D: Aufklärungswillen spürbar

 

Im Jesuitenorden ist ernsthaftes Interesse spürbar, die Missbrauchsfälle aufzuklären. Das sagte die zuständige Missbrauchsbeauftragte Ursula Raue am Donnerstagabend in einer Sendung des Fernsehsenders Phoenix. Raue hatte zuvor öffentlich einen Zwischenbericht zum Missbrauchsskandal vorgelegt. Demnach haben sich bei ihr bislang 115 zumeist männliche Opfer gemeldet. Der Provinzial der deutschen Jesuiten, Stefan Dartmann, kündigte an, Raue zusätzliche Kräfte für die Aufklärung der Fälle zur Seite zu stellen. Zudem sollen Arbeitsstäbe in den drei Jesuiten-Gymnasien in Berlin, Bonn und Sankt Blasien zur Aufarbeitung der Vorwürfe eingerichtet werden.
Das Thema „Missbrauch" wird am Montag auch auf der Tagesordnung der Deutschen Bischofskonferenz stehen. Am Montag treffen sich die Bischöfe zur Frühjahrsvollversammlung. Von den deutschen Oberhirten wünscht sich deshalb der Vorsitzende des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück…
„…dass sie die Richtlinien, die sich die Bischofskonferenz schon gegeben hat, nochmals dokumentieren. Sie sollen in allen Diözesen gleichermaßen angewandt werden. Es steht außer Zweifel, dass die erste Priorität den Opfern gilt und der Verpflichtung zur Wirklichkeit und Wahrheit. Das wird sicherlich zum Ausdruck kommen."
Der ZdK-Chef kritisiert, dass man nur über die Missbrauchsfälle spreche, die im kirchlichen Bereich geschehen sind.
„Der Öffentlichkeit und Gesellschaft ist nämlich zu sagen, dass es nicht ein speziell kirchliches Problem ist, sondern es ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Ich wünsche mir deshalb, dass auch an alle anderen gesellschaftlichen Gruppen und Einrichtungen, die davon betroffen sind, ebenfalls derselbe Anspruch der Transparenz und konsequenten Aufklärung gestellt wird. Es gibt in Deutschland doch noch viel Verdrängung und Vertuschung."
Glück glaubt aber nicht, dass derzeit weitere Fälle bewusst vertuscht werden.
„Diesem Eindruck muss man sich allerdings stellen. Das kann man nur mit entsprechender Offenheit mit der Zeit aufarbeiten. Da gilt es sicherlich auch, einige Vorurteile zu überwinden. Manche Praxis der Vergangenheit, die für die Leute nicht vertrauensbildend war, muss überwunden werden. Ich habe aber großes Vertrauen gegenüber den Verantwortlichen. Auch weil Papst Benedikt XVI. sehr konsequent Position bezogen hat, dass nämlich die erste Priorität die Opfer haben." (rv)

