D: Bischof Tebartz-van Elst wehrt sich gegen Vorwürfe

L_LimburgBischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sei Kostenfragen bewusst ausgewichen, habe Kontrollen umgangen und kostspielige Eigenwünsche in das Projekt des Bischofshauses eingebracht. Das sind nur einige der Vorwürfe, die der Bericht der Prüfungskommission der Bischofskonferenz vorlegt. Auf der Grundlage dieses Berichts hat der Papst entschieden, den Rücktritt des Limburger Bischofs anzunehmen. Bischof Tebartz-van Elst hatte im Vorfeld Gelegenheit, seinen eigenen Kommentar zu dem Bericht abzugeben, er versucht in seiner jetzt bekannt gewordenen Stellungnahme, einige der Hauptvorwürfe richtig zu stellen.

Tebartz-van Elst besteht darauf, dass er Kardinal Giovanni Lajolo, dem vom Papst gesandten Beauftragten, anders als im Prüfbericht dargelegt die ihm damals bekannten Zahlen genannt habe. Wörtlich heißt es im Bericht: „Gegenüber dem Gesandten des Heiligen Stuhls, Giovanni Kardinal Lajolo, wurden Anfang September 2013 durch den Bischof nicht die ihm bereits bekannten Zahlen angegeben.“ Der Bischof besteht darauf, erst am Tag nach der Begegnung mit Kardinal Lajolo die Gelegenheit gehabt zu haben, die Details zu studieren.

Der im Bericht ebenfalls mit Kritik bedachte, mittlerweile emeritierte Generalvikar Franz Kaspar wird vom Bischof für viele Versäumnisse in den Verwaltungsabläufen wie das Unterlassen der Schriftform verantwortlich gemacht. Er betont, dass die Letztverantwortung des Bischofs für sein Bistum nicht in einer „verwaltungsmäßigen All- und Detailzuständigkeit“ liegen könne. Er verstehe den Dienst vielmehr als „Zeuge der Wahrheit“ in der Nachfolge der Apostel.

In Übereinstimmung mit dem Prüfbericht betont Tebartz-van Elst das Durcheinander in der Verwaltung bei seiner Amtsübernahme. Generalvikar Kaspar habe sein volles Vertrauen gehabt. Doch habe dieser immer mehr finanzielle Kompetenzen für sich beansprucht und auch in Eigeninitiative gehandelt.

Der Text des bisherigen Bischofs von Limburg, der ohne Anrede und Unterschrift veröffentlicht wurde, enthält ferner Angaben zu den Gesamtkosten und zum Georgswerk – also dem Fonds, dem Geld entnommen wurde. Bischof Tebartz-van Elst wiederholt seine Sicht, dass er sich in den Fachfragen auf die jeweiligen Verantwortlichen verlassen habe.

Die gesamte Stellungnahme des Bischofs können Sie bei unseren Kollegen vom Domradio einsehen, http://www.domradio.de/sites/default/files/pdf/stellungnahme_bischof_dr._tebartz-van_elst.pdf (rv)

Franziskus nimmt Rücktritt von Bischof Tebartz-van Elst an

B_Tebartz_van_ElstPapst Franziskus hat seine Entscheidung zur Causa Limburg getroffen: Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst kehrt nicht in seine Diözese zurück. Das gab der vatikanische Pressesaal an diesem Mittwoch bekannt. Franziskus nahm ein Rücktrittsgesuch des Bischofs an. Zugleich entsandte der Papst den Paderborner Weihbischof Manfred Grothe als Apostolischen Administrator nach Limburg. Zur Begründung hieß es, in der Diözese sei es zu einer Situation gekommen, die „eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes“ durch Bischof Tebartz-van Elst verhindere. Aus den Vatikanangaben geht hervor, dass der Limburger Bischof sein Rücktrittsgesuch bereits im Oktober eingereicht hat, drei Tage vor der Entscheidung des Papstes, ihm eine Auszeit vom Bistum zu gewähren. Laut Kirchenrecht ist ein Bischof gehalten, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten, wenn „schwerwiegende Gründe“ ihn an der Ausführung seines Amtes hindern.

