Presseschau am Freitag: „Die Schlacht um den Glauben“

Papstreise nach GB: 2. Tag

Wenn man den Erfolg des Papstbesuches an der öffentlichen Wahrnehmung misst, dann ist er jetzt schon ein voller Erfolg. An den Zeitungsständen, in Radios und im Fernsehen wird das Anliegen der Reise aufgenommen und es wird diskutiert: die moderne, säkulare Gesellschaft und der Glaube. Natürlich ist es der Eventcharakter der Reise und natürlich auch ein wenig Starkult, aber darüber wird in Länge und Breite die Bedeutung des Glaubens für den Menschen und die Gesellschaft diskutiert.
 Die Times nennt es die „Schlacht um den Glauben", die in dieser öffentlichen Diskussion mit dem Papst ausgetragen werde, und bringt Ansichten von allen Seiten. Independent und Daily Telegraph sprechen vor allem über die Herausforderungen, die sich einer modernen Gesellschaft stellen.
Ein Kommentar in der Zeitung The Independent zweifelt sogar die Geschichtsinterpretation an, demnach nach der Befreiung von der Kirche automatisch mehr Freiheit komme und führt so Papst Benedikts Thema aus der Ansprache vor der Königin weiter.
Die Diskussion wird getragen von einem weiten Interesse, das so nicht erwartet worden war. Immer wieder werden zwar auch die Kritiker und die Proteste in Erinnerung gebracht, die aber im Augenblick kaum keine Rolle spielen. Das Interesse an dem, was der Papst sagt, überwiegt.
Alle Medien sind voll mit Berichterstattung und Begleitprogrammen. Bei der BBC und SKY laufen sogar Sendungen, die die einzelnen Teile der Messe erklären, um Zuschauern das Verfolgen der Ereignisse zu ermöglichen. Und selbst die Autofahrt des Papstes von Edinburgh nach Glasgow wurde in voller Länge und live übertragen.
Natürlich ist auch der Missbrauch ein Thema, aber auch hier ist die Botschaft des Papstes angekommen. Das Thema ist noch nicht vorbei, das wird aus verschiedenen Stellungnahmen klar, aber noch einmal und für die betroffenen Menschen hat Papst Benedikt seinen Standpunkt klar gemacht, und alle Medien wiederholen es. Dafür bekommt er viel Zustimmung.
Benedikt hat bis jetzt immer wieder die christlichen Wurzeln Großbritanniens, die Spiritualität und den Glauben als Quellen für Respekt und Freiheit in der menschlichen Gesellschaft angesprochen. Und genau darüber spricht das Land in diesen Tagen. (rv)

Benedikt XVI.: „Religionen müssen ein Teamwork bilden“

Papstreise nach GB: 2. Tag

Der interreligiöse Dialog fordert von allen Religionen eine aktive Beteiligung. Das betonte der Papst an diesem Freitagnachmittag in London. Seite an Seite müssen sich die Religionsgemeinschaften für das Wohl der gesamten Gesellschaft einsetzen. Das sagte Benedikt XVI. bei der Begegnung mit Vertretern anderer Religionen. An dem Treffen nahmen Vertreter von Judentum, Islam, Hinduismus, Sikhismus und anderen Traditionen teil. Der Papst bekannte sich ausdrücklich zum Gespräch der Glaubensgemeinschaften.
„Ich möchte die Wertschätzung der Katholischen Kirche für das wichtige Zeugnis zum Ausdruck bringen, das Sie alle als gläubige Menschen in einer Zeit ablegen, in der religiöse Überzeugungen nicht immer verstanden und geschätzt werden."
Besonders seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) habe die katholische Kirche die Wichtigkeit des Dialogs und der Zusammenarbeit betont.
„Ich darf Ihnen versichern, dass die katholische Kirche den Weg der Begegnung und des Dialogs aus wahrem Respekt für Sie und Ihr religiöses Bekenntnis verfolgt. Zugleich mahne ich die Religionen zum Verzicht auf Hass und Gewalt. Jeder wirkliche Glauben beinhaltet die Pflicht, in Frieden mit unserem Nächsten zu leben."
