GB/Dokument: Erste Rede des Papstes in Schottland – Volltext

Eure Majestät! Ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Einladung zu einem offiziellen Besuch in das Vereinigte Königreich sowie für Ihre freundlichen Worte der Begrüßung im Namen der britischen Bevölkerung. Eure Majestät mögen mir gestatten, mit diesem Dank meine persönlichen Grüße an alle Menschen im Vereinigten Königreich zu richten und ihnen in Freundschaft die Hand zu reichen.
Es ist mir eine große Freude, meine Reise mit einem Besuch bei den Mitgliedern der Königlichen Familie zu beginnen. Besonders danke ich Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Edinburgh, der mich am Flughafen zuvorkommend willkommen geheißen hat. Ich bringe auch meinen Dank an die jetzige und die vorhergehende Regierung Eurer Majestät zum Ausdruck wie auch an all jene, die mit ihnen zusammengearbeitet haben, um dieses Ereignis möglich zu machen. Dazu gehören Lord Patten und der frühere Minister Murphy. Ebenso gilt meine dankbare Anerkennung der Arbeit der parlamentarischen All-Parteien-Gruppe über den Heiligen Stuhl, die wesentlich zur Stärkung der bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich beigetragen hat.
Wenn ich nun meinen Besuch im Vereinigten Königreich in Schottlands historischer Hauptstadt beginne, grüße ich in besonderer Weise den First Minister Salmond und die Vertreter des Schottischen Parlaments. Wie die Walisische und die Nordirische Regionalversammlung möge das Schottische Parlament immer mehr die edlen Traditionen und die charakteristische Kultur der Schotten zum Ausdruck bringen und danach streben, ihren Anliegen in einem Geist der Solidarität und der Sorge für das Gemeinwohl zu dienen.
Der Name Holyroodhouse des Amtssitzes Eurer Majestät in Schottland erinnert an das Heilige Kreuz und weist auf die tiefen christlichen Wurzeln hin, die immer noch in jeder Schicht britischen Lebens vorhanden sind. Die Monarchen Englands und Schottlands sind seit frühester Zeit Christen gewesen und schließen herausragende Heilige wie Eduard den Bekenner und Margareta von Schottland ein. Wie Sie wissen, haben viele von ihnen ihre Pflichten als Souverän bewußt im Geiste des Evangeliums ausgeübt und auf diese Weise das Land durch und durch zu seinem Wohl geprägt. Als Ergebnis ist die christliche Botschaft über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren ein wesentlicher Bestandteil von Sprache, Gedanken und Kultur der Britischen Inseln geworden. Die Achtung Ihrer Vorfahren für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit und Nächstenliebe erben Sie von einem Glauben, der eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen bleiben wird.
Wir finden viele Beispiele dieser Kraft zum Guten in der langen Geschichte Großbritanniens. Selbst in vergleichsweise neuerer Zeit hat Großbritannien dank solcher Persönlichkeiten wie William Wilberforce und David Livingstone direkt eingegriffen, um den internationalen Sklavenhandel zu beenden. Vom Glauben inspiriert haben Frauen wie Florence Nightingale den Armen und Kranken geholfen und so neue Standards für die Gesundheitsfürsorge gesetzt, die in der Folge überall nachgeahmt wurden. John Henry Newman, dessen Seligsprechung wir in Kürze feiern werden, ist einer von vielen britischen Christen seiner Zeit, deren Frömmigkeit, Sprachbegabung und Hilfstätigkeit ihren Landsleuten alle Ehre machten. Diese und viele Menschen ihresgleichen ließen sich von dem tiefen Glauben inspirieren, der auf diesen Inseln hervorgegangen und genährt worden ist.
Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als „lebensunwert" betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten. Wenn wir über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachdenken, wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluß von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben uns letztlich zu einer verkürzten Vision des Menschen und der Gesellschaft führt und damit zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung" (Caritas in veritate, 29).
Vor 65 Jahren spielte Großbritannien eine wesentliche Rolle bei der Erarbeitung des internationalen Konsenses nach dem Krieg, der die Errichtung der Vereinten Nationen befürwortete und eine bislang ungekannte Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa einleitete. In neuerer Zeit hat die internationale Gemeinschaft die Ereignisse in Nordirland genau verfolgt, die zur Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens und die Übertragung von Zuständigkeiten an die Nordirische Regionalversammlung geführt haben. Die Regierung Eurer Majestät und die Regierung Irlands haben gemeinsam mit den politischen, religiösen und zivilen Verantwortungsträgern Nordirlands dazu beigetragen, eine Friedensresolution für den dortigen Konflikt auf den Weg zu bringen. Ich ermuntere alle Beteiligten, auf dem für sie vorgesehenen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gemeinsam weiter mutig voranzuschreiten.
Wenn wir ins Ausland schauen, bleibt das Vereinigte Königreich politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne. Ihre Regierung und Ihr Volk bringen Ideen ein, die nach wie vor weit über die britischen Inseln hinaus Wirkung zeigen. Dies legt ihnen eine besondere Verpflichtung auf, klug für das Gemeinwohl zu arbeiten. Entsprechend haben auch die britischen Medien, deren Meinungen ein so breites Publikum erreichen, eine schwerwiegendere Verantwortung als die meisten anderen Medien und eine größere Gelegenheit, den Frieden der Nationen, die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die Ausbreitung authentischer Menschenrechte zu fördern. Mögen alle Briten weiterhin ihr Leben nach den Werten der Aufrichtigkeit, des Respekts und der redlichen Gesinnung führen, die ihnen die Wertschätzung und Bewunderung vieler Menschen eingebracht haben.
Heute strebt das Vereinigte Königreich danach, eine moderne und multikulturelle Gesellschaft zu sein. Bei diesem interessanten Unternehmen möge es stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden. Lassen Sie ihn den christlichen Grund nicht verdunkeln, der seine Freiheit untermauert. Und möge jenes Erbe, das Ihrem Land immer gut gedient hat, stets das Beispiel prägen, das Ihre Regierung und Ihr Volk den zwei Milliarden Mitgliedern des Commonwealth und der großen Familie englisch sprechender Nationen auf der ganzen Welt geben.
Gott segne Eure Majestät und die Menschen Ihres Königreichs. Danke! (rv)