Franziskus traf seinen Entschluss nach eingehenden Beratungen mit der Bischofskongregation und der Lektüre des Prüfberichtes einer Kommission der Deutschen Bischofskonferenz. Die Erstellung dieses Berichtes hatte Weihbischof Grothe geleitet. Er präsentiert das Dokument an diesem Nachmittag in Limburg. Erzbischof Robert Zollitsch, der damalige Vorsitzende der Bischofskonferenz, hatte das Papier Anfang März im Vatikan überreicht. Der neue Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx von München, hat die römische Entscheidung am Mittwochmittag in einem Statement in Berlin mit Erleichterung aufgenommen.

Mit Beginn der Sedisvakanz – der Zeit, in der der Bischofsstuhl von Limburg nach Rücktritt unbesetzt ist – erlischt auch das Amt von Generalvikar Wolfgang Rösch, der in der Abwesenheit von Bischof Tebartz-van Elst die Geschäfte geführt hatte. Diözesanadministrator Grothe hingegen bleibt auch während seiner neuen Aufgabe Weihbischof im Bistum Paderborn.

Hier die Pressemitteilung des Heiligen Stuhls zur Entscheidung von diesem Mittwoch in vollem Wortlaut:

Im Hinblick auf die Verwaltung der Diözese Limburg, in Deutschland, hat die Kongregation für die Bischöfe eingehend den Bericht jener Kommission studiert, die nach dem Willen des Bischofs und des Domkapitels eingesetzt wurde, um eingehende Untersuchungen im Hinblick auf die beteiligten Verantwortlichkeiten beim Bau des Diözesanen Zentrums „St. Nikolaus“ vorzunehmen.

Angesichts der Tatsache, dass es in der Diözese Limburg zu einer Situation gekommen ist, die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes durch S.E. Mons. Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindert, hat der Heilige Stuhl den mit Datum vom 20. Oktober 2013 durch den Bischof angebotenen Amtsverzicht angenommen und hat einen Apostolischen Administrator ernannt in der Person von S.E. Mons. Manfred Grothe.

Der scheidende Bischof, S.E. Mons. Tebartz-van Elst, wird zu gegebener Zeit mit einer anderen Aufgabe betraut werden.

Der Heilige Vater bittet den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen und sich darum zu mühen, in ein Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung zurückzufinden.

Aus dem Vatikan, 26. März 2014 (rv)

Müller und Gänswein mahnen gerechten Umgang mit Limburger Bischof an

Kardinal MüllerDer Umgang in der Öffentlichkeit mit der Causa Limburg war in den vergangenen Monaten nicht immer glücklich. Im Vatikan haben zwei einflussreiche deutsche Kirchenmänner dazu gemahnt, der Person des Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst– ungeachtet eventuellen Fehlverhaltens – Gerechtigkeit widerfahren zu lassen: Erzbischof Georg Gänswein und Kardinal Gerhard Ludwig Müller stellten sich dem Mikrofon der ARD; die Interviews entstanden wenige Tage vor der Übergabe des Limburger Prüfberichts im Vatikan. Der Präfekt der Glaubenskongregation Kardinal Müller sagte:

„Erstens ist ihm [Bischof Tebartz-van Elst] nichts an Verfehlungen nachzuweisen, was das Bischofsamt unmöglich machen würde, und auch wenn es dann vorkäme – erst muss noch über die Faktenfrage gesprochen werden – kann man mit einem solchen Menschen auch nicht so umgehen, dass er von Reportern gejagt wird, wo immer er sich aufhält.“

Erzbischof Georg Gänswein, der Sekretär des emeritieren Papstes Benedikt XVI. und Präfekt des päpstlichen Haushaltes, sekundiert Kardinal Müller. Wenn viele der Medienberichte über Limburg …