D: „Ungeahnte Dimension“

 Missbrauch, ein Zwischenbericht. An diesem Donnerstagmittag legte die Rechtsanwältin Ursula Raue, die vom Jesuitenorden als unabhängige Sachbearbeiterin mit Aufklärung der Fälle betraut worden war, erste Ergebnisse vor.
„Was jetzt hier über uns hereingebrochen ist, das hat eine Dimension angenommen, die bisher nicht zu erahnen war."
So kommentierte Ursula Raue das vorläufige Ergebnis ihrer Untersuchungen zu den Missbrauchsfällen an Jesuitenschulen in Deutschland. 115 Missbrauchsopfer hätten sich inzwischen bundesweit bei ihr gemeldet, so Raue. Zwölf Jesuitenpatres seien namentlich beschuldigt worden. Auch zwei Frauen sowie andere Lehrer und Bedienstete des Kollegs würden des Missbrauchs beschuldigt. Der größte Teil der Opfer habe das Canisius-Kolleg in Berlin besucht. Unter den Opfern seien auch frühere Schülerinnen, so Raue. Zudem hätten sich ehemalige Schüler gemeldet, die nicht an Jesuiten-Schulen waren. „Es gibt Verfehlungen und Wunden, die heilen offenbar nicht. Und diese Wunden gehören dazu". Die Rechtsanwältin:
„Wir reden nicht von brutaler Vergewaltigung, sondern von Anfassen, von Selbstbefriedigung, von Streicheln, von zu großer körperlicher Nähe."
Ihr lägen Informationen über Opfer vor, die sich das Leben genommen hätten, fuhr Raue fort. Erstaunlich sei, dass es in den Personalakten des Jesuitenordens, die sie ausgewertet hat, an keiner Stelle um das Seelenleben der Kinder gehe, so die Rechtsanwältin weiter. In den nächsten Tagen werde ein Arbeitsstab gegründet, um alle Fälle aufzuarbeiten. Dem Großteil der Opfer gehe es nicht um eine finanzielle Entschädigung. Viele seien erleichtert darüber, dass sie ihre Geschichte endlich, das heißt gut 20 Jahre nach den Vorfällen selbst, erzählen können. Sie gehe davon aus, dass alle Taten verjährt seien, so Raue. Unterdessen hat das Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz angekündigt, dass sich ihr Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, am Montag zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe in Freiburg öffentlich zu den Missbrauchsfällen äußern wird. (rv)

Neue Seite in VH: Kardinalstradition

VH bietet durch die neue Seite "Kardinalstradition" einen Einblick in die Ämter der Römisch Katholischen Kirche, welche üblicherweise mit einem Kardinal besetzt sind. Diese Tradition läßt gewisse Rückschlüsse auf die Kreierung künftiger Kardinäle zu und dokumentiert Ämter die derzeit noch nicht mit einem Kardinal sondern mit einem Bischof/Erzbischof besetzt sind. Zusätzlich gibt die Seite Auskunft über praktizierte Verfahrensweisen bei der Ernennung des Amtsinhabers zum Kardinal. Sie ist folgendermaßen gegliedert:

  • Kurienkardinäle
  • Orientalische Patriarchate
  • Erzbistümer – Afrika
  • Erzbistümer – Asien
  • Erzbistümer – Europa
  • Erzbistümer – Lateinamerika
  • Erzbistümer – Nordamerika
  • Erzbistümer – Ozeanien

Statistiken in den jeweiligen Abschnitten runden den Überblick ab. (vh)

Link zur Seite    >>>Kardinalstradition<<<

Der Heilige Stuhl verstärkt seine Beziehungen zu Montenegro

Er ernannte einen Kuriendiplomaten, der bereits im Balkan arbeitet, zusätzlich zum Nuntius für Montenegro. Erzbischof Alessandro D’Errico war bisher bereits Papstbotschafter in Bosnien und Herzegowina. Der bisherige Nuntius in Montenegro hatte seine Amtsgeschäfte von Rom aus geführt. Der Vatikan und Montenegro haben erst im Dezember 2006 diplomatische Beziehungen aufgenommen – wenige Monate nach der Unabhängigkeitserklärung von Serbien. Von den rund 600.000 Montenegrinern gehören drei Viertel der serbisch-orthodoxen Kirche an, 15 Prozent sind Muslime. Die römisch-katholischen Christen bilden eine Minderheit von 3,5 Prozent. (rv)