GB/Dokument: Papstpredigt in Glasgow am Donnerstag

„Liebe Brüder und Schwestern in Christus! „Das Reich Gottes ist euch nahe!" (Lk 10,9). Mit diesen Worten aus dem Evangelium, das wir eben gehört haben, begrüße ich euch alle ganz herzlich im Herrn. Wahrhaftig ist das Reich des Herrn bereits in unserer Mitte! In dieser Eucharistiefeier, in der die Kirche in Schottland sich vereint mit dem Nachfolger Petri um den Altar versammelt, laßt uns erneut unseren Glauben an Christi Wort und unsere Hoffnung auf seine Verheißungen bekräftigen – eine Hoffnung, die nie enttäuscht. Ich grüße herzlich Kardinal O’Brien und die schottischen Bischöfe; ich danke besonders Erzbischof Conti für seine freundlichen Worte zur Begrüßung in eurem Namen; und ich möchte meine tiefe Dankbarkeit für die Arbeit ausdrücken, welche die britische und die schottische Regierung sowie die Glasgower Stadtväter geleistet haben, um dieses Ereignis zu ermöglichen.
Das heutige Evangelium erinnert uns daran, daß Christus fortfährt, seine Jünger in die Welt zu senden, um die Ankunft seines Reiches zu verkünden und seinen Frieden in die Welt zu bringen, indem sie Haus für Haus, Familie für Familie, Stadt für Stadt damit beginnen. Ich bin als Bote jenes Friedens zu euch, den geistlichen Kindern des heiligen Andreas, gekommen und möchte euch im Glauben des Petrus bestärken (vgl. Lk 22,32). Mit einer gewissen inneren Ergriffenheit begrüße ich euch unweit des Ortes, an dem mein lieber Vorgänger Papst Johannes Paul II. vor fast dreißig Jahren mit euch die Messe feierte und von der größten Menschenmenge willkommen geheißen wurde, die sich jemals in der schottischen Geschichte versammelt hat.
Vieles ist seit diesem historischen Besuch in Schottland und in der Kirche in diesem Land geschehen. Mit großer Zufriedenheit stelle ich fest, daß der Aufruf von Papst Johannes Paul II. an euch, Hand in Hand mit euren Mitchristen voranzugehen, zu größerem Vertrauen und zu größerer Freundschaft mit den Mitgliedern der Church of Scotland, der Scotish Episcopal Church und anderen geführt hat. Ich möchte euch ermutigen, auch weiterhin mit ihnen zu beten und zu arbeiten für den Aufbau einer helleren Zukunft für Schottland, die auf unserem gemeinsamen christlichen Erbe basiert. In der heutigen ersten Lesung haben wir den heiligen Paulus gehört, wie er die Römer ermahnt anzuerkennen, daß wir als Glieder Christi einander zugehören (vgl. Röm 12,5), und in gegenseitiger Achtung und Liebe zu leben. In diesem Geist begrüße ich die ökumenischen Vertreter, die uns mit ihrer Anwesenheit beehren. In dieses Jahr fällt der vierhundertfünfzigste Jahrestag des Reformations-Parlamentes, aber auch der hundertste Jahrestag der Weltmissions-Konferenz in Edinburgh, die weithin als die Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung angesehen wird. Laßt uns Gott danken für die in ökumenischer Verständigung und Zusammenarbeit liegende vielversprechende Hoffnung auf ein geeintes Zeugnis für Gottes rettende Wahrheit in der heutigen schnellebigen Gesellschaft.
Unter den unterschiedlichen Gaben, die der heilige Paulus für den Aufbau der Kirche aufzählt, ist die des Lehrens (vgl. Röm 12,7). Die Verkündigung des Evangeliums war immer begleitet von der Achtung für das Wort: das inspirierte Wort Gottes und die Kultur, in der dieses Wort Wurzeln schlägt und blüht. Hier in Schottland denke ich an die drei mittelalterlichen Universitäten, die in diesem Land von den Päpsten gegründet wurden, einschließlich der Saint Andrews University, die auf das sechshundertjährige Jubiläum ihrer Gründung zugeht. In den letzten dreißig Jahren haben sich die katholischen Schulen, unterstützt von den zivilen Behörden, der Herausforderung gestellt, einer größeren Anzahl von Schülern eine umfassende Ausbildung zu bieten, und das hat den jungen Menschen nicht nur auf dem Weg geistigen und menschlichen Wachstums geholfen, sondern ihnen auch den Zugang zum beruflichen und öffentlichen Leben verschafft. Das ist ein Zeichen großer Hoffnung für die Kirche, und ich ermutige die katholischen Fachkräfte, Politiker und Lehrer Schottlands, niemals ihre Berufung aus den Augen zu verlieren, ihre Begabungen und Erfahrungen in den Dienst des Glaubens zu stellen und dabei die moderne schottische Kultur auf allen Ebenen einzubeziehen.
Die Evangelisierung der Kultur ist um so wichtiger in unserer Zeit, in der eine „Diktatur des Relativismus" droht, die unveränderliche Wahrheit über das Wesen des Menschen, seine Bestimmung und sein höchstes Gut zu verdunkeln. Es gibt jetzt Bestrebungen, den religiösen Glauben aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen, ihn zu privatisieren oder ihn sogar als Bedrohung der Gleichheit und der Freiheit darzustellen. Tatsächlich aber ist Religion eine Garantie für echte Freiheit und Achtung, da sie uns dazu führt, jeden Menschen als Bruder oder Schwester zu betrachten. Aus diesem Grund appelliere ich besonders an euch gläubige Laien, entsprechend eurer in der Taufe begründeten Berufung und Sendung nicht nur öffentlich Vorbilder im Glauben zu sein, sondern euch auch für die Förderung der Weisheit und der Sichtweise des Glaubens in der Öffentlichkeit einzusetzen. Die Gesellschaft braucht heute klare Stimmen, die unser Recht betonen, nicht in einem Dschungel selbstzerstörerischer und willkürlicher Freiheiten zu leben, sondern in einer Gesellschaft, die für das wahre Wohl ihrer Bürger sorgt und ihnen angesichts ihrer Schwäche und Unsicherheit Wegweisung und Schutz bietet. Habt keine Angst, diesen Dienst an euren Brüdern und Schwestern wie auch für die Zukunft eurer geliebten Nation auf euch zu nehmen.
