Ghana: Afrikas Bischöfe bereiten sich auf Synode vor

Kardinal SarahBischöfe aus ganz Afrika haben in den letzten Tagen in Accra über die bevorstehende vatikanische Bischofssynode beraten. Das Treffen, das an diesem Donnerstag zu Ende geht, wurde vom afrikanischen Bischofsrat Secam organisiert; fünf Kardinäle und 45 Bischöfe, die alle am synodalen Weg zur Neuordnung der Ehe- und Familienpastoral beteiligt sind, nahmen teil. Kurienkardinal Robert Sarah, der die Liturgiekongregation leitet, rief dazu auf, „die Heiligkeit der Ehe zu schützen, die derzeit von Ideologien angegriffen wird, und keine Angst zu haben, auf der Lehre der Kirche über die Ehe zu bestehen“.

Der Präsident der Bischofskonferenz von Ghana, Bischof Joseph Osei-Bonsu, bekräftigte, eine Ehe könne nur der Bund zwischen einem Mann und einer Frau sein. Die Afrikaner sollten sich nicht von Medien beeinflussen lassen, die die Heirat zwischen zwei Personen desselben Geschlechts propagierten. Secam-Präsident Erzbischof Gabriel Mbilingi kündigte an, Afrika werde „auf der bevorstehenden Synode mit einer Stimme sprechen“. (rv)

Papst trifft Waldenser – Interview mit Kardinal Koch

Kardinal KochIn einer Woche besucht Papst Franziskus Turin – und dabei wird er nicht nur vor dem ‚Grabtuch Jesu‘ beten, sondern auch die Turiner Waldenserkirche betreten. Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Schritt für einen Papst: Stefan Kempis sprach darüber mit Kurienkardinal Kurt Koch, dem Präsidenten des Päpstlichen Einheitsrates.

Kardinal Koch: „Ich glaube zunächst einmal wirklich, dass es eine Premiere ist: dass zum ersten Mal in der Geschichte eine Begegnung zwischen den Waldensern und dem höchsten Repräsentanten der katholischen Kirche, dem Papst, stattfindet. Das finde ich großartig und hoffe, dass daraus auch neue Impulse entstehen für den ökumenischen Dialog … und dass hier auch ein Zeichen des Vergebens und der Bitte um Vergebung geschieht für das, was in der Geschichte geschehen ist.“

Im Mittelalter wurden die Waldenser noch von der katholischen Kirche verfolgt – gab es nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil neue Ansätze und theologische Gespräche mit den Waldensern? Und an welchem Punkt sind sie?

Kardinal Koch: „Es gibt Gespräche, aber ich denke, sie müssen noch ziemlich intensiviert werden. Ich hoffe, dass diese Begegnung mit dem Papst ein neuer Impuls sein kann, diese Fragen intensiv anzugehen, zumal es ja gerade hier in Rom eine Theologische Fakultät der Waldenser gibt. Da ist es wirklich angezeigt, dass wir den Dialog vertiefen.“

Heißt das, die Gespräche mit den Waldensern sind noch ganz am Anfang?

Kardinal Koch: „Ich würde nicht sagen, am Anfang, sondern: am Laufen.“

Und was sind die schwierigen, die Brennpunkte bei diesen Gesprächen? Geht es den Waldensern vielleicht vor allem um die historische Perspektive?

„Zunächst die historischen Fragen gründlich anschauen“

Kardinal Koch: „Ich glaube, in den ökumenischen Dialogen ist es immer wichtig, zunächst einmal mit den historischen Fragen zu beginnen, weil viele theologische Probleme und Fragen nur aus der Geschichte her zu verstehen sind. Teilweise sind das Überspitzungen in der Geschichte, die dann noch weiter zugespitzt worden sind, weil man sich entfremdet hat, weil man nicht mehr zusammengelebt hat. Deshalb, meine ich, ist es immer wichtig, zunächst die historischen Fragen gründlich anzuschauen.“

Die heilige Hildegard von Bingen hat noch von der Kanzel herab gegen die Waldenser gepredigt…

Kardinal Koch: „Ja – die Heiligen leben auch in ihrer Zeit und sind Kinder ihrer Zeit, sie haben in diese Zeit hinein gelebt. Wir dürfen sie nicht mit unseren Maßstäben von heute her beurteilen, sondern müssen sie aus der Zeit heraus verstehen.“

Ist ein Mea Culpa des Papstes im Namen der Kirche in Turin geplant, mit Blick auf die Waldenser?

