Kommunikation nach Art des Papstes: „Er reduziert die Distanz“

Papst Franziskus ändert mit seiner Kreativität die Regeln und die Form von Kommunikation: Dario Viganò, Präfekt des Sekretariats für Kommunikation des Vatikan, betont die Wichtigkeit, sich dieser Kreativität anzuschließen und als Vatikan und als Kirche allgemein „Kommunikation neu zu lernen.“

„Er lässt die konventionelle Weise beiseite und nutzt Geschichten und Metaphern und stellt so ganz anders als das bisher der Fall war Verbindung zum Hörer, zum Nächsten her. Er reduziert die Distanz“, so Viganò. „Papst Franziskus macht aus dem Zuhörer einen Dialogpartner.“

Viganò erläutert diese Gedanken in diesen Tagen bei einem kirchlichen Kommunikations-Kongress in Brasilien, „Zur Kommunikation bilden” lautet das Thema der Tagung, Dario Viganò spricht dabei darüber, was Kommunikation in der Perspektive von Papst Franziskus bedeutet. Im Interview mit Radio Vatikan betont Viganò, dass Kommunikation auch für den Vatikan immer lokal bleibe. So etwa für Brasilien: „Mit allen Beteiligen in Brasilien überlegen wir, was es heute für die Kirche bedeutet, neu das kommunizieren zu lernen und für den Glauben Zeugnis abzulegen“, so der Leiter der Kommunikationsabteilung des Vatikan. Das könne man nicht zentral für alle leisten, dieser Gedanke sei Teil der Reform.

Digitale Kultur

Die digitale Kultur stehe bei dieser Reform eindeutig im Vordergrund, so der Verantwortliche für den Umbau der Vatikanmedien. „Vergessen wir nicht, dass die Weise, in der Papst Franziskus erzählt, immer ein ganz praktisches Ziel hat, er ist nie selbstbezogen, sondern provoziert auf einen Effekt im konkreten Leben hin.“ So bringe er die Frohe Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes ins alltägliche Leben hinein.

Das gelte es nun in die Vatikanmedien hinein umzusetzen, ganz konkret: neue Formen zu entwickeln, um genau dort, im Alltag, anzukommen. „Wir haben die Hoffnung, noch in diesem Jahr ein neues Medien-Portal starten zu können“, berichtet Viganò. Dazu wird dann auch Radio Vatikan gehören. „Das wird dann ein multimediales und multi-sprachliches Portal sein. Auf der einen Seite wird uns das erlauben, kohärent über den Vatikan zu informieren, auf der anderen Seite wird das aber nicht einheitlich sein, sondern differenziert auf die Nutzer in den jeweiligen Ländern Rücksicht nehmen.“

Differenziert berichten

Viganò betont im Interview die Professionalität der Mitarbeiter, welche in dieser Reform engagiert sind, kündigt aber auch viele Weiterbildungen an, damit die Entwicklung nicht stehen bleibe. „Den Papst berichten, über seine Botschaft, seine Gesten, über die Arbeit des Vatikan und seiner Abteilungen und die weltweite Kirche“, das sei der Fokus der Vatikanmedien, wie sie neu aufgestellt würden. So könne man zu einem weltweiten kirchlichen Netzwerk von Information und Kommunikation beitragen, besser als das im Augenblick der Fall sei. Das könne dann auch die Buntheit der Kirche, das „Kaleidoskop“, zum Ausdruck bringen, sagt Viganò: „Die römische Kirche ist ja nicht die Synthese aller Kirchen: sie steht allen Kirchen in Liebe vor, wie es heißt, jede Ortskirche muss also sie selbst sein und bleiben, mit ihren Besonderheiten und auf einem gemeinsamen Weg.“

Bei allem Augenmerk für neue Medien und digitale Kultur dürfe man aber nie aus den Augen verlieren, dass der erste Schritt beim „Neulernen von Kommunikation“ nie ein technologischer sein kann. „Deswegen hat die Kommunikations-Reform, die wir derzeit im Vatikan unternehmen, den Menschen im Zentrum.“ (rv)

Chef des Vatikan-TV: Kommunikation ist für Franziskus alles

Msgr Dario ViganoFranziskus ist der „Papst des Dialogs“. So umschreibt der Präfekt des Sekretariats für die vatikanische Kommunikation, Dario Edoardo Viganó, den Papst. Viganò ist auch Leiter des vatikanischen Fernsehzentrums CTV und hat nun ein Buch auf Italienisch herausgegeben über die Kommunikation des Papstes. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagt er dazu: „Dieses Buch ist entstanden, weil wir einen Blick hinter die Kulissen zeigen wollen. Es handelt sich ja um ein Pontifikat mit viel Kreativität und das ist typisch für einen Mann der Kirche, der sich tief im Geheimnis Gottes verankert sieht. Das haben wir ja bereits kurz nach dem weißen Rauch am Ende des Konklave gesehen und da beginnt auch unsere Erzählung.“

CTV habe die historische Aufgabe übernommen, diesen Papst von Anfang an der Welt zu zeigen und zwar so, wie er ist: authentisch, nah und ehrlich.

