Die Bibelschätze im Vatikan: ein Überblick

In wie vielen Haushalten im deutschen Sprachraum steht eine Bibel? Eine zulässige Frage im Lutherjahr – beantworten kann sie niemand. Eines aber lässt sich aus vatikanischer Sicht sagen: Jedes Exemplar der Bibel, in welcher Sprache und wo immer es steht, hat eine unsichtbare Verbindung in den Vatikan. Dort nämlich wird mit dem „Codex Vaticanus“ die Bibelhandschrift aufbewahrt, die als Vorlage schlechthin für alle gedruckten Bibeln gleich welcher Sprache gelten muss. Gudrun Sailer hat sich den „Codex Vaticanus“ in der päpstlichen Bibliothek angesehen und mit der dort tätigen österreichischen Historikerin Christine Maria Grafinger über die Bibelhandschriften des Vatikans gesprochen – mehrere Hundert an der Zahl.

Der größte Schatz der Vaticana: der „Codex Vaticanus“

Der „Codex Vaticanus“ ist zweifellos der kostbarste religiöse Schatz der päpstlichen Bibliothek. „Die wichtigste Bibelhandschrift für die Bibeldrucke“, erläutert Christine Grafinger. Dabei sieht der Codex schlicht aus: griechische Großbuchstaben auf feinem Pergament, keine einzige Malerei auf den 733 Doppelseiten. Der Ort der Entstehung ist ungewiss: Rom, Süditalien oder Caesarea in Palästina kommen in Frage. Zwei Kopisten jedenfalls waren es, die die Abschrift des Alten und Neuen Testaments anfertigten.

„Unser Codex Vaticanus ist im 4. Jahrhundert entstanden, und wir haben den vollständigen Text des Alten und Neuen Testaments in griechischen Grußbuchstabenschrift hier im Codex Vaticanus. Eine ganz berühmte Handschrift. …. Es wurden verschiedene Bibel-Texte herausgegeben, sobald der Buchdruck erfunden war, und die Vorlage ist immer der Vatikankodex. Miniaturen hat er zwar keine, aber schon die Schrift allein ist ein Kunstwerk!“

Die von Katholiken, Orthodoxen und Protestanten anerkannte Grundlage für das Neue Testament ist die des Vatikans

Der „Codex Vaticanus“ hat einen Zwillingsbruder, den „Codex Sinaiticus“, der aufgeteilt auf drei Teile im Katherinenkloster am Sinai, in London und in Leipzig liegt. Beide Manuskripte wurden von derselben älteren Stammhandschrift abgeschrieben. Die von Katholiken, Orthodoxen und Protestanten anerkannte Grundlage für das Neue Testament ist aber die des Vatikans.

Die Heilige Schrift zu bewahren und zu überliefern, ist der älteste Auftrag der vatikanischen Bibliothek. Schon die ersten Generationen der römischen Christen begannen mit dem Sammeln von Handschriften. Diese Bestände gingen verloren. Die heutige vatikanische Bibliothek entstand an der Schwelle zur Neuzeit, Papst Nikolaus V. rief sie um 1450 ins Leben. Dabei schwebte ihm keineswegs eine rein religiöse und juristische Sammlung vor. Vielmehr schuf der gebildete Papst eine Universalbibliothek, in der weder die klassische Literatur noch Disziplinen wie Medizin, Astronomie und Mathematik fehlten. Überdies öffnete der Humanistenpapst seine Büchersammlung auch externen Lesern und schuf dazu drei Räume in einem neuen Flügel des Vatikanpalastes.

Sammler, Gönner, Gelehrte… und immer ältere Bibelhandschriften im Vatikan

Bereits im Inventar von 1475 scheint der „Codex Vaticanus“ auf. „Er blieb bis 1968 die älteste Bibelhandschrift im Vatikan“, erklärt Christine Grafinger. „Dann schenkte der Schweizer Sammler Martin Bodmer Papst Paul VI., als dieser Genf besuchte, zwei vollständige Petrusbriefe auf Papyrus, geschrieben zwischen 180 und 200 in Ägypten, wohl bei Theben. Das war über Jahrzehnte die älteste Handschrift im Vatikan – doch seit etlichen Jahren geht es noch weiter zurück, noch näher heran an die Zeit Jesu. Martin Bodmer starb 1971. Die von ihm eingesetzte Stiftung verkaufte 2007 einen Papyrus aus derselben Quelle wie die beiden Petrusbriefe an den US-Geschäftsmann Frank J. Hanna, der ihn seinerseits Papst Benedikt XVI. und damit der Vatikanischen Bibliothek schenkte. Diese Handschrift („Bodmer Papyri P75“) enthält Teile des Lukas- und des Johannesevangeliums. Sie ist das älteste bekannte Zeugnis dieser beiden Evangelientexte überhaupt. „Das sind nur so einzelne Stücke“, sagt Grafinger, „und in einem dieser Stücke ist – in der 6. Zeile – die älteste Version vom Vater unser zu finden.“

„Es geht in die Hunderte mit den Bibelhandschriften an der Vaticana“, referiert die Historikerin. „Wir haben in allen Beständen Bibelhandschriften, sowohl in den lateinischen und griechischen und orientalischen wie auch hebräischen Sammlungen. Und dann ganz frühe Bibeldrucke, unter den Inkunabeln.“

Einzigartiges Prunkstück: Das Lorscher Evangeliar von Karl dem Großen

Ein Prunkexemplar der Vatikan-Bibliothek, das besonders auf den deutschen Raum abstrahlte, ist das Lorscher Evangeliar, das um 810 in Aachen am Kaiserhof entstand und wenig später zu den Benediktinern ins nahegelegene Lorsch gelangte.

