Sierra Leone: Ebola als Rebellenkrieg ohne Rebellen

Sierra Leone Die Ebola-Epidemie ist nicht kontrollierbar: Die WHO erklärte die Epidemie bereits zum weltweiten Gesundheitsnotfall und ließ den Einsatz noch nicht erprobter Medikamente und Impfstoffe in den betroffenen Ländern zu. Doch eine Panik und eine sich immer ausbreitende Katastrophe lässt sich weiterhin den Schlagzeilen entnehmen. In Liberia ist wegen der Ebola-Epidemie eine nächtliche Ausgangssperre von 21.00 bis 6.00 Uhr verhängt worden, und an der geschlossenen Grenze von Liberia zu Sierra Leone erhielt die Armee den Befehl, laut lokalen Berichterstattungen, jede Person in Sichtweite zu erschießen, die illegal das Land betreten wolle. Ebola-Patienten sowie Ärzte flüchten aus Isolierstationen. Die humanitären Hilfseinrichtungen haben alle Hände voll zu tun. So wie auch Bruder Lothar Wagner, der im Kinderschutzzentrum Don Bosco Fambul in Freetown (Sierra Leone) tätig ist und von der österreichischen Hilfsorganisation „Jugend eine Welt“ unterstützt wird. Er spricht von einer aussichtlosen Situation…:

„…Wenn wir feststellen müssen, dass Ärzte und Krankenpfleger die Krankenhäuser verlassen. Das gesamte Gesundheitssystem ist zusammengebrochen. Menschen, die jetzt Malaria, Typhus, Cholera oder eine einfache Erkältung haben, bekommen keine medizinische Versorgung mehr. Es gibt auch Panik unter den Menschen in Dörfern, in welchen man Ebola-Patienten ausgemacht hatte. Dort werden Patienten verjagt, oder sie werden aus Angst versteckt gehalten von der Familie. Es sind schon Dinge hier im Gange, die uns ganz klare Richtlinien zeigen, dass wir hier ein gescheiterter Staat sind: Unruhen, Plünderungen, Preise steigen, Menschen verlieren ihre Jobs. Es ist wie im Rebellenkrieg – einfach ohne Rebellen. Der Feind ist nicht sichtbar, doch die Konsequenzen und die Nebenbewirkung sind die gleichen wie im Rebellenkrieg.“

Die Zahlen sprechen für sich: Insgesamt gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mittlerweile mehr als 1.200 Tote und über 2.200 Infizierte. Das Ebola-Virus war zunächst zu Jahresbeginn in Guinea aufgetaucht, im Grenzgebiet zwischen Sierra Leone und Liberia. Es verbreitete sich rasch in den beiden Nachbarstaaten und erreichte schließlich Nigeria. Dank der Organisation „Jugend eine Welt“ wird soeben in Freetown ein neues Isolationsstation aufgebaut um ehemalige infizierte Kinder aufzunehmen oder allein gelassene Kinder aufzunehmen. Sie werden von der Familie aus Angst vor Ansteckung oder auch aufgrund des Aufklärungsmangels für „verhext“ gehalten und allein gelassen.

„Da werden wir zur Zeit überlaufen in unseren Einrichtungen. Wir versuchen auch durch Präventionsarbeit die Menschen zu beruhigen. Es gibt eine enorme Informationsflut, die Menschen werden verwirrt. Durch Haus zu Haus Kampagnen und eine Telefonhotline für Kinder, wo sich derzeit die Zahl der Anrufer vervierfacht und die Beratungsdauer verdoppelt hat. Wir versuchen hier gezielt zu helfen und ich denke, dass die katholische Kirche hier auf diesem Felde ganz gut aufgestellt ist, durch ein bereits bestehendes gut funktionierendes soziales System.“

Die Salesianer Don Boscos bzw. „Don Bosco Fambul“, wo auch Bruder Lothar eine Einrichtung, die sich vor allem um Straßenkinder und Jugendliche in Not kümmert, sind in Freetown seit Jahren vor Ort und genießen in der Bevölkerung hohes Vertrauen – im Gegensatz zu vielen Krankenhäusern, in denen es in der Vergangenheit zu Fällen von Korruption und Fehldiagnosen kam. Außerdem gehen beispielsweise in Liberia Gerüchte herum, dass die Krankheit nur eine Erfindung der Regierung sei. Ebola gilt jedoch als eine der ansteckendsten und tödlichsten Krankheiten weltweit – neun von zehn Menschen überleben das Virus nicht.

