Marx: „WEF ist nicht ergebnisorientiert“

Rund 30 Staats- und Regierungschefs, über 60 Minister und zahlreiche Zentralbanker hatten ihr Kommen angekündigt. Doch auch 16 geladene Religionsvertreter waren dabei am hochkarätigen Treffen im schweizerischen Davos. Unter ihnen war am Weltwirtschaftsforum – kurz WEF – auch der Münchner Erzbischof Reinhard Marx. Unter dem Motto „Den Zustand der Welt verbessern: überdenken, umgestalten, erneuern" haben die Teilnehmer diese Woche die Folgen des Scherbenhaufens der Finanz- und Wirtschaftskrise diskutiert. Mario Galgano hat den Bischof und Sozialethiker gefragt, was ihn am meisten beeindruckt hat in Davos.

RV: Sie haben als einer von 16 geladenen Religionsvertretern erstmals an dem hochkarätigen Treffen von Politikern und Unternehmen im schweizerischen Davos teilgenommen. Wie war ihr Eindruck?
Marx: „Mein Eindruck ist, dass das WEF ein unglaublich großes Treffen ist. Da finden sehr viele Foren statt. Tatsächlich ist die ganze Welt in Davos vertreten. Vor allem natürlich die Welt der Wirtschaft, der Banken, aber auch der Politik. Man hat den Eindruck, dass sich in den Schweizer Bergen das globale Weltdorf trifft. Insofern finde ich ein solches Projekt auch gut. Wir brauchen nämlich in einer Zeit der Globalisierung – und mit all den jetzigen Schwierigkeiten – viele Gespräche. Das WEF ist kein ergebnisorientierter Kongress, der am Ende eine Resolution verfasst. Ich finde es gut, dass in den letzten Jahren scheinbar auch verstärkt durch die Krise die Frage der Werte und Religionen ein größeres Gewicht bekommt. Man darf von einem WEF nicht zu viel aber auch nicht zu wenig erwarten. Es ist vielmehr ein Forum, wo sich sehr viele Entscheidungsträger treffen. Sie stellen sich aber auch kritischen Fragen. Als Bischof kann man dann erst einmal sagen, dass man das gut findet."
RV: Was kann denn die katholische Kirche den – sagen wir mal – weltlich orientierten Managern und Politikern mitgeben? Haben Sie über die katholische Soziallehre gesprochen?
Marx: „In unseren Arbeitskreisen haben wir mit Vertretern verschiedener Konfessionen und Religionen gesprochen. Es ist durchaus die Bereitschaft da, die Stimme der katholischen Kirche hören zu wollen. Ich konnte durchaus über die katholische Soziallehre sprechen. Man kann aber nicht einfach mit der Tür ins Haus fallen. Man muss erst einmal argumentieren und nicht sich einfach hinstellen und sagen, dass man eine Lehre hat. Wir müssen betonen, dass wir gute Argumente haben. Das ist wichtig. Entscheidend ist, dass die katholische Soziallehre nicht einfach als eine Moralpredigt vorgestellt wird. Man muss auch daran denken, dass sehr viele Entscheidungsträger beim WEF Christen sind. Ich finde es gut, dass die Kirche beziehungsweise ich als Bischof auch zu solchen Treffen teilnehmen darf. Ich habe nicht den Eindruck, dass sich die Ohren da verschließen, wenn ich spreche."
RV: Gab es auch Rückmeldungen über die letzte Enzyklika des Papstes? Haben Sie den Eindruck, dass der Papst auch bei Ökonomen ankommt?
Marx: „Doch, grundsätzlich schon. Die Veranstalter haben uns als Kirche hier eingeladen. Ich glaube, wir unterschätzen im kirchlichen Bereich manchmal selber unsere Bedeutung. Wir sind so sehr verstrickt in unsere eigenen Probleme und merken gar nicht, wie sehr „von außen" eigentlich gefordert wird, dass wir uns einmischen. Mehrere Korrespondenten und Wirtschaftsleute haben mir gesagt, dass obwohl sie nicht immer mit der Kirche einverstanden sind, sie dennoch wollen, dass die Kirche sich dort argumentativ einmischt. Die katholische Soziallehre ist ein großartiger Schatz, den wir erarbeitet haben. Das ist kein Rezeptbuch, wo man nur nachschauen muss. Wir haben dort sehr gute Prinzipien, Leitideen und auch Orientierung, die bis in die praktische Gestaltung hinein gehen können. Das tun wir zu wenig. Wenn ich an Deutschland denke, aber auch an andere Länder, wer kennt denn überhaupt die katholische Soziallehre? Wer ist da wirklich gebildet? Ich glaube, da ist ein Appell eher nach innen zu richten und nicht unbedingt nach außen. Nach außen werden wir schon gehört. Aber nach innen muss man die katholische Soziallehre besser kennen lernen. Das gilt in Fort- und Weiterbildung aber auch in unseren Verbänden und Gruppierungen, die Einfluss nehmen können in Politik. Da ist noch manches zu tun."
RV: In Davos waren die Gespräche auf eine globale Ebene gerichtet. Wenn Sie den Blick nach Deutschland richten, haben Sie denn da den Eindruck, dass in der gegenwärtigen deutschen Politik die katholische Stimme in diesen moralischen Fragen wirklich wahrgenommen wird?
Marx: „Ich mich intensiv darüber geäußert. Es ist wirklich so, dass ich sehr oft darauf angesprochen werde. Ob sich unsere Botschaft auch in konkreter Politik umsetzen lässt, ist zu beachten, dass die Kirche kein politischer Akteur ist. Wir machen nicht einfach Politik. Wir haben aber Politik möglich zu machen. Unsere Beiträge müssen hilfreich sein. Wir müssen nicht etwas sagen, was über den Wolken schwebt sondern es müssen konkrete Argumente für politische und wirtschaftliche Akteure sein."
RV: Es gibt ja in Deutschland Parteien, die ein „C" in ihrem Namen tragen. Wie sehen Sie das?
Marx: „Die Parteien, die ein „C" vor ihren Namen schreiben, haben damit eine anspruchsvolle Botschaft verbunden und müssen deshalb auch sich an dem orientieren, was die christlichen Kirchen und Gemeinschaften sagen. Der enge Kontakt zur Kirche und auch zur katholischen Soziallehre ist eigentlich in diesem Fall notwendig. Das habe ich immer angemahnt und tue ich weiterhin. Natürlich kann man aus dem Evangelium nicht einfach ein Parteiprogramm machen. Aber die großen Linien gehören dazu. Das ist absolut notwendig."
RV: In Porto Alegre findet nun das World Social Forum statt. Dieses Treffen versteht sich quasi als Kritikplattform gegen das Forum in Davos. Was halten Sie von einem solchen World Social Forum?
Marx: „Schöner wäre es, wenn man die beiden Treffen zusammenführen könnte. Aber man kann nicht immer alles machen. Auch kann man von einem Ökonomie-Treffen wie hier in Davos nicht alles erwarten. Es braucht natürlich Ergänzungen. Deshalb kann auch ein World Social Forum Sinn machen, wenn man dort Punkte einbringt, die an einem Wirtschaftstreffen zu schwach besetzt sind. Bei all der berechtigten Kritik gegenüber dem WEF muss ich sagen, dass sich dieses Treffen auf kritische Fragen geöffnet hat. Es gibt hier auch Kritiker des Kapitalismus und es gibt auch Vertreter von Religion und Philosophie. Das finde ich eine positive Entwicklung. Wir brauchen auf Weltebene – aber das wird ein langer Weg sein – ein Gemeinwesen, der allen und besonders den Armen eine Chance geben kann. Für ein solches Projekt, so glaube ich zumindest, kann man selbst hier in Davos Übereinstimmung finden." (rv)

