Das Team von Vatican News deutsch

Die bisherige Redaktion von Radio Vatikan deutsch bleibt und ist auch Teil der neuen sechssprachigen Redaktion von Vatican News. Es handelt sich um sechs Redakteurinnen und Redakteure aus dem deutschsprachigen Raum. Regelmäßig ist auch eine Praktikantin oder Praktikant dabei.

Der bisherige Leiter des deutschsprachigen Dienstes von Radio Vatikan, Jesuitenpater Bernd Hagenkord (ord), war seit 2009 für die Abteilung zuständig. Bei Vatican News ist er für alle sechs Sprachen als publizistischer Leiter zuständig.

Die Leitung der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News hat der deutsche Journalist Stefan von Kempis (sk). Im Jahre 1989 machte er bei Radio Vatikan ein Praktikum. Von 1995 bis 1998 arbeitete er dort als Redakteur. Seit Oktober 2001 war er zweiter Redaktionsleiter. Er ist verantwortlich für Nachrichten bzw. Aktuelles.

Die aus Österreich stammende Journalistin Gudrun Sailer (gs) war seit 2003 bei Radio Vatikan. Bei herausragenden Vatikan-Ereignissen wie den Papstwahlen von 2005 und 2013 wirkte sie als TV-Gastkommentatorin. Sie ist auch Gründungsmitglied des Vereins der Frauen im Vatikan D.VA.

Die Stimme aus der Schweiz ist Mario Galgano (mg). Der ehemalige Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz war seit 2006 als Redakteur bei Radio Vatikan tätig. Derzeit kümmert er sich auch um die Social Media von Vatican News sowie um die Videos.

Die deutsche Journalistin Anne Preckel (pr) war als Redakteurin beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen (RAI) in Rom beschäftigt, bevor sie 2009 zu Radio Vatikan wechselte. Sie moderiert auch weiterhin wie die anderen Redakteurinnen und Redakteure die Nachrichtensendungen sowie Beiträge für das Nachrichtenportal.

Die aus Bayern stammende Christine Seuss (cs) gehört seit 2010 zum Team. Wie alle anderen in der deutschsprachigen Redaktion wechselt sie zwischen Moderation, Reportage und weiteren journalistischen Tätigkeiten ihre tägliche Arbeit.

Weitere Mitglieder und Helfer in der Redaktion sind Aldo Parmeggiani, der jeweils interessante Interviews mit Berühmtheiten und besonderen Menschen führt, Gerhard Girardi, der für die Online-Dienste wie den Newsletter zuständig ist, und Jennifer Stahl, die für die Sekretariatsarbeit verantwortlich ist. (vatican news)

Das Team von Vatican News deutsch

Die bisherige Redaktion von Radio Vatikan deutsch bleibt und ist auch Teil der neuen sechssprachigen Redaktion von Vatican News. Es handelt sich um sechs Redakteurinnen und Redakteure aus dem deutschsprachigen Raum. Regelmäßig ist auch eine Praktikantin oder Praktikant dabei.

Der bisherige Leiter des deutschsprachigen Dienstes von Radio Vatikan, Jesuitenpater Bernd Hagenkord, war seit 2009 für die Abteilung zuständig. Bei Vatican News ist er für alle sechs Sprachen als publizistischer Leiter zuständig.

Die Leitung der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News hat der deutsche Journalist Stefan von Kempis. Im Jahre 1989 machte er bei Radio Vatikan ein Praktikum. Von 1995 bis 1998 arbeitete er dort als Redakteur. Seit Oktober 2001 war er zweiter Redaktionsleiter. Er ist verantwortlich für Nachrichten bzw. Aktuelles.

Die aus Österreich stammende Journalistin Gudrun Sailer war seit 2003 bei Radio Vatikan. Bei herausragenden Vatikan-Ereignissen wie den Papstwahlen von 2005 und 2013 wirkte sie als TV-Gastkommentatorin. Sie ist auch Gründungsmitglied des Vereins der Frauen im Vatikan D.VA.

Die Stimme aus der Schweiz ist Mario Galgano. Der ehemalige Sprecher der Schweizer Bischofskonferenz war seit 2006 als Redakteur bei Radio Vatikan tätig. Derzeit kümmert er sich auch um die Social Media von Vatican News sowie um die Videos.