Der heilige Ninian, dessen Fest wir heute feiern, fürchtete sich nicht, eine einsame Stimme zu sein. In den Fußstapfen der Jünger, die unser Herr vor ihm aussandte, war Ninian einer der allerersten katholischen Missionare, die ihren britischen Zeitgenossen die gute Nachricht von Jesus Christus brachten. Seine Missionskirche in Galloway wurde ein Zentrum für die erste Evangelisierung dieses Landes. Dieses Werk wurde später vom heiligen Mungo, dem Patron Glasgows, und von anderen Heiligen weitergeführt, zu deren größten wohl der heilige Kolumban und die heilige Margareta gehören. Von ihnen inspiriert, haben sich über viele Jahrhunderte hin zahlreiche Männer und Frauen dafür eingesetzt, euch den Glauben zu überbringen. Bemüht euch, dieser großen Tradition würdig zu sein! Laßt euch durch den Aufruf des heiligen Paulus in der ersten Lesung immer neu anspornen: „Laßt nicht nach in eurem Eifer, laßt euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!" (Röm 12,11-12).
Nun möchte ich ein spezielles Wort an die Bischöfe von Schottland richten. Liebe Brüder, ich möchte euch in der Hirtensorge für die Katholiken Schottlands ermutigen. Wie ihr wißt, gilt eine eurer ersten pastoralen Pflichten euren Priestern (vgl. Presbyterorum Ordinis, 7) und ihrer Heiligung. Wie sie für die katholische Gemeinde ein alter Christus sind, so seid ihr es für sie. Lebt in eurem brüderlichen Dienst an euren Priestern die Liebe, die von Christus ausgeht, in Vollkommenheit, indem ihr mit ihnen allen zusammenarbeitet, besonders mit denjenigen, die wenig Kontakt zu ihren Mitbrüdern haben. Betet mit ihnen um Berufungen, daß der Herr der Ernte Arbeiter in seine Ernte sende (vgl. Lk 10,2). Genauso wie die Eucharistie die Kirche bildet, ist das Priestertum zentral für das Leben der Kirche. Setzt euch persönlich dafür ein, eure Priester zu einer Gruppe von Männern heranzubilden, die andere anspornen, sich ganz und gar dem Dienst des allmächtigen Gottes zu widmen. Tragt Sorge auch für eure Diakone, deren Dienstamt in besonderer Weise dem der Bischöfe zugeordnet ist. Seid ihnen ein Vater und ein Ratgeber in Heiligkeit, und ermuntert sie, in der Ausübung ihrer Sendung als Verkünder, zu der sie berufen wurden, an Kenntnis und Weisheit zuzunehmen.
Liebe Priester von Schottland, ihr seid zur Heiligkeit berufen und dazu, dem Volk Gottes zu dienen, indem ihr euer Leben in Einklang mit dem Geheimnis des Kreuzes des Herrn gestaltet. Verkündet das Evangelium mit lauterem Herzen und reinem Gewissen. Gebt euch Gott allein hin, und ihr werdet für junge Männer zu einem leuchtenden Vorbild eines heiligen, einfachen und frohen Lebens werden: Sicher werden dann diese ihrerseits den Wunsch hegen, sich euch in eurem zielstrebigen Dienst am Volk Gottes anzuschließen. Möge das Beispiel des heiligen John Ogilvie in seiner Hingabe, Selbstlosigkeit und Tapferkeit euch alle inspirieren. Ähnlich möchte ich euch, die Mönche, die Nonnen und alle Ordensleute Schottlands, ermuntern, ein Licht auf einem Berggipfel zu sein durch ein authentisches christliches Leben in Gebet und Tat, das auf leuchtende Weise die Kraft des Evangeliums bezeugt.
Zum Schluß möchte ich noch ein Wort an euch, liebe junge Katholiken Schottlands, richten. Ich möchte euch dringend ans Herz legen, ein Leben zu führen, das des Herrn (vgl. Eph 4,1) und euer selbst würdig ist. Viele Versuchungen stehen euch Tag um Tag vor Augen – Drogen, Geld, Sex, Pornographie, Alkohol –, von denen die Welt euch vorgaukelt, sie brächten Glück, doch diese Dinge sind zerstörerisch und zwiespältig. Nur eines ist dauerhaft: die Liebe, die Jesus Christus persönlich zu einem jeden von euch hat. Sucht ihn, lernt ihn kennen und liebt ihn, dann wird er euch befreien von der Sklaverei gegenüber der verlockenden, aber oberflächlichen Existenz, für die die heutige Gesellschaft so häufig wirbt. Legt ab, was wertlos ist, und lernt von eurer eigenen Würde als Kinder Gottes. Im heutigen Evangelium bittet Jesus uns, um Berufungen zu beten: Ich bete darum, daß viele von euch Jesus kennen und lieben lernen und durch diese Begegnung dahin gelangen, sich ganz Gott hinzugeben, besonders diejenigen unter euch, die zum Priestertum und zum Ordensleben berufen sind. Dies ist der Ruf, den Gott jetzt an euch richtet: Die Kirche heute ist eure!
Liebe Freunde, noch einmal drücke ich meine Freude darüber aus, diese Messe mit euch zu feiern. Gern versichere ich euch meines Gebetes in der alten Sprache eures Landes: Sìth agus beannachd Dhe dhuibh uile; Dia bhi timcheall oirbh; agus gum beannaicheadh Dia Alba. Gottes Frieden und Segen sei mit euch allen; Gott umgebe euch; und Gott segne das schottische Volk!" (rv)