Vatikan: Ehenichtigkeits-Verfahren

Ehenichtigkeits-Verfahren sind kein bloßer Verwaltungsakt, sondern auch eine pastorale Herausforderung. Darauf hat Papst Benedikt XVI. an diesem Freitag bei seiner Rede zur feierlichen Eröffnung des Gerichtsjahres der „Sacra Rota Romana" hingewiesen. Gerechtigkeit und Nächstenliebe müssten hierbei Hand in Hand gehen und seien gemeinsam der Wahrheit verpflichtet. Vor den Richtern und Mitarbeitern des Gerichts machte er darauf aufmerksam, dass ihre Arbeit vorrangig dem Seelenheil der betroffenen Eheleute dienen müsse und teilhabe am Wirken Christi als guter Hirte. Von Gottes- und Nächstenliebe müssten auch die bürokratischen Strukturen durchdrungen sein. Gleichzeitig hätten die Mitarbeiter der Rota die Institution der christlichen Ehe zu schützen und zu stärken. Die Rechtmäßigkeit der kirchlichen Ehe sei kein verwaltungstechnisches Siegel, sondern betreffe den Menschen als Ganzes und müsse im Zweifelsfall sorgsam geprüft werden. Ein gerechtes Urteil fälle dabei nur, wer als Seelsorger und mit großem Feingefühl auf die Verfahren blicke. – Das Gericht der Römischen Rota übt für den Papst die ordentliche Gerichtsbarkeit aus. Nach der Apostolischen Signatur ist es das zweithöchste Gericht des Apostolischen Stuhls. Hauptsächlich befasst sich die Römische Rota mit Ehenichtigkeits-Verfahren. Das römische Gericht urteilt über die Gültigkeit kirchlicher Eheschließungen und ist dabei letzte Berufungsinstanz der einzelnen Diözesangerichte. (rv)