„Lorsch war ein bedeutendes Kloster zur Zeit Karls des Großen, und dieses Evangeliar ist in Aachen am Hof Karls des Großen bei seiner Bibelreform entstanden und war das Musterexemplar für alle Bibelabschriften in der Karolingerzeit. Es wurde dann dem Kloster in Lorsch gegeben und ist eine ausgesprochene Prachthandschrift. Der Großteil des Textes in Gold ist in Goldtinte geschrieben.“ Wegweisend war das opulente Manuskript auch für die Buchmalerei. Es gelangte 1623 als Teil der berühmten Bibliotheca Palatina aus Heidelberg in den Vatikan.

Kardinal statt Eremit: Ein neues Kirchenbild kündigt sich an

1430, also am Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit, entstand die prachtvolle Bibel des Herzogs von Este: „Dieses Evangeliar ist wichtig, denn es ist nicht in Latein oder Griechisch geschrieben, wie das ganze Mittelalter über die Bibeln überliefert worden sind, sondern in Altfranzösisch. Eine Zusammenstellung von Bibeltexten aus dem Alten und Neuen Testament.“ Besonders schön darin: eine Darstellung des antiken Kirchenvaters Hieronymus, der Ende des 4. Jahrhunderts die für lange Zeit maßgebliche Übersetzung der Bibel ins Lateinische anfertigte, die sogenannte Vulgata. Auf Gemälden wird Hieronymus gerne als dürrer Eremit in öder Landschaft gemalt, häufig in Gesellschaft eines Löwen, auch Leonardo da Vinci stellte den Kirchenvater in einem berühmten Bild in den Vatikanischen Museen so dar. Anders die Darstellung in der Bibel des Herzogs von Este. Der gezähmte Löwe sitzt zwar auch hier zu Füßen des Heiligen, doch „darüber ist eine Darstellung des Hieronymus in seinem Kardinalsgewand, und daneben hält ein Priester den Kardinalshut.“ Ein Kirchenvater, etwas gegen den ikonographischen Strich gebürstet: Kardinal statt Eremit. Hier scheint sich 1430 bereits ein neues Selbstverständnis von Kirche anzukündigen.

Die meisten ihrer Bibelhandschriften, aber nicht alle, verwahrt die Vatikan-Bibliothek in der Reserve, das heißt im gutgesicherten Magazin. Im Normalfall bekommt der Nutzer zunächst ein Faksimile vorgelegt, also eine originalgetreue Eins-zu-Eins-Kopie mit jedem noch so kleinen Brandloch. Für das Original braucht es einen Sonderantrag, den der Handschriftenleiter prüft. Der weltberühmte „Codex Vaticanus“ wurde zweimal faksimiliert, erstmals im späten 19. Jahrhundert, „in den ersten Faksimile-Versuchen, die an der Vaticana gemacht worden sind“, erklärt Grafinger.

Heutzutage ist die Technik längst in einem neuen Stadium. Viele der etlichen hundert Bibelhandschriften quer durch alle Bestände werden derzeit digitalisiert. Eines Tages können Nutzer auf der ganzen Welt diese Schätze des Christentums online und ohne Zugangsbeschränkung einsehen. (rv)

D: Kirchensteuer wird falsch verteilt

Die Verteilung der Kirchensteuer in Deutschland muss anders organisiert werden. Das fordert der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, in einem Artikel im aktuellen Heft der Herder-Korrespondenz (Ausgabe September). Nur die Hälfte der eingenommenen sechs Milliarden Euro käme in den Pfarreien an, mit Blick auf das Subsidiaritätsprinzip müsse das anders organisiert werden. Sternberg verweist in diesem Zusammenhang auf die Schweiz und das dortige System der Mitbestimmung durch Laiengremien.

In dem Artikel warnt Sternberg auch vor einem „Diözesan-Egoismus“, der einerseits die Gemeinden und andererseits überdiözesane Aufgaben aus dem Blick verliere. Für eine „grundlegende Reform, die stärker synodale Entscheidungsprinzipien in der katholischen Kirche verankere“ brauche es jetzt eine breite Debatte. (rv)

Die Rücktrittschreiben von Papst Paul VI.

Papst Paul VI.VATIKANSTADT – Nachdem bekannt geworden ist, dass der selige Papst Paul VI. zwei Rücktrittschreiben verfasste für den Fall, dass er langfristig sein Amt nicht ausüben kann, ist eine Debatte darüber entbrannt, ob dies überhaupt kirchenrechtlich gültig wäre.

Der italienische Kardinal Giovanni Battista Re (83) bestätigte, dass der heilige Papst Johannes Paul II. ihm zwei Rücktrittschreiben von Paul VI. zeigte. Diese sollten verhindern, dass die Kirche durch einen amtsunfähigen Papst gelähmt würde.

Re ist unter anderem emeritierter Präfekt der Kongregation für die Bischöfe.

„Paul VI. war besorgt, dass eine zukünftige Behinderung ihn daran hindern könnte, sein Amt auszuüben“, bestätigte der Kardinal.

Im Gespräch mit der Zeitung La Stampa erklärte der italienische Kardinal, dass „beide Briefe mit der Hand geschrieben waren. Ich erinnere mich nicht mehr mit welchem Datum, aber es handelte sich um die letzte Lebensjahre Papst . Ich glaube, sie waren vom Ende der 60er Jahre oder von 1970.“

Paul VI., mit bürgerlichem Namen Giovanni Battista Enrico Antonio Maria Montini, war Papst von 1963 bis 1978, dem Jahr seines Todes.