Die deutsche Journalistin Anne Preckel war seit 2009 bei Radio Vatikan. Sie moderiert auch weiterhin wie die anderen Redakteurinnen und Redakteure die Nachrichtensendungen sowie Beiträge für das Nachrichtenportal.

Die aus Bayern stammende Christine Seuss gehört seit 2010 zum Team. Wie alle anderen in der deutschsprachigen Redaktion wechselt sie zwischen Moderation, Reportage und weiteren journalistischen Tätigkeiten ihre tägliche Arbeit.

Weitere Mitglieder und Helfer in der Redaktion sind Aldo Parmeggiani, der jeweils interessante Interviews mit Berühmtheiten und besonderen Menschen führt, Gerhard Girardi, der für die Online-Dienste wie den Newsletter zuständig ist, und Jennifer Stahl, die für die Sekretariatsarbeit verantwortlich ist. (vatican News)

Papstvorwort für Erzbischof Müller: „Fürchten wir uns nicht, arm zu sein“

Erzbischof Gerhard Ludwig MüllerArmut kann sich in Reichtum verwandeln, wenn man ihr richtig begegnet. Das schreibt Papst Franziskus in einem Text, den er als Vorwort für ein Buch des Präfekten der Glaubenskongregation, Gerhard Ludwig Müller, geschrieben hat. Der Text ist außerdem an diesem Mittwoch in der italienischen Zeitung Corriere della Sera abgedruckt. „Povera per i Poveri“, „Arm für die Armen“ heißt das Buch Müllers, es wird am kommenden Dienstag der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Text handelt vom Thema Armut. Papst Franziskus legt in dem Vorwort eine Lesart des Begriffs „Arme Kirche für die Armen“ vor, den er seit Beginn seines Pontifikates geprägt hatte. Es ist aber kein „kirchlicher“ Text, der Papst geht viel weiter auf die menschlichen Bedingungen von Zusammenleben und Zusammengehörigkeit ein. Pater Bernd Hagenkord hat den Text für uns gelesen.

Zunächst verursacht das Wort „Armut“ Unbehagen, sie sei etwas Unangenehmes, Schlimmes. Der Westen identifiziere Armut durch das Fehlen von ökonomischer Macht, ihre Vorherrschaft verdanke sich vor allem der enormen Macht, die das Geld heute bekommen habe, „eine Macht, die größer scheint als alle andere,“ beginnt der Papst seinen Text. Deswegen bedeute das Fehlen von wirtschaftlicher Macht politische, soziale und letztlich menschliche Bedeutungslosigkeit, so der Papst. Es gebe viele Formen der Armut, aber die ökonomische Armut sei die, die mit dem größten Grauen betrachtet werde.

Dabei sei das Geld an und für sich etwas Gutes, es schaffe und vermehre menschliche Freiheit, „ein Mittel, das unsere Fähigkeiten vergrößert.“ Aber wie alle Mittel könne es sich auch gegen den Menschen wenden und Menschen voneinander entfernen. Es gebe eine Verbindung zwischen Gewinn und Solidarität, zwischen Verdienst und Gabe, so der Papst, eine „gegenseitige Fruchtbarkeit“. Die Welt habe eine Wiederentdeckung dieser Wahrheit sehr nötig.

Es gebe aber nicht nur die ökonomische Armut: unser Leben – wie Jesus sage – hänge nicht nur von unseren Gütern ab. Wir erschaffen uns selbst, mindestens in der ersten Phase des Lebens hängen wir von anderen Menschen ab und seien bedürftig. Davon sei zu lernen, mutig Solidarität zu praktizieren, diese sei eine unerlässliche Tugend des Lebens selbst.

Diese gegenseitige Abhängigkeit könne man als Schwächung leben, oder aber als Möglichkeit so zu leben, dass alle aufeinander zählen könnten und alle für alle wertvoll seien, jeder auf seine Weise. Das sei aber nur durch eine echte Umkehr zu erreichen, eine neue Weise, sich gegenseitig zu sehen. „Nur wenn der Mensch sich nicht als eine Welt für sich selbst versteht sondern als jemand, der in seinem Wesen mit allen anderen verbunden ist, was ursprünglich mit „Geschwisterlichkeit“ gemeint war, ist eine soziale Lebensweise möglich, in der das Gemeinwohl nicht nur ein leeres und abstraktes Wort bleibt.“

