Mit neuen Kardinälen an der Startlinie: Wie geht es weiter mit der römischen Kurie?

VATIKANSTADT – Die Ankündigung von Papst Franziskus, neue Kardinäle zu kreieren, wird auch Konsequenzen für die römische Kurie und ihre Amtsträger haben.

Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, bisher im Staatssekretariat, ist zum Präfekten für die Kongregation der Heiligsprechungsverfahren ernannt worden. Er wird Kardinal Angelo Amato ersetzen, der am 8. Juni 80 Jahre alt wird.

Becciu war bisher die Nummer Zwei im Staatssekretariat. Dieses Amt aufgeben wird er am 29. Juni 2018, und Papst Franziskus wird dann einen neuen Stellvertreter des Kardinalstaatssekretärs Pietro Parolin ernennen.

Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass Papst am 19. Mai eine Privataudienz mit den Erzbischöfen Gabriele Giordano Caccia und Nicola Girasoli hatte. Caccia ist Apostolischer Nuntius auf den Philippinen, Girasoli der Nuntius in Peru.

Erzbischof Caccia gilt seit längerer Zeit als möglicher Kandidat für die Position, die bisher Becciu innehatte: Er hat mit Kardinal Parolin bereits im Staatssekretariat zusammengearbeitet, als dieser Vizeminister für Außenangelegenheiten war.

Papst Benedikt XVI. weihte die beiden am 12. September 2009 zu Bischöfen.

Zudem wurden Kardinal Parolin und Erzbischof Caccia zeitgleich jeweils zum Nuntius für Venezuela und respektive Peru ernannt. Auf die Philippinen versetzt wurde Caccia am 12. September 2017.

Im gleichen Jahr wurde Erzbischof Nicola Girasoli zum Nuntius in Peru ernannt. Er ist seit 1985 Diplomat. Er arbeitete in den Apostolischen Nuntiaturen in Indonesien und Australien, dann verbrachte er einige Zeit im Staatssekretariat, um anschließend in den Nuntiaturen Ungarns, Belgiens, der USA und Argentiniens zu dienen. Von 2006 bis 2011 war er Nuntius in Zambia und Malawi, dann diente er von 2011 bis 2017 als Nuntius in Trinidad und Tobago, bevor er nach Peru versetzt wurde.

Er gilt als enger Vertrauter des Papstes, und auch Kardinal Parolin soll ihm zugetan sein. Gerüchten zufolge wäre er der qualifizierteste Kandidat für die Rolle des Stellvertreters des Kardinalstaatsekretärs.

Gleichzeitig hat das Personalkarussel im Vatikan bereits zu kreisen begonnen: Monsignore Joseph Murphy at Erzbischof Avelino Bettencourt, der zum Nuntius in Armenien und Georgien befördert wurde.

Personelle Änderungen in der Kurie

Nicht nur unter den Diplomaten des mächtigen Staatssekretariates gibt es Personalrochaden. Praktisch alle vatikanischen Dikasterien sind betroffen – besonders die zehn „Ministerien“, deren Vorsitzende und Präfekten voraussichtlich in den Ruhestand gehen werden.

  • Kardinal Angelo Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, ist 79;
  • Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Bischofssynode, ist 77;
  • Kardinal George Pell, Präfekt des Wirtschaftssekretariates, ist 76;
  • Kardinal Beniamino Stella, Präfekt der Kongregation für den Klerus, ist 76;
  • Kardinal Giuseppe Bertello, Regierungschef der Vatikanstadt, ist 75;
  • Kardinal Gianfranco Ravasi, Präsident des Päpstlichen Rates für die Kultur, ist 75;
  • Kardinal Domenico Calcagno, Präfekt der Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls (APSA), ist 75;
  • Erzbischof Marcelo Sanchez Sorondo, Kanzler der Päpstlichen Akademie der Sozialwissenschaften, ist 75;
  • Erzbischof Piero Marini, Präsident des Päpstlichen Komitees für die Eucharistischen Weltkongresse, ist 76; und
  • Pio Vito Pinto, Dekan der Rota, ist 76 Jahre alt.

Die Kardinäle Pell und Bertello haben bereits eine Verlängerung ihrer Amtszeit erhalten: Kardinal Pell wird bis 2019 seinen Posten behalten, Kardinal Bertello bis 2010. Auch Erzbischof Sorondos Amtszeit wurde verlängert, während Kardinal Amato mit Erreichen des 80. Lebensjahres aus dem aktiven Dienst scheidet.

Papst Franziskus hat also jede Menge Möglichkeiten, die Kurie personell umzugestalten. Zumal weitere Schlüsselpositionen nicht besetzt sind: Die des Untersekretärs für Familie im Dikasterium für Laien, Familie und Leben; die des Kirchenanwalts am Tribunal Rota Romanae; und die des Präfekt für das Sekretariat für Kommunikation.

Letzteres heißt mittlerweile „Dikasterium für Kommunikation“, und die Mitarbeiter bekommen derzeit neue Ausweise mit diesem Behördennamen ausgestellt.

Dieser Schritt bedeutet eine Herabstufung des Sekretariats: Es ist nicht mehr auf gleicher Ranghöhe wie das Staatssekretariat, sondern nur eines der Dikasterien, die nach Abschluss der Kurienreform ihren Dienst leisten.

Der Posten des Präfekten bleibt möglicherweise unbesetzt. Der ehemalige Präfekt, Monsignore Dario Viganò, war am 21. März zurück getreten, wurde aber im gleichen Zug von Papst zum „Assessor“ des Sekretariats ernannt.

Wenige Tage später tauchte dieser Posten eines „Assessors“ auf der Website des Kommunikationssekretariates im Organisationsdiagramm auf, obwohl er nicht in den Statuen des Dikasteriums zu finden ist, die am 6. September 2017 erlassen wurden.

Nun ist das Amt des Präfekten unbesetzt, und der Assessor laut Webseite der dritthöchste Posten.

Im Organisationsdiagramm steht nichts über die inhaltliche Ausrichtung, die Monsignore Viganò ad interim steuerte. Als Editorial Direction steht sie zwar in den Statuten, fehlt aber im Diagramm.

Als Interimspräfekt dient indessen Monsignore Lucio Adrian Ruiz.

Das sind nicht nur Details, sondern dies sind Einblicke in den Reformprozess.

In mehreren Artikeln für das Magazin „Il Regno“ hat Bischof Marcello Semeraro erklärt, dass Papst Franziskus die Reformen „im Gehen“ durchführen will. Das bedeutet: Es gibt keinen Rahmen für die Reformen. Vielmehr sollen diese den Rahmen ergeben.

Das ist das Gegenteil dessen, was Papst Johannes Paul II. mit Pastor Bonus tat, der Apostolischen Konstitution, die Funktionen und Aufgaben der Kurie regelt.

Pastor Bonus wurde 1988 veröffentlicht, und davor über Jahre ausführlich beraten. Dann wurden die Veränderungen gemäß dem Dokument umgesetzt.