Der Vatikanist Andrea Tornielli erinnert daran, dass Paul VI. auf die Möglichkeit eines Verlustes seiner geistigen Fähigkeiten vorbereitet sein wollte vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Papst im November 1967 unter Vollnarkose in einem improvisierten Operationssaal in den päpstlichen Gemächern an der Prostata operiert worden war.

„Was wäre passiert, wenn er zum Beispiel nicht mehr aufgewacht oder längere Zeit im Koma geblieben wäre? Um dieses Dilemma angesichts der größeren Langlebigkeit der Menschen aufgrund der medizinischen Entdeckungen lösen zu können, entschied der Papst durch zwei handschriftliche Erklärungen vorzusorgen“, kommentierte Tornielli.

„Wir befinden uns hier vor einem historisch gesehen sehr verschiedenen Fall als dem des Verzichts aufgrund von Alter oder Kräftemangel, wie es in der Kirchengeschichte erstmals im Februar 2013 mit der Geste Benedikts XVI. geschehen war“.

Der Rücktritt des römischen Papstes wurde 1917 in den Codex des Kanonischen Rechts aufgenommen und besteht im aktuell gültigen von 1983 weiter.

Der erste Briefe Pauls VI. hatte den Zweck, seinen Verzicht zu erklären, während er im zweiten den Kardinalstaatssekretär „pro tempore“ – seinen vorrangigen Mitarbeiter – bat, die Kardinäle zu drängen, den ersten zu akzeptieren.

Beide Schreiben sollten im Archiv des Staatssekretariats aufbewahrt werden, aber der Privatsekretär Pauls VI., Pasquale Macchi, der 2006 starb, hatte eine Kopie.

Tatsächlich enthüllte Bischof Macchi bereits 2001 in seinem Buch „Paul VI. in seinem eigenen Worten“, dass der Papst eine solches Dokument in seinem Schreibtisch aufbewahre.

Monsignore Ettore Malnati, ein Freund Don Macchis, bestätigte ebenfalls die Existenz der Dokumente und sagte, der damalige Kardinal Joseph Ratzinger wusste um sie.

Monsignore Malnati berichtete, dass sich dies im Oktober 2003 zugetragen hatte und teilte die Reaktion dessen mit, der im Jahr 2005 Papst Benedikt XVI werden würde.

„Ich erinnere mich, dass Kardinal Ratzinger in etwa sagte: „Das ist eine sehr weise Sache, die jeder Papst tun sollte.“

Die Überlegungen anderer Päpste

Vor Papst Paul VI. hatten bereits andere Päpste die Option eines Rücktritts in Betracht gezogen: „Pius XI. dachte über die Möglichkeit nach, seinen Dienst im Krankheitsfall aufzugeben, während Pius XII. für den Fall einer Deportation durch die Nazis etwas Ähnliches prädisponierte: ´Sollten sie mich entführen, dann werden sie den Kardinal Pacelli haben, nicht den Papst´“ schrieb Tornielli.

Auch ist bedeutsam, betonte der Vatikanist, „dass Johannes Paul II. diese Dokumente Kardinal Re gezeigt hat, weil der polnische Papst an Parkinson litt und aufgrund der Verschlechterung seines Gesundheitszustandes die Möglichkeit eines Rücktritts ebenfalls erwogen hatte.“

Papst Franziskus verwies ebenso mehrfach auf die Möglichkeit, auf das Papstamt zu verzichten und dankte sogar Benedikt XVI. dafür, diesen Weg der emeritierten Päpste geöffnet zu haben.“

Franziskus sagte im Juni diesen Jahres beim Ad-limina-Besuch der Bischöfen Panamas, mit denen er über verschiedene Themen – wie den Weltjugendtag im Januar 2019 – sprach, dass „der Papst kommen wird. Ich werde kommen oder ein anderer, aber der Papst wird kommen.“ (CNA Deutsch)

Nach IS-Drohung gegen Papst und neuem Terror: Europas Kirchen verschärfen Sicherheit

VATIKANSTADT – Vor dem Hintergrund aktueller Drohungen des Islamischen Staates (IS) gegen Papst Franziskus und dem neuen islamistischen Terror in Europa haben zahlreiche Kirchen ihre Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft. Die Schweizergarde ist ihrem Kommandant zufolge „bereit“.

Der vermummte Kämpfer hat ein Foto des Papstes in der Hand. Er hält es in die Kamera, dann zerstört er das Bild und droht, dass der IS nach Rom komme. Die Video-Aufnahmen stammen weder aus dem Irak noch Syrien: Sie wurden in der geschändeten und niedergebrannten Kathedrale der philippinischen Großstadt Marawi gefilmt.

Dschihadisten der mit dem IS verbündeten Maute-Gruppe eroberten in der letzten Woche des Monats Mai vorübergehend die 200.000-Einwohner-Stadt auf Mindanao. Mehrere Christen wurden ermordet, Kirchen und christliche Gebäude verunstaltet und zerstört. Philippinische Soldaten lieferten sich wochenlange Kämpfe mit den verschanzten IS-Verbündeten. Bis heute sind der Generalvikar und weitere Katholiken in der Hand der Islamisten. Wie CNA berichtete, wird befürchtet, dass die Terroristen ihre Geiseln offenbar als Schutzschilde und Selbstmordattentäter missbrauchen.