„Ich denke die Situation ist derzeit ernst genug. Ich bin von morgens 6:00 bis abends 22:00 Uhr in unseren sieben Einrichtungen hier. Es kommt zu Plünderungen, Menschen verlieren ihre Jobs und ihre Lebensexistenz. Für mich und meine Mitbrüder ist klar, dass wir in dieser Situation das Land nicht verlassen werden und können. Denn genau das wird hier gebraucht. Qualifiziertes Personal, die vor Ort das Land auch kennen und hier bleiben und den Menschen hier helfen. Denn das ist für mich auch die Nachricht Gottes: Nicht nur in schönen Zeiten hier zu sein, sondern auch in Krisenzeiten! Jetzt hier zu verschwinden, egal ob die Situation schlimmer wird, das wäre fatal.“
(rv)

Ist militärische Gewalt im Irak rechtfertigbar? Ein Friedensethiker erklärt

ITHF Hamburg„Es ist legitim, einen ungerechten Aggressor zu stoppen“ – das sagt Papst Franziskus zu den Vorgängen im Nordirak und dem Militäreingriff der USA. Wann und unter welchen Umständen billigt die katholische Kirche militärische Gewalt und ihre Unterstützung in Form von Waffenlieferungen? Darüber sprachen wir mit Heinz-Gerhard Justenhoven, dem Direktor des katholischen Instituts für Theologie und Frieden in Hamburg.

„Natürlich ist der Einsatz militärischer Gewalt immer einer, der rechtfertigungsbedürftig ist. Er ist dann erlaubbar oder rechtfertigbar, wenn das Übel, das durch ihn angerichtet wird, geringer ist als das Übel, das man verhindern kann. Und das ist im Fall der Selbstverteidigung unter bestimmten Umständen gegeben.“

Im Irak machen die Terrorkämpfer des „Islamischen Staates“ (IS) mit unvorstellbarer Brutalität Jagd auf Christ en, Jesiden und andere Teile der Bevölkerung. Selbstverständlich haben diese Menschen nach katholischer Lehre das Recht auf Selbstverteidigung. Und dann, erklärt Justenhoven, muss man prüfen, wie ihnen zu helfen ist – notfalls auch mit Waffenlieferungen.

„Wenn es ein Recht auf Selbstverteidigung gibt in einer Welt, die so ist, wie sie ist – und wir erleben ja gerade in welchem Ausmaß Gewalt gegen Zivilisten angewandt wird durch die Miliz „Islamischer Staat“ – dann kann es unter Umständen notwendig sein, denen, die sich wehren wollen, das Recht, Waffen zu kaufen, nicht zu verwehren. Insofern bin ich skeptisch, wenn man sagt, wir dürfen generell nicht mit Waffen handeln. Die Frage ist, wie dies in einer angemessenen Weise erfolgen kann und welche Hilfe sie möglicherweise brauchen, wenn sie das nicht selber können.“

Die Jesiden erhalten Schutz durch die kurdischen Kämpfer der Peschmerga, und in Europa tobt nun eine Debatte darüber, ob Waffenlieferungen an die Kurden zulässig und sinnvoll sind, damit diese gewissermaßen die Selbstverteidigung der Jesiden übernehmen können. Ein grundsätzliches katholisches „Nein“ zum Waffenhandel gibt es nicht. Justenhoven:

„Die schwierig zu beurteilende Frage ist, wie viel ist hier notwendig und angemessen? Wer kann, das was notwendig ist, an Hilfe und Unterstützung leisten? Und die zweite Frage ist, welche Waffenunterstützung bräuchten die Peschmerga, und da muss man überlegen, dass es mit dem Liefern von Waffen allein nicht getan ist. Wir erleben ja gerade, dass die Miliz ,Islamischer Staat´ mit schweren Waffen angreift, die sie vorher der syrischen und der irakischen Armee abgenommen hat. Das heißt mit Waffen, die die Amerikaner dorthin geliefert haben. Das ist ein Abwägungsprozess, den auch ich als Ethiker nicht einfach und schnellhin treffen kann. Dazu braucht es eine ganze Menge Kenntnis von vor Ort. Mir scheint wichtig, dass diese Überlegungen mitberücksichtig werden in der Debatte, ob man Waffen liefern soll oder nicht.“

Das Problem der meisten heutigen Konflikte sei, dass solche Fragen zu spät gestellt würden, betont Justenhoven. Immer erst dann, wenn die Lage eskaliert, „und dann viel zu schnell“, werde darüber nachgedacht, wie man Konflikte militärisch entschärfen kann.

„Und das ist etwas, was ich bei den Päpsten der letzten Jahrzehnte immer gesehen habe: der Hinweis, dass wir uns viel früher darum bemühen müssen, Konflikte einzudämmen.“

Häufig entstünden diese Konflikte durch einen Mangel an politischer und ökonomischer Teilhabe.

