„Keine Königin mit Distanz“: Videobotschaft nach Tschenstochau

Die Polen nennen den Ort Jasna Góra, den Hellen Berg, Papst Franziskus nennt ihn die spirituelle Hauptstadt Polens: In einer Videobotschaft spricht Papst Franziskus an diesem Samstag zu Pilgern, die nach Częstochowa (Tschenstochau) gekommen sind, um den 300. Jahrestag der Anerkennung des Wallfahrtsortes durch die Päpste zu feiern. „Es ist eine große Ehre, als Mutter eine Königin zu haben, aber schenkt noch größere Freude, als Königin eine Mutter zu haben“, so der Papst. Polen habe ein „mütterliches Herz“, ihr, der Muttergottes, „vertraut ihr alles an: die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft, die Freuden und Ängste eures eigenen Lebens und die eures Landes. Das ist sehr gut.“

Der Papst erinnerte an seinen eigenen Besuch in Częstochowa vor einem Jahr, Anlass war die Feier des 1050 Jahrestages der Taufe Polens.

Eine den Sohn umarmende Mutter

„Das heilige Bild zeigt uns, dass Maria keine Königin mit Distanz ist, die auf einem Thron sitzt, sondern eine Mutter, die ihren Sohn umarmt und mit ihm uns, alle ihre Kinder. Sie ist eine echte Mutter, mit ihrem gezeichneten Gesicht, eine Mutter, die mit uns leidet weil sie sich die Probleme unseres Lebens zu Herzen nimmt. Sie ist eine Mutter, die uns nahe ist und die uns nie aus dem Blick verliert, eine zärtliche Mutter, die uns auf unserem täglichen Lebensweg an die Hand nimmt.“

Er wünsche allen aus Anlass dieses Jubiläums, dass sie spürten, dass sie keine Waisen seien: da sei immer diese Mutter für alle da. „Die Madonna schenke euch die Gnade, euch gemeinsam zu freuen“, wünsche der Papst abschließend, „wie eine um die Mutter versammelte Familie.“ (rv)

Wie Papst Franziskus über Liturgie denkt

VATIKANSTADT- Konzil und Reform: Das sind laut Papst Franziskus zwei unzertrennliche Elemente, so der Pontifex gegenüber Teilnehmer der „Liturgischen Woche“ des Centro Azione Liturgica (Zentrum für liturgisches Handeln), das sein 70-jähriges Bestehen feiert.

Der Papst hat dabei von den Anfängen der zeitgenössischen liturgischen Bewegung gesprochen, über Pius X. und die Musik, bis hin zu Pius XII. und die Karwoche: „Von diesem Impuls her ist in Italien, nach dem Beispiel anderer Länder, das Centro Azione Liturgica entstanden, unter Leitung von Bischöfen, die sich um das ihnen anvertraute Volk bemühten, und animiert durch Wissenschaftler, die die Kirche und die Liturgie liebten.“

Dann sei das Zweite Vatikanische Konzil gekommen, so der Papst weiter. Da habe man sich „eine lebendige Liturgie“ gewünscht, teilt Franziskus mit, „für eine Kirche, die ganz von dem gefeierten Mysterium belebt werden sollte.“

Diese so beschriebene „Reform“ dauert für Franziskus immer noch an: „Es reicht nicht, die liturgischen Bücher zu reformieren, um eine Mentalität zu erneuern“.

So sei zu verstehen, was sein Vorgänger, Paul VI. sagte, als er „ein Jahr vor seinem Tod zu den im Konsistorium versammelten Kardinälen gesagt [hat]: ‚Der Moment ist gekommen, endgültig die trennenden Unruhen zu lassen, die gleichermaßen sowohl im einen als auch im anderen Sinn schädlich sind, und mit den richtigen Leitgedanken die von uns unter Anwendung der Abstimmungen des Konzils genehmigte Reform in vollem Umfang umzusetzen‘.“

Franziskus weiter: Dies stelle ein klares Nein dar zu den „unbegründeten und oberflächlichen Lesarten, zu nur bruchstückhafter Annahme und zu einer Praxis, die sie entstellt“.

„Es geht nicht darum, die Reform neu zu überdenken und ihre Entscheidungen zu korrigieren, sondern vielmehr darum, die ihr zugrundeliegenden Beweggründe besser zu verstehen, auch durch die historische Dokumentation, und ihre Leitgedanken zu verinnerlichen, sowie ihre Regelungen zu beachten. Wir können sagen, dass – ausgehend von diesem Lehramt und auf dem weiteren Weg – die liturgische Reform irreversibel ist.“

Diese Aufgabe ist von Rechts wegen „dem Apostolischen Stuhl und den Diözesanbischöfen anvertraut, auf deren Verantwortung und Autorität ich im gegenwärtigen Moment sehr zähle“, so Franziskus wörtlich weiter.

Eine lebendige Liturgie sei so zu erreichen: „Ohne die reale Präsenz des Geheimnisses Christi gibt es keine liturgische Vitalität“ so der Papst, der in Bezug auf das gesamte Gottesvolk erklärt: „Die Liturgie ist ihrer Natur nach ‚volkstümlich‘ und nicht klerikal, da sie – wie die Etymologie besagt – ein Handeln für das Volk, aber auch ein Handeln des Volkes ist.“ Handlung und Hören auf Gott und auf die Kirche, die „all jene versammelt, deren Herz auf das Evangelium hört, ohne jemanden auszuschließen: Große und Kleine, Reiche und Arme, Kinder und Alte, Gesunde und Kranke, Gerechte und Sünder sind gerufen.“ Franziskus wörtlich: „Die Eucharistie ist kein Sakrament ‚für mich‘, es ist das Sakrament der Vielen, die einen einzigen Leib bilden, des heiligen Gottesvolkes“, und daher sei auch Volksfrömmigkeit so wichtig.

Die Liturgie ist keine Idee, die verstanden werden soll – „geistliche Überlegungen sind etwas anderes als die Liturgie“ so der Papst. Dies sei wie folgt zu verstehen: „Es gibt einen großen Unterschied dazwischen zu sagen, dass Gott existiert, und zu spüren, dass Gott uns liebt, so wie wir sind, jetzt und hier.“

Danach kommt Franziskus auf die verschiedenen liturgische Traditionen im Osten und im Westen zu sprechen, die „durch den Hauch des einen Geistes der einen betenden Kirche Stimme verleihen durch Christus, mit Christus und in Christus, zur Ehre des Vaters und für das Heil der Welt.“

Der Papst bittet die liturgische Bewegung darum, den „geweihten Dienern, wie auch den anderen Dienenden bei der Liturgie und den Sängern, Künstlern und Musikern zu helfen, mitzuwirken, damit die Liturgie ‚Quelle und Höhepunkt des Lebens der Kirche‘ ist.“

Zuvor hatte Papst Franziskus zudem auch den protestantischen Pastor Olav Fykse, den Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirche, zusammen mit Frau Agnes Abuom, der Leiterin des Zentralkomitees dieses Ökumenischen Rates, sowie Emil Paul Tscherrig, den Titularerzbischof von Voli und Apostolischen Nuntius in Argentinien, empfangen. (CNA Deutsch)