Vatikan/Irland: Krisengespräche über Missbrauch

Krisensitzungen im Vatikan – fast alle der sechsundzwanzig irischen Bischöfe sind an diesem Wochenende nach Rom gereist, um sich mit Papst Benedikt XVI. zu treffen. Es geht wieder einmal um Missbrauch, und zwar in kirchlichen Einrichtungen in Irland im Zeitraum 1975 bis 2004. Missbrauchsfälle sollen dort systematisch vertuscht worden sein, was aus dem Bericht der so genannten Murphy-Kommission hervor geht; er erschien Ende letzten Jahres und stürzte die irische Kirche in eine der größten Krisen ihrer Geschichte. Jetzt geht es um Aufarbeitung: Das zeigt Papst Benedikts Einladung der irischen Oberhirten nach Rom. Am Sonntagabend, also vor dem Treffen mit dem Papst, äußerte sich die irische Delegation in einer ersten Pressekonferenz im päpstlichen irischen Studienkolleg in Rom. Der Bischof von Clogher, Joseph Duffy, der auch Vorsitzender der Bischofskommission für Kommunikation ist, nahm die Stimmung unter den Oberhirten als ernst und nüchtern wahr. Im Interview mit Radio Vatikan sagte er: „Der Veröffentlichung des Murphy-Reports folgend hat der heilige Vater einzelne Bischöfe zu sich gerufen, um über die ernste Situation der Kirche in Irland zu sprechen. Das Treffen wird Montag und Dienstag bis 13:00 Uhr dauern. Wir werden gemeinsam die entstandenen Probleme untersuchen und ein gemeinsames Vorgehen verabreden, das für die Familien Sicherheit, Gelassenheit und das Vertrauen zwischen Gläubigen und Klerus wieder herstellen soll.“ Vor dem Beginn der Gespräche haben sich die Bischöfe an diesem Montagmorgen im Vatikan zur Messfeiser getroffen. In seiner Predigt betonte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, dass die Aufklärung der Missbrauchsfälle auch eine geistliche Dimension haben müsse. Neben aller Notwendigkeit, die Herausforderungen entschieden anzupacken, gehe es auch darum, demütig um den Beistand Gottes in diesem schwierigen Prozess zu bitten. Nach der Messe begannen die Unterredungen der Bischöfe mit dem Papst. Die Bischöfe träfen sich dabei nicht mit der ganzen Gruppe, sondern einzeln mit dem Papst, so Bischof Duffy: „Jeder von uns wird persönlich mit dem Heiligen Vater sprechen. Wir wurden dazu ermutigt, offen und klar mit ihm zu sprechen. Jeder Bischof wird etwa sieben Minuten Zeit dafür bekommen.“ Das erste Gespräch mit dem Papst soll der Primas von Irland und Bischof von Armagh, Sean Brady, führen. Er sagte uns: „Ich bin schon oft in Rom gewesen, aber noch nie kam ich begleitet von so vielen Gebeten wie dieses Mal. Ich denke, dass das ein sehr wichtiges Treffen ist, ein weiterer Schritt in einem Prozess, der uns hoffentlich Antrieb sein wird, wenn wir nach Irland zurückkehren. Dieser Prozess wird uns hoffentlich auf einen Weg der Reue und Versöhnung führen.“ Bei den Einzeltreffen werden ebenfalls der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal William Levada, der Präfekt der Kongregation für den Klerus, Kardinal Giovanni Battista Re, der Präfekt der Kongregation für die Ordensleute, Kardinal Franc Rode, und der Vorsitzende des päpstlichen Rates für die Gesetzestexte, Erzbischof Francesco Coccopalmiero anwesend sein. (rv)

D: Berlin nimmt Stellung zu Vorwürfen

Das Erzbistum Berlin hat in einer Erklärung ausführlich Stellung genommen zu seinem Umgang mit einem Geistlichen, dem sexueller Mißbrauch vorgeworfen wird. In dem Statement von diesem Sonntag widerspricht das Erzbistum detailliert einer Darstellung des Priesters, die dieser vor vier Tagen in seiner Pfarrei veröffentlicht hatte. Wir dokumentieren hier das Berliner Statement in vollem Wortlaut.