Unter dem Titel „Inside the Caliphate – #3“ (auf Deutsch: „Im Kalifat – Teil 3“) zeigt das neue Video neben Bildern toter Soldaten mehrere Szenen der Zerstörung der Kirche. Ein Kruzifix und Statuen von Heiligen und der Muttergottes werden darin zerstört. „Wir werden noch mehr Rache verüben“, heißt es, und immer wieder: „Wir werden in Rom sein, inshallah“ – dann zeigt der Sprecher mit seiner Langfeuerwaffe auf das Bildes des Papstes. Auch ein Foto von Papst emeritus Benedikt XVI. wird zerrissen. Der Film wurde am 20. August von einer der Propaganda-Einrichtungen der Islamisten verbreitet, dem „Al Hayat Media Center“.

Die spanischsprachige Seite von CNA, ACI Prensa, hat das Video veröffentlicht (Warnung: Enthält Bilder von Toten und der Schändung christlicher Gegenstände).

Sie wollen nach Rom

Der Papst und die Kirche mag mit den säkularen Mächten, die im Irak und Syrien gegen den IS Krieg führen, in grundsätzlichen Fragen nicht übereinstimmen: Für die Islamisten ist Rom – als wichtiges Symbol der Christenheit und Ort der Gräber der Apostelfürsten Petrus und Paulus – seit Jahren im Visier.

Im Oktober 2014 teilte der IS in seinem Magazin „Dabiq“ mit, dass er Krieg „gegen alle Christen“ führe, und diesen kämpfen werde, bis die schwarze Flagge selbst über dem Vatikan wehe. Wenn die jetzige IS-Generation das Ziel nicht erreiche, so „Dabiq“ weiter, dann werde es den Kindern oder Enkeln gelingen. Sie würden die Kinder der Christen auf dem Sklavenmarkt verkaufen.

Im August 2016 verkündete „Dabiq“ erneut, dass der IS Christen hasst und töten will, und sein Krieg ein Religionskrieg sei. Einen Monat später – September 2016 – kam zu „Dabiq“ ein neues Medium hinzu: Dieses IS-Magazin heißt „Rumiyah“ – Arabisch für Rom.

„Die Schweizergarde ist bereit“

Kein Wunder, dass bereits vor Jahren die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan und in ganz Rom dramatisch verschärft wurden. Ein Pilger der 1990er Jahre würde staunen, wie die Ewige Stadt heute geschützt ist. Von patrouillierende Polizisten über Straßen, die für den Autoverkehr gesperrt sind, bis hin zu durchsichtigen Müllsäcken an den öffentlichen Eimern: die Szenerie rund um den Petersdom und die anderen Wahrzeichen hat sich deutlich geändert.

Auch hinter den Kulissen wurde kräftig gearbeitet. Ein Anschlag sei möglicherweise nur eine Frage der Zeit, so Schweizergarde-Kommandant Christoph Graf laut „Lai Croix“ vergangene Woche bei einer Tagung in Solothurn. Doch man sei vorbereitet, so Graf: Die Gardisten seien alles andere als nur fotogene Ordnungshüter. Mit modernster militärischer Technik ausgestattet und ausgebildet, seien sie einsatzbereit.

Tatsächlich wurde die Ausbildungszeit der Gardisten in der Schweiz kürzlich von zwei auf vier Monate verdoppelt. Im Tessin vertiefen die Leibwächter des Papstes nun ihre Fähigkeiten in Schutz- und Sicherheitstechnik, der Nutzung von Feuerwaffen und Erster Hilfe.

Barcelona, Köln, Venedig: Kontrollen, Barrikaden, Überwachung

Nach dem Terror in Barcelona und Cambrils am 17. August mit rund 20 Toten und über 130 Verletzten – sowie neuen Angriffen diese Woche, unter anderem in Belgien – wurden vielerorts Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft.

Einer der in Spanien festgenommenen Verdächtigen gestand, dass Barcelonas Kirche der Heiligen Familie, die „Sagrada Familia“, Ziel eines größeren Anschlags war. Gegenüber CNA bestätigte ein Sprecher der Basilika, dass die Sagrada Familia bereits bestehende Sicherheitsmaßnahmen prüft und verschärft. Mit den Sicherheitskräften arbeite man ohnehin bereits täglich zusammen. Doch seit dem Anschlag entwickle man mit der Polizei zusammen weitere Verbesserungen.

Einzelheiten wollte der Sprecher aus Sicherheitsgründen nicht schildern. Klar ist, dass im Umfeld der Kirche bereits eine verstärkte Polizeipräsenz im Einsatz ist – sowohl in Uniform als auch verdeckt.

„Die Sicherheitsmaßnahme sind extrem“, so der Sprecher zu CNA, aber „wir werden sehen, welche weiteren Maßnahmen ergriffen werden können“. Es gehe darum, Kontrolle zuhaben.

Das gleiche gilt für andere Länder in Westeuropa, darunter Deutschland. Nach der gezielten Ermordung unschuldiger Menschen durch Islamisten mithilfe von LKWs und Lieferwägen in Nizza, Berlin, London und andernorts sind ohnehin an vielen Plätzen Barrikaden aus Beton, Stahl und Wassertanks errichtet worden. Kontrollen wurden verschärft, Überwachung ausgebaut. Nach Barcelona werden diese Maßnahmen vielerorts verschärft – auch und gerade vor Gotteshäusern und anderen christlichen Wahrzeichen.

Am Kölner Dom, einem der bekanntesten Gebäude Deutschlands, hat man im Zuge des Terrors in Barcelona hunderte Kilogramm schwere historische Steine strategisch deponiert. „So schützt der Dom gewissermaßen selbst seine Besucher“, zitierte „RP Online“ den Kölner Polizeipräsidenten, Uwe Jacob. Damit Einsatzkräfte und Lieferwagen durchkommen, soll zudem eine „mobile Sperre“ in Form eines Polizei-Fahrzeugs im Dienst sein, hieß es weiter.