Religiöse Menschen seien gehalten, einander in Liebe und „mit größtem Respekt für andere religiöse Traditionen" zu begegnen. Bei der Toleranz müsse stets das „Prinzip der Gegenseitigkeit" gelten. Religiöse Minderheiten müssten die Freiheit haben, ihren Kult auszuüben und öffentlich Gottesdienst zu feiern. Jeder Mensch müsse seinem Gewissen folgen dürfen, ohne deswegen ausgegrenzt oder verfolgt zu werden. Das gelte selbst bei einem Konfessionswechsel.
Benedikt XVI. führte weiter aus, der Dialog dürfe nicht auf einer theologischen Ebene bleiben, sondern müsse auch einen Austausch über das Gebet und den gemeinsamen Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung einschließen. In Großbritannien sei das Bemühen um freundschaftliche Kontakte zwischen den Glaubensgemeinschaften zunehmend ein „charakteristisches Merkmal der religiösen Landschaft", so der Papst.
Er widersprach der These, dass Religion und Wissenschaft unvereinbar seien. Human- und Naturwissenschaften vermittelten ein wertvolles Verständnis verschiedener Aspekte des Lebens; sie könnten aber „nicht sagen, warum und mit welchem Ziel wir existieren, noch können sie eine umfassende Antwort auf die Frage liefern, warum überhaupt etwas ist und nicht vielmehr nichts".
Weitere Kernsätze
„Auf geistlicher Ebene sind wir alle auf unterschiedliche Weisen persönlich auf einem Weg, der eine Antwort auf die wichtigste aller Fragen gibt – die Frage nach dem letzten Sinn des menschlichen Daseins. Ihre Präsenz und Ihr Zeugnis in der Welt verweisen auf die grundlegende Bedeutung dieser geistlichen Suche, auf die wir uns eingelassen haben, für das Leben der Menschen. Innerhalb ihres jeweiligen Fachbereichs vermitteln uns die Human- und Naturwissenschaften ein wertvolles Verständnis verschiedener Aspekte unseres Lebens und helfen uns, das Zusammenspiel der Kräfte in der materiellen Welt tiefer zu erfassen. Diese Wissenschaften beantworten jedoch nicht die grundlegende Frage und können dies auch nicht tun, da sie sich allesamt auf einer anderen Ebene bewegen.
Die Suche nach dem Heiligen nimmt den anderen Bereichen des menschlichen Forschens nicht ihren Wert. Im Gegenteil, sie stellt sie in einen Zusammenhang, der ihnen größere Bedeutung verleiht als Weisen, wie wir verantwortungsvoll für die Schöpfung sorgen können.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil betont die Katholische Kirche besonders die Wichtigkeit des Dialogs und der Zusammenarbeit mit den Angehörigen anderer Religionen. Damit dies fruchtbar werden kann, ist ein Prinzip der Gegenseitigkeit unter allen Dialogpartnern und den Angehörigen der verschiedenen Religionen erforderlich.
Der Dialog zwischen den Religionen muß auf einer Reihe verschiedener Ebenen geführt werden und sollte sich nicht auf offizielle Gespräche beschränken. Zum gelebten Dialog gehört auch das einfache Miteinander-Leben und Voneinander-Lernen, um so im Verständnis und im Respekt füreinander zu wachsen. Ein solcher Dialog kann auch gemeinsame Überlegungen einschließen, wie wir das menschliche Leben in jedem Stadium schützen können und wie wir erreichen können, dass die religiöse Dimension der einzelnen und der Gruppen nicht aus dem gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen wird." (rv)

Stichwort: Westminster

Unter dem Begriff „Westminster" verbergen sich zwei verschiedene Kirchenhäuser. Die katholische Bischofskirche von Westminster heißt auf Englisch „Westminster Cathedral". Sie ist die zugleich die katholische Hauptkirche von Wales und England. Diese katholische Kirche wurde in neobyzantinischem Stil errichtet. Von außen besticht das Gebäude durch die aufwendig gestaltete Backsteinfassade, die hohe Kuppel und nicht zuletzt durch den für diese Breiten völlig untypischen freistehenden Glockenturm. Aber Achtung, es gibt eine zweite Westminster-Kirche: Die „Westminster Abbey" gehört der anglikanischen Kirche. Traditionell werden hier die Könige von England gekrönt und beigesetzt. Westminster Abbey ist aufgrund ihrer Funktion keiner Diözese zugehörig, sondern Eigenkirche („royal peculiar") der britischen Monarchie. Daher wird ihr oberster Geistlicher, der Dekan von Westminster, direkt vom britischen Monarchen berufen. (rv)

GB/Dokument: Erste Rede des Papstes in Schottland – Volltext

Eure Majestät! Ich danke Ihnen für Ihre liebenswürdige Einladung zu einem offiziellen Besuch in das Vereinigte Königreich sowie für Ihre freundlichen Worte der Begrüßung im Namen der britischen Bevölkerung. Eure Majestät mögen mir gestatten, mit diesem Dank meine persönlichen Grüße an alle Menschen im Vereinigten Königreich zu richten und ihnen in Freundschaft die Hand zu reichen.
