Indien/USA: Kardinal gegen Koranverbrennung

Gegen die Pläne einer evangelischen Sekte in den USA, am 11. September öffentlich Koran-Exemplare zu verbrennen, formiert sich immer mehr Widerstand. Der Präsident der Indischen Bischofskonferenz sagte, das wäre „ein Akt kompletter Insensibilität und mangelnden Respekts". In Mumbai lehnten sämtliche christlichen Religionsführer eine derart provokante Initiative wie eine öffentliche Koranverbrennung ab, so Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Mumbai. In Indonesiens Hauptstadt Jakarta haben sich katholische Bischöfe und Protestanten mit Vertretern einer Gruppe muslimischer Extremisten getroffen, um die Aktion der Sekte gemeinsam zu verurteilen. Das Treffen sollte einen freundschaftlichen Dialog initiieren, um Konflikte zwischen Christen und radikalen Moslems als Folge der möglichen Koranverbrennung vorzubeugen. (rv)

Schweden: Katholisch studieren wieder möglich

Am kommenden Wochenende öffnet nach Jahrhunderten wieder eine katholische Hochschule in Schweden ihre Türen. Das „Newman Institutet" in Uppsala wird nach Angaben der Hochschulleitung die erste katholische Bildungsstätte seit der Reformation im 16. Jahrhundert sein, die die Befugnis erhält, akademische Examen abzunehmen. Die neue Hochschule wird von Jesuiten geführt und verfügt über sieben festangestellte Professoren sowie voraussichtlich 40 staatlich geförderte Studienplätze pro Studienjahr – insgesamt 120. Rektor ist der deutsche Jesuit Philip Geister. In Schweden lebt eine kleine Minderheit von knapp zwei Prozent Katholiken. (rv) 

Kard. Erdö: „Vereinte Christen gegen Ausbeutung der Natur“

Die Christen müssen federführend sein in Sachen Umweltschutz. Das sagte der ungarische Primas, Kardinal Peter Erdö, in seiner Eröffnungsrede zur „grünen“ Pilgerreise der Umwelt-Bischöfe in Zentraleuropa. Bis Sonntag pilgern die Verantwortlichen für Umweltfragen der europäischen Bischofskonferenzen von Ungarn über die Slowakei bis ins österreichsche Mariazell. Wie Kardinal Erdö weiter hinzufügte, müssten die Gläubigen sich aktiv gegen die Ausbeutung der Natur einzusetzen. Dieses Anliegen vereine die Christen aller Konfessionen.
 Mario Galgano mit weiteren Einzelheiten.
Umweltschutz ist urheberrechtlich nicht geschützt. Das heißt, jeder Mensch und jede Gemeinschaft soll und muss sich damit auseinandersetzen. Das ist die zentrale Botschaft, die Kardinal Erdö den Gläubigen bei der „grünen“ Pilgerreise vermitteln möchte. Dazu sei ein Austausch mit Politikern und Wirtschaftsleuten unvermeidlich.
Die Teilnehmer der Pilgerreise des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) werden deshalb auch mit Unternehmen, Ökonomen und Politikern zusammentreffen. Kardinal Erdö habe zwar Verständnis dafür, dass die Politik eng mit der Wirtschaft verbunden sei. Doch oft werde diese Einsicht den vermeintlichen wirtschaftlichen Zwängen untergeordnet.
„Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Wirtschaft doch mehrheitlich nach ihren eigenen Regeln handelt. Es herrscht ständig ein Notstand, sagt uns die Wirtschaft. Und im Notstand fühlt man sich berechtigt, auch Schritte zu unternehmen, die man selber nicht für vernünftig hält. Das gilt insbesondere beim Umgang mit der Natur. Man muss aber ständig im Dialog bleiben. Sowohl die Politiker als auch die Verantwortlichen der Wirtschaft und andererseits die Kirchenvertreter müssen unbedingt in Kontakt bleiben mit den Naturwissenschaftlern.“
Erdö verwies auch auf Papst Benedikt XVI., der in seinem Schreiben zum Weltfriedenstag daran erinnert habe, dass die Achtung vor der Natur nicht ohne Veränderung des Lebensstils möglich sei. Kardinal Erdö erinnerte dabei an den Begriff der „sozialistischen Moral“ im spätkommunistischen Ungarn.
„Damals hat man den Materialismus vertreten und eben von sozialistischer Moral gesprochen. Es gab in der offiziellen Presse große Diskussionen unter Akademikern über den Inhalt dieser sozialistischen Moral. Letztlich lautete die Antwort, die am meisten angenommen wurde: der Inhalt der Moral sei mit dem Strafgesetzbuch identisch. Aber wenn das Strafgesetzbuch allein den Inhalt des Moralismus bildet, dann gibt es keine Moral. Das war das Problem. Doch danach blieb unsere Gesellschaft ohne Orientierung.“
Deshalb stehe die Wallfahrt der Bischöfe unter einem leichtverständlichen Motto, das Papst Benedikt XVI. zum Weltfriedenstag 2010 ausgerufen hat: „Wenn Du den Frieden willst, bewahre die Schöpfung.“ (rv)