Stolpersteine in Rom: Den NS-Opfern ihren Namen zurückgeben!

22.000 Steine hat Gunter Demnig schon verlegt in ganz Europa. Allerdings nicht irgendwelche Steine, sondern „Stolpersteine". Die goldfarbenen quadratischen Pflastersteine tragen jeweils den Namen eines Menschen, der im Holocaust von den Nazis zu einer Nummer degradiert und deportiert worden ist. Mahnmal und Erinnerungsmoment wollen die Steine sein, beschreibt der Künstler im Gespräch mit Radio Vatikan:
„Für mich ist ein wichtiger Aspekt, dass so ein Stein, wenn er irgendwo liegt und entdeckt wird, den Betrachter beim Lesen dazu zwingt, eine Verbeugung vor dem Opfer zu machen. Und eine kleine Definition vielleicht zum Namen „Stolpersteine": Ein Hauptschüler wurde nach einem Vortrag von mir gefragt, ob ein Stolperstein nicht etwas Gefährliches sei. Nein, hat er gesagt, man fällt ja nicht hin, sondern man stolpert mit dem Kopf und mit dem Herzen."
Angefangen hat alles vor 13 Jahren in Berlin – ursprünglich als illegale Aktion des Künstlers. Heute laden Städte und Kommunen den Künstler ein, um vor ehemaligen Synagogen oder Wohnungen von Deportierten seine Stolpersteine aus Metall zu verlegen. Zum Holocaust-Gedenktag an diesem Mittwoch ist der Bildhauer nach Rom gekommen. Künftig werden hier 30 Stolpersteine an zentralen Orten an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern:
„Hier werden die meisten Steine wie eigentlich überall in Europa für jüdische Opfer verlegt. Fünf Steine gibt es außerdem für politisch Verfolgte. Und es gibt 12 Steine für Carabinieri, die den Deutschen nicht helfen wollten und das mit ihrem Leben bezahlt haben. Und das finde ich besonders bewundernswert."
Die Stolpersteine bewegten die Menschen deswegen so sehr, weil sie einzelne Schicksale wieder aufleben ließen, meint der Künstler. Sogar aus Neuseeland seien schon Betroffene angereist, um bei der Verlegung seiner Steine dabei zu sein. Oft sei es so auch schon zu Familienzusammenführungen gekommen. Er selbst möchte mit der Aktion zur Aufarbeitung der deutschen Vergangenheit beitragen – aus seiner ganz persönlichen Erfahrung als Sohn eines Soldaten heraus. (rv)