Es ist mir eine große Freude, meine Reise mit einem Besuch bei den Mitgliedern der Königlichen Familie zu beginnen. Besonders danke ich Seiner Königlichen Hoheit dem Herzog von Edinburgh, der mich am Flughafen zuvorkommend willkommen geheißen hat. Ich bringe auch meinen Dank an die jetzige und die vorhergehende Regierung Eurer Majestät zum Ausdruck wie auch an all jene, die mit ihnen zusammengearbeitet haben, um dieses Ereignis möglich zu machen. Dazu gehören Lord Patten und der frühere Minister Murphy. Ebenso gilt meine dankbare Anerkennung der Arbeit der parlamentarischen All-Parteien-Gruppe über den Heiligen Stuhl, die wesentlich zur Stärkung der bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Vereinigten Königreich beigetragen hat.
Wenn ich nun meinen Besuch im Vereinigten Königreich in Schottlands historischer Hauptstadt beginne, grüße ich in besonderer Weise den First Minister Salmond und die Vertreter des Schottischen Parlaments. Wie die Walisische und die Nordirische Regionalversammlung möge das Schottische Parlament immer mehr die edlen Traditionen und die charakteristische Kultur der Schotten zum Ausdruck bringen und danach streben, ihren Anliegen in einem Geist der Solidarität und der Sorge für das Gemeinwohl zu dienen.
Der Name Holyroodhouse des Amtssitzes Eurer Majestät in Schottland erinnert an das Heilige Kreuz und weist auf die tiefen christlichen Wurzeln hin, die immer noch in jeder Schicht britischen Lebens vorhanden sind. Die Monarchen Englands und Schottlands sind seit frühester Zeit Christen gewesen und schließen herausragende Heilige wie Eduard den Bekenner und Margareta von Schottland ein. Wie Sie wissen, haben viele von ihnen ihre Pflichten als Souverän bewußt im Geiste des Evangeliums ausgeübt und auf diese Weise das Land durch und durch zu seinem Wohl geprägt. Als Ergebnis ist die christliche Botschaft über einen Zeitraum von mehr als tausend Jahren ein wesentlicher Bestandteil von Sprache, Gedanken und Kultur der Britischen Inseln geworden. Die Achtung Ihrer Vorfahren für Wahrheit und Gerechtigkeit, für Barmherzigkeit und Nächstenliebe erben Sie von einem Glauben, der eine starke Kraft zum Guten in Ihrem Königreich zum Nutzen für Christen ebenso wie für Nichtchristen bleiben wird.
Wir finden viele Beispiele dieser Kraft zum Guten in der langen Geschichte Großbritanniens. Selbst in vergleichsweise neuerer Zeit hat Großbritannien dank solcher Persönlichkeiten wie William Wilberforce und David Livingstone direkt eingegriffen, um den internationalen Sklavenhandel zu beenden. Vom Glauben inspiriert haben Frauen wie Florence Nightingale den Armen und Kranken geholfen und so neue Standards für die Gesundheitsfürsorge gesetzt, die in der Folge überall nachgeahmt wurden. John Henry Newman, dessen Seligsprechung wir in Kürze feiern werden, ist einer von vielen britischen Christen seiner Zeit, deren Frömmigkeit, Sprachbegabung und Hilfstätigkeit ihren Landsleuten alle Ehre machten. Diese und viele Menschen ihresgleichen ließen sich von dem tiefen Glauben inspirieren, der auf diesen Inseln hervorgegangen und genährt worden ist.