Diesmal wird der endgültige Text wohl abbilden, welche Änderungen vorgenommen wurden – und erst dann wird es möglich sein, einen allgemeinen Überblick über die Änderungen zu bekommen, und was diese darstellen.

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original. (CNA Deutsch)

Analyse: Eine neue Enzyklika? Wie es nach dem 5. Jahrestag des Pontifikates weitergeht

VATIKANSTADT – Papst Franziskus steht vor dem fünften Jahrestag seines Pontifikates. Klar ist, dass er dem Leben der Kirche nicht nur seinen Stempel aufgedrückt hat, sondern dieses auch weiter prägen wird. Tatsächlich könnte es in den kommenden Monaten ein neues Schreiben des Papstes geben, und ein neues Konsistorium, um neue Kardinäle zu schaffen.

Schreiben über „Neo-Pelagianismus“?

Das Schreiben – möglicherweise eine Enzyklika – soll mit der katholischen Spiritualität in der modernen Welt befasst sein.

Insbesondere soll der Papst darin die Frage der Weltlichkeit angehen, die er oft als eines der Hauptprobleme innerhalb der Kirche bezeichnet hat. In Evangelii Gaudium unterstrich der Papst, dass die Weltlichkeit „aus zwei zutiefst miteinander verbundenen Quellen gespeist werden“ kann.

Erstens ist dies „die Faszination des Gnostizismus“, nämlich „eines im Subjektivismus eingeschlossenen Glaubens, bei dem einzig eine bestimmte Erfahrung oder eine Reihe von Argumentationen und Kenntnissen interessiert, von denen man meint, sie könnten Trost und Licht bringen, wo aber das Subjekt letztlich in der Immanenz seiner eigenen Vernunft oder seiner Gefühle eingeschlossen bleibt“.

Zweitens ist dies „der selbst bezogene und prometheische Neu-Pelagianismus derer, die sich letztlich einzig auf die eigenen Kräfte verlassen und sich den anderen überlegen fühlen, weil sie bestimmte Normen einhalten oder weil sie einem gewissen katholischen Stil der Vergangenheit unerschütterlich treu sind.“

Papst Franziskus fügte hinzu:

„Es ist eine vermeintliche doktrinelle oder disziplinarische Sicherheit, die Anlass gibt zu einem narzisstischen und autoritären Elitebewusstsein, wo man, anstatt die anderen zu evangelisieren, sie analysiert und bewertet und, anstatt den Zugang zur Gnade zu erleichtern, die Energien im Kontrollieren verbraucht. In beiden Fällen existiert weder für Jesus Christus noch für die Menschen ein wirkliches Interesse.“

Den Gerüchten zufolge soll dieser „Pelagianismus“ ein Hauptthema des kommenden Papstschreibens sein.

Ein Hinweis auf das mutmaßliche Dokument findet sich in der Rede von Papst Franziskus vor der Vollversammlung der Kongregation für die Glaubenslehre vom 26. Januar 2018.

Bei dieser Gelegenheit lobte der Papst die Arbeit einiger Mitglieder, „angesichts der heutigen neopelagianischen und neugnostischen Tendenzen die Bedeutung der Erlösung wieder zu bekräftigen.“

„Diese Tendenzen“, fügte der Papst hinzu, „sind Ausdruck eines Individualismus, der sich den eigenen Kräften anvertraut, um zum Heil zu gelangen.“ Der Papst betonte, dass Katholiken „dagegen glauben, dass das Heil in der Gemeinschaft mit dem auferstandenen Christus besteht, der uns durch das Geschenk seines Geistes in eine neue Ordnung von Beziehungen mit dem Vater und unter den Menschen eingeführt hat.“

Wenn es ein solches Dokument denn gibt, wird es ein weiteres Zeichen dafür sein, wie der Papst die Kirche prägt.

Neue Kardinäle

Ein weiteres Mittel dazu, dessen sich Franziskus bedient, ist die Auswahl der Kardinäle: Diese haben ein vom Papst bevorzugtes Profil. Mit seinen vier Konsistorien hat er bereits die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums zutiefst verändert.

Ein weiteres Konsistorium wird für Juni oder November erwartet.

Kardinal Paolo Romeo, emeritierter Erzbischof von Palermo, wurde am 20. Februar 80 Jahre alt und wird in einem zukünftigen Konklave nicht wählen können.

Bis Juni werden fünf weitere Kardinäle 80 Jahre alt und die Zahl der Kardinalwahlen von 120 auf 114 fallen. Die Kardinäle, die 80 werden, sind Francesco Coccopalmerio, Keith O’Brien, Manuel Monteiro, Pierre Nguyen Van Nhon und Angelo Amato.

Weil 120 die maximale Anzahl von Kardinälen ist, die in einem Konklave wählen, könnte der Papst sechs verfügbare Plätze haben, um neue Kardinäle in einem kommenden Konsistorium zu kreieren.

Der Papst könnte auch die Entscheidung treffen, mehr Kardinäle zu schaffen und das für Kardinäle geltende Limit zu ändern. Im Moment gibt es 49 von Papst Franziskus geschaffene Wahlkardinäle, 52 von Benedikt XVI. und 19 von Johannes Paul II.

Mit einem neuen Konsistorium wird Papst Franziskus voraussichtlich für den größten Block von wahlberechtigten Kardinälen in einem zukünftigen päpstlichen Konklave verantwortlich sein.

Der Papst wird 2019 weitere Plätze für neue Kardinäle haben, wenn die Kardinäle Stanislaw Dziwisz, John Tong Hon und Edoardo Menichelli 80 Jahre alt werden.

Wichtige Wechsel im Staatssekretariat

Indessen hat der Papst eine bedeutende Veränderung in den Reihen des Staatssekretariats begonnen, indem er sowohl José Avelino Bettencourt als auch Alfred Xuereb am 26. Februar zum Nuntius ernannt hat.

Msgr. José Avelino Bettencourt ist seit November 2012 Protokollchef des Staatssekretariats. Er wird nun zum Nuntius ernannt, ihm wurde jedoch noch keine Stelle zugewiesen. Er könnte als Nuntius nach Georgien gehen, ein Posten, der wahrscheinlich auch die Nuntiatur in Armenien und Aserbaidschan einschließen würde, wie das auch für Erzbischof Marek Solczynski der Fall war, der bis 2017 Nuntius in Georgien war, bevor er zum Nuntius für Tansania ernannt wurde. Aber eine offizielle Ankündigung steht noch aus.

Msgr. Alfred Xuereb ist seit März 2014 Generalsekretär des Sekretariats für Wirtschaft. Zuvor war er zweiter Sekretär von Benedikt XVI., und er behielt den Posten des zweiten Sekretärs des Papstes zu Beginn des Pontifikats von Papst Franziskus. Er arbeitete auch im Staatssekretariat des Vatikans und dann in der Präfektur für den Päpstlichen Haushalt.