„Das heißt, die Menschen greifen dann zu Waffen, wenn es ihnen wirtschaftlich schlecht geht, wenn sie Hunger leiden, oder wenn sie politisch ausgeschlossen werden. Und wenn Sie sich den Konflikt im Irak anschauen, sind das genau die Ursachen. Die sunnitischen Stämme haben sich auf die Seiten dieser relativ kleinen islamistischen Miliz gestellt, weil in Bagdad ein Ministerpräsident sie rabiat und konsequent von jeder politischen Teilhabe ausgeschlossen hat.“

Das christliche Leitbild in Konflikten ist das vom „Gerechten Frieden“. Die Grundvoraussetzung dafür ist das Vorhandensein einer politischen Ordnung, die verhindert, dass Konflikte in Gewalt münden. Die zweite Bedingung ist die Beteiligung aller Bürger in einem Gemeinwesen. Im Fall des Irak ist hier ein Hoffnungsschimmer gegeben: der neue Premierminister Haidar al Abadi arbeitet an der Bildung einer Einheitsregierung. In den Gebieten hingegen, die der „Islamische Staat“ kontrolliert, herrschen Terror, Vertreibung und Chaos. Das Äußerste, was Politik leisten könne, sei einen gewaltsamen Konflikt auf seinen politischen Kern zurückzuführen wie etwa derzeit in der Ukraine. Justenhoven:

„Ich kann nicht beurteilen, ob es unmöglich ist, in einer solchen Gruppe einen politischen Kompromiss zu schließen. Wenn dem so wäre, müsste in der Tat einer solchen Gruppe militärisch Einhalt geboten werden, aber auch das kann immer nur der erste Schritt sein. Die eigentliche politische Aufgabe besteht dann darin, zu einer politischen Ordnung auf der Basis der Menschenrecht zurückzukehren, in der alle dort lebenden Menschen ein Minimum an Lebensbedingungen vorfinden.“ (rv)

Kardinal Filoni: „Papst will Schutz für Schwächsten im Irak“

Kardinal Filoni Im Irak sind die Worte des Papstes, es sei rechtens, Aggressoren notfalls auch mit militärischen Mitteln zu stoppen, positiv aufgenommen worden. Das sagte uns in einem Telefonat Kardinal Fernando Filoni. Der päpstliche Gesandte ist seit fünf Tagen zu Gast in den nordirakischen Kurdengebieten.

„Der Heilige Vater hat das ausgesprochen, was jeder Christ oder Jeside hier denkt und wünscht. Ich möchte noch etwas vielleicht Hartes sagen: hier im Irak geht es nicht um einen Krieg, es geht um eine Ungerechtigkeit gegenüber armen Menschen. Diese Mitbrüder müssen wir helfen, ihnen wurde ihr Land, ihr Haus weggenommen. Man hat ihre Familienangehörige entführt. Da können wir nicht tatenlos zuschauen. Jeder soll nun so helfen, wie es für ihn am besten geht. Der Papst macht dies mit all seinen geistlichen und moralischen Mitteln, die er hat. Wenn ich an die 450 entführten Mädchen denke, so möchte ich alle daran erinnern, dass diese Mädchen unsere Töchter sein könnten. Was würdet ihr für eure Töchter tun?“

Es sind Filonis letzte Stunden auf irakischem Boden. In Bagdad, seiner letzten Station, überreichte der Kardinal dem irakischen Präsidenten einen persönlichen Brief des Papstes.

„Das Treffen in Bagdad war sehr herzlich. Der chaldäische Patriarch Louis Sako hat mich begleitet und auch der Nuntius und Weihbischof Shlemon Warduni waren anwesend. Der irakische Präsident versprach mir, dass er bald einen Antwortbrief an den Papst richten werde. Ich habe mit ihm über meine Erfahrungen und Erlebnisse gesprochen, die ich in diesen Tagen im Irak gesammelt habe. Ich habe auch betont, dass meine Reise keine politische Bedeutung hat, sondern es ging dem Papst um einen humanitären Besuch meinerseits. Deshalb war ich in Erbil, wo die Lage sehr prekär ist.“

In dem Brief des Papstes gehe es darum, das irakische Volk und die Behörden zu unterstützen, jegliche Maßnahmen für den Frieden zu finden und umzusetzen.

„Das ist ja auch das, was dem Papst am Herzen, im Kopf und in seinen Gesten liegt. Dem Papst ist das Schicksal der Schwächsten im Irak so wichtig, dass er sich für jede mögliche Intervention ausspricht. Bei der Irak-Frage geht es nicht nur um das irakische Volk, um die Christen oder Jesiden, es geht um eine Angelegenheit, die alle Menschen auf der Welt betrifft. Jede Minderheit oder Mehrheit, jede Glaubensgemeinschaft ist davon betroffen und soll sich um die Würde der Menschen einsetzen. Das muss verteidigt und gefördert werden.“ (rv)

