Kardinal Cordes geht nach Brünn

Kardinal CordesPapst Franziskus hat den ehemaligen Präsident von Cor Unum, den deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes, zum Sondergesandten für die Abschlussfeiern des Ersten Nationalen Eucharistischen Kongresses der Tschechischen Republik ernannt. Das teilte der Vatikan an diesem Samstag mit. Die Abschlussfeier des Kongresses findet am 17. Oktober 2015 in Brünn (Brno) statt. (rv)

Tschechische Republik: Historischer Vertrag unterzeichnet

TschechienDie tschechische Regierung hat eine historische Vereinbarung mit der katholischen Kirche und anderen 15 religiösen Gruppierungen unterzeichnet, mit der den Religionsgemeinschaften Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe zugesichert werden. Die Zahlungen beziehen sich auf durch das kommunistische Regime enteignete Besitztümer der Kirchen. Die Vereinbarung wurde trotz des Widerstandes des linken Parteispektrums unterzeichnet. Unter den betroffenen Religionsgemeinschaften unterzeichnete nur die Baptistengemeinde die Vereinbarung nicht, da sie, wie aus einem Statement hervorgeht, sich lieber durch Mitgliedsbeiträge finanziere. Laut der Vereinbarung hätte die Baptistengemeinde Anspruch auf circa 228 Millionen Koruna (11,8 Millionen USD), so Milan Kern, der den 2.500 Mitgliedern der Baptist Union in Tschechien vorsteht.

Diejenigen, die die Vereinbarung unterzeichnet haben – unter ihnen Katholiken, Juden und Protestanten – werden enteigneten Besitz, der sich nun in Staatshand befindet, im Wert von etwa 75 Milliarden Koruna (3,9 Milliarden USD) zurück bekommen. Die tschechische Regierung sagte außerdem zu, 3,1 Milliarden USD über einen Zeitraum von 30 Jahren zurückzuerstatten.

Zerstörtes Eigentum

Dieses Geld soll als Schadenersatz für Kirchenbesitz gelten, der nicht mehr rückerstattet werden kann, weil er entweder zerstört worden ist oder an Dritte weitergegeben wurde. Als größte Religionsgemeinschaft steht der katholischen Kirche der Löwenanteil der Zahlungen und Rückerstattungen zu, gleichzeitig geht mit der Vereinbarung einher, dass der tschechische Staat schrittweise die Zahlungen für Priestergehälter und andere Zahlungen an die Kirche über die nächsten 17 Jahre einstellen wird.

Der tschechische Premierminister Petr Necas sagte vor Journalisten, er sei froh darüber, dass der Vertrag nun unterzeichnet sei, mehr als 20 Jahre nach dem Kollaps des Kommunismus. Das sei „ein Akt der Gerechtigkeit“, der die Beziehungen zwischen den Religionsgemeinschaften und dem Staat verbessern werde, nachdem sie unter dem kommunistischen Regime schweren Schaden erlitten hätten, so der Premierminister. Er erinnerte daran, dass 1948, als die Kommunisten in der damaligen Tschechoslowakei an die Macht gekommen waren, alle Kircheneigentümer eingezogen worden waren.

Getötete Priester

Das Regime hatte auch kirchliche Führungspersönlichkeiten verfolgt. Mindestens 65 katholische Priester, Mönche und Nonnen waren exekutiert oder in Gefängnissen getötet worden, während andere durch die schlimmen Lebensumstände zum Selbstmord getrieben worden sind, wie Historiker berichten. Kirchen durften ihren Glauben nur unter kommunistischer Kontrolle leben, und Priestergehälter wurden durch den Staat gezahlt.

