Studium der Geschichte: Die Kirche mit ihren Licht- und Schattenseiten

Pater Bernard ArduraDie Geschichte kann auch heute noch eine Lehrerin sein, besonders der Blick auf den tragischen Ersten Weltkrieg kann uns das lehren. Das sagte Papst Franziskus an diesem Samstag zu den in Audienz empfangenen Mitgliedern des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften. Die Institution feiert ihr 60-jähriges Bestehen, 1954 hatte Papst Pius XII. das Komitee gegründet. In seiner Ansprache griff der Papst weit zurück, auf die Einsichten des Philosophen, Rhetors und Politikers Marcus Tullius Cicero:

„Der berühmte Satz Ciceros in seiner Schrift „De Oratore“, der Auszugsweise vom seligen Papst Johannes XXIII., einem leidenschaftlichen Historiker, bei der Eröffnung des Konzils zitiert wurde, hat immer noch seine Gültigkeit: „Historia vero testis temporum, lux veritatis, vita memoriae, magistra vitae“, das Studium der Geschichte stellt wirklich einen der Wege der leidenschaftlichen Suche nach der Wahrheit dar, die seit jeher die Seele des Menschen durchzieht. In ihren Studien und Lehren befassen sie sich mit der Kirche auf dem Weg durch die Zeit, mit ihrer glorreichen Geschichte der Verkündigung, ihrer Hoffnung, ihren täglichen Kämpfen, den im Dienst hingegebenen Leben, dem ermüdenden Durchhalten. Aber sie befassen sich auch mit der Untreue, den Verleugnungen, den Sünden.“

Damit seien die Ergebnisse der historischen Studien eine große Hilfe für diejenigen, deren Aufgabe es sei, zu unterscheiden, was der Heilige Geist der Kirche heute sagen will. Umgekehrt leiste das Komitee in seinen Beziehungen und seiner Zusammenarbeit mit anderen akademischen und kulturellen Institutionen einen besonderen Dienst im Dialog zwischen der Kirche und der Welt.

„Unter den Initiativen, die sie planen, denke ich besonders an die Tagung anlässlich der 100-Jahr-Gedenkfeiern zum Beginn des Ersten Weltkrieges. Hierzu ziehen sie die neuesten Forschungsergebnisse heran, unter besonderer Berücksichtigung der diplomatischen Initiativen des Heiligen Stuhls während dieses tragischen Konfliktes, außerdem der Hilfe der Katholiken und anderer Christen bei der Hilfe für die Verwundeten, der Flüchtlinge, der Witwen und Waisen, auf der Suche nach den Verlorenen, wie auch bei dem Wiederaufbau einer Welt, die – wie Benedikt XV. es ausgedrückt – hat zerrissen war von einem „unsinnigen Gemetzel“. Auch heute noch klingt sein Appell nach: „Mit dem Frieden ist nichts verloren, mit dem Krieg kann alles verloren sein“ (Brief an die Kriegführenden Mächte vom 1. August 1917). Wenn wir diese prophetischen Worte heute wieder hören, dann begreifen wir, dass die Geschichte die „magistra vitae“ ist, Lehrerin des Lebens.“

Das Komitee beendet an diesem Samstag seine Vollversammlung im Vatikan. (rv)

Papst: Theologie braucht unabgeschlossenes Denken

JesuitenTheologie braucht offenes, unabgeschlossenes Denken, keine Selbstverliebtheit. Das hat Papst Franziskus vor Mitgliedern des Zusammenschlusses der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom betont. Dazu gehören die päpstliche Universität Gregoriana, das Päpstliche Bibelinstitut, das Päpstliche Institut Orientale und die Stiftung „Fondazione La Gregoriana“. Der Papst empfing sie an diesem Donnerstag in Audienz. Mit dabei war der Generalobere des Jesuitenordens, dem auch der Papst angehört: Pater Adolfo Nicolás. Franziskus sagte bei der Audienz:

„Der gute Theologe und Philosoph hat ein offenes und damit unabgeschlossenes Denken, das immer offen ist gegenüber dem ,Mehr’ Gottes und der Wahrheit, es ist immer in Entwicklung, entsprechend dem Gesetz, das Vinzenz von Lérins so beschreibt: ,Auch das Dogma der christlichen Religion muss diesen Gesetzen folgen. Es schreitet voran, festigt sich mit den Jahren, entwickelt sich mit der Zeit und vertieft sich mit dem Alter’ (Commonitorium Primum, 23: PL 50, 668). Das ist der Theologe mit einem offenen Geist. Der Theologe, der nicht betet und nicht Gott huldigt, endet im verabscheuungswürdigsten Narzissmus. Das ist eine Krankheit der Kirche. Der Narzissmus der Theologen, der Denker und ,Gerechten’ tut sehr weh.“

Der Papst erneuerte bei der Audienz sein Plädoyer für eine „Theologie auf Knien“. Diesen Ansatz hatte er jüngst auch am Werk von Kardinal Walter Kasper lobend hervorgehoben. Eine Herausforderung der Gegenwart sei doch, Wissen zu vermitteln und eine „lebendige Lesart“ desselben anzubieten.

„Es braucht eine wahre Hermeneutik des Evangeliums, um das Leben, die Welt, die Menschen besser zu verstehen, keine Synthese, sondern eine spirituelle Atmosphäre der Forschung und der Sicherheit, die auf den Wahrheiten des Verstandes und des Glaubens gründet. Philosophie und Theologie erlauben es, Überzeugungen zu gewinnen, die die Intelligenz strukturieren und sie stärken und den Willen erleuchten… Doch all das ist nur fruchtbar, wenn man es mit einem offenen Geist und auf Knien vollzieht. Mit offenem Geist und auf Knien. Der Theologe, der sich am eigenen abgeschlossenen Denken ergötzt, ist mittelmäßig.“

Franziskus erinnerte daran, dass das Konsortium der jesuitischen Hochschulen und Institute in Rom in jesuitischer Hand ist und im Zeichen des Gehorsams gegenüber dem Papst und der katholischen Kirche steht. Der Zusammenschluss war im Jahr 1928 auf Anregung von Papst Pius XI. gebildet worden. Franziskus rief die verschiedenen Institutionen dazu auf, ihre Zusammenarbeit zu verstärken. Ihre Aufgabe sei die Bewahrung der Geschichte ebenso wie ein „globaler“, konstruktiver und mutiger Blick auf Herausforderungen der Moderne.

Der Horizont des Katholischen ist weit

Ein besonderes Merkmal des Konsortiums sei sein internationaler Charakter, unterstrich der Papst, ein „unschätzbarer Reichtum der römischen Institutionen“. Die in den verschiedenen Hochschulen und Instituten arbeitenden Fachkräfte und Studenten bildeten eine enorme Vielfalt unterschiedlicher Herkunftskirchen und Kulturen ab, so Franziskus:

„Das bietet eine kostbare Gelegenheit für das Wachstum des Glaubens und eine Öffnung des Geistes und des Herzens gegenüber dem Horizont der Katholizität. Innerhalb dieses Horizontes hat die Dialektik zwischen ,Zentrum’ und ,Peripherie’ eine eigene Form, eine Form des Evangeliums, der Logik eines Gottes entsprechend, der das Zentrum erreicht, indem er vom Rand her kommt und zu diesem wieder zurückkehrt.“

Darüber hinaus sei der Standort Rom als Ort der Wurzeln des Glaubens ein besonderer, fuhr der Papst: Die Erinnerung an die Apostel und Märtyrer der katholischen Kirche sei hier ebenso präsent wie das aktuelle Leben einer Weltkirche, die im Dienste der Bedürftigen, der Einheit und der Universalität stehe. Wesentlich für Studium und Forschung seien das Gebet und ein enges Verhältnis zu Gott:

Das ist keine antike Sache

„Euer geistiger Einsatz, in der Lehre und bei der Recherche, beim Studium und der weiterreichenden Bildung, wird umso fruchtbarer und effizienter, als er durch die Liebe zu Christus und zur Kirche belebt ist und umso enger die Beziehung zwischen Studium und Gebet ist. Dies ist keine antike Sache, sondern das Zentrum, hört ihr?“
Zugleich müsse das Studium mit dem persönlichen und gemeinschaftlichen Leben eine Einheit bilden, fuhr der Papst fort, ebenso mit einem Lebensstil, der durch „brüderliche Barmherzigkeit“ und das „Teilen mit den Armen“ gekennzeichnet sei.
„Eure Institute sind keine Automaten, die Theologen und Philosophen produzieren; es sind Gemeinschaften, in denen man wächst, und dieses Wachstum passiert innerhalb einer Familie.“
(rv)

Papst würdigt verstorbenen chaldäischen Patriarchen von Babylon

Delly Emmanuel IIIEine große Figur der irakischen Kirche ist tot. Kardinal Emmanuel III. Delly, der frühere chaldäische Patriarch von Babylon, ist an diesem Mittwoch in einem kalifornischen Krankenhaus gestorben; er war 86 Jahre alt geworden. In Detroit, wo viele seiner Familienangehörigen leben, soll er am Samstag begraben werden.

Papst Franziskus würdigt den Verstorbenen in einem Telegramm als guten Hirten, der viel für gerechte und friedliche Beziehungen mit den Angehörigen anderer religiöser Traditionen getan habe. Er bete für den Verstorbenen, so Franziskus. Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin verspricht der Kirche im Irak sein Gebet und erklärt, er fühle mit ihrer Trauer um den früheren Patriarchen.

Emmanuel Delly ist 1927 in der Nähe von Mossul im Irak geboren worden; er studierte in Rom und wurde dort auch 1952 zum Priester geweiht. Das Konzil erlebte er als theologischer Berater mit; 1963 wurde er Bischof im Irak. Im Vatikan half er bei der Revision des Kodex des Ostkirchenrechts mit und beriet den Papst in Islam-Angelegenheiten. 2003, im Jahr der US-Invasion im Irak, wurde er – aus Sicherheitsgründen in Rom – zum Patriarchen von Babylon gewählt und in Bagdad inthronisiert. Die Angriffe auf Kirchen in Bagdad und Mossul konnte der Kirchenführer nicht verhindern, ebensowenig den massiven Exodus von Christen aus dem Irak, oft unter dem Druck von islamischen Fundamentalisten. Dennoch gewann er sich viel Respekt und Bewunderung durch seinen Einsatz für Versöhnung der religiösen Gruppen im Irak. Papst Benedikt XVI. nahm ihn im November 2007 in das Kardinalskollegium auf; 2010 war er Ehrenpräsident der Bischofssynode über den Nahen Osten, zwei Jahre später ging er in den Ruhestand.

Das Patriarchat von Babylon der Chaldäer hat seinen Sitz im irakischen Bagdad. Angaben über die Zahl der Kirchenmitglieder schwanken zwischen 480.000 und einer Million. Durch Abwanderung bestehen grosse chaldäische Gemeinschaften auch in Nordamerika, Australien und in Westeuropa. (rv)

Franziskus wertet Bischofssynode weiter auf

Papst Franziskus wünscht sich mehr Mitbestimmung der Ortsbischöfe in der katholischen Kirche als bisher. Das formulierte der Papst in einem Brief an den Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Lorenzo Baldisseri. Anlass des Schreibens ist die Erhebung in den Bischofsstand für den Untersekretär der Behörde, Fabio Fabene, von diesem Dienstag. „Man kann und man muss immer tiefere und authentischere kirchliche Formen zur Ausübung der synodalen Kollegialität suchen“, schreibt Franziskus in dem Brief.

