Papstrede zur Begrüßung in Bolivien

BolivienHerr Präsident,
geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens,
liebe Brüder im Bischofsamt,
liebe Brüder und Schwestern,

zu Beginn dieses Pastoralbesuchs möchte ich alle Männer und Frauen Boliviens grüßen und ihnen meine besten Wünschen für Frieden und Wohlergehen aussprechen. Ich danke dem Präsidenten des Plurinationalen Staates Bolivien für den mir erwiesenen herzlichen Empfang und für seine freundlichen Worte zur Begrüßung. Dank sage ich auch den Herren Ministern und den Vertretern des Staates, der Streitkräfte und der Staatspolizei, die so gütig waren, mich zu empfangen. Meinen Brüdern im Bischofsamt, den Priestern, den Ordensleuten, den Christgläubigen und der ganzen pilgernden Kirche in Bolivien möchte ich meine Empfindungen brüderlicher Verbundenheit im Herrn zum Ausdruck bringen. Im Herzen trage ich besonders die Söhne und Töchter dieses Landes, die aus vielfachen Gründen eine „andere Erde“ suchen mussten, damit diese sie aufnehme, einen anderen Ort, wo diese Mutter sie fruchtbar werden lasse und ihnen das Leben möglich mache.

Ich freue mich, in diesem Land einzigartiger Schönheit zu sein, das in seinen verschiedenen Gegenden von Gott gesegnet wurde: das Hochland, die Täler, das Amazonastiefland, die Wüsten, die unvergleichlichen Seen. Die Präambel seiner Verfassung hat dies auf poetische Weise festgehalten: „Vor unvordenklichen Zeiten erhoben sich Berge, entsprangen Flüsse, bildeten sich Seen. Unser Amazonien, unser Chaco, unser Hochland und unsere Ebenen und Täler hüllten sich in Pflanzen und Blumen“. Es erinnert mich daran, dass „die Welt [..] mehr [ist] als ein zu lösendes Problem, sie ist ein freudiges Geheimnis, das wir mit frohem Lob betrachten“ (Enzyklika Laudato si’, 12). Es ist aber vor allem ein Land, das in seinen Menschen gesegnet ist mit seiner reichen kulturellen und ethnischen Wirklichkeit, die einen großen Reichtum und einen bleibenden Aufruf zum gegenseitigen Respekt und zum Dialog darstellt: jahrtausendealte ansässige Völker und gegenwärtige ansässige Völker. Wie viel Freude bereitet es uns zu wissen, dass das Kastilische, das in diese Länder gebracht wurde, heute mit 36 indigenen Sprachen zusammenlebt und sich vermischt – wie es bei den Nationalblumen Kantuta und Patujú das Rot und das Gelb tun –, um Schönheit und Einheit in der Verschiedenheit zu geben. In diesem Land und Volk hat die Verkündigung des Evangeliums starke Wurzeln geschlagen, und die Jahre hindurch hat das Evangelium das Zusammenleben erleuchtet und so zur Entwicklung des Volkes beigetragen und die Kultur gefördert.

Ich komme als Gast und Pilger, um den Glauben derer zu stärken, die an den auferstandenen Christus glauben. Denn wir Gläubige sollen, während wir in diesem Leben pilgernd unterwegs sind, Zeugen seiner Liebe, Sauerteig einer besseren Welt sein und am Aufbau einer gerechteren und solidarischen Welt mitarbeiten.

Bolivien macht gerade wichtige Schritte, die Inklusion von weiten Bereichen des wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Lebens voranzubringen. Es kann auf eine Verfassung zählen, welche die Rechte der Einzelnen, der Minderheiten, der Umwelt anerkennt, wie auch auf Einrichtungen, die für diese Wirklichkeiten empfänglich sind. All das verlangt einen Geist öffentlicher Zusammenarbeit, des Dialogs und der Teilnahme der Einzelnen und der gesellschaftlichen Handlungsträger in den Fragestellungen, die alle angehen. Der ganzheitliche Fortschritt eines Volkes beinhaltet das Wachstum in Bezug auf die menschlichen Werte und die Übereinstimmung in gemeinsamen Idealen, denen es gelingt, die Willen zu vereinen, ohne jemanden auszuschließen oder abzuweisen. Wenn es sich beim Wachstum um ein bloß materielles handelt, läuft man immer Gefahr, wieder neue Unterschiede zu schaffen, bei denen der Überfluss der einen auf dem Mangel der anderen beruht. Daher erfordert der gesellschaftliche Zusammenhalt neben der Transparenz auf institutioneller Ebene Anstrengung bei der Erziehung der Bürger.

