Papst-Botschaft zum Turiner Grabtuch

Turiner Grabtuch„Lassen wir uns also von diesem Blick berühren." Das sagt Papst Franziskus in einer Videobotschaft nach Turin. Dort wird an diesem Samstag das sogenannte Grabtuch Jesu öffentlich gezeigt, die nur eineinhalb Stunden währende Ausstellung von 17.10 bis 18.40 Uhr geht auf eine Anregung des emeritierten Papstes Benedikt XVI. zurück, wie die Erzdiözese Turin meldet. Das Turiner Grabtuch sollte im „Jahr des Glaubens" ausgestellt werden, und zwar zu dem dafür sinnträchtigsten Datum, dem Karsamstag, hatte Benedikt XVI. gebeten. Das Tuch zeigt die Spuren eines Gekreuzigten und gilt als eines der Tücher, in denen der Leichnam Jesu nach seiner Passion ins Grab gelegt wurde. Die Echtheit des Grabtuches ist umstritten, Zeichen der Verwesung zeigt der abgedrückte Leichnam nicht. Auch Papst Benedikt XVI. hatte das Grabtuch bei einem Turin-Besuch gesehen.

„Mit euch trete auch ich vor das Grabtuch hin", sagt Papst Franziskus in seiner Videobotschaft. Er wolle auf das Tuch „einen Blick des Gebets" werfen. Und weiter, wörtlich: „Ich würde noch mehr sagen, es ist ein Sich-anschauen-Lassen. Dieses Gesicht hat geschlossene Augen; es ist das Gesicht eines Toten, und doch schaut es uns auf geheimnisvolle Weise an und spricht zu uns im Schweigen." Der Mann des Grabtuchs lade ein, Jesus von Nazareth zu betrachten und uns ins „beredte Schweigen der Liebe zu versenken".

Der Papst fährt fort: „Lassen wir uns also von diesem Blick berühren, der nicht unsere Augen sucht, sondern unser Herz. Hören wir, was er uns im Schweigen sagen will, der über den Tod selbst hinausgeht." Das entstellte Gesicht auf dem Tuch gleiche „den vielen Gesichtern von Männern und Frauen, verletzt von einem Leben, das ihre Würde missachtet, von Kriegen und von Gewalt, welche die Schwächsten trifft …" Und doch vermittle das Gesicht des Grabtuchs „großen Frieden". Es sei, als ob dieser gemarterte Leib „eine verhaltene, aber starke Energie durchscheinen ließe, als ob er uns sagte: Hab Vertrauen, verlier nicht die Hoffnung; die Kraft der Liebe Gottes, die Kraft des Auferstandenen überwindet alles."

Wer nicht zu den wenigen Auserwählten gehört, die das Grabtuch persönlich besichtigen können, hat jetzt jedoch per I-phone oder I-pad die Möglichkeit dazu. Seit Karfreitag ist eine Grabtuch-Applikation online im Appstore erhältlich. Die App ist in zwei Versionen erhältlich, davon eine kostenfrei, und ermöglicht den Zugang zu umfangreichen und detailgetreuen Bildern des Tuchs sowie zu Dokumentationen. (rv)

Papst beim Kolosseum: Setzen wir diesen Kreuzweg im Alltag fort

B_Franziskus3.PapstFranziskus Franziskus hat am Abend des Karfreitag der Opfer von Krieg und Gewalt in vielen Regionen der Welt und vor allem im Nahen Osten gedacht. Bei der Kreuzweg-Zeremonie am römischen Kolosseum rief er zum Gebet für die Evakuierten und Heimatlosen auf. Hier lesen Sie, was der Papst wörtlich sagte:

Liebe Brüder und Schwestern,

ich danke euch, dass ihr so zahlreich an diesem Moment intensiven Gebetes teilgenommen habt. Und ich danke auch all denen, die sich uns über die Kommunikationsmittel angeschlossen haben, besonders den kranken und den alten Menschen.
Ich will nicht viele Worte hinzufügen. In dieser Nacht muss ein einziges Wort verbleiben – das Kreuz. Das Kreuz Jesu ist das Wort, mit dem Gott auf das Böse der Welt geantwortet hat. Manchmal scheint es uns, als antworte Gott nicht auf das Böse, als verharre er im Schweigen. In Wirklichkeit hat Gott gesprochen, er hat geantwortet, und seine Antwort ist das Kreuz Christi: ein Wort, das Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung ist. Es ist auch Gericht: Gott richtet uns, indem er uns liebt. Wenn ich seine Liebe annehme, bin ich gerettet, wenn ich sie ablehne, bin ich verurteilt, nicht von ihm, sondern von mir selbst, denn Gott verurteilt nicht, er liebt nur und rettet.
Liebe Brüder und Schwestern, das Wort vom Kreuz ist auch die Antwort der Christen auf das Böse, das immer noch in uns und um uns wirkt. Die Christen müssen auf das Böse mit dem Guten antworten, indem sie wie Jesus das Kreuz auf sich nehmen. Heute Abend haben wir das Zeugnis unserer Brüder aus dem Libanon gehört: Sie sind es, die diese schönen Meditationen und Gebete geschrieben haben. Wir danken ihnen von Herzen für diesen Dienst und vor allem für das Zeugnis, das sie uns geben. Wir haben es gesehen, als Papst Benedikt in den Libanon gereist ist: Wir haben die Schönheit und die Kraft der Gemeinschaft der Christen in jenem Land und der Freundschaft vieler muslimischer Brüder und zahlreicher anderer gesehen. Es war ein Zeichen für den Nahen Osten und für die ganze Welt: ein Zeichen der Hoffnung.
Setzen wir jetzt diesen Kreuzweg im Alltagsleben fort. Beschreiten wir gemeinsam den Weg des Kreuzes, gehen wir, indem wir dieses Wort der Liebe und der Vergebung im Herzen tragen. Gehen wir in der Erwartung der Auferstehung Jesu! (rv)

Vatikan-Prediger: Kirche erneuern, Bürokratie abbauen

VatikanDie katholische Kirche braucht Erneuerung. Das sagte der Prediger des Päpstlichen Hauses, Kapuzinerpater Raniero Cantalamessa, an diesem Karfreitagabend im Petersdom. Bei der Liturgie mit Papst Franziskus gedachte die Kirche des Leidens und Sterbens Christi vor 2.000 Jahren. Die Predigt hielt nicht der Papst sondern wie üblich der Vatikan-Prediger Raniero Cantalamessa. Er rief zum Abbau überflüssiger Bürokratie in der Kirche auf. Derzeit breche für die Kirche „eine neue Zeit voller Hoffnungen an", sagte der Kapuzinerpater. An dem Gottesdienst in der überfüllten Vatikan-Basilika nahmen zahlreiche Kardinäle und Bischöfe, das beim Heiligen Stuhl akkreditierte Diplomatische Korps sowie Gläubige und Pilger aus aller Welt teil.

Frei und freudig
Die Kirche müsse bei ihrer Evangelisierung die Botschaft Christi frei und freudig in die Welt tragen, so wie in ihrer Frühzeit, führte Cantalamessa aus. Dabei müsse sie auch die Randzonen des Lebens erreichen, in denen es Leiden, Ungerechtigkeit, religiöse Unwissenheit, Gleichgültigkeit und alle Formen des Elends gebe, betonte er unter Hinweis auf die Vision und auf Formulierungen von Papst Franziskus.

Wie manche historische Gebäude, so Cantalamessa, sei auch die Kirche im Laufe der Jahrhunderte den Bedürfnissen des jeweiligen Augenblicks angepasst und mit Trennwänden, Treppen und Zimmern angefüllt worden. „Es kommt der Augenblick, da man merkt, dass all diese Anpassungen nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen und sogar ein Hindernis darstellen." Dann müsse man „den Mut besitzen, sie alle abzureißen und das Gebäude wieder in den einfachen und klaren Zustand wie nach seiner Erbauung zurückzuversetzen", betonte der Kapuziner. Er stellte klar, dass christliche Evangelisierung keine Eroberung und keine Propaganda sei, sondern „das Geschenk Gottes an die Menschen in der Gestalt seines Sohnes Jesus Christus".

„Neue Welt"
Mit dem Tod und der Auferstehung Christi habe die Welt ihr letztes Ziel erreicht, die „neue Welt" habe bereits begonnen, sagte der Kapuziner weiter. Ungeachtet allen technischen Fortschritts und aller Zukunftsszenarien sei das Ende der Zeit schon eingetreten. Trotz der Ungerechtigkeit, Armut und Gewalt dieser Welt habe in Christus die endgültige Weltordnung bereits Fuß gefasst. Der „neue Himmel und die neue Erde" hätten bereits begonnen. Vor allem die Bedeutung des Todes habe sich mit der Auferstehung Jesu verändert. „Der Tod ist keine Wand mehr, an der alle menschlichen Hoffnungen zerschellen. Er ist zur Brücke geworden, die uns mit der Ewigkeit verbindet", so der Vatikan-Prediger. (rv)