Papst Franziskus zu Gast bei den Jesuiten

Jesuiten Am kirchlichen Fest des heiligen Ignatius von Loyola – dem Gründer des Jesuitenordens – hat Papst Franziskus an diesem Donnerstag die Ordensleitung in Rom besucht und mit seinen Ordensmitbrüdern zu Mittag gegessen. Das teilte der Orden an diesem Donnerstag mit. Franziskus traf dabei auch eine Gruppe von Jesuiten in Ausbildung, die sich derzeit zu einem Treffen in Rom aufhalten. Im vergangenen Jahr hatte der Papst mit allen Jesuiten Roms an diesem Festtag gemeinsam die Messe gefeiert. (rv)

Papstreise nach Albanien: Besuch bei einer „wiedergeborenen Kirche“

Albanien Der Vatikan hat die Papstreise nach Albanien bestätigt und das offizielle Programm vorgestellt. Demnach wird die Reise am Sonntag, 21. September, stattfinden. Der gesamte Besuch dauert elf Stunden. Franziskus wird lediglich die albanische Hauptstadt Tirana besuchen. Das Programm sieht vor, dass Franziskus mit den Behörden sowie Religionsvertretern sprechen wird. Weiter stehe ein Treffen mit albanischen Priestern auf dem Programm. Vor seiner Abreise werde der Papst auch ein karitatives Zentrum für Kinder besuchen.

Es handelt sich um die zweite Reise eines Papstes nach Albanien. Vor 21 Jahren war Johannes Paul II. in dem Land. Damals gab es wenige kirchliche Infrastrukturen, da die katholische Kirche während der Diktatur von Enver Hoxa verboten war. Papst Franziskus werde eine „wiedergeborene katholische Gemeinschaft“ vorfinden, so der Sprecher der Erzdiözese von Tirana, Gjergj Meta, gegenüber Radio Vatikan. (rv)

USA: Religionsfreiheit im 2013 – eines der schlimmsten Jahre

US_Kongress 2013 war eines der schlimmsten Jahre, was die Religionsfreiheit in der Welt betrifft. Das geht aus einer aktuellen Studie des US-amerikanischen Kongresses hervor, welche sich jährlich mit der Situation der Religionsfreiheit weltweit befasst.

Noch nie habe es bisher so viele Länder gegeben, in denen religiöse Minderheiten verfolgt würden, ist das Fazit der Studie. In Syrien seien die Christen „ein Schatten ihrer selbst“ geworden. In der Zentralafrikanischen Republik herrsche ein Religionskrieg zwischen Christen und Muslime und in Burma herrsche eine gezielte anti-islamische Verfolgung. Weitere Länder, in denen die Religionsfreiheit eingeschränkt sei und Minderheiten verfolgt würden, seien Pakistan, Saudi Arabien und Iran. Auch Ägypten habe im vergangenen Jahr Rückschritte erlebt, so die Studie. Hindus hätten es besonders in Bangladesch und Sri Lanka schwer. Auch europäische Länder werden aufgeführt: so seien zum Beispiel Moscheen in Großbritannien mehrmals angegriffen worden. (rv)

Sierra Leone: Ebola ohne Kontrolle

Sierra_Leone Eine immer voranschreitende Ebola-Epidemie hat nun zur Grenzen-Schließung in Liberia geführt. Alle Ein- und Ausreisenden müssten sich strikten Kontrollen unterziehen, so die Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. Thomas Kratz, ein 38-Jähriger Arzt, der für Ärzte ohne Grenzen im Juni im Einsatz in Sierra Leone war um dort in Sierra Leone zu helfen, erlebte eine sehr wechselhafte Situation. Denn anfangs waren sie nur vier internationale Helfer, keine Infrastruktur und viele Infizierte:

„Und ringsherum aus den Dörfern lauter Horrormeldungen kamen. Dort sind mehrere Leute erkrankt und dort sind wieder welche gestorben. Und das wir erstmals mit der Arbeit überhaupt nicht hinterher kamen. Dann konnten wir das Ebola- Behandlungszentrum in Kailahuhn aufbauen. Ein paar Tage hatten wir dann Ruhe, aber gegen Ende meines Einsatzes wurde uns förmlich die Bude eingerannt.“

Das war im Juni. Bislang meldet die UNO-Weltgesundheitsbehörde WHO 1.100 Menschen, die sich mit dem tödlichen Virus infiziert haben und mehr als 660 sind daran gestorben. Die Todesrate liegt bei 60 Prozent, aber das große Problem ist die Ansteckungsgefahr. Infizierte leiden an hohen Fieber, Erbrechen, Durchfall und starken Schmerzen. In schweren Fällen kommt es zu Blutungen, Organversagen.