Franziskus will eines Tages einen Amtsverzicht prüfen

Franziskus Auch Papst Franziskus wird sich eines Tages überlegen, ob er angesichts sinkender Kräfte auf sein Amt verzichtet. Das sagte das Kirchenoberhaupt beim Rückflug aus Korea bei der traditionellen Pressekonferenz über den Wolken. „Vielleicht gefällt das einigen Theologen nicht, aber ich denke, dass der emeritierte Papst keine Ausnahme ist, sondern nur nach vielen Jahrhunderten der erste“, so Franziskus wörtlich. Im gegebenen Moment werde er „beten und dasselbe tun“ wie Benedikt XVI. Sein Vorgänger habe mit seinem Amtsverzicht eine Tür geöffnet, „die institutionell ist und nicht exzeptionell“, so Franziskus. Er schätze den Adel, die Demut und den Mut, der in Benedikts Geste des Amtsverzichts liege. Vor 70 Jahren sei auch der emeritierte Bischof eine Ausnahme gewesen, heute sei er „eine Institution“. Deshalb sei aus seiner Sicht ein emeritierter Papst ebenso bereits „eine Institution“. Überhaupt habe er für Papst Benedikt außerordentlich hohe Wertschätzung, frage ihn regelmäßig um Rat und empfinde ihn wie einen „weisen alten Großvater im Haus“. So habe er ihn vor seiner Abreise nach Korea aufgesucht. Auch Benedikt frage ihn, Franziskus, um seine Meinung. (rv)

Syrien/Irak: Vier Forderungen an die EU

Ignatius Joseph III. Younan Als „Blutbad des Jahrhunderts“ hat der ranghöchste syrische Bischof die Verfolgung der Christen und anderer religiöser Minderheiten im Irak bezeichnet. Ignace Youssef III Younan, Patriarch von Antiochien der Syrer, richtete namentlich an Europa einen neuerlichen Appell, die ethnisch-religiöse „Säuberung“ durch die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ zu beenden und den Christen im Irak zu Hilfe zu kommen. Gegenüber der französischen Zeitung „Ouest France“ formulierte der Patriarch vier Dringlichkeiten. Zunächst müsse Europa Waffenlieferungen an Terroristen in Syrien und im Irak stoppen, indem es aufhört, angeblich gemäßigte Oppositionsgruppen in Syrien mit Waffen zu versorgen. Von der UNO müsse Europa eine sofortige Sitzung des Sicherheitsrates einfordern, der Maßnahmen zur Unterstützung der Minderheiten im Irak trifft und eine bindende Resolution erlässt, damit die Vertriebenen in Sicherheit wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Schließlich rief der libanesische Patriarch Europa dazu auf, die humanitäre Versorgung der Notleidenden im Irak und in den Nachbarländern zu verdoppeln. (rv)

Was die Papstreise in Südkorea bisher charakterisiert

Bernd Hagenkord An diesem Montag endet die Reise von Papst Franziskus nach Korea, Zeit noch nicht für eine Bilanz, aber zumindest für einige Punkte, die die Reise bisher charakterisieren. Unser Korrespondent Pater Bernd Hagenkord fasst zusammen.

Sicherheit
Kollegen, die den Papst auf seinen Reisen innerhalb Koreas auf Schritt und Tritt begleitet haben scherzen, dass nur bei der Messe am Samstag mehr Gläubige als Sicherheitskräfte gewesen seien. In der Tat sind die Sicherheitsvorkehrungen erheblich, beim letzten Besuch eines Papstes – Johannes Paul II. 1994 – hatte es einen Zwischenfall gegeben. Aber wer nicht direkt in der Nähe eines Papstevents ist, bekommt davon relativ wenig mit. Die Sicherheit ist sehr streng, aber Korea hat das alles sehr gut im Griff, 30.000 Polizisten und Sicherheitskräfte waren etwa bei der Messe am Samstag rund um den Gwanghwamun-Platz im Einsatz. Was denen, die nicht dabei waren, zumindest eine wunderbar verkehrsfreie Innenstadt in Seoul geschaffen hat, ein seltenes Ereignis. Die Menschen haben es genossen.

Ablauf
Die Reise läuft rund. Zwar musste die Vesper mit den Ordensleuten aus Zeitgründen am Samstag ausfallen, das ist aber eher ein Zeichen für die Flexibilität der Organisation als für ihre Rigidität. Die Verantwortlichen haben sich ja zum Beispiel am Freitag auch für eine Zugreise nach Daejeon entschieden und den Papsthelikopter nicht gebraucht, die Umwelt dankt es ihnen.

Wie geht es dem Papst
Papst Franziskus ist in großartiger Form. Für sieben Stunden Zeitunterschied und die Schwierigkeiten mit der Sprach- und Kultur-Differenz zeigt er eine beeindruckende Ruhe und Gelassenheit. Er spielt mit seinem Publikum, wenn Spiel angesagt ist, er feiert würdig die Messe, wenn das ansteht. Er ist spontan und wechselt die Sprachen, nie nur einen Reiseplan ausführend, sondern kreativ und geistlich. Dem Papst geht es sehr gut.

Geschichten am Rande
Für Koreaner – wie zum Beispiel unsere Übersetzerin hier im Studio wie auch die meisten Interviewpartner – ist die Sewol-Katastrophe die große Geschichte, alles was der Papst über Südkorea sagt, wird in diese Richtung gelesen. Aber es gibt so viele andere Geschichten. Da ist die 22jährige junge Frau, die ihre Anorexie besiegt hat und den Papst gebeten hat, zum Mittagessen kommen zu dürfen. Der Papst hat spontan Ja gesagt. Da ist die Taufe an diesem Sonntagmorgen eines Vaters – er hat den Taufnamen Franziskus gewählt. Da ist die Umarmung mit Angehörigen von Opfern der Sewol-Katastrophe, außerhalb jedes Reiseplans, und das Tragen der gelben Schleife als Zeichen der Solidarität. Oder da ist die schon angesprochene Bahnfahrt: Er wolle da sein, wo die anderen Menschen auch sind, sagt der Papst. Er wäre nicht Franziskus, wollte er das nicht.