Es wird auch erwartet, dass Msgr. Antoine Camilleri, Vize-Außenminister des Vatikans seit 2013, zum Nuntius ernannt wird, angeblich nach Singapur, ein Schlüsselposten, da der Nuntius in Singapur auch der nicht-ständige Vertreter des Vatikans in Vietnam ist. Dieser Termin wurde jedoch noch nicht offiziell festgelegt.

Dies ist ein interessanter Schritt, da der Vize des vatikanischen „Außenministers“ in der Regel besser befördert werden kann als der Protokollchef. Der Eindruck entsteht jedenfalls, dass der Papst große Änderungen im Staatssekretariat plant, aber dass keine endgültige Entscheidung getroffen wurde – und dass möglicherweise die Gerüchte, die über die Entscheidungen verbreitet wurden, den Pontifex irgendwie gestört haben.

Es liegt jedoch offenbar auf der Hand, dass Papst Franziskus seine Bemühungen, die Richtung der Kirche zu bestimmen, beschleunigt und den Reformprozess, den er bei seiner Wahl begonnen, dadurch schneller vorantreibt. (CNA Deutsch)

Von Stockholm bis San Salvador: Das werden die neuen Kardinäle der Kirche

VATIKANSTADT – Papst Franziskus hat am heutigen Sonntag angekündigt, fünf neue Kardinäle der Kirche zu kreieren.

Beim Regina Coeli, dem Mittagsgebet der Osterzeit, gab der Papst den Pilgern auf dem Petersplatz bekannt, er werde am 28. Juni ein Konsistorium abhalten lassen. Dabei werde er fünf neue Kardinäle kreieren, welche die „Katholizität“ der Kirche darstellen sollen, weil sie aus verschiedenen Orten auf der Welt stammen.

1. Erzbischof Jean Zerbo, von Bamako in Mali

2. Erzbischof Juan José Omella von Barcelona in Spanien

3. Bischof Anders Arborelius von Stockholm, Schweden

4. Weihbischof José Gregorio Rosa Chávez, San Salvador, El Salvador

5. Bischof Louis-Marie Ling Mangkhanekhoun, Apostolischer Vikar von Pakse (Laos) und Apostolischer Administrator von Vientiane in Laos.

Die fünf werden am 29. Juni, dem Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus, im Petersdom mit dem Papst die heilige Messe konzelebrieren.

Die Wahl des Papstes ist nicht nur eine globale, sondern auch eine der Peripherien – etwa des kommunistischen Laos und des stark säkularen, protestantisch geprägten Schweden. In beiden Ländern sind Katholiken eine kleine Minderheit.

Hinzu kommt, dass der Papst erneut „typische“ Bistümer für Kardinalstitel übergeht, diesmal sogar zugunsten eines Weihbischofs im Falle San Salvadors – dessen Erzbischof, Jose Luis Escobar Alas, hat Franziskus übergangen.

All fünf Kardinäle sind unter 80 Jahre alt und werden voraussichtlich beim nächsten Konklave den neuen Papst mit wählen können. (CNA Deutsch)

Papst ernennt fünf neue Kardinäle, zwei davon aus Europa

Papst Franziskus wird am 28. Juni fünf Kirchenmänner zu Kardinälen machen. Das hat der Papst überraschend nach dem Regina Coeli-Gebet an diesem Sonntag angekündigt. Die fünf stammen aus Mali, Spanien, Schweden, Laos und El Salvador. Es handelt sich um Jean Zerbo, Erzbischof von Bamako, Mali; Juan José Omella, Erzbischof von Barcelona; Anders Arborelius, Bischof von Stockholm, Louis-Marie Ling Mangkhanekoun, den Apostolischen Vikar von Paksé in Laos sowie um Gregorio Rosa Chavez, Weihbischof im Erzbistum San Salvador.

Nach dem Konsistorium vom 28. Juni werde er mit den neuen Kardinälen sowie mit den im Vorjahr ernannten Metropolitan-Erzbischöfen in Sankt Peter die traditionelle Festmesse zu Ehren der römischen Stadtpatrone Peter und Paul feiern, kündigte der Papst an.

Ernennungen auf der Linie von Papst Franziskus

Die Ernennungen entsprechen der Linie von Papst Franziskus, verdiente Bischöfe aus randständigen Gebieten der katholischen Kirche – wie Mali und Laos – ins Kardinalskollegium aufzunehmen. Bis zum Amtsantritt von Papst Franziskus konnten jeweils die Inhaber von Bischofsstühlen großer Erzdiözesen mit dem Kardinalspurpur rechnen, dies trifft bei den fünf neuen Kardinälen ausschließlich auf den Erzbischof von Barcelona zu.

Besonders überraschend kommt die Erhebung in den Kardinalstand im Fall des Weihbischofs von San Salvador. Zum einen steigen Weihbischöfe selten ins Kardinalskollegium auf, zum anderen ist der Erzbischof der Hauptstadtdiözese, José Luis Escobar Alas, selbst nicht Kardinal. Ebenso ungewöhnlich ist die Erhebung in den Kardinalstand für einen Apostolischen Vikar. Ein Apostolisches Vikariat ist die Vorstufe einer Diözese.

Kardinäle sind die engsten Berater des Papstes. Sie wirken als Mitglieder der vatikanischen Behörden, wo sie an Entscheidungen von weltkirchlicher Bedeutung beteiligt sind. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Wahl des nächsten Papstes.

Franziskus hat in seinen vier Jahren als Papst bisher drei Konsistorien zur Schaffung von Kardinälen abgehalten und dabei 56 Kardinäle kreiert. 13 von ihnen waren bereits über 80 Jahre alt und sind somit bei einem Konklave nicht mehr wahlberechtigt. Die fünf zukünftigen Kardinäle sind zwischen 68 und 75 Jahre alt und somit alle zur Papstwahl zugelassen.

Die zukünftigen Kardinäle in Kurzbiografie

Erzbischof Jean Zerbo (74) steht seit 1998 an der Spitze der Erzdiözese Bamako in der Hauptstadt des überwiegend muslimischen Mali, in dessen Norden in den vergangenen Jahren Islamisten Fuß gefasst haben. Der Erzbischof spielte „eine aktive Rolle bei den Friedensverhandlungen in Mali“, heißt es in seine Kurzbiografie, die der Heilige Stuhl am Sonntag veröffentlichte. Außerdem setze sich Zerbo für Versöhnung und Solidarität in dem westafrikanischen Staat ein und kämpfe gegen sozialen Ausschluss. Nur knapp zwei Prozent der Bevölkerung Malis sind Katholiken.

Erzbischof Juan José Omella (71) wurde von Papst Franziskus im Dezember 2015 zum Erzbischof von Barcelona ernannt, nachdem er zuvor verschiedene andere Stationen als (Weih-) Bischof durchlaufen hatte. In den 1970er Jahren wirkte er ein Jahr lang als Missionar im damaligen Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo. In der Spanischen Bischofskonferenz leitet Omella die Kommission für Sozialpastoral.