Nicht mit seiner Barrikaden- sondern seiner Wortwahl erregte nun Venedigs Bürgermeister Aufsehen: Wer auf dem berühmten Markusplatz „Allahu Akbar“ schreie, werde erschossen, verkündete Luigi Brugnaro laut Medienberichten: „Wenn irgendjemand ‚Allahu akbar‘ schreiend auf den Markusplatz rennt, schießen wir ihn nieder. Vor einem Jahr sagte ich, nach vier Schritten. Jetzt nach drei“, so der Bürgermeister Berichten von „Focus“, „Independent“ und weiteren Medien zufolge.

Elise Harris und ACI Prensa trugen zur Berichterstattung bei. (CNA Deutsch)

„Keine Königin mit Distanz“: Videobotschaft nach Tschenstochau

Die Polen nennen den Ort Jasna Góra, den Hellen Berg, Papst Franziskus nennt ihn die spirituelle Hauptstadt Polens: In einer Videobotschaft spricht Papst Franziskus an diesem Samstag zu Pilgern, die nach Częstochowa (Tschenstochau) gekommen sind, um den 300. Jahrestag der Anerkennung des Wallfahrtsortes durch die Päpste zu feiern. „Es ist eine große Ehre, als Mutter eine Königin zu haben, aber schenkt noch größere Freude, als Königin eine Mutter zu haben“, so der Papst. Polen habe ein „mütterliches Herz“, ihr, der Muttergottes, „vertraut ihr alles an: die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft, die Freuden und Ängste eures eigenen Lebens und die eures Landes. Das ist sehr gut.“

Der Papst erinnerte an seinen eigenen Besuch in Częstochowa vor einem Jahr, Anlass war die Feier des 1050 Jahrestages der Taufe Polens.

Eine den Sohn umarmende Mutter

„Das heilige Bild zeigt uns, dass Maria keine Königin mit Distanz ist, die auf einem Thron sitzt, sondern eine Mutter, die ihren Sohn umarmt und mit ihm uns, alle ihre Kinder. Sie ist eine echte Mutter, mit ihrem gezeichneten Gesicht, eine Mutter, die mit uns leidet weil sie sich die Probleme unseres Lebens zu Herzen nimmt. Sie ist eine Mutter, die uns nahe ist und die uns nie aus dem Blick verliert, eine zärtliche Mutter, die uns auf unserem täglichen Lebensweg an die Hand nimmt.“

Er wünsche allen aus Anlass dieses Jubiläums, dass sie spürten, dass sie keine Waisen seien: da sei immer diese Mutter für alle da. „Die Madonna schenke euch die Gnade, euch gemeinsam zu freuen“, wünsche der Papst abschließend, „wie eine um die Mutter versammelte Familie.“ (rv)

Wie Papst Franziskus über Liturgie denkt

VATIKANSTADT- Konzil und Reform: Das sind laut Papst Franziskus zwei unzertrennliche Elemente, so der Pontifex gegenüber Teilnehmer der „Liturgischen Woche“ des Centro Azione Liturgica (Zentrum für liturgisches Handeln), das sein 70-jähriges Bestehen feiert.

Der Papst hat dabei von den Anfängen der zeitgenössischen liturgischen Bewegung gesprochen, über Pius X. und die Musik, bis hin zu Pius XII. und die Karwoche: „Von diesem Impuls her ist in Italien, nach dem Beispiel anderer Länder, das Centro Azione Liturgica entstanden, unter Leitung von Bischöfen, die sich um das ihnen anvertraute Volk bemühten, und animiert durch Wissenschaftler, die die Kirche und die Liturgie liebten.“

Dann sei das Zweite Vatikanische Konzil gekommen, so der Papst weiter. Da habe man sich „eine lebendige Liturgie“ gewünscht, teilt Franziskus mit, „für eine Kirche, die ganz von dem gefeierten Mysterium belebt werden sollte.“

Diese so beschriebene „Reform“ dauert für Franziskus immer noch an: „Es reicht nicht, die liturgischen Bücher zu reformieren, um eine Mentalität zu erneuern“.

So sei zu verstehen, was sein Vorgänger, Paul VI. sagte, als er „ein Jahr vor seinem Tod zu den im Konsistorium versammelten Kardinälen gesagt [hat]: ‚Der Moment ist gekommen, endgültig die trennenden Unruhen zu lassen, die gleichermaßen sowohl im einen als auch im anderen Sinn schädlich sind, und mit den richtigen Leitgedanken die von uns unter Anwendung der Abstimmungen des Konzils genehmigte Reform in vollem Umfang umzusetzen‘.“

Franziskus weiter: Dies stelle ein klares Nein dar zu den „unbegründeten und oberflächlichen Lesarten, zu nur bruchstückhafter Annahme und zu einer Praxis, die sie entstellt“.

„Es geht nicht darum, die Reform neu zu überdenken und ihre Entscheidungen zu korrigieren, sondern vielmehr darum, die ihr zugrundeliegenden Beweggründe besser zu verstehen, auch durch die historische Dokumentation, und ihre Leitgedanken zu verinnerlichen, sowie ihre Regelungen zu beachten. Wir können sagen, dass – ausgehend von diesem Lehramt und auf dem weiteren Weg – die liturgische Reform irreversibel ist.“

Diese Aufgabe ist von Rechts wegen „dem Apostolischen Stuhl und den Diözesanbischöfen anvertraut, auf deren Verantwortung und Autorität ich im gegenwärtigen Moment sehr zähle“, so Franziskus wörtlich weiter.