Botschaften des Papstes
Es sind alles Botschaften, die Papst Franziskus sehr am Herzen liegen. Man kann sie vielleicht sehr vereinfachend so zusammen fassen: Der Papst will, dass sich die Menschen nicht mit dem zufrieden geben, was ist, sondern nach dem Mehr suchen, sei es nach der Überwindung von Missständen und Konflikten, sei es nach der Menschlichkeit jenseits des Materialismus oder sei es nach dem Willen Jesu für jeden einzelnen, dem Willen, der weiter führt. Dabei tut er dies immer an die einzelnen Situationen und Zuhörer-Gruppen angepasst.
Und kommt es an? „Er macht, dass ich ein besserer Mensch sein will“, sagte uns ein koreanischer Junge, stolz auf sein Englisch. Was fasst die Botschaft des Papstes besser zusammen als das?

Aus Seoul, Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Kardinal Gracias: „Asien wird immer wichtiger“

Kardinal Gracias Verfolgung, Entführung, Inhaftierung: Die Nachrichten über Christen in Indien, Pakistan oder Afghanistan – also in Asien – bestimmen in letzter Zeit mit diesen Schlagworten die Medien. Doch die katholische Minderheit in Asien ist auch im Aufbruch. Das sagt Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, im Interview mit Radio Vatikan. Der indische Kardinal ist Vorsitzender der Rat der Bischofskonferenzen Asiens und Mitorganisator des asiatischen Jugendtags in Korea. Die Papstreise sei für den gesamten Kontinent bedeutend.

„Ich denke, man muss berücksichtigen, dass Asien immer stärker ins Zentrum der Welt rückt. Das zeigt allein die Tatsache, dass Asien 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und mehr als die Hälfte der Asiaten junge Leute sind. Es ist ein junger Kontinent und er wird politisch, wirtschaftlich und militärisch immer wichtiger.“

Dem Kardinal zufolge könne man sehen, wie sich der Fokus derzeit radikal verschiebe. Dies sei auch für die katholische Kirche von großer Bedeutung, so Gracias.

„Die Kirche muss sich darum bemühen, nicht nur Katholiken zu erreichen, sondern alle Menschen, um ihnen ihren Segen zu spenden“.

Nach Südkorea wird der Papst nächstes Jahr wieder nach Asien Reisen: Auf die Philippinen und nach Sri Lanka. Warum dem Papst Asien so wichtig sei, weiß Kardinal Oswald Gracias. Bei einem Treffen sprach der Papst mit dem indischen Kardinal darüber, wie wichtig der Kontinent sei, aber auch Franziskus großen Wunsch, mehr über diesen Kontinent zu erfahren.

„Das zeigte sich schon sehr früh in seinem Pontifikat. Denn er kennt Europa und er kennt Südamerika. Von daher ist Asien für ihn ein enormer Kontinent mit großen Hoffnungen, großen Möglichkeiten, großer Zukunft. In dieser Richtung sollte sich die Kirche entwickeln“.

Der Kardinal sprach auch über die Probleme und die tragischen Ereignisse, die die katholische Kirche derzeit in Asien mitmacht. Jedoch zeigte er sich in diesem Zusammenhang hoffnungsvoll.

„Asien ist sehr vielfältig. Es gibt Herausforderungen verschiedener Art, verschiedener Ideologien. Es gibt sehr unterschiedliche politische Situationen, Verschiedene religiöse Gruppen, die die Kirche herausfordern. Aber, ich denke, Asien kann das schaffen. Es gibt immer wieder Hochs und Tiefs und

Wie sehen die Koreaner den Papstbesuch? „Auswirkungen hat das keine“

Bernd Hagenkord Papst Franziskus ist jetzt über einen Tag im Land, die Medien haben ausgiebig über seine Ansprache am Donnerstag berichtet und auch die Messe in Daejeon hat viel Aufmerksamkeit bekommen. Zeit, in Korea herum zu fragen, wie denn nun die Erwartungen sind.