Der Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, ist mit 68 Jahren der jüngste der zukünftigen neuen Kardinäle. Franziskus lernte ihn bei seiner jüngsten Reise nach Lund zum ökumenischen Reformationsgedenken näher kennen. Arborelius konvertierte mit 20 Jahren zur katholischen Kirche und trat zwei Jahre später in den Orden der Unbeschuhten Karmeliten ein. Als er 1998 die Bischofsweihe für Stockholm empfing, war er der erste schwedische Bischof in Schweden seit der Zeit der Reformation. 2005 bis 2015 wirkte Arborelius als Vorsitzender der Nordischen Bischofskonferenz, seither als Vizevorsitzender.

Bischof Louis-Marie Ling Mangkhanekhoun (73) ist aus Laos gebürtiger Apostolischer Vikar von Paksé in seinem Heimatland. Er studierte in Laos und in Kanada, empfing die Priesterweihe 1972, erfand eine Katechistenschule und ein System der Seelsorgebesuche in den abgelegenen Bergdörfern in Laos. Die Katholiken in dem südostasiatischen Land leben in einer extremen Diasporasituation, ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt bei 1,5 Prozent, es besteht eine Situation der Unterdrückung der Kirche. So gibt es in Laos keine Bistümer, sondern bisher bloß Apostolische Vikariate.

Bischof Gregorio Rosa Chávez (75) wirkt bereits seit 1982 als Weihbischof von San Salvador. Er studierte unter anderem in Belgien und wirkt auch als Pfarrer. Auf kontinentaler Ebene ist er Präsident der Caritas für Lateinamerika und die Karibik. (rv)

Kommentar zum Konsistorium: Die Schuhe anlassen

BirettFeierliche Zeremonie im Petersdom, Franziskus kreiert 17 neue Kardinäle. Sie kommen aus aller Welt und werden das Gesicht des Kardinalskollegiums weiter verändern. Ein Kommentar von Anne Preckel.

Wie es der Ritus verlangt, schwören die Neuernannten dem Papst ihre Treue, im Notfall bis aufs Blut – deshalb die rote Farbe des Kardinalsbiretts, das der Pontifex seinen Kardinälen verleiht. Was auf den ersten Blick symbolträchtig und etwas überkommen erscheint, dem wird unter Papst Franziskus neues Leben eingehaucht: Vielen der Kirchenmännern, die der Papst an diesem trüben Novembertag in den Kardinalsstand hob, ist Blut ein Begriff, und zwar nicht nur als starkes Symbol.

Er wolle seine normalen Schuhe anlassen, bekannte etwa der Apostolische Nuntius von Damaskus vor seiner Erhebung zum Kardinal. Mit Bescheidenheit hatte das nichts zu tun, eher mit Zeugnis: Daran klebe das Blut syrischer Kinder, das er vors Petrusgrab tragen wolle, führte Mario Zenari aus. Kein Moment, um plakativ zu sein, nein, ganz ernsthaft: Der Nuntius und seine Priester waren in Aleppo und Damaskus wenige Tage zuvor noch über Leichen gestiegen.

Bekanntschaft mit dem Blut hat auch der Erzbischof von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik gemacht. Dieudonne Nzapalainga ist der jüngste Neuzugang im Kardinalskollegium und erste Kardinal seines Landes. Immer wieder brechen in dem Bürgerkriegsland Differenzen entlang ethnisch-religiöser Linien auf, Anschläge extremer Muslime, Vergeltungsschläge von Christen, eine perfide Spirale der Gewalt. Nzapalainga ging beherzt auf seine muslimischen Mitbürger zu und brachte eine interreligiöse Friedensinitiative auf den Weg. Und es war in Bangui, nicht in Rom, wo Papst Franziskus die erste der Heiligen Pforten aufstieß.

Einer, der schon vor Jahrzehnten bereit war, sein Blut für die Kirche zu geben, ist der albanische Märtyrerpriester Ernest Simoni. Er war von den Kommunisten aufgrund seines Glaubens zu 18 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden und entging mehrere Male nur knapp dem Tod. Franziskus lernte den drahtigen, wortkargen Mann vor zwei Jahren in Tirana besser kennen und entschied daraufhin, Simoni für sein „Überlebenszeugnis“ mit der Kardinalswürde zu krönen.

Zugegeben, nicht alle der neuen Kardinäle kommen aus solch extremen Kontexten, viele jedoch, wie es Franziskus gefällt, „vom anderen Ende der Welt“ und aus Krisenregionen, die in Europa wenig Beachtung finden: Würdenträger aus fünf Ländern und sieben Diözesen sind dabei, die niemals einen Kardinal stellten, engagierte Seelsorger wie etwa der erste Kardinal Papua-Neuguineas, Erzbischof John Ribat, der sich für Flüchtlinge, Aids- und Malaria-Kranke einsetzt, oder der neue Erzbischof der Diözese Newark in den USA, dem ethnische Vielfalt und Einwanderer keine Angst machen. Auch nicht die Rassenkonflikte in den USA, schon wieder Blut, die die Kirche dort aktuell umtreiben.

Die Liste lässt sich fortsetzen, doch das führte hier zu weit. Halten wir fest: Was Europa gern als „Ränder der westlichen Zivilisation“, Entwicklungsländer oder Risikozonen abstempelt, will dieser Papst ganz nah bei sich und im Herzen der Kirche wissen. Darum geht es, wenn man sich ansieht, wie Franziskus entscheidet, in Punkto Personal und Pastoral. Dass dieser Papst keine Mehrheiten für eine Papstwahl am Schreibtisch austüftelt, muss man wohl nicht noch unterstreichen. Das Kardinalskollegium wird mit ihm internationaler, bunter, weniger europäisch, ja, man könnte auch sagen: Wirklichkeit hält stärker Einzug im Vatikan.

