Vertuschungsverdacht: Chilenischer Kardinal wird von Behörden verhört

SANTIAGO DE CHILE – Das Verhör soll offene Fragen zum andauernden Skandal um sexuelles Fehlverhalten, Missbrauch und Vertuschung durch Kirchenvertreter in Chile klären: Kardinal Ricardo Ezzati, Erzbischof von Santiago, hat eine entsprechende Vorladung der örtlichen Staatsanwaltschaft erhalten.

Das hat das Erzbistum in einer Erklärung mitgeteilt.

Kardinal Ezzati soll am 21. August darüber aussagen, was er über seinen ehemaligen Diözesankanzler, Pfarrer Oscar Munoz Toledo, wusste, der am 12. Juli verhaftet wurde, nachdem er sieben Minderjährige sexuell missbraucht hatte.

Munoz hat bereits einen Fall sexuellen Missbrauchs gestanden. Die Ermittler glauben aber, dass der Erzdiözese bis zu vier seiner Opfer bekannt waren. Ezzati wurde vorgeladen, da die Staatsanwälte seine Beteiligung an einer möglichen Vertuschung von Munoz‘ Verbrechen prüfen wollen.

Das Verhör ist auch Folge zweier separater Hausdurchsuchungen diözesaner Büros in den vergangenen Monaten.

Gleichzeitig durchsuchte die Polizei die Büros von Bischof Alejandro Goic Karmelic und machten dabei einen wichtigen Fund: Ein Brief Goics an Ezzati aus dem Jahr 2013, in dem dieser den Kardinal scharf für seinen Umgang mit Opfern des verurteilten Kinderschänders Pfarrer Fernando Karadima kritisierte.

(Das Verhalten eines weiteren Bischofs gegenüber Karadima, Juan Barros, war Auslöser der chilenischen Missbrauchskandale).

Bischof Goic ist der ehemalige Oberhirte von Rancagua und war Vorsitzender der chilenischen Bischofskommission zur Verhinderung von Kindesmissbrauch.

Er trat vergangenen Monat zurück, nachdem er ein Fünftel der Priester im Bistum suspendieren musste infolge Medienberichten über ein Netzwerk von Geistlichen, die Missbrauch begangen haben sollen.

Die Rede ist von 14 Tätern, mit denen auch der nun festgenommene Munoz in Verbindung gewesen sein soll.

Kardinal Ezzati bestreitet jede Beteiligung an der Vertuschung von Missbrauch. Er wird zitiert mit den Worten: „Ich bekräftige mein Engagement und das der Kirche von Santiago für die Opfer, für die Suche nach der Wahrheit und für die Ziviljustiz“.

Juan Carlos Cruz, der von Pater Karadima missbraucht wurde, teilte auf Twitter mit, dass Kardinal Ezzati sich seines Erachtens für seine „Vertuschung, Lügen und andere Verbrechen“ verantworten müsse.

Die Ermittlungen der zivilen Behörden wegen sexuellen Missbrauchs in der Kirche in Chile erstrecken sich nun auf 266 mutmaßliche Opfer und 158 kirchliche Amtsträger.

Bisher hat Papst Franziskus den Rücktritt von fünf chilenischen Bischöfen akzeptiert. Kardinal Ezzati hat seinen Rücktritt zusammen mit dem Rest des chilenischen Episkopats im Mai beim Papst eingereicht, aber er wurde bislang noch nicht angenommen.

Neben dem massiven Skandal der Kirche in Chile erschüttert aktuell eine Reihe von Fällen die Weltkirche, bei denen Kardinäle und Bischöfe unter anderem in Honduras, den USA, und Australien verdächtigt werden, Missbrauch begangen bzw. vertuscht zu haben. (CNA Deutsch)

Vatikan ermittelt gegen römischen Bauunternehmer

VatikanplatzNeben der italienischen Justiz ermittelt nun auch die vatikanische Staatsanwaltschaft gegen den römischen Bauunternehmer Angelo Proietti. Das gab der Pressesaal am Mittwoch bekannt. Der Vatikan möchte Klarheit darüber erlangen, ob Proietti auch Einrichtungen des Heiligen Stuhls geschädigt habe. Der römische Bauunternehmer, dessen Unternehmen Edil Ars bis vor wenigen Monaten in einer Vatikan-Immobilie gegenüber der Audienzhalle residierte, steht wegen betrügerischen Bankrotts unter Hausarrest. Italiens Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, mehr als 11 Millionen Euro betrügerisch in die eigene Tasche gewirtschaftet zu haben. Vatikan und Italien haben einen Informationsaustausch vereinbart. Schon vergangene Woche hatte das vatikanische Geldinstitut IOR Proiettis Konten gesperrt. (rv)

Vatikan: Kardinal Calcagno bleibt gelassen

CalcagnoVatikan-Kardinal Domenico Calcagno zeigt sich gelassen angesichts von Vorwürfen, er habe in seiner Zeit im Bistum Savona schlecht gewirtschaftet. Er warte auf die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft und verweise darauf, dass er Savona im Juli 2007 verlassen habe, heißt es in einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals. Die ihm zur Last gelegten Unregelmäßigkeiten betreffen ein Institut, das Kirchengelder zur Finanzierung von Priestern verwaltet und das durch Investitionen in Immobilien Verluste in Millionenverlust gemacht haben soll. Aufgefallen sei die Misswirtschaft bei einer Überprüfung der Bilanzen aus dem Jahr 2009. Im Vatikan leitet Calcagno seit 2011 die Güterverwaltung des Apostolischen Stuhls, APSA. Die Vorwürfe betreffen nicht sein Wirken im Vatikan, betont die Mitteilung des Pressesaals. (rv)