GB: Benedikt in Schottland – Erste Eindrücke

Papstreise nach Großbritannien: 1. Tag

Unser Redaktionsleiter P. Bernd Hagenkord beobachtet Papst Benedikts Reise nach England und Schottland für uns. Hier seine ersten Eindrücke.
 Stürmisch war es und typisch britisch: stürmisch des Windes wegen und typisch britisch, weil der Empfang gleich eine ganze Reihe von Eigenheiten des Landes zeigte. Der Herzog von Edinburgh am Flughafen, die Soldaten im Schottenrock, das Understatement der Verantwortlichen, alles das gehört zum Besonderen hier in Großbritannien. Tief in Tradition verankert und gleichzeitig sehr modern, so zeigt sich das Land dem Besucher.
Viel ist im Vorfeld über den Charakter des Staatsbesuches gesprochen worden. Die Ankunft des Papstes in Edinburgh und der Empfang im Palast von Holyroodhouse haben ein erstes Bild davon gezeigt: die Begegnung mit den Katholiken, die Gespräche mit den andren Christen, besonders den Anglikanern, aber ganz besonders der Besuch in einer säkularen Welt sind die Anliegen Benedikts XVI.
In seiner Begrüßungsansprache an die Königin hat Benedikt XVI. auf die christlichen Wurzeln hingewiesen, die immer noch das Land prägen.
Diese Wurzeln möchte er ansprechen und über die Rolle von Religion, die Bedeutung Gottes in der modernen und säkularen Welt sprechen. Und dazu ist er hier, in einem der am meisten säkularisierten Länder Europas, genau am richtigen Platz. Auch Königin Elisabeth II. hat diesen Aspekt der Reise hervorgehoben.
Auf den Straßen waren keine Menschenmassen zu sehen, auch das war auffällig.
Ein freundlicher Empfang, aber auch hier regiert das Understatement.
Es wird schwierig werden für den Papst. Die Menschen sind interessiert und gespannt, aber gejubelt wird eher verhalten – auch das ist Teil des Besuchs. Benedikt begegnet einer Gesellschaft, in der Religion nicht selbstverständlich ist, und er besucht eine katholischen Kirche, die eine Minderheit ist.
Der zweite Tage der Reise, der Freitag, wird zeigen, wie er die Menschen in Großbritannien erreicht. (rv)