„Mea Culpa würde dem Papst entsprechen“

Kardinal Koch: „Ich will nicht in die Freiheit des Heiligen Vaters eingreifen, was er tun wird – aber ich bin überzeugt, dass eine solche Bitte seinem Geist und seinem Herzen voll und ganz entsprechen würde.“

Erleben wir unter diesem Papst eine Ausweitung des ökumenischen Dialogs? Auch die Freikirchen sind ja ganz neu in den Blick gekommen.

Kardinal Koch: „Ja. Aber das entspricht natürlich auch der Realität heute, denn die größte Entwicklung, die wir in der heutigen ökumenischen Landschaft haben, ist das rasante Anwachsen evangelikaler, pentecostalischer Bewegungen. Sie sind heute rein zahlenmäßig die zweitgrößte Realität nach der römisch-katholischen Kirche. Man muss von einer Pentecostalisierung des Christentums reden. Und diese Herausforderung müssen wir wahrnehmen! Ich denke auch: In diesen Bewegungen liegen viele Vorurteile gegen die römisch-katholische Kirche, vor allem gegen das Papsttum, vor; und wenn der Papst nun Repräsentanten dieser Bewegungen einlädt zu einem persönlichen Kontakt, kann das viele Vorurteile überwinden und die Türen für neue Dialoge öffnen. Dafür bin ich sehr dankbar.“

Kommt die katholische Kirche bei solchen Dialogen schneller weiter als im Uralt-Dialog mit den Lutheranern, die jetzt auch mit Blick auf das Lutherjubiläum ihr Luthertum wieder neu entdecken?

Kardinal Koch: „Das wage ich nicht zu sagen, denn die Dialoge sind hier (mit Blick auf die Waldenser und die Freikirchen, Anm.d.Red.) wirklich am Anfang, und die Traktandenliste ist völlig anders als mit den historischen Kirchen der Reformation. Deshalb ist es heute schon schwierig, einen Vergleich zu ziehen; das möchte ich noch nicht tun.“ (rv)

Papst und Kardinäle berieten: Neues zur Kurienreform

KardinalsratFinanzreform, Medienreform und Kinderschutz: Das waren die Hauptthemen der Gespräche von Papst Franziskus mit seinem Kardinalsrat. Seit Montag beriet der sogenannte K-9 in der vatikanischen Casa Santa Marta, Franziskus war fast immer dabei, der afrikanische Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya allerdings fehlte krankheitsbedingt. An diesem Mittwoch nun informierte Vatikansprecher Federico Lombardi die Presse über die bisher zehnte Sitzung des K-9 und über den Stand der Reformen im Vatikan.

„Der erste Tag der Beratungen gehörte fast vollständig der Analyse eines Entwurfs für die Präambel der neuen Konstitution. Ein Entwurf, an dem noch weitergearbeitet wird.“ Die neue Apostolische Konstitution soll die bisherige aus der Zeit von Johannes Paul II. ablösen: ein neues Grundgesetz also für den Heiligen Stuhl.