Nordirland-Verhandlungen: Ohne Einigung bleibt Pulverfass

Die politische Lage in Nordirland könnte man als beständigen Konfliktherd bezeichnen. Und wenn er gerade einmal nicht überkocht, so siedet er zumindest. In den aktuellen Nordirland-Verhandlungen ist ein Streit um die mögliche Übergabe der Kontrolle über Polizei und Justiz in Nordirland an die Regionalregierung in Belfast entbrannt. Die pro-irische katholische Sinn Fein verlangt eine zügige Kontrollübergabe, die DUP nicht. Der Erzbischof von Armagh und Vorsitzende der Irischen Bischofskonferenz, Kardinal Sean Brady, warnt gegenüber Radio Vatikan vor einer Destabilisierung des Friedensprozesses im Land:
„Wir haben es in diesem Friedensprozess so weit gebracht. Jetzt liegt es an uns, dieses Ergebnis nicht für selbstverständlich zu halten! Wir müssen unser Möglichstes dafür tun, den Frieden zu erhalten. Denn er ist ständig in Gefahr, wie wir spätestens seit den jüngsten Attentaten auf Polizeikräfte diesen Januar wissen. Eine Einigung in der Frage des Polizei- und Justizwesens ist hier unerlässlich. Und es ist unverständlich, dass es Politiker gibt, für die das Wohlergehen aller in unserer Gesellschaft nicht höchste Priorität besitzt."
Die extremistischen Gruppierungen wie die IRA, die sich in den vergangenen Jahren immer wieder zu Mord- und Brandanschlägen bekannt hatten, seien in Armagh immer noch immer stark präsent, so der Kardinal. Auch, wenn sie nur eine Minderheit in der Gesellschaft ausmachten:
„Ihre Zahl wird weiter ansteigen, wenn die Politik nicht zusammenfindet und ein klares Zeichen setzt. Und das kann nur funktionieren, wenn wir, und vor allem die Politiker, deutlich machen, dass uns die Einigung und der Frieden am Herzen liegen. Ein Schritt hierzu sind die Verhandlungen und das Gespräch. Aber Reden allein reicht langfristig nicht aus! Die Parteien müssen zu gemeinsamen Beschlüssen finden und diese zum Wohl aller auch in die Tat umsetzten." Bei den Verhandlungen, die derzeit in Belfast geführt werden, haben Großbritannien und Irland der Allparteien-Koalition eine Frist gesetzt. Sollte es bis diesen Freitag keine Einigung im Streit um die Eigenständigkeit Nordirlands geben, veröffentlichten Großbritannien und Irland eigene Vorschläge zur Situation, so der britische Premierminister Gordon Brown auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem irischen Ministerpräsidenten Brian Cowen in Belfast. (rv)

Darwin als „Kirchenvater“? – Eine zeitgemäße Neubewertung

Er ist gekommen, um eine Revolution auszulösen. Dieter Hattrup ist Professor für Dogmatik in Paderborn und nach Rom gereist, um Charles Darwin als Kirchenvater bekannt zu machen. In der vergangenen Woche hat er darüber im Germanicum, dem deutsch-ungarischen Priesterseminar in Rom, gesprochen. Langläufig wird der legendäre Evolutionstheoretiker ja ganz anders verstanden, seine Neubewertung begründet Professor Hattrup so:
„Ich sage immer, derjenige, der das Leben gibt, ist Vater oder Mutter. Und wenn wir Darwin auf die richtige Weise anschauen, dann können wir Freiheit besser erkennen. Die Freiheit des Menschen und die Freiheit des Schöpfers. Und das bringt uns Gott näher, bringt uns mehr Leben im Glauben. Und wer uns mehr Leben gibt, hatten wir gesagt, der ist uns Vater und Mutter. So kann man sich überlegen, ob man Darwin nicht einen „verborgenen Kirchenvater“ oder einen „Kirchenvater ehrenhalber“ nennen will.“
Die Widerlegung der Freiheit ist inzwischen widerlegt, sonst bleibe nur noch reine Mechanik, so Hattrup. Aus dieser Erkenntnis heraus müsse man Darwin in der Gegenwart neu lesen. Vor dem wissenschaftlichen Horizont des 21. Jahrhunderts, beispielsweise hinsichtlich der Quantenphysik, die vom „quantenmechanischen Zufall“ spricht, platze der Knoten, der seit Beginn der Neuzeit die Naturwissenschaft von der Geisteswissenschaft, oder genauer, die Evolutionstheorie von der Theologie und Anthropologie trenne:
„Ich glaube, dass eine der großen Quellen des Unglaubens in der Neuzeit der Erfolg der Wissenschaft war. Der legte die Idee nahe, dass wir von niemandem abhängig sind und alles selbst machen können. Und die entscheidende Frage dabei ist: Ist Freiheit echt? Und kann man Freiheit mit der Naturwissenschaft beweisen? Viele, die sich Atheisten nennen, bestreiten das und bestreiten damit auch die Existenz eines Gottes. Weil sie sagen, Freiheit ist eine Illusion. Deshalb betone ich, dass die Frage, ob Gott existiert, die Frage ist, ob Freiheit existiert! Aus Zufall und Notwendigkeit heraus kann man gewissermaßen mit Darwin wie im Schatten Freiheit erkennen. Er konnte sich im 19. Jahrhundert gar nicht recht verstehen, weil die damalige Grundlage der Wissenschaft Mechanik war. Und Mechanik ist Überblick, Determination, also Bestimmtheit und Festlegung. Und obwohl er schon die richtigen Wörter hatte, nämlich Variation und Selektion, konnte er die nicht verstehen als ein Zusammenspiel, das auf Freiheit hinweist.“
Der Paderborner Theologe spricht dabei vor seinem ganz persönlichen Erfahrungshorizont. Denn bevor er das Theologiestudium aufgenommen hat, hat er Mathematik und Physik studiert – und ist dabei fast zum Atheisten geworden. Er habe sich zeitweilig nicht vorstellen können, dass es andere Wirklichkeiten gibt als die, die von der Wissenschaft behandelt werden könnten:
„Es spukte mir ein Leitsatz aus dem 19. Jahrhundert im Kopf herum: Erst kommt die Religion, dann die Philosophie – und dann die Wissenschaft. Und fast war ich daran, das zu glauben. Bis ich gesehen habe, dass die Wissenschaft im 20. Jahrhundert nicht mehr allerklärend ist. Zuerst setzt hier die Physik an: Wenn Allerklärung nicht möglich ist, dann ist der Zufall echt. Zufall und Notwendigkeit stehen damit in einem Zusammenhang. Und da kam mir Darwin in den Sinn – der hatte den Zufall allerdings nur für ein vorläufiges Unwissen gehalten. Wenn ich vor 150 Jahren gelebt hätte, hätte ich das Schicksal Darwins erlitten: Ich hätte theologisch angefangen und wäre fast ungläubig geendet. Er wollte nicht ungläubig sein, aber er konnte nicht anders.“ (rv)

