Argentinien: Erzbischof Fernandez wird Nachfolger von Erzbischof Aguer

Der persönliche Theologe und Ghostwriter von Papst Franziskus, Erzbischof Victor Manuel Fernandez (55), wird neuer Erzbischof des zweitwichtigsten Bistums La Plata in Argentinien.

Vaticanhistory – Martin Marker

Wie bereits erwartet, wurde einer der wichtigsten persönlichen Berater von Papst Franziskus nach seiner Zeit als Rektor der Katholischen Universität in Buenos Aires zum Oberhirten von La Plata ernannt. Erzbischof Victor Manuel Fernandez löst Erzbischof Héctor Aguer ab, der als Intellektueller und Hirte vom Zuschnitt der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. galt.

Erzbischof Aguer erreichte im Mai 2018 die Altersgrenze von 75 Jahren und musste dem Papst seinen altersbedingten Rücktritt anbieten. Am Samstag nahm Franziskus seinen Rücktritt an. In seinem Bistum galt er als rechtgläubiger konservativer und sehr beliebter Hirte. Bei Erzbischof Fernandez stellt sich die Situation etwas anders dar. Er selbst betont:

“In vielen Fragen bin ich progressiver als Papst Franziskus.”

Der 55jährige Fernandez gilt als Vorbereiter wichtiger Dokumente für Papst Franziskus und steht ihm theologisch sehr nahe. 1986 wurde er zum Priester geweiht und weiteren Studien an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom war er zunächst in seinem Heimatbistum Rio Cuarto Theologiedozent. 1993 lehrte er an der Katholischen Universität Argentiniens und 2007 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Teilnehmer an der Vollversammlung der Konferenz lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (CECLAM) in Aparecida. Hier war er unter Kardinal Jorge Mario Bergoglio theologischer Berater der argentinischen Bischofskonferenz. Franziskus ernannte ihn im Mai 2013 zum Titularerzbischof von Tiburnia und seine Bischofsweihe empfing er im folgenden Monat.

Ghostwriter von „Amoris laetitia

Fernandez spielte eine umstrittene Rolle beim Entwurf des Papstdokumentes „ Amoris laetitia“, besonders im kontroversen achten Kapitel mit seiner Fußnote 351. Genau dieses Kapitel hat in der Weltkirche für immense Verwirrung gesorgt und steht seit seinem Erscheinen im Kreuzfeuer der Kritik. Franziskus hat sich offen dieser Kritik nie gestellt und einer theologischen Diskussion weicht er mit Schweigen aus.

Der neue Erzbischof von La Plata wird neben seiner neuen Funktion sicherlich Berater und Ghostwriter von Papst Franziskus bleiben. Es wäre auch nicht verwunderlich, wenn Fernandez in nicht zu ferner Zukunft, als Mitglied des Kardinalskollegiums auftauchen würde. (vh – mm)

Analyse: Persönlicher Theologe des Papstes soll wichtiges argentinisches Erzbistum leiten

BUENOS AIRES – Die Päpstliche Universität von Argentinien hat bekanntgegeben, dass Erzbischof Victor Manuel Fernandez, der persönliche Theologe und Ghostwriter von Papst Franziskus, an der Spitze der Universität abgelöst wird. Sein Nachfolger wird der Laie und langjährige Professor Miguel Ángel Schiavone.

In einer am 23. April veröffentlichen Mitteilung heißt es, dass Fernandez „mit dem neuen Rektor als Berater zusammenarbeiten werde, in Erwartung seiner nächsten pastoralen Beauftragung.“

In einem Hintergrundgespräch mit CNA sagten Universitätsangehörige, dass Fernandez seit langem gehofft habe, die Universität zu verlassen. Sein Wunsch sei es, die Leitung einer argentinischen Erzdiözese zu übernehmen und weiterhin enger Berater von Papst Franziskus zu sein.

Die gleichen Quellen informierten CNA, dass Fernandez gerne Erzbischof von La Plata werden möchte – nach Buenos Aires das zweitwichtigste Erzbistum Argentiniens.

Erzbischof Héctor Aguer von La Plata feiert seinen 75. Geburtstag im Mai 2019. Mit erreichen des Lebensjahres müssen Diözesanbischöfe dem Papst ein Rücktrittschreiben senden.

Erzbischof Fernandez ist eine umstrittene Persönlichkeit in der Kirche in Argentinien. Grund dafür sind einige seiner früheren Veröffentlichungen und sein fortwährend geäußerter Anspruch, Papst Franziskus auslegen zu können.

Tatsächlich veröffentlichte er 2014 das Buch „Il Progetto di Francesco, Dove vuole portare la Chiesa“ („Franziskus‘ Projekt: Wo will er die Kirche hinführen“) mit dem italienischen Journalisten Paolo Rodari, und erscheint regelmäßig in der argentinischen Presse als Ausleger der Gesten und Worte des Papstes.

