Castelgandolfo: Die Gärten der Päpste

Castel Gandolfo Ein Geschenk an Italienreisende – die Gärten der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo in den Albaner Bergen stehen neuerdings für Gäste offen. Das hat Papst Franziskus so verfügt. Der Pontifex, der aus der Ferne kam, nutzt – anders als seine Vorgänger – die Residenz am Albanersee nicht, und so nahm er gerne den Vorschlag an, die prachtvollen päpstlichen Gärten für Jedermann zu öffnen. Gudrun Sailer machte sich auf den Weg in das Papst-Städtchen südlich von Rom.

Castelgandolfo lockt mit übereinander gestaffelten Reizen: Die biscuitgelbe päpstliche Villa Barberini, die den Päpsten bis vor einem Jahr als Sommerresidenz diente, thront auf einem Hügel, überragt von den beiden aufklappbaren Metallkuppeln der vatikanischen Sternwarte, die hier seit 1936 angesiedelt war. Zu Füßen der Anlage ruht ein dunkelblauer Vulkansee. Kastanien- und Eichenwälder auf den umliegenden Bergen fächeln selbst an den heißesten Augusttagen gute Luft nach Castelgandolfo, und der Wein, der hier wächst, zählt zu den besten der Gegend. Kurz: Der Barberini-Papst Urban VIII. wusste, was er tat, als er hier ab 1624 seine Sommervilla errichtete, die Villa Barberini.

Freilich war er nicht der erste, dem es dieser köstliche Flecken Erde angetan hatte. Anderthalb Jahrtausende zuvor hatte der römische Kaiser Domitian über dem Albaner See einen Palast bauen lassen, von dem noch heute so manches zu sehen ist. Unsere kundige Führerin, Mara, erzählt:

„Kaiser Domitian – er ist im Jahr 51 nach Christus geboren und 81 Kaiser geworden – hatte bereits andere Villen, etwa auf dem Palatin, aber dies hier sollte seine Residenz werden. Eine großartige Residenz, sie reichte von Castelgandolfo bis nach Albano und war sehr luxuriös. Es gab drei Ebenen. Auf der obersten waren Zisternen und die Räume der Diener. Auf mittlerer Ebene der Palast und das Theater, und unten sehen wir einen monumentalen Kryptoportikus, einen Bogengang, der 300 Meter lang war. Heute sind in den Gärten noch 120 Meter davon erhalten.“

Domitian war ein schwieriger Kaiser, misstrauisch gegenüber dem Senat, autoritär. In seiner Residenz suchte er Ruhe und Zerstreuung. Auf einem eigens angelegten künstlichen See fuhr er mit Booten. Und er ließ ein Amphitheater anlegen.

„Hier also bewundern wir die Reste des antiken Theaters. Ungefähr 100 Zuschauer hatten in diesem Halbrund Platz. Ein handverlesener Kreis. Der römische Kaiser begeisterte sich für die alten Griechen, man erzählt sich, er habe Homer aus dem Gedächtnis zitiert. Er spielte auch selber Theater und trug dabei griechische Gewänder.“

Manch Renaissance-Papst hatte eine ausgesprochene Schwäche für solch weltlichen Zeitvertreib der römischen Kaiser – oder zumindest für ihre archäologische Nutzbarkeit. Urban VIII. rief seinen bevorzugten Architekten, Carlo Maderno – jener, der gleichzeitig in Rom die Fassade des Petersdoms baute. Er sollte den antiken Kaiserpalast, der lange Jahrhunderte vornehmlich als Steinbruch gedient hatte, nicht vollends zerstören, sondern mit neuem Leben füllen. Ein Auftrag, der geradezu die heutige Denkmalschutzidee vorwegnimmt. Paul V. unternahm es, die alten Aquädukte wieder instand zu setzen. Der größte päpstliche Fan Castelgandolfos war Alexander VII., der 1655 starb.

