Synodenväter sprachen über Familienpastoral

Bernd HagenkordVerschiedene pastorale Aktivitäten zum Thema Familie, und die Herausforderungen, vor denen die Familienpastoral heute steht: Das waren die Themen der beiden vergangenen Generalversammlungen vom Dienstag Nachmittag und Mittwoch Morgen (letztere wegen der Generalaudienz in Abwesenheit des Papstes). Die Herausforderungen für die Familienpastoral waren auch am Montag und Dienstag schon immer wieder benannt worden: Armut, Migration, Emigration, Gewalt in verschiedensten Formen, Christenverfolgung, moderne Lebens- und Arbeitsbedingungen, Polygamie, Sekten, Prostitution, Menschenhandel, Machismo und die Einflüsse der modernen Welt mit ihren Individualismen und Materialismen, sie wurden immer wieder vor allem aus der pastoralen Praxis heraus ausführlich behandelt, und sie bildeten das Schwergewicht der Beratungen.

Zum ersten Mal in mehreren Beiträgen war auch das Ehenichtigkeitsverfahren der Kirche Thema; es könne keine Lösung für alle Probleme sein, aber für die Paare, die das betrifft, wäre es eine große Hilfe und für die Kirche eine Notwendigkeit, wenn diese Verfahren, die eine Ehe für ungültig erklären und so eine sakramentale Ehe möglich machen, vereinfacht und verkürzt würden. Dorthin gehört auch die Frage, wie mit der Frage der kirchlichen Rechtsprechung im Rahmen der Ökumene, vor allem mit der Orthodoxie, umgegangen wird: Verschiedene Kirchen kennen verschiedene kirchenrechtliche Regeln, das schaffe einerseits Verwirrung, andererseits Reibungen, weil Ehen und Familien verschiedener Konfessionen sozusagen dazwischen stehen.

„Wir können doch gar nicht zurück“

Die Synodenteilnehmer berichteten immer wieder aus ihrer eigenen Praxis, von pastoralen Initiativen in den Bistümern oder Gebieten der Bischofskonferenz. Besonders traten dabei Aktionen hervor, die nicht für, sondern von Familien getragen werden. So etwa Verbände oder Gemeinschaften von Ehepaaren, die anderen Ehepaaren helfen. Solche Initiativen gelte es zu fördern, war der Tenor.

Was auch deutlich wurde bei den Beratungen, war die unterschiedliche Bewertung des modernen Freiheitsbegriffes. Sehen ihn einige als Ausdruck der Gottesebenbildlichkeit und damit als etwas Gutes, sehen ihn andere als Einfallstor für die Menschen gefährdende Ideologien. In einigen Staaten auf der Erde versuchten Regierungen, über Gesetzgebung den Begriff von „Familie“ zu ändern, das sei Ausdruck dieser Ideologien, die durch das Tor dieser falsch verstandene Freiheit einfielen. Aber wir könnten doch gar nicht zurück, hieß es von den Vertretern der ersten Linie, die Sehnsucht nach einer Vergangenheit helfe nicht weiter, die Kirche müsse die positiven Seiten schätzen und prägen lernen.

Ein weiteres Thema war der scheinbare Gegensatz von Pastoral und Lehre. Im Vorfeld der Versammlung der Bischofssynode war immer wieder gesagt worden, man wolle die Lehre nicht verändern, sondern pastoral sein. Dazu hieß es, dass die Lehre Ausdruck des Willens und Auftrages Jesu sei, nichts was die Kirche sich erschaffen habe. Ein weiterer Kommentar betonte, die Lehre müsse sich entwickeln.

Eine ganze Reihe weiterer Themen möchte ich an dieser Stelle nur anreißen, um die Bandbreite dessen anzudeuten, was genannt wurde: Die Frage der Verbindung der Glaubensschwäche der Moderne und der Abnahme stabiler Ehen; Familie als Hauskirche; die Lehre Jesu über die Familie; geschiedene Wiederverheiratete; die Evangelisierung und immer und immer wieder die Ehevorbereitung.

Wenig Idealisierung, große Bandbreite

Die Synodenteilnehmer zeigen einen großen Realismus, wenn es um das Thema Ehe und Familie geht, da ist wenig Idealisierung. Gleichzeitig hört man viel Positives, viel Hoffnung, um es geistlich auszudrücken. Realismus und Hoffnung, mit diesen beiden Worten lassen sich die Beratungen an diesen beiden Tagen gut charakterisieren.

Die Stimmung ist ruhig und ohne Druck – sicherlich auch ein Ergebnis der Entscheidung, nicht eine, sondern zwei Synoden samt einem Jahr Zwischenzeit zu haben, darüber zu sprechen. So nehmen sich die Teilnehmer Zeit, Erfahrungen zu sammeln, aus ihren Kirchen zu berichten, zu reflektieren und zu sprechen. Noch greift die Dynamik einer Beratung in Gruppen nicht, aber das wird sicherlich in der kommenden Woche in den Kleingruppen kommen. Bisher zeigt sich die große Breite der Erfahrungen und Reflexionen zum Thema Pastoral und Familie.