Laut Ärzte ohne Grenzen, ist die Epidemie bereits außer Kontrolle. Es sei eine große Herausforderung, so der Arzt, dass es kein klares Epizentrum der Krankheit gebe, es an qualifizierten medizinischen Personal mangele und die Menschen in Westafrika sehr unvorbereitet seien, denn sie hätten es noch nie mit Ebola zu tun gehabt.

„Das wichtigste ist, dass sie die Regeln der Hygiene respektieren, dass sie die Botschaft erreicht, dass Ebola nicht über die Luft, aber durch Körperflüssigkeiten übertragen werden kann und dass vor allem kranke Menschen und Leichname hoch ansteckend sind. Eine wichtige Botschaft ist, dass sie wenn sie einen kranken Menschen sehen, sich zuerst an ein Gesundheitszentrum wenden sollten.“

Auch bei einer Beerdigung heißt das „totaler Schutz“, denn eine Beerdigung ist eben ein Hochrisiko-Szenario, erklärt der Arzt. Natürlich kann es schwer sein, den geliebten Menschen nicht näher kommen zu dürfen, aber das kann im Falle des Falles das eigene Leben retten.

„Sobald ein Todesopfer aufgefunden ist und auch wenn es noch so tragisch ist und auch wenn es jemanden aus der eigenen Familie ist, und auch wenn man denkt die Todesursache war Altersschwäche, eben in einem Kontext einer Ebola Epidemie, müssen Profis heran, die die Beerdigung geschützt vornehmen.“

Wissen ist hier also Voraussetzung um mit der Krankheit richtig umgehen zu können, denn eine Medizin gegen Ebola gibt es bislang nicht. Mit der richtigen Behandlung kann die Überlebenschance jedoch gesteigert werden.

In europäischen Medien bricht bereits jetzt der Panik-Wahn vor einer Ebola Epidemie aus, aber so gefährlich die Situation in Westafrika auch sei, sagt der Arzt, in Europa sei diese noch weiter weg, denn hier gebe es ausreichend Hygiene und Wissen um eine Verbreitung abzuwenden. Keine Panik, sondern helfen, sollte besser das Motto in Europa sein.

„Vom wissenschaftlichen Standpunkt kann ich sagen, dass der Virus wird durch direkten Kontakt von Schleimhäuten oder Wunden oder Körperflüssigkeiten übertragen wird. Das Horrorszenario was man aus dem Film Outbreak kennt, jemand sitzt im Flugzeug und alle stecken sich an, das ist sicher nicht der Fall. Die Leute sollten sich lieber überlegen, wenn sie aus dem medizinischen Bereich oder auch logistischem Bereich kommen, ob sie nicht lieber für solche Unternehmen vor Ort tätig werden wollen.“ (rv)

Papstreise: Sri Lanka und Philippinen fixiert

Sri_Lanka  Papst Franziskus reist im Januar 2015 nach Sri Lanka und auf die Philippinen. Das gab der Vatikan an diesem Dienstag bekannt. Von 12.-15. Januar wird sich Papst Franziskus in Sri Lanka aufhalten und anschießend vom 15. – 19. Januar wird er auf den Philippinen weiterreisen. Das Programm der Papstreise soll in Kürze veröffentlicht werden. (rv)

Papst bittet evangelikale Pfingstgemeinde um Vergebung

Papst Franziskus Bei seinem Besuch in Caserta an diesem Montag hat Papst Franziskus die evangelikale Pfingstgemeinde um Vergebung gebeten für die Fehler, die Katholiken ihnen gegenüber gemacht haben.

Es handelte sich um eine strikt private Reise zu Pastor Giovanni Traettino, mit dem der Papst seit Jahren befreundet sei, stellte der Vatikan klar. Am Samstag war der Papst bereits in Caserta zu Besuch. Er traf die katholische Gemeinde, um über Kriminalität und Glauben zu sprechen. Anlass war das Patronatsfest der Stadtheiligen Anna.