Vorwürfe gegen Pfarrer W.: Erzbistum nimmt Stellung

Zu dem "Statement" von Pfarrer W., das am 10.02.2010 in der Pfarrei Heilig Kreuz (Hohenschönhausen) verlesen wurde, erklärt das Erzbistum Berlin wie folgt. Der Text wurde am Sonntag, dem 14. Februar 2010, der Pfarrgemeinde bekannt gemacht.
"1. Angesichts der eingestanden Verfehlungen, welche sich auch auf Mitglieder seiner Gemeinde bezogen, wurde Pfarrer W. von Seiten des Erzbistums empfohlen, auf die Pfarrei zu verzichten. Die Gründe für den Verzicht wurden von Pfarrer W. selbst gewählt. Darüber hinaus sprach er bereits in der Vernehmung am 24.07.2009 von selbst davon, die Pfarrei verlassen zu wollen.
2. Nach der Vernehmung am 10.07.2009 und nach einer Bedenkzeit von ca. 30 Minuten hat Pfr. W. das Protokoll gelesen und als richtig und vollständig bestätigt. Anzeichen für eine gesundheitliche Einschränkung seinerseits lag laut Eindruckszeugnis nicht vor. Von seinem Recht auf Rechtsbeistand hat er bis jetzt keinen Gebrauch gemacht. Üblicherweise verbleibt das Protokoll im Vorverfahren kopielos in den Akten. Dies wurde Pfarrer W. auch im Verlauf der Vernehmung mitgeteilt. Auch in seinem zweiten Gespräch am 24. Juli 2009 hat er bezüglich seiner früheren Aussagen sowie dem ersten Protokoll keinerlei Widersprüche oder Einsprüche geltend gemacht.
3. Die Personen, die die Vorwürfe erhoben haben, sind keine anonymen Personen, hatten aber zunächst Diskretion für sich selber erbeten. Solange als möglich haben wir diese Diskretion im Vorverfahren gewahrt. In diesem Sinne kann der Name der beschuldigenden Person dem Beschuldigten erst im Zuge des eigentlichen Verfahrens genannt werden.
4. Die Aussage von Pfarrer W., dass er bis heute nicht weiß, um was und wen es geht, ist falsch. Die vorliegenden Vernehmungsprotokolle weisen aus, dass er nicht nur vorgeworfene Verfehlungen einräumt, sondern dem Bistum unbekannte Tatbestände und Namen benannte. In diesem Zusammenhang bat Pfarrer W. in der Vernehmung diejenigen, die es betrifft, um Entschuldigung.
5. Auch die Aussage von Pfarrer W., er habe die Stadt Berlin zu verlassen, entspricht nicht der vollen Wahrheit. Angesichts einer geplanten Jugendfahrt wurde Pfarrer W. vielmehr aufgefordert, diese Fahrt zu unterlassen und sich für eine bestimmte Zeit zur Selbstklärung in ein Kloster außerhalb Berlins zu begeben, wobei er auch einen anderen Ort in entsprechender Entfernung zur Gemeinde hätte vorschlagen können.
6. Den Opfern wurde mitgeteilt, dass sie das Recht haben, jeder Zeit eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft einzureichen.
Nach Prüfung der Unterlagen aus dem Vorverfahren hat Rom die Durchführung des kirchlichen Strafrechtsverfahrens dem Erzbischof von Berlin übertragen. Dies ist ein durchaus üblicher Vorgang, der in keiner Weise als Ablehnung eines Verfahrens verstanden werden kann."

Berlin, den 14. Februar 2010

Stefan Förner

Erzbischöfliches Ordinariat Berlin (rv)