Wäre es eine statistische Erhebung, dann wäre das Ergebnis eindeutig: Die meisten Koreaner, die ich hier gesprochen habe, haben die Papstrede vor den Vertretern von Staat und Gesellschaft eindeutig auf die Beziehungen mit Nordkorea bezogen. Stärke zeigen bringe keinen Frieden hat der Papst gesagt, die meisten setzen das gleich in Beziehung zu den drei Raketen die der Norden ebenfalls am Donnerstag ins Meer gefeuert hat. So wie dieser Mann, den ich am Rande der Feiern des Nationalfeiertages an diesem Freitag gefragt habe, ob er Erwartungen an den Papstbesuch hat und daran, dass ich etwas bewegt: „Nein nein, obwohl der Papst versucht, mit Nordkorea zusammen zu arbeiten, will der Norden nicht mit Südkorea kooperieren. Der Norden ist zu starr, sich bewegen zu können. Nein, ich habe keine Erwartungen, total nein.“

Sujin Yoon, selber eine Christin, bezieht das auch sofort auf den einen großen Konflikt: „Ich als Christin weiß, dass es in Nordkorea viele „Götter“ (Idole) gibt und ich hoffe, dass die bald untergehen werden. Ich hoffe, dass Nord- und Südkorea im Evangelium vereint werden. Wir brauchen das mehr denn je und muss dafür mehr beten. Gut, das der Papst herkommt, aber das wird keine Auswirkungen haben.“

Zwei Beispiele nur, aber sie zeigen, wie nüchtern oder vielleicht ernüchtert die Menschen die Chancen für Bewegung sehen. Und wenn mir ein Anschlusskommentar dazu erlaubt ist: Nach so vielen Jahren, in denen von klein an die Menschen lernen, dass die anderen sich nicht bewegen werden und gefährlich sind, ist jeder Impuls zur Veränderung ein riesiges Unterfangen. Es ehrt den Papst, dass er das hier so offen sagt. Auch wenn es die Menschen noch nicht sofort berührt: Steter Tropfen höhlt ja bekanntlich den Stein.

Aus Seoul, Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Papst beim Angelus: Gebet für Opfer des Fährunglücks in Südkorea

Papstreise Korea2014 Vor dem Gottesdienst zum Hochfest Mariä Himmelfahrt hatte sich Franziskus in Daejeon mit Angehörigen von Opfern des Fährunglücks vom 16. April getroffen. Beim Untergang der „Sewol“ vor der Südküste Koreas ertranken 294 Menschen, vor allem Jugendliche, die auf dem Weg zu einer Ferieninsel waren; zehn weitere gelten als vermisst. Die Angehörigen überreichten dem Papst Briefe, in denen eine umfassende und transparente Untersuchung der Tragödie gefordert wird.

Nach der Heiligen Messe betete der Papst mit den Anwesenden das Mittagsgebet zum Hochfest. Franziskus Worte beim Angelus waren wiederum an die Tragödie des Fährunglücks gewidmet.

„Wir vertrauen der Muttergottes, Königin des Himmels, unsere Freuden und unsere Leiden an. Insbesondere nehme sie all jene an, die beim Fährunglück des Schiffs ,Sewol´ ums Leben gekommen sind, sowie all jene, die wegen dieser nationalen großen Katastrophe leiden. Möge Gott ihnen den Frieden gewähren und die Angehörigen trösten.“

Diese Tragödie habe das koreanische Volk vereint, so der Papst weiter. Deshalb hoffe er, dass die Koreaner auch weiterhin für das Allgemeinwohl einstünden und sich für die Armen und Benachteiligten kümmerten. Der Papst erinnerte auch an die Bedeutung des 15. August als „Tag der Befreiung“ und „Gründungstag Südkoreas“: 1945 wurde Korea von der japanischen Herrschaft befreit und genau drei Jahre später die „Republik von Korea“ – also Südkorea“ nach der Teilung ausgerufen. (rv)

Die Ansprache des Papstes an die koreanischen Bischöfen

Papst Franziskus Hier die Ansprache des Papstes bei der Begegnung mit den koreanischen Bischöfen in Seoul beim Sitz der Koreanischen Bischofskonferenz, am 14. August 2014, in einer offiziellen deutschen Übersetzung.

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt,

ich begrüße euch alle sehr herzlich und danke Bischof Peter U-il Kang für seinen brüderlichen Willkommensgruß in eurem Namen. Es ist ein Segen für mich, hier zu sein und das dynamische Leben der Kirche in Korea aus erster Hand mitzuerleben. Als Hirten habt ihr die Verantwortung, die Herde des Herrn zu hüten. Ihr seid Hüter der wunderbaren Taten, die er in seinem Volk vollbringt. Hüten ist eine der Aufgaben, die speziell dem Bischof übertragen sind, nämlich sich um das Volk Gottes zu kümmern. Heute möchte ich als Bruder im Bischofsamt mit euch über zwei zentrale Aspekte der Aufgabe, in diesem Land das Gottesvolk zu hüten, nachdenken: Hüter des Gedächtnisses und Hüter der Hoffnung zu sein.