Vor einer Woche waren es im Petersdom noch Obdachlose, die den Marmorboden traten, die Woche davor Häftlinge, an diesem Samstag umarmt der Papst eben Kardinäle – keine disparate Reihe für Franziskus. Er sieht in Barmherzigkeit den Auftrag eines jeden Christen sieht, mit oder ohne Birett. (rv)

Papst ernennt Kardinäle. Nuntius in Syrien erhält Purpur

KonsistoriumPapst Franziskus hat nach dem Angelusgebet an diesem Sonntag ein Konsistorium zum Abschluss des Heiligen Jahres angekündigt, bei dem er 17 neue Kardinäle kreieren wird. U.a. erhält der Papstbotschafter in Damaskus, Erzbischof Mario Zenari, das Kardinalspurpur. Die Ernennung eines amtierenden Nuntius ist außergewöhnlich, zudem der Papst eigens betonte, dass Zenari auf dem Posten bleiben wird. Beobachter werten die Ernennung als Ausdruck der hohen Bedeutung, die der Papst dem Syrienkonflikt zuschreibt. Bemerkenswert ist auch neben der Ernennung des Brüsseler Erzbischofs Jozef de Kesel und des Erzbischofs von Madrid Carlos Osoro Sierra die Ernennung einiger Bischöfe aus Ländern „an der Peripherie“: So ist der mit 49 Jahren sehr junge Erzbischof von Bangui, Dieudonné Nzapalainga, unter den neuen Purpurträgern. In Bangui hatte Papst Franziskus die erste Heilige Pforte zum Jahr der Barmherzigkeit eröffnet. Außerdem ist der Erzbischof von Dhaka (Bangladesch) unter den Ernannten und der Erzbischof von Mauritius, einer Insel im Indischen Ozean, sowie die Oberhirten aus Port Moresby (Papua Neuguinea) und der emeritierte Erzbischof von Kuala Lumpur (Malaysia). Die Kurie ist nur mit einem Kandidaten vertreten. Der neue Präfekt des Dikasteriums für die Laien, die Familie und das Leben, Kevin Joseph Farrell.

Ein außergewöhnliches Zeichen setzt Papst Franziskus mit der Ernennung des albanischen Priesters Ernest Simoni (88) zum Kardinal. Dieser war in der Zeit der kommunistischen Verfolgung im Geheimen zum Priester geweiht worden. 18 Jahren verbrachte er im Gefängnis, teilweise in Isolationshaft. Mehrmals war er zum Tode verurteilt worden. 1981 wurde er aus dem Gefängnis entlassen und musste als „Feind des Volkes“ in den Kloaken der Stadt Shkodra im Norden des Landes arbeiten. Papst Franziskus war ihm bei seinem Besuch in Tirana am 21. September 2014 begegnet. Neben ihm sind drei weitere Kirchenmänner zu Kardinälen erhoben worden, die bereits das 80. Lebensjahr überschritten haben. Sie haben daher kein Papstwahlrecht mehr.

Das Konsistorium ist für den 19. November geplant. Am 20. November, dem Christkönigsfest und Abschluss des Heiligen Jahres, beabsichtigt Franziskus, gemeinsam mit den neuen Kardinälen die Heilige Messe zu feiern.

1- Mario Zenari, Apostolischer Nuntius in Syrien (Italien)

2- Dieudonné Nzapalainga, C.S.Sp., Erzbischof von Bangui (Zentralafrikanische Republik)

3- Carlos Osoro Sierra, Erzbischof von Madrid (Spanien)

4- Sérgio da Rocha, Erzbischof von Brasilia (Brasilien)

5- Blase J. Cupich, Erzbischof von Chicago (U.S.A.)

6- Patrick D’Rozario, C.S.C., Erzbischof von Dhaka (Bangladesch)

7- Baltazar Enrique Porras Cardozo, Erzbischof von Mérida (Venezuela)

8- Jozef De Kesel, Erzbischof von Malines-Bruxelles (Belgien)

9- Maurice Piat, Erzbischof von Port-Louis (Mauritius)

10- Kevin Joseph Farrell, Präfekt des Dikasteriums für Laien, Familien und das Leben (U.S.A.)

11- Carlos Aguiar Retes, Erzbischof von Tlalnepantla (Mexico)

12- John Ribat, M.S.C., Erzbischof von Port Moresby (Papua Neu-Guinea)

13- Joseph William Tobin, C.SS.R., Erzbischof von Indianapolis (U.S.A.)

Außerdem vier weitere Kardinäle, die über achtzig Jahre alt sind, und die wegen ihrer Verdienste um die Kirche zu Kardinälen erhoben werden:

1- Anthony Soter Fernandez, emeritierter Erzbischof von Kuala Lumpur (Malaysia)

2- Renato Corti, emeritierter Erzbischof von Novara (Italia)

3- Sebastian Koto Khoarai, O.M.I, emeritierter Bischof von Mohale’s Hoek (Lesotho)

4- Ernest Simoni, Priester des Erzbistums von Shkodrë-Pult (Scutari – Albanien). (rv)

Fliegende Pressekonferenz des Papstes: Gender, Reisen, Kardinäle

cna_Fliegende_Pressekonferenz„Fragt mich alles, was ihr wollt“: Mit diesen Worten ist Papst Franziskus am Sonntagabend in die „Fliegende Pressekonferenz“ gegangen. Auf dem Rückflug von Aserbaidschan nach Rom stellte er sich dann Fragen zu Homosexualität, weiteren Reiseplänen oder dem nächsten Konsistorium zur Erhebung von Kardinälen.

Er habe doch in Georgien, der ersten Etappe seiner Kaukasusreise, die sogenannten Gender-Theorie verurteilt, so eine Frage an Franziskus. Was er denn zu einem Menschen sagen würde, der sich eine andere sexuelle Identität wünsche als die, mit der er geboren sei? „In meinem priesterlichen Leben, als Bischof und Papst habe ich Menschen mit homosexuellen Tendenzen und Praktiken begleitet“, antwortete der Papst. „Ich habe sie dem Herrn nähergebracht und sie nie im Stich gelassen. Man muss die Menschen begleiten, so wie Jesus das getan hat. Wenn ein Mensch, der sich in dieser Lage befindet, vor Jesus gelangt, dann wird dieser ihm sicher nicht sagen: Geh weg, du bist homosexuell.“

Homosexuelle Veranlagung ist das eine, das andere ist Ideologisierung an den Schulen

Bei seiner Ansprache in Georgien aber sei es ihm um etwas anderes gegangen, so der Papst: „Ich habe über diese Bosheit gesprochen, mit der heute durch die Gender-Theorie Indoktrination betrieben wird. Ein Vater aus Frankreich hat mir von seinem zehnjährigen Sohn erzählt. Der hat beim Mittagessen der Familie auf die Frage, was er später mal werden will, geantwortet: Ein Mädchen! Da wurde dem Vater klar, dass das Kind in der Schule über die Gender-Theorie unterrichtet wird, und das ist gegen das Natürliche. Das eine ist, dass jemand diese Tendenz hat und sogar sein Geschlecht ändert; etwas anderes ist es, das in den Schulen zu unterrichten, um die Mentalität zu verändern. Das ist es, was ich ideologische Kolonisierung nenne.“

Aufnehmen, begleiten, integrieren: das ist, was Jesus heute tun würde

Er habe letztes Jahr im Vatikan einen Spanier empfangen und „Zeit mit ihm verbracht“, der als Mädchen geboren worden sei, sich aber immer als Mann gefühlt habe und schließlich auch sein Geschlecht durch eine Operation verändert habe. Dieser Mann habe ihm, dem Papst, geschrieben und ihn dann auch zusammen mit seiner Frau in Rom besucht. „Er, der eine Sie war, aber jetzt ein Er ist. Ich habe sie empfangen, sie waren glücklich… Das Leben ist, wie es ist; man muss die Dinge nehmen, wie sie kommen. Sünde ist Sünde; es gibt gewisse Tendenzen, hormonelles Ungleichgewicht, so viele Probleme. Aber auf jeden Fall muss man aufnehmen, begleiten, untersuchen, unterscheiden und integrieren! Das ist, was Jesus heute tun würde. Es ist ein menschliches Problem, und man muss es lösen, so gut man eben kann – aber immer mit der Barmherzigkeit Gottes!“