Wenn der Mensch sich so verstehe und auch so lebe, dann ist die ursprüngliche kreatürliche Armut des Menschen, in die er hinein geboren werde, kein Hindernis mehr. Sie werde zu einem Reichtum, der allen zum Vorteil sei. „Das ist die positive Sichtweise, mit der uns auch das Evangelium einlädt, Armut zu betrachten. … Jesus verwandelt das in eine echte Seligpreisung: Selig ihr Armen! (Lk 6:20).“

„Fürchten wir uns also nicht, uns als bedürftig zu sehen“, fährt der Papst fort. Deswegen lobpreise Jesus die „die geistig arm sind“ (Mt 5,3, Einheitsübersetzung: arm sind vor Gott), denn sie haben keine Angst, ganz von Gott abzuhängen (Mt 6,26). Von Gott erhalte der Mensch die Güter, die keine Begrenzungen kennen, nicht einmal den Tod.

Papst Franziskus schließt sein Vorwort mit einem Dank an Kardinal Gerhard Ludwig Müller [das Buch erscheint nach dessen Erhebung, Anm.d.Red], weil er in dem vorliegenden Buch an all das erinnere. Es werde die Herzen aller berühren, die sich die Seiten vornähmen. „Nun, Freunde und Leser, wisst, dass ihr mich dabei und auf diesem Weg ab sofort an eurer Seite findet, als Bruder und Weggefährten,“ schließt der Papst sein Vorwort.

Gerhard Ludwig Müller und die Befreiungstheologie
Fester Teil der Pastoral Gerhard Ludwig Müllers war seit 1988 Seelsorge in den Armenvierteln von Lima, wo er auch nicht an Kritik am örtlichen Klerus sparte, wenn es um mangelndes Engagement für die Armen ging. Er pflegt auch eine Freundschaft mit einem der wichtigsten Befreiungstheologen, dem Dominikanerpater Gustavo Gutierrez. Erzbischof Müller hatte den Theologen Gutierrez 1988 kennen gelernt und seitdem immer Kontakt gehalten. 2008 – bei der Verleihung einer Ehrendoktorwürde in Lima – bezeichnete er Gutierrez’ Lehre als „vollständig orthodox“, gemeinsam mit Gutierrez veröffentlichte Müller 2004 eine Essaysammlung, „An der Seite der Armen“. Im September wurde Gutierrez von Papst Franziskus auf Vermittlung Müllers in Audienz empfangen.

Aber auch Müller selber hat sich immer wieder für den verpflichtenden Charakter des Eigentums ausgesprochen und deutlich die soziale Dimension der Lehre betont. (rv)

Der Vatikan und das Geld: Fortschritte bei der Transparenz

Der Vatikan hat im Einsatz gegen Geldwäsche und Terror-Finanzierung große Fortschritte gemacht. Das belegt ein Experten-Bericht, der an diesem Donnerstag veröffentlicht wurde. Unser Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord sprach darüber mit René Brülhart, dem Direktor der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF.

Herr Brülhart, Sie kommen gerade von den Beratungen über Moneyval zurück – sind Sie zufrieden mit den Ergebnissen?

„Der Bericht des Vatikans wurde von der Plenarversammlung in vollem Umfang abgenommen, also gutgeheißen, von daher kann ich sicher zufrieden sein."

Ist Moneyval auch zufrieden?

„Die Diskussionen in Moneyval sind sehr konstruktiv und eigentlich auch sehr kurz verlaufen; es gab keine großen Diskussionen darüber, ob man jetzt eine Abnahme vornehmen sollte oder nicht. Ich kann nicht für Moneyval sprechen, aber ich gehe davon aus, dass – gestützt darauf – auch Moneyval zufrieden ist."

Machen wir einen Schritt zurück: Sie haben ja einen Fortschrittsbericht vorgelegt, der sich auf einen Bericht aus dem Jahr 2012 bezieht. Damals hatte es eine Art Rating gegeben, bei dem 16 Punkte genannt wurden, und neun davon waren positiv, sozusagen mit einem Pluszeichen versehen. Wie sieht das Ergebnis jetzt aus, haben wir da wieder eine Art Rating vorliegen?

