Libanon/Syrien: Kardinal Rai warnt vor Religionskrieg

Der Konflikt in Syrien könnte zu einem Religionskrieg werden. Davor warnt der maronitische Patriarch im Libanon, Kardinal Bechara Boutros Rai, wie die die libanesische Zeitung „L’Orient le Jour" an diesem Montag berichtet. Es gäbe einen „heuchlerischen Plan", das Christentum im Nahen Osten zu zerstören, so das maronitische Oberhaupt. Damit würde jedoch auch das Jahrhunderte lange Zusammenleben von Christen und Muslimen im Orient beseitigt. Dies führe dann zwangsläufig zu einem Religionskonflikt, befürchtet Boutros Rai. Vergangene Woche empfing der Kardinal die Delegation einer französischen Friedensinitiative, die sich für das Zusammenleben von Christen und Muslime einsetzt. (rv)

Kardinal Erdö Generalrelator der Außerordenlichen Bischofssynode 2014

Papst Franziskus hat den ungarischen Primas, Kardinal Peter Erdö, zum Generalrelator der Außerordentlichen Bischofssynode 2014 ernannt. Das Treffen der Bischöfe wird vom 5. bis 19. Oktober des kommenden Jahres zum Thema „Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" stattfinden. Als Sondersekretär jener Synode hat Papst Franziskus an diesem Montag den italienischen Erzbischof von Chieti-Vasto, Bruno Forte, ernannt. Kardinal Erdö ist auch Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen CCEE. (rv)

„Vorhof der Völker“ in Berlin – Programm im Vatikan vorgestellt

Vom 26. bis 28.November 2013 ist der „Vorhof der Völker" in Berlin zu Gast. Der emeritierte Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch stellte an diesem Montag in Rom das Programm vor. Es handele sich um ein Treffen für „Gottgläubige, Agnostiker und Atheisten". In der deutschen Bundeshauptstadt soll es „um die Tiefe des ethischen Humanismus und um die Weite des Gottesglaubens" gehen. Auch werde die „Freiheit der Kunst" erörtert sowie Fragen „um die Anmut und Würde von Menschlichkeit und Frömmigkeit" behandelt. Der Generalsekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langedörfer erläuterte weitere Einzelheiten des Treffens, dass die Erzdiözese Berlin zusammen mit dem Päpstlichen Kulturrat organisiert:

„Die intellektuellen Kräfte in Berlin, die Guardini-Stiftung und die Katholische Akademie in Berlin sind an dem Projekt beteiligt. Es ist wichtig, dass es in Berlin auch eine intellektuell kirchlichgeprägte Präsenz gibt. Das tut allen Beteiligten gut, auch denen, mit denen wir ins Gespräch kommen. Beim ,Vorhof der Völker´ sind die Symbole der Orte wichtig. Es sind Orte, an den sich auch Freiheit heutzutage thematisieren lässt. Die politische Freiheit wird beispielsweise im Roten Rathaus thematisiert. Wir gehen auch in das wichtigste und bekannteste Krankenhaus dieser Stadt. Es ist die Universitätsklinik ,Charité`, die in der deutschen Geschichte eine bedeutende Rolle spielte. Dort geht es um die Frage der Freiheit in der Biotechnik." (rv)

Zollitsch gegen „Schnellschuss“ im Bistum Limburg

Erzbischof Robert Zollitsch„Ich bin kaum in Rom gelandet, aber immer wieder angesprochen worden auf die Situation bei uns im Bistum Limburg." Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, an diesem Montag vor der Presse im Vatikan. „Ich war am vergangenen Donnerstag bei der Bundespressekonferenz in Berlin, und da habe ich an diesem Vormittag erfahren, dass die Staatsanwaltschaft in Hamburg einen Antrag auf Erlass eines Strafbefehls gegen den Bischof von Limburg veröffentlicht hat." Gleichzeitig wurde die Kostenexplosion beim Bau des Diözesanen Zentrums an der Lahn bekannt. Das alles habe ihn „persönlich sehr bewegt", so Zollitsch: „Den Vorgang verfolge ich aufmerksam und auch mit großer Sorge, denn das ist für uns tatsächlich ein entscheidender Schritt, den wir da sehen."

„Steht mir nicht zu, zu urteilen"

Allerdings stehe es ihm nicht zu, „über den Antrag der Staatsanwaltschaft Hamburg oder über den Bischof von Limburg zu urteilen", sagte Zollitsch. „Ich bin mir aber sicher, dass sich der Bischof von Limburg gründlich und auch mit der nötigen Selbstkritik mit dieser Entwicklung auseinandersetzt." Dass er gerade in Rom sei, liege vor allem an der Sitzung des Päpstlichen Rates für Neuevangelisierung, dem Zollitsch angehört; aber natürlich wolle er die Gelegenheit zu einigen Gesprächen über die Causa Limburg nutzen, „um zur Klärung beizutragen".