„Alexander VII. organisierte wegen seiner Begeisterung für die Antike viele Ausgrabungen hier, dabei wurde das Theater wieder entdeckt, und er ließ auf dem See eine Naumachia veranstalten, eine inszenierte Seeschlacht. Am Ende gab es ein Feuerwerk. Hier wurde Schönheit gefeiert!“

Unter den späteren Päpsten allerdings fiel Castelgandolfo im 18. und 19. Jahrhundert in einen Dornröschenschlaf.

„Für lange Zeit waren die Gärten unbenutzt – ziemlich lange, drei Jahrhunderte. Und man muss auf die Lateranverträge warten, um diese Wiederaneignung zu sehen. Das war 1929. Zunächst gab es verschiedene Pläne für Castelgandolfo: ein Alterssitz für Bischöfe oder ein Heim für Waisenkinder. Dann wurde entschieden, hier den Sommersitz des Papstes her zu verlegen und die Villa auch für Audienzen zu nutzen. Und von da an kommt neues Leben. Straßen zum Beispiel. Große Werke des Herrichtens!“

Sogar einen Bauernhof ließ Papst Pius XI. in Castelgandolfo einrichten, kaum dass die Lateranverträge unterschrieben waren. Mit diesen Verträgen sicherte Italien dem Heiligen Stuhl bestimmte ausgewählte Territorien und somit Unabhängigkeit zu. 44 Hektar Vatikanhügel und 55 Hektar Castelgandolfo waren dabei. Das Areal umfasst drei Paläste, Villa Barberini, Villa Moro und Villa Cybo, die Gärten selbst sind größer als der Vatikanstaat, zu dem sie als exterritoriales Gebiet gehören. Pius schwebte eine Art Selbstversorgerstaat vor, daher der Bauernhof. Der Hühnerstall der Päpste in Castelgandolfo ist anmutig im Jugendstil gehalten, und nebenan liefern glückliche Kühe im Überschuss Milch für die päpstliche Tafel. Was übrig bleibt, wandert in die Regale des Vatikan-Supermarktes.

Antike und Landleben führen eine harmonische Nachbarschaft im Anwesen der Päpste. Die Päpste bis einschließlich Benedikt XVI. hielten sich rund drei Monate im Jahr, von Juni bis September, in Castelgandolfo auf; Benedikt zum letzten Mal 2013 unmittelbar nach seinem Amtsverzicht. Franziskus macht es anders, erklärt der vom argentinischen Papst eingesetzte neue Verwalter von Castelgandolfo Osvaldo Gianoli.

„Ja, die Gärten waren immer die Sommerresidenz der Päpste, einige kamen öfter, einige weniger oft. Sie brauchten es auf gewisse Weise, sich hier sich aufzuhalten. Papst Franziskus hingegen hat mit einem mutigen Akt die Öffnung dieser Gärten verfügt. Er wollte diese Pracht hier mit den Menschen teilen, diesen Frieden, diese Stille, dieses einmalige Erbe.“

55 Angestellte beschäftigt der Papst in Castelgandolfo: Gärtner, Bauern, Techniker; extra ist die Sternwarte, die von Jesuitenpatres betreut wird. Gianoli deutet an, für seine Leute sei die Öffnung der Gärten für auswärtige Besucher etwas wie die Rettung gewesen.

„Das hier in Schuss zu halten, ist unsere Aufgabe. Deshalb haben wir die Umwidmung der Nutzung der Villa gern akzeptiert. Als ich meine Leute bat, die Gärten für die Touristen vorzubereiten, war es so, als würde am nächsten Tag der Papst kommen.“

55 Hektar Grün, mit prachtvollen alten Bäumen, Rosen, Rabatten, Zitrusfrüchte-Garten, antiken Statuen und Aussicht bis zum Meer. Das sind die Gärten, die bisher als Privatbesitz der Päpste gewissermaßen geheim waren und seit März 2014 zahlenden Gästen offenstehen. Eine Besichtigung kann über die Webseite der Vatikanischen Museen gebucht werden, die Führung ist verpflichtend. (rv)