„Gestützt auf das ordentliche Verfahren von Moneyval gibt es bei einem Bericht, der sich sozusagen mit der Umsetzung der entsprechenden Empfehlungen, welche damals ausgesprochen wurden, auseinandersetzt, keine neuen Ratings. In anderen Worten: Es wurde geprüft, ob die Empfehlungen, die abgegeben worden waren, vom Heiligen Stuhl bzw. vom Vatikan entsprechend umgesetzt wurden, bzw. ob die Umsetzung in die Wege geleitet worden ist."

Was waren denn das für Fortschritte, die Sie jetzt vorgelegt haben?

„Es gibt verschiedene Ebenen, über die wir hier sprechen. Das eine sind rechtliche Anpassungen – eine Verstärkung des rechtlichen Rahmens. Eine zweite Ebene sind institutionelle Anpassungen, und das Dritte ist sozusagen die operative Tätigkeit, also wie das Ganze konkret umgesetzt wird."

Was heißt denn das konkret? Wofür steht zum Beispiel „operative Tätigkeit" – für Ressourcen?

„Nein, das bedeutet, dass man aktiv Geldwäsche bekämpft, wenn sie denn aufgedeckt wird bzw. gesehen wird. Und das können wir klar bejahen."

„Es wurde extensiv gearbeitet"

Sie haben auch die juristische Ebene benannt, und da sagt die Pressemeldung von Moneyval an diesem Donnerstag, es gebe jetzt den juristischen Rahmen, die Bekämpfung von Geldwäsche funktioniere. Gibt es da also nichts mehr zu tun?

„Also, wenn Sie den doch sehr umfassenden Bericht, der heute morgen veröffentlicht worden ist, zur Hand nehmen, dann sehen Sie, dass auf diesen drei Ebenen in den letzten Monaten sehr extensiv gearbeitet worden ist. Sprechen wir über den rechtlichen Rahmen, der angepasst worden ist: Es gibt seit dem 8. Oktober dieses Jahres ein völlig neues Anti-Geldwäsche-Gesetz, das auch schon angewandt wird, es gibt auf der institutionellen Ebene ein neues Statut meiner Behörde AIF, im Bereich der internationalen Zusammenarbeit sind wir Mitglied geworden in der sogenannten Egmont-Gruppe, also dem Zusammenschluss von weltweiten Geldwäsche-Meldestellen. Dort sind 139 Länder vertreten. Wir haben verschiedene Vereinbarungen über Zusammenarbeit mit anderen Geldwäsche-Meldestellen, darunter mit Italien, mit den USA oder vor ein paar Tagen mit Deutschland unterzeichnet. Das sind alles Elemente, die dazu geführt haben, dass Moneyval zum Schluss gekommen ist, dass man die Hausaufgaben im Vatikan gemacht hat."

Sie sind Chef der Aufsichtsbehörde AIF; Sie kommen nun nach den Debatten nach Hause. Was tun Sie als nächstes? Es ist ja ein Fortschrittsbericht, wir sind ja noch nicht am Ende…

„Als nächstes nehmen wir die Aufarbeitung im IOR unter die Lupe"

„Arbeiten." (Lacht) „Ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Als nächstes werden in erster Linie sogenannte Vor-Ort-Kontrollen durchgeführt werden, die sind momentan in Planung. Das dürfte in Kürze über die Bühne gehen. Ein Hauptpunkt dabei wird sein, dass wir insbesondere den Aufarbeitungsprozess innerhalb des IOR unter die Lupe nehmen werden, dass wir dort also verifizieren, wie das abgelaufen ist. Dieser Prozess findet unter unserer Aufsicht statt; nichtsdestotrotz wird es wichtig sein, dass wir dort in eine entsprechende Verifizierung hineingehen."

Wenn Sie sagen „Aufarbeitungsprozess", meinen Sie damit die Kontenkontrolle und all die Dinge, die das IOR im Augenblick durchführt?

„Genau. Also, dass man dort sozusagen die einzelne Konten-Überprüfung, die momentan innerhalb des IOR durchgeführt wird, dass man diesen Prozess – der, wie gesagt, unter unserer Begleitung stattfindet – noch ganz genau verifizieren werden und uns das dort dann anschauen."

Was in der Vergangenheit immer wieder genannt wurde, waren die Verdachtsfälle. Am Anfang waren es relativ wenig, dann auf einmal waren es über hundert, wenn ich das richtig in Erinnerung habe. Ist das ein gutes Zeichen für Sie? Wie gehen Sie mit den Meldungen von verdächtigen Finanztransaktionen um?

