Urbi et Orbi: Gottes Herrlichkeit ist der lebende Mensch

VatikanplatzDie Ansprache von Papst Franziskus vor dem Ostersegen Urbi et Orbi in der offiziellen Übersetzung.

Liebe Brüder und Schwestern hier in Rom und auf der ganzen Welt, gesegnete Ostern!

Welch eine große Freude für mich, euch diese Botschaft zu verkünden: Christus ist auferstanden! Ich möchte, dass sie in jedes Haus, in jede Familie gelange und besonders dorthin, wo mehr Leid herrscht, in die Krankenhäuser, in die Gefängnisse…

Vor allem möchte ich, dass sie in alle Herzen gelange, denn dort will Gott diese Frohe Botschaft hineinsäen: Jesus ist auferstanden; es gibt Hoffnung für dich, du bist nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde, des Bösen! Gesiegt hat die Liebe, gesiegt hat die Barmherzigkeit! Stets siegt die Barmherzigkeit Gottes!

Wie die Frauen, Jüngerinnen Jesu, die zum Grab gingen und es leer fanden, können auch wir uns fragen, was dieses Ereignis zu bedeuten habe (vgl. Lk 24,4). Was heißt das, Jesus ist auferstanden? Es bedeutet, dass die Liebe Gottes stärker ist als das Böse und als der Tod selbst; es bedeutet, dass die Liebe Gottes unser Leben umwandeln, die Wüste, die sich in unserem Herzen befindet, zum Erblühen bringen kann. Das kann die Liebe Gottes vollbringen!

Die gleiche Liebe, aufgrund welcher der Sohn Gottes Mensch wurde und den Weg der Erniedrigung und der Selbsthingabe bis zum Äußersten gegangen ist bis hinunter in die Unterwelt, in den Abgrund der Trennung von Gott, diese gleiche barmherzige Liebe hat den toten Leib Jesu mit Licht durchflutet und ihn verklärt, ließ ihn ins ewige Leben übergehen. Jesus ist nicht ins frühere Leben zurückgekehrt, ins irdische Leben, sondern eingetreten in das Leben der Herrlichkeit Gottes, und er ist dort mit unserem Menschsein eingetreten, er hat uns eine Zukunft der Hoffnung aufgetan.

Das also ist Ostern: Es ist der Auszug, der Übergang des Menschen von der Knechtschaft der Sünde, des Bösen zur Freiheit der Liebe, des Guten. Denn Gott ist Leben, allein Leben, und sein Ruhm ist der lebendige Mensch (vgl. hl. Irenäus, Adversus hæreses, 4,20,5-7).

Liebe Brüder und Schwestern, Christus ist ein für allemal und für alle gestorben und auferstanden, aber die Kraft der Auferstehung, dieser Übergang von der Knechtschaft des Bösen zur Freiheit des Guten muss sich in jeder Zeit vollziehen, in den konkreten Räumen unseres Lebens, in unserem täglichen Leben. Wie viele Wüsten muss der Mensch auch heute durchqueren. Vor allem die Wüste in ihm selbst, wenn das Bewusstsein fehlt, Hüter all dessen zu sein, was der Schöpfer uns geschenkt hat und schenkt. Aber die Barmherzigkeit Gottes kann auch das trockenste Land erblühen lassen, kann selbst ausgetrocknete Gebeine wieder lebendig machen (vgl. Ez 37,1-14).

Das ist also meine Einladung an alle: Nehmen wir die Gnade der Auferstehung Christi an! Lassen wir uns von der Barmherzigkeit Gottes erneuern, lassen wir, dass Jesus uns liebt, dass die Macht seiner Liebe auch unser Leben umwandle; und werden wir zu Werkzeugen dieser Barmherzigkeit, zu Kanälen, durch welche Gott die Erde bewässern, die ganze Schöpfung behüten sowie Gerechtigkeit und Frieden erblühen lassen kann.

Und so bitten wir den auferstandenen Jesus, dass er den Tod in Leben umwandle, den Hass in Liebe verwandle, die Rache in Vergebung, den Krieg in Frieden. Ja, unser Frieden ist Christus und durch ihn flehen wir um Frieden für die ganze Welt.