Seit der Einführung der Bischofssynode im Zug des II. Vatikanischen Konzils seien fast 50 Jahre vergangen. Heute sei es „mehr denn je nötig, die enge Bindung mit allen Hirten der Kirche zu beleben“, so der Papst. Deshalb wünsche er „dieses wertvolle Erbe des Konzils“ aufzuwerten. Zweifellos brauche der Bischof von Rom dazu die Präsenz seiner Mitbrüder im Bischofsamt, „ihren Rat, ihre Vorsicht und ihre Erfahrung“.

Bereits Johannes Paul II. habe 1983 „weitsichtig“ gesagt, dass die Bischofssynode „vielleicht noch verbessert werden könnte. Vielleicht könnte sich die kollegiale seelsorgerliche Verantwortung in der Synode noch vollständiger ausdrücken“ (Predigt zum Abschluss der VI. Generalversammlung der Bischofssynode, 29.10.1983). Auch er selbst habe „die Zeichen der Zeit befragt“, schreibt Franziskus wörtlich. Aufgabe des Papstes sei es zwar, allen zu verkünden, „wer Christus, der Sohn des lebendigen Gottes“ sei. Gleichzeitig aber müsse der Papst auch das wahrnehmen, „was der Heilige Geist auf den Lippen jener hervorruft“, die an der apostolischen Gemeinschaft teilhaben. Nur so könne die kirchliche Gemeinschaft besser verwirklicht und ihre „grenzenlose Aufgabe“ besser gefördert werden.

Die Erhebung des Untersekretärs der Bischofssynode in den Bischofsrang ist ein ungewöhnlicher Schritt. Franziskus erklärte ausdrücklich, er habe damit die Bedeutung der Bischofssynode verdeutlichen wollen. Der 55 Jahre alte römische Priester Fabio Fabene ist ausgebildeter Kirchenrechtler mit langjähriger Vatikan-Erfahrung und hat Bücher über das Amt des Bischofs und des Priesters verfasst. Erst vor zwei Monaten wurde er Untersekretär der Bischofssynode. Fabene wirkt auch als Geistlicher Assistent des katholischen Frauenverbandes „Centro Italiano Femminile“ in Rom. Als Titularbistum wies Franziskus dem neuen Bischof Acquapendente zu.  (rv)

Synoden-Sekretär: „Kirche braucht Familienkongresse“

Kardinal BaldisseriNeben der vatikanischen Familienumfrage sind auch Kongresse wichtig, damit die Synodenteilnehmer sich ein besseres Bild von der Familie in der heutigen Zeit machen können. Das sagt im Gespräch mit uns der Sekretär der Bischofssynode, Kurienkardinal Lorenzo Baldisseri. Er nahm am Wochenende an einem Familienforum an der Päpstlichen Universität Gregoriana teil.

„Solche Veranstaltungen sind wichtig, und je mehr es davon gibt, desto mehr wissen wir über die derzeitige Lage der Familie. Es geht da um das Evangelium des Lebens, wie es Papst Franziskus nennt. Wir wollen bei der Synode die pastoralen Herausforderungen erarbeiten. Wer unsere Umfrage genau gelesen hat, wird sicherlich bemerkt haben, dass in der Einleitung vor allem vom Evangelium gesprochen wurde, und das wollen wir auch gerne betonen.“

Das Forum an der Gregoriana war keine trockene Uni-Vorlesungsveranstaltung, sondern vor allem eine mehrtägige Gesprächsrunde zwischen Theologen, Priestern und Familien. In den Vorlesungsaula waren also nicht nur Studenten anwesend.

„Da haben wir ganz spannende Zeugnisse gehört. Ich denke da nicht nur an Eheleute, sondern auch an Psychotherapeuten, die über die konkreten Eheproblemen sprachen. Klar, es gab viele Experten, die wissenschaftliche Resultate vortrugen. Aber das Ganze war doch sehr praxisorientiert und mit der Einbeziehung von Eheleuten.“

Es wäre schön und wünschenswert, wenn auch die Familiensynode so praxisorientiert wäre – das sagt uns der Hauptorganisator des Familienforums an der Gregoriana und Bergoglio-Schüler, Jesuitenpater Manuel Yanez.