Interreligiöses Treffen in Castelgandolfo: Juden und Christen im Dialog

Castel GandolfoVier Tage lang stand in Castelgandolfo der jüdisch-christliche Dialog im Mittelpunkt: Insgesamt 27 Christen und Juden aus den USA, Argentinien, Uruguay und Italien trafen sich bis Donnerstag in den Albaner Bergen, um sich über Glaubensfragen auszutauschen. Organisiert hatte das Treffen – nicht zum ersten Mal – die Fokolarbewegung; einer der Höhepunkte war die Teilnahme an der Generalaudienz mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am Mittwoch.

Es kommt darauf an, dass wir bereit sind, vom anderen zu lernen, und dass wir bereit sind, uns durch den Dialog zu ändern und uns gegenseitig zu helfen. Das war das Fazit der Teilnehmer eines viertätigen Juden-Christen-Treffens diese Woche in Castelgandolfo. Es schrieb einen Dialog zwischen den Religionen fort, den Chiara Lubich, die Gründerin der Fokolarbewegung, 1977 begonnen hatte. „Wir wollen von den anderen lernen, und dabei geht es nicht nur um einen Austausch von Ideen, sondern auch um einen spirituellen Austausch", so brachte es der Rabbiner Tsvi Blanchard aus New York auf den Punkt:

„Ein Gedanke ist: ,Du glaubst dieses und ich jenes. Ich denke, dass manches von deinem Glauben richtig ist, und anderes falsch – doch du mit deinem Glauben berührst mich nicht.’ Wenn es hingegen einen spirituellen Austausch gibt, dann kommt das, was du sagst, wirklich aus deinem Herzen, und es trifft mich in meinem Herzen. Und dann kann ich mich davon nicht lösen, ohne dir etwas zurückzugeben. Wir haben es geschafft, genau diese neue Ebene des Dialogs zu erreichen. Das ist in gewisser Weise auch ein Risiko, denn viele Menschen haben Angst vor dem Dialog, weil sie lieber die Menschen bleiben wollen, die sie waren, und befürchten, der Dialog könne sie verändern. Wir haben aber keine Angst. Ich denke, dass wir das alle gemeinsam so sehen, wir haben hier so miteinander geredet, als ob wir gemeinsam eine Lösung finden könnten."

Eine Lösung nicht für die Unterschiede zwischen den beiden Glaubensformen, sondern für die vielfältigen Konfrontationen und Konflikte zwischen Christen und Juden. Er sei sich jedenfalls sicher, dass er nicht als der gleiche wieder zurückreise, so der Rabbiner aus New York. Der Dreh- und Angelpunkt sei nicht, ob man Christ oder Jude sei, sondern der Gedanke: „Wir sind beide Menschen, und den spirituellen Aspekt des Lebens, den können wir teilen".

„Natürlich gibt es noch Klärungsbedarf. Das ist das erste Mal, dass wir einen Dialog auf diesem Niveau hatten, aber wir wissen noch nicht einmal, ob uns das ein zweites Mal gelingen wird. Wir wissen nur, dass wir eine Begegnung auf einer so tiefgehenden Ebene erreicht haben wie nie zuvor. Was es uns kosten wird, das aufrechtzuerhalten, das wissen wir nicht, aber wir werden es versuchen."

Nach vier Tagen des Dialogs, die von gegenseitigem Respekt und Achtung geprägt waren, seien sich alle einig: „Das ist gut, aber wir wollen noch mehr, wir wollen mehr sein als gute Nachbarn, wir wollen Menschen sein, die sich lieben." Rabbiner Tsvi Blanchard ist überzeugt:

„Wenn du den Weg des Lebens alleine beschreitest, dann leidest du nicht nur mehr, sondern du wirst niemals dieses tiefe Verständnis spüren, dass du erlebst, wenn du dein Leben hingegen gemeinsam mit Menschen lebst, die du liebst und um die du dich kümmerst. Meine Erfahrung ist: Wenn ich alleine über etwas nachdenke, dann gehe ich der Sache nicht so auf den Grund, wie wenn ich mit jemand anderem darüber rede. Und wenn ich mit dem anderen rede, dann entsteht eine herzliche Beziehung, und es entsteht Vertrauen. Dann merke ich, dass ich auf die eine oder andere Art schon vorwärtskommen werde. Wir haben nicht die Antworten, die wir suchen, wir haben nur die Fragen, aber wir kennen auch die Schritte, die wir tun müssen, um weiter zu kommen. Diese Schritte können wir aber nur gehen, wenn wir wissen, dass es jemanden gibt, der uns liebt und der sich um uns kümmert. So gehen wir, gemeinsam, voran." (rv)

Benedikt XVI. zieht wohl Donnerstag ins Kloster ein

Papst Benedikt XVI.Der emeritierte Papst Benedikt wird möglicherweise am Donnerstagnachmittag in das vatikanische Kloster „Mater Ecclesiae" umziehen. Das sagte Vatikansprecher Federico Lombardi an diesem Montag auf Anfrage von Journalisten. Benedikt XVI. wohnte bisher in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo. Eine offizielle Bekanntgabe des Umzugs von Seiten des Vatikans gibt es bisher aber nicht. Benedikt wohnte bisher in Castelgandolfo, weil das Kloster in den vatikanischen Gärten renoviert wurde. (rv)

Historisches Treffen in tiefster Eintracht

CastelgandolfoEs war ein Treffen „tiefster Eintracht“ – so beschreibt Vatikansprecher Federico Lombardi die Begegnung der beiden Päpste, des amtierenden und des emeritierten, an diesem Samstag in Castelgandolfo. Es war das erste Mal seit dem Mittelalter, dass ein amtierender Papst seinen lebenden Vorgänger traf.

Franziskus reiste mit dem Helikopter aus dem Vatikan an. Benedikt XVI., in einen einfachen weißen Talar gekleidet, empfing ihn um 12.15 Uhr persönlich am Hubschrauber-Landeplatz in Castelgandolfo. Vatikansprecher Federico Lombardi sagt über den Moment der Begegnung:

„Der Heilige Vater stieg aus, begleitet von Erzbischof Becciù, dem Substitut des vatikanischen Staatssekretariates, Monsignor Sapienza und Alfred Xuereb. Sobald Franziskus ausstieg, näherte sich der emeritierte Papst und es gab eine wunderschöne Umarmung zwischen den beiden. Nach kurzen Begrüßungen der anderen Personen – des Bischofs von Albano und des Direktors der Päpstlichen Villen außerhalb von Rom, Saverio Petrillo – sind sie in das Auto gestiegen, Franziskus nahm rechts auf dem klassischen Papstsitz Platz, der emeritierte Papst links. Auch Erzbischof Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, stieg ein.“

Danach hätten sich Franziskus und Benedikt für ein gemeinsames Gebet direkt in die Kapelle des Apostolischen Palastes in Castelgandolfo begeben, so Lombardi weiter.

„In der Kapelle hat der emeritierte Papst Benedik dem Papst Franziskus den Ehrenplatz angeboten, doch dieser sagte: ,Wir sind Brüder‘ und wollte, dass sich beide in derselben Bank niederknieen. Nach einem kurzen Moment des Gebetes sind sie in die Privatbibliothek gegangen, wo gegen 12.30 Uhr das persönliche Treffen begann.“

In dieser Bibliothek empfängt der Papst üblicherweise wichtige Gäste, die ihn in Castelgandolfo besuchen. Papst Franziskus habe sich, die Kleidung betreffend, nur durch ein Zingulum und eine weiße Mozzetta, die er zusätzlich zum Talar trug, von Benedikt XVI. unterschieden, gab Lombardi an. Franziskus habe für Benedikt als Geschenk eine Marienikone, die „Madonna der Demut“, mitgebracht, fügte er an. Franziskus habe sie seinem Vorgänger als Zeichen der Würdigung für die vielen Beispiele der Demut überreicht, die Benedikt XVI. im Laufe seines Pontifikates gegeben habe, gab Lombardi Franziskus‘ Worte wider.