Um Frieden für den Nahen Osten, besonders zwischen Israelis und Palästinenser, die Mühe haben, den Weg der Eintracht zu finden, dass sie mutig und bereitwillig die Verhandlungen wiederaufnehmen, um einem Konflikt ein Ende zu setzen, der schon viel zu lange andauert. Um Frieden im Irak, dass endgültig jede Gewalt aufhöre, und vor allem für das geschätzte Land Syrien, für seine von den Auseinandersetzungen geschlagene Bevölkerung und für die vielen Flüchtlinge, die Hilfe und Trost erwarten. Wie viel Blut ist vergossen worden! Und wie viele Leiden müssen noch auferlegt werden, ehe es gelingt, eine politische Lösung der Krise zu finden?

Um Frieden für Afrika, das immer noch Schauplatz blutiger Konflikte ist. Um Frieden in Mali, dass es wieder Einheit und Stabilität erlange; und in Nigeria, wo die Anschläge leider nicht aufhören, die das Leben vieler Unschuldiger schwer bedrohen, und wo nicht wenige Menschen, auch Kinder, in Geiselhaft von terroristischen Gruppen sind. Um Frieden im Osten der Demokratischen Republik Kongo und in der Zentralafrikanischen Republik, wo viele gezwungen sind, ihre Häuser zu verlassen, und weiter in Angst leben.

Um Frieden in Asien, vor allem auf der Koreanischen Halbinsel, dass die Divergenzen überwunden werden und ein neuer Geist der Versöhnung heranreife.

Um Frieden für die ganze Welt, die immer noch von der Gier nach schnellem Profit geteilt ist, die verwundet ist vom Egoismus, der das menschliche Leben und die Familie bedroht, vom Egoismus, der den Menschenhandel fortsetzt, die in diesem 21. Jahrhundert am weitesten verbreitete Sklaverei. Um Frieden für die ganze Welt, die von der Gewalt im Zusammenhang mit dem Rauschgifthandel und von der ungerechten Ausbeutung der natürlichen Ressourcen geplagt wird! Friede für diese unsere Erde! Der auferstandene Jesus bringe Trost den Opfern der Naturkatastrophen und mache uns zu verantwortungsbewussten Hütern der Schöpfung.

Liebe Brüder und Schwestern, an euch alle, die ihr mich in Rom oder in allen Teilen der Welt hört, richte ich die Einladung des Psalmworts: „Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig. So soll Israel sagen: Denn seine Huld währt ewig" (Ps 118,1-2).

Und hier lesen Sie Papst Franziskus Worte im Anschluss an die Ansprache in einer Arbeitsübersetzung:
Liebe Brüder und Schwestern,

die ihr aus der ganzen Welt auf diesem Platz, der das Herz der Christenheit darstellt, zusammen gekommen seid, und euch allen, die ihr über die Kommunikationsmittel verbunden seid, erneuere ich meinen Wunsch für ein Gesegnetes Osterfest.

Tragt in eure Familien und in eure Länder die Botschaft von Freude, Hoffnung und Frieden die sich jedes Jahr mit Kraft an diesem Tag erneuert. Der Auferstandene Herr, Sieger über Sünde und Tod, sei eine Stütze für alle, besonders für die Schwächsten und Bedürftigsten.

Danke für eure Anwesenheit und das Zeugnis eures Glaubens. Ein Gedanke und ein spezieller Dank für das Geschenk der wunderschönen Blumen, die aus den Niederlanden kommen.

Allen wiederhole ich mit Zuneigung: Christus, der Auferstandene, leite euch alle und die gesamte Menschheit auf Pfaden der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens. (rv)

Papst-Botschaft zum Turiner Grabtuch

Turiner Grabtuch„Lassen wir uns also von diesem Blick berühren." Das sagt Papst Franziskus in einer Videobotschaft nach Turin. Dort wird an diesem Samstag das sogenannte Grabtuch Jesu öffentlich gezeigt, die nur eineinhalb Stunden währende Ausstellung von 17.10 bis 18.40 Uhr geht auf eine Anregung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zurück, wie die Erzdiözese Turin meldet. Das Turiner Grabtuch sollte im „Jahr des Glaubens" ausgestellt werden, und zwar zu dem dafür sinnträchtigsten Datum, dem Karsamstag, hatte Benedikt XVI. gebeten. Das Tuch zeigt die Spuren eines Gekreuzigten und gilt als eines der Tücher, in denen der Leichnam Jesu nach seiner Passion ins Grab gelegt wurde. Die Echtheit des Grabtuches ist umstritten, Zeichen der Verwesung zeigt der abgedrückte Leichnam nicht. Auch Papst Benedikt XVI. hatte das Grabtuch bei einem Turin-Besuch gesehen.