Aus der Synodenaula Pater Bernd Hagenkord für Radio Vatikan. (rv)

D: Causa Limburg bringt Thema Kirchenfinanzen auf den Tisch

Erzbischof Robert ZollitschNach der Causa Limburg wird das Thema Kirchenfinanzen Deutschlands Kirche noch eine Weile beschäftigen. Das prognostiziert der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, im Gespräch mit Radio Vatikan. Den Bischöfen gehe es bei der Aufklärung des Limburger Falls um Schadensbegrenzung, bekräftigte Zollitsch am Rande der Vatikaninitiative „Vorhof der Völker" in Berlin.

„Wir leiden alle mit unter der Situation, das muss man sehen. Und ich spüre, dass der Schaden für Limburg, der Schaden für die Kirche groß ist. Es wird uns das Thema Finanzen sicher noch ein ganzes Jahr beschäftigen. Ein Anliegen war mit der Einsetz- und Arbeitsgruppe in Limburg einfach die Sacherklärung, zu zeigen: Wie sind die Entscheidungsprozesse gelaufen? Welche Kosten sind entstanden? Dann auch: Wie ist das Ganze gelaufen? Ich denke, wenn das auch geklärt ist, dass wir dann zu einer ruhigen Phase kommen, dass man bei aller Ruhe überlegen kann: Wie finden wir einen Weg, der möglichst wenig Schaden anrichtet und doch in die Zukunft führt."

Einen Untersuchungsbericht zum Limburger Fall gibt es derzeit noch nicht. Die Limburger Staatsanwaltschaft prüft derzeit den Verdacht gegen Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, bei der Finanzierung des Bauprojektes auf dem Domberg Gelder veruntreut zu haben. Es handelt sich dabei jedoch um „Vorermittlungen", um herauszufinden, ob ein Ermittlungsverfahren überhaupt begründet wäre. Die von der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzte Untersuchungskommission prüft den Fall ihrerseits parallel. Wann ihr Ergebnis genau vorliegen soll, gab Zollitsch nicht bekannt. Kann sich der DBK-Vorsitzende eine Rückkehr von Bischof Tebartz-van Elst nach Limburg vorstellen? Zollitsch ist da zurückhaltend:

„Ich persönlich möchte jetzt das Ergebnis nicht vorwegnehmen, Sie werden das verstehen, weil ich selber in die Gespräche mit Rom natürlich sehr involviert bin, und ich möchte natürlich auch nicht das, was kommt, vorwegnehmen. Da bitte ich um Verständnis."

Frage der wiederverheirateten Geschiedenen bewegt „viele Menschen in der Welt"

Ein weiteres Thema, das derzeit nicht nur die deutschen Gläubigen umtreibt, wie Zollitsch andeutet: Der Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen in der katholischen Weltkirche. Mit Blick auf solche Gläubige haben die deutschen Bischöfe vor wenigen Tagen eine Seelsorgereform angekündigt, im kommenden Frühjahr soll es dazu konkrete Änderungsvorschläge geben. Impuls war hier eine Handreichung des Freiburger Seelsorgeamtes zum Thema. Sie mag für die römische Glaubenskongregation ein wenig über das Ziel hinausgeschossen zu sein, räumte sie doch auch – unter bestimmten Bedingungen – die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion ein. Die Freiburger Handreichung sei ein Vorschlag, nicht mehr und nicht weniger, präzisiert noch einmal Erzbischof Zollitsch.

„Die Handreichung war von Anfang an so gedacht, dass sie ein Beitrag sein sollte. Und Sie wissen ja, dass sie dann ohne mein Wissen und ohne meine Zustimmung veröffentlicht worden ist. Aber ich habe gespürt, wie die Reaktion, die weltweit da ist, mir zeigt: Da ist eine Frage aufgegriffen, die viele, viele Menschen bewegt, weit über Deutschland hinaus. Wir werden das in die Arbeitsgruppe der Bischofskonferenz einbringen und dann auch schauen, wie wir das in die Bischofssynode in Rom einbringen, die im nächsten Jahr ja genau dieses Thema hat: Der Weg mit den Familien, die Seelsorge, die Pastoral der Familien bis hin auch zur Frage der gescheiterten Ehen und Familien. Und ich bin Papst Franziskus dankbar, dass er diese Frage aufgegriffen hat. Das Thema ist Teil einer, so möchte ich sagen, Bewegung in der gesamten Kirche, die weiß: Um diese Frage müssen wir ringen."

Die Sonderbischofssynode zur Familienpastoral findet im kommenden Oktober im Vatikan statt. Im Folgejahr soll es daran anknüpfend eine Ordentliche Synode zum Thema geben. Bis Ende 2015 dürften damit neue Empfehlungen für den Bereich der weltweiten Familienpastoral vorliegen. (rv)