Keine inhaltlichen Details über das Kolloquium bekannt
Das private Gespräch zwischen den beiden, das sie völlig allein und in italienischer Sprache führten, habe eine Dreiviertelstunde gedauert, so Lombardi weiter. Beim Mittagessen seien hingegen die beiden Privatsekretäre anwesend gewesen, Monsignor Georg Gänswein und Monsignor Xuereb.

Lombardi erinnerte weiter daran, dass es sich um die erste persönliche Begegnung zwischen Bergoglio als Papst und Benedikt XVI. handle, die beiden Männer seien sich allerdings auch zuvor schon begegnet. Franziskus hat in diesen Tagen häufig über seinen Vorgänger gesprochen, erinnerte Lombardi:

„Papst Franziskus hat viele Male an den emeritierten Papst gedacht. Er hat von der Loggia am Petersdom bei seinem ersten öffentlichen Auftritt als Papst über Benedikt gesprochen, weiter hat er ihn zwei Mal persönlich angerufen, am Abend seiner Wahl und am Josefstag, um ihn zu beglückwünschen. Das Treffen war also schon angedacht. Weiter hat auch Benedikt XVI. dem neuen Papst seine bedingungslose Ehrerbietung und seinen Gehorsam ausgedrückt, beim Treffen mit den Kardinälen am 28. Februar.“

Zahlreiche Pilger hatten sich an diesem Samstag in der Hoffnung in Castelgandolfo versammelt, dass sich Franziskus und Benedikt gemeinsam auf dem Balkon zeigen würden. Ein solcher Gruß war aber laut Vatikanangaben nicht vorgesehen.

Vor dem Abflug in Richtung päpstlicher Sommersitz hatte für Franziskus um 10.00 Uhr noch ein Treffen im Vatikan mit Ibrahim Isaac Sidrak, dem koptisch-katholischen Patriarchen von Alexandrien, auf dem Programm gestanden. (rv)

Castelgandolfo: Sommerfrische für Päpste

Wenn den Päpsten heiß ist, brechen sie nach Castelgandolfo auf. Das Städtchen liegt nicht weit weg von Rom, ist aber eine andere Welt: unten ruht ein See, rundherum sind Eichenwälder, eine leichte Brise weht. Hier in den Albaner Bergen haben die Päpste seit langer Zeit ihren Sommersitz, eine mächtige Anlage, die den ganzen Ort bestimmt.

Hierher kommen und nicht verweilen, das ist fast schon eine Sünde. Solches haben vielleicht die Päpste empfunden, die Castelgandolfo zu jenem Castelgandolfo machten, das Katholiken auf der ganzen Welt heute kennen. Die Sommerresidenz gehörte nicht immer schon zum Vatikan. Im Gegenteil, sie ist ziemlich neu: Erst vor 400 Jahren kam das Schloss von Castelgandolfo in den Besitz der Päpste. Der Schlossherr war pleite gegangen, und der Papst griff zu. Man kann es verstehen. Der dunkelblaue See, die malerischen Hügel, der gute Wein: Castelgandolfo hat echtes Wellness-Potential. Auch geistlich gesprochen. Letztes Jahr lobte Papst Benedikt XVI., als er sich von seinen Mitarbeitern im päpstlichen Palast verabschiedete, ganz besonders die Stille in Castelgandolfo.

„In diesem Ort lebt man in beständigem Kontakt mit der Natur und in einem Klima der Stille. Mit dem einen wie mit dem anderen – und ich freue mich über die Gelegenheit, daran zu erinnern – nähern wir uns Gott an. Die Natur ist ein Meisterwerk, das den Händen des Schöpfers entspringt; die Stille erlaubt uns, ohne ablenkung über das Wesentliche uneres Daseins nachzudenken und zu meditieren. In dinem Ambiente wie diesem ist es einfacher, sich selbst zu finden, indem man seine innere Stimme und damit, ich würde sagen, die Gegenwart Gottes hört, der unserem Leben einen tiefen Sinn gibt."