Obwohl die Schadensersatzzahlungen vergangenes Jahr im Parlament vereinbart worden waren, wurde die Vereinbarung durch die linksgerichteten Sozialdemokraten angefochten. Nach Worten des Parteiführers Bohuslav Sobotka gäbe es „keinen Grund für den Vertrag.“ Die Sozialdemokraten vertreten die Ansicht, dass die Kirchen zu große Rückzahlungen in einer Nation erhielten, die Europas größte Anzahl von Atheisten beherbergt – laut Schätzungen handelt es sich um 30 Prozent der Bevölkerung – und riefen das Verfassungsgericht an.

Popuslismus

Der Präsident des ökumenischen Kirchenrates in der Tschechischen Republik, Joel Ruml, weist diese Sichtweise jedoch zurück. Er nannte die Rückzahlungsvereinbarung einen Weg, um eine „modern Beziehung zwischen den Kirchen und dem Staat“ aufzubauen und erklärte, er bedauere es, dass die Sozialdemokraten den Weg des Populismus einschlügen. Wie Nachrichtenagenturen berichteten, habe ein Sekretär des Verfassungsgerichtes die Regierung aufgefordert, mit der Unterzeichnung der Vereinbarung noch zu warten, nachdem in letzter Minute die Beschwerde der Sozialdemokraten eingegangen war, doch der Premierminister habe dies abgelehnt. Während der Richterspruch des Verfassungsgerichts noch erwartet wird, erklärten die Kirchen, sie hofften darauf, ein neues Kapitel in ihrer oft schwierigen Geschichte zu schreiben. (rv)

Tschechische Republik: Veitsdom-Streit beendet

Der Streit zwischen dem tschechischen Staat und der katholischen Kirche um den Prager Veitsdom ist offiziell beigelegt. Seit Gründung der Tschechischen Republik hatte es Auseinandersetzungen darüber gegeben, wer rechtmäßiger Eigentümer des wichtigsten böhmischen Gotteshauses ist. Nun verzichtet die Kirche auf ihre Eigentumsansprüche – mit dieser Einigung wurden die juristischen Streitigkeiten für beendet erklärt. Der Leiter von Radio Prag, Gerald Schubert, bewertet den entscheidenden Schritt im Gespräch mit uns so:

„Es gab immer wieder Entscheidungen, die angefochten und in andere Instanzen verlagert wurden. Ich glaube, mit der Unterschrift, die gestern Nachmittag recht symbolträchtig von Staatspräsident Vaclav Klaus und dem noch recht neuen Erzbischof Dominik Duka gesetzt wurde, wurde ein bedeutendes Signal ausgesandt, nämlich, dass der Veitsdom ein wichtiges Symbol des Staates und der Kirche und eben auch der gemeinsamen tschechischen Kultur ist."

Nach diesem langen Weg sei es jetzt doch recht zügig zu dem Vertragsabschluss gekommen, urteilt der Österreicher.

„Das hat wohl mit der Person des neuen Prager Erzbischofs zu tun: Schon vor einigen Wochen, als er zum Erzbischof ernannt wurde, hat man gemunkelt, dass das schnell gehen könnte, weil er in dem Ruf steht, ein nahes Verhältnis zu Staatspräsident Klaus zu haben, und dass die beiden sich relativ rasch einigen könnten. Aber natürlich war das nicht nur eine Entscheidung zwischen den beiden. Auch von den übrigen maßgeblichen politischen Kräften des Landes ist die Entscheidung durchweg positiv bewertet worden."

Staatspräsident Klaus äußerte die Hoffnung, dass die Lösung des Konflikts inspirierend sein könne, um auch andere offene Fragen zwischen Staat und Kirche einvernehmlich zu lösen. Für eine generelle Annährung zwischen Staat und Kirche spreche das, wie Schubert betont, aber noch nicht. Der Vertragsabschluss sei eher pragmatischer Natur. – Der Veitsdom war in den 1950er Jahren von der damaligen kommunistischen Führung des Landes „nationalisiert" worden. Die katholische Kirche und der tschechische Staat hatten seit fast zwei Jahrzehnten um die Kathedrale prozessiert, deren Bau unter Kaiser Karl IV. begonnen wurde. Die jüngste Gerichtsentscheidung hatte den Dom erneut dem Staat zugesprochen. Kritiker waren der Meinung, dass damit der Raub der Kathedrale unter dem kommunistischen Regime legitimiert würde. Dukas Vorgänger auf dem Stuhl des Prager Erzbischofs, Kardinal Miloslav Vlk, hatte dagegen Verfassungsbeschwerde eingelegt und wollte gegebenenfalls vor dem Europäischen Menschenrechtsgerichtshof ziehen. Die Einigung über die Kathedrale kam gut einen Monat nach der Amtseinführung Dukas zustande. (rv)

