Vatikan-Banker: Europa muss wettbewerbsfähiger werden

Europa muss seine Wettbewerbsfähigkeit zurückgewinnen, um gegen aufstrebende Volkswirtschaften wieder eine Chance zu haben. Das sagt der vatikanische Chefbanker Ettore Gotti Tedeschi. Er äußerte sich in diesem Sinn nach der jüngsten Herabstufung der Kreditwürdigkeit von neun europäischen Ländern durch die US-amerikanische Ratingagentur Standard & Poor's, darunter Frankreich, Italien, Spanien und Österreich.

„Meine Antwort ist einfach: Wir haben es mit einer neuen Weltordnung zu tun, in der die wirtschaftliche Macht vom Westen in den Osten gewandert ist."

Die Krise, analysiert der päpstliche Chefbanker, ist aus der Verschuldung erwachsen und kann jetzt nicht länger aufrecht erhalten werden, weil sie mit dem hier entstandenen Wirtschaftsmodell nicht vereinbar ist. Deshalb bringt Gotti Tedeschi für die Ratingagentur, die neun europäische Volkswirtschaften herabstufte, sogar Verständnis auf.

„Welche Bewertung sollen diese Agenturen, die übrigens alle amerikanisch sind, denn geben von einem wirtschaftlichen System, das in den letzten 25 Jahren die Welt zweigeteilt hat? Wir haben heute im Westen eine Welt der Konsumenten und im Osten eine Welt der Produzenten, die noch nicht Konsumenten sind. Die westliche Welt hat nicht länger die Merkmale der wirtschaftlichen Erholung und des Wachstums, das anderswohin ausgelagert wurde. Was sollen denn die Ratingagenturen in einer solchen Lage sagen? Dass wir gute Arbeit leisten, nur weil wir ein paar Manöver durchziehen, die die öffentlichen Ausgaben drosseln?"

Der weltwirtschaftliche Status Quo sehe heute so aus, dass der Westen rund zwei Drittel seiner gesamten Konsumgüter in Ländern herstellen lasse, wo die Produktion weniger kostet. Deshalb habe Europa hauptsächlich ein Wettbewerbsproblem, sagt Gotti Tedeschi, einer der anerkanntesten italienischen Volkswirte.

„Unser westliches System ist teuer. Deshalb müssen wir, wenn wir mehr Beschäftigung und mehr Produktivität auf Weltebene wollen, unsere Wettbewerbsfähigkeit zurückerobern, und zwar auf europäischer Ebene. Und mehr noch: Europa und die USA müssen dabei an einem Strang ziehen. So wie auch die Krise in unserem ganzen westlichen System entstanden ist, in Europa und Amerika, müssen wir auch den Ausweg miteinander abstimmen. Und was genau müssen wir abstimmen? Den Aufschwung unserer Wirtschaft, um wieder wettbewerbsfähig zu werden." (rv)

Vatican-History in neuem Layout

VH ist seit dem 15.Januar 2012 mit einem neuen Layout ausgestattet. Seit der letzten Umstellung sind fast genau drei Jahre vergangen. Mit der Umstellung erscheint VH jetzt auf jedem Bildschirm zentriert und die Ladezeiten konnten nochmals verkürzt werden. (vh)

Vatikan: Erzbischof Woelki beim Papst

Erzbischof Rainer Maria Woelki hat an diesem Samstag seinen Antrittsbesuch als Berliner Erzbischof bei Papst Benedikt XVI. im Vatikan gemacht. Den beim nächsten Konsistorium zum Kardinal kreierten Erzbischof sieht in seiner Erhebung zum Kardinal eine Auszeichnung für die deutsche Hauptstadt und ihre Bürger sowie für die Katholiken, die in der DDR unter religionsfeindlichen Umständen ihren Glauben bekannt hätten, sagte Woelki am Samstag im RBB-Radio. Woelki gehört zu den 22 Geistlichen, denen Papst Benedikt XVI. am 18. Februar in Rom die Kardinalswürde verleiht. (rv)

Vatikan: Neuer Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt

Papst Benedikt XVI. hat Erzbischof Lorenzo Baldisseri zum Sekretär der Kongregation für die Bischöfe ernannt. Baldisseri war bislang Nuntius des Vatikan in Brasilien. Der Sekretär ist der „zweite Mann" in einer Kongregation; die Bischofskongregation kümmert sich vor allem um die Besetzung von Bistümern. Ihr ist auch die Päpstliche Kommission für Lateinamerika zugeordnet. Präfekt ist der kanadische Kardinal Marc Ouellet. (rv)

Neujahrsempfang im Vatikan: Papstrede an die Diplomaten

Von der arabischen Revolution zum Frieden im Nahen Osten, von der Religionsfreiheit bis zur Wirtschaftskrise, vom Schutz der Familie und der Ungeborenen bis zum Schutz der Umwelt: Papst Benedikt XVI. hat bei seiner Neujahrsansprache an die Diplomaten an diesem Montag einen weiten Bogen gespannt.