„Wir hatten 2012 sechs sogenannte Verdachts-Mitteilungen, jetzt bis Ende Oktober 2013 waren es 105 Verdachts-Mitteilungen. Ein klares Zeichen dafür, dass das Meldesystem in diesem Bereich funktioniert, dass man dort auch entsprechende Vorsicht walten lässt. Ein weiterer Grund dafür ist aber auch der ganze Aufarbeitungsprozess, der momentan stattfindet, vor allem innerhalb des IOR. Ein Zeichen, dass dort die Arbeit sehr gut durchgeführt wird. Aber glauben Sie mir: Die Arbeit wird nicht ausgehen!"

„Sehr konstruktiver Dialog mit Moneyval"

Wenn wir über Vatikan und Finanzen sprechen, sprechen wir in den Medien ja vor allem von der Vatikan-„Bank". Was genau hat Moneyval eigentlich geprüft?

„Moneyval als solches prüft, ob ein Staat, eine Jurisdiktion, über ein funktionierendes Geldwäsche- und Terrorismus-Bekämpfungssystem verfügt. Dort spricht man in erster Linie darüber, ob der rechtliche Rahmen gegeben ist, ob die entsprechenden Behörden existieren, und vor allem: ob diese Behörden ihre Arbeit tun."

Und sie tun ihre Arbeit?

„Moneyval bestätigt das, es ist soweit zufrieden, weist auch auf gewisse Elemente hin. Wir sind in einem sehr konstruktiven Dialog mit Moneyval und werden diesen auch weiterführen."

Noch einmal kurz zum Hintergrund: Moneyval ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Staaten, die sich um den Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung kümmern. Wie kommt der Vatikan dazu, sich genau daran zu orientieren?

„Moneyval prüft sozusagen die Umsetzung der internationalen Standards im Bereich der Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungs-Bekämpfung, und der Vatikan hat vor gut drei Jahren auch ein formell sehr starkes Commitment abgegeben im Sinn auch einer moralischen Verpflichtung, diese Arbeiten sehr rasch und sehr gezielt in die Hand zu nehmen. Das Resultat, das wir heute sehen, ist doch sehr positiv."

Es gibt in der offiziellen Pressemeldung von Moneyval auch noch die Perspektive nach vorne. Was kann in Ihren Augen noch verbessert werden?

„Wir werden auf jeden Fall von unserer Seite her Vor-Ort-Inspektionen bei den Finanzinstituten vornehmen; dort sind wir momentan in der Planungsphase…"

Finanzinstitute – also Vatikanbank und anderes im Vatikan?

„Ja, insbesondere im Zusammenhang mit dem IOR… wo wir in erster Linie schauen werden, ob sozusagen der ganze Bereinigungsprozess, der eingeleitet worden ist und über den wir eine entsprechende Aufsicht ausüben – wie das mit der konkreten Umsetzung abgelaufen ist. Das werden wir verifizieren."

Der Vatikan ist Moneyval 2011 beigetreten, würden Sie sagen: Das war eine Erfolgsgeschichte?

„Es geht nicht so sehr darum, ob es eine Erfolgsgeschichte ist oder nicht. Es geht darum, dass wir die Maßnahmen, die notwendig sind, um uns auch als glaubwürdiger Partner gegenüber anderen Ländern und anderen Jurisdiktionen zu etablieren, an die Hand genommen und umgesetzt haben – und weiter umsetzen. Und dass wir dort sozusagen unseren aktiven Beitrag zur Bekämpfung von Geldwäsche und der Finanzierung von Terrorismus leisten können. In dem Zusammenhang, ja, ist das eine Erfolgsgeschichte." (rv)

Dem Verfahren eine Chance: Ein Kommentar zur Causa Limburg

Radio VatikanVon unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord SJ

Es ist nicht der von vielen gewünschte Befreiungsschlag geworden. Bischof Tebartz-van Elst bleibt Bischof von Limburg, wenn er sich jetzt auch eine Auszeit nimmt und die Geschäfte von jemand anderem geführt werden, von einem Generalvikar, also dem regulär eingesetzten ständigen Vertreter.

Was heißt das?

Erstens setzt der Vatikan damit sein Vertrauen in die von Erzbischof Robert Zollitsch eingesetzte Kommission, die herausfinden soll, was genau in Limburg passiert ist, wer Verantwortung trägt und was für Schlüsse daraus zu ziehen sind. Zollitsch hatte selbst ja vor einer Woche gesagt, eine gute Lösung sei ihm lieber als eine schnelle, vielleicht zu schnelle.