Private Reise nach Caserta – Papst bittet Evangelikale um Vergebung

Der zweite Besuch des Papstes nach Caserta innerhalb von drei Tagen führte ihn zu seinem langjährigen Freund und Pastor der evangelikalen Pfingstgemeinde von Caserta, Giovanni Traettino. Dieser war vor einiger Zeit mit einer Delegation im Vatikan zu Besuch. Der Papst hatte ihm damals versprochen auch ihn besuchen zu wollen. Das geschah nun an diesem Montag. Per Helikopter flog er nach Caserta, so wie er bereits am Samstag dorthin gereist war. In der süditalienischen Stadt traf er zuerst die Mitglieder der evangelikalen Gemeinde. Es waren etwa 200 Menschen der Gemeinde in Caserta anwesend.

„Ich bin gekommen, um Brüder zu treffen und weil mich diese Brüder vorher besucht haben“, begründete der Papst seine Visite. Er sei auch gekommen, um Vergebung zu bitten. Ausgehend vom Namen des Gotteshauses – Kirche der Versöhnung – sagte Franziskus: „Unter jenen, die die Mitglieder der Pfingstgemeinden verfolgt oder verurteilt haben, als ob sie Verrückte seien, die die Menschheit zerstören, waren auch Katholiken: ich bin der Hirte der Katholiken und ich bitte euch deshalb um Vergebung für jene katholischen Brüdern und Schwestern, die vom Teufel besessen waren und nichts verstanden haben.“

Ein Zeichen der Ökumene

Gemeinsam mit dem evangelikalen Pastor wollten sie mit dem Treffen auch ein konkretes und sichtbares Zeichen der Ökumene setzen. Gemeinsam haben dann alle das Vaterunser gebetet. Anschließend sprachen die beiden Freunde unter vier Augen. Vor seiner Rückreise nach Rom fand zusätzlich ein Treffen mit rund 300 geladenen Gästen statt. (rv)

Syrien: Jesuitenpater Dall ‚Oglio seit einem Jahr verschwunden

Jesuiten_Logo Seit nunmehr einem Jahr wird der aus Italien stammende Jesuitenpater Paolo Dall ‚Oglio vermisst. Der 59-Jährige wurde vermutlich im Norden Syriens entführt. Seitdem gibt es kein Lebenszeichen von ihm. Dall ‚Oglio ist seit drei Jahrzehnten als Missionar in Syrien tätig und lebte zuletzt im Kloster Deir Mar Musa, wo er sich unter anderem für den interreligiösen Dialog engagiert. Die Familie Dall ‚Oglios veröffentliche anlässlich des Jahrestages seines Verschwindens einen Aufruf an die Entführer im Internet:

„Wir bitten diejenigen, die für das Verschwinden dieses Mannes verantwortlichen sind, uns über sein Schicksal zu informieren. Er ist ein Mann, der für das Gute, für den Glauben und für den Frieden steht. Wir würden ihn gerne wieder umarmen. Aber wir sind auch vorbereitet, seinen Tod betrauern zu müssen. Am Tag seines Verschwindens werden viele von uns für ihn beten und ihm in Gedanken beistehen, so wie wir das auch für alle diejenigen tun, die entführt oder ihrer Freiheit beraubt wurden, für alle leidenden Menschen in diesem Krieg.“

Pater Dall`Oglio ist eine der bekanntesten religiösen Persönlichkeiten Syriens. Das Regime von Präsident Baschar al Assad hatte ihn des Landes verwiesen, nachdem sich der Jesuit mit Forderungen der Opposition identifiziert hatte. Trotz Warnungen war von der Türkei aus nach Raqqa gereist, um sich dort für die Freilassung mehrerer entführter Journalisten einzusetzen. (rv)