„Insgesamt nehme ich die Situation im Bistum Limburg sehr ernst; die vom Bischof erbetene Prüfungskommission über die Finanzen – was die Ausgaben waren – habe ich auch eingesetzt. Diese Prüfungskommission nimmt noch diese Woche ihre Arbeit auf." Interne und externe Fachleute, deren Namen fürs erste geheim blieben, gehörten dem Gremium an. Wie lange die Untersuchung dauern werde, lasse sich jetzt noch nicht sagen. „Natürlich wird zum Schluss die Sache veröffentlicht werden, und dann wird auch bekannt gegeben werden, wer diese Leute sind." Der Auftrag der Kommission sei ein dreifacher: Klärung der Kosten des Bauprojekts in Limburg, Klärung seiner Finanzierung – und Nachvollzug der Entscheidungswege.

„Erst den Prüfbericht abwarten"

„Wir warten nun alle, wie nun dieses Ergebnis sein wird, um dieses Ergebnis dann mit dem Bischof zu besprechen und zu schauen, welche Konsequenzen dann daraus zu ziehen sind." Dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz ist durchaus klar, „dass das auch eine Frage der Glaubwürdigkeit ist" und darum nicht der Eindruck entstehen darf, die Klärung werde auf die lange Bank geschoben. „Wir werden so zügig handeln, wie das möglich ist! Sie werden aber verstehen, dass, wenn eine sachliche Klärung angesetzt ist, ich natürlich auch die sachliche Klärung abwarten muss. Ich kann nicht den Leuten jetzt den Auftrag geben, die Sache zu klären, und schon vorher sagen, was alles herauskommt."

Noch in dieser Woche – dem Vernehmen nach am Donnerstag – wird Erzbischof Zollitsch mit Papst Franziskus über die Causa Tebartz-van Elst sprechen. Er habe schon einiges schriftliche Material nach Rom geschickt, wisse aber vorab nicht, „was der Papst gelesen hat". Zum Trommelfeuer immer neuer medialer Enthüllungen über Limburger Baukosten sagt Zollitsch: „Der Druck ist für mich von der psychologischen Seite her sehr groß, denn die Leute warten auf Klarheit. Und ich muss schauen, wie wir es fertig bringen, dass wir auch vermitteln können, dass wir eine sachliche Klärung brauchen und nicht durch einen Schnellschuss am Ende auch wieder neue Fehler machen können." (rv)

Pakistan: Blasphemiegesetzt bleibt umstritten

PakistanImmer wieder wird die Abschaffung des sog. Blasphemiegesetz in Pakistan gefordert. Gotteslästerung werde zum Vorwand genommen für Übergriffe gegen Minderheiten, so internationale Menschenrechtsgruppen und katholische Hilfswerke wie zum Beispiel „Missio". Zuletzt kam es zu Gewalttätigkeiten gegen Besucher einer christlichen Kirche, bei der 120 Menschen starben.

Joseph Coutts ist Erzbischof von Karachi. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont er, dass das Blasphemiegesetz leicht missbraucht werden könne. Man dürfe nicht extremistische Minderheiten mit dem Islam gleichsetzen.

„Das Gesetz wendet sich eigentlich nicht direkt gegen Christen. Das Problem ist, dass das Gesetz sehr leicht missbraucht werden kann. Das Gesetz kann auch einen Moslem treffen. Wenn erst einmal jemand der Blasphemie angeklagt wird, ist es sehr schwierig seine Unschuld zu beweisen. Es wird noch gefährlicher, wenn der Imam über die Lautsprecher der Moschee verkündet, dass jemand blasphemisch geredet hat. Das ist 2009 in einer kleinen Stadt namens Gojra passiert, worauf hin ohne Überprüfung der Tatsachen das Christenviertel überfallen wurde. Dabei kamen acht Menschen ums Leben. Es gab auch viele gute Muslime, die nach den Übergriffen gesagt haben, das hätte nicht passieren dürfen."

Über das Schicksal von Asia Bibi, die seit 2009 wegen des Blasphemiegesetzes in Haft ist, gibt es nichts neues zu berichten, so der Erzbischof. Derzeit warte man auf das Urteil des Berufungsgerichtes.