Der unsichtbare Papst – ein Korrespondentengespräch

Papstreise nach Großbritannien: 1. Tag

Erster Tag der Papstreise nach Großbritannien: Von London aus verfolgt unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord SJ Benedikts erste Schritte auf schottischem Boden. Wir fragten ihn, inwieweit die Briten für die Visite aus Rom gerüstet sind. Reden denn die Leute über den Staatsgast aus dem Vatikan?
„Wir haben die Möglichkeit gehabt, einige Orte schon vorher zu besuchen, zum Beispiel den Lambeth Palace – die Halle und auch die Privaträume, wo das Treffen mit Primas Rowan Williams sein wird –, die Westminster Cathedral und anderes. Alles ist bestens vorbereitet. Und auch inhaltlich: Ich habe mit einigen Verantwortlichen sprechen können und den Eindruck, dass der Papst hier sehr willkommen ist, vor allem auch in der anglikanischen Kirche. Man will die Gelegenheit nutzen, miteinander zu sprechen. Die Vorbereitungen sind bestens – jetzt werden wir sehen, was der Papst und die Menschen, die er trifft, daraus machen…"
Und merkt man in der britischen Hauptstadt schon etwas davon, dass der Papst an diesem Donnerstag Abend dort eintrifft?
„Die Zeitungen an jeder Straßenecke haben ein Bild vom Papstbesuch auf der Titelseite, aber sonst ist der Besuch in London – noch – unsichtbar. Ein wenig merkwürdig ist das schon, vor allem für uns Journalisten. Da ist ein Großereignis – und es ist nicht wirklich sichtbar. Wenn man nicht wüßte, was in den nächsten Tagen passiert, könnte man das glatt uebersehen. Einige der Stände, wo man Souvenirs kaufen kann, Teddys in Gardeuniformen und so, verkaufen zwar auch gelb-weisse Fahnen, aber nur wenig. Sonst ist da so gut wie nichts sichtbar. Mit den Verkehrssperrungen wird das zwar schnell anders werden, es zeigt aber auch, dass der Papst kein Heimspiel hat, wenn ich das einmal so ausdrücken darf. Es wird nicht einfach für ihn werden, die Menschen zu erreichen, mit ihnen zu sprechen; zu viele interessiert das einfach nicht."
Für was interessiert sich der Mann auf der Straße denn im Moment sonst, wenn nicht für den bevorstehenden Papstbesuch in London?
„Bei den Straßengesprächen oder in den Pubs ist das kein großes Thema. Auf der Straße redet man über die Verurteilung von George Michael und über die fehlende Polizei und über Politik, aber der Papst ist nicht wirklich ein Thema. Es ist ein großer Unterschied zu Johannes Paul II. Mit seinem Charisma hat er auch in nicht-katholischen Ländern Massen angezogen. Benedikt ist anders. Und das sieht man ganz deutlich besonders bei diesem Besuch: Er will Themen ansprechen, den Atheismus und seine Folgen, die Ökumene mit den Anglikanern, die Frage nach Gott in der Gesellschaft, all diese Dinge… und das ist natürlich keine einfache Kost. Benedikt reist nicht, um bejubelt zu werden, sondern um Themen anzusprechen. Und wenn man das tut, muss man sich klar sein, dass das in einer modernen Gesellschaft nicht alle interessiert. Und er ist trotzdem gekommen. Das zeigt, das Benedikt diese Diskussionskultur Ernst nimmt und sich beteiligen will. Aber er muss Überzeugungsarbeit leisten. Mein Eindruck ist, dass man nicht so genau weiss, was man von Benedikt halten soll. Bei Johannes Paul war das einfacher; jetzt muss man denken und genau zuhören, einfacher Jubel für den Star reicht nicht. Die Starkultur ist sehr stark hier, besonders auch in der Politik und überhaupt im öffentlichen Leben; da will Papst Benedikt nicht so richtig reinpassen. Oder besser: Da will er sich auch gar nicht einfügen. Deswegen werden, denke ich, erst die nächsten Tage zeigen, was die Briten von Benedikt halten."
Der Papst hat ja schon auf dem Flug nach Edinburgh das Thema Missbrauchs-Skandale angesprochen…
„Das ist schon fast eine Tradition geworden. Es gibt Dinge, die den Besuch begleiten werden, und die Missbrauchs-Debatte gehört dazu. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Benedikt im Flugzeug die heiklen Punkte quasi schon vorweg nimmt. Damit schafft er das Thema nicht aus der Welt, aber er kann den richtigen Ton finden. Die Menschen, zu denen er kommt, sind ja schon viel länger als wir in Deutschland oder Österreich oder der Schweiz mit diesen Missbrauchsfällen beschäftigt, und die Menschen wollten hören, wie der Papst dazu steht. Das hat er im Flugzeug noch einmal sehr klar und sehr persönlich ausgedrückt. Das hier ist eine gebrochene Kirche, durch diese Missbrauchsfälle gebrochene Kirche, und dem hat der Papst mit seinen Worten Respekt erwiesen."
Der Papst befindet sich auf dieser Reise sozusagen im Epizentrum des neuen (und manchmal auch kämpferischen) Atheismus. Wie wird sich das auswirken?
„Atheismus ist vielleicht die geheime Überschrift über der Reise, zumindest eine Kapitelüberschrift. Viel von der harten Kritik um Vorfeld und auch jetzt auf den Bildschirmen kommt von Menschen, die sich als Atheisten bezeichnen und die eine Rolle spielen hier, mindestens in den Medien. Dass er das auch im Flugzeug angesprochen hat, zeigt, dass er genau weiss, was ihm hier begegnen wird. Ich glaube, man muss diese Kritik als das nehmen, was sie ist. Man muss mit den Kritikern sprechen, und genau dazu wird der Papst sicherlich auch einiges sagen, spätestens in der Westminster Hall. Natürlich gibt es auch hier die üblichen Verdächtigen, die selber keine Kritik vertragen, aber so ist das. Was der Papst immer wieder sagt, ist, dass eine Welt ohne Gott und ohne Religion keinen Grund hat, dass das gefährlich ist für uns Menschen. Und das wird sicherlich auch hier ein Thema für ihn sein." (rv)