„Wir wissen alle, dass der Papst sehr besorgt ist, wie die heutige Familie lebt. Ihm ist bewusst, dass es heutzutage nicht einfach ist, eine Familie zu gründen und das zu leben. Da wir Kardinal Baldisseri bei uns hatten, sind wir zuversichtlich, dass die Familiensynode Ähnlichkeit mit unserem Forum haben könnte.“

Wie praxisorientiert die Familiensynode werden kann, ist derzeit noch unklar – Details zu Programm und Gestaltung sind der Öffentlichkeit noch nicht bekannt. Für Pater Yanez wäre es durchaus denkbar, dass Eheleute oder Familien vor und mit den Synodenteilnehmern sprechen.

„Ja klar, das wäre eine tolle Idee. Aber ich würde dafür plädieren, dass in jedem Bistum auf der Welt vor der Synode solche Familienkongresse stattfinden sollten. Das wäre eine Basis für den Dialog zwischen den Synodenvätern und den Familienvätern und –müttern. Das wäre eine große Bereicherung!“

Die Weltbischofssynode zum Thema Familie findet im Oktober 2014 im Vatikan statt. Ein Jahr später werden die dort angesprochenen Themen auf einer Ordentlichen Synode im Vatikan vertieft.  (rv)

Entscheidung zum IOR: Das Institut bleibt

IORDas IOR – bekannt unter dem Namen Vatikanbank – wird weiterhin spezialisierte finanzielle Dienste für die weltweite Kirche leisten. Papst Franziskus hat einen dementsprechenden Antrag genehmigt. Das gab der Vatikan an diesem Montag bekannt. In der Vergangenheit war immer wieder über die Zukunft des Instituts spekuliert worden; derzeit durchläuft es einen ausführlichen Revisionsprozess. Mit der Bekanntmachung von diesem Montag sind Spekulationen über eine mögliche Auflösung des Institutes hinfällig.

Die Arbeit des IOR wird vom Vatikan mit „Hilfe für den Heiligen Vater und für die ihn unterstützenden Institutionen“ angegeben, damit wird der Kreis von möglichen Aktivitäten enger beschrieben, als es in der Vergangenheit der Fall war.

Der Antrag wurde gemeinsam von allen beteiligten Gremien gestellt: Der Päpstlichen Kommission für das IOR (CRIOR), der Päpstlichen Kommission für die Organisation der ökonomischen und administrativen Angelegenheiten (COSEA), der Kardinalskommission des IOR – der unter anderem der Wiener Kardinal Christoph Schönborn angehört – und dem Aufsichtsrat des IOR. Kardinal George Pell, Präsident des Wirtschaftssekretariates, hatte diesen Antrag dem Papst vorgelegt.

Damit wird der Auftrag des Finanzinstituts bestätigt, so der Vatikan. Genaueres werde in der kommenden Zeit in Zusammenarbeit zwischen dem neuen Finanzsekretariat des Vatikan unter Leitung von Kardinal George Pell und dem IOR-Aufsichtsrat unter Leitung von Ernst von Freyberg ausgearbeitet. Das IOR solle in die neuen Finanzstrukturen des Vatikan eingepasst werden.

Zugleich werde die Vatikanbank ihre Anstrengungen zur Anpassung an internationale Transparenzstandards fortsetzen, betont das Statement. Das Institut werde weiterhin unter die vatikanische Finanzaufsicht (AIF) fallen, dank der in den vergangenen Monaten viele Fortschritte im Abschluss von bilateralen Verträgen zur Prävention von Geldwäsche gemacht wurden – diese Entwicklung wird sich also fortsetzen. Eine strenge Aufsicht und Verbesserungen im Bereich Compliance, Transparenz und bei allen Tätigkeiten, wie sie 2012 begonnen und 2013 noch einmal beschleunigt wurden, seien wesentlich für die Zukunft des Instituts, betonte Kardinal George Pell laut dem Vatikanstatement. (rv)