Selbst aus unserer Zeit können wir uns in Erinnerung rufen, wie Großbritannien und seine Verantwortlichen der Nazityrannei widerstanden haben, die Gott aus der Gesellschaft entfernen wollte und vielen das allgemeine Menschsein absprachen, besonders den Juden, die als „lebensunwert" betrachtet wurden. Ebenso möchte ich an die Haltung jenes Regimes gegenüber christlichen Pastoren und Ordensleuten erinnern, welche die Wahrheit in Liebe sagten, sich den Nazis entgegenstellten und diesen Widerstand mit ihrem Leben bezahlten. Wenn wir über die nüchternen Lektionen des atheistischen Extremismus des 20. Jahrhunderts nachdenken, wollen wir nicht vergessen, wie der Ausschluß von Gott, Religion und Tugend aus dem öffentlichen Leben uns letztlich zu einer verkürzten Vision des Menschen und der Gesellschaft führt und damit zu einer „herabwürdigenden Sicht des Menschen und seiner Bestimmung" (Caritas in veritate, 29).
Vor 65 Jahren spielte Großbritannien eine wesentliche Rolle bei der Erarbeitung des internationalen Konsenses nach dem Krieg, der die Errichtung der Vereinten Nationen befürwortete und eine bislang ungekannte Phase des Friedens und des Wohlstands in Europa einleitete. In neuerer Zeit hat die internationale Gemeinschaft die Ereignisse in Nordirland genau verfolgt, die zur Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens und die Übertragung von Zuständigkeiten an die Nordirische Regionalversammlung geführt haben. Die Regierung Eurer Majestät und die Regierung Irlands haben gemeinsam mit den politischen, religiösen und zivilen Verantwortungsträgern Nordirlands dazu beigetragen, eine Friedensresolution für den dortigen Konflikt auf den Weg zu bringen. Ich ermuntere alle Beteiligten, auf dem für sie vorgesehenen Weg zu einem gerechten und dauerhaften Frieden gemeinsam weiter mutig voranzuschreiten.
Wenn wir ins Ausland schauen, bleibt das Vereinigte Königreich politisch und wirtschaftlich eine Schlüsselfigur auf der internationalen Bühne. Ihre Regierung und Ihr Volk bringen Ideen ein, die nach wie vor weit über die britischen Inseln hinaus Wirkung zeigen. Dies legt ihnen eine besondere Verpflichtung auf, klug für das Gemeinwohl zu arbeiten. Entsprechend haben auch die britischen Medien, deren Meinungen ein so breites Publikum erreichen, eine schwerwiegendere Verantwortung als die meisten anderen Medien und eine größere Gelegenheit, den Frieden der Nationen, die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die Ausbreitung authentischer Menschenrechte zu fördern. Mögen alle Briten weiterhin ihr Leben nach den Werten der Aufrichtigkeit, des Respekts und der redlichen Gesinnung führen, die ihnen die Wertschätzung und Bewunderung vieler Menschen eingebracht haben.
Heute strebt das Vereinigte Königreich danach, eine moderne und multikulturelle Gesellschaft zu sein. Bei diesem interessanten Unternehmen möge es stets seinen Respekt vor jenen traditionellen Werten und kulturellen Ausdrucksformen bewahren, die von aggressiveren Formen des Säkularismus nicht länger für wichtig erachtet oder nicht einmal mehr toleriert werden. Lassen Sie ihn den christlichen Grund nicht verdunkeln, der seine Freiheit untermauert. Und möge jenes Erbe, das Ihrem Land immer gut gedient hat, stets das Beispiel prägen, das Ihre Regierung und Ihr Volk den zwei Milliarden Mitgliedern des Commonwealth und der großen Familie englisch sprechender Nationen auf der ganzen Welt geben.