GB: Papst trifft Königin

Papstreise nach Großbritannien: 1. Tag

Unter Dudelsackklängen und reger Anteilnahme zahlreicher Gläubiger und Neugieriger gelangte Benedikt durch das Zentrum Edinburghs, das zum UNO-Weltkulturerbe zählt, in den königlichen Palast. Die Queen in einem taubengrauen Kostüm mit Hut nahm das Kirchenoberhaupt im Morning Room in Empfang, während gleichzeitig in einem anderen Saal Kardinalstaatsskretär Tarcisio Bertone den britischen Vizepremier Nick Clegg traf.
 In seiner Ansprache vor der Queen und anderen politischen und kirchlichen Autoritäten, darunter dem anglikanischen Primas Erzbischof Rowan Williams, würdigte der Papst den damaligen Widerstand Großbritanniens gegen die Nazidiktatur. Er wandte sich gegen den heutigen „aggressiven Säkularismus" und forderte die britischen Medien dazu auf, respektvoll mit der Menschenwürde umzugehen. Hier die Kernsätze der ersten Rede Papst Benedikts auf britischem Boden:
„Eure Majestät! Ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Einladung zu einem offiziellen Besuch in das Vereinigte Königreich… Tiefe christliche Wurzeln sind immer noch in jeder Schicht britischen Lebens vorhanden… Der Glaube wird eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich bleiben – zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen.
Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als „lebensunwert" betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten.
Wenn wir über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachdenken, wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluß von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben uns letztlich zu einer verkürzten Vision des Menschen und der Gesellschaft führt und damit zu einer herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung.
Die Regierung Eurer Majestät und die Regierung Irlands haben … dazu beigetragen, eine Friedensresolution für den Nordirland-Konflikt auf den Weg zu bringen. Ich ermuntere alle Beteiligten, auf dem … Weg zum Frieden weiter mutig voranzuschreiten.
Das Vereinigte Königreich bleibt politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne… Entsprechend haben auch die britischen Medien, deren Meinungen ein so breites Publikum erreichen, eine schwerwiegendere Verantwortung als die meisten anderen Medien und eine größere Gelegenheit, … die Ausbreitung authentischer Menschenrechte zu fördern.
Heute strebt das Vereinigte Königreich danach, eine moderne und multikulturelle Gesellschaft zu sein. Bei diesem interessanten Unternehmen möge es stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden."
Religion war immer zentral für die Identität Großbritanniens, sagte die Queen, und sie könne eine Rolle spielen beim Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft. In Großbritannien sei Kultfreiheit an der Basis der Demokratie. (rv)