Finanzreform: Drei Arbeitsgruppen

„Kardinal Pell, Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, hat einen Bericht über den neuesten Stand der Reformen im Finanzbereich vorgestellt. Dabei sprach er auch von drei neu eingerichteten Arbeitsgruppen des Sekretariats: Eine analysiert Einnahmen und Investitionen, eine zweite den Umgang mit den menschlichen Ressourcen, und die dritte prüft, ob die bisherige Informatik jeweils mit anderen genutzten System kompatibel, und ob sie effizient ist.“

Medienreform: „Personalstand beibehalten“

Thema Nummer zwei: die Reform des vatikanischen Medienbereichs. Am Dienstagmorgen berichtete Dario Viganò vom Vatikanischen Fernsehzentrum CTV über den Stand der Neuerungen; der Geistliche leitet auch die neue Kommission zur Medienreform, die der Papst im April eingesetzt hat. „Vor allem hat die neue Kommission, gestützt auf die Berichte von McKinsey und der zwei Vorgänger-Kommissionen, erläutert, wie sich ein Reformprojekt binnen vier Jahren ins Werk setzen ließe. Dabei würden der Personalbestand beibehalten und die Einrichtungen graduell miteinander verknüpft.“ Diese Einrichtungen sind der vatikanische Medienrat, der Pressesaal, Radio Vatikan, das Fernsehzentrum, der ‚Osservatore Romano’, der Fotodienst, der Vatikanverlag, die Druckerei und der vatikanische Internetdienst. „Der Kardinalsrat drückt dem Papst ein positives Votum aus, auch was den vorgeschlagenen Zeitrahmen betrifft. Danach soll in den nächsten Monaten ein vatikanisches Dikasterium eingerichtet und die für den Start des Prozesses nötigen Ernennungen vorgenommen werden.“

Neuerungen im Bereich Kinderschutz: Franziskus stimmte bereits zu

Und drittens das Thema Kinderschutz. Hier war es der zur K-9 gehörende US-Kardinal Seán Patrick O’Malley, der konkrete Vorschläge der von ihm geleiteten Päpstlichen Kommission für Kinderschutz benannte. „Die Vorschläge lauten: 1. Die Bischofs-, die Missions- oder die Ostkirchen-Kongregationen sollen künftig für Fälle von Amtsmissbrauch von Bischöfen (im Bereich sexueller Missbrauch durch Kirchenleute) zuständig sein und die entsprechenden Anzeigen entgegennehmen. 2. Die Glaubenskongregation soll den Auftrag bekommen, in diesen Fällen einen Prozess gegen Bischöfe zu führen. 3. In der Glaubenskongregation sollte eine neue Justizabteilung eingerichtet werden. 4. Diese Abteilung sollte von einem vom Papst ernannten Sekretär geleitet werden. Und 5. Der Heilige Vater soll nach fünf Jahren eine formelle Überprüfung durchführen lassen, wie effizient diese Neuerungen sind.“ Lombardi fügte an, Franziskus habe den Vorschlägen der Kinderschutz-Kommission bereits zugestimmt.

Auch Enzyklika Thema

Auch über die Enzyklika zum Thema Ökologie sprach der Papst mit dem Kardinalsrat, zu dem auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx gehört. Die mit Spannung erwartete Enzyklika wird am Donnerstag nächster Woche publik. Der US-Jesuit Michael Czerny vom Päpstlichen Friedensrat führte aus, dass Ortsbischöfe in aller Welt per Email erläuterndes Material zur Enzyklika erhalten sollen: Die Bischöfe werden also sozusagen der Kanal, durch den dieser Text zu den Gläubigen kommt. Lombardi dazu: „Das scheint mir eine neue und interessante Idee, den Episkopat zunächst in der Vorbereitung und jetzt auch in der Veröffentlichung der Enzyklika mit einzubeziehen.“

Das nächste Mal will sich die K-9 vom 14. bis 16. September im Vatikan treffen, also kurz vor der Reise von Papst Franziskus nach Kuba und in die USA. (rv)