Gott segne Eure Majestät und die Menschen Ihres Königreichs. Danke! (rv)

GB/Dokument: Papstpredigt in Glasgow am Donnerstag

„Liebe Brüder und Schwestern in Christus! „Das Reich Gottes ist euch nahe!" (Lk 10,9). Mit diesen Worten aus dem Evangelium, das wir eben gehört haben, begrüße ich euch alle ganz herzlich im Herrn. Wahrhaftig ist das Reich des Herrn bereits in unserer Mitte! In dieser Eucharistiefeier, in der die Kirche in Schottland sich vereint mit dem Nachfolger Petri um den Altar versammelt, laßt uns erneut unseren Glauben an Christi Wort und unsere Hoffnung auf seine Verheißungen bekräftigen – eine Hoffnung, die nie enttäuscht. Ich grüße herzlich Kardinal O’Brien und die schottischen Bischöfe; ich danke besonders Erzbischof Conti für seine freundlichen Worte zur Begrüßung in eurem Namen; und ich möchte meine tiefe Dankbarkeit für die Arbeit ausdrücken, welche die britische und die schottische Regierung sowie die Glasgower Stadtväter geleistet haben, um dieses Ereignis zu ermöglichen.
Das heutige Evangelium erinnert uns daran, daß Christus fortfährt, seine Jünger in die Welt zu senden, um die Ankunft seines Reiches zu verkünden und seinen Frieden in die Welt zu bringen, indem sie Haus für Haus, Familie für Familie, Stadt für Stadt damit beginnen. Ich bin als Bote jenes Friedens zu euch, den geistlichen Kindern des heiligen Andreas, gekommen und möchte euch im Glauben des Petrus bestärken (vgl. Lk 22,32). Mit einer gewissen inneren Ergriffenheit begrüße ich euch unweit des Ortes, an dem mein lieber Vorgänger Papst Johannes Paul II. vor fast dreißig Jahren mit euch die Messe feierte und von der größten Menschenmenge willkommen geheißen wurde, die sich jemals in der schottischen Geschichte versammelt hat.
Vieles ist seit diesem historischen Besuch in Schottland und in der Kirche in diesem Land geschehen. Mit großer Zufriedenheit stelle ich fest, daß der Aufruf von Papst Johannes Paul II. an euch, Hand in Hand mit euren Mitchristen voranzugehen, zu größerem Vertrauen und zu größerer Freundschaft mit den Mitgliedern der Church of Scotland, der Scotish Episcopal Church und anderen geführt hat. Ich möchte euch ermutigen, auch weiterhin mit ihnen zu beten und zu arbeiten für den Aufbau einer helleren Zukunft für Schottland, die auf unserem gemeinsamen christlichen Erbe basiert. In der heutigen ersten Lesung haben wir den heiligen Paulus gehört, wie er die Römer ermahnt anzuerkennen, daß wir als Glieder Christi einander zugehören (vgl. Röm 12,5), und in gegenseitiger Achtung und Liebe zu leben. In diesem Geist begrüße ich die ökumenischen Vertreter, die uns mit ihrer Anwesenheit beehren. In dieses Jahr fällt der vierhundertfünfzigste Jahrestag des Reformations-Parlamentes, aber auch der hundertste Jahrestag der Weltmissions-Konferenz in Edinburgh, die weithin als die Geburtsstunde der modernen ökumenischen Bewegung angesehen wird. Laßt uns Gott danken für die in ökumenischer Verständigung und Zusammenarbeit liegende vielversprechende Hoffnung auf ein geeintes Zeugnis für Gottes rettende Wahrheit in der heutigen schnellebigen Gesellschaft.