„Wir dürfen nicht vergessen: Wenn wir von Terroristen und Extremisten reden, dann sind nicht alle Muslime so. Die Mehrheit der Moslems in Pakistan ist sehr moderat. Wir leben gut zusammen, und auch Moslems besuchen unsere christlichen Schulen. Es waren auch viele Moslems dabei, die nach den letzten Übergriffen zu mir gekommen sind und ihr Mitleid ausgedrückt haben. Es gibt Gruppen – so die Menschenrechtskommission oder auch unabhängige Gruppen -, bei denen fast alle Moslems sind und sie sind sehr gut. Sie erheben ihre Stimme bei Übergriffen gegenüber religiösen Minderheiten, aber auch bei anderen Ungerechtigkeiten." (rv)

D: Medienhype um Limburg – Ein Kommentar

B_Tebartz_van_ElstIn einem Kommentar zum gegenwärtigen Medienhype um den Limburger Bischof betont der Redaktionsleiter von Radio Vatikan P. Bernd Hagenkord SJ, dass ohne Transparenz, Offenheit und Verantwortung das Bistum Limburg und die deutsche Kirche nicht zur Ruhe kommen werden. Zugleich hinterfragt er aber kritisch die Berichtserstattung in den deutschen Medien

„Gottes teurer Diener" ist der Titel des neuen Spiegel. Seit Tagen hören wir dauernd Neues aus Limburg, die großen Medien werden nicht müde, jede Einzelheit und jeden Vorwurf einzeln zu benennen. Quasi im Stundentakt wurden die Meldungen aktualisiert, kommt Bischof Tebartz-van Elst nach Rom, kommt er nicht, Kameras wurden am Flughafen aufgebaut, Listen im Internet veröffentlicht, mit Titeln wie „Protzbischof" das Urteil gleich vorweg genommen und mit dem Vergleich zu Papst Franziskus ein medial schön aufzubereitender Kontrast geschaffen.
Die Geschichte um den Limburger Bischof hat zwei Enden. Das eine Ende ist Transparenz, Offenheit und Verantwortung. Ohne das kommt das Bistum und kommt der Bischof nicht aus der Situation heraus. Was auch immer beim Bau des Bischofshauses und beim Flug nach Indien vorgefallen ist, Ehrlichkeit und Transparenz sind notwendige Schritte. Und natürlich, Verantwortung zu übernehmen. Vor allem anderen muss das immer wieder klar gemacht und betont werden.
Das zweite Ende ist aber der Überdreh, den wir im Augenblick medial beobachten. Medien verstärken Prozesse, das ist Teil des Lebens. Aber wenn man sich nur noch gegenseitig zitiert, wenn überteuerte Badewannen wichtiger sind als Koalitionsgespräche in Berlin oder Tote vor Lampedusa, dann stimmt da was nicht.
Wenn wir die Transparenz und die Verantwortung einfordern, und es gibt wenige Katholiken, die das nicht wollen, dann hilft es nicht, ein Spektakel zu inszenieren. Und genau das wird gerade inszeniert. Die Frage lautet immer cui bono, wem hilft es? Der Wahrheit, Aufklärung und der Übernahme von Verantwortung? Wenn ich an diesem Wochenende durchs Internet blättere dann habe ich den Eindruck, dass wir diese Perspektive bereits verloren haben. Von diversen Eintragungen bei Facebook mal ganz zu schweigen. Hier wird nur noch getrieben. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich sehe die Vorwürfe nicht als Ergebnis einer Medienkampagne. Aber die Kirche steckt in einer Glaubwürdigkeitskrise, immer noch. Da helfen keine medial inszenierten Opferhandlungen, sondern – ich wiederhole – Transparenz und das Übernehmen von Verantwortung. Das ist das einzige, was mich im Augenblick an der Debatte interessiert. (rv)

Heiligsprechungen der Päpste: Keine Eintrittskarten nötig

VatikanAn der Heiligsprechung von Johannes XXIII. und Johannes Paul II. kann jeder teilnehmen und eine Eintrittskarte ist nicht nötig. Das kündigt die Präfektur des Päpstlichen Hauses in einem Statement von diesem Samstag an. Jeder, der rechtzeitig am 27. April 2014 am Petersplatz sei, dürfe an den von Papst Franziskus vorgenommenen Heiligsprechungen teilnehmen. (rv)

Bischof Ackermann: „Wir wollen Klarheit in Limburg“

Die deutschen Bischöfe wollen eine schnelle Lösung der Krise im Bistum Limburg. Angesichts der sich zuspitzenden Lage ist bei den deutschen Oberhirten eine Schmerzgrenze erreicht, lässt der Trierer Bischof Stephan Ackermann im Interview mit Radio Vatikan durchblicken. Das Vertrauen im Bistum sei „massiv gestört", klagte Ackermann, dessen Bistum an das Bistum Limburg angrenzt. Der Bischof äußerte sich am Donnerstagabend am Rande einer Veranstaltung zum Thema Religionsfreiheit in der deutschen Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom.