Olympia-Seelsorger: „Spiele verbinden die Menschen“

Die Olympiade trägt dazu bei, dass die Menschheitsgemeinschaft weltweit mehr und mehr zusammenwächst. Das findet „Olympia-Kaplan“ Bernhard Maier, der mit dem österreichischen Team zu den Winterspielen nach Vancouver gereist ist. Zum 15. Mal nimmt der Salesianerpater an dem Großereignis teil – damit hat er einen neuen Rekord in der Olympia-Seelsorge aufgestellt. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert er seine Aufgaben:
„Man darf unter keinen Umständen aufdringlich sein oder jemanden in diesen Tagen massiv bearbeiten wollen. Für Österreich, Deutschland und Italien ist es üblich, dass ein eigener Seelsorger dabei ist. Und nachdem das institutionalisiert ist, rechnet auch jeder damit. Inzwischen kommen die Betreuer auf mich zu und fragen, wann wir wieder mal eine Messe machen können. Nach fast dreißig Jahren in der Sportlerseelsorge ist es selbstverständlich, dass ich Gesprächspartner bin. Ich sitze mit im Aufenthaltsraum, werde wie ein Mannschaftsmitglied angesehen und man kommt ins Reden. Zwischen den Wettbewerben, dass sagen auch die Sportler, brauchen sie einfach mal so eine Stunde, um abschalten zu können.“
In der Sportlerseelsorge ist Maier, der hauptberuflich Schulleiter des Don Bosco Gymnasiums Unterwaltersdorf bei Wien ist, nicht zufällig gelandet:
„Natürlich bin ich sehr sportinteressiert. Das ist sogar meine zweite Profession: Ich habe Sport an der Universität studiert und kann damit auch mein ganzes Interesse in den Sport legen und mich daran unheimlich erfreuen. Und von daher sind Sport und Seelsorge so richtig ineinander verwoben in diesem Fall.“
Der immense Druck, unter dem die Sportler im Leistungskampf stehen, ist auch für den Seelsorger spürbar. Sein Einsatz richtet sich flexibel nach den Erlebnissen und Belastungsproben, denen die Sportler ausgesetzt sind:
„Natürlich bekomme ich das mit. Ich lebe ja unter den Sportlern, bin den ganzen Tag im olympischen Dorf unterwegs und habe freien Zutritt zu den Wohnungen und Aufenthaltsräumen. Und da versuche ich, einen ganz ruhigen Pol darzustellen. Man darf sich das nicht so vorstellen, dass die Sportler anklopfen und um ein Gespräch bitten. Alles, was in diesen Tagen seelsorgerisch notwendig ist, ergibt sich ganz automatisch in den Räumen, die zur Verfügung stehen. Wenn ein Wettkampf mal schief läuft, oder jemand krank im Bett liegt, dann hat man natürlich intensiver zu tun.“
Den olympischen Gedanken sieht Maier vor seinem Erfahrungshintergrund eher nüchtern:
„Das ist eben das Besondere an Olympia, diese weltumspannende Idee. Aber es geht ja immer auch weiter im Weltcupzirkus. Man muss da realistisch bleiben. Sport hat einen bestimmten, bescheidenen Einfluss. Es wird zwar alles dafür getan, dass eine Gemeinschaft unter den Sportlern entsteht. Allerdings wohnen zum Beispiel nicht alle Sportler im olympischen Dorf. Einige sind außerhalb untergebracht. Also so ganz durchgängig ist die olympische Idee sicher nicht verwirklicht. Jeder hat ja auch das Interesse, gut abzuschneiden und eine Medaille zu bekommen, das ist das Allerwichtigste für jeden.“
Und dennoch kommt der Seelsorger zu folgendem Fazit:
„Dass die olympischen Spiele ein kleiner Beitrag dazu sind, dass die Menschheitsfamilie weltweit besser zusammenwächst, das hat auch der Heilige Vater in seiner Botschaft zum Ausdruck gebracht. Wunderbar ist sicherlich, dass alle weltweit nach denselben Regeln kämpfen. Damit sind auch Ethik, Fairness und Moral hier universell vertreten. Dahingehend, dass für alle die gleichen Rechte und Pflichten gelten und auch Gott in gleicher Weise für alle Menschen da ist, sind die Spiele vielleicht ein kleiner, aber feiner Schritt in Richtung Menschenrechte und Religion.“ (rv)

Mögliche Kardinalskreierungen im Jahr 2010

Für Kardinalskreierungen gibt es in der Römisch-Katholischen Kirche keine Normen. Einzig der Papst selbst kreiert neue Kardinäle nach seiner persönlichen Einschätzung und ohne Einflussnahme von außen. Standen die Päpste im Mittelalter noch stark unter dem Einfluss weltlicher Herrscher, so gehört diese Praxis heute der Vergangenheit an.

Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin „Panorama“ scheint Papst Benedikt XVI. wohl am 28. Juni 2010 neue Kardinäle zu ernennen. Derzeit umfasst das Kardinalskollegium insgesamt 183 Kardinäle, von denen 111 wahlberechtigt in einem künftigen Konklave sind. Zudem verlieren bis Jahresende 10 Purpurträger dieses Wahlrecht auf Grund der Altersgrenze von 80 Jahren. Somit verringert sich das Wahlgremium auf 101 Kardinäle. Gemäß der gültigen Papstwahl-Konstitution „Universi Dominici Gregis“ von Papst Johannes Paul II. aus dem Jahr 1996, sollte das Wahlgremium für ein Konklave jedoch 120 Kardinäle umfassen. Unter Johannes Paul II. zählten die wahlberechtigten Kardinäle häufiger mehr als 120 Köpfe. Papst Benedikt XVI. hat mit seinen bisherigen Kardinalskonsistorien (24.03.2006 und 24.11.2007) diese vorgegebene Anzahl jedoch weitestgehend eingehalten. Ob Benedikt diese Tendenz in seinem Pontifikat beibehalten wird, wird das nächste Konsistorium zeigen.

Ausgehend von etwa 100 Kardinälen (Ende 2010) mit aktivem Wahlrecht ist die Ernennung von knapp 20 neuen Kardinälen durchaus realistisch. Betrachtet man alle derzeit vakanten  Kardinalsämter im Vatikan so kommt man auf 9 fehlende Kurienkardinäle. Diese verteilen sich wie folgt:

Päpstliche Räte:

  • Päpstlicher Rat für die Interpretation der Gesetzestexte: EB Francesco Coccopalmerio
  • Päpstlicher Rat für die Kultur: EB Gianfranco Ravasi
  • Päpstlicher Rat der Seelsorge für Migranten und Reisende: EB Antonio Maria Veglio
  • Päpstlicher Rat für die Pastorale im Krankendienst: EB Zygmunt Zimowski

Kongregationen:

  • Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse: EB Angelo Amato S.D.B.

Gerichtshöfe:

  • Apostolische Pönitentiarie: EB Fortunato Baldelli
  • Apostolische Signatur: EB Raymond Leo Burke

Ämter:

  • Präfektur für die wirtschaftl. Angelegenheiten des Heiligen Stuhls: B Velasio De Paolis C.S.

Erzpriester:

  • Erzpriester der Patriarchalbasilika St. Paul vor den Mauern: Erzpreister Francesco Monterisi

Traditionell gibt es weltweit Erzdiözesen die nicht nur von einem Erzbischof/Metropolitan geleitet werden, sondern obendrein dieser auch im Kardinalrang steht. Von diesen sind derzeit 25 Erzbistümer nicht mit einem Kardinal besetzt. Zudem gibt es weitere 4 Erzdiözesen, in den Ländern Ekuador, Japan, Madagaskar und im Kongo, die nach dem Tod des bisherigen Kardinals keinen einzigen Kardinal mehr haben und damit in einem künftigen Konklave nicht mehr vertreten sind. In den einzelnen Kontinenten fehlen also 29 Kardinäle:

 Europa:

  • Erzbistum Florenz: EB Giuseppe Betori
  • Erzbistum Palermo: EB Paolo Romeo
  • Erzbistum Freising und München: EB Reinhard Marx
  • Erzbistum Mechelen-Brüssel: EB André-Joseph Léonard
  • Erzbistum Utrecht: EB Willem Jacobus Eijk
  • Erzbistum  Prag: EB Dominik Duka
  • Erzbistum Lviv (Lemberg): EB Miecyslaw Mokrzycki
  • Erzbistum Warschau: EB Kazimierz Nycz
  • Erzbistum Breslau: EB Marian Gołębiewski
  • Erzbistum Valencia: EB Carlos Osoro Sierra
  • Erzbistum Sevilla: EB Juan Asenjo Pelegrina
  • Erzbistum Toledo: EB Braulio Rodriguez Plaza
  • Erzbstum Westminster: EB Vincent Nichols
  • Erzbistum Marseille: EB Georges Pontier

Nordamerika:

  • Erzbistum Baltimore: EB Edwin Frederick O´Brien
  • Erzbistum Detroit: EB Allen Henry Vigneron
  • Erzbistum New York: EB Timothy Dolan
  • Erzbistum Washington: EB Donald Wuerl
  • Erzbistum Toronto: EB Thomas Collins