Italien: Kardinal Marchisano verstorben

marchisano Der italienische Kardinal Marchisano ist am heutigen Morgen im Alter von 85 Jahren in Rom verstorben. Marchisano war von 1991 bis 2004 Präsident der Päpstlichen Kommission für die Kulturgüter und sakraler Archäologie sowie von 2002 bis 2006 Erzpriester der Vatikanbasilika St. Peter und Mitglied in mehreren Dikasterien der römischen Kurie. Papst Johannes Paul II. erhob ihn am 21.10.2003 in den Kardinalsstand mit Zuweisung der Diakonie „S. Lucia del Gonfalone“. Papst Franziskus ernannte ihn erst vor knapp einem Monat zum Kardinalpriester (pro hac vice). Mit seinem Tod zählt das Kardinalskollegium insgesamt 212 Kardinäle und von diesen sind 118 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave. (vh)

Ukraine, Gaza, Irak: „Gegengewalt wird uns aus den Konflikten nicht heraus führen“

Bernd Hagenkord Aus den vielen ernsten Konflikten in diesen Tagen kommt man nicht heraus, wenn man nur versucht, die Schuldfrage zu klären. Weder in der Ukraine, noch in Gaza oder im Irak kommt man damit weiter, darin sind sich die meisten internationalen Beobachter einige. Was aber wäre ein Ausweg?

Michael Reder ist Professor für Sozial- und Religionsphilosophie an der katholischen Hochschule für Philosophie in München und betreut dort das Projekt „Völkerverständigung“. Pater Bernd Hagenkord hat ihn gefragt, wie man sich vorstellen kann, dass die Konfliktparteien, die bislang nur gegenseitige Schuldzuweisungen kennen, aus der Konfrontation wieder heraus kommen.
„Zuerst ist es wichtig zu verstehen, was den gegenwärtigen Konflikten zu Grunde liegt. Bei aller Unterschiedlichkeit der Konflikte in der Ukaine, in Isarel/Palästina oder im Irak scheint es so zu sein, dass es in allen Konflikten um die Frage von kollektiven Identitäten geht. Da heißt, es gilt erst einmal anzuschauen, wie genau die Situation in diesen Ländern ist und welche Gruppierungen sich ausgeschlossen und diskriminiert gefühlt haben. Nur so kann man deren Reaktionen verstehen, die dann zu Gewalt eskalieren.

Eine solche Analyse fehlt heute teilweise. Es geht eher darum, Schuldige zu suchen und weniger darum danach zu fragen, welche grundlegenden Dynamiken diesen Konflikten zu Grunde liegen. Das wäre meiner Ansicht nach ein erster Weg, damit auch politisch umzugehen. Da geht es im Irak um den Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten, in der Ukraine geht es um die Frage der Identität von russischen Minderheiten und im Israel-Palästina-Konflikt um die Selbstständigkeit der Palästinenser. In allen drei Konflikten wurden diese Identitäten unterdrückt, diskriminiert, ausgeschlossen, was dann in eine Gewaltspirale führen kann, aus der man dann schwer wieder heraus kommt.“

Hieße das nicht auch, denen nachzugeben, die den Konflikt schüren? Müsste man nicht eigentlich konfrontativer aus dem Westen heraus dem Konflikt begegnen?

„Es ist zweierlei. Es ist wichtig, dass deutlich gemacht wird, dass Gewalt keine Lösung für Konflikte ist. Der Ruf nach Militarisierung und nach einem verstärkten Einsatz militärischer Gegenmacht wird uns nicht aus den Konflikten herausführen. Auf der anderen Seite geht es darum, zu versuchen sich vorzustellen, wie politische Landschaften in diesen Regionen aussehen können und wie Zugeständnisse gemacht und die Identitäten ernst genommen werden können.

Wir haben das in der Ukraine gesehen, wo es zu Beginn des Konfliktes ganz stark darum ging, ob Russisch als Sprache anerkannt wird oder nicht. Um so ganz fundamentale Fragen geht es in solchen Konflikten, die selber ein Auffangen dieser Gewalt bedeuten.“

Plädoyer für Außenpolitik

Der normale Nachrichtenkonsument reagiert eher mit einer Mischung aus Unverständnis und Ungeduld. Sie sagen, dass es Zeit und Information braucht und dass man auf die Leute zugehen müsste, um aus dem Konflikt wieder heraus zu kommen. Das ist aber auch eine Überforderung für die Menschen hier im Westen, die wir schnellerer Lösungen wollen, wie die Opfer sicherlich auch.

