Papst trifft auf Sardinien Strafgefangene

SardinienPapst Franziskus wird bei seinem Sardinien-Besuch am 22. September auch Roma, Strafgefangene und Arme treffen. Das geht aus dem Reiseprogramm hervor, das der Vatikan am Mittwoch veröffentlicht hat.

Demnach wird der Papst um 8.15 Uhr auf dem Flughafen Cagliari-Elmas erwartet, wo er unter anderem von der italienischen Justizministerin Anna Maria Cancellieri empfangen wird. Im Zentrum von Cagliari trifft er anschliessend mit Arbeitern und Kranken zusammen. Höhepunkt der eintägigen Reise ist eine Messe vor dem Marienheiligtum von Bonaria, zu der mindestens 80.000 Menschen erwartet werden. Nach einem Mittagessen mit den Bischöfen der Insel stehen am Nachmittag eine Begegnung mit der „Welt der Kultur" und dann ein Treffen mit Vertretern der Roma, Strafgefangenen sowie von der Caritas betreuten Armen auf dem Programm. Zudem ist um 17 Uhr eine Begegnung mit Jugendlichen vorgesehen. Um 19.30 Uhr wird Franziskus im Vatikan zurück erwartet.

Franziskus hatte seine Sardinien-Reise zum Marienheiligtum der „Madonna von Bonaria" im Mai auf dem Petersplatz angekündigt. Die „Jungfrau des guten Windes" ist die Namenspatronin von Buenos Aires, der Heimatstadt von Franziskus. Vor seiner Papstwahl war Jorge Maria Bergoglio seit 1997 Erzbischof der argentinischen Hauptstadt. Der spanische Gründer von Buenos Aires, Pedro de Mendoza, nannte die Stadt 1536 nach dem Bild der Madonna, das in der gleichnamigen Wallfahrtskirche in Cagliari aufbewahrt wird. „Buenos Aires" ist die spanische Übersetzung des italienischen „Bonaria" und bedeutet so viel wie „guter Wind" oder „gute Luft". Papst Johannes Paul II. (1978-2005) suchte die Pilgerstätte 1985 auf, Benedikt XVI. (2005-2013) im Jahr 2008.
(rv)

Papst schreibt an Nichtglaubende

La RepubblicaPapst Franziskus hat sich mit einem Offenen Brief an die Nichtglaubenden gewandt. Darin schreibt er, es sei an der Zeit, dass Gläubige und Nichtglaubende sich gemeinsam engagierten. Der Brief erschien in der Mittwochsausgabe der linksliberalen italienischen Tageszeitung „La Repubblica". Franziskus antwortete damit auf einen Beitrag des „Repubblica"-Gründungsherausgebers Eugenio Scalfari, der seit Jahrzehnten zu den führenden antiklerikalen Köpfen Italiens zählt. Scalfari hatte unter dem Titel „Fragen eines Nichtglaubenden an den Jesuitenpapst, der sich Franziskus nennt" seinerseits einen Offenen Brief an das Kirchenoberhaupt gerichtet. Dem Brief des Papstes hat die Zeitung die Überschrift „Wahrheit ist nie absolut" gegeben. Hier einige Auszüge aus dem Papstbrief in unserer eigenen Übersetzung.

„Sehr geehrter Dr. Scalfari, ich danke Ihnen für die Aufmerksamkeit, mit der Sie die Enzyklika ,Lumen fidei‘ gelesen haben, denn sie will ja einen ehrlichen und klaren Dialog anstoßen mit Menschen, die sich – wie Sie – als ,Nichtglaubende‘ sehen, ,die aber fasziniert sind von der Predigt des Jesus von Nazareth‘. Es scheint mir auch für die Gesellschaft, in der wir leben, sehr positiv, wenn wir über eine so wichtige Realität wie den Glauben sprechen, der sich ja auf die Predigt und Figur Jesu beruft.

Dialog ist kein Accessoire

In der Moderne erleben wir ein Paradox: Der christliche Glaube, dessen Neuheit für den Menschen oft mit dem Symbol des Lichtes ausgedrückt wurde, ist oft als Dunkel des Aberglaubens beschrieben worden, der sich dem Licht der Vernunft entgegenstelle. Dadurch ist das Gespräch zwischen der Kirche und einer christlich inspirierten Kultur auf der einen und der modernen, aufklärerisch geprägten Kultur auf der anderen Seite verstummt. Jetzt ist die Zeit gekommen für einen offenen Dialog ohne Vorurteile, der uns die Türen für eine ernsthafte und fruchtbare Begegnung wieder öffnet. Dieser Dialog ist nicht nur ein nebensächliches Accessoire für das Leben eines Gläubigen, sondern ganz im Gegenteil sein unverzichtbarer Ausdruck!

Für mich entsteht der Glaube aus der Begegnung mit Jesus. Einer persönlichen Begegnung, die mein Herz angerührt hat und meinem Leben eine Richtung und einen neuen Sinn gegeben hat. Aber gleichzeitig eine Begegnung, die möglich wurde durch die Gemeinschaft des Glaubens, in der ich lebe und die mir erlaubt hat, die Heilige Schrift zu verstehen; zum neuen Leben aus den Sakramenten Zugang zu haben; Zugang zu finden zur Brüderlichkeit mit allen und zum Dienst an den Armen, die das wahre Bild des Herrn sind. Glauben Sie mir: Ohne die Kirche hätte ich Jesus nicht begegnen können.

Kirche bemüht sich nicht um Hegemonie

Der Christ glaubt, dass Jesus Sohn Gottes ist, gekommen, um sein Leben hinzugeben, damit allen der Weg der Liebe offenstehe. Sie haben darum recht, verehrter Dr. Scalfari, wenn Sie in der Menschwerdung des Gottessohnes den Angelpunkt des christlichen Glaubens ausmachen. Diese Menschwerdung, also die Tatsache, dass der Sohn Gottes unsere Freuden und Schmerzen, Siege und Niederlagen bis zum letzten Schrei am Kreuz geteilt hat, belegt die unglaubliche Liebe, die Gott zu jedem Menschen hat, und den unermesslichen Wert, den er ihm beimisst. Darum ist jeder von uns aufgerufen, sich Jesu Blick und seine Wahl der Liebe zu eigen zu machen, seine Art zu sein, zu denken und zu handeln. Das ist der Glaube.

Sie fragen mich nach der Originalität des christlichen Glaubens im Vergleich zu anderen Bekenntnissen, die vor allem die absolute Transzendenz Gottes betonen. Nun, sie liegt darin, dass uns der Glaube in Jesus an seiner Beziehung zu Gott als Vater teilhaben lässt – und im Lichte dessen an seiner Beziehung zu allen Menschen, auch zu seinen Feinden. Die Sohnschaft Jesu zieht nicht eine Mauer zwischen ihn und die anderen, sondern in ihm sind wir alle dazu aufgerufen, Söhne des einen Vaters und untereinander Brüder zu sein. Die Einzigartigkeit Jesu dient der Kommunikation, nicht dem Ausschluss. Natürlich – und das ist nicht wenig – ergibt sich daraus auch diese Unterscheidung zwischen der religiösen und der politischen Sphäre, die sich aus dem Satz ergibt: Gott geben, was Gottes ist, und dem Cäsar, was dem Cäsar gehört. Hierauf ist die Geschichte des Westens aufgebaut. Wer den Glauben lebt, flüchtet nicht aus der Welt oder sucht irgendeine Hegemonie, sondern es geht ihm um den Dienst am Menschen: dem ganzen Menschen und allen Menschen.

Sie fragen mich auch, was man den jüdischen Brüdern über den Bund sagen kann, den Gott mit ihnen geschlossen hat: Ist er denn ganz ins Leere gegangen? Glauben Sie mir: Das ist eine Frage, die uns als Christen radikal bewegt, weil wir vor allem vom Konzil ausgehend wiederentdeckt haben, dass das jüdische Volk für uns immer noch die heilige Wurzel ist, aus der Jesus kam. Gott ist dem Bund mit Israel immer treu geblieben, und die Juden haben trotz aller furchtbaren Geschehnisse dieser Jahrhunderte ihren Glauben an Gott bewahrt. Dafür werden wir ihnen als Kirche, aber auch als Menschheit, niemals genug danken können. Und in ihrem Glauben drängen sie alle, auch uns Christen, immer Wartende auf die Rückkehr des Herrn zu bleiben (wie Pilger), und dass wir uns nie im schon Erreichten einrichten dürfen.

Wahrheit ist nicht „absolut"

Sie fragen, welche Haltung die Kirche gegenüber den nicht an Jesus Glaubenden hat, und ob der Gott der Christen denen, die nicht glauben und sich auch nicht um den Glauben bemühen, verzeiht. Ich sage dazu, dass die Barmherzigkeit Gottes keine Grenzen hat, wenn sich jemand ehrlichen, zerknirschten Herzens an ihn wendet. Das ist fundamental. Bei der Frage der Nichtglaubenden geht es um das Hören auf das eigene Gewissen. Sünde ist auch beim Nichtglaubenden, wenn er gegen sein Gewissen handelt. Auf es zu hören und ihm zu gehorchen bedeutet, sich angesichts des für gut oder für böse Erkannten zu entscheiden. Und an dieser Entscheidung hängt Güte oder Schlechtigkeit unseres Handelns.

Sie fragen mich auch, ob es ein Irrtum oder eine Sünde sei zu glauben, dass es keine absolute Wahrheit gebe. Ich würde zunächst auch für einen Glaubenden nicht von ,absoluter‘ Wahrheit sprechen – für den Christen ist die Wahrheit die Liebe Gottes zu uns in Jesus Christus, also eine Beziehung! Und jeder von uns geht von sich selbst aus, wenn er die Wahrheit aufnimmt und ausdrückt: von seiner Geschichte, Kultur, seiner Lage usw. Das heißt nicht, dass Wahrheit subjektiv oder veränderlich wäre, im Gegenteil. Aber sie gibt sich uns immer nur als Weg und als Leben. Hat nicht Jesus selbst gesagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit, das Leben?

Und schließlich fragen Sie, ob mit dem letzten Menschen von der Erde auch der Gedanke an Gott verschwinden wird. Natürlich: Die Größe des Menschen besteht darin, Gott denken zu können, also eine bewusste und verantwortliche Beziehung zu ihm zu haben. Aber das ist eine Beziehung zwischen zwei Realitäten. Gott ist keine Idee, Gott ist kein Ergebnis menschlichen Denkens. Gott ist eine Realität mit großem R. Jesus zeigt ihn uns als Vater voller Güte und Barmherzigkeit. Gott hängt also nicht von unserem Denken ab.

Verehrter Dr. Scalfari, ich hoffe, Sie sehen in meiner provisorischen, aber ehrlichen Antwort eine Antwort auf Ihre Einladung, einen Teil des Weges gemeinsam zu gehen. Glauben Sie mir: So langsam, untreu und voller Irrtümern und Sünden die Menschen, die die Kirche bilden, auch waren und noch sind – die Kirche hat doch keinen anderen Sinn und kein anderes Ziel als das, Jesus zu leben und zu bezeugen. In brüderlicher Nähe,

Franziskus" (rv)

Brüderlicher Besuch in Limburg

LajoloZu einem „brüderlichen Besuch" ist Kurienkardinal Giovanni Lajolo in das Bistum Limburg gereist. Die Visite des früheren Nuntius in Deutschland ist, wie der Vatikan präzisiert, ausdrücklich keine „Apostolische Visitation", sondern ein so genannter „brüderlicher Besuch". Eine Unterscheidung von Stefan Kempis.

Apostolische Visitationen sind offizielle Untersuchungen, die im Auftrag des Papstes in Bistümern, bei Ordensgemeinschaften oder in kirchlichen Einrichtungen durchgeführt werden. Zuständig für ihre Ausführung ist im Vatikan die Bischofskongregation. Das Kirchenrecht definiert den Papst als obersten Richter, der persönlich oder durch Delegierte in allen Streitfällen oder Streitfragen eingreifen und sie auch entscheiden kann. „Der Papst hat kraft seines Amtes nicht nur Gewalt in Hinblick auf die Gesamtkirche, sondern besitzt auch über alle Teilkirchen und deren Verbände einen Vorrang ordentlicher Gewalt" (Kodex des kirchlichen Rechts CIC, Can. 333 Paragraph 1). Zur Bandbreite möglicher Verfahren, mit denen der Papst das Geschehen in der Weltkirche steuert, gehören neben den Visitationen auch das Entsenden von Beauftragten und die ad limina-Besuche, die Bischöfe einer Ortskirche regelmäßig in Rom abstatten. Führt der Vatikan offiziell eine Apostolische Visitation durch, dann reagiert er damit in der Regel auf schwere Krisen in einer Ortskirche. Berühmte Vatikan-Untersuchungen dieser Art betrafen in jüngerer Vergangenheit zum Beispiel die irische Kirche nach den Missbrauchsskandalen und den Dachverband von US-Frauenorden.

Im Fall Limburg hat sich der Vatikan aber ausdrücklich nicht für eine Apostolische Visitation entschieden; damit soll jeder Eindruck einer Strafaktion gegen Bischof Tebartz-van Elst vermieden werden. Der Heilige Stuhl habe „volles Vertrauen" in die Amtsführung des Limburger Bischofs, erklärte der Präfekt der Bischofskongregation, Kardinal Marc Ouellet. Lajolos Auftrag ist niedriger angesiedelt: eben als „brüderlicher Besuch". Der Begriff kommt in Buch VI und VII des „Codex iuris canonicis", soweit ich sehe, gar nicht vor. Gemeint ist eine Art „fact-finding mission" für Rom: Lajolo soll sich für den Vatikan ein Bild von der Lage machen. Die Amtsgewalt des Limburger Bischofs bleibt auch während des Besuchs aus Rom unverändert – anders als das bei einer Visitation der Fall wäre. Weder der Bischof noch seine Kritiker können die Tatsache, dass der Vatikan einen Kardinal schickt, als Sieg für ihre Seite verbuchen. Der „brüderliche Besuch" von Lajolo richtet sich deshalb an alle im Bistum. (rv)

D: Prälat Dr. Metzl – Diözesanadministrator im Bistum Passau

L_PassauNachdem Papst Franziskus Bischof Schraml vom Amt des Apostolischen Administrators am letzten Montag entpflichtet hatte, musste das Domkapitel in Passau gemäß dem Kirchenrecht einen Diözesanadministrator wählen. Mit dem heutigen Tag wählte das Domkapitel Prälat Dr. Klaus Metzl zum Diözesanadministrator. Sein Amt erlischt mit der Besitzergreifung der Diözese durch den neuen Bischof. (vh)

D: Papst nimmt Rücktrittsgesuch des Bamberger Weihbischofs an

L_BambergAn diesem Montag hat Papst Franziskus das Rücktrittsgesuch von Weihbischof Werner Radspieler angenommen. Wie der Vatikan bekannt gab, tritt der Bamberger Weihbischof aus Altersgründen zurück. Der im Jahr 1938 geborene Radspieler war am 7. November 1986 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof von Bamberg erhoben worden. Zu seinem 70. Geburtstag trat er etwas kürzer, indem er 2008 den Vorsitz des Diözesan-Caritasverbandes niederlegte. Radspieler wurde 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet und 2002 mit dem Bayerischen Verdienstorden. Im Jahr 2012 nahmen die Barmherzigen Brüder ihn zum Dank für seine stete Zuwendung zu behinderten Menschen als Ehrenmitglied in den Hospitalorden auf. (rv)

Franziskus: „Gewalt ist niemals der Weg des Friedens!“

FranzsikusEs war die längste Liturgie eines Papstes in der vergangenen Jahrzehnten: die vierstündige Gebetswache für den Frieden in Syrien und dem Nahen Osten an diesem Samstagabend. Papst Franziskus hatte angesichts der politischen Entwicklungen zu einem Tag des Fastens und des Gebets aufgerufen. "Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit", sagte das Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz.

„Die Welt Gottes ist eine Welt, in der sich jeder für den anderen, für das Wohl des anderen, verantwortlich fühlt", begann Papst Fraziskus seine Meditation mit Blick auf den Schöpfungsbericht, in dem „Gott sah, dass es gut war". Jeder einzelne von uns solle sich fragen: „Ist das nicht eigentlich die Welt, die ich mir wünsche? Ist das nicht die Welt, die wir alle im Herzen tragen? … Und ist die wirkliche Freiheit in der Wahl der einzuschlagenden Wege in dieser Welt nicht die, welche sich am Wohl aller orientiert und von der Liebe geleitet ist?"

Offensichtlich ist freilich auch der Widerspruch dieses inneren Wünschens zur äußeren Welt: „Gewalt, Auseinandersetzung und Krieg. Das geschieht, wenn der Mensch … den Horizont der Schönheit und der Güte aus dem Auge verliert und sich in seinem Egoismus verschließt". Wenn der Mensch „sich von den Götzen der Herrschaft und der Macht betören lässt" und an die Stelle Gottes sich selbst setze, zerstöre er alle Beziehungen, er „richtet alles zugrunde und öffnet der Gewalt, der Gleichgültigkeit und dem Konflikt Tür und Tor", sagte der Papst. Menschsein bedeute aber, „einander Hüter zu sein". „In jedem Gewaltakt, in jedem Krieg lassen wir Kain wieder aufleben. Wir alle!" Nach so vielen Konflikten, so vielen Kriegen ließen wir uns heute noch „von den Götzen, vom Egoismus, von unseren Interessen leiten", ja dieses Verhalten entwickle sich immer weiter:

„Wir haben unsere Waffen vervollkommnet, unser Gewissen ist eingeschlafen, und wir haben ausgeklügeltere Begründungen gefunden, um uns zu rechtfertigen. Als wäre es etwas Normales, fahren wir fort, Zerstörung, Schmerz und Tod zu säen! Gewalt und Krieg bringen nur Tod, sprechen vom Tod!"

Der Bericht der Schöpfungsgeschichte erzähle aber auch vom Ölzweig, den die Taube in ihrem Schnabel als Zeichen des Friedens brachte. Ein solcher Ölzweig sei in vielen Religionen eingepflanzt. Denn ja, fuhr der Papst fort, es ist möglich, einen anderen Weg als den der Gewalt und der Gegengewalt einzuschlagen. Es ist möglich, und mehr noch:

„Ich möchte, dass jeder von uns – vom Kleinsten bis zum Größten, bis hin zu denen, die berufen sind, die Nationen zu regieren – antwortet: Ja, wir wollen es!"

Er wünsche sich, dass „für einen Augenblick alle Menschen guten Willens auf das Kreuz schauten". Dort könne man die Antwort Gottes ablesen, denn dort, am Kreuz, zerbreche die „Spirale des Schmerzes und des Todes".

„Im Schweigen des Kreuzes verstummt das Getöse der Waffen und kommt die Sprache der Versöhnung, des Verzeihens, des Dialogs und des Friedens zu Wort. Ich möchte heute Abend den Herrn bitten, dass wir Christen, die Brüder und Schwestern der anderen Religionen, alle Menschen guten Willens mit Nachdruck rufen: Gewalt und Krieg sind niemals der Weg des Friedens!"

Der Weg des Friedens beginnt im Herzen eines jeden Individuums, erinnerte Franziskus.

„Möge ein jeder Mut fassen, auf den Grund seines Gewissens zu schauen und auf jene Stimme zu hören, die sagt:… Schau auf den Schmerz deines Bruders und füge nicht weiteren Schmerz hinzu, halte deine Hand zurück, baue die Harmonie wieder auf, die auseinander gebrochen ist – und das nicht mit dem Zusammenprall, sondern mit der Begegnung! Möge das Waffenrasseln aufhören! Krieg bedeutet immer das Scheitern des Friedens, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit."
Die Worte seines Vorgängers Pauls VI. vor den Vereinten Nationen 1965 aufgreifend, sagte Franziskus: „Nicht mehr die einen gegen die anderen, nicht mehr, niemals! … niemals mehr Krieg, niemals mehr Krieg!" Die Worte des Friedens seien Vergebung, Dialog, Versöhnung – in der „geliebten syrischen Nation", im Nahen Osten und in der ganzen Welt.

Nach der Meditation des Papstes standen Momente der Eucharistischen Anbetung, biblische Texte, weitere Gebete und Fürbitten auf dem Programm. Jeweils zwei Personen aus Syrien, Ägypten, dem Heiligen Land, den USA und Russland brachten Weihrauch auf eine Rauchpfanne. Papst Franziskus, der ein Frühaufsteher ist, wirkte am Ende der vierstündigen Liturgie etwas mitgenommen. Zum Abschluss herrschte auf dem Petersplatz eine meditative Stille von 20 Minuten, ehe Franziskus den apostolischen Segen erteilte.

Bereits am Nachmittag hatte der Zustrom zum Petersplatz begonnen. Hunderttausend Menschen folgten der Einladung des Papstes, darunter viele Jugendliche und auch einige Vertreter anderer Religionen. Die islamische Gemeinde Italiens war unter anderem durch ihren Vizepräsidenten Yahya Sergio Pallavicini aus Mailand repräsentiert.

Zum Syrienkonflikt war es in den vergangenen Monaten in vielen Teilen der Welt zu öffentlichen Kundgebungen gekommen, bei denen zahllose Demonstranten Frieden für Syrien und seine geplagte Bevölkerung einforderten. Im Vergleich dazu hatte die Gebetswache auf dem Petersplatz einen ausgeprägt geistlichen Charakter. Einen Vorschlag seines Zeremonienmeisters Guido Marini aufgreifend, hatte Papst Franziskus für Beichtgelegenheiten auf dem Petersplatz gesorgt. Rund 50 Priester, angetan mit violetten Stolen, waren dazu unter den Kolonnaden postiert und spendeten das Sakrament der Versöhnung in verschiedenen Sprachen.

Vor dem eigentlichen Beginn der Gebetsvigil um 19 Uhr hörten die Pilger nochmals den Friedensappell von Papst Franziskus, den dieser beim Angelusgebet am vergangenen Sonntag lanciert hatte. Ein Aufruf, der „aus meiner tiefsten Seele kommt", so der Papst damals. „Wie viel Leid, wie viel Zerstörung, wie viel Kummer hat der Gebrauch der Waffen in diesem gepeinigten Land – Syrien – und insbesondere unter der wehrlosen Zivilbevölkerung verursacht." Mit besonderer Schärfe hatte der Papst den Gebrauch chemischer Waffen verurteilt, wie sie in Syrien zum Einsatz gekommen waren. Franziskus erinnerte daran, dass es ein unentrinnbares „Urteil Gottes und auch ein Urteil der Geschichte über unsere Taten" gebe.

Auf den Gesang des gregorianischen Hymnus „Veni Creator Spiritus", eine Bitte um Beistand des Heiligen Geistes, folgte die Ausstellung des berühmtesten Marienbildnisses Roms zur Verehrung. Die Ikone „Salus Populi Romani", auf Deutsch „Beschützerin des römischen Volkes", wird in der Papstbasilika Santa Maria Maggiore aufbewahrt und war für den Abend der Vigil von dort entliehen worden; zwei Jugendliche trugen sie zur Altarbühne, wo der Papst sie segnete.

Christen, Muslime und Juden in aller Welt beteiligen sich an der päpstlichen Initiative. Von Washington über Bagdad und Manila bis nach Sydney haben Bischöfe zu Gebet und Fasten für den Frieden aufgerufen, darunter auch zahlreiche Bischöfe in Deutschland. In Syrien selbst haben Muslime, Christen und Juden am Samstagmittag in der Omajjaden-Moschee von Damaskus gemeinsam für den Frieden gebetet. (rv)

Papst traf Präfekten der Bischofs- und Glaubenskommission

An diesem Samstag hat Papst Franziskus Kardinal Marc Ouellet, den Präfekt der Bischofskommission im Vatikan empfangen. Zudem begrüßte Franziskus auch den Botschafter der Slovakei beim Heiligen Stuhl, Peter Sopko. Dieser überreichte Franziskus sein Beglaubigungsschreiben. Dies teilte der Vatikan im Anschluss an die Begegnung mit. Aus der Mitteilung geht weiter hervor, dass sich Franziskus am Freitag mit Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, dem Präfekten der Glaubenskongregation, im Vatikan traf. Über den Inhalt der Gespräche wurde nichts bekannt. (rv)

D: Kardinal Lajolo zum „brüderlichen Besuch“ in Limburg erwartet

LajoloDas Bistum Limburg hat am Samstagabend bestätigt, dass Kardinal Giovanni Lajolo aus dem Vatikan demnächst die Diözese besucht. Allerdings handle es sich nicht um eine „Apostolische Visitation", sondern um einen „brüderlichen Besuch", stellte die Pressestelle des Bistums klar. Der Meldung lag ein Brief des vatikanischen Bischofs-Verantwortlichen Kardinal Marc Ouellet an den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst bei. Daraus geht hervor, dass dieser selbst in Rom um eine Apostolische Visitation gebeten hatte. Im Rahmen einer solchen Überprüfung nimmt ein vom Papst bestellter Abgesandter Institute, Diözesen oder sonstige kirchliche Einrichtungen in den Blick, um Vorfälle zu untersuchen, die möglicherweise gegen kirchliche Normen verstoßen.

Der Heilige Stuhl hege „volles Vertrauen" in die Amtsführung des Bischofs und sehe „darum auch keinen Anlass für eine Apostolische Visitation im Bistum Limburg", heißt es in dem Schreiben aus dem Vatikan. Gleichwohl seien die von Tebartz-van Elst genannten „Punkte ernst zu nehmen" und auch „die Reaktionen in den Medien nicht zu übersehen". Diese belasteten „die Einheit zwischen Bischof und Volk" und drohten überdies, die Integrität des Bischofsamtes wie auch der Person des Bischofs „öffentlich zu beschädigen", so Kardinal Ouellet, der Präfekt der Bischofskongregation. Daher entsende Papst Franziskus Kardinal Lajolo zu einem „brüderlichen Besuch in das Bistum Limburg".

Lajolo ist ein erfahrener Diplomat mit sehr guten Deutschkenntnissen. Heute emeritiert, wirkte er in früheren Jahren in Berlin als Nuntius, also Botschafter des Papstes. Der Kardinal werde sowohl mit Bischof Tebartz-van Elst als auch mit dem Domkapitel sowie mit „anderen relevanten Personen" sprechen, heißt es in dem Schreiben. „Gegebenenfalls" werde Lajolo „brüderlich ermahnen", vor allem aber solle sein Besuch „zum Frieden und zur Einheit" ermutigen. Bischof Tebartz-van Elst sei für die mit diesem Schreiben gegebene Unterstützung sehr dankbar und freue sich auf den Besuch des Vatikan-Kardinals, heißt es in der Mitteilung des Bistums. (rv)

US-Bischöfe: 60 Prozent der Bevölkerung gegen Militärschlag

USAIn seiner wöchentlichen Radioansprache hat US-Präsident Barack Obama an diesem Samstag für einen begrenzten Militärschlag gegen Syrien geworben. Er scheint weiterhin überzeugt, auf den mutmaßlichen Einsatz von Chemiewaffen durch das syrische Regime mit Gewalt reagieren zu müssen. Wie verschiedene Nachrichtenagenturen an diesem Samstag berichten, soll Obama auch Details der Angriffspläne erläutert haben. Nichtsdestotrotz hoffen die Bischöfe des Landes immer noch, den Präsidenten umstimmen zu können. Vor wenigen Tagen forderten sie Obama in einem Brief auf, statt auf Waffen auf Dialog zu setzen. Zu viel Optimismus angesichts der Realität? Radio Vatikan hat mit Bischof Richard Pates, der in der US-Bischofskonferenz das „Komitee für internationale Gerechtigkeit und Frieden" leitet, gesprochen:

„Präsident Obama scheint sehr entschlossen, einen Militärschlag auszuüben. Wir haben also noch sehr viel Arbeit vor uns, um ihn vom Gegenteil zu überzeugen und ihm klar zu machen, dass Waffengewalt nur kontraproduktiv ist. Wir sind trotzdem noch immer voll Hoffnung, und versuchen, unseren Standpunkt klarzumachen. Wir hoffen sehr, dass unser Brief vom Präsidenten positiv aufgenommen werden kann."
Ein großer Teil der Bevölkerung stehe jedenfalls nicht hinter Obama und seinen Plänen zu Syrien, erklärt Bischof Pates. Viele hätten den Irakkrieg noch nicht vergessen, der sie an die aktuelle Situation in Syrien erinnere. Die Unterstützung der Leute macht den Bischöfen Mut:
„60 Prozent der Amerikaner sind gegen jegliche Art von militärischem Eingriff in Syrien zum jetzigen Zeitpunkt. Das gilt sicher sehr ähnlich auch für die Katholiken, die uns in dieser Sache ebenfalls sehr unterstützen. Sie sehen, dass es wieder einmal an der Zeit ist, dass Amerika eingreift, aber eben durch friedliche Verhandlungen und nicht mit dem Militär. Die Katholiken stehen hier also alle hinter uns und das spiegelt auch die öffentliche Meinung wieder."
Der von Papst Franziskus angestoßene Tag des Fastens und des Gebets für den Frieden an diesem Samstag sei deshalb insgesamt auch in Amerika sehr gut aufgenommen worden. Im ganzen Land werde die Initiative des Papstes auf unterschiedlichste Weise aufgegriffen und umgesetzt.
Entscheidung innerhalb der nächsten zwei Wochen
Um Obama umzustimmen, ist noch ein bisschen Zeit: Mit einem Votum im US-Repräsentantenhaus über einen Militäreinsatz in Syrien ist nach Medienangaben erst „in den kommenden zwei Wochen" zu rechnen. Angesichts der unterschiedlichen Positionen der Parteien muss Präsident Barack Obama seine Linie zu Syrien im Kongress darlegen und auch dem Volk nahe bringen. Der Außenausschuss im US-Senat hatte am Mittwochabend für einen auf zunächst 60 Tage begrenzten Einsatz ohne Bodentruppen votiert. Sollte das Repräsentantenhaus nun für einen abweichenden Entwurf stimmen, müsste noch eine Einigung in dieser Frage erzielt werden. (rv)

Vatikanische Friedenspolitik und Details zur Gebetswache

Pater Lombardi PressekonferenzDer Vatikan hat am Donnerstag das Diplomatische Corps offiziell über die Friedensinitiative des Papstes für Syrien informiert. Bei dem Briefing erläuterte der vatikanische „Außenminister", Kurienerzbischof Dominique Mamberti, weiter die Linie des Heiligen Stuhles bezüglich des Syrien-Konfliktes. Vatikansprecher Federico Lombardi fasste das Treffen im Anschluss vor der Presse zusammen.

Die Gebets- und Fastentinitiative, die Papst Franziskus initiierte, wolle einen geistlichen Beitrag für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten und in den übrigen Krisenherden der Welt leisten. Pater Lombardi:

„Mamberti hat noch einmal auf die Bedeutung hingewiesen, die Papst Franziskus dem geistlichen Teil des Fasten- und Gebetstages beimisst. Deshalb ist der Samstag sozusagen das Herzstück des Einsatzes von Papst Franziskus für den Frieden – durch das Gebet und das Fasten. Diese Dimension sollten wir nicht vergessen. Natürlich wird die Meditation des Papstes einer der Höhepunkte am Samstag sein, aber Monsignor Guido Marini (der päpstliche Zeremonienmeister, Anm. d. Red.) hat noch auf etwas anderes Interessantes hingewiesen: Ab 17.45 Uhr bieten 50 Priester während der ganzen Gebetswache Gelegenheit zur Beichte. Der Tag des Gebets- und des Fastens ist also auch eine Möglichkeit, Buße zu tun und umzukehren. Es war dem Papst wichtig, dass an diesem Tag auch das Sakrament der Beichte empfangen werden kann."

Mit der Meditation des Papstes sei nach dem Rosenkranzgebet, also um etwa 20.00 oder 20.30 Uhr zu rechnen, so Lombardi.

An dem Treffen des Diplomatischen Corps im Vatikan nahmen an diesem Donnerstag 71 Botschafter teil – fast alle der 75 Botschaften, die in Rom eine ständige Niederlassung haben. Kurienerzbischof Mamberti führte den Diplomaten die schrecklichen Zahlen des Syrienkonflikts vor Augen: der Krieg habe bisher mehr als 110.000 Tote gefordert, unzählige Verletzte und mehr als zwei Millionen Flüchtlinge in den benachbarten Ländern. Angesichts dessen müsse jedem klar sein, dass die Gewalt sofort enden müsse, die nur Tod und Leid säe, so Mamberti. Für einen Frieden in Syrien seien Dialog und Versöhnung zwischen den unterschiedlichen Gruppen im Land unerlässlich. Es sei außerdem darauf zu achten, dass die Einheit des Landes erhalten bleibe und eine kulturelle und territoriale Spaltung vermieden werde, so der vatikanische Außenminister, der auch die Gleichheit aller Bürger und den Schutz von Minderheiten als wesentlich hervorhob.
Die Opposition in Syrien müsse den Einfluss von Extremisten und Terroristen in ihren Reihen einschränken, referierte Lombardi weiter über die Sitzung des Vatikanvertreters mit den Botschaftern. Zudem sollte die ökumenische Zusammenarbeit unter den Christen angesichts der Bedrohung von außen intensiviert werden. Wie Lombardi weiter berichtete, hielten auch einige der Botschafter kurze Vorträge:

„Bei den Vorträgen der Botschafter ging es um verschiedene Themen, zum Beispiel um Minderheiten und ihre Rechte oder um die Kultur des Friedens, auch im Zusammenhang mit Europa. Ein weiteres Thema war, wie der Heilige Stuhl seine Position durch seine weltweiten Vertreter verdeutlichen kann, beispielsweise in Genf oder New York, wo immer wieder die Grundlinien des Papstes betont werden, das heißt, dass er natürlich gegen Militäreinsätze ist."

Hintergrund

Papst Franziskus wird am Samstagabend eine zentrale Gebetswache auf dem Petersplatz im Vatikan leiten. Zu der Friedensinitiative hatte er auch die anderen christlichen Konfessionen, die anderen Religionen sowie alle „Menschen guten Willens" eingeladen. Das Projekt wurde insbesondere von den christlichen Kirchenführern im Nahen Osten, aber auch von Muslimen in Syrien begrüßt. (rv)