Vatikan: Erklärungen zu Interview

Ein Gespräch mit dem langjährigen Ökumene-Verantwortlichen des Vatikans, Kardinal Walter Kasper, hat in Großbritannien Wellen geschlagen. Der deutsche Kurienkardinal hatte dem „Focus" kurz vor Beginn der Papstreise auf die Britischen Inseln gesagt, dass die Reise nicht nur eine europäische, sondern eine universelle Dimension habe. Dabei sorgte Kaspers Begriff „Dritte Welt" für Unmut. Er bezog sich allerdings, wie der Vatikan am Mittwoch klarstellte, auf die große internationale Bedeutung Londons mit seiner kosmopolitischen Einwohnerschaft. Der Kardinal, der wegen Krankheit nicht an der Papstreise nach Großbritannien teilnimmt, ging auch auf den zum Teil etwas kämpferischen Atheismus dort ein. Der Vatikan spricht in seiner Erklärung von „einigen bekannten Autoren, die besonders aggressiv auftreten und wissenschaftliche oder kulturelle Argumente vorbringen, die aber in Wirklichkeit nicht von so großem Wert sind". Das bedeute natürlich nicht, „dass Kardinal Kasper nicht … die großen Werte der britischen Kultur kennt". (rv) 

Vatikan/Bosnien-Herzegowina: Militärseelsorge als Beitrag zur Religionsfreiheit

Die katholische Militärseelsorge in Bosnien-Herzegowina ist ein wichtiger Beitrag zur Religionsfreiheit. Darauf hat der vatikanische Außenminister, Erzbischof Dominique Mamberti, bei einem Treffen mit dem Außenminister von Bosnien-Herzegowina, Sven Alkalaj, hingewiesen. Bei der Begegnung im Vatikan an diesem Dienstag wurden die Abkommensverträge zwischen dem Heiligen Stuhl und Bosnien-Herzegowina bezüglich der Militärseelsorge ausgetauscht. Er hoffe, dass das Abkommen auch zu einem besseren Bild des Landes im Ausland und zur europäischen Integration beitragen werde, so Mamberti weiter. Das Abkommen könne zum Respekt unter den verschiedenen Glaubensgemeinschaften des landes beitragen, bestätigte seinerseits der Außenminister von Bosnien-Herzegowina, Sven Alkalaj. Im multireligiösen Bosnien-Herzegowina sind die meisten Einwohner Christen und Muslime, Anhänger anderer Religionen machen etwa sieben Prozent der Gesamtbevölkerung aus. (rv)

Belgien: Vangheluwe wird laisiert

Der Vatikan wird bald eine Entscheidung zur Zukunft von Bischof Roger Vangheluwe treffen. Dieser hatte den sexuellen Missbrauch seines Neffen gestanden. Dies teilte an diesem Montag der Vorsitzende der Belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof Andre-Joseph Leonard, in Brüssel mit. Er rechne damit, dass Rom sich sehr bald äußern werde, so der Bischof in einer Pressemitteilung. Vangheluwe war im April als Bischof von Brügge zurückgetreten. Danach hatte es immer wieder Forderungen gegeben, er solle sich in den Laienstand zurück versetzen lassen oder der Vatikan solle dies tun. Leonard bestätigte jetzt, in Rom sei ein Verfahren zu Vangheluwe im Gange. Diese Prozedur werde nach Angaben der Apostolischen Nuntiatur bald zum Abschluss kommen. (rv)