„Es ist eine verständliche Reaktion zu wünschen, dass die Konflikte schnell gelöst werden. Aber Konflikte, die sich über Jahrzehnte hinweg hochgeschaukelt haben und in Gewalt eskaliert sind werden wir nicht von heute auf morgen lösen können.

Ein großes Problem des Westens ist es, dass wir Außenpolitik oft ein wenig Stiefmütterlich betrachten. Man sieht das beispielsweise in Wahlkämpfen, auch in Deutschland, da spielt Außenpolitik immer nur eine sehr untergeordnete Rolle. Es geht da meistens um innenpolitische Fragen, allerhöchstens noch um Europafragen.

In einer globalisierten Welt, in der wir heute leben, geht es darum, dass wir Außenpolitik stärker aufwerten. Da geht es darum, Personal zu investieren und Geld in die Hand zu nehmen, auch mehr wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Damit machen wir dann unsere Außenpolitik stärker, um differenzierter auf die Konflikte reagieren zu können.

Man sieht das deutlich, wenn wir auf die arabische Politik schauen, da hat die deutsche Außenpolitik oft sehr holzschnittartig mit Simplifizierungen reagiert; wer ist Islamist? wer ist Fundamentalist? Damit wird nicht differenziert genug auf die jeweiligen Regionen geschaut. Das führt dann dazu, dass wir den Einfluss, den wir in den Konflikten geltend machen können, nicht voll ausgeschöpft haben.“ (rv)

Vatikan-Diplomat zur Lage in Palästina: „Sich nicht an das Morden gewöhnen“

UNO-Fahne„Gewalt führt nirgendwohin, weder jetzt noch in Zukunft.“ Das sagte der Vatikan-Vertreter bei der UNO in Genf an diesem Mittwoch mit Blick auf die Lage in Palästina. Erzbischof Silvano Tomasi äußerte sich bei der Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates zur Situation in den besetzten Palästinensergebieten einschließlich Ostjerusalems. Auf lange Sicht „kann es keine Gewinner der derzeitigen Tragödie geben, bloß neues Leid“, heißt es in der Rede des Diplomaten, die der vatikanische Pressesaal veröffentlichte. Der Vatikan-Diplomat beanstandete, dass geschätzte 70 Prozent der Opfer in Palästina Zivilisten seien, die laut den internationalen Konventionen eigentlich geschützt werden müssten. Das sei „genauso inakzeptabel wie die Raketen“ der Palästinenser auf zivile Ziele in Israel.

Tomasi griff in seiner Rede zu teils drastischen Formulierungen. „Die Gewissen sind gelähmt von einem Klima unausgesetzter Gewalt, die versucht, Lösungen auf dem Weg der Vernichtung des anderen herbeizuführen“, sagte der Vatikan-Diplomat in Genf. „Die anderen zu dämonisieren schaltet aber ihre Rechte nicht aus.“ Der Weg zur Zukunft liege darin, „unsere gemeinsame Menschlichkeit“ anzuerkennen.

Erzbischof Tomasi erinnerte an die Reise von Papst Franziskus ins Heilige Land vom vergangenen Mai, bei der dieser ein Ende des Konflikts zwischen Israel und Palästina gefordert habe. Die sich verschlechternde Lage in Gaza erinnere permanent an die Notwendigkeit, zu einem sofortigen Waffenstillstand zu gelangen und Friedensverhandlungen aufzunehmen. Franziskus habe darauf hingewiesen, dass dies nur unter Verzichten auf beiden Seiten zu machen sei.

Tomasi rief die internationale Gemeinschaft zur Verantwortung. Sie müsse „den Parteien in diesem entsetzlichen Konflikt helfen, zu einer Vereinbarung zu gelangen“, um die Gewalt zu stoppen. Ebenso nahm der Vatikan-Diplomat die Medien in die Pflicht. Sie müssten über die Tragödie in Palästina – Tomasi vermied das Wort „Krieg“ – fair und unvoreingenommen berichten. Die Strategie der Gewalt könne „ansteckend sein und unkontrollierbar werden“, warnte der päpstliche Diplomat. In einer Zeit allgegenwärtiger Menschenrechtsverletzungen müsse man vermeiden, „sich an das Morden zu gewöhnen“. Vielmehr gelte es, positiv zu reagieren, um den Konflikt zu mildern, „der uns alle betrifft“. (rv)