Raue: „Anti-Missbrauchleitlinien gehen in die richtige Richtung“

Die Neufassung der Anti-Missbrauchrichtlinien geht in die richtige Richtung, lobt die Missbrauchbeauftragte Ursula Raue im Interview mit Radio Vatikan. Die deutschen Bischöfe hatten am Dienstag die neuen Leitlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche vorgestellt. Dort werden Zuständigkeiten und Vorgehensweisen präziser gefasst. Die Berliner Rechtsanwältin hatte im Auftrag des deutschen Jesuitenordens eine unabhängige Untersuchung zu den Missbrauchsfällen in jesuitischen Einrichtungen vorgelegt und war mit zahlreichen Opfern in Kontakt. Raue:
„Gut finde ich, dass der sexuelle Missbrauch auch über die Grenzen des Strafgesetzbuches hinaus ernst genommen und verfolgt wird. Dann gibt es den ständigen Beraterstab, das finde ich auch eine sehr gute Lösung. Ganz gut ist auch, dass der Opferschutz aufgenommen wurde, das ist ja der Streitpunkt mit der Bundesjustizministerin. Denn aus meiner Erfahrung heraus muss man immer gucken, ob ein angemessener Schutz für das Opfer gewährleistet wird, und das scheint mir hier jedenfalls als Gedanke ernst genommen.“
Neben der juristischen Abwicklung der Missbrauchsfälle beziehen die Leitlinien 2010 auch explizit die psychologische Betreuung der Opfer mit ein. Eine Neuerung ist die Ernennung eines Zuständigen für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs in jedem Bistum. Das ist eine gute Maßnahme, findet Raue. Eine Sache hält sie dabei allerdings noch für verbesserungswürdig:
„Es heißt ja: Die beauftragte Person „soll“ nicht zur Leitung des Bistums gehören. Das heißt ja dann im Umkehrschluss: sie „kann“ aber. Die beauftragte Person kann also immer noch aus dem Bistum kommen, was ich für keine gute Idee halte. Ich habe nicht ganz verstanden, warum man nicht völlig unabhängige Leute nimmt. Alle Leute, die in die Hierarchie eingebunden sind, unterliegen einem Weisungsrecht. Also ich fände es besser, wenn man da überhaupt keine Person aus Orden oder Bistum nehmen würde, sondern eine externe Person.“
Externe Zuständige wünscht sich Raue auch für den vom jeweiligen Diözesanbischof eingesetzten ständigen Beraterstab, dem auch Fachleute der Psychiatrie, Psychotherapie und Juristen angehören sollen. Raue hatte bei der Untersuchung der Missbrauchsfälle an jesuitischen Einrichtungen vor allem die mangelhafte Kommunikation über bestätigte Missbrauchstäter kritisiert. Kenntnisse über Missbrauchstäter sollten grundsätzlich weitergegeben werden, um neue Missbrauchsfälle zu verhindern, meint Raue.
„Das war ja der Hauptpunkt bei den ganzen Skandalen, mit denen wir es im letzten halben Jahr zu tun hatten: Dass es am Schutz für die Opfer gefehlt hat. Das heißt, die Täter konnten weiter machen, ohne dass das neue Umfeld wusste, was los war. Das ist unbedingt notwendig, und so ist es richtig, dass jetzt hinein geschrieben wurde, dass die Stelle benachrichtigt wird. Ich sehe hier allerdings, dass sich das nur auf kirchliche Einrichtungen bezieht. Und da bin ich der Meinung, das sollte überall, wo der Täter heu hinkommt, mitgeteilt werden – nicht nur im kirchlichen Rahmen.“
Für sinnvoll hält die Rechtsanwältin weiter den Ausbau der Prävention – sie denkt dabei sowohl an Aufklärung für Jugendliche als auch angehende Geistliche.
„Es steht ja hier was von Aufklärung über Sexualität im Rahmen der Kirche und den Umgang mit Sexualität. Ich denke, da könnten auch noch Präventionsmaßnahmen mit hinein. Denn es gibt ja auch Einrichtungen, in denen Kinder betreut werden. Da wünsche ich mir, dass da von vornherein Präventionsmaßnahmen mit hinein genommen werden, vor allem auch auf Seiten der Jugendlichen – dass man da ein Programm installiert, das die Kinder stark macht.“ (rv)