Eine lebendige Liturgie sei so zu erreichen: „Ohne die reale Präsenz des Geheimnisses Christi gibt es keine liturgische Vitalität“ so der Papst, der in Bezug auf das gesamte Gottesvolk erklärt: „Die Liturgie ist ihrer Natur nach ‚volkstümlich‘ und nicht klerikal, da sie – wie die Etymologie besagt – ein Handeln für das Volk, aber auch ein Handeln des Volkes ist.“ Handlung und Hören auf Gott und auf die Kirche, die „all jene versammelt, deren Herz auf das Evangelium hört, ohne jemanden auszuschließen: Große und Kleine, Reiche und Arme, Kinder und Alte, Gesunde und Kranke, Gerechte und Sünder sind gerufen.“ Franziskus wörtlich: „Die Eucharistie ist kein Sakrament ‚für mich‘, es ist das Sakrament der Vielen, die einen einzigen Leib bilden, des heiligen Gottesvolkes“, und daher sei auch Volksfrömmigkeit so wichtig.

Die Liturgie ist keine Idee, die verstanden werden soll – „geistliche Überlegungen sind etwas anderes als die Liturgie“ so der Papst. Dies sei wie folgt zu verstehen: „Es gibt einen großen Unterschied dazwischen zu sagen, dass Gott existiert, und zu spüren, dass Gott uns liebt, so wie wir sind, jetzt und hier.“

Danach kommt Franziskus auf die verschiedenen liturgische Traditionen im Osten und im Westen zu sprechen, die „durch den Hauch des einen Geistes der einen betenden Kirche Stimme verleihen durch Christus, mit Christus und in Christus, zur Ehre des Vaters und für das Heil der Welt.“

Der Papst bittet die liturgische Bewegung darum, den „geweihten Dienern, wie auch den anderen Dienenden bei der Liturgie und den Sängern, Künstlern und Musikern zu helfen, mitzuwirken, damit die Liturgie ‚Quelle und Höhepunkt des Lebens der Kirche‘ ist.“

Zuvor hatte Papst Franziskus zudem auch den protestantischen Pastor Olav Fykse, den Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirche, zusammen mit Frau Agnes Abuom, der Leiterin des Zentralkomitees dieses Ökumenischen Rates, sowie Emil Paul Tscherrig, den Titularerzbischof von Voli und Apostolischen Nuntius in Argentinien, empfangen. (CNA Deutsch)

Australien: Homoehe „Bedrohung der Gewissensfreiheit“?

Kurz vor der Anmeldungsphase zum Referendums über die Ehe von Gleichgeschlechtlichen in Australien ruft die katholische Kirche ihre Gläubigen erneut zur Stimmabgabe auf. „Es ist wichtig, dass wir Katholiken wählen“, betont der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart in einem apostolischen Schreiben. „nur dann kann unsere Meinung zu diesem wichtigen öffentlichen Problem, dass unsere Gesellschaft und unsere Familien nachhaltig beeinflussen wird, gehört werden.“

Er wiederholte auch, dass nach der katholischen Lehre die Ehe eine unauflösliche Verbindung zwischen Mann und Frau ist. Man solle erinnern, dass der Mensch zwar Rechte, aber auch Verantwortung habe. Eine Legalisierung der „Homoehe“ könne unter anderem die Religionsfreiheit katholischer Lehrer einschränken.

Zwischen dem 12. September und dem 7. November können die Australier über die Reform abstimmen. (rv)

Vor Russlandbesuch: Vatikan betont „Optik des Dialogs“

Die Vatikandiplomatie dreht sich um das Wohl der Menschen und Völker und bedient sich des Dialogs. Das hat der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin wenige Stunden vor seinem Russlandbesuch nochmals bekräftigt. In dieser Optik werde er mit seinen Gesprächspartnern in Moskau zusammentreffen und bilaterale Fragen wie auch Krisenthemen behandeln, sagte Parolin im Interview mit der russischen Nachrichtenagentur Tass.

In dem Gespräch ging der Kardinal die Etappen der Visite in der kommenden Woche durch: Demnach trifft die „Nummer Zwei“ des Vatikan am Montag zunächst Vertreter der katholischen Kirche und feiert eine Messe in Moskau. Am Dienstag ist das Treffen mit Patriarch Kyrill I. sowie dem russischen Außenminister Sergei Lawrow und am Mittwoch die Begegnung mit Präsident Wladimir Putin angesetzt.

Mit Blick auf den geplanten Austausch mit dem orthodoxen Patriarchen Kyrill I. und dem Außenamtschef des russischen Patriarchates Hilarion sprach Parolin von eine „Öffnung“ im Verhältnis der beiden Kirchen „in den letzten Jahren“, die im historischen Treffen Kyrill I. mit Papst Franziskus auf Kuba im vergangenen Jahr einen Höhepunkt gefunden habe. Es gehe hier um einen „Weg der Einheit“, unterstrich Parolin. Dieser erfordere Geduld und Einsatz, habe aber bereits „Momente der Einheit“ aufgezeigt. Ein Beispiel dafür sei der „Ökumenismus der Heiligen“, so Parolin. Er verwies hierbei auf die Ausstellungen der Reliquien des Heiligen Nikolaus von Bari in Russland, die zahlreiche Gläubige angezogen hatten.