Unter den unterschiedlichen Gaben, die der heilige Paulus für den Aufbau der Kirche aufzählt, ist die des Lehrens (vgl. Röm 12,7). Die Verkündigung des Evangeliums war immer begleitet von der Achtung für das Wort: das inspirierte Wort Gottes und die Kultur, in der dieses Wort Wurzeln schlägt und blüht. Hier in Schottland denke ich an die drei mittelalterlichen Universitäten, die in diesem Land von den Päpsten gegründet wurden, einschließlich der Saint Andrews University, die auf das sechshundertjährige Jubiläum ihrer Gründung zugeht. In den letzten dreißig Jahren haben sich die katholischen Schulen, unterstützt von den zivilen Behörden, der Herausforderung gestellt, einer größeren Anzahl von Schülern eine umfassende Ausbildung zu bieten, und das hat den jungen Menschen nicht nur auf dem Weg geistigen und menschlichen Wachstums geholfen, sondern ihnen auch den Zugang zum beruflichen und öffentlichen Leben verschafft. Das ist ein Zeichen großer Hoffnung für die Kirche, und ich ermutige die katholischen Fachkräfte, Politiker und Lehrer Schottlands, niemals ihre Berufung aus den Augen zu verlieren, ihre Begabungen und Erfahrungen in den Dienst des Glaubens zu stellen und dabei die moderne schottische Kultur auf allen Ebenen einzubeziehen.
Die Evangelisierung der Kultur ist um so wichtiger in unserer Zeit, in der eine „Diktatur des Relativismus" droht, die unveränderliche Wahrheit über das Wesen des Menschen, seine Bestimmung und sein höchstes Gut zu verdunkeln. Es gibt jetzt Bestrebungen, den religiösen Glauben aus dem öffentlichen Diskurs auszuschließen, ihn zu privatisieren oder ihn sogar als Bedrohung der Gleichheit und der Freiheit darzustellen. Tatsächlich aber ist Religion eine Garantie für echte Freiheit und Achtung, da sie uns dazu führt, jeden Menschen als Bruder oder Schwester zu betrachten. Aus diesem Grund appelliere ich besonders an euch gläubige Laien, entsprechend eurer in der Taufe begründeten Berufung und Sendung nicht nur öffentlich Vorbilder im Glauben zu sein, sondern euch auch für die Förderung der Weisheit und der Sichtweise des Glaubens in der Öffentlichkeit einzusetzen. Die Gesellschaft braucht heute klare Stimmen, die unser Recht betonen, nicht in einem Dschungel selbstzerstörerischer und willkürlicher Freiheiten zu leben, sondern in einer Gesellschaft, die für das wahre Wohl ihrer Bürger sorgt und ihnen angesichts ihrer Schwäche und Unsicherheit Wegweisung und Schutz bietet. Habt keine Angst, diesen Dienst an euren Brüdern und Schwestern wie auch für die Zukunft eurer geliebten Nation auf euch zu nehmen.
Der heilige Ninian, dessen Fest wir heute feiern, fürchtete sich nicht, eine einsame Stimme zu sein. In den Fußstapfen der Jünger, die unser Herr vor ihm aussandte, war Ninian einer der allerersten katholischen Missionare, die ihren britischen Zeitgenossen die gute Nachricht von Jesus Christus brachten. Seine Missionskirche in Galloway wurde ein Zentrum für die erste Evangelisierung dieses Landes. Dieses Werk wurde später vom heiligen Mungo, dem Patron Glasgows, und von anderen Heiligen weitergeführt, zu deren größten wohl der heilige Kolumban und die heilige Margareta gehören. Von ihnen inspiriert, haben sich über viele Jahrhunderte hin zahlreiche Männer und Frauen dafür eingesetzt, euch den Glauben zu überbringen. Bemüht euch, dieser großen Tradition würdig zu sein! Laßt euch durch den Aufruf des heiligen Paulus in der ersten Lesung immer neu anspornen: „Laßt nicht nach in eurem Eifer, laßt euch vom Geist entflammen und dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung, geduldig in der Bedrängnis, beharrlich im Gebet!" (Röm 12,11-12).