Afrikanische Studenten sollen nach Afrika zurück kehren

Kardinal FiloniAfrikanische Priester sollen nicht in Europa bleiben, sondern nach ihren Studien in ihre Länder zurück kehren. Das sagte der Präfekt der Missionskongregation des Vatikan, Kardinal Fernando Filoni, bei einer Predigt im Kolleg Sankt Paulus in Rom. Als Studenten seien sie von ihren Bischöfen nach Rom geschickt worden, deswegen sollten sie nicht die ökonomischen Vorteile Europas oder Nordamerikas genießen, sondern zu ihren Bischöfen und Kirchen zurück kehren, so Kardinal Filoni zu den anwesenden Studenten. Ihre Heimatkirchen bräuchten sie, um die pastorale Arbeit aufzubauen und zu unterhalten. Er insistiere, dass nicht die europäischen, sondern ihre Heimatkirchen von ihrer Ausbildung in Rom profitierten, betonte der Kardinal, der im Vatikan für die Kirchen der früher „Missionsgebiete“ genannten Länder verantwortlich ist. Allein Rom finanziere im Augenblick 500 Studenten, darunter Priesteramtskandidaten als auch Ordensleute. Die Menschen, die für diesen Zweck spendeten, wollten die Kirchen vor Ort unterstützen, so Filoni, das sollten die Studierenden respektieren. (rv)

Elf Stunden in Bosnien

Bosnien HerzegowinaPapst Franziskus hat seine eintägige Reise nach Sarajevo beendet. Am Samstagabend bestieg er um ca. 20.30 Uhr – mit mehr als einstündiger Verspätung im Programm – auf dem internationalen Flughafen der bosnischen Hauptstadt die Alitalia-Maschine in Richtung Rom. Verabschiedet wurde er vom kroatischen Mitglied der Dreier-Präsidentschaft von Bosnien-Herzegowina, Dragan Covic. Reden wurden nicht gehalten; stattdessen unterhielt sich ein gelöst wirkender Franziskus mit Kindern in der Landestracht.

„Mir vama“, „Der Friede sei mit euch“ war das Motto der achten Auslandsreise von Papst Franziskus gewesen. Zwanzig Jahre nach Ende des Bürgerkriegs rief er in Sarajevo zur inneren Aussöhnung der früheren Kriegsparteien auf. Der Vatikan ist ausgesprochen zufrieden mit dem Verlauf der Visite. Die Katholiken – fast alle von ihnen Kroaten – stellen nur etwa elf Prozent der Bevölkerung von Bosnien-Herzegowina. Der hl. Papst Johannes Paul II. hatte Sarajevo 1997 zwei Jahre nach dem Ende des Bürgerkriegs besucht; außerdem reiste er 2003 in den serbischen Teil der Föderation. (rv)

Vatikansprecher Lombardi zieht positive Zwischenbilanz

Pater LombardiEin eindringlicher Aufruf zu Frieden – das war die zentrale Botschaft des Papstes in seiner Predigt bei der großen Messe mit Gläubigen im Stadion von Sarajevo. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi erinnert daran, dass Papst Franziskus damit an die Worte Papst Johannes Paul II. anknüpfte, die dieser dort 1997 bei einer Messe vorgebracht hatte. Als der polnische Papst damals das zerstörte Sarajewo besuchte, sei die Atmosphäre freilich eine andere gewesen, so Lombardi nach Franziskus‘ Messe im Interview mit Radio Vatikan. Der Krieg war gerade zu Ende gewesen, der Winter auch – die Kälte, die klimatische und die politische – sei damals noch konkret spürbar gewesen. Heute, knapp 20 Jahre danach, befinde sich Bosnien-Herzegowina im Aufbruch, im „Frühling“, so Lombardi:

„Die Situation heute Morgen im Stadion war komplett anders. Als Johannes Paul da war, vor vielen Jahren, gab es einen Schneesturm und es war ein enormes Unterfangen, die Messe im Stadion zu verfolgen, und für den Papst, sie zu halten. Heute dagegen war es ein Frühlingstag, warm, mit Sonne! Die Stimmung war sehr unbeschwert und ruhig, man konnte die Feier mit großer Intensität verfolgen und jedes Wort des Heiligen Vaters, das natürlich auf Kroatisch übersetzt wurde. Ich würde sagen, die Feststimmung war charakteristisch für diesen Morgen.“