Lateinamerika:

  • Erzbistum Rio de Janeiro: EB Orani Tempesta O.Cist.
  • Erzbistum Quito: EB Raúl Eduardo Vela Chiriboga *

Asien:

  • Erzbistum Hongkong: B John Tong Hon
  • Erzbistum Bangkok: EB Francis Xavier Kriensak Kovithavanij
  • Erzbistum Tokio: EB Peter Takeo Okada *
  • Erzbistum Hanoi: EB Joseph Ngô Quang Kiêt

Afrika:

  • Erzbistum Douala: EB Samuel Kleda
  • Erzbistum Antananarivo: EB Odon Marie Arsène Razanakolona *
  • Erzbistum Kinshasa: EB Laurent Monsengwo Pasinya *

Ozeanien:

  • Erzbistum Wellington: EB John Atcherley Dew

Zusätzlich ist das Patriarchat von Alexandrien seit 2006 nicht mehr mit einem Kardinal besetzt. Der momentane Patriarch Antonios Naguib könnte beim nächsten Konsistorium den Roten Hut bekommen. Dieses erscheint um so realistischer, da sein Vorgänger Kardinal Ghattas Stephanos II. am 20.01.2009 bereits verstorben ist. Das Patriarchat von Antiochien für Syrien ist ebenfalls nur mit einem Erzbischof besetzt (Ignatius Joseph III. Younan), jedoch lebt hier noch der emer. Patriarch Ignace Moussa I. Daoud. Der Kardinalsrang für Ignatius Joseph III. Younan ist derzeit eher unwahrscheinlich.

Wollte Papst Benedikt XVI. alle diese Erzbistümer,Patriarchat von Alexandrien und Dikasterien im Vatikan besetzen, so müsste er 39 neue Kardinäle kreieren. Das ist eher unwahrscheinlich. Sicherlich werden mehrere Anwärter beim nächsten Konsistorium leer ausgehen und auf die Zukunft hoffen müssen. Bei der einen oder anderen möglichen Ernennung wird der Papst politische Gegebenheiten in dem jeweiligen Land nicht außer Acht lassen können. Besonders  für den asiatischen Bereich könnte es ohne weiteres zu einer Ernennung "in pectore" kommen. (vh)

 * = Erzbistümer in Ländern ohne lebenden Kardinal                       B = Bischof                              EB = Erzbischof

Papst Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Miloslav Vlk angenommen

In das Amt als Erzbischof von Prag folgt dem 77-Jährigen der Dominikanerpater und bisherige Bischof von Königgrätz, Dominik Duka, wie an diesem Samstag im Vatikan bekannt wurde. Vlk hatte das tschechische Hauptstadtbistum seit 1991 geleitet. Duka, der 1998 von Johannes Paul II. zum Bischof ernannt worden war, dürfte in seiner neuen Funktion wohl auch zeitnah die Kardinalswürde erhalten. (rv)

Vatikan/Italien: Papst besucht Arme

Papst Benedikt XVI. besucht am kommenden Sonntag das Zentrum der römischen Caritas am Hauptbahnhof Termini. Das Kirchenoberhaupt wird zunächst die Poliklinik aufsuchen und mit Ärzten und Krankenpflegern sprechen. Anschließend werde er die Apotheke, die Herberge und die Mensa sehen, teilte die Vatikanzeitung „Osservatore Romano“ am Freitag mit. In der Herberge des Zentrums hätten seit ihrer Gründung 1,2 Millionen Personen übernachtet. Der Papstbesuch in der Caritas-Einrichtung steht im Zusammenhang mit dem für 2010 proklamierten „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“. Die Geste von Benedikt XVI. sei eine Einladung an die Bischöfe Europas, in ihren Diözesen Caritas-Einrichtungen zu fördern. Das sagte der Kardinalvikar Agostino Vallini. Die christliche Gemeinde dürfe die Ausgegrenzten nicht vergessen und nicht übersehen. „Wahrer Glaube ist für uns derjenigen, der zur Nächstenliebe wird“, so Vallini. (rv)