Zweitens betont der Vatikan, dass der Papst immer sehr gut informiert gewesen sei. Das mag sich gegen die Berichterstattung richten, die besonders in den letzten Wochen in einen Überdreh geraten ist, der viel von dem Frust und Ärger auch erst geschaffen hat. Es ist und bleibt eine Belastung für die Menschen in Limburg, dass es den Befreiungsschlag nicht gibt, aber seien wir ehrlich, keine schon jetzt getroffene schnelle Entscheidung hätte allen erst später herausgefundenen Tatsachen vollständig Rechnung tragen können. Und seien wir noch einmal ehrlich: Keine Entscheidung hätte den Dauerwiederholungen von „Protzbischof, Prunkbischof" gerecht werden können.

Viele Menschen richten jetzt ihren Zorn auch auf den Papst, weil sie sich den Schnitt gewünscht hätten, weil der Ärger zu groß ist. Aber mir persönlich ist ein Papst, der Verfahren achtet, lieber als eine Entscheidung, die nur auf die Person schaut.

Jetzt hat also das Verfahren eine Chance, Tatsachen festzustellen. In der Vergangenheit waren ja jede Menge Dinge in die Geschichte hineinphantasiert worden, da würde ein Bischof verfolgt, weil er konservativ sei, oder auch da würde ein Verschwender gedeckt. Die Kirche hat nun die Chance, herauszufinden, was genau passiert ist, und dann die Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind. Damit lässt sich genau der Fehler vermeiden, der Bischof Tebartz-van Elst immer vorgeworfen wird: Er habe sich nicht an Verfahren gehalten. (rv)

Belgien und die Macht

Ein Kommentar zu den staatlichen Ermittlungen gegen die belgische Kirche von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord:
 Die Staatsanwaltschaft hat in Belgien Bischofsräume durchsucht, Bischöfe festgehalten, Mobiltelefone und Computer eingezogen und – um dem ganzen eine symbolische Macht zu geben – Gräber aufgebohrt. Weiß der Himmel, was sie da zu finden glaubte.
Gestern fiel dann von den Befürwortern der Aktion das Wort, das den Schlüssel liefert: Es war eine Machtdemonstration. Die Staatsanwaltschaft wollte und hat Macht ausgeübt über die Kirche, und sie wollte, dass alle Welt das sieht.
Bei mir bleiben da eine ganze Menge Fragen zurück. Aber zunächst klingt mir ein Name in den Ohren: Marc Dutroux. Erinnern Sie Sich noch? 1995 verhaftet wegen Versklavung und Missbrauchs und Mordes an Kindern, unendliche Ermittlungspannen, Kinder verhungerten, weil die Polizei das Haus nicht gründlich genug durchsucht hatte, ein bedrohter Opferanwalt, eine Flucht des Täters, ein abgesetzter Ermittlungsrichter. Warum man jetzt ausgerechnet dem belgischen Staat vertrauen soll, diese Fälle aufzuklären, erschließt sich mir nicht wirklich. Ich will nicht mit dem Finger zeigen, aber gerade Belgien sollte wissen, wie schwer es ist, mit diesen Fällen umzugehen.
Papst Benedikt XVI. hat immer und immer wieder betont, wie wichtig es ist, mit staatlichen Stellen zusammen zu arbeiten. Aber wie soll das hier noch gehen?
Warum eine Machtdemonstration? Warum Macht? Was bringt Macht in diesem Fall?
Es ist doch genau das – die Macht über andere Menschen – was uns im Angesicht der Missbrauchsfälle zweimal nachdenken lassen sollte. Die Opfer jedenfalls wurden wieder einmal zu etwas gezwungen, was sie vielleicht gar nicht wollten, nämlich zum Gang zur Staatsanwaltschaft. Hier war die Macht jedenfalls völlig fehl am Platz. Den Opfern oder der Wahrheit geholfen hat das nicht. (rv)