Vatikan/Tschech. Rep.: Kardinal Spidlik gestorben

Der tschechische Kardinal und Ostkirchenexperte Tomas Spidlik ist im Alter von 90 Jahren am Freitagabend in Rom gestorben. Der Papst hat in einem Beileidtelegramm an diesem Samstag den Verstorbenen gewürdigt. Die Kirche habe einen guten Kenner der ostkirchlichen Spiritualität verloren, so Benedikt XVI. Als Dozent am Päpstlichen Orientalischen Institut und Autor zahlreicher Publikationen hatte sich der Jesuit auch international einen Namen gemacht. In Würdigung seiner herausragenden Verdienste hatte Papst Johannes Paul II. ihm 2003 den Kardinalspurpur verliehen. Seine wohl wichtigste Predigt hielt Spidlik am 18. April 2005 – fast auf den Tag genau fünf Jahre vor seinem Tod – vor den zum Konklave versammelten Kardinälen in der Sixtinischen Kapelle. An der Papstwahl selbst durfte er nicht teilnehmen, weil er die Altersgrenze von 80 Jahren bereits überschritten hatte. Nach seinem Tod zählt das Kardinalskollegium 181 Mitglieder. Von diesen könnten jedoch nur die 108 unter 80-Jährigen an einer Papstwahl teilnehmen. Spidlik wurde am 17. Dezember 1919 im mährischen Boskovice geboren und trat 1940 in den Jesuitenorden ein. Ab 1951 arbeitete er für die tschechische Abteilung von „Radio Vatikan" in Rom. (rv)

Papst Benedikt XVI. hat das Rücktrittsgesuch von Kardinal Miloslav Vlk angenommen

In das Amt als Erzbischof von Prag folgt dem 77-Jährigen der Dominikanerpater und bisherige Bischof von Königgrätz, Dominik Duka, wie an diesem Samstag im Vatikan bekannt wurde. Vlk hatte das tschechische Hauptstadtbistum seit 1991 geleitet. Duka, der 1998 von Johannes Paul II. zum Bischof ernannt worden war, dürfte in seiner neuen Funktion wohl auch zeitnah die Kardinalswürde erhalten. (rv)

Tschechische Republik: Kardinal Vlk verabschiedet sich

In dem osteuropäischen Land neigt sich in diesen Tagen eine Ära dem Ende entgegen. Kardinal Miloslav Vlk, seit 1991 Erzbischof von Prag, wartet auf die Ernennung seines Nachfolgers. Auch nach neunzehn Jahren auf dem Prager Bischofsstuhl ist die geistliche Situation der Kirche in der Tschechischen Republik für Kardinal Vlk ein zentrales Anliegen. Die politische Lage der Kirche des Landes bleibe schwierig, so der Erzbischof. Große Herausforderungen lägen aber auch im innerkirchlichen Bereich: „Das größte Problem ist es, die Mentalität der Glaubenden, ihr traditionelles Selbstbild zu ändern, damit sie mehr den neuen Aufgaben der Evangelisierung in der säkularisierten Welt gerecht werden. Also um sich selbst zu kümmern, sich selbst zu retten. Aber die Öffnung nach außen, die fehlt noch." Kirche müsse missionarisch sein und im Dialog gegen Vorbehalte vorgehen, so Vlk. (rv)