Franziskus sei in Bosnien-Herzegowina „sehr gut“ empfangen worden, fährt der Jesuit fort. Am Flughafen habe ihn besonders das Empfangskomitee von Kindern der verschiedenen Volksgruppen berührt, die dem Papst in traditioneller Kleidung ihre Aufwartung machten. „Darauf ist der Papst in seiner Rede vor den Vertretern von Politik und Gesellschaft nochmals eingegangen. Er sagte: ,Die Hoffnung haben wir mit den Kindern gesehen, die ich am Flughafen begrüßte, sie waren so froh und aus verschiedenen Ethnien, verschiedenen Kulturen.‘“

Die politische Führung des Landes schätze den Papstbesuch nicht nur als Stärkung der katholischen Kirche im Land, so Lombardi weiter: Die Visite treffe als Geste des Friedens auf das Bedürfnis aller Bürger nach Harmonie und einem friedlichem Zusammenleben aller gesellschaftlicher Komponenten im Land. (rv)

Pilger des Friedens: Ansprache des Papstes in Sarajewo

Papst FranziskusAnsprache Papst Franziskus bei der Begegnung mit Vertretern der Regierung und des öffentlichen Lebens (6. Juni 2015, 10.10 Uhr)

Sehr geehrte Mitglieder des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina,
sehr geehrter Herr amtierender Vorsitzender,
werte Mitglieder des Diplomatischen Korps,
liebe Brüder und Schwestern,

vielmals danke ich den Mitgliedern des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina für den freundlichen Empfang und insbesondere für die herzlichen Worte der Begrüßung, die der amtierende Vorsitzende des Staatspräsidiums Mladen Ivanić im Namen aller an mich gerichtet hat. Es ist für mich ein Grund zur Freude, in dieser Stadt zu sein, die wegen der blutigen Konflikte des vorigen Jahrhunderts so viel gelitten hat und die wieder zu einem Ort des Dialogs und des friedlichen Zusammenlebens geworden ist. In der Vergangenheit war es ein Ort des Konfliktes, jetzt ist er Ort der Begegnung geworden.

Sarajewo und Bosnien und Herzegowina sind von besonderer Bedeutung für Europa und für die ganze Welt. Seit Jahrhunderten sind in diesen Gebieten Gemeinschaften vertreten, die sich zu verschiedenen Religionen bekennen und verschiedenen Volksgruppen und Kulturen angehören. Jede von ihnen ist reich an charakteristischen Merkmalen und stolz auf ihre eigenen Traditionen, ohne dass dies für lange Zeit die Entstehung gegenseitiger freundschaftlicher und herzlicher Beziehungen behindert hätte.

Auch der Baubestand Sarajewos selbst trägt sichtbare konsistente Spuren davon, weil in seinem Stadtgefüge nicht weit voneinander Synagogen, Kirchen und Moscheen stehen, so dass die Stadt den Beinamen „Jerusalem Europas“ erhielt. In der Tat stellt sie einen Kreuzungspunkt von Kulturen, Nationen und Religionen dar; diese Rolle erfordert es, immer neue Brücken zu bauen und die bestehenden zu pflegen und wiederherzustellen, um eine leichte, sichere und zivilisierte Kommunikation zu gewährleisten.

Es ist nötig, dass wir miteinander reden, die Reichtümer eines jeden entdecken, zur Geltung bringen, was uns verbindet, und auf die Unterschiede blicken als eine Möglichkeit, im Respekt gegenüber allen zu wachsen. Ein geduldiger und vertrauensvoller Dialog ist notwendig, so dass die Menschen, die Familien und die Gemeinschaften die Werte ihrer eigenen Kultur vermitteln und das Gute, das von der Erfahrung anderer kommt, aufnehmen können.