„Das gilt für mich als Bischof von Trier, ich bin ja unmittelbarer Nachbar zu Limburg, aber das gilt im Grunde für alle Bischöfe in Deutschland: Dass wir wirklich auch mitleiden in der Situation, das heißt, mit dem Bischof und mit dem Bistum, mit den Menschen. Weil man ja sieht: Das hat sich irgendwie derart verknotet, dass es schwierig ist, eine Lösung zu sehen. Wir wissen, und das wird von allen Seiten auch gesagt, das ist unbestritten, dass Kardinal Lajolo wirklich eine gute Mission erfüllt hat. Wichtig ist natürlich, dass es jetzt noch mehr Klarheit gibt. Es wird die Kommission ja geben von Seiten der Bischofskonferenz, was die Kosten des Bischofshauses bzw. des diözesanen Zentrums angeht. Aber das Entscheidende ist, dass Wege wieder zueinander gefunden werden. Und das Vertrauen ist ja massiv gestört, das muss man ja ganz nüchtern so sagen."

Bischof Ackermann erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan auch, warum sich die deutschen Bischöfe mit einer gemeinsamen Stellungnahme in der Frage Limburg bisher zurückgehalten haben:

„Es ist ja schon gesagt worden: Warum melden sich die Bischöfe nicht deutlicher zu Wort, auch sozusagen, indem sie den Bischof stützen, aber ich glaube, es gibt auch von unserer Seite gewisse Hilflosigkeiten, weil man natürlich die Situation letztlich auch nicht wirklich überblicken kann, sondern das mitbekommt, was an Stellungnahmen da ist, und das ist wirklich bestürzend und schmerzlich für alle." (rv)

Vatikan richtet Frauenkongress aus

VatikanplatzEin Kongress über die Frau in der katholischen Kirche hat an diesem Donnerstag im Vatikan begonnen. Anlass ist der 25. Jahrestag des Apostolischen Schreibens „Mulieris Dignitatem" von Johannes Paul II., auf Deutsch: „Die Würde der Frau". Papst Franziskus hat jüngst eine „neue Theologie der Frau" angeregt. Wie diese aussehen könnte, darüber werden nun zwei Tage lang Fachleute der Theologie, Philosophie, Erziehungs- und Geschichtswissenschaft, des Journalismus und der Medizin aus 25 Ländern wohl auch debattieren. Organisiert hat den Frauenkongress der päpstliche Laienrat. Die Leiterin der dort angesiedelten Abteilung Frau, Ana Cristina Villa Betancourt, sagte uns:

„Mulieris Dignitatem" ist nicht nur das erste Dokument des ganzen päpstlichen Lehramtes, das sich ausschließlich der Frage der Frau widmet. Es ist auch deshalb so wertvoll, weil es die christliche Anthropologie – die Lehre vom Menschen – auf besonders nachvollziehbare Weise darstellt. Eine Art Leuchtturm, der Licht auf immer dringender auftauchende Fragen wirft."

Es gibt noch viel zu tun, um die Analysen des Dokuments umzusetzen, sagt die Kolumbianerin und erwähnt die kontinuierlichen Hinweise des Papstes. Mehrmals hat Franziskus die Kirche als „Mutter" dargestellt, und zu Maria Himmelfahrt hat er seiner Hoffnung Ausdruck gegeben, die Kirche möge die wichtige Rolle der Frau besser verstehen lernen.

„In ,Mulieris dignitatem‘ hat Johannes Paul II. festgehalten, dass Gott den Menschen in besonderer Weise der Frau anvertraut, und zwar wegen ihrer besonderen Fähigkeit zur Liebe und zur Mütterlichkeit. Die Mütterlichkeit ist eine weibliche Dimension, die in allen Feldern zum Ausdruck kommen soll, in denen die Frau überhaupt präsent ist."

Ana Cristina Villa Betancourt nennt ein Beispiel:

„In den zurückliegenden 25 Jahren seit Erscheinen des Schreibens ist die Präsenz von Frauen in allen Dimensionen der Gesellschaft gestiegen. Das ist ein Reichtum, ein Schritt nach vorn, und sehr zu begrüßen. Wir wollen aber darauf drängen, dass die Frau dort mit ihrer spezifischen Rolle als Frau akzeptiert wird. Vielleicht hat uns die Gesellschaft zu sehr abverlangt, auf unsere Weiblichkeit zu verzichten, um besser in eine bestimmte Wettbewerbsmentalität zu passen."