Wirtschafts- und Finanzkrise
Der Papst ruft die Nationen dazu auf, andere als die bisher angepeilten Wege aus der Krise zu finden. „Wir müssen", sagt er, „mit neuen Formen des Engagements entschieden unseren Weg einschlagen". Die Krise „kann und muss ein Ansporn" sein, über die ethische Dimension der menschlichen Existenz nachzudenken, mehr noch als über wirtschaftliche Mechanismen. Es geht nicht nur darum, „individuelle oder volkswirtschaftliche Verluste einzudämmen", sondern „neue Regeln aufzustellen, die allen die Möglichkeit garantieren, ein Leben in Würde zu führen".

Nordafrika und Naher Osten
Eine Bilanz der Umbruchbewegungen lässt sich noch nicht ziehen, sagt Benedikt XVI. Jedoch macht sich nach dem Start des arabischen Frühlings – ein Ausdruck, den Benedikt allerdings nicht benutzt – nach anfänglichem Optimismus nun eine Sichtweise breit, die die Schwierigkeiten dieser „Zeit des Übergangs und des Wandels" sieht. Fundamental ist an diesem Punkt aus Sicht des Papstes die „Anerkennung der unveräußerlichen Würde jeder menschlichen Person und ihrer Grundrechte". Die Achtung des Menschen muss – auch in den Umbruchländern – „im Mittelpunkt der Institutionen und der Gesetze stehen", und sie muss der Gefahr vorbeugen, dass aus den Bürgerprotesten und den Reaktionen darauf „bloße Instrumente des Machterhalts oder der Machtergreifung" werden. Die internationale Gemeinschaft ruft der Papst dazu auf, mit den Akteuren der gegenwärtigen Umbruchprozesse zu sprechen. Und er lädt die Politiker zu Selbstlosigkeit ein: Der Aufbau stabiler Staaten, in denen niemand diskriminiert wird, ist wichtiger „als der Blick auf Wahltermine".

Syrien
Angesichts der blutigen Umwälzungen findet der Papst überaus deutliche Worte. Er hoffe auf „ein schnelles Ende des Blutvergießens und den Beginn eines fruchtbaren Dialogs" zwischen den politischen Beteiligten, „begünstigt durch die Präsenz unabhängiger Beobachter".

Heiliges Land
Der Papst würdigt die neuen Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern auf Anregung des Königs von Jordanien. Er unterstreicht neuerlich „das Recht beider Völker, in souveränen Staaten mit sicheren, international anerkannten Grenzen" in Sicherheit zu leben.

Familie
Die Ehe, schärft der Papst den Diplomaten aus 178 Ländern ein, ist eine Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Das sei nicht bloß gesellschaftliche Konvention, sondern „die Grundzelle der ganzen Gesellschaft". Deshalb bedroht eine Politik, die die Familie gefährdet, letztlich „die Zukunft der Menschheit selbst".

Lebensrecht
Zwei aus Sicht der Kirche positive politische Entscheidungen würdigt der Papst ausdrücklich: Das EU-Verbot, menschliche embryonale Stammzellen zu patentieren, und das Nein des Europarates zur Embryonenselektion aufgrund des Geschlechts. Ebenfalls besonders an die westliche Welt gerichtet, verurteilt der Papst gesetzliche Maßnahmen, die Abtreibung „nicht nur erlauben, sondern zuweilen sogar fördern", teils mit „zweifelhaften medizinischen Gründen".

