Belgien: Vangheluwe wird laisiert

Der Vatikan wird bald eine Entscheidung zur Zukunft von Bischof Roger Vangheluwe treffen. Dieser hatte den sexuellen Missbrauch seines Neffen gestanden. Dies teilte an diesem Montag der Vorsitzende der Belgischen Bischofskonferenz, Erzbischof Andre-Joseph Leonard, in Brüssel mit. Er rechne damit, dass Rom sich sehr bald äußern werde, so der Bischof in einer Pressemitteilung. Vangheluwe war im April als Bischof von Brügge zurückgetreten. Danach hatte es immer wieder Forderungen gegeben, er solle sich in den Laienstand zurück versetzen lassen oder der Vatikan solle dies tun. Leonard bestätigte jetzt, in Rom sei ein Verfahren zu Vangheluwe im Gange. Diese Prozedur werde nach Angaben der Apostolischen Nuntiatur bald zum Abschluss kommen. (rv)

D: Neustart im Bistum Augsburg

Alles auf Null im Bistum Augsburg: Der neue Bischof Konrad Zdarsa hat an diesem Montag erstmals den Fuss in sein neues Bistum gesetzt. Augsburgs Kirche versucht, den so genannten Fall Mixa so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, und stellt die Signale auf Neustart. Der 66-jährige Zdarsa war bisher Bischof von Görlitz, dem kleinsten deutschen Bistum gleich an der polnischen Grenze. Jetzt also Augsburg:
 „Das ist schon ein gewaltiger Neuanfang, weil ich in eine völlig andere Gegend Deutschlands komme, die auch eine völlig andere Geschichte hatte, zumindest bis zum Mauerfall, aber auch darüber hinaus. Für mich ist das eine weitere Station auf dem Weg der Nachfolge Christi… Ich glaube – und das sehe ich eigentlich schon länger länger, unabhängig davon, dass jetzt diese nicht so einfache Berufung an mich ergangen ist: Wir können mit einer Sprache aus dem 18. Jahrhundert die Menschen des 21. Jahrhunderts nur schwer überzeugen und gewinnen. Aber nicht weniger als in der frühen Kirche müssen wir uns auch heute auf das Evangelium gründen und mit dem Evangelium argumentieren! Ohne dabei allerdings zu frömmeln oder penetrant zu werden…"
Für Zdarsa ist die Hauptfrage: Wie können wir das Evangelium ins Heute übersetzen, ohne es zu verfälschen oder abzuschwächen?
„Das ist für mich – und nicht nur jetzt für meinen Weg nach Augsburg, in eine sozusagen volkskirchlich strukturierte, traditionelle Kirche – die entscheidende Aufgabe, vor der die deutsche Kirche überhaupt steht. Nach Augsburg will ich vorurteilslos gehen! Ich glaube, insgesamt muss die Kirche brüderlicher auftreten und vielleicht auch Herrschaftsansprüche aufgeben, bereit sein zu dienen, auf die Menschen zuzugehen… und gleichzeitig die Wahrheit verteidigen, unzweifelhaft."
Allerdings – die Drehungen und Wendungen im Fall seines Vorgängers Walter Mixa auf dem Stuhl des heiligen Ulrich hat Zdarsa schon genau verfolgt. Und ist dabei über die Berichterstattung in manchen Medien nicht richtig glücklich gewesen, wie er dem Kölner Domradio erzählt:
„Ich möchte keine Medien nennen – aber man kann sehr wohl spüren, ob hier wirklich Interesse besteht am Wohle aller, Dinge zu benennen und anzugehen, die reformbedürftig sind, oder ob man hier die Freude hat am Bloßstellen. Ob man hier gewisserweise sogar kampagnenhaft bestimmte Nebensätze übersieht oder auch mit nicht gerade Wohlwollen auf manche Entwicklungen blickt."
(rv)

Vatikan: Päpstliche Bibliothek wieder offen

Kommenden Montag öffnet die Vatikanische Apostolische Bibliothek nach drei Jahren Renovierung ihre Pforten. Umfangreiche Bauarbeiten haben in dieser Zeit stattgefunden. So wurden die Decken verstärkt, da die alten Gebäude aus der Renaissance der Bücherlast nicht mehr gewachsen waren und nachzugeben drohten. Außerdem erhielt das Büchermagazin einen besseren Brand- und Staubschutz, eine neue Klimaanlage und ein Sicherheitssystem auf dem letzten Stand. Die seinerzeit nicht unumstrittene Totalschließung der Bibliothek wurde aber auch dazu genutzt, die Bestände mithilfe neuester Technik benutzerfreundlicher zu machen. Der Präfekt der Vatikan-Bibliothek, Cesare Pasini, erklärte uns, wie das funktioniert:
„Jeder Forscher hält neben seinem elektronischen Ausweis auch täglich ein Passwort. Damit kann man sich vom eigenen Laptop aus in die Datenbanken der Bibliothek einwählen und die gewünschte Handschrift oder das Buch bestellen. Außerdem haben wir jedes einzelne Buch im Lesesaal mit einem Mikrochip ausgestattet. Wenn Sie nun ein Buch nehmen und anderswo hintragen wollen, werden Sie daran erinnert, dass Sie das nicht dürfen. So vermeiden wir, dass Bücher falsch abgestellt und damit für immer unauffindbar sind."
Die „Vaticana", so heißt die päpstliche Buchsammlung unter Fachleuten ganz schlicht, ist eine der wertvollsten Bibliotheken der Welt. Vor allem ihr Bestand an Handschriften ist eindrucksvoll: Mehr als 150.000 Manuskripte werden hier für die Forschung verwahrt, so viel wie kaum eine andere Bibliothek. Anders, als man annehmen würde, haben die Päpste im Lauf der Jahrhunderte nicht bloß Bibeln, Gebetsbücher und theologische Fachliteratur gesammelt, sondern alles, was ihre Neugier erweckte, darunter prominente Abhandlungen zu Astronomie oder Geographie, viel Belletristik, außerdem Landkarten, Münzen und vieles mehr. „Es ist der humanistische Geist, der uns besonders auszeichnet", sagt Präfekt Pasini.
„Humanistischer Geist, das bedeutet zu forschen, indem man den Quellen auf den Grund geht. Und das in aller Ruhe. Nicht den Moden nachlaufen oder den Ideen, die einem als erstes einfallen, denn nicht immer ist die erste Idee die Wahrheit. Wenn ein Wissenschaftler hier ein Gebiet erforscht, dann ist er vielleicht nicht der einzige, und das ist gut so, dann gibt es Austausch, Vergleich und Diskussion. Und allmählich schält sich die Wahrheit heraus. Dazu braucht es Seriosität und Geduld. Wir haben hier keine Eile, selbst wenn uns modernste Hilfsmittel das Studium erleichtern."
Zudem soll der Salone Sistino, das historische Herzstück der Bibliothek, in wenigen Jahren wieder als Lesesaal benutzt werden. Der italienische Architekt Paolo Portoghesi arbeitet an einem Entwurf für die Umgestaltung des Prunksaales aus dem 16. Jahrhundert. Zuletzt war der Salone Sistino den Vatikanischen Museen angegliedert. (rv)