„… In Bezug auf die Person, auf das was [Bischof Tebartz] getan hat, Realität wären, müsste man sagen, er ist ein Unmensch. In jeder Hinsicht. Aber da ist die virtuelle Realität von der konkreten Realität doch sehr unterschiedlich. Ich möchte auch gar keine Presseschelte anstellen, aber es ist so, dass ihm gegenüber in vielen Punkten einfach Unrecht geschehen ist. Das ist nicht zu akzeptieren, da muss man auch den Mut haben sich dem entgegenzustellen und zu sagen: Das hat dieser Mann nicht verdient.“

Eine Entscheidung für die Zukunft der Bistumsleitung in Limburg wird in den kommenden Tagen erwartet. Viele – nicht alle – Katholiken der Diözese beklagen über die Frage des Umgangs mit Geldern hinaus ein unangenehmes Klima des Misstrauens, das sich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe. Im Bistum führt provisorisch der Generalvikar Wolfgang Rösch die Geschäfte. Papst Franziskus hatte Röschs noch von Bischof Tebartz-van Elst vorgenommene Ernennung um mehrere Monate vorgezogen und gleichzeitig dem Bischof eine Auszeit von der Diözese gewährt.
(rv)

D: Causa Limburg bringt Thema Kirchenfinanzen auf den Tisch

Erzbischof Robert ZollitschNach der Causa Limburg wird das Thema Kirchenfinanzen Deutschlands Kirche noch eine Weile beschäftigen. Das prognostiziert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Gespräch mit Radio Vatikan. Den Bischöfen gehe es bei der Aufklärung des Limburger Falls um Schadensbegrenzung, bekräftigte Zollitsch am Rande der Vatikaninitiative „Vorhof der Völker" in Berlin.

„Wir leiden alle mit unter der Situation, das muss man sehen. Und ich spüre, dass der Schaden für Limburg, der Schaden für die Kirche groß ist. Es wird uns das Thema Finanzen sicher noch ein ganzes Jahr beschäftigen. Ein Anliegen war mit der Einsetz- und Arbeitsgruppe in Limburg einfach die Sacherklärung, zu zeigen: Wie sind die Entscheidungsprozesse gelaufen? Welche Kosten sind entstanden? Dann auch: Wie ist das Ganze gelaufen? Ich denke, wenn das auch geklärt ist, dass wir dann zu einer ruhigen Phase kommen, dass man bei aller Ruhe überlegen kann: Wie finden wir einen Weg, der möglichst wenig Schaden anrichtet und doch in die Zukunft führt."

Einen Untersuchungsbericht zum Limburger Fall gibt es derzeit noch nicht. Die Limburger Staatsanwaltschaft prüft derzeit den Verdacht gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, bei der Finanzierung des Bauprojektes auf dem Domberg Gelder veruntreut zu haben. Es handelt sich dabei jedoch um „Vorermittlungen", um herauszufinden, ob ein Ermittlungsverfahren überhaupt begründet wäre. Die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Untersuchungskommission prüft den Fall ihrerseits parallel. Wann ihr Ergebnis genau vorliegen soll, gab Zollitsch nicht bekannt. Kann sich der DBK-Vorsitzende eine Rückkehr von Bischof Tebartz-van Elst nach Limburg vorstellen? Zollitsch ist da zurückhaltend:

„Ich persönlich möchte jetzt das Ergebnis nicht vorwegnehmen, Sie werden das verstehen, weil ich selber in die Gespräche mit Rom natürlich sehr involviert bin, und ich möchte natürlich auch nicht das, was kommt, vorwegnehmen. Da bitte ich um Verständnis."

Frage der wiederverheirateten Geschiedenen bewegt „viele Menschen in der Welt"

Ein weiteres Thema, das derzeit nicht nur die deutschen Gläubigen umtreibt, wie Zollitsch andeutet: Der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen Weltkirche. Mit Blick auf solche Gläubige haben die deutschen Bischöfe vor wenigen Tagen eine Seelsorgereform angekündigt, im kommenden Frühjahr soll es dazu konkrete Änderungsvorschläge geben. Impuls war hier eine Handreichung des Freiburger Seelsorgeamtes zum Thema. Sie mag für die römische Glaubenskongregation ein wenig über das Ziel hinausgeschossen zu sein, räumte sie doch auch – unter bestimmten Bedingungen – die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ein. Die Freiburger Handreichung sei ein Vorschlag, nicht mehr und nicht weniger, präzisiert noch einmal Erzbischof Zollitsch.