Erziehungs- und Bildungseinrichtungen
Die Politik eines jeden Landes sollte darauf zielen, dass „die Schulbildung allen offen steht" und – das scheint ein Wink eher an westliche Staaten – über die Vermittlung reinen Wissens hinaus auch „für ein harmonisches Heranreifen der Persönlichkeit Sorge trägt, einschließlich ihrer Offenheit für das Transzendente". Benedikt verweist auf das traditionelle Engagement der Kirche in der Schul- und Universitätsbildung und wünscht, dass ein solcher Beitrag „auch in den nationalen Gesetzgebungen Anerkennung und Förderung erfährt".

Religionsfreiheit
Sie ist, sagt der Papst den Botschaftern, „das erste Menschenrecht", weil sie „Ausdruck der grundlegendsten Wirklichkeit des Menschen" ist. Namentlich erwähnt Benedikt den – christlichen – pakistanischen Minister Shahbaz Bhatti, „dessen unermüdlicher Kampf für die Rechte der Minderheiten" Grund seiner Ermordung im letzten Jahr war. Kein Einzelfall, wie der Papst bedauert: „In zahlreichen Ländern werden die Christen ihrer Grundrechte beraubt und aus dem öffentlichen Leben ausgegrenzt; in anderen erleiden sie gewaltsame Attacken auf ihre Kirchen und Wohnungen. Manchmal sind sie gezwungen, die Länder zu verlassen, zu deren Aufbau sie beigetragen haben." In anderen Ländern lasse sich die Tendenz beobachten, die Rolle der Religionen in der Gesellschaft zurückzudrängen, „als wäre sie Ursache der Intoleranz und nicht vielmehr ein schätzenswerter Beitrag für die Erziehung zur Achtung der Menschenwürde, zur Gerechtigkeit und zum Frieden".

Religiös motivierter Terrorismus
Hier beruft sich der Papst auf seine Worte beim Friedenstreffen der Religionen in Assisi vergangenen Oktober: Die Religionsführer müssen mit Überzeugung wiederholen, dass religiös motivierter Terrorismus der Natur der Religion zuwiderläuft und zu deren „Entstellung und Zerstörung" beiträgt. In diesem Zusammenhang würdigt der Papst, „wie ich es in meinem Heimatland getan habe, dass für die Väter des deutschen Grundgesetzes das christliche Menschenbild die wahre Inspirationsquelle war, wie es das übrigens auch für die Gründerväter des geeinten Europa war".

Afrika
Gerechtigkeit, Versöhnung und Frieden sind mancherorts weit entfernte Ziele. Benedikt denkt da besonders „an den Rückfall in die Gewalt in Nigeria" mit den tödlichen Attacken auf Kirchen zu Weihnachten, an das Wiederaufflammen des Bürgerkriegs in Elfenbeinküste, die andauernde Instabilität in der Region der Großen Seen und an die humanitäre Notlage am Horn von Afrika. Ganz besonders ruft der Papst die Staatengemeinschaft dazu auf, „eine Lösung für die seit Jahren andauernde Krise in Somalia" zu finden.

Achtung der Schöpfung
Wer den Menschen umfassend fördern will, findet ein bevorzugtes Feld im Umweltschutz und in der „Synergie zwischen dem Kampf gegen die Armut und jenem gegen den Klimawandel". An dieser Stelle gibt Benedikt zu verstehen, dass der jüngste Klimagipfel in Durban mit unbefriedigenden Ergebnissen zu Ende ging. Er wünsche sich, dass nach dem Durban-Gipfel „die internationale Gemeinschaft sich als authentische „Familie der Nationen" auf die UNO-Konferenz zur nachhaltigen Entwicklung", also „Rio + 20" vorbereitet. Und Papst Benedikt mahnt einen „hohen Sinn für Solidarität und Verantwortungsgefühl gegenüber den gegenwärtigen und den zukünftigen Generationen" an.

Zu Beginn seiner ganz auf Französisch gehaltenen Rede hatte Benedikt die den Heiligen Stuhl betreffenden diplomatischen Entwicklungen von 2011 zusammengefasst: die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Malaysia, die Entsendung eines Nuntius zum Verband der Südostasiatischen Staaten ASEAN, sowie die Vollmitgliedschaft des Heiligen Stuhles in der Internationalen Organisation für Migration.