Fernandez kam 1962 in der ländlichen Gemeinde Alcira zur Welt, in der Provinz Córdoba. Er wurde 1986 in Río Cuarto zum Priester geweiht, einer weitgehend ländlichen Diözese. Im Jahr 1988 machte er einen Abschluss in Theologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, und anschließend promovierte er im gleichen Fach an der Katholischen Universität Argentinien.

Auf Empfehlung des damaligen Erzbischofs Bergoglio zog Fernandez Anfang der 1990er Jahre nach Buenos Aires, wo er als Berater verschiedener Kommissionen der Argentinischen Bischofskonferenz und des Lateinamerikanischen Bischofsrates (CELAM) diente.

Einer Quelle aus dem Umfeld der Argentinischen Bischofskonferenz zufolge zeigte sich Fernandez sehr begabt darin, zu schreiben, besonders wenn es darum ging, in Entwürfen offizieller Dokumente Positionen einzufügen, die einander völlig zu widersprechen schienen, jedoch Bischöfe unterschiedlicher ideologischer Positionen zu beschwichtigen vermochten.

Diese Fähigkeit soll auch den damaligen Kardinal Bergoglio überzeugt haben, Fernandez als Experten zur Generalkonferenz der Lateinamerikanischen Bischöfe mitzunehmen, die 2007 am marianischen Heiligtum Aparecida in Brasilien stattfand. Kardinal Bergoglio habe sich, so heißt es, damals stark auf Fernandez‘ Fähigkeit verlassen, unterschiedliche Gesichtspunkte zusammen zu fassen.

Aparecida festigte vielen Quellen zufolge die Beziehung zwischen dem zukünftigen Papst und dem Theologen.

Am 15. Dezember 2009 ernannte Kardinal Bergoglio ihn zum Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität von Argentinien.

Seinen Amtseid ablegen konnte Fernandez – was Kardinal Bergoglio sehr frustrierte – jedoch erst am 20. Mai 2011: Die Glaubenskongregation hatte mehrere Bedenken gegen seine Ernennung erhoben, nachdem sie Elemente seiner Lehre auf deren Rechtgläubigkeit hin untersucht hatte.

Zum Zeitpunkt seiner Wahl durch Kardinal Bergoglio zum Leiter der Katholischen Universität von Argentinien hatte Fernandez, ein fleißiger Autor, bereits über 100 Artikel und Bücher verfasst, von denen viele biblische Passagen mit „Selbsthilfe“-Themen verknüpften. Wer die Buchtitel auf Deutsch übersetzt (erschienen sind sie natürlich auf Spanisch) stößt zum Beispiel auf ein „Leben in Frieden“ (2003), „Schlüssel zu einem erfüllten Leben“ (2003) und „Inkarnierte Spirituelle Theologie“ (2004). Letzteres wurde in einer argentinischen Seifenopfer gezeigt, in der es um eine verbotene Liebesbeziehung zwischen einem Priester und einer Nonne geht.

Als besonders ungewöhnlich gilt jedoch das Buch „Heile mich mit Deinem Mund: Die Kunst des Küssens“, das im Jahr 1995 erschien. Dazu erklärte Fernandez, er wolle „auf diesen Seiten das beliebte Gefühl, das Menschen empfinden, wenn sie an einen Kuss denken, mit der Erfahrung des Kusses synthetisieren… und so, im Versuch den gewaltigen Reichtum des Lebens zu synthetisieren, kamen diese Seiten zugunsten des Küssens zustande. Ich hoffe, dass Sie Ihnen helfen werden, besser zu küssen, dass Sie angespornt werden, das Beste an sich selbst in einem Kuss zu befreien“.

Es ist nicht weiter überraschend, dass „Heile mich mit Deinem Mund“ aus den meisten offiziellen Listen der Werke von Fernandez verschwunden ist.

Papst Franziskus ernannte Fernandez am 13. Mai 2013 zum Titular-Erzbischof von Tiburnia, und damit zu ersten Rektor der Katholischen Universität von Argentinien, der den Rang eines Erzbischofs erhielt. Wie Quellen aus der Hochschule gegenüber CNA berichten, war „Erzbischof Fernandez alles andere als gnädig, als er den Bischofstitel erhielt, und schrieb einige Artikel in kirchlichen Medien, mit denen er eine regelrechte Siegerrunde drehte und seine früheren Kritiker mit sehr unfreundlichen Worten verunglimpfte.“

Dieses Verhalten sei vielen in Argentinien sauer aufgestoßen, aber zu diesem Zeitpunkt sei auch klar gewesen, dass Fernandez einer der engsten Mitarbeiter von Papst Franziskus ist.