Vatikan/D: Silberjubiläum in Rot

1982 wurde er Nachfolger von Joseph Ratzinger als Erzbischof von München und Freising: Friedrich Wetter, zuvor Bischof von Speyer. 1985 nahm ihn Papst Johannes Paul II. dann in das Kardinalskollegium auf. Dieses Datum jährte sich an diesem Dienstag zum 25. Mal. In München hatte Kardinal Wetter bereits am letzten Sonntag gefeiert, den Jahrestag selber aber verbrachte und feierte er in seiner Titularkirche in Rom, Santo Stefano al Monte Celio – im Volksmund Santo Stefano Rotondo genannt. P Bernd Hagenkord war für uns dabei.
Es war eine feierliche Messe zum silbernen Jubiläum in rot, in der außergewöhnlichen Rundkirche von Santo Stefano. Sie stand – neben Kardinal Wetter – auch ein wenig im Mittelpunkt der Feier. Dafür sorgte schon der Jubilar selber: in seiner Predigt blickte Wetter zurück auf den Zustand seiner Titelkirche vor 25 Jahren: eine Baustelle mit aufgerissenen Böden und eigentlich ungeeignet für den Gottesdienst. Beim Wiederaufbau sei es ihm wie dem Heiligen Franziskus gegangen. Zunächst hätte auch dieser nur ans Gebäude gedacht:
„Aber er merkte dann, dass es um mehr geht. Es geht um den Aufbau der lebendigen Kirche. Und so weiß ich mich auch verpflichtet – als Kardinal, als Mitarbeiter des Heiligen Vaters – mitzuarbeiten am Aufbau der lebendigen Kirche. Diese Aufgabe steht heute vor uns allen. Wir wissen, dass die Kirche heute in ihrer Glaubwürdigkeit stark beschädigt, da ist einiges zu tun und aufzubauen.“
Zeugen sein für Christus, das sei der Auftrag Jesu bei der Auffahrt in den Himmel und das sei auch das Leben des Stefanus gewesen, des Patrons seiner Titelkirche, wie auch vieler anderer.
„So ist diese Kirche Santo Stefano Rotondo ein Aufruf für uns alle, für Christus Zeugnis abzulegen. Das tun wir nicht in Programmen und Aktionen, auch nicht mit Betriebsamkeit, sondern durch unsere Treue zu Christus. Und das ist nur möglich in einer tiefen Gemeinschaft mit dem Herrn. Wir stehen zu ihm, wauch in einer Welt, in der uns immer wieder der Wind ins Gesicht bläst. Dazu gehört eine tiefe Verbundenheit mit dem Herrn, auch die sehen wir an Stefanus vorbildlich dargestellt.“
Mitfeiernde waren, neben Kardinal Walter Kasper, sein Nachfolger als Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, Studenten des Kollegium Germanicum et Hungaricum, an dem Wetter selbst studiert hatte, und viele andere Wegbegleiter. Und gratuliert hat an diesem Mittwoch auch der Heilige Vater selber. (rv)

Runder Tisch, ein Wundermöbel – von P. Bernd Hagenkord SJ

Hier ein Kommentar von P. Bernd Hagenkord SJ, Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan zum Thema „Missbrauch – Runder Tisch“:
Runde Tische haben seit dem Fall der Mauer einen guten Ruf. Sie haben damals einem guten Zweck gedient: der Auflösung der Machtstrukturen des DDR-Regimes. Derzeit gibt es aber einige Verwirrung um dieses Möbel. So soll einer gegründet werden, um die Aufarbeitung, Entschädigung etc. von Missbrauch und Missbrauchopfern zu ermöglichen.
Zum einen: die Aufklärung findet statt. Manchmal offen, manchmal noch holprig, aber sie findet statt. Und wie Bischof Ackermann, der für die Deutsche Bischofskonferenz Zuständige in dieser Frage, an diesem Montag in der FAZ erklärt hat: die Opfer müssen gehört werden, von der Kirche und nicht nur von Therapeuten. Die Verantwortlichen müssen die Geschichten der Opfer hören. Und die Sorge für dieses Hören auf die Opfer muss ein Gesicht haben. Runde Tische, um die Metapher weiter zu spinnen, drehen sich aber um sich selbst. Statt eines Verantwortlichen stünden dann Opfer von Missbrauch vor einem Gremium, wo jeder andere Interessen vertritt.
Runde Tische dienen der Auflösung der Verantwortlichkeit. Andere sollen die Verantwortung übernehmen und damit die Entscheidung. Wie damals beim Fall der Mauer. Frau Leutheusser-Schnarrenberger möchte selber entscheiden, was die Kirchen zu tun und zu lassen haben. Frau Schavan möchte einen gesellschaftlichen Impuls geben, um die Gesellschaft sensibel zu machen für das Thema, das nicht nur die Kirchen betreffe. Andere möchten gar nicht an den runden Tisch, weil das den Verdacht nähren könnte, sie hätten auch mit Mitbräuchen zu tun.
Kardinal Kasper hat es offen benannt, der „Osservatore Romano“ war nicht weniger klar: die Verantwortung liegt bei denen, die die Verantwortung haben: den Bischöfen, den Parlamenten, den Staatsanwaltschaften. Die Formulierung im „Osservatore“ lautet: „die schmerzliche Angelegenheit mit Entschlossenheit und in offener Weise untersuchen“. Dazu braucht es Verantwortliche.
Der runde Tisch ist ein Wundermöbel. Aber machen wir uns nichts vor: wenn es im Augenblick etwas braucht, dann nicht die Auflösung und Abgabe von Verantwortung, für die solch ein Möbel steht. Was es braucht, ist die Wahrnehmung der Verantwortung. (rv)