„Amoris Laetitia“ ganz lesen, nicht selektiv

In einer Stegreif-Ansprache in der georgischen Hauptstadt Tiflis hatte der Papst am Samstag von einem „Weltkrieg gegen die Ehe“ gesprochen, hakte ein Journalist nach, und er habe gesagt, dass eine Scheidung auch Gott treffe, als dessen Ebenbild ja Mann und Frau aufeinander hin geordnet geschaffen seien. Wie sich das denn vertrage mit der „Aufnahme“ und „Begleitung“ von Geschiedenen, von der auch die letzten vatikanischen Bischofssynoden gesprochen hätten?

„Wenn man von der Ehe spricht, so wie Gott sie gewollt hat, dann spricht man von einem Mann und einer Frau. Es stimmt, dass die heutige Kultur und auch einige philosophische Ansätze zu diesem Weltkrieg gegen die Ehe führen. Wir müssen aufpassen, dass wir uns von solchen Ideen nicht einschränken lassen. Man sollte das Apostolische Schreiben „Amoris Laetitia“ ganz lesen und als Einheit verstehen, nicht nur sich auf das achte Kapitel konzentrieren! In „Amoris Letitia“ ist vom Fundament der Ehe die Rede, und wie man mit verletzten Familien umgehen soll. Aber die menschlichen Schwächen und Sünden existieren nun einmal; das letzte Wort muss die Barmherzigkeit haben. Wenn es bei einem Paar zu Problemen kommt, sollte man sie mit vier Schritten lösen: Aufnahme, Unterscheidung, Begleitung, Integration. Es gibt Sünde, es gibt den Bruch, aber es gibt auch Pflege und Barmherzigkeit!“

Neue Kardinäle: Nicht nur Europa

Wann es denn zu einer Schaffung neuer Kardinäle kommen werde, und an welchen Kriterien sich Franziskus bei der Auswahl der Kandidaten orientiere, wollte ein italienischer Reporter wissen. „Dieselben Kriterien wie bei den zwei früheren Konsistorien“, versetzte der Papst. „Ich studiere noch die Liste der Namen. Zwei von jedem Kontinent; einer aus dem einen, der andere aus dem anderen Teil des Kontinents. Die Liste ist lang, aber es gibt nur 13 Plätze. Kriterium ist die Universalität der Kirche. Nicht nur Europa also, denn die Kirche ist überall auf der Welt! Das Konsistorium könnte am Jahresende oder Anfang nächsten Jahres stattfinden. Jedenfalls wird es bald sein.“

Reisen: Fatima und Südindien

Nächstes Jahr muss der Papst, wie er sagte, eine zusätzliche Reihe von Bischofskonferenzen auf Ad-Limina-Besuch empfangen, die wegen des im Dezember endenden Heiligen Jahres ausgesetzt waren. Was seine eigenen Reisen im kommenden Jahr anlangt, bestätigte Franziskus, er werde den portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima besuchen. „Und Indien und Bangladesch – das ist fast sicher.“

Franziskus bekräftigte zugleich seinen Wunsch, nach China zu reisen. Jedoch ließ er erkennen, dass die vatikanisch-chinesischen Verhandlungen noch etwas Zeit bräuchten. Was eine Reise nach Afrika betrifft, sei das genaue Reiseziel noch nicht sicher. „Da muss man das Klima wie auch die politische Lage vor Ort noch untersuchen. Was Amerika angeht, da werde ich nach Kolumbien fliegen, wenn der Friedensprozess definitiv ist und das Referendum gewonnen wird.“ Doch kurz nach dieser Äußerung des Papstes wurde bekannt, dass die Kolumbianer in der Volksabstimmung über den Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Rebellen mehrheitlich mit „Nein“ votierten.

Trump oder Clinton? Keine Empfehlung

Den Katholiken in den USA will Papst Franziskus keine Empfehlung für die Präsidentschaftswahl im November geben. Das Volk sei souverän. Er rate nur dazu, die Vorschläge der Kandidaten eingehend zu prüfen, zu beten und sich dann bewusst zu entscheiden. Im Februar hatte der Papst den vom republikanischen Kandidaten Donald Trump befürworteten Ausbau der Grenzanlagen zwischen Mexiko und den USA mit den Worten kommentiert: „Jemand, der nur daran denkt, Mauern … und keine Brücken zu bauen, ist nicht christlich.“

Der Papst blickte natürlich auch auf seine Reise nach Georgien und Aserbaidschan an diesem Wochenende zurück. Die reiche christliche Geschichte Georgiens und auch der orthodoxe Patriarch Elia II. – „ein Mann Gottes!“ – hätten ihn überrascht. Was Aserbaidschan und seinen Streit mit dem Nachbarland Armenien betreffe, rate er zu einem „ehrlichen Dialog“ und notfalls zum Gang vor ein internationales Schiedsgericht: „Ich sehe keinen anderen Weg! Der andere Weg ist Krieg, und Krieg zerstört immer. Durch Krieg geht alles verloren.“ (rv)

Papstpredigt: Leitung braucht ausgeprägten Gerechtigkeitssinn

Papst FranziskusEs ist der einzige Anlass im ganzen Jahr, bei dem die Petrusstatue im Petersdom rechts an der Vierungssäule eine päpstliche Tiara trägt: ein Konsistorium, bei dem der Papst neue Kardinäle kreiert. Zu diesem Anlass war – wie bereits im vergangenen Jahr – auch der emeritierte Papst Benedikt XVI. in die Petersbasilika gekommen und hatte sich unter die Kardinäle gesetzt. Er hatte in seinem Pontifikat begonnen, die Zeremonie schlichter zu machen, um ihren Charakter stärker zu betonen: eine Ernennung zu einem Dienst.

Ganz in diesem Sinn sprach auch Papst Franziskus in seiner Predigt über das Amt, dass er zwanzig Männern übertrug: Es nichts „Dekoratives", keine „Auszeichnung". Sie seien nun inkardiniert – wie der Fachbegriff lautet – in die Kirche Roms, sie gehörten nun zum Klerus des Bistums Rom, welches „der Liebesgemeinschaft" der Kirche vorstehe, so zitierte der Papst das Konzilsdokument Lumen Gentium. „In der Kirche hat jeder Vorsitz seinen Ursprung in der Liebe, muss in Liebe ausgeübt werden und hat als Ziel die Liebe."