Tatsächlich beauftragte der Papst seinen Vertrauten mit dem Entwurf der ersten Apostolischen Exhortation, Evangelii Gaudium, ein Text, dem Fernandez sich selbst mehrfach als Quelle zitierte.

Später ernannte Papst Franziskus ihn zum Vizepräsidenten der Kommission für die Botschaft der Familiensynode im Jahr 2014, und ernannte ihn danach zu einem Posten bei der zweiten Familiensynode im Jahr 2015 – und auch zur Kommission die beauftragt war, den Abschlussbericht der Synode zu schreiben.

Fernandez spielte eine umstrittene Rolle beim Entwurf von Amoris Laetitia, besonders im kontroversen achten Kapitel: Sein Beitrag wurde vom Vatikan-Analysten Sandro Magister verurteilt und dann von Professor Michael Pakaluk von der Catholic University of America kritisiert. In einem bei Crux im Januar 2017 erschienenen Artikel schrieb Pakaluk, dass „die wichtigste Fußnote in Amoris Laetitia nicht, wie viele annehmen, eine ist, die sich mit dem Zugang zu den Sakramenten befasst. Stattdessen könnte es eine Fußnote sein, die sich tatsächlich nicht im Schreiben befindet, aber darin befinden sollte, nachdem einer der Sätze in Amoris beinahe wortwörtlich aus einem [von Fernandez geschriebenen] Essay abgeschrieben wurde, der 1995 in einer theologischen Zeitschrift in Buenos Aires veröffentlicht wurde“.

„Diese Fälle erheblichen Plagiarismus stellen Fernandez‘ Eignung als Ghostwriter für den Papst in Frage. Ein Ghostwriter sollte auch ein Geist bleiben. Indem er sich selbst zitierte, hat Fernandez auf sich aufmerksam gemacht und sich vom Papst distanziert“, fügte Pakaluk hinzu.

„Schlimmer noch, Fernandez belastet das Gewissen der Gläubigen … begegnet uns im abgeschriebenen Satz ‚das Lehramt‘ oder oder Fernandez‘ eigenen theologischen Spekulationen?“, fragte Professor Pakaluk.

Fernandez hat sich zu seiner Rolle im Entwurf von Amoris Laetitiae bekannt. Ein langer Essay, der im August 2017 in der theologischen Zeitschrift von CELAM, „Medellin“, erschien, trägt den Titel: „Kapitel VIII von Amoris Laetitia: Was nach dem Sturm übrigbleibt“.

In diesem Aufsatz versuchte Fernandez, für einen größeren Spielraum zu argumentieren in der Frage der Kommunion für staatlich geschiedene Katholiken, die wiederverheiratet sind: „Es ist auch legitim zu fragen, ob Akte des Zusammenlebens more uxorio [d.h. sexuell aktive Beziehungen] immer in ihrer integralen Bedeutung unter das negative Prinzip der Unzucht fallen. Ich sage ‚in ihrer integralen Bedeutung‘, weil man nicht in jedem Fall aufrechterhalten kann, dass diese Handlungen in subjektiver Hinsicht ernsthaft unehrlich sind. Es ist in der Komplexität bestimmter Situationen, wo St. Thomas [Thomas von Aquin] zufolge ‚die Unbestimmtheit zunimmt‘.“

Im gleichen Aufsatz beklagt Erzbischof Fernandez den Konflikt, den Fußnote 351 ausgelöst hat: „Obwohl die Frage des möglichen Zugangs zur Kommunion für einige Geschiedene in einer neuen Verbindung viel Aufregung verursacht hat, hat der Papst – erfolglos – beabsichtigt, dass dieser Schritt in einer diskreten Weise gemacht wird. Nachdem die Voraussetzungen dieser Entscheidung im Text des Dokuments entwickelt wurden, wurde die Anwendung in Fällen der Kommunion für Geschiedene neuen Verbindungen in den Fußnoten ausdrücklich formuliert.“

In ihrer Abschiedsbotschaft dankt die Katholische Universität Fernandez dafür, während seiner Amtszeit die „Koordinierungsstelle für Soziale Verpflichtung“ initiiert zu haben und mehrere Programme, die den Armen überall dort dienen sollen, wo die Hochschule einen Campus betreibt.

Gegenüber CNA betonen Quellen an der Universität, dass Erzbischof Fernandez sich nie gescheut habe, das Leben der Ungeborenen, die Ehe und Familie zu verteidigen – oder über andere biomedizinische Ethikfragen zu reden. Wer sich an der Universität dafür eingesetzt habe und dafür unter Druck geriet, wurde von Rektor Fernandez unterstützt, so eine Quelle.