Hüter des Gedächtnisses sein. Die Seligsprechung von Paul Yun Ji-chung und seiner Gefährten ist für uns eine Gelegenheit, dem Herrn zu danken, der aus dem von den Märtyrern ausgestreuten Samen in diesem Land eine reiche Ernte der Gnade hat hervorgehen lassen. Ihr seid die Kinder der Märtyrer, Erben ihres heroischen Glaubenszeugnisses für Christus. Ihr seid auch Erben einer eindrucksvollen Tradition, die in der Treue, der Ausdauer und der Arbeit von Generationen von Laien ihren Anfang nahm und sich beträchtlich ausbreitete. Es ist bedeutsam, dass die Geschichte der Kirche in Korea mit einer direkten Begegnung mit dem Wort Gottes begann. Es war die der christlichen Botschaft innewohnende Schönheit und Lauterkeit – das Evangelium und seine Aufrufe zu Umkehr, innerer Erneuerung und einem Leben der Nächstenliebe – die Yi Byeok und die ehrwürdigen Ahnen der ersten Generation ansprach; und auf diese Botschaft in ihrer Reinheit schaut die Kirche in Korea wie in einen Spiegel, um ihr innerstes Wesen zu finden.

Die Fruchtbarkeit des Evangeliums auf koreanischem Boden und das reiche Erbe, das eure Vorfahren im Glauben weitergegeben haben, zeigt sich heute in der Blüte aktiver Pfarreien und kirchlicher Bewegungen, in soliden Programmen für Katechese und Jugendarbeit sowie in den katholischen Schulen, Seminaren und Universitäten. Die Kirche in Korea genießt hohes Ansehen aufgrund ihrer Rolle im geistigen und kulturellen Leben der Nation und ihres starken missionarischen Impulses. Von einem Missionsland ist euer Land nun zu einem Land der Missionare geworden; und die Weltkirche profitiert von den vielen Priestern und Ordensleuten, die ihr ausgesandt habt.

Hüter des Gedächtnisses zu sein bedeutet mehr, als die Gnadenerweise der Vergangenheit in Erinnerung zu bewahren und zu schätzen; es bedeutet auch, aus ihnen das geistliche Kapital zu ziehen, um mit Weitblick und Entschiedenheit den Hoffnungen, den Erwartungen und den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen. Wie ihr selbst festgestellt habt, liegt der Maßstab für das Leben und die Mission der Kirche in Korea letztlich nicht in äußeren, quantitativen und institutionellen Bedingungen; sie müssen vielmehr im klaren Licht des Evangeliums und seinem Ruf zur Umkehr zur Person Jesu Christi beurteilt werden. Hüter des Gedächtnisses sein bedeutet einzusehen, dass das Wachstum zwar von Gott kommt (vgl. 1 Kor 3,6), zugleich aber Frucht ruhiger und ausdauernder vergangener wie gegenwärtiger Arbeit ist. Unsere Erinnerung an die Märtyrer und die vergangenen Generationen der Christen muss eine realistische, nicht eine idealisierende oder „triumphalistische“ sein. In die Vergangenheit zu schauen, ohne auf Gottes Ruf zur Umkehr in der Gegenwart zu hören, wird uns nicht voranbringen; es wird uns statt dessen nur zurückhalten und sogar unseren geistlichen Fortschritt blockieren.

Außer Hüter des Gedächtnisses zu sein, seid ihr, liebe Brüder, auch berufen, Hüter der Hoffnung zu sein: Hoffnung, die aus dem Evangelium von Gottes Gnade und Barmherzigkeit in Jesus Christus hervorgeht, die Hoffnung, welche die Märtyrer beseelte. Diese Hoffnung einer Welt zu verkünden, die bei all ihrem materiellen Wohlstand etwas sucht, das mehr ist, etwas Größeres, etwas Echtes und Erfüllendes: Das ist unsere Herausforderung. Ihr und eure Mitbrüder im priesterlichen Dienst bietet diese Hoffnung durch euren Dienst der Heiligung, der die Gläubigen nicht nur zu den Quellen der Gnade in der Liturgie und den Sakramenten führt, sondern sie auch ständig antreibt, vorwärts zu drängen als Antwort auf die himmlische Berufung, die Gott uns schenkt (vgl. Phil 3,14). Ihr hütet diese Hoffnung, indem ihr die Flamme der Heiligkeit, der Bruderliebe und des missionarischen Eifers in der kirchlichen Gemeinschaft am Leben erhaltet. Aus diesem Grund bitte ich euch, euren Priestern immer nahe zu sein, sie zu ermutigen in ihren täglichen Mühen, ihrem Streben nach Heiligkeit und ihrer Verkündigung der Frohen Botschaft vom Heil. Ich bitte euch, ihnen meine herzlichen Grüße und meinen Dank zu überbringen für ihren engagierten Dienst am Volk Gottes.