Auf diese Weise können auch die schweren Wunden der jüngeren Vergangenheit heilen, und man kann voll Hoffnung in die Zukunft blicken, während man mit einem von Ängsten und Groll freien Geist die alltäglichen Probleme angeht, der sich jede zivile Gemeinschaft stellen muss.

Ich bin als Pilger des Friedens und des Dialogs gekommen, 18 Jahre nach dem historischen Besuch des heiligen Johannes Paul II., der weniger als zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens von Dayton stattfand. Mit Freuden sehe ich die vollbrachten Fortschritte, für die man dem Herrn und vielen Menschen guten Willens danken muss. Es ist jedoch wichtig, sich nicht mit dem zufrieden zu geben, was bisher verwirklicht wurde, sondern danach zu trachten, weitere Schritte zu vollziehen, um das Vertrauen zu stärken, und Gelegenheiten zu schaffen, um die gegenseitige Kenntnis und Wertschätzung zu steigern. Um diesen Lauf zu fördern, sind die Nähe und die Mitarbeit der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der Europäischen Union, und aller Länder und Organisationen, die auf dem Gebiet von Bosnien und Herzegowina präsent und tätig sind, wesentlich.

Bosnien und Herzegowina ist nämlich ein integraler Teil von Europa; seine Erfolge und seine Dramen reihen sich zu Recht in die Geschichte der europäischen Erfolge und Dramen ein und sind zugleich eine ernste Mahnung, jede Anstrengung zu unternehmen, damit die angelaufenen Friedensprozesse immer solider und unumkehrbar werden.

In diesem Land sind der Friede und die Eintracht zwischen Kroaten, Serben und Bosniaken, die Initiativen zugunsten eines diesbezüglichen Wachstums sowie die herzlichen und brüderlichen Beziehungen zwischen Muslimen, Juden und Christen und anderen religiösen Gruppen von einer Bedeutung, die weit über ihre Grenzen reicht. Sie bezeugen der ganzen Welt, dass die Zusammenarbeit von verschiedenen Volksgruppen und Religionen im Hinblick auf das Gemeinwohl möglich ist, dass ein Pluralismus der Kulturen und Traditionen existieren und echte wirksame Lösungen der Probleme hervorbringen kann, dass auch die tiefsten Wunden durch einen Prozess geheilt werden können, der das Gedächtnis reinigt und Hoffnung für die Zukunft gibt.

Diese Hoffnung habe ich heute bei den Kindern gesehen, die mich am Flughafen begrüßt haben: Muslime, Christen und Juden, alle mit großer Freude. Da sieht man die Hoffnung.

Um sich erfolgreich der Barbarei derer entgegenzustellen, die jeden Unterschied zum Anlass und Vorwand für immer grausamere Gewalt nehmen möchten, ist es nötig, dass wir alle die Grundwerte des gemeinsamen Menschseins anerkennen. Im Namen dieser Werte kann und muss man zusammenarbeiten, aufbauen und miteinander reden, vergeben und wachsen und so es den verschiedenen Stimmen möglich machen, einen edlen harmonischen Gesang zu bilden anstatt fanatischen Hassgeschreis.

Die politischen Verantwortungsträger sind zu der vornehmen Aufgabe berufen, die ersten Diener ihrer Gemeinschaften zu sein, und zwar durch ein Handeln, das in erster Linie die Grundrechte des Menschen wahrt, unter denen jenes der Religionsfreiheit hervorragt. Auf diese Weise wird es mit konkretem Einsatz möglich sein, eine friedlichere und gerechtere Gesellschaft aufzubauen und dabei die vielfältigen Probleme des Alltags der Bevölkerung mit Hilfe aller Beteiligten zu einer Lösung hinzuführen.

Damit dies geschehen kann, ist die effektive Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz und bei dessen Ausführung unerlässlich, welcher Volksgruppe, Religion oder Region auch immer sie angehören: So werden sich alle ohne Unterschied als volle Teilhaber des öffentlichen Lebens fühlen und dadurch, dass sie sich der gleichen Rechte erfreuen, werden sie ihren spezifischen Beitrag zum Gemeinwohl aktiv leisten können.