„Ich erläutere ein Gespräch zwischen mir und einem Kamera-Techniker, der schon vor uns in der Regie wusste, wer nun auf dem Balkon des Petersdomes erscheinen wird, weil er dort unmittelbar stand und wir von unserem Raum aus natürlich noch nichts sahen. Dieses Gespräch zeigt, wie nah der Papst sein will. Das hat dann auch zu einem neuen Kamera-Blick geführt: man sah nämlich den Papst auf dem Balkon von hinten. So hatte man im Fernsehen den Eindruck neben ihm zu sein und auch den Blick auf die Menschenmenge zu erfahren, die er selber hatte.“

Dem Papst sei die Kommunikation ein großes Anliegen, so der päpstliche Beauftragte für die vatikanischen Medien.

„Das hat eine nicht-strategische Bedeutung, würde ich sagen. Die Kommunikation ist für ihn so wichtig, weil er eine Verbindung zu den Mitmenschen schaffen will und dazu bedarf es natürlich des Dialogs. Ihm ist es zum Beispiel ein Anliegen, dass vor jeder Aufzeichnung einer Videobotschaft er als erstes alle Techniker einzeln grüßt und sich danach auch bei jedem, der anwesend war sich bedankt und die Hand reicht. Seine Kommunikation ist nicht gestellt sondern er ist so.“ (rv)

 

Vatikan: „Schaltstellen besser schmieren“

Von der Regensburger Rede über die Affäre Williamson bis hin zur aktuellen Missbrauchskrise in der katholischen Kirche – leichte Kost war das fünfjährige Pontifikat von Papst Benedikt XVI. bisher nicht. Seit dem „Erdbeben" von Regensburg habe der Vatikan bis heute in Punkto Kommunikation jedoch dazugelernt. Das meint der Vatikanbeobachter Paolo Rodari. Der italienische Journalist und Autor sorgt derzeit mit dem Buch „Attacco a Ratzinger" – „Angriff auf Ratzinger" in Italien für Aufsehen; darin dokumentiert er Vorwürfe und Komplotte, die laut Medien rund um Papst Benedikt XVI. in den letzten fünf Jahren entstanden.
 „Ich beobachte seither ernsthafte Anstrengungen der vatikanischen Pressearbeit, besser vorzubauen. So arbeitet man jetzt mit einer skandinavischen Agentur zusammen, die Internet durchforstet und Presseschauen von online erschienenen Artikeln und Blogs zusammenstellt. Denn viele Kommunikationspannen sind entstanden, obwohl sie zuvor schon im Internet waren. Internet nimmt oft vorweg, was später in die Zeitung und ins Fernsehen kommt. Beispiel: der Fall Williamson. Seine Negierung des Holocaust war schon lange vorher online nachzulesen. Über Internet-Lektüre kann der Vatikan also vorbeugen."
Hinzu komme, dass der Papst in seinen Botschaften radikal sei – gerade deshalb schlügen seine Aussagen in den Medien hohe Wellen, so eine weitere These des Autors.
„Der Papst ist eine Ikone auf der ganzen Welt, um so mehr aber für den Westen, wo oft das Schicksal der Welt entschieden wird. Es mag stimmen, dass er auf den anderen Kontinenten eine bessere Presse hat. Es stimmt aber auch, dass er sich auseinandersetzen muss mit unserer westlichen Welt. Das ist unerlässlich. Johannes Paul II. gelang es noch, mit seinem speziellen Charisma ein Vakuum zu überdecken. Nach dieser Ära sind dann unter Benedikt manche Mängel ans Licht gekommen. Ich denke aber nicht, dass die Attacken gegen den Papst konzertierte Aktionen sind. Es sind tatsächlich seine unkonventionellen Botschaften, seine Worte, die viele verschrecken."
Neben dem besseren Ausnutzen globaler Kommunikationskanäle wie zum Beispiel Internet rät Rodari dem Vatikan zudem, die eigenen Schaltstellen besser zu „ölen". Durch mehr Austausch und Abstimmung zwischen obersten Stellen und der vatikanischen Pressearbeit könnten Missverständnisse verhindert werden. (rv)