Castelgandolfo hat einen ausgedehnten Park: 55 Hektar, das ist größer als der Vatikan selbst. Papst Benendikt unternimmt hier lange Rosenkranz-Gebete beim Spazierengehen zwischen gestutzten Hecken und antiken Kapitellen. Sein Vorgänger, Papst Johannes Paul II., ließ in diesem Park unerhörterweise ein Schwimmbecken anlegen.

Ungewöhnlich sind an Castelgandolfo aber auch die Kuppeln. Nein, keine Kirchenkuppeln – vielmehr handelt es sich um ein Observatorium. In der päpstlichen Sommerresidenz war seit 1936 die vatikanische Sternwarte untergebracht. Vor einigen Jahren erst sind die Jesuitenpatres, die hier Astronomie machen, ans andere Ende des päpstlichen Parkes gezogen, aber das alte Obervatorium aus den 30er Jahren ist immer noch hier. Wenn er wollte, könnte der Papst in seinem Palast ein paar Treppen nach oben steigen, sich vom Sternwartendirektor die Kuppel öffnen lassen und durch ein riesiges altes Zeiss-Teleskop in den Himmel schauen. Sternegucken in Castelgandolfo ist jedenfalls eine ehrwürdige Disziplin.

Wenn der Papst in Castelgandolfo hier ist, tritt er ein wenig kürzer, hat aber dennoch ein Arbeitsprogramm. Er empfängt Staats- und andere Gäste und außerdem Pilger zum Angelusgebet, und Benedikt XVI. wird wohl auch wieder an einem Buch schreiben. „Heitergelassene Momente des Studiums, des Gebets und der Erholung" verbringt Benedikt in Castelgandolfo, wie er den ihn umsorgenden Angestellten letztes Jahr verriet. In diesem Jahr wird der Aufenthalt unterbrochen von der Reise in den Libanon im September.

Wie schon die Päpste vor ihm, bleibt Benedikt immer drei Monate in Castelgandolfo, von Juli bis September. In den Tagen vor seiner Ankunft wird das ganze Städtchen gefegt und getüncht, in diesem Jahr hat es auch die Pfarrkirche getroffen, San Tommaso. Sie steht auf dem Hauptplatz von Castelgandolfo und stammt von dem berühmten Barockarchitekten Gianlorenzo Bernini. Immer zu Maria Himmelfahrt am 15. August geht der Papst die paar Schritte von seinem Palast in die Pfarrkirche und feiert die Messe, fast wie ein kleiner Landpfarrer. Das ist der absolute Höhepunkt des Jahres für die Stadt und ihre Besucher, der Moment, in dem Castelgandolfo wirklich zur Papststadt wird. (rv)

Vatikan: Traunstein ehrt den Papst

Benedikt XVI. bekommt an diesem Samstag den Ehrenring des Landkreises Traunstein verliehen. Die Übergabe des Rings erfolgt um 18 Uhr in einer eigenen Audienz in Castelgandolfo, wo der Papst derzeit seinen Sommerurlaub verbringt. Die Gruppe besteht aus etwa 270 Personen aus dem Chiemgau. Darunter befinden sich auch Trachtler, Musikkapellen und Gebirgsschützen. Die sollen dem Papst mit Trachtentänzen und Musik die Heimat in seine Sommerresidenz Castelgandolfo bringen.

Radio Vatikan hat mit Martin Miller gesprochen. Er ist Redaktionsleiter des „Traunsteiner Tagblattes" und ebenfalls in Castelgandolfo anwesend. Papst Benedikt XVI. sei die bedeutendste Persönlichkeit, die es für seine Ortschaft zurzeit gebe, begründete Miller die Ehrung.