Wenn wir die Herausforderung annehmen, eine missionarische Kirche zu sein, eine Kirche, die ständig hinausgeht in die Welt und besonders an die Peripherien der heutigen Gesellschaft, müssen wir jenes „geistliche Wohlgefallen“ fördern, das uns fähig macht, jedes Glied des Leibes Christi zu umarmen und uns mit ihm zu identifizieren (vgl. Evangelii gaudium, 268). Hier gilt es, den Kindern und den älteren Menschen in unseren Gemeinden besondere Zuwendung und Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Wie können wir Hüter der Hoffnung sein, wenn wir das Gedächtnis, die Weisheit und die Erfahrung der alten Menschen und die Sehnsüchte unserer Jugendlichen ignorieren? In diesem Zusammenhang möchte ich euch bitten, euch in besonderer Weise um die Erziehung der Kinder zu kümmern, indem ihr die unverzichtbare Aufgabe nicht nur der Universitäten, sondern auch katholischer Schulen auf allen Stufen unterstützt, angefangen von den Grundschulen, wo Geist und Herz der Kinder in der Liebe zum Herrn und seiner Kirche, im Guten, Wahren und Schönen geformt werden und wo Kinder lernen, gute Christen und rechtschaffene Bürger zu sein.

Hüter der Hoffnung zu sein bedingt auch, dafür zu sorgen, dass das prophetische Zeugnis der Kirche in Korea deutlich sichtbar bleibt in ihrer Sorge um die Armen und in ihren Hilfsprogrammen besonders für Flüchtlinge und Migranten sowie für die, die am Rande der Gesellschaft leben. Dieses Anliegen sollte sich nicht nur in konkreten karitativen Initiativen zeigen, die so notwendig sind, sondern auch im fortlaufenden Einsatz bei der Förderung auf sozialer und beruflicher Ebene sowie im Bildungswesen. Wir können Gefahr laufen, unsere Arbeit mit den Notleidenden allein auf ihre institutionelle Dimension zu reduzieren und dabei über die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen, als Person zu wachsen und auf würdige Weise die eigene Persönlichkeit, Kreativität und Kultur zum Ausdruck zu bringen, hinwegzusehen. Die Solidarität mit den Armen muss als ein wesentliches Element des christlichen Lebens gesehen werden; durch Predigt und Katechese auf der Grundlage des reichen Erbes der Soziallehre der Kirche muss sie in Herz und Verstand der Gläubigen eindringen und sich in allen Aspekten kirchlichen Lebens widerspiegeln. Das apostolische Ideal einer „Kirche der Armen und für die Armen“ kam in den ersten christlichen Gemeinden eures Landes deutlich zum Ausdruck. Ich bete, dass dieses Ideal den Pilgerweg der Kirche in Korea in ihrem Blick auf die Zukunft weiterhin prägen möge. Ich bin überzeugt: Wenn das Gesicht der Kirche zuerst und vor allem ein Gesicht der Liebe ist, werden immer mehr junge Menschen zum stets von göttlicher Liebe brennenden Herzen Jesu in der Gemeinschaft seines mystischen Leibes hingezogen werden.

Liebe Brüder, ein prophetisches Zeugnis für das Evangelium stellt für die Kirche in Korea eine besondere Herausforderung dar, da sie ihr Leben und ihren Dienst mitten in einer wohlhabenden, dabei zunehmend säkularisierten und materialistischen Gesellschaft vollzieht. Unter solchen Umständen ist es für die im pastoralen Dienst Tätigen eine Versuchung, nicht nur wirksame Modelle des Managements, der Planung und der Organisation aus der Geschäftswelt zu übernehmen, sondern auch einen Lebensstil und eine Mentalität, die mehr von weltlichen Kriterien des Erfolgs – und tatsächlich der Macht – geleitet sind, als von den Kriterien, die Jesus im Evangelium aufstellt. Weh uns, wenn das Kreuz um seine Kraft gebracht wird, über die Weisheit dieser Welt zu urteilen (vgl.1 Kor 1,17)! Ich bitte euch und eure Brüder im priesterlichen Dienst dringend, dieser Versuchung in all ihren Formen zu widerstehen. Mögen wir vor jener geistlichen und pastoralen Verweltlichung bewahrt werden, die den Heiligen Geist unterdrückt, Umkehr durch Selbstgefälligkeit ersetzt und dabei jeden missionarischen Eifer zerstreut (vgl. Evangelii gaudium, 93-97)!

Liebe Mitbrüder im Bischofsamt, mit diesen Gedanken über eure Rolle als Hüter des Gedächtnisses und der Hoffnung möchte ich euch in euren Bemühungen ermutigen, die Gläubigen in Korea in Einheit, Heiligkeit und Eifer aufzubauen. Gedächtnis und Hoffnung inspirieren uns und führen uns in die Zukunft. Ich gedenke euer aller in meinen Gebeten und ich bitte euch inständig, auf die Kraft der Gnade Gottes zu vertrauen: „Der Herr ist treu; er wird euch Kraft geben und euch vor dem Bösen bewahren“ (2 Thess 3,3). Mögen die Gebete Marias, der Mutter der Kirche, in diesem Land die Samen zu voller Blüte bringen, die von den Märtyrern ausgesät, von Generationen gläubiger Katholiken begossen und euch übergeben wurden als ein Pfand für die Zukunft eures Landes und unserer Welt. Euch und allen, die eurer pastoralen Sorge und Obhut anvertraut sind, erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen. (rv)