Kardinal Ambrozic feiert 80. Geburtstag

Aloysius Matthew Kardinal Ambrozic feiert heute seinen 80. Geburtstag und verliert somit sein aktives Wahlrecht für ein künftiges Konklave. Der kanadische Kardinal ist jedoch nicht der einzigste Purpurträger im Jahr 2010 mit Wahlrechtsverlust.

Gemäß der gültigen Konklavewahlordnung „Universi Dominici Gregis“ aus dem Jahr 1996 sollte das Wahlgremium aus 120 Kardinälen bestehen. Diese Gesamtzahl ist schon jetzt deutlich unterschritten und wird durch Erreichen der Altersgrenze von 80 Jahren von weiteren 10 Kardinälen in diesem Jahr auf 101 weiter absinken. Berücksichtigt man zudem, dass aus diesem Kreis eventuell noch jemand verstirbt, so sinkt das Wahlgremium schnell auf unter 100 Teilnehmer.

Wie bereits berichtet (siehe Artikel: Italien: Womöglich am 28. Juni neue Kardinalsernennungen vom 11.01.2010) darf man wohl mit einem Kardinalskonsistorium in 2010 rechnen. Papst Benedikt XVI. wird neue Kardinalskreierungen vornehmen müssen um das internationale Wahlgremium wieder auf seine notwendige Gesamtanzahl von 120 Kardinälen anzuheben. (vh)

Vatikan: Auch Muslime und Juden bei der Nahostsynode?

Der Vatikan prüft eine mögliche Beteiligung jüdischer und muslimischer Teilnehmer an der Nahostsynode im kommenden Herbst. Das erklärt der Generalsekretär der Bischofssynode, Erzbischof Nikola Eterovic. Die für Oktober einberufene Nahost-Synode nimmt somit immer mehr konkrete Formen an. Seit einigen Tagen liegt auch das erste Vorbereitungspapier vor. Eterovic:
„Ich glaube, dass wir mit der Zustimmung des Heiligen Vaters eine geeignete Form finden werden, um auch andere christliche Kirchen bei den Beratungen einzuplanen. Delegationen anderer Konfessionen werden auf jeden Fall dabei sein. Auch werden Vertreter aus der jüdischen und muslimischen Welt erwartet. Das wäre übrigens nicht das erste Mal – bereits bei der Sondersynode zum Libanon gab es eine positive Erfahrung mit muslimischen Gesprächspartnern. Der Heilige Stuhl, also die katholische Kirche, fördert bekanntlich sehr den interreligiösen Dialog!"
Derzeit beraten die Bischöfe im Nahen Osten anhand der „Lineamenta", was die wichtigsten Punkte der Synode sein sollten. Die Ergebnisse werden in der eigentlichen Arbeitsvorlage der Synode zusammengefasst, dem „Instrumentum laboris". Papst Benedikt XVI. wird es während seiner Zypernreise im Juni vorstellen. (rv)