In diesen Tagen möchte ich gerne die Berufung der Jünger Christi fördern, die Freude des Evangeliums zu verkünden und Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Die Stimme der Hirten, die eine prophetische sein muss, spricht zur Welt im Namen der Mutter Kirche, ausgehend von ihrer auf dem Evangelium gründenden vorrangigen Option für die Geringsten. Die brüderliche Nächstenliebe, der lebendige Ausdruck des neuen Gebots Jesu, drückt sich in Programmen, Werken und Einrichtungen aus, welche die ganzheitliche Förderung des Menschen suchen, so wie die Sorge und der Schutz für die Schwächsten. Man kann nicht an Gott Vater glauben, ohne in jedem Menschen einen Bruder oder eine Schwester zu sehen, und man kann Jesus nicht nachfolgen, ohne das Leben für die hinzugeben, für die er am Kreuz gestorben ist.

In einer Zeit, die oft dazu neigt, die grundlegenden Werte zu vergessen oder zu verkehren, verdient die Familie ein besonderes Augenmerk seitens der Verantwortlichen für das Gemeinwohl. Sie bildet nämlich die Grundzelle der Gesellschaft, die feste Bande der Einheit beisteuert, auf denen das menschliche Zusammenleben beruht, und sie gewährleistet durch die Zeugung und Erziehung ihrer Kinder die Erneuerung der Gesellschaft.

Die Kirche fühlt ebenso besondere Sorge für die jungen Menschen, die im Einsatz für den Glauben und für große Ideale eine viel versprechende Zukunft sind, „Wächter, die die Morgenröte und den neuen Frühling des Evangeliums ankündigen“ (Johannes Paul II., Botschaft zum 18. Weltjugendtag, 6). Für die Kinder Sorge zu tragen, dafür zu sorgen, dass die Jugend sich für edle Ideale einsetzt, ist die Garantie für die Zukunft einer Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die ihre eigene Versicherung findet, wenn sie ihre alten Leute schätzt, ehrt und für sie sorgt, wenn sie die Wahl trifft, eine „Gedächtniskultur“ zu schaffen, die den alten Menschen nicht nur die Lebensqualität in ihren letzten Jahren sicherstellt, sondern die Herzenswärme, wie es Ihre Verfassung gut zum Ausdruck bringt.

Herr Präsident, liebe Brüder und Schwestern, ich danke Ihnen, dass ich hier sein darf. Diese Tage werden es uns möglich machen, verschiedene Momente der Begegnung, des Dialogs und der Feier des Glaubens zu erleben. Es freut mich, in Ihrer Heimat zu sein, die sich als friedliebend bezeichnet, welche die Kultur des Friedens und das Recht auf Frieden fördert.

Ich stelle diesen Besuch unter den Schutz der Unserer Lieben Frau von Copacabana, der Königin Boliviens, und bitte sie, dass sie alle ihre Kinder beschütze. Vielen Dank! Der Herr segne sie! Jallala Bolivien! (rv)

Kardinal Mamberti: Leiter der Kommission für vatikanische Anwälte

Kardinal Dominique MambertiKardinal Dominique Mamberti, der mehrere Jahre lang als vatikanischer Außenminister diente und seit dem vergangenen 8. November Präfekt der Apostolischen Signatur ist, wurde offiziell von Papst Franziskus zum Leiter der Kommission für die Anwälte in der römischen Kurie ernannt. Das bestätigt eine Vatikannote an diesem Mittwoch. Die Kommission, die dem Staatssekretariat zugeteilt ist, trifft die Auswahl von Anwälten und führt die Anwaltsliste der, in der Römischen Kurie, zugelassenen Anwälte. (rv)