Nun möchte ich ein spezielles Wort an die Bischöfe von Schottland richten. Liebe Brüder, ich möchte euch in der Hirtensorge für die Katholiken Schottlands ermutigen. Wie ihr wißt, gilt eine eurer ersten pastoralen Pflichten euren Priestern (vgl. Presbyterorum Ordinis, 7) und ihrer Heiligung. Wie sie für die katholische Gemeinde ein alter Christus sind, so seid ihr es für sie. Lebt in eurem brüderlichen Dienst an euren Priestern die Liebe, die von Christus ausgeht, in Vollkommenheit, indem ihr mit ihnen allen zusammenarbeitet, besonders mit denjenigen, die wenig Kontakt zu ihren Mitbrüdern haben. Betet mit ihnen um Berufungen, daß der Herr der Ernte Arbeiter in seine Ernte sende (vgl. Lk 10,2). Genauso wie die Eucharistie die Kirche bildet, ist das Priestertum zentral für das Leben der Kirche. Setzt euch persönlich dafür ein, eure Priester zu einer Gruppe von Männern heranzubilden, die andere anspornen, sich ganz und gar dem Dienst des allmächtigen Gottes zu widmen. Tragt Sorge auch für eure Diakone, deren Dienstamt in besonderer Weise dem der Bischöfe zugeordnet ist. Seid ihnen ein Vater und ein Ratgeber in Heiligkeit, und ermuntert sie, in der Ausübung ihrer Sendung als Verkünder, zu der sie berufen wurden, an Kenntnis und Weisheit zuzunehmen.
Liebe Priester von Schottland, ihr seid zur Heiligkeit berufen und dazu, dem Volk Gottes zu dienen, indem ihr euer Leben in Einklang mit dem Geheimnis des Kreuzes des Herrn gestaltet. Verkündet das Evangelium mit lauterem Herzen und reinem Gewissen. Gebt euch Gott allein hin, und ihr werdet für junge Männer zu einem leuchtenden Vorbild eines heiligen, einfachen und frohen Lebens werden: Sicher werden dann diese ihrerseits den Wunsch hegen, sich euch in eurem zielstrebigen Dienst am Volk Gottes anzuschließen. Möge das Beispiel des heiligen John Ogilvie in seiner Hingabe, Selbstlosigkeit und Tapferkeit euch alle inspirieren. Ähnlich möchte ich euch, die Mönche, die Nonnen und alle Ordensleute Schottlands, ermuntern, ein Licht auf einem Berggipfel zu sein durch ein authentisches christliches Leben in Gebet und Tat, das auf leuchtende Weise die Kraft des Evangeliums bezeugt.
Zum Schluß möchte ich noch ein Wort an euch, liebe junge Katholiken Schottlands, richten. Ich möchte euch dringend ans Herz legen, ein Leben zu führen, das des Herrn (vgl. Eph 4,1) und euer selbst würdig ist. Viele Versuchungen stehen euch Tag um Tag vor Augen – Drogen, Geld, Sex, Pornographie, Alkohol –, von denen die Welt euch vorgaukelt, sie brächten Glück, doch diese Dinge sind zerstörerisch und zwiespältig. Nur eines ist dauerhaft: die Liebe, die Jesus Christus persönlich zu einem jeden von euch hat. Sucht ihn, lernt ihn kennen und liebt ihn, dann wird er euch befreien von der Sklaverei gegenüber der verlockenden, aber oberflächlichen Existenz, für die die heutige Gesellschaft so häufig wirbt. Legt ab, was wertlos ist, und lernt von eurer eigenen Würde als Kinder Gottes. Im heutigen Evangelium bittet Jesus uns, um Berufungen zu beten: Ich bete darum, daß viele von euch Jesus kennen und lieben lernen und durch diese Begegnung dahin gelangen, sich ganz Gott hinzugeben, besonders diejenigen unter euch, die zum Priestertum und zum Ordensleben berufen sind. Dies ist der Ruf, den Gott jetzt an euch richtet: Die Kirche heute ist eure!
Liebe Freunde, noch einmal drücke ich meine Freude darüber aus, diese Messe mit euch zu feiern. Gern versichere ich euch meines Gebetes in der alten Sprache eures Landes: Sìth agus beannachd Dhe dhuibh uile; Dia bhi timcheall oirbh; agus gum beannaicheadh Dia Alba. Gottes Frieden und Segen sei mit euch allen; Gott umgebe euch; und Gott segne das schottische Volk!" (rv)