D: Neustart im Bistum Augsburg

Alles auf Null im Bistum Augsburg: Der neue Bischof Konrad Zdarsa hat an diesem Montag erstmals den Fuss in sein neues Bistum gesetzt. Augsburgs Kirche versucht, den so genannten Fall Mixa so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, und stellt die Signale auf Neustart. Der 66-jährige Zdarsa war bisher Bischof von Görlitz, dem kleinsten deutschen Bistum gleich an der polnischen Grenze. Jetzt also Augsburg:
 „Das ist schon ein gewaltiger Neuanfang, weil ich in eine völlig andere Gegend Deutschlands komme, die auch eine völlig andere Geschichte hatte, zumindest bis zum Mauerfall, aber auch darüber hinaus. Für mich ist das eine weitere Station auf dem Weg der Nachfolge Christi… Ich glaube – und das sehe ich eigentlich schon länger länger, unabhängig davon, dass jetzt diese nicht so einfache Berufung an mich ergangen ist: Wir können mit einer Sprache aus dem 18. Jahrhundert die Menschen des 21. Jahrhunderts nur schwer überzeugen und gewinnen. Aber nicht weniger als in der frühen Kirche müssen wir uns auch heute auf das Evangelium gründen und mit dem Evangelium argumentieren! Ohne dabei allerdings zu frömmeln oder penetrant zu werden…"
Für Zdarsa ist die Hauptfrage: Wie können wir das Evangelium ins Heute übersetzen, ohne es zu verfälschen oder abzuschwächen?
„Das ist für mich – und nicht nur jetzt für meinen Weg nach Augsburg, in eine sozusagen volkskirchlich strukturierte, traditionelle Kirche – die entscheidende Aufgabe, vor der die deutsche Kirche überhaupt steht. Nach Augsburg will ich vorurteilslos gehen! Ich glaube, insgesamt muss die Kirche brüderlicher auftreten und vielleicht auch Herrschaftsansprüche aufgeben, bereit sein zu dienen, auf die Menschen zuzugehen… und gleichzeitig die Wahrheit verteidigen, unzweifelhaft."
Allerdings – die Drehungen und Wendungen im Fall seines Vorgängers Walter Mixa auf dem Stuhl des heiligen Ulrich hat Zdarsa schon genau verfolgt. Und ist dabei über die Berichterstattung in manchen Medien nicht richtig glücklich gewesen, wie er dem Kölner Domradio erzählt:
„Ich möchte keine Medien nennen – aber man kann sehr wohl spüren, ob hier wirklich Interesse besteht am Wohle aller, Dinge zu benennen und anzugehen, die reformbedürftig sind, oder ob man hier die Freude hat am Bloßstellen. Ob man hier gewisserweise sogar kampagnenhaft bestimmte Nebensätze übersieht oder auch mit nicht gerade Wohlwollen auf manche Entwicklungen blickt."
(rv)

Vatikan: Päpstliche Bibliothek wieder offen

Kommenden Montag öffnet die Vatikanische Apostolische Bibliothek nach drei Jahren Renovierung ihre Pforten. Umfangreiche Bauarbeiten haben in dieser Zeit stattgefunden. So wurden die Decken verstärkt, da die alten Gebäude aus der Renaissance der Bücherlast nicht mehr gewachsen waren und nachzugeben drohten. Außerdem erhielt das Büchermagazin einen besseren Brand- und Staubschutz, eine neue Klimaanlage und ein Sicherheitssystem auf dem letzten Stand. Die seinerzeit nicht unumstrittene Totalschließung der Bibliothek wurde aber auch dazu genutzt, die Bestände mithilfe neuester Technik benutzerfreundlicher zu machen. Der Präfekt der Vatikan-Bibliothek, Cesare Pasini, erklärte uns, wie das funktioniert:
„Jeder Forscher hält neben seinem elektronischen Ausweis auch täglich ein Passwort. Damit kann man sich vom eigenen Laptop aus in die Datenbanken der Bibliothek einwählen und die gewünschte Handschrift oder das Buch bestellen. Außerdem haben wir jedes einzelne Buch im Lesesaal mit einem Mikrochip ausgestattet. Wenn Sie nun ein Buch nehmen und anderswo hintragen wollen, werden Sie daran erinnert, dass Sie das nicht dürfen. So vermeiden wir, dass Bücher falsch abgestellt und damit für immer unauffindbar sind."
Die „Vaticana", so heißt die päpstliche Buchsammlung unter Fachleuten ganz schlicht, ist eine der wertvollsten Bibliotheken der Welt. Vor allem ihr Bestand an Handschriften ist eindrucksvoll: Mehr als 150.000 Manuskripte werden hier für die Forschung verwahrt, so viel wie kaum eine andere Bibliothek. Anders, als man annehmen würde, haben die Päpste im Lauf der Jahrhunderte nicht bloß Bibeln, Gebetsbücher und theologische Fachliteratur gesammelt, sondern alles, was ihre Neugier erweckte, darunter prominente Abhandlungen zu Astronomie oder Geographie, viel Belletristik, außerdem Landkarten, Münzen und vieles mehr. „Es ist der humanistische Geist, der uns besonders auszeichnet", sagt Präfekt Pasini.
„Humanistischer Geist, das bedeutet zu forschen, indem man den Quellen auf den Grund geht. Und das in aller Ruhe. Nicht den Moden nachlaufen oder den Ideen, die einem als erstes einfallen, denn nicht immer ist die erste Idee die Wahrheit. Wenn ein Wissenschaftler hier ein Gebiet erforscht, dann ist er vielleicht nicht der einzige, und das ist gut so, dann gibt es Austausch, Vergleich und Diskussion. Und allmählich schält sich die Wahrheit heraus. Dazu braucht es Seriosität und Geduld. Wir haben hier keine Eile, selbst wenn uns modernste Hilfsmittel das Studium erleichtern."
Zudem soll der Salone Sistino, das historische Herzstück der Bibliothek, in wenigen Jahren wieder als Lesesaal benutzt werden. Der italienische Architekt Paolo Portoghesi arbeitet an einem Entwurf für die Umgestaltung des Prunksaales aus dem 16. Jahrhundert. Zuletzt war der Salone Sistino den Vatikanischen Museen angegliedert. (rv)