Missbrauchsfälle in D.: „Kartell des Wegschauens“

„Kartell des Wegschauens“ – diese Formel findet der Jesuitenpater Bernd Hagenkord, Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan, für die Mißbrauchsfälle in der katholischen Kirche. Er plädiert für eine strikte Umsetzung der Richtlinien der Bischofskonferenz, um Missbrauch zukünftig zu verhindern. Lesen Sie hier unser Interview mit Pater Hagenkord.
Pater Hagenkord, kann man bei den jüngsten Mißbrauchsfällen von einem „Kartell des Schweigens“ sprechen?
„Ein Kartell des Schweigens setzt voraus, dass es quasi gewollt ist, zu schweigen. Das weiß ich nicht; das kann in einigen Fällen sein, dass man bewusst die Entscheidung getroffen hat und gesagt hat: Das kann ja gar nicht sein, da mockieren sich nur ein Paar Jungs. Einige Fälle gibt es sicherlich auch, wo man aus Scham und Uneinsichtigkeit geschwiegen hat, wo man aber keinen bösen Willen unterstellen kann. In jedem Fall aber hat es Jahrzehnte lang zu viel Schweigen und vor allem auch Weggucken gegeben! Das ist für mich das eigentliche Kartell, das Kartell des Wegguckens, des Sich-Nicht-Kümmerns, ob es da bei einem Mitbruder im Priesteramt ein Problem gibt oder in einem Nonnenkonvent oder einer Schule usw. Man hat viel zu lange weggeschaut, die Opfer haben es zu spüren bekommen, und die Täter sind viel viel zu lange geschützt worden!“
Wie kann wirkungsvolle Prävention aussehen?
„Das hängt davon ab, ob die Richtlinien, die es seit 2002 gibt, auch alle umgesetzt werden. Ich halte sie für gut, wenn man sich nur daran hält! Denn sie stellen sicher, dass a) der Opferschutz eingehalten wird und b) dass man an die Öffentlichkeit geht und nicht den Ruf der Kirche über den Schutz des Opfers stellt.“
Sie selbst sind Jesuit und waren in den letzten Jahren Jugendseelsorger – wie sind Sie mit diesem Thema in Ihrem Orden umgegangen?
„Ich habe immer versucht, offen damit umzugehen, habe das dann auch immer den jungen Erwachsenen, die ehrenamtlich mitgearbeitet haben, gesagt, dass das ein Thema ist, dass wir uns darum kümmern müssen, dass wir als Jugendseelsorger da auch professionelle Hilfe und Rat brauchen… Wie erkennt man so etwas? Wie geht man damit um? Was sind Warnsignale, die man bei Jugendlichen empfängt aber auch eben Verhaltensweisen? Wie verhalte ich mich? Gehe ich mit Jugendlichen in einen Raum, wo mich keiner sehen kann? Nein, auf keinen Fall! Denn man muss sich auch gegenseitig schützen. Das war unter uns sicherlich ein Thema.“
Welche Konsequenzen haben die Fälle für den Jesuitenorden?
„Das werden wir aufzuarbeiten haben, aber das dauert noch ein bisschen. Ich denke, eine Generation haben wir noch vor uns, bevor wir sagen können: Das ist Vergangenheit. Im Augenblick ist das alles noch Gegenwart.“ (rv)