Der Heilige Stuhl unterhält volle diplomatische Beziehungen mit 178 Staaten, also nahezu allen; jedoch fehlen vorerst mit China und Saudi-Arabien zwei besonders wichtige politische Größen. (rv)

Lombardi: „In Mexiko will der Papst ganz Lateinamerika umarmen“

Ziel und Zweck der Papstreise nach Mexiko im Frühjahr wird die Feier zum 200. Jahrestag der Unabhängigkeiten der lateinamerikanischen Staaten sein. Daran erinnert Vatikansprecher Federico Lombardi in seinem wöchentlichen Editorial für Radio Vatikan an diesem Samstag. Der Besuch in Kuba scheine selbstverständlicher zu sein, so Lombardi, da der Marienwallfahrtsort in Cobre auf der Karibikinsel ein bedeutendes Jubiläum feiere.

„Der Papst hat hingegen Mexiko ausgewählt, weil es das bevölkerungsreichste Land Lateinamerikas ist. Dort möchte er mit allen Bischöfen des Kontinents das 200-Jahre-Jubiläum feiern. Im geografischen Zentrum Mexikos befindet sich seit Kurzem der „Park der 200-Jahre-Feiern" und dort befindet sich auch das nationale Pilgerzentrum Christkönig."

Gerade die Mexikaner seien im Vatikan bekannt als fröhliche und enthusiastische Pilger, die den Papst in Rom in großer Zahl besuchen. Die Beziehungen des Vatikans zu dem Land seien hervorragend, fügt Lombardi an.

„Vor 20 Jahren wurden die diplomatischen Beziehungen zwischen Mexiko und dem Heiligen Stuhl offiziell unterzeichnet. Das lateinamerikanische Land hat damit auch seine tiefe katholische Seele anerkannt. Es war für Benedikt XVI. deshalb selbstverständlich, Mexiko zu besuchen. Er wollte aber ein Ort bereisen, wo sein Vorgänger nicht hingehen konnte. Benedikt wird somit nicht dieselben Ortschaften besuchen, wie Johannes Paul II. Möge die Reise im Frühjahr für Mexiko und ganz Lateinamerika ein Impuls zur Überwindung der Armut und Gewalt sowie Förderung der Hoffnung und Friedens sein." (rv)

Konsistorium: Bald zwei neue deutsche Kardinäle

Papst Benedikt XVI. hat an diesem Freitag nach dem Angelus-Gebet die Einberufung eines Konsistoriums zur Kreierung neuer Kardinäle bekanntgegeben. Am kommenden 18. Februar werde es 22 neue Kardinäle geben, gab der Papst mit „großer Freude" bekannt. Kreiert werden die neuen Kardinäle durch ein Dekret des Papstes, das er bei dem Konsistorium verkündet. Dabei erhalten die neuen Würdenträger zu ihrem hellroten Gewand das Kardinalsbirett aus der Hand des Papstes. Unter den Kandidaten sind auch zwei Deutsche. Es handelt sich um den Berliner Erzbischof, Rainer Maria Woelki, und den Theologen Karl Josef Becker. Bislang gibt es 192 Kardinäle, darunter 7 Deutsche. Papstwahlberechtigt sind 108. Das Kardinalskollegium ist das wichtigste Beratungsgremium des Papstes, die unter 80-jährigen Kardinäle wählen das Oberhaupt der katholischen Kirche.

Erzbischof Woelki wird „jüngster Kardinal" der katholischen Kirche

Der 55-jährige Woelki wird mit dem angekündigten Konsistorium der jüngste Kardinal der katholischen Kirche. Bislang war es der 58-jährige Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx. Der gebürtige Kölner und frühere Kölner Weihbischof Woelki steht seit vergangenem August an der Spitze des Hauptstadtbistums. Er folgte Kardinal Georg Sterzinsky nach, der im Juni im Alter von 75 Jahren starb. Woelki wurde 1956 in Köln geboren und studierte in Bonn und Freiburg Theologie. Der Kölner Kardinal Joseph Höffner weihte ihn 1985 zum Priester. Fünf Jahre später ernannte ihn Kardinal Joachim Meisner zu seinem Geheimsekretär.

1997 übernahm Woelki die Leitung des Bonner Theologenkonvikts Collegium Albertinum. 2000 wurde er an der „Päpstlichen Universität vom Heiligen Kreuz" in Rom, die von der Gemeinschaft Opus Dei geleitet wird, mit einer Arbeit zur Bedeutung der Gemeinde im Gefüge der Kirche promoviert. Die Deutsche Bischofskonferenz wählte ihn im Herbst zu ihrem Caritas-Bischof, der in besonderer Weise für soziale Fragen zuständig ist. Woelkis bischöflicher Wahlspruch lautet: „Wir sind Zeugen".

Deutscher Jesuitenpater Becker wird Kardinal

Weiter wird der Jesuitenpater und Theologe Karl Josef Becker SJ Purpurträger. Der emeritierte Dozent der Päpstlichen Universität Gregoriana war für lange Zeit Konsultor an der Glaubenskongregation. Er war einer der vier vatikanischen Berater bei den Gesprächen mit der schismatisch orientierten Piusbruderschaft. (rv)

Liste aller neuen Kardinäle:     > > > hier (vh)

USA/Vatikan: Weihbischof von Los Angeles vorzeitig zurückgetreten

Der Weihbischof von Los Angeles, Gabino Zavala, ist vorzeitig von seinem Amt zurückgetreten. Wie der Vatikan am Mittwoch mitteilte, nahm Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsersuchen Zavalas an. Anlass für den Rücktritt soll nach Informationen der katholischen US-Nachrichtenagentur „CNS" das Bekanntwerden zweier Vaterschaften Zavalas gewesen sein. Der Erzbischof von Los Angeles, Jose Gomes, wandte sich in einem Brief an die Katholiken seiner Diözese. Darin gab er die „traurigen und schwierigen" Neuigkeiten bekannt und teilte mit, dass Weihbischof Zavala ihn bereits Anfang Dezember über sein Vatersein informiert habe. Seit seinem Rücktrittsgesuch habe Zavala keinen kirchlichen Dienst mehr verrichtet, künftig werde er sich ins Private zurückziehen, heißt es in dem Brief des Erzbischofs. Inzwischen habe die Erzdiözese Kontakt zu der Mutter und den beiden Kindern aufgenommen und ihnen „spirituellen Beistand und finanzielle Hilfe" angeboten. Der aus dem mexikanischen Tijuana stammende Zavala war seit 1994 Weihbischof der kalifornischen Stadt. (kap/rv)

Senegal: Kardinal will Friedensgespräche herbeiführen

Der Erzbischof von Dakar, Kardinal Théodore-Adrien Sarr, startet eine Friedensinitiative für die Casamance. In der Region im Süden des Senegal fordern bewaffnete Gruppen seit 1982 die Unabhängigkeit – einer von vielen schwelenden Konflikten in Afrika. Allein in den letzten Wochen hat der Casamance-Konflikt etwa dreißig neue Todesopfer gefordert.

„Eine Gruppe von Kämpfern der MFCD – Bewegung demokratischer Kräfte der Casamance – aus Maki hat mich kontaktiert mit der Bitte, dass ich für sie einen Kontakt zum Präsidenten der Republik herstellen soll. Sie wollten einen Dialog mit dem Ziel, ihre Waffen niederzulegen und ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Dem konnte ich mich natürlich nicht entziehen, auch wenn ich weiß, dass dieses Ansinnen nur von einer der Gruppen aus Maki kommt. Ich hoffe doch, dass auch andere Gruppen sich dem anschließen und diese Initiative unter den MFDC-Kämpfern immer breitere Resonanz findet. Bevor ich akzeptierte, habe ich zunächst die Zustimmung des Staatspräsidenten abgewartet."

Der Präsident heißt Abdoulayé Wade und stellt sich am 26. Februar zur Wiederwahl. Der 85-Jährige ist seit dem Jahr 2000 an der Macht in Dakar. Er hat den Frieden in der Casamance in seiner Neujahrsansprache als Priorität benannt; dasselbe tut einer seiner Herausforderer, der populäre Sänger Youssou N‘Dour. Mit Wades Zustimmung ist Kardinal Sarr also am 1. Januar, dem kirchlichen Weltfriedenstag, in die Casamance gereist, eine Region, in der ein höherer Prozentsatz Katholiken lebt als im Rest des mehrheitlich islamischen Senegal. Jetzt hofft der Kardinal auf konkrete Friedensschritte:

„Die Ortskirche von Ziguinchor hat einen Aktionsplan ausgearbeitet, zu dem auch Sensibilisierungsarbeit in den Pfarreien gehört. Ich habe dort die Messe für den Frieden gefeiert und die Kämpfer der MFDC, aber auch die Soldaten der senegalesischen Armee, zur Zurückhaltung aufgefordert. Und weil hinter diesem jetzt schon 28 Jahre alten Konflikt auch handfeste Interessen stehen, habe ich an alle appelliert, ihre Interessen hintenan zu stellen und das Leben der Menschen in der Casamance als Priorität zu sehen. Die Leute dort können ja wegen der ständigen Unsicherheit nicht arbeiten und kein wirtschaftliches Wachstum hinbekommen. An die Regierung gewandt habe ich gesagt, dass der Friede durchaus machbar ist, dass man aber in den letzten 28 Jahren nicht das Mögliche getan hat, um den Konflikt zu lösen. Übrigens könnten auch die umliegenden Länder viel tun zur Lösung…"

Damit zielt der Kardinal auf Gambia und Guinea-Bissau: Hier finden, wie Kardinal Sarr anmerkt, die Bewaffneten aus der Casamance „immer wieder einfache Rückzugsgebiete". Die Menschen in der Casamance seien nach seinem Eindruck „des Konfliktes müde": „Die wollen den Frieden, das ist klar."

„Auch in Maki gibt es Kämpfer, denen klar ist, dass dieser Konflikt nicht mehr lange so weitergehen kann, und die müde sind… Was die Erklärung des Präsidenten betrifft, hoffen wir, dass sie nicht eine einfache Erklärung bleibt, sondern dass hinter ihr auch wirklich der Wille steht, die nötigen Entscheidungen zu treffen: Jetzt ist Dialog nötig, und zwar so schnell wie möglich. Das ist das Maximum, was wir uns vom neuen Jahr erhoffen können!" (rv)

Übertritt von Anglikanern: „Home to Rome“

Genau am 1. Januar hat Papst Benedikt eine eigene kirchliche Struktur innerhalb der katholischen Kirche geschaffen, und zwar für Anglikaner in den USA, die zur katholischen Kirche übertreten. Die Glaubenskongregation des Vatikans hat für diese Neu-Katholiken ein so genanntes Personalordinariat geschaffen. Was dieses Wort bedeutet, erklärt sein neuer Leiter Jeffrey Neil Steenson im Interview mit Radio Vatikan:

„Wir versuchen noch, mit der technischen kanonischen Sprache klarzukommen – das ist etwas, mit dem viele von uns nicht vertraut sind. Aber die Grundidee des Ordinariats folgt jedenfalls der der Militärordinariate, bei denen ja ebenfalls ein Militärbischof oder ein Militärseelsorger über diözesane Grenzen hinweg verantwortlich ist. Ich glaube, das war das Modell, dem der Heilige Stuhl für unser Ordinariat folgte. Und warum „Personal"-Ordinariat? Personal heißt es, weil es sich auf eine Sondergruppe von Menschen bezieht: die nämlich, die von der anglikanischen Tradition herkommen."

Das ist auch bei Steenson selbst der Fall: Der 59-Jährige, bisher Professor für Alte Kirchengeschichte in Houston, trat 2007 von der anglikanischen zur katholischen Kirche über. Bischof kann er nicht werden:

„Denn ich bin ein verheirateter Priester – darum bin ich nicht imstande, die Bischofsweihe zu empfangen. Die Kirche hat in dieser Hinsicht sehr altehrwürdige Traditionen. Allerdings werde ich alle Kopfschmerzen eines Bischofs haben, nur ohne seine Ehren!"

Es ist schon das zweite Mal, dass der Vatikan für frühere Anglikaner ein eigenes Personalordinariat einrichtet. Das erste Mal hat er dies vor einem Jahr in England und Wales getan. Die Vorarbeit zu diesen Strukturen leistete Papst Benedikt mit einem Motu Proprio im November 2009. Das neue US-Personalordinariat trägt den Namen „The Chair of Saint Peter" – „Der Stuhl des heiligen Petrus". Sein Leiter Jeffrey Neil Steenson urteilt:

„In der anglikanischen Gemeinschaft gab es immer diese tiefsitzende Sehnsucht nach katholischer Einheit. Das ist in unserer DNA, denn wir kommen von der katholischen Kirche her… Wir schweifen immer schon herum, so sehe ich das, und wollen nach Hause kommen. Das ist Herz und Seele dessen, worum es bei dem neuen Ordinariat geht – die innere Dynamik nach katholischer Einheit, von der die Konzils-Konstitution ,Lumen Gentium‘ sagt, dass es sie in anderen kirchlichen Traditionen gibt. Und diese innere Dynamik führt uns tatsächlich nach Hause, nach Rom." (rv)