Kamerun: Zwei Priester und eine Schwester entführt

ChristenverfolgungZwei italienische Priester aus dem Bistum Vicenza und eine kanadische Schwester sind in der vergangenen Nacht im Norden Kameruns entführt worden. Papst Franziskus erklärt, er bete für die Verschleppten. Kirchenleute in Kamerun fürchten, dass die drei in Händen der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram sind. Die Entführer müssten dazu aus Nigeria nach Kamerun eingedrungen sein. Die Nachricht von der Verschleppung der Missionare hat sich in der Nacht schnell verbreitet; der zuständige Ortsbischof spricht von einer sehr besorgniserregenden Situation. Wir sprachen mit einem Mitarbeiter des Bistums.

„Der Bischof wurde unterrichtet und wird über alle Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten. Ich habe schon mit unseren Schwestern gesprochen, die in der Stadt Maroua sind, wie die anderen Priester. Aber nicht einmal sie wissen etwas, da es bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Forderungen gibt.“

Seit vielen Jahren arbeiten schon italienische Priester für die Mission in Kamerun. Im Norden sind zehn Priester eingesetzt. Es gibt offenbar schon lange Drohungen von Terroristen.

„Unsere Priester wurden alarmiert und haben die Mission verlassen. Vorsichtshalber sollten sie sich nur in der Stadt bewegen. Die Entführungsopfer haben sich allerdings zu langsam auf den Weg gemacht, und dadurch kam es dann leider zu dieser Entführung in der Nacht.“ (rv)

Vatikan will Autismus-Konferenz ausrichten

Erzbischof Zygmunt ZimowskiDer Präsident des Päpstlichen Rates für die Krankenseelsorge, Erzbischof Zygmunt Zimowski, betont die Nähe der Kirche zu Autisten und ihren Familien. In einer Botschaft zum 7. Welt-Autismus-Tag an diesem Mittwoch rät er den Familien, die Hoffnung nicht fahren zu lassen. Um Autisten besser zu integrieren, müsse sich die Gesellschaft sich von den Vorurteilen lösen. Ende November wird der Vatikan eine internationale Konferenz zu dem Thema „Autismus, die Krankheit mit vielen Gesichtern“ ausrichten, kündigte Zimowski an.
Zwei Jugendliche mit Autismus überreichten an diesem Mittwoch Papst Franziskus am Ende der Generalaudienz ein behindertengerechtes Tandem. Das Gefährt ist für einen Menschen mit Behinderung und einen Begleiter konzipiert. Auch ältere Menschen oder Kinder, die allein nicht Fahrrad fahren könnten, profitieren von der besonderen Konzeption des Rads: Der Lenker sitzt nicht – wie sonst – vorn, sondern hinten auf dem Rad und „umarmt“ die andere Person. Daher kommt auch der Name des Rads: „Hugbike“. (rv)

Kostbare vatikanische Bibelhandschriften erstmals öffentlich zu sehen

VatikanplatzDer Vatikan zeigt zum ersten Mal die älteste bekannte Schriftfassung des Vaterunser öffentlich. Die sogenannten Papyri Bodmer 14-15 gehören zu den kostbarsten Ausstellungsstücken, die derzeit im Vatikan bei der Ausstellung „Verbum Domini II.“ zu sehen sind. Am Dienstagabend wurde die Schau im „Braccio di Carlomagno“ auf dem Petersplatz eröffnet.