Verehrte Damen und Herren,

die katholische Kirche beteiligt sich durch das Gebet und die Tätigkeit ihrer Gläubigen und ihrer Einrichtungen am Werk des materiellen und moralischen Wiederaufbaus von Bosnien und Herzegowina und teilt dabei seine Freuden und Sorgen. Sie möchte mit Eifer ihre besondere Nähe zu den Armen und Bedürftigen bezeugen und fühlt sich darin von der Lehre und vom Beispiel Jesu, ihres göttlichen Meisters, geleitet.

Der Heilige Stuhl bekundet seine Wertschätzung für den in diesen Jahren zurückgelegten Weg und versichert seine Bereitschaft, die Zusammenarbeit, den Dialog und die Solidarität zu fördern, denn er weiß, dass der Frieden und das gegenseitige Zuhören in einem zivilisierten und geordneten Miteinander die unerlässlichen Bedingungen für eine echte und dauerhafte Entwicklung sind. Der Heilige Stuhl hofft sehr, dass Bosnien und Herzegowina mit dem Beitrag aller – nachdem die schwarzen Wolken des Sturmes endlich abgezogen sind – auf dem eingeschlagenen Weg fortschreiten kann, so dass nach dem frostigen Winter der Frühling aufblühe.

Mit diesen Empfindungen erbitte ich vom Allerhöchsten Frieden und Wohlergehen für Sarajewo und ganz Bosnien und Herzegowina. (rv)

Deutsche Bischöfe verschieben ad-limina-Besuch

DBK_LogoDie deutschen Bischöfe verschieben ihren ad-limina-Besuch im Vatikan: Statt im September werden sie erst vom 16. bis 21. November 2015 nach Rom reisen. Das bestätigte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, am Mittwoch gegenüber Radio Vatikan. Nötig wird die Verschiebung wegen der Vatikan-Planungen zur Kuba-und-USA-Reise des Papstes. Im Oktober findet dann die Bischofssynode zum Thema Ehe und Familie im Vatikan statt. (rv)

Missionspräfekt schlägt Alarm: Weniger Spenden für Missionare

Kardinal FiloniDer Präfekt der Missionskongregation, Kardinal Fernando Filoni, ist besorgt über den rapiden Rückgang an Spenden für die zahlreichen katholischen Missionsprojekte weltweit. Bei der Generalversammlung der Päpstlichen Missionswerke (Pom) sagte Filoni, dass eine „neue Ausrichtung“ und „neue Formen der Zusammenarbeit“ nötig würden. Über 100 Vertreter der verschiedenen Missionswerke nehmen in diesen Tagen an einem Treffen im Vatikan teil. Unter ihnen ist auch der Präsident der Päpstlichen Missionswerke, Erzbischof Protase Rugambwa. Er sagt im Gespräch mit Radio Vatikan, dass die Tätigkeit der Missionare sich seit fünfzig Jahren gleichbleibend am Konzilsdekret „Ad Gentes“ orientiere. Allerdings würden auch neue Ansätze dringend gesucht.

„In der Tat haben wir bei der Generalversammlung verschiedene Themen angesprochen, um neuen Schwung bei der Evangelisierung zu finden. Zum Beispiel haben wir über die Familienfrage gesprochen. Wir müssen verstärkt die Bedeutung der Familie in den Mittelpunkt unserer Tätigkeit stellen. Es geht aber auch darum, die kirchliche Hilfe für Jugendliche zu verbessern, und da denken wir vor allem an Fundraising, insbesondere für die ärmsten Kirchen.“