Nach dem Kampf Russlands gegen den islamistischen Terror und einen gemeinsamen Einsatz der Kirchen in diesem Feld befragt warnte Parolin vor „Kraftakten, die ihrerseits neue Gewaltspiralen hervorrufen oder unveräußerliche Menschenrechte wie etwa die Religionsfreiheit in den Hintergrund drängen“. Die Friedensarbeit der Kirche sei langfristig angesetzt, es gehe hierbei um Bildung und Gewissensbildung, interkulturellen und interreligiösen Dialog, erinnerte der Kardinal. (rv)

Vier Priester, die das Beichtgeheimnis bis zum Äußersten verteidigt haben

MELBOURNE – Nachdem der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, erklärt hat, er werde lieber ins Gefängnis gehen als wegen einer möglichen Einmischung des Staates das Beichtgeheimnis zu verletzen, ist das Thema wieder in die Schlagzeilen geraten. Immer wieder waren Priester im Lauf der Kirchengeschichte gezwungen, das sakramentale Siegel bis zum Äußersten verteidigt haben.

Am 14. August schlug die Royal Commission – eine Einrichtung, die in Australien geschaffen wurde, um Fälle sexuellen Missbrauchs in Institutionen zu untersuchen, darunter der Kirche – vor, dass Priester der katholischen Kirche das Beichtgeheimnis brechen sollten, falls sie von einem Fall sexuellen Missbrauch Kenntnis bekämen.

Der Codex des Kanonischen Rechtes der katholischen Kirche besagt: „Das Beichtgeheimnis ist unverletzlich, dem Beichtvater ist es daher streng verboten, den Pönitenten durch Worte oder auf irgendeine andere Weise und aus irgendeinem Grund irgendwie zu verraten.“

Diese vier Priester haben bereits das Beichtgeheimnis bis zum Letzten verteidigt:

1. Der heilige Johannes Nepomuk

Der heilige Johannes Nepomuk gilt als herausragendes Beispiel der Wahrung des Beichtsiegels. Er war der erste Märtyrer, der es vorzog, eher zu sterben als das Beichtgeheimnis zu verletzen.

Johannes Nepomuk wurde zwischen 1340 und 1350 in Pomuk in der Tschechien geboren.

Zu der Zeit als er Generalvikar des Erzbischofs von Prag war, war er auch Beichtvater von Sophie von Bayern, der Ehefrau König Wenzels. Der König, der Wut- und Eifersuchtsanfälle hatte, befahl dem Priester, ihm die Sünden seiner Frau zu offenbaren. Die Weigerung des Heiligen erzürnte Wenzel, der drohte, Johannes zu töten, sollte er ihm nicht die Geheimnisse Sophies erzählen.

Ein weiterer Konflikt zwischen Wenzel und Johannes entstand, als der Monarch sich einen Konvent aneignen wollte, um dessen Reichtümer einem Verwandten zu übergeben. Der Heilige verbot dies, da die Güter Besitz der Kirche waren.

Der König tobte und ordnete an, den Heiligen zu foltern. Anschließend wurde er in die Moldau geworfen. Sein Leib wurde geborgen und bestattet. Man schrieb das Jahr 1393.

2. Der heilige Mateo Correa Magallanes

Der heilige Mateo Correa Magallanes ist ein weiterer Märtyrer des Beichtgeheimnisses. Er wurde während des mexikanischen Bürgerkrieges von 1926-1929 (dem sog. Guerra Cristera) erschossen, weil er sich weigerte, den Inhalt der Beichten gefangener Rebellen preiszugeben.

Er wurde am 22. Juli 1866 in Tepechitlán (Zacatecas) geboren, 1893 zum Priester geweiht und war Kaplan in verschiedenen Haziendas und Pfarreien.

1927 wurde er von mexikanischen Soldaten unter Befehl des General Eulogio Ortiz verhaftet. Einige Tage später schickte der General Pater Correa zu einer Gruppe von Männern, die erschossen werden sollten, um ihre Beichte zu hören. Danach verlangte er von ihm, das in der Beichte Gehörte zu berichten.

Auf den entschiedenen Widerstand des Paters hin, gab er den Befehl zu dessen Hinrichtung.

Die sterblichen Überreste des Priesters werden in der Kathedrale von Durango verehrt.

Mateo Correa Magallanes wurde vom heiligen Papst Johannes Paul II. am 22. November 1992 selig- und am 21. Mai 2000 heiliggesprochen.

3. Pater Felipe Císcar Puig

Pater Felipe Císcar Puig war ein Priester aus Valencia, der ebenfalls als Märtyrer des Sigillum confessionis gilt. Er wurde während der religiösen Verfolgungen im Spanischen Bürgerkrieg (1936) hingerichtet, weil er das Beichtgeheimnis geschützt hatte.

Die Erzdiözese Valencia teilte mit, dass man durch die gesammelte Dokumentation weiß, dass Pater Ciscar ins Gefängnis von Denia (Valencia, Spanien) gebracht worden war, wo ihn ein Franziskaner mit Nahmen Andres Ivar Ende August 1936 bat, ihm die Beichte abzunehmen, da er ahnte, bald hingerichtet zu werden.

„Nach der Beichte versuchten sie, den Inhalt derselben zu erfahren. Pater Ciscar weigerte sich und die Milizsoldaten drohten ihm an, ihn umzubringen. Der Priester antwortete: ´Tut, was ihr wollt, aber ich werde euch den Inhalt der Beichte nicht offenbaren. Lieber sterben, als das zu tun“, berichteten die Zeugen.

„Als sie ihn so entschlossen sahen, brachten sie ihn vor ein Scheingericht, vor dem sie ihn aufforderten, das Beichtsiegel zu brechen“ und als er in seinem Vorsatz standhaft blieb und erklärte, lieber zu sterben, verurteilten ihn die Milizsoldaten zum Tode. Felipe Ciscar und Andres Ivars wurden auf ein Auto geladen und an den Rand der Stadt Gata de Gorgos gebracht, wo sie am 8. September 1936 erschossen wurden, der einem im 71., der andere im 51. Lebensjahr.