„Mit euch trete auch ich vor das Grabtuch hin", sagt Papst Franziskus in seiner Videobotschaft. Er wolle auf das Tuch „einen Blick des Gebets" werfen. Und weiter, wörtlich: „Ich würde noch mehr sagen, es ist ein Sich-anschauen-Lassen. Dieses Gesicht hat geschlossene Augen; es ist das Gesicht eines Toten, und doch schaut es uns auf geheimnisvolle Weise an und spricht zu uns im Schweigen." Der Mann des Grabtuchs lade ein, Jesus von Nazareth zu betrachten und uns ins „beredte Schweigen der Liebe zu versenken".

Der Papst fährt fort: „Lassen wir uns also von diesem Blick berühren, der nicht unsere Augen sucht, sondern unser Herz. Hören wir, was er uns im Schweigen sagen will, der über den Tod selbst hinausgeht." Das entstellte Gesicht auf dem Tuch gleiche „den vielen Gesichtern von Männern und Frauen, verletzt von einem Leben, das ihre Würde missachtet, von Kriegen und von Gewalt, welche die Schwächsten trifft …" Und doch vermittle das Gesicht des Grabtuchs „großen Frieden". Es sei, als ob dieser gemarterte Leib „eine verhaltene, aber starke Energie durchscheinen ließe, als ob er uns sagte: Hab Vertrauen, verlier nicht die Hoffnung; die Kraft der Liebe Gottes, die Kraft des Auferstandenen überwindet alles."

Wer nicht zu den wenigen Auserwählten gehört, die das Grabtuch persönlich besichtigen können, hat jetzt jedoch per I-phone oder I-pad die Möglichkeit dazu. Seit Karfreitag ist eine Grabtuch-Applikation online im Appstore erhältlich. Die App ist in zwei Versionen erhältlich, davon eine kostenfrei, und ermöglicht den Zugang zu umfangreichen und detailgetreuen Bildern des Tuchs sowie zu Dokumentationen. (rv)

Papst beim Kolosseum: Setzen wir diesen Kreuzweg im Alltag fort

B_Franziskus3.PapstFranziskus Franziskus hat am Abend des Karfreitag der Opfer von Krieg und Gewalt in vielen Regionen der Welt und vor allem im Nahen Osten gedacht. Bei der Kreuzweg-Zeremonie am römischen Kolosseum rief er zum Gebet für die Evakuierten und Heimatlosen auf. Hier lesen Sie, was der Papst wörtlich sagte:

Liebe Brüder und Schwestern,

ich danke euch, dass ihr so zahlreich an diesem Moment intensiven Gebetes teilgenommen habt. Und ich danke auch all denen, die sich uns über die Kommunikationsmittel angeschlossen haben, besonders den kranken und den alten Menschen.
Ich will nicht viele Worte hinzufügen. In dieser Nacht muss ein einziges Wort verbleiben – das Kreuz. Das Kreuz Jesu ist das Wort, mit dem Gott auf das Böse der Welt geantwortet hat. Manchmal scheint es uns, als antworte Gott nicht auf das Böse, als verharre er im Schweigen. In Wirklichkeit hat Gott gesprochen, er hat geantwortet, und seine Antwort ist das Kreuz Christi: ein Wort, das Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung ist. Es ist auch Gericht: Gott richtet uns, indem er uns liebt. Wenn ich seine Liebe annehme, bin ich gerettet, wenn ich sie ablehne, bin ich verurteilt, nicht von ihm, sondern von mir selbst, denn Gott verurteilt nicht, er liebt nur und rettet.
Liebe Brüder und Schwestern, das Wort vom Kreuz ist auch die Antwort der Christen auf das Böse, das immer noch in uns und um uns wirkt. Die Christen müssen auf das Böse mit dem Guten antworten, indem sie wie Jesus das Kreuz auf sich nehmen. Heute Abend haben wir das Zeugnis unserer Brüder aus dem Libanon gehört: Sie sind es, die diese schönen Meditationen und Gebete geschrieben haben. Wir danken ihnen von Herzen für diesen Dienst und vor allem für das Zeugnis, das sie uns geben. Wir haben es gesehen, als Papst Benedikt in den Libanon gereist ist: Wir haben die Schönheit und die Kraft der Gemeinschaft der Christen in jenem Land und der Freundschaft vieler muslimischer Brüder und zahlreicher anderer gesehen. Es war ein Zeichen für den Nahen Osten und für die ganze Welt: ein Zeichen der Hoffnung.
Setzen wir jetzt diesen Kreuzweg im Alltagsleben fort. Beschreiten wir gemeinsam den Weg des Kreuzes, gehen wir, indem wir dieses Wort der Liebe und der Vergebung im Herzen tragen. Gehen wir in der Erwartung der Auferstehung Jesu! (rv)