Italien: Erzdiözese Mailand suspendiert Priester

Kardinal ScolaDie Erzdiözese Mailand hat einen ihrer Priester wegen der Anschuldigung suspendiert, mit der Prostitution Minderjähriger in Verbindung zu stehen. Der Beschuldigte soll die ihm zur Last gelegten Taten in den Jahren 2009 bis 2011 begangen haben. Nun werde kirchenrechtlich gegen ihn vorgegangen, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Büro von Kardinal Angelo Scola, dem Erzbischof von Mailand, an diesem Karfreitag. Obwohl die ihm zu Last gelegten Taten schon Jahre zurück liegen und der Priester bereits im Jahr 2013 Besuch von Beamten der Staatsanwaltschaft bekommen hatte, wurde die Erzdiözese erst vor wenigen Tagen über die strafrechtlichen Ermittlungen informiert. (rv)

Belgien und die Macht

Ein Kommentar zu den staatlichen Ermittlungen gegen die belgische Kirche von unserem Redaktionsleiter Pater Bernd Hagenkord:
 Die Staatsanwaltschaft hat in Belgien Bischofsräume durchsucht, Bischöfe festgehalten, Mobiltelefone und Computer eingezogen und – um dem ganzen eine symbolische Macht zu geben – Gräber aufgebohrt. Weiß der Himmel, was sie da zu finden glaubte.
Gestern fiel dann von den Befürwortern der Aktion das Wort, das den Schlüssel liefert: Es war eine Machtdemonstration. Die Staatsanwaltschaft wollte und hat Macht ausgeübt über die Kirche, und sie wollte, dass alle Welt das sieht.
Bei mir bleiben da eine ganze Menge Fragen zurück. Aber zunächst klingt mir ein Name in den Ohren: Marc Dutroux. Erinnern Sie Sich noch? 1995 verhaftet wegen Versklavung und Missbrauchs und Mordes an Kindern, unendliche Ermittlungspannen, Kinder verhungerten, weil die Polizei das Haus nicht gründlich genug durchsucht hatte, ein bedrohter Opferanwalt, eine Flucht des Täters, ein abgesetzter Ermittlungsrichter. Warum man jetzt ausgerechnet dem belgischen Staat vertrauen soll, diese Fälle aufzuklären, erschließt sich mir nicht wirklich. Ich will nicht mit dem Finger zeigen, aber gerade Belgien sollte wissen, wie schwer es ist, mit diesen Fällen umzugehen.
Papst Benedikt XVI. hat immer und immer wieder betont, wie wichtig es ist, mit staatlichen Stellen zusammen zu arbeiten. Aber wie soll das hier noch gehen?
Warum eine Machtdemonstration? Warum Macht? Was bringt Macht in diesem Fall?
Es ist doch genau das – die Macht über andere Menschen – was uns im Angesicht der Missbrauchsfälle zweimal nachdenken lassen sollte. Die Opfer jedenfalls wurden wieder einmal zu etwas gezwungen, was sie vielleicht gar nicht wollten, nämlich zum Gang zur Staatsanwaltschaft. Hier war die Macht jedenfalls völlig fehl am Platz. Den Opfern oder der Wahrheit geholfen hat das nicht. (rv)

D: Neue Missbrauchsfälle in Ettal und St. Ottilien

Nach dem Rücktritt von Abt Barnabas Bögle zieht nun auch Pater Maurus Kraß die Konsequenzen aus den Missbrauchsfällen im Kloster Ettal. Pater Maurus ist Leiter der Klosterschule sowie Prior der Abtei und übernehme wie der Abt des Klosters die Verantwortung für das Nichteinhalten der bischöflichen Leitlinien zum Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche, teilte das Ordinariat des Erzbistums München und Freising mit. Der erneute Fall von Missbrauch geht auf die Jahre 2003 und 2005 zurück. Pater Maurus habe es jeweils unterlassen, den Bischöflichen Beauftragten der Erzdiözese über die Vorfälle in Kenntnis zu setzen. Den Vorwürfen des Missbrauchs geht zwischenzeitlich die Staatsanwaltschaft nach. Sie ermittelt gegen einen Klosterangehörigen, dessen mutmaßliche Übergriffe auf Kinder noch nicht verjährt sind. Die kommissarische Leitung des Ettaler Gymnasiums übernimmt der stellvertretende Schulleiter, Studiendirektor Wolf Rall.

Neben dem Benediktinerkloster Ettal gibt es jetzt auch Missbrauchsvorwürfe im Kloster St. Ottilien im Münchner Umland. Nach Angaben der Erzabtei sei am Mittwoch eine namentliche Beschuldigung gegen einen ehemaligen Klosterangehörigen eingegangen. Im Vorfeld gab es bereits anonyme Anschuldigungen. Insbesondere werde gegen einen Klosterangehörigen ermittelt, dessen mutmaßliche Übergriffe auf Kinder noch nicht verjährt seien. Beschuldigt wird hier ein Ordensmitglied, das in den 60er-Jahren als Erzieher und Lehrkraft in der Erzabtei tätig gewesen war. Die beschuldigte Person ist seit 1969 nicht mehr den Benediktinern angehörig. (vh)