Kardinal Vegliò: Migranten sind Menschen, keine Paket

Kardinal Antonio Maria VeglioDie Aufteilung der Bootsflüchtlinge per Quote zeigt, dass Europa gegenüber den Migranten nicht gleichgültig ist. Davon ist der für Migrationsfragen zuständige Kurienkardinal Antonio Maria Vegliò überzeugt. Im Gespräch mit Radio Vatikan äußerte der Präsident des Päpstlichen Migrantenrates aber auch deutliche Kritik: Es sei „unglaublich“, wie die Politiker in der Europäischen Union mit dem Thema umgingen. „Es ist klar, dass die genannten Zahlen, die die entsprechenden Ländern bereit wären, aufzunehmen, lächerlich sind, wenn man sie mit den realen Zahlen der Flüchtlinge vergleicht. Deshalb sind die bisherigen Beschlüsse aus unserer Sicht ungenügend.“

Die politische Diskussion in Brüssel dürfe sich nicht auf Zahlen beschränken, fuhr Vegliò fort. Es gehe um die Würde von „konkreten Menschen“.

„Wir müssen in Europa unsere Egoismen überwinden. Der Andere wird uns immer irgendwie stören, weil er da ist und ein bisschen von unserem Reichtum nimmt. Egoismus gehört leider zur menschlichen Natur. Doch wir müssen ihn überwinden und vor allem eines beachten: Flüchtlinge sind Menschen und keine Zahlen oder Pakete!“

Wer dem Flüchtlingsproblem begegnen wolle, müsse allerdings nicht nur das Thema Migration anpacken, sondern auch etwas gegen die derzeit 52 Kriege unternehmen, die es weltweit gibt. Denn überall, wo Konflikte und Gewalt herrschten, gebe es Menschen, die bereit sind, zu fliehen, erinnert Vegliò. (rv)

Vatikanmedien: Papst schafft neue Über-Behörde

Msgr Dario Edoardo VignanòPapst Franziskus hat tiefgreifende Änderungen in der vatikanischen Medienlandschaft verfügt. Alle Medien des Heiligen Stuhles werden zu einer neuen Behörde zusammengelegt, dem „Sekretariat für Kommunikation“. Das steht in einem „Motu Proprio“ des Papstes, das an diesem Samstag veröffentlicht wurde. Betroffen sind der Päpstliche Medienrat, der Pressesaal des Heiligen Stuhles, der vatikanische Internet-Service, Radio Vatikan, das Vatikan-Fernsehen CTV, die Zeitung L´Osservatore Romano mit ihrem Fotodienst, die vatikanische Druckerei und der Verlag Libreria Editrice Vaticana. Die einzelnen Einrichtungen arbeiten weiter wie bisher, sind aber in Zukunft an die Weisungen des Sekretariats für Kommunikation gebunden, ordnet Papst Franziskus an.

Das neue Dikasterium wird den schon lange bestehenden Webauftritt des Vatikans – www.vatican.va – übernehmen und auch den Twitterdienst des Papstes @pontifex bestücken. Zum Präfekten der neuen Behörde ernannte der Papst den italienischen Priester Dario Edoardo Vigano, den Direktor des Vatikanfernsehens CTV. Sekretär wird Pater Lucio Adrian Ruiz, Büroleiter des Internetdienstes. Auf die Stellen des Generaldirektors und seines Stellvertreters berief der Papst zwei italienische Laien: Paolo Nusiner, Generaldirektor der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz Avvenire, sowie Giacomo Ghisani, Büroleiter für internationale und juristische Fragen bei Radio Vatikan.

Die Entwicklung der digitalen Medien und die fortschreitende Interaktivität habe ein Überdenken der vatikanischen Außenkommunikation erforderlich gemacht, begründete Papst Franziskus seine Entscheidung. Eine einheitliche Verwaltung aller historisch gewachsenen vatikanischen Medien sei nötig geworden. Die von ihm eingesetzte Medienkommission habe die Lage untersucht und Vorschläge erarbeitet. Vor dem Reformschritt habe er auch die Meinung der Kardinäle eingeholt, die einstimmig ausgefallen sei, schreibt der Papst.

Das Sekretariat für Kommunikation nimmt seinen Dienst am 29. Juni auf, dem Fest der römischen Stadtpatrone Petrus und Paulus. Sitz der Behörde ist das Gebäude von Radio Vatikan an der Piazza Pia 3.

Es handelt sich um den zweiten großen Schritt von Papst Franziskus zur Reform der römischen Kurie. Das vatikanische Wirtschaftssekretariat unter Leitung von Kardinal George Pell hatte der Papst – ebenfalls per „Motu proprio“ – im Februar 2014 ins Leben gerufen. Noch ausständig ist die geplante Neugruppierung der Päpstlichen Räte mit Ausnahme des Medienrates. Der Rat der neun Kardinäle („K9“), die Franziskus bei der Kurienreform unterstützen, erarbeitet derzeit Vorschläge dazu. (rv)