Vatikan-Prediger: Kirche erneuern, Bürokratie abbauen

VatikanDie katholische Kirche braucht Erneuerung. Das sagte der Prediger des Päpstlichen Hauses, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, an diesem Karfreitagabend im Petersdom. Bei der Liturgie mit Papst Franziskus gedachte die Kirche des Leidens und Sterbens Christi vor 2.000 Jahren. Die Predigt hielt nicht der Papst sondern wie üblich der Vatikan-Prediger Raniero Cantalamessa. Er rief zum Abbau überflüssiger Bürokratie in der Kirche auf. Derzeit breche für die Kirche „eine neue Zeit voller Hoffnungen an", sagte der Kapuzinerpater. An dem Gottesdienst in der überfüllten Vatikan-Basilika nahmen zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps sowie Gläubige und Pilger aus aller Welt teil.

Frei und freudig
Die Kirche müsse bei ihrer Evangelisierung die Botschaft Christi frei und freudig in die Welt tragen, so wie in ihrer Frühzeit, führte Cantalamessa aus. Dabei müsse sie auch die Randzonen des Lebens erreichen, in denen es Leiden, Ungerechtigkeit, religiöse Unwissenheit, Gleichgültigkeit und alle Formen des Elends gebe, betonte er unter Hinweis auf die Vision und auf Formulierungen von Papst Franziskus.

Wie manche historische Gebäude, so Cantalamessa, sei auch die Kirche im Laufe der Jahrhunderte den Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen und Zimmern angefüllt worden. „Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen und sogar ein Hindernis darstellen." Dann müsse man „den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude wieder in den einfachen und klaren Zustand wie nach seiner Erbauung zurückzuversetzen", betonte der Kapuziner. Er stellte klar, dass christliche Evangelisierung keine Eroberung und keine Propaganda sei, sondern „das Geschenk Gottes an die Menschen in der Gestalt seines Sohnes Jesus Christus".

„Neue Welt"
Mit dem Tod und der Auferstehung Christi habe die Welt ihr letztes Ziel erreicht, die „neue Welt" habe bereits begonnen, sagte der Kapuziner weiter. Ungeachtet allen technischen Fortschritts und aller Zukunftsszenarien sei das Ende der Zeit schon eingetreten. Trotz der Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt dieser Welt habe in Christus die endgültige Weltordnung bereits Fuß gefasst. Der „neue Himmel und die neue Erde" hätten bereits begonnen. Vor allem die Bedeutung des Todes habe sich mit der Auferstehung Jesu verändert. „Der Tod ist keine Wand mehr, an der alle menschlichen Hoffnungen zerschellen. Er ist zur Brücke geworden, die uns mit der Ewigkeit verbindet", so der Vatikan-Prediger. (rv)

Erneutes Telefonat zwischen Franziskus und Benedikt

B_Franziskus3.  Bene_140110Nach der Chrisammesse an diesem Gründonnerstag Vormittag hat Papst Franziskus erneut ein Gespräch mit dem emeritieren Papst Benedikt XVI. geführt. Wie der Pressesprecher des Heiligen Stuhls, Pater Federico Lombardi, an diesem Freitag mitteilte, hatte Franziskus seinen Vorgänger in Castel Gandolfo angerufen und sich mit ihm in einem „langen, intensiven" Gespräch ausgetauscht. „Die Einheit zwischen Papst Franziskus und dem emeritierten Papst Benedikt" sei durch dieses „sehr intensive und bedeutungsreiche Gespräch unterstrichen worden", betonte Pater Lombardi mit Bezug auf Angaben von Franziskus Sekretär Alfred Xuereb. Im Anschluss an die Messe habe Papst Franziskus auf Einladung des Substituten des vatikanischen Staatssekretariats, Erzischof Giovanni Angelo Becciù, gemeinsam mit einigen Priestern das Mittagessen eingenommen. (rv)