Papst trifft slowakischen Präsidenten

SlowakeiDer slowakische Präsident Andrej Kiska war an diesem Donnerstag beim Papst in Audienz. Ein Vatikanstatement nannte das 25-Minuten-Gespräch wie üblich „herzlich“; zu den besprochenen Themen habe auch die heikle Lage im Nahen Osten gehört. Die Slowakei und der Vatikan haben vor genau 25 Jahren diplomatische Beziehungen zueinander aufgenommen. (rv)

Senegal: Kardinal will Friedensgespräche herbeiführen

Der Erzbischof von Dakar, Kardinal Théodore-Adrien Sarr, startet eine Friedensinitiative für die Casamance. In der Region im Süden des Senegal fordern bewaffnete Gruppen seit 1982 die Unabhängigkeit – einer von vielen schwelenden Konflikten in Afrika. Allein in den letzten Wochen hat der Casamance-Konflikt etwa dreißig neue Todesopfer gefordert.

„Eine Gruppe von Kämpfern der MFCD – Bewegung demokratischer Kräfte der Casamance – aus Maki hat mich kontaktiert mit der Bitte, dass ich für sie einen Kontakt zum Präsidenten der Republik herstellen soll. Sie wollten einen Dialog mit dem Ziel, ihre Waffen niederzulegen und ein Friedensabkommen zu unterzeichnen. Dem konnte ich mich natürlich nicht entziehen, auch wenn ich weiß, dass dieses Ansinnen nur von einer der Gruppen aus Maki kommt. Ich hoffe doch, dass auch andere Gruppen sich dem anschließen und diese Initiative unter den MFDC-Kämpfern immer breitere Resonanz findet. Bevor ich akzeptierte, habe ich zunächst die Zustimmung des Staatspräsidenten abgewartet."

Der Präsident heißt Abdoulayé Wade und stellt sich am 26. Februar zur Wiederwahl. Der 85-Jährige ist seit dem Jahr 2000 an der Macht in Dakar. Er hat den Frieden in der Casamance in seiner Neujahrsansprache als Priorität benannt; dasselbe tut einer seiner Herausforderer, der populäre Sänger Youssou N‘Dour. Mit Wades Zustimmung ist Kardinal Sarr also am 1. Januar, dem kirchlichen Weltfriedenstag, in die Casamance gereist, eine Region, in der ein höherer Prozentsatz Katholiken lebt als im Rest des mehrheitlich islamischen Senegal. Jetzt hofft der Kardinal auf konkrete Friedensschritte:

„Die Ortskirche von Ziguinchor hat einen Aktionsplan ausgearbeitet, zu dem auch Sensibilisierungsarbeit in den Pfarreien gehört. Ich habe dort die Messe für den Frieden gefeiert und die Kämpfer der MFDC, aber auch die Soldaten der senegalesischen Armee, zur Zurückhaltung aufgefordert. Und weil hinter diesem jetzt schon 28 Jahre alten Konflikt auch handfeste Interessen stehen, habe ich an alle appelliert, ihre Interessen hintenan zu stellen und das Leben der Menschen in der Casamance als Priorität zu sehen. Die Leute dort können ja wegen der ständigen Unsicherheit nicht arbeiten und kein wirtschaftliches Wachstum hinbekommen. An die Regierung gewandt habe ich gesagt, dass der Friede durchaus machbar ist, dass man aber in den letzten 28 Jahren nicht das Mögliche getan hat, um den Konflikt zu lösen. Übrigens könnten auch die umliegenden Länder viel tun zur Lösung…"

Damit zielt der Kardinal auf Gambia und Guinea-Bissau: Hier finden, wie Kardinal Sarr anmerkt, die Bewaffneten aus der Casamance „immer wieder einfache Rückzugsgebiete". Die Menschen in der Casamance seien nach seinem Eindruck „des Konfliktes müde": „Die wollen den Frieden, das ist klar."

„Auch in Maki gibt es Kämpfer, denen klar ist, dass dieser Konflikt nicht mehr lange so weitergehen kann, und die müde sind… Was die Erklärung des Präsidenten betrifft, hoffen wir, dass sie nicht eine einfache Erklärung bleibt, sondern dass hinter ihr auch wirklich der Wille steht, die nötigen Entscheidungen zu treffen: Jetzt ist Dialog nötig, und zwar so schnell wie möglich. Das ist das Maximum, was wir uns vom neuen Jahr erhoffen können!" (rv)