Der goldene Ehrenring ist ein Unikat und stammt aus der Werkstatt des Traunsteiner Goldschmiedemeisters August Perchermeier. Papst Benedikt ist der achte Träger eines solchen Ringes. Prominente Ringbesitzer sind unter anderen der frühere bayerische Kultusminister Ludwig Huber sowie der frühere Präsident des Bayerischen Landtags Alois Glück.

Der Papst hat seine Kindheit und Jugend in Traunstein verbracht und dort auch vor 60 Jahren nach der Priesterweihe seine Primiz gefeiert. Er ist bereits Ehrenbürger der Stadt Traunstein. (rv)

Vatikan: Papst macht Urlaub

Papst Benedikt macht Urlaub: Am Donnerstag Abend ist er per Hubschrauber in seiner Sommerresidenz am Albaner See angekommen. 25 km außerhalb von Rom will er bis September Kräfte tanken, unterbrochen nur vom Weltjugendtag von Madrid Mitte August. Öffentliche Auftritte wird es, außer in Madrid, in nächster Zeit nur wenige von ihm geben. Die Einwohner von Castelgandolfo kamen immerhin schon mal in den Genuss eines Grußwortes ihres prominenten Urlaubsgastes:

„Ich komme gerade, um meine Ferien zu starten, und finde hier einfach alles: Berg, See, Meer, eine schöne Kirche mit einer restaurierten Fassade und freundliche Leute. Ich bin glücklich, hier zu sein! Hoffen wir, dass der Herr uns schöne Ferien gibt!" (rv)

Vatikan: Papst nach den Kar- u. Osterfeiern in Castelgandolfo

Nach den Kar- und Osterfeiern wird Papst Benedikt XVI. auch dieses Jahr wieder ein paar Tage in seiner Urlaubsresidenz Castelgandolfo verbringen. Den Aufbruch dorthin per Hubschrauber plant er gleich nach dem feierlichen Urbi-et-Orbi-Segen auf dem Petersplatz am Ostersonntag. Erst zur Seligsprechung seines Vorgängers Johannes Paul II. am 1. Mai will der Papst in den Vatikan zurückkehren. Dadurch erspart er sich das Chaos in der Ewigen Stadt, wo zur Seligsprechung Hunderttausende von Besuchern und Pilgern anreisen werden. Allerdings kommt Benedikt auch nächsten Mittwoch zu seiner Generalaudienz für ein paar Stunden wieder in den Vatikan zurück. (rv)

Vatikan: Nachwuchs für Ratzinger-Schülerkreis

Am Sonntag ist das diesjährige Treffen des Schülerkreises des ehemaligen Professors Joseph Ratzinger zu Ende gegangen. In Castelgandolfo traf man sich für drei Tage zu theologischem Austausch. Der Schülerkreis existiert seit den Professorentagen Ratzingers in Regensburg, aber er hat sich über die Jahre verändert. Der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke gehört seit seiner eigenen Promotion dazu. Er blickt für Radio Vatikan auf das diesjährige Treffen und auf den Kreis.
 „Wir bilden eine Mischung aus einem Veteranenclub und einem Akademikerclub: wir alle werden älter. Wir kennen uns seit vielen Jahren. Dieser Schülerkreis hat sich ja ursprünglich in eigener Formation gebildet und wir haben den Professor dazu eingeladen, dass er einen Tag mit uns verbringt. Seit er Papst ist, hat der heilige Vater das Heft in die Hand genommen und er lädt uns zu sich nach Rom ein, aber er wird doch wieder der alte Professor."
Papst Benedikt selbst war nur am Samstag für einige Stunden bei den Diskussionen dabei, außerdem zur Feier der Messe am Sonntag.
„Wir haben immer ein Thema für das Treffen, dieses mal war es das Thema der Hermeneutik des Zweiten Vatikanums, die eine Hermeneutik der Reform, nicht aber eine Hermeneutik der Diskontinuität oder der Brüche ist. Dazu haben wir Referate gehört und dazu haben wir mit ihm diskutiert und. Wir haben quasi in Seminaratmosphäre zusammen gesessen. Er hat die Leitung gehabt und aufmerksam den Referaten zugehört und die Diskussion geführt und sich auch mit dem einen oder anderen Statement eingeschaltet."
Es waren auch Theologen dabei, die selbst nie bei Professor Ratzinger studiert haben. Der Schülerkreis will sich seit einigen Jahren erweitern und lädt vor allem jüngere Theologinnen und Theologen ein, zu den Treffen zu kommen, wenn auch nicht zu den Sitzungen mit dem Papst, der Kreis soll seine Identität nicht ganz verlieren.
„Wir haben mit den Jungen drei Tage gemeinsam im Haus verbracht und intensiv über das Zweite Vatikanum diskutiert. Wir sind uns in diesem Jahr auch ein gutes Stück näher gekommen, denn wenn zu einem Kreis zehn junge Leute dazu stoßen dann muss man sich erst einmal beschnuppern und sehen, dass man theologisch ins Gespräch kommt." (rv)

Vatikan: Der Papst und Castel Gandolfo

Jeden Sommer, wenn in Rom die Hitze unerträglich wird, zieht der Papst nach Castel Gandolfo. Der Ort am Albanersee ist seit einiger Zeit der Sommersitz der Päpste. Aber weshalb eigentlich?
 Castel Gandolfo ist ein unscheinbarer Ort. Doch in den Geschichtsbüchern hat der kleine Ort Einiges vorzuweisen. 1820 wurde auf der Piazza della Libertà der erste Briefkasten der Welt aufgestellt. Damals gehörte die Ortschaft zum Kirchenstaat. 1870 wurde der Kirchenstaat aufgelöst und Castel Gandolfo ins Königreich Italien eingegliedert. 1929 wurden mit den Lateranverträgen die Grenzen der Papstresidenz als exterritoriales Gebiet des Vatikans festgeschrieben. Schon vorher beherbergte Castel Gandolfo die Sommerresidenz des Papstes. Ursprünglich von Kaiser Domitian erbaut war es später der Adelssitz der Familie Gandolfi und dann der Savelli. Die Residenz wurde von Papst Clemens VIII. 1596 beschlagnahmt und unter Urban VIII. 1624 bis 1629 zum Papstpalast umgebaut.
Castel Gandolfo war Sterbeort von zwei Päpsten: Pius XII. verstarb dort 1958 und Paul VI. 1978. Die Residenz ist ein Komplex von drei Villen: der Papstpalast, die Villa Cybo und der Palazzo Barberini. Dazu kommen noch die Gärten des Belvedere sowie ein Gutshof mit einer kleinen Landwirtschaft. Insgesamt umfasst das exterritoriale Besitztum des Heiligen Stuhls eine Ausdehnung von 55 Hektar. Im Unterschied zur weit verbreiteten Meinung bedeutet dieser Status nicht, dass die päpstlichen Güter in Castel Gandolfo Teil des Territoriums des Staates der Vatikanstadt sind, vielmehr sind sie mit dem Status von ausländischen Vertretungsbehörden vergleichbar.
Innerhalb der Residenz befindet sich ein Internationales Kongresszentrum der Fokolar-Bewegung. Zu Beginn des Pontifikats von Johannes Paul II. wurde von amerikanischen Katholiken ein überdachtes Schwimmbad gespendet. Im Ostflügel der Anlage befindet sich seit 1930 die Vatikanische Sternwarte „Specola Vaticana", die den römischen Standort der Sternwarte wegen der Lichtverschmutzung der Großstadt ersetzte. Sie verfügt über zwei Teleskope aus den 1950er Jahren, die aber mittlerweile veraltet sind. Deshalb wurde 1981 die Forschungsabteilung des Institutes durch deren damaligen Leiter George Coyne nach Arizona an die dortige Universität verlegt. (rv)