offiziellen Besuch in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi. Dort hat sich Girelli als päpstlicher Vertreter für Vietnam mit dem Erzbischof von Hanoi, Pierre Nguyen Van Nhon, getroffen. Laut Kardinal Jean-Baptiste Pham Minh Man, Erzbischof von Ho Chi Minh Stadt, sei der Grund für Girellis Reise, der lokalen Kirche zu helfen, die frohe Botschaft zu verkünden. Die Evangelisierung des vietnamesischen Volkes müsse mit Hilfe von Initiativen im Bereich der Bildung, der Hilfsbereitschaft, der Kultur und der Hygiene vorangebracht werden. Nach Angaben der vietnamesischen Bischofskonferenz wird der Besuch des Päpstlichen Vertreters in Vietnam zwei Wochen dauern, in denen er Bischöfe und weitere Mitglieder der Kirche in Vietnam treffen wird. Außerdem werde sich Erzbischof Girelli bei dieser Gelegenheit gleich um den Sitz eines Büros in Hanoi und in Ho Chi Minh Stadt umsehen. (rv)

Italien: Kardinal Saldarini gestorben

Kardinal Giovanni Saldarini ist tot. Der frühere Erzbischof von Turin starb am Montag Nachmittag in Mailand im Alter von 86 Jahren. Bekannt wurde der Bibelwissenschaftler, der zu den Schülern von Kardinal Carlo Maria Martini gehörte, durch seinen pastoralen Einsatz für Aids-Kranke, Drogenabhängige und illegale Einwanderer. Bei einem Arbeitskampf bei Fiat 1994 stellte er sich mit zwei weiteren Kardinälen, darunter Martini im nahen Erzbistum Mailand, demonstrativ an die Seite der Arbeiter. Im Juni 1999 trat er altersbedingt als Turiner Erzbischof zurück. Mit dem Tod Saldarinis zählt das Kardinalskollegium 199 Mitglieder. Von diesen können nur die 115 Kardinäle, die das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, an einer Papstwahl teilnehmen. (rv)

Vatikan: Papst Benedikt XVI. im 7. Pontifikatsjahr

Mit dem Tod von Papst Johannes Paul II. am 02.04.2005 begann die Zeit der Sedisvakanz. Mit dem Ende der Trauerfeierlichkeiten traten die wahlberechtigten Kardinäle am 18. April in´s Konklave ein. Bereits im vierten Wahlgang am folgenden Tag wurde Joseph Kardinal Ratzinger zum neuen Pontifex gewählt. Seither trägt er den Namen Benedikt XVI. Mit dem heutigen Tag jährt sich seine Papstwahl zum sechsten Mal. Für die Angehörigen des Vatikans ist der Wahltag noch heute ein besonderer Tag, sie haben heute Urlaub. Für den Papst beginnt nun sein siebtes Pontifikatsjahr. (vh)