Vatikan: Neue Mitarbeiter berufen

Kamerun und Äquatorial-Guinea haben einen neuen Apostolischen Nuntius. Papst Benedikt XVI. ernannte den 51-jährigen Iero Pioppo zum Botschafter des Heiligen Stuhls in den westafrikanischen Ländern. Auch beim Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur in Rom gibt es Veränderungen. Unter anderen berief der Papst an diesem Montag den Vorsitzenden der vatikanischen Verwaltung, Kardinal Giovanni Lajolo, und Erzbischof Velasio De Paolis, zuständig für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Apostolischen Stuhls. Auch der Erzbischof von Bretislava, Stanislav Zvolenský, wurde Mitglied der in kirchenrechtlichen Fragen obersten Vatikanbehörde. (rv )

Vatikan: Ausgeglichener Haushalt für 2010

Für den Haushalt 2010 des Heiligen Stuhls sieht es gar nicht so schlecht aus: Die Wirtschaftsverantwortlichen hinter den vatikanischen Mauern erwarten nämlich eine leichte Verbesserung des Budget. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die der Vatikan am Freitag herausgab. Die Kardinalskommission für Wirtschaftsfragen traf sich in den vergangenen Tagen, um über den Haushalt zu debattieren.
Die verantwortlichen Kardinäle haben den Etat des Vatikanstaats neu geordnet. Das erlaube dem Vatikan „vertrauensvoller in die Zukunft" zu blicken. Der päpstliche Kleinstaat hatte 2008 mit einem Minus von rund 15,3 Millionen Euro abgeschlossen. Hauptlast bleiben der Mitteilung nach weiterhin die vatikanischen Medieneinrichtungen wie Radio Vatikan, die Zeitung „L´Osservatore Romano", das Fernsehzentrum CTV und der Vatikanverlag. Die Missionskongregation trägt hingegen die Hauptlast der Kirchenfinanzierung in Entwicklungsländern. Deshalb sei es notwendig, dass die Gläubigen stärker auf die Unterstützung kirchlicher Einrichtungen sensibilisiert würden. Den größten Teil im Etat des Heiligen Stuhls machen die Gehälter der 2.668 Angestellten aus; Einsparungen im Personalbereich werden laut den Angaben durch Gehaltsanhebungen wieder wettgemacht. Auf der Gehaltsliste der Verwaltung des Vatikanstaats stehen weitere 1.884 Angestellte.
In die von Mittwoch bis Donnerstag dauernden Beratungen schaltete sich der Mitteilung zufolge zeitweise auch Papst Benedikt XVI. persönlich ein. Geleitet wurde das Treffen der Kardinäle von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Als deutsches Mitglied des international besetzten Gremiums nahm der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner teil. (rv)

Vatikan/Deutschland: Kardinal Kasper erwidert „Querschüsse von evangelischer Seite“

Wir feiern die Gebetswoche für die Einheit der Christen, und in Deutschland bereiten sich die Kirchen auf den zweiten Ökumenischen Kirchentag in München vor. Aber der ökumenische Haussegen hängt einmal mehr schief. Am vergangenen Sonntag hatte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Margot Käßmann in Berlin in einer Talkshow gesagt, sie erwarte sich in Sachen Ökumene von diesem Papst „nichts". Käßmann weiter: „Wenn etwas zu erwarten gewesen wäre, hätte sich das bis jetzt gezeigt". Das fordert nun den Ökumeneverantwortlichen des Vatikan zu einer Erwiderung heraus. Man könne nicht stehen lassen, dass Rom und der Papst sich nicht einsetzten. „Ich halte es für sehr bedauerlich, dass immer wieder solche Querschüsse kommen; sie kommen leider Gottes in letzter Zeit öffentlich sehr von evangelischer Seite. Das führt überhaupt nicht weiter. Das zerstört gewachsenes Vertrauen und entspricht auch nicht der Wirklichkeit." Radio Vatikan hat Kardinal Kasper gefragt, ob Streit und öffentliche Diskussion nicht manchmal nötig seien. Kasper:

„Streit und Diskussion sind zwei unterschiedliche Dinge. Bei der öffentlichen Diskussion, die notwendig ist, über die Unterschiede, die tatsächlich noch bestehen, ist vorausgesetzt, dass man sich gegenseitig respektiert, sich gegenseitig achtet und auch die Anliegen des anderen, so gut es geht, positiv aufnimmt. Aber man darf sie nicht von vornherein abwerten, indem man sagt, Diskussion nützt gar nichts, man hat nichts mehr zu erwarten von diesem Papst. Das schließt ja eigentlich eine Diskussion aus." (rv)