Und damit war er bei dem Thema angelangt, um das seine meditativen Gedanken kreisten, der Liebe oder, präziser gesagt, dem „Hohelied der Liebe" genannten Teil aus dem Ersten Korintherbrief. Die Worte des Paulus könnten ein Schlüsselwort sein, so der Papst, es täte allen gut, sich von ihnen leiten zu lassen.

„Vor allem sagt der heilige Paulus uns, dass die Liebe langmütig und gütig ist. (..) Langmut ist in einem gewissen Sinn ein Synonym von Katholizität: Sie ist die Fähigkeit, grenzenlos zu lieben, aber zugleich treu und mit konkreten Handlungen auf die jeweiligen Situationen einzugehen. Das Große zu lieben, ohne das Kleine zu vernachlässigen; die kleinen Dinge in der Sichtweite der großen lieben, denn ‚non coerceri a maximo, conteneri tamen a minimo divinum est – nicht eingegrenzt sein vom Größten und dennoch umschlossen sein vom Kleinsten, das ist göttlich‘."

Mit diesem Zitat des Dichters Friedrich Hölderlin, der sich wiederum auf die Grabinschrift des heiligen Ignatius von Loyola bezog, leitete der Papst über zum nächsten Gedanken des Paulus über die Liebe: Sie ist gütig. Damit sei die „feste und ständige Absicht" gemeint, immer das Gute zu wollen, auch für diejenigen, die einem nicht wohl gesonnen seien.

„Der Apostel sagt dann: Die Liebe ist nicht neidisch, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Das ist wirklich ein Wunder der Liebe, denn wir Menschen – alle und in jedem Lebensalter – neigen aufgrund unserer von der Sünde verletzten Natur zu Neid und Hochmut. Und auch die kirchlichen Würdenträger sind gegen diese Versuchung nicht immun."

Die Liebe handle außerdem nichts rücksichtslos, sie suche nicht ihren Vorteil, zitierte Papst Franziskus noch einmal die Worte der Lesung. „Diese beiden Merkmale zeigen, dass derjenige, der in der Liebe lebt, nicht sich selbst als Mittelpunkt betrachtet. Wer sich nur um sich selber dreht, der handelt zwangsläufig rücksichtslos. (..) Wer sich selbst als Mittelpunkt betrachtet, sucht unvermeidlich den eigenen Vorteil, und das scheint ihm normal, fast eine Pflicht."

Die Liebe, sage Paulus weiter, lasst sich nicht zum Zorn reizen und trage das Böse nicht nach. „Dem Hirten, der im Kontakt mit den Leuten lebt, fehlt es nicht an Gelegenheiten, zornig zu werden. Und vielleicht sind wir noch mehr in Gefahr, in den Beziehungen unter uns Mitbrüdern in Zorn zu geraten, denn wir sind in der Tat weniger entschuldbar. Auch darin ist es die Liebe – und sie allein –, die uns befreit. Sie befreit uns von der Gefahr, impulsiv zu reagieren, unangebracht zu reden und zu handeln; und vor allem befreit sie uns von der tödlichen Gefahr des unterdrückten, im Innern genährten Zorns, der dich dazu bringt, das Böse, das du erlitten hast, nachzutragen." Das sei für einen Mann der Kirche unannehmbar, so der Papst. „Gott bewahre uns davor und befreie uns!"

Die Liebe freue sich auch an der Wahrheit, fuhr der Papst mit seiner Meditation fort. Wer in der Kirche in den Dienst des Leitens gerufen sei, brauche einen „ausgeprägten Gerechtigkeitssinn". „Und zugleich freut sich die Liebe an der Wahrheit – was für eine schöne Aussage! Der Mann Gottes ist einer, der von der Wahrheit fasziniert ist und der sie vollends im Wort Gottes und im Leib Jesu Christi findet."

Abschließend heiße es von der Liebe, dass sie alles verzeihe, alles glaube, alles hoffe und alles ertrage: „Hier haben wir in vier Worten ein geistliches und pastorales Lebensprogramm. Die Liebe Christi, die durch den Heiligen Geist in unsere Herzen eingegossen ist, ermöglicht uns, so zu leben, so zu sein: Menschen, die fähig sind, immer zu verzeihen; die fähig sind, immer vertrauensvoll zu glauben, weil sie erfüllt sind vom Glauben an Gott; die fähig sind, immer Hoffnung zu verbreiten, weil sie voller Hoffnung auf Gott sind; Menschen, die jede Situation und jeden Bruder oder jede Schwester geduldig ertragen, in der Verbindung mit Jesus, der in Liebe die Last all unserer Sünden ertragen hat."

Das alles komme von Gott, schloss der Papst seine Gedanken, nicht aus dem Einzelnen. Zur Kirche von Rom gehören bedeute auch, lernbereit zu sein, „lernbereiter (..) gegenüber dem Heiligen Geist", damit die Liebe allem, was sie täten, Gestalt und Sinn verleihen könne. „Inkardiniert in der Kirche, die in der Liebe den Vorsitz hat, und lernbereit gegenüber dem Heiligen Geist, der die Liebe Gottes in unsere Herzen gießt." (rv)

Künftiger Kardinal Rauber: „Der Hut ist halt rot“

Erzbischof RauberKardinal zu werden war „ganz außerhalb meines Erwartens und meines Denkens": Das sagte der deutsche Erzbischof Karl-Josef Rauber, ein früherer Vatikandiplomat, am Mittwoch in Rom. Als er erfahren habe, dass Papst Franziskus ihn in das Kardinalskollegium aufnehmen wolle, habe er das zunächst gar nicht glauben wollen. Bis heute fragt sich der 80-Jährige, wie Franziskus überhaupt auf ihn gekommen ist. An diesem Samstag ist er der einzige Deutsche unter den Bischöfen, die der Papst bei einem Konsistorium zu Kardinälen macht. „Das war an sich so nicht geplant in meinem Leben – aber der liebe Gott hat es anders gefügt, und der Heilige Vater hat es aufgegriffen, was der liebe Gott verfügt hat, wahrscheinlich…"

Bischof Rauber ist dem Papst erst einmal begegnet: Im Mai 2014 hat er mit ihm in der Casa Santa Marta konzelebriert, danach wechselten sie ein paar Worte. Der 1934 in Nürnberg geborene Rauber ist seit 1959 Priester des Bistums Mainz; 1962 kam er zum Studium des Kirchenrechts nach Rom, wurde parallel zum Vatikandiplomaten ausgebildet – und erlebte das Zweite Vatikanische Konzil mit. „Eine interessante Zeit", wie er sagt. „Es war ein Moment des Aufbruchs, so wie das ja Johannes XXIII. bei der Konzilseröffnung gesagt hat. Aber schon als Kaplan in Oberhessen, das ja zum großen Teil protestantisch ist, haben die Leute bei der Ankündigung des Konzils gesagt: ‚Jetzt werden wir alle katholisch!’ Das war also wirklich eine ganz eigenartige Stimmung des Aufbruches." Eine Stimmung, die allerdings nach dem Ende des Konzils nicht mehr lange gehalten hat: „Wissen Sie, die Dinge verflüchtigen sich leider. Und es ist auch so, dass man immer von dem Geist des Konzils gesprochen hat, aber nicht von dem Buchstaben des Konzils. Das war es, was die Leute vielleicht in ganz andere Richtungen denken ließ." Diesen ‚Buchstaben des Konzils’ gelte es heute wiederzuentdecken.