Es stimme, dass die Spenden rückläufig seien – und die Päpstlichen Missionswerke gehen davon aus, dass dies in den kommenden Jahren noch schlimmer sein wird. „Man darf aber auch nicht vergessen, dass die karitativen Einrichtungen der Kirche umgekehrt viel mehr Spenden erhalten. Es gibt auch immer mehr solcher Institutionen. Das heißt also nicht, dass die Gläubigen weniger Geld an die Kirche geben, sondern dass es ein größeres Angebot an kirchlichen Einrichtungen gibt, die für die Hilfstätigkeit zuständig sind. Ein Problem bei uns ist unsere fehlende Beteiligung, wenn es darum geht, Spenden zu sammeln. Da müssen wir uns verbessern.“

Konkret bedeute dies, dass Missionare vermehrt auch den direkten Kontakt mit Gläubigen suchen müssten, die für Spenden in Frage kämen. Es sei ihm zwar bewusst, dass es im Westen auch eine Wirtschaftskrise gebe, die weiterhin präsent sei, so Erzbischof Rugambwa. „Wir müssen aber betonen, dass die Missionstätigkeit der Kirche eine Tätigkeit für Christus ist. Das ist etwas Einzigartiges. Wir haben noch ein anderes Problem: die sinkende Zahl der Berufungen zu einem Leben in der Mission. Auch das ist eine Krise, und wir wollen auch hier Programme erarbeiten, um die Berufungspastoral zu verbessern. Das können und müssen wir Missionswerke alle gemeinsam machen.“ (rv)

Papstbesuch in Turin: Grabtuch, Arbeiter und Waldenser

Turiner GrabtuchNicht nur das Grabtuch: Bei seinem zweitägigen Besuch in der norditalienischen Stadt Turin wird Papst Franziskus am Sonntag, 21. Juni, nicht nur die wohl berühmteste Reliquie der Christenheit besuchen. Das ergibt sich aus dem vom Vatikan vorgestellten Reiseprogramm, das eine Reihe von Begegnungen des Papstes mit verschiedenen Teilen der Turiner Gesellschaft und Kirche vorsieht.

Um 8.15 Uhr in der Frühe wird Franziskus Arbeiter, Arbeitgeber und Angestellte treffen. Turin mit seinen Fiat-Werken ist eigentlich Italiens Automobil-Metropole, doch die schwere Wirtschaftskrise der letzten Jahre hat der Industrie schwer zu schaffen gemacht. Das rund zweistündige Treffen findet auf der Piazzetta Reale in Turin statt. Es folgt dann der eigentliche Höhepunkt mit dem Besuch beim Grabtuch. Der Papst wird um 10.40 Uhr dazu eine Messe auf der Piazza Vittorio feiern. Wir übertragen diesen Gottesdienst live und mit deutschem Kommentar auf unserem Vatican Player. Der entsprechend Link befindet sich auf unserer Homepage.

Am Nachmittag um 15 Uhr besucht der Papst die Salesianer-Gemeinschaft, die den 200. Geburtstag ihres Ordensgründers Don Bosco feiert. Die Welt des Leidens und die Jugendlichen, im Zeichen Don Boscos: Das werden neben dem Gebet am Grabtuch die wesentlichen Elemente des Turin-Besuches sein. Das Leinen, das als das Grabtuch Jesu gilt, wird seit dem 19. April und noch bis zum 24. Juni öffentlich im Turiner Dom gezeigt. In diesen Wochen und Monaten besuchen Hunderttausende von Menschen Turin, um das Grabtuch zu sehen; die Organisatoren gehen sogar von mindestens einer Million Besucher aus.

Ein Treffen des Papstes mit Jugendlichen steht am Sonntagabend ab 17 Uhr auf dem Programm. Dieses Treffen findet ebenfalls auf der Piazza Vittorio in Turin statt. Am Montag, 22. Juni, wird Franziskus dann um 8.45 Uhr die Waldenser-Gemeinschaft in Turin besuchen. Es handelt sich um die größte, vor allem in Norditalien präsente Kirche der Reformation auf der italienischen Halbinsel. Es wird das erste Mal sein, dass ein Papst eine Waldenserkirche betritt. (rv)