In seinem Interview mit der Jesuitenzeitschrift hatte Papst Franziskus gesagt, es sei mehr weiblicher Genius an jenen Stellen der Kirche nötig, wo wichtige Entscheidungen fallen. Hier nochmals der ganze betreffende Passus in offizieller Übersetzung:

„Die Räume für eine wirkungsvollere weibliche Präsenz in der Kirche müssen weiter werden. Ich fürchte mich aber vor einem ›Machismo im Rock‹, denn Frauen sind anders strukturiert als Männer. Die Reden, die ich über die Rolle der Frau in der Kirche höre, sind oft von einer Männlichkeits- Ideologie inspiriert. Die Frauen stellen tiefe Fragen, denen wir uns stellen müssen. Die Kirche kann nicht sie selbst sein ohne Frauen und deren Rolle. Die Frau ist für die Kirche unabdingbar. Maria – eine Frau – ist wichtiger als die Bischöfe. Ich sage das, denn man darf Funktion und Würde nicht verwechseln. Man muss daher die Vorstellung der Frau in der Kirche vertiefen. Man muss noch mehr über eine gründliche Theologie der Frau arbeiten. Nur wenn man diesen Weg geht, kann man besser über die Funktion der Frau im Inneren der Kirche nachdenken. Der weibliche Genius ist nötig an den Stellen, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden. Die Herausforderung heute ist: reflektieren über den spezifischen Platz der Frau gerade auch dort, wo in den verschiedenen Bereichen der Kirche Autorität ausgeübt wird."

„Solche Äußerungen sorgen für Unruhe", merkt Ana Cristina Villa Betancourt an.

„Es fehlt vielleicht an Dialog an den Stellen, an denen die Entscheidungen fallen. Es fehlt auch an Dialog zwischen Männern und Frauen, obwohl dieser in den Dokumenten der Kirche ja immer angeregt wird."

Johannes Paul betonte in seinem Schreiben die Gleichheit der Würde von Mann und Frau aus christlicher Sicht und vertiefte eine anthropologische Grundwahrheit: Der Mensch „existiert immer nur als Frau oder als Mann", heißt es in „Mulieris Dignitatem". Die heute verbreitete so genannte Gender-Mentalität stellt diese Grundwahrheit in Frage. Aus ihrer Sicht ist Mannsein oder Frausein ein rein gesellschaftliches Konstrukt. Auch darum wird es in dem vatikanischen Kongress gehen, ebenso wie um das Selbst- und das Fremdbild von Frauen 45 Jahre nach der „sexuellen Revolution".

Vor fünf Jahren veranstaltete der Päpstliche Laienrat bereits einmal einen Kongress über die Rolle der Frau in der Kirche; es war der 20. Jahrestag von „Mulieris dignitatem". Einige Teilnehmerinnen zeigten sich damals im Anschluss enttäuscht über den Grundton der Veranstaltung. Der Neuaufbruch mit Papst Franziskus lässt auch sie hoffen. Franziskus empfängt die Teilnehmerinnen des Kongresses am Samstag in Audienz. (rv)

Vatikan: Papst traf US-Bischöfe

Papst Franziskus hat sich am Montag über die Herausforderungen der US-amerikanischen Kirche informiert. Bei einer Audienz für die Mitglieder der US-amerikanischen katholischen Bischofskonferenz sei es unter anderem um Fragen der katholischen Schulen, um Priesterberufungen und um die lateinamerikanischen Gläubigen in den USA gegangen. Dies berichtete Kardinal Timothy Dolan nach dem Treffen im Interview mit Radio Vatikan. Bei der herzlichen Begegnung, die etwa eine halbe Stunde dauerte, habe der Papst eine „gesunde Neugier" auf Belange der US-amerikanischen Kirche gezeigt, so der New Yorker Erzbischof. Auch das jüngste Flüchtlingsdrama von Lampedusa sei Thema gewesen, Papst Franziskus sei deshalb „den Tränen nahe" gewesen, so Dolan.

Insgesamt werde der Papst aus Lateinamerika in den USA sehr positiv aufgenommen, fügte der Kardinal an: Franziskus erhalte von allen Seiten große Zustimmung, ob von praktizierenden Katholiken, anderen Religionen oder Nicht-Gläubigen, referierte der Geistliche. (rv)