„Kein anderes Buch hat jemals einen größeren Einfluss gehabt als die Bibel. Juden und Christen in allen Teilen der Welt haben daran mitgewirkt, ihre Schriften zu bewahren und ihre Botschaft zu verbreiten bei den Menschen, die sie trafen. Die Vermittlung, Übersetzung und Verbreitung der Bibel hat die Welt verändert.“

Das sagt Cary Summers, der Leiter des „Museum of the Bible“ in den USA. Das private Museum ist die treibende Kraft hinter der vatikanischen Ausstellung, in der gut 200 Exponate aus allen Kontinenten zu sehen sind: „Verbum Domini II.“ zeigt die historische Verbreitung der Bibel, beginnend im antiken griechischen Kulturbereich über Nordafrika bis hin nach China. Viele Exponate stammen aus dem Vatikan. Zum ersten Mal überhaupt gibt die Vatikanische Bibliothek ein Blatt der Papyri Bodmer 14-15 aus der Hand, um es in einer Ausstellung zu zeigen. Was hat es damit auf sich? Der Vizepräfekt der Bibliothek, Ambrogio Piazzoni:

„Es handelt sich um eine Handschrift, die um das Jahr 200 entstanden ist und die fast vollständig die Evangelien nach Lukas und Johannes überliefert. Das ist der kostbare Beweis dafür, dass die Abfolge der vier Evangelien von Matthäus, Markus und eben Lukas und Johannes schon am Ende des 2. Jahrhunderts bestand, dieselbe Abfolge, die in jenen Jahren auch Irenäus von Lyon bekräftigte. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein Originalblatt aus diesem Papyrus dem Publikum gezeigt wird.“

In den Papyri Bodmer 14-15 ist im Evangelium nach Lukas unter anderem die älteste Fassung des Vaterunsers zu finden. Auch ein Teil der vielleicht bedeutendsten Bibelhandschrift der Welt ist in der Ausstellung auf dem Petersplatz zu sehen: der eher schmucklose „Codex Vaticanus“ oder „Codex B“.

„Ausnahmsweise zeigen wir ein Doppelblatt dieser berühmten Handschrift. Sie ist in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts entstanden, auf Pergament geschrieben, und enthält das Alte und das Neue Testament in griechischen Großbuchstaben. Es ist die erste vollständige Abschrift der Bibel, ein herausragendes Zeugnis des Kanons der Schrift in jener Zeit.“

Drei Schriftrollen vom Toten Meer sind ebenfalls in der Ausstellung vertreten, mehrere Fragmente der Propheten Daniel, Ezechiel und Jeremias; außerdem eine Erstausgabe der King James Bibel aus dem Jahr 1611 und eine Miniaturausgabe des Neuen Testaments in der Übersetzung Martin Luthers aus dem Jahr 1558 mit 40 handkolorierten Holzschnitten. Und sogar eine sogenannte Mondbibel: eine Ausgabe der Heiligen Schrift auf Mikrofilm, 4 mal 4 Zentimeter groß, die der Astronaut Edgar Mitchell 1971 auf der Apollo 14 mit zur Mondoberfläche und wieder zurück brachte. An einer Wand der Ausstellung sind alle Sprachen aufgelistet, in denen heute Bibelübersetzungen vorliegen: 2.300. Demgegenüber haben 2.900 Sprachen auf der Welt noch immer keine Bibelübersetzung.

Die Bibel ist ein kultureller Motor der Welt – das möchte die Ausstellung zeigen. Erzbischof Jean Louis Bruguès, Historiker und Leiter der Vatikan-Bibliothek:

„Ich denke, weil ein Großteil der Besucher keine breite religiöse Kultur hat, ist es sinnvoll zu verdeutlichen, dass die Bibel in vielen verschiedenen Gesellschaften und Zivilisationen verbreitet ist. Wir haben einen gemeinsamen Nenner, trotz aller kulturellen Unterschiede. Und dieser gemeinsame Nenner ist die Bibel. Mit Blick auf die historischen Begebenheiten und Ereignisse hat und wird die Bibel immer die Hauptrolle spielen. Und das ist es, was diese Ausstellung beleuchten möchte, die wir im Braccio Carlo Magno eröffnet haben.“

Die Ausstellung „Verbum Domini II“ auf dem Petersplatz ist bis 22. Juni geöffnet, der Eintritt ist frei. (rv)