Syrien/Irak: Vier Forderungen an die EU

Ignatius Joseph III. Younan Als „Blutbad des Jahrhunderts“ hat der ranghöchste syrische Bischof die Verfolgung der Christen und anderer religiöser Minderheiten im Irak bezeichnet. Ignace Youssef III Younan, Patriarch von Antiochien der Syrer, richtete namentlich an Europa einen neuerlichen Appell, die ethnisch-religiöse „Säuberung“ durch die Dschihadisten des „Islamischen Staates“ zu beenden und den Christen im Irak zu Hilfe zu kommen. Gegenüber der französischen Zeitung „Ouest France“ formulierte der Patriarch vier Dringlichkeiten. Zunächst müsse Europa Waffenlieferungen an Terroristen in Syrien und im Irak stoppen, indem es aufhört, angeblich gemäßigte Oppositionsgruppen in Syrien mit Waffen zu versorgen. Von der UNO müsse Europa eine sofortige Sitzung des Sicherheitsrates einfordern, der Maßnahmen zur Unterstützung der Minderheiten im Irak trifft und eine bindende Resolution erlässt, damit die Vertriebenen in Sicherheit wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Schließlich rief der libanesische Patriarch Europa dazu auf, die humanitäre Versorgung der Notleidenden im Irak und in den Nachbarländern zu verdoppeln. (rv)

Was die Papstreise in Südkorea bisher charakterisiert

Bernd Hagenkord An diesem Montag endet die Reise von Papst Franziskus nach Korea, Zeit noch nicht für eine Bilanz, aber zumindest für einige Punkte, die die Reise bisher charakterisieren. Unser Korrespondent Pater Bernd Hagenkord fasst zusammen.

Sicherheit
Kollegen, die den Papst auf seinen Reisen innerhalb Koreas auf Schritt und Tritt begleitet haben scherzen, dass nur bei der Messe am Samstag mehr Gläubige als Sicherheitskräfte gewesen seien. In der Tat sind die Sicherheitsvorkehrungen erheblich, beim letzten Besuch eines Papstes – Johannes Paul II. 1994 – hatte es einen Zwischenfall gegeben. Aber wer nicht direkt in der Nähe eines Papstevents ist, bekommt davon relativ wenig mit. Die Sicherheit ist sehr streng, aber Korea hat das alles sehr gut im Griff, 30.000 Polizisten und Sicherheitskräfte waren etwa bei der Messe am Samstag rund um den Gwanghwamun-Platz im Einsatz. Was denen, die nicht dabei waren, zumindest eine wunderbar verkehrsfreie Innenstadt in Seoul geschaffen hat, ein seltenes Ereignis. Die Menschen haben es genossen.

Ablauf
Die Reise läuft rund. Zwar musste die Vesper mit den Ordensleuten aus Zeitgründen am Samstag ausfallen, das ist aber eher ein Zeichen für die Flexibilität der Organisation als für ihre Rigidität. Die Verantwortlichen haben sich ja zum Beispiel am Freitag auch für eine Zugreise nach Daejeon entschieden und den Papsthelikopter nicht gebraucht, die Umwelt dankt es ihnen.

Wie geht es dem Papst
Papst Franziskus ist in großartiger Form. Für sieben Stunden Zeitunterschied und die Schwierigkeiten mit der Sprach- und Kultur-Differenz zeigt er eine beeindruckende Ruhe und Gelassenheit. Er spielt mit seinem Publikum, wenn Spiel angesagt ist, er feiert würdig die Messe, wenn das ansteht. Er ist spontan und wechselt die Sprachen, nie nur einen Reiseplan ausführend, sondern kreativ und geistlich. Dem Papst geht es sehr gut.

Geschichten am Rande
Für Koreaner – wie zum Beispiel unsere Übersetzerin hier im Studio wie auch die meisten Interviewpartner – ist die Sewol-Katastrophe die große Geschichte, alles was der Papst über Südkorea sagt, wird in diese Richtung gelesen. Aber es gibt so viele andere Geschichten. Da ist die 22jährige junge Frau, die ihre Anorexie besiegt hat und den Papst gebeten hat, zum Mittagessen kommen zu dürfen. Der Papst hat spontan Ja gesagt. Da ist die Taufe an diesem Sonntagmorgen eines Vaters – er hat den Taufnamen Franziskus gewählt. Da ist die Umarmung mit Angehörigen von Opfern der Sewol-Katastrophe, außerhalb jedes Reiseplans, und das Tragen der gelben Schleife als Zeichen der Solidarität. Oder da ist die schon angesprochene Bahnfahrt: Er wolle da sein, wo die anderen Menschen auch sind, sagt der Papst. Er wäre nicht Franziskus, wollte er das nicht.

Botschaften des Papstes
Es sind alles Botschaften, die Papst Franziskus sehr am Herzen liegen. Man kann sie vielleicht sehr vereinfachend so zusammen fassen: Der Papst will, dass sich die Menschen nicht mit dem zufrieden geben, was ist, sondern nach dem Mehr suchen, sei es nach der Überwindung von Missständen und Konflikten, sei es nach der Menschlichkeit jenseits des Materialismus oder sei es nach dem Willen Jesu für jeden einzelnen, dem Willen, der weiter führt. Dabei tut er dies immer an die einzelnen Situationen und Zuhörer-Gruppen angepasst.
Und kommt es an? „Er macht, dass ich ein besserer Mensch sein will“, sagte uns ein koreanischer Junge, stolz auf sein Englisch. Was fasst die Botschaft des Papstes besser zusammen als das?

Aus Seoul, Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan (rv)

Kardinal Gracias: „Asien wird immer wichtiger“

Kardinal Gracias Verfolgung, Entführung, Inhaftierung: Die Nachrichten über Christen in Indien, Pakistan oder Afghanistan – also in Asien – bestimmen in letzter Zeit mit diesen Schlagworten die Medien. Doch die katholische Minderheit in Asien ist auch im Aufbruch. Das sagt Kardinal Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay, im Interview mit Radio Vatikan. Der indische Kardinal ist Vorsitzender der Rat der Bischofskonferenzen Asiens und Mitorganisator des asiatischen Jugendtags in Korea. Die Papstreise sei für den gesamten Kontinent bedeutend.

„Ich denke, man muss berücksichtigen, dass Asien immer stärker ins Zentrum der Welt rückt. Das zeigt allein die Tatsache, dass Asien 60 Prozent der Weltbevölkerung ausmacht und mehr als die Hälfte der Asiaten junge Leute sind. Es ist ein junger Kontinent und er wird politisch, wirtschaftlich und militärisch immer wichtiger.“

Dem Kardinal zufolge könne man sehen, wie sich der Fokus derzeit radikal verschiebe. Dies sei auch für die katholische Kirche von großer Bedeutung, so Gracias.

„Die Kirche muss sich darum bemühen, nicht nur Katholiken zu erreichen, sondern alle Menschen, um ihnen ihren Segen zu spenden“.

Nach Südkorea wird der Papst nächstes Jahr wieder nach Asien Reisen: Auf die Philippinen und nach Sri Lanka. Warum dem Papst Asien so wichtig sei, weiß Kardinal Oswald Gracias. Bei einem Treffen sprach der Papst mit dem indischen Kardinal darüber, wie wichtig der Kontinent sei, aber auch Franziskus großen Wunsch, mehr über diesen Kontinent zu erfahren.

„Das zeigte sich schon sehr früh in seinem Pontifikat. Denn er kennt Europa und er kennt Südamerika. Von daher ist Asien für ihn ein enormer Kontinent mit großen Hoffnungen, großen Möglichkeiten, großer Zukunft. In dieser Richtung sollte sich die Kirche entwickeln“.

Der Kardinal sprach auch über die Probleme und die tragischen Ereignisse, die die katholische Kirche derzeit in Asien mitmacht. Jedoch zeigte er sich in diesem Zusammenhang hoffnungsvoll.

„Asien ist sehr vielfältig. Es gibt Herausforderungen verschiedener Art, verschiedener Ideologien. Es gibt sehr unterschiedliche politische Situationen, Verschiedene religiöse Gruppen, die die Kirche herausfordern. Aber, ich denke, Asien kann das schaffen. Es gibt immer wieder Hochs und Tiefs und