Manchmal sind die Kongregationen sehr wehleidig…

1966 kam Rauber in das vatikanische Staatssekretariat – zunächst in die deutsche Abteilung, später zehn Jahre lang als einer der Sekretäre des damaligen Substituten Erzbischof Giovanni Benelli (später als Bischof von Florenz Kardinal). Die Rolle des Staatssekretariats oder Päpstlichen Sekretariats sieht er, darin dem seligen Paul VI. folgend, als die eines „Moderator Curiae", eines Koordinators der einzelnen Vatikanbehörden. Ob die Rolle des Staatssekretariats am Ende des Pontifikats von St. Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. zu dominant geworden ist, wie Kritiker sagen, kann Erzbischof Rauber nach eigenen Angaben nicht beurteilen. „Es kann sein, dass da vielleicht manche Überschreitungen… Manchmal sind die Kongregationen sehr wehleidig; da kann es schon sein, dass man etwas darunter gelitten hat, dass da vielleicht über die Kongregationen (hinweg) verfügt worden ist usw., das kann ich nicht beurteilen, weil ich das aus der Ferne nicht sehen konnte. Aber an sich empfinde ich schon, dass das Staatssekretariat eine wichtige Rolle spielen muss."

Von 1982 bis 1990 vertrat Rauber, der darum 1983 in Rom auch die Bischofsweihe erhielt, den Heiligen Stuhl als Nuntius in Uganda. Es war, wie er heute rückblickend sagt, seine „schönste Zeit". „Die Tätigkeit des Nuntius war auch eine missionarische Tätigkeit. Ich habe häufig die Diözesen besucht und dort die einzelnen Pfarreien, die Seminare, Ordensleute usw. Mir hat es dort sehr gut gefallen!" Dabei hat der Vatikandiplomat dort auch die blutige Gewaltherrschaft von Idi Amin erlebt. Damals habe er sich bemüht, Missionaren beizustehen, sagt Rauber: „Ich habe sie manchmal rausgeholt, weil sie sich vor den Soldaten verbarrikadiert hatten, und ihnen doch Mut gemacht, in der Seelsorge tätig zu sein!"

Man darf nicht nur Bürokrat sein

1990 ernannte ihn der heilige Johannes Paul II. dann zum Präsidenten der Päpstlichen Diplomatenakademie, wo Rauber darauf achtete, dass die ‚Alumni’ auch gute Seelsorger wurden. „Ich habe darauf Wert gelegt, dass nur solche in die Akademie aufgenommen werden, die auch schon seelsorgliche Erfahrung hatten, und dass während der Zeit in der Akademie auch seelsorgliche Anliegen wahrgenommen werden. Ich habe ihnen auch die Möglichkeit gegeben, etwa am Wochenende in einer Pfarrei tätig zu sein – das war mir ein wichtiges Anliegen, denn ich habe in Uganda selbst erlebt, dass man auch selbst Seelsorger sein muss. Man darf da also nicht Bürokrat sein, sonst hat man seine Aufgabe verfehlt."

Von 1993 an bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2009 arbeitete Erzbischof Rauber dann erneut als Nuntius in verschiedenen europäischen Ländern, zunächst (zwischen 1993 und 1997) in der Schweiz. Während des Streits um den damaligen Churer Bischof Wolfgang Haas habe er „von acht Uhr früh bis spätabends, manchmal bis Mitternacht, die kritischen Stimmen angehört und zu einer Vorlage für den Heiligen Vater verarbeitet". Noch heute bedauert Rauber, dass alle Bemühungen um einen Frieden im Bistum damals gescheitert seien. „Der Bischof war doch so, dass er immer nur gespalten hat, nicht zusammengeführt. Einmal habe ich den Bischof mit den Weihbischöfen zusammen eingeladen, und da sind die Weihbischöfe aufgestanden und haben gesagt: ‚Wolfgang, du musst gehen! Sonst gibt es keinen Frieden in der Diözese." Auch im Priesterrat habe er eine ähnliche Szene erlebt. Was ihm damals durch den Kopf gegangen sei? „Heilen. Die Wunden heilen – das denkt man vor allem. Und wenn es nicht geht, dann muss der Bischof halt zurücktreten bzw. versetzt werden."

In Rom wird die Schweizer Kirche nicht immer verstanden…

Seine Zeit als Nuntius in der Schweiz sei „schon herausfordernd" gewesen. Aber der künftige Kardinal meint: „Man muss die Schweizer verstehen! Sie sind demokratisch durch und durch, und dann sehen die das in der Kirche genauso. In Rom wird das nicht immer verstanden, weil es kein Land gibt, das damit vergleichbar wäre – aber man muss die Schweizer verstehen." Die Kirche vor allem in der deutschsprachigen Schweiz habe eine „Struktur, die durchaus möglich ist in der Kirche": „Wieso soll man das alles von den Geistlichen her regeln? Man könnte das auch durchaus von Laien her regeln, zumal die ganzen Vermögensfragen… auf Diözesan- wie auf Pfarrebene."

Heute arbeitet Erzbischof Rauber noch als Seelsorger in einem Schönstatt-Zentrum im Bistum Rottenburg Stuttgart; manchmal führt er auch im Bistum noch Firmungen durch. Rauber glaubt nicht, dass sich sein Leben durch die Kardinalswürde noch groß ändern wird: „Der rote Hut ist halt rot, und früher war er violett – aber die Person ändert sich nicht! Der Kopf darunter ändert sich nicht!" (rv)

Händeschütteln mit den neuen Kardinälen

KonsistoriumWer nächste Woche den neuen Kardinälen persönlich gratulieren will, kann dies am Samstagnachmittag ab 16.30 Uhr tun: Am 14. Februar empfangen die neuen Kardinäle im Vatikan Gratulanten zu den sogenannten Höflichkeitsbesuchen. Dem neuem Purpurträger aus Deutschland, Karl Josef Rauber, wurde für diese Zeremonie der Herzogssaal im Apostolischen Palast zugewiesen. Bis 18.30 Uhr ist der Zugang zu den Treffpunkten möglich, teilte der Vatikan mit. Am Samstagvormittag findet das Konsistorium im Petersdom um 11 Uhr statt, am Sonntag darauf feiert Papst Franziskus mit den neuen Kardinälen eine Dankesmesse um 10 Uhr im Petersdom. Beide Anlässe überträgt Radio Vatikan live und mit deutschem Kommentar über den Vatikan Player auf ihrer Webseite. (rv)