Kardinal Boutros Raï erklärt die Kreuzwegsmeditationen

Patriarch RaiDie Ängste und die Hoffnungen des Nahen Ostens werden in diesem Jahr im Zentrum des Kreuzweges stehen, den der Papst mit seinem Bistum traditionell am Karfreitagabend am Kolosseum feiert. Die Texte und Meditationen sind von einer Gruppe junger Libanesen unter der Leitung des maronitischen Patriarchen und Kardinals Béchara Boutros Raï verfasst worden. Radio Vatikan gegenüber gab Kardinal Raï im Vorfeld des Kreuzweges einen Ausblick auf die Meditationen:

„Die jungen Leute, die die Meditationen auf Grundlage der Bibelstellen formuliert haben, haben drei Punkte ins Zentrum der Betrachtungen gestellt. Erstens, die spirituelle Meditation; zweitens, die Leiden des Nahen Ostens und der gesamten Menschheit, und drittens die Erwartung der Hoffnung durch den gekreuzigten Herrn Jesus Christus, der auferstanden ist. Und so sind die vierzehn sehr reichen Kreuzwegstationen zustande gekommen. Als ich die Arbeit zu Gesicht bekommen habe, war mein Eindruck, dass die Meditationen unterschiedliche Blickwinkel beleuchten, dies aber auf eine sehr koordinierte Art und Weise tun, die die Lebenswirklichkeit der gesamten Menschheit zum Inhalt hat."

Lebenswirklichkeit aller Menschen

Das Leiden Christi, das in den Stationen thematisiert werde, finde in den Leiden der gesamten Menschheit seine Fortsetzung, und – mit Blick auf die stets durchscheinende Hoffnung auf Erlösung, die der orientalischen Liturgie innewohnt – letztlich auch seine Erfüllung. Doch die Meditationen seien ebenso Ausdruck der orientalischen Lebenswirklichkeit und der Bedingungen, unter denen die jungen Verfasser heute im Nahen Osten leben, so der Patriarch:

„Der Krieg, die Gewalt, die enttäuschten Erwartungen der jungen Menschen, die die Horizonte vor sich verschlossen sehen, die Leiden der Migration, das Fehlen einer sicheren Zukunft für die Jugend und die unlösbaren Probleme, dass die internationale Gemeinschaft sich nicht darum kümmert, Lösungen für die Wahrung des Friedens und der Gerechtigkeit auf der Welt zu finden. Wir im Nahen Osten leben auch die große Tragödie des Palästinenser-Konfliktes, des Krieges in Syrien. Ebenso betreffen uns das Zusammenleben mit den Muslimen und die Zunahme des radikalen Fundamentalismus. Dies sind alles Probleme auf lokaler Ebene, die jedoch Auswirkungen auf die Internationale Gemeinschaft haben. Diese Probleme sind in die Gebete und Meditationen der Jugendlichen eingeschlossen worden."

Einfluss des Schreibens Benedikt XVI.

Auch die apostolische Exhortation „Ecclesia in Medio Oriente", die Papst Benedikt bei seinem Besuch im Libanon im vergangen Oktober überreicht hatte, sei intensiv studiert worden und in die Meditationen eingeflossen, erklärte der Patriarch.

„Die jungen Menschen haben verstanden, dass sie selbst die Kirche im Nahen Osten sind. Die Kirche findet ihren Ausdruck in den Christen, und insbesondere in den jungen Christen. Die Exhortation ist sehr reich und intensiv in ihrem Aufruf zur Einheit, sich dem anderen zu öffnen und Brücken zu all denen zu bauen, mit denen wir leben. In der Tat, die Einheit, von der die Exhortation spricht, geht von einer inneren Einheit der katholischen Kirche aus, die sich ausweitet auf die anderen christlichen Konfessionen, Orthodoxe, Protestanten, aber auch auf Muslime, Juden und andere Religionsgemeinschaften. Deshalb haben sie in der Exhortation viele Anregungen dafür gefunden, die Sorgen und Nöte, aber auch die Gebete in enger Anlehnung an die orientalische Liturgie auszudrücken."