„Die Handreichung war von Anfang an so gedacht, dass sie ein Beitrag sein sollte. Und Sie wissen ja, dass sie dann ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung veröffentlicht worden ist. Aber ich habe gespürt, wie die Reaktion, die weltweit da ist, mir zeigt: Da ist eine Frage aufgegriffen, die viele, viele Menschen bewegt, weit über Deutschland hinaus. Wir werden das in die Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz einbringen und dann auch schauen, wie wir das in die Bischofssynode in Rom einbringen, die im nächsten Jahr ja genau dieses Thema hat: Der Weg mit den Familien, die Seelsorge, die Pastoral der Familien bis hin auch zur Frage der gescheiterten Ehen und Familien. Und ich bin Papst Franziskus dankbar, dass er diese Frage aufgegriffen hat. Das Thema ist Teil einer, so möchte ich sagen, Bewegung in der gesamten Kirche, die weiß: Um diese Frage müssen wir ringen."

Die Sonderbischofssynode zur Familienpastoral findet im kommenden Oktober im Vatikan statt. Im Folgejahr soll es daran anknüpfend eine Ordentliche Synode zum Thema geben. Bis Ende 2015 dürften damit neue Empfehlungen für den Bereich der weltweiten Familienpastoral vorliegen. (rv)

Dem Verfahren eine Chance: Ein Kommentar zur Causa Limburg

Radio VatikanVon unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord SJ

Es ist nicht der von vielen gewünschte Befreiungsschlag geworden. Bischof Tebartz-van Elst bleibt Bischof von Limburg, wenn er sich jetzt auch eine Auszeit nimmt und die Geschäfte von jemand anderem geführt werden, von einem Generalvikar, also dem regulär eingesetzten ständigen Vertreter.

Was heißt das?

Erstens setzt der Vatikan damit sein Vertrauen in die von Erzbischof Robert Zollitsch eingesetzte Kommission, die herausfinden soll, was genau in Limburg passiert ist, wer Verantwortung trägt und was für Schlüsse daraus zu ziehen sind. Zollitsch hatte selbst ja vor einer Woche gesagt, eine gute Lösung sei ihm lieber als eine schnelle, vielleicht zu schnelle.

Zweitens betont der Vatikan, dass der Papst immer sehr gut informiert gewesen sei. Das mag sich gegen die Berichterstattung richten, die besonders in den letzten Wochen in einen Überdreh geraten ist, der viel von dem Frust und Ärger auch erst geschaffen hat. Es ist und bleibt eine Belastung für die Menschen in Limburg, dass es den Befreiungsschlag nicht gibt, aber seien wir ehrlich, keine schon jetzt getroffene schnelle Entscheidung hätte allen erst später herausgefundenen Tatsachen vollständig Rechnung tragen können. Und seien wir noch einmal ehrlich: Keine Entscheidung hätte den Dauerwiederholungen von „Protzbischof, Prunkbischof" gerecht werden können.

Viele Menschen richten jetzt ihren Zorn auch auf den Papst, weil sie sich den Schnitt gewünscht hätten, weil der Ärger zu groß ist. Aber mir persönlich ist ein Papst, der Verfahren achtet, lieber als eine Entscheidung, die nur auf die Person schaut.

Jetzt hat also das Verfahren eine Chance, Tatsachen festzustellen. In der Vergangenheit waren ja jede Menge Dinge in die Geschichte hineinphantasiert worden, da würde ein Bischof verfolgt, weil er konservativ sei, oder auch da würde ein Verschwender gedeckt. Die Kirche hat nun die Chance, herauszufinden, was genau passiert ist, und dann die Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind. Damit lässt sich genau der Fehler vermeiden, der Bischof Tebartz-van Elst immer vorgeworfen wird: Er habe sich nicht an Verfahren gehalten. (rv)