Sowohl Felipe Ciscar als auch Andrés Ivars gehören zu den Personen, für die man den Seligsprechungsprozess des „Dieners Gottes Ricardo Pelufo Esteve und 43 Gefährten und Märtyrergefährten“ begonnen hat, zu denen insgesamt 36 Franziskaner gehören.

4. Pater Fernando Olmedo Reguera

Dieser Priester aus dem Kapuzinerorden wurde am 12. August 1936 getötet und am 13. Oktober 2013 in Tarragona seliggesprochen. Auch er zählt zu den Verteidigern des Beichtsiegels.

Er wurde am 10. Januar 1873 in Santiago de Compostela (Spanien) geboren und am 31. Juli 1904 zum Priester geweiht.

Er war Definitor und Sekretär des Provinzials bis er 1936 aufgrund der religiösen Verfolgung den Konvent verlassen musste.

Pater Fernando wurde festgenommen und im Gefängnis beleidigt, misshandelt und geschlagen. Sie verlangten von ihm, das Beichtgeheimnis preiszugeben. Der Tradition gemäß wurde er von einer Art Volksgericht in der Nähe des Cuartel de la Montaña, einem im 19. Jahrhundert in Madrid errichteten Militärgebäudes, erschossen. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der Basilika Jesús de Medinaceli in Madrid. (CNA Deutsch)

Kommunikation nach Art des Papstes: „Er reduziert die Distanz“

Papst Franziskus ändert mit seiner Kreativität die Regeln und die Form von Kommunikation: Dario Viganò, Präfekt des Sekretariats für Kommunikation des Vatikan, betont die Wichtigkeit, sich dieser Kreativität anzuschließen und als Vatikan und als Kirche allgemein „Kommunikation neu zu lernen.“

„Er lässt die konventionelle Weise beiseite und nutzt Geschichten und Metaphern und stellt so ganz anders als das bisher der Fall war Verbindung zum Hörer, zum Nächsten her. Er reduziert die Distanz“, so Viganò. „Papst Franziskus macht aus dem Zuhörer einen Dialogpartner.“

Viganò erläutert diese Gedanken in diesen Tagen bei einem kirchlichen Kommunikations-Kongress in Brasilien, „Zur Kommunikation bilden” lautet das Thema der Tagung, Dario Viganò spricht dabei darüber, was Kommunikation in der Perspektive von Papst Franziskus bedeutet. Im Interview mit Radio Vatikan betont Viganò, dass Kommunikation auch für den Vatikan immer lokal bleibe. So etwa für Brasilien: „Mit allen Beteiligen in Brasilien überlegen wir, was es heute für die Kirche bedeutet, neu das kommunizieren zu lernen und für den Glauben Zeugnis abzulegen“, so der Leiter der Kommunikationsabteilung des Vatikan. Das könne man nicht zentral für alle leisten, dieser Gedanke sei Teil der Reform.

Digitale Kultur

Die digitale Kultur stehe bei dieser Reform eindeutig im Vordergrund, so der Verantwortliche für den Umbau der Vatikanmedien. „Vergessen wir nicht, dass die Weise, in der Papst Franziskus erzählt, immer ein ganz praktisches Ziel hat, er ist nie selbstbezogen, sondern provoziert auf einen Effekt im konkreten Leben hin.“ So bringe er die Frohe Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes ins alltägliche Leben hinein.

Das gelte es nun in die Vatikanmedien hinein umzusetzen, ganz konkret: neue Formen zu entwickeln, um genau dort, im Alltag, anzukommen. „Wir haben die Hoffnung, noch in diesem Jahr ein neues Medien-Portal starten zu können“, berichtet Viganò. Dazu wird dann auch Radio Vatikan gehören. „Das wird dann ein multimediales und multi-sprachliches Portal sein. Auf der einen Seite wird uns das erlauben, kohärent über den Vatikan zu informieren, auf der anderen Seite wird das aber nicht einheitlich sein, sondern differenziert auf die Nutzer in den jeweiligen Ländern Rücksicht nehmen.“

Differenziert berichten

Viganò betont im Interview die Professionalität der Mitarbeiter, welche in dieser Reform engagiert sind, kündigt aber auch viele Weiterbildungen an, damit die Entwicklung nicht stehen bleibe. „Den Papst berichten, über seine Botschaft, seine Gesten, über die Arbeit des Vatikan und seiner Abteilungen und die weltweite Kirche“, das sei der Fokus der Vatikanmedien, wie sie neu aufgestellt würden. So könne man zu einem weltweiten kirchlichen Netzwerk von Information und Kommunikation beitragen, besser als das im Augenblick der Fall sei. Das könne dann auch die Buntheit der Kirche, das „Kaleidoskop“, zum Ausdruck bringen, sagt Viganò: „Die römische Kirche ist ja nicht die Synthese aller Kirchen: sie steht allen Kirchen in Liebe vor, wie es heißt, jede Ortskirche muss also sie selbst sein und bleiben, mit ihren Besonderheiten und auf einem gemeinsamen Weg.“

Bei allem Augenmerk für neue Medien und digitale Kultur dürfe man aber nie aus den Augen verlieren, dass der erste Schritt beim „Neulernen von Kommunikation“ nie ein technologischer sein kann. „Deswegen hat die Kommunikations-Reform, die wir derzeit im Vatikan unternehmen, den Menschen im Zentrum.“ (rv)