Auch der Kreuzweg wird wie gewohnt live und mit deutschem Kommentar ab 21.05 Uhr übertragen, unsere Kommentatorin ist Gudrun Sailer. In den kommenden Tagen stehen weitere Live-Übertragungen auf dem Programm: Die Feier der Osternacht am 30. März mit wurde in diesem Jahr um eine halbe Stunde vorgezogen, auf 20.20 Uhr. Unser Kommentator ist Pater Bernd Hagenkord SJ. An Ostern, also am 31. März, feiert der Papst die Ostermesse um 10.05 Uhr. Danach verkündet der Papst um die Mittagszeit seine Osterbotschaft und spendet den Segen „Urbi et Orbi" – der Stadt und dem Erdkreis. Unsere Kommentatorin ist Stefanie Stahlhofen. (rv)

Vatikan/Argentinien: Neuer Erzbischof von Buenos Aires

ArgentinienMario Aurelio Poli ist neuer Erzbischof von Buenos Aires. Papst Franziskus ernannte ihn an diesem Donnerstag. Der 66-jährige Poli folgt somit auf Franziskus, der vor seiner Papstwahl Erzbischof der argentinischen Hauptstadt war. Poli war bisher Weihbischof von Buenos Aires. In der argentinischen Bischofskonferenz war er bereits Mitglied der Bildungskommission. Derzeit leitet er die bischöfliche Kommission für die Katechese und die Bibelseelsorge. (rv)

Anmerkung von VH: Erzbischof Poli ist somit Nachfolger von Jorge Mario Kardinal Bergoglio (seit 13.03.2013 Papst Franziskus).

Vatikan: Inbesitznahme der Lateran-Basilika

LateranoPapst Franziskus nimmt am Sonntag nach Ostern die Lateran-Basilika als traditionelle römische Bischofskirche in Besitz. Die Inbesitznahme der Titelkirche findet am 7. April um 17.30 Uhr im Rahmen einer Messe statt, gab Vatikansprecher Federico Lombardi auf einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt. Die Inbesitznahme der Lateran-Basilika wird in der Apostolischen Konstitution „Universi Dominici Gregis" ausdrücklich vorgeschrieben; sie soll „innerhalb einer angemessenen Zeit" erfolgen. (rv)

Franziskus: „Aus sich selbst heraus- und auf den anderen zugehen“

VatikanplatzDie Karwoche zu leben – das bedeutet vor allem, aus sich selbst heraus- und auf den anderen zuzugehen. Dies hat Papst Franziskus bei seiner ersten öffentlichen Generalaudienz an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz betont. Die Pilger begrüßte er zuvor wieder mit einem entspannten „Buongiorno". Zudem kündigte der Papst an, dass er nach Ostern die Katechesereihe zum Jahr des Glaubens, die sein Vorgänger Benedikt XVI. begonnen hatte, fortsetzen werde.

Was es bedeutet, Jesus bei seinem Leiden, seinem Weg zum Kreuz und zur Auferstehung zu begleiten, machte Papst Franziskus an diesem Kar-Mittwoch noch einmal deutlich:

„Die Karwoche zu leben bedeutet nicht nur, Christus mit einem bewegten Herzen zu folgen, die Karwoche zu leben und Jesus zu folgen heißt: lernen, aus uns selbst herauszugehen. So, wie ich es vergangenen Sonntag gesagt habe, aus uns herausgehen, um den anderen entgegen zu gehen, um zu den Randgebieten des Daseins zu gehen. Lasst uns als erste zu unseren Brüdern und Schwestern gehen, besonders zu denen, die am weitesten weg sind, zu denen, die in Vergessenheit geraten sind, zu denen, die Verständnis, Trost und Hilfe brauchen. Es gibt ein sehr großes Bedürfnis, das lebendige Zeugnis des barmherzigen Jesus, der reich an Liebe ist, zu den Menschen zu bringen!"

Es gelte hier, dem Beispiel Gottes zu folgen, der ebenfalls nicht darauf gewartet habe, dass die Menschen zu ihm kämen, sondern von sich aus zu ihnen ging – ohne Berechnung und ohne Maßstab. So sei Gott, betont Franziskus: Er mache immer den ersten Schritt, er gehe den Menschen entgegen. Die Karwoche zu leben heiße, in die Logik des Evangeliums einzutreten:

„Christus folgen, ihn begleiten, bei ihm bleiben – das erfordert ein ‚heraustreten’. Heraustreten. Heraustreten aus dem Selbst, aus einer Welt, die den Glauben müde und aus Gewohnheit lebt, heraustreten aus der Versuchung, sich in den eigenen Schemata zu verschließen, die auch den Horizont der kreativen Liebe Gottes verschließen. Gott ist aus sich selbst herausgetreten, um mitten unter uns zu leben, er hat sein Zelt mitten unter uns aufgeschlagen, um uns die Barmherzigkeit Gottes zu bringen, die erlöst und Hoffnung schenkt. Wenn wir ihm folgen wollen und bei ihm bleiben wollen, dann dürfen wir uns nicht damit begnügen, mit den 99 Schafen auf der Weide zu bleiben, dann müssen wir ‚heraustreten’, dann müssen wir mit ihm das verlorene Schaf suchen, das was am weitesten entfernt ist."

Merkt Euch das gut, betonte Franziskus: „Heraustreten aus uns selbst, so wie Jesus, so wie Gott mit Jesus aus sich selbst herausgetreten ist, und so wie Jesus aus sich selbst herausgetreten ist für uns." Das sei nicht immer einfach, bequeme Ausreden gebe es zu Genüge:

„Da könnte mir jemand sagen: ‚Aber Pater, ich habe keine Zeit’, ‚ich habe so viele Dinge zu tun’, ‚es ist schwer’, ‚was kann ich mit meiner geringen Kraft denn schon tun?’, ‚auch mit meinen Sünden, mit so vielen Dingen?’ Oft begnügen wir uns mit ein paar Gebeten, einer zerstreuten sonntäglichen Messe, die nicht beständig ist. Wir begnügen uns mit einem Zeichen des Mitgefühls, aber diesen Mut, aus uns selbst ‚herauszutreten’, um Christus zu bringen, den haben wir nicht."

Hier seien viele Menschen wohl ein bisschen wie der heilige Petrus: Sobald Jesus ihm von seinem Leidensweg, dem Tod und der Auferstehung erzählt habe, habe Petrus ihn zur Seite genommen und ihm Vorwürfe gemacht. Was Jesus sagte, das verwarf all seine Pläne und es zerstörte seine Vorstellung des Messias. Jesus antwortete darauf mit einer der wohl härtesten Aussagen des Evangeliums, so Franziskus: ‚Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.’ (Mk 8,33). Gleichzeitig erinnerte Franziskus daran, nicht zu vergessen, dass Gott immer barmherzig denke, dass er der barmherzige Vater sei:

„Gott denkt wie der Samariter, der nicht am Unglückseligen vorbeigeht, ohne ihn zu bedauern, oder um es von einer anderen Seite zu sehen, er hilft ihm, ohne irgendetwas dafür zu verlangen. Ohne zu fragen, ob er Jude oder Heide ist, ob er Samariter ist, ob er reich ist oder arm: Er fragt nichts. Er fragt nicht nach diesen Dingen, er verlangt nichts und hilft: So ist Gott."

Auf Italienisch grüßte Franziskus auch alle deutschsprachigen Pilger:

„Ganz herzlich grüße ich alle Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache. Besonders in diesen österlichen Tagen können wir Gottes Nähe erfahren, wenn wir uns auf ihn einlassen, wenn wir sein Wort aufmerksam hören und sein Erbarmen im Sakrament der Beichte und in der Eucharistie empfangen. Ich wünsche uns allen, dass wir diese Tage mit Hingabe feiern und unsere Mitmenschen mit einem Strahl der Liebe Gottes beschenken. Frohe Ostern euch allen!" (rv)

Argentinien: Interesse an Papstbüchern

ArgentinienDie Wahl ihres Landsmannes Jorge Mario Bergoglio zum Papst weckt bei vielen Argentiniern Interesse an Büchern über ihn. Das Gesprächsbuch „El Jesuita", das 2010 erschienen war und von dem sich bisher 6.500 Exemplare verkauft hatten, ist in einer Auflage von 75.000 nachgedruckt worden; es erscheint in Kürze auch in einer deutschen Ausgabe. Am Montag kam eine Neuausgabe des ebenfalls 2010 publizierten Buches „Sobre el cielo y la tierra" heraus, Auflage 50.000. Das Buch, dessen Titel auf deutsch „Über Himmel und Erde" bedeutet, versammelt Gespräche des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires Bergoglio mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Auch das Interesse an Büchern über Bergoglios Rolle während der argentinischen Militärdiktatur steigt. Der Claretiana-Verlag kündigt außerdem den Neudruck von neun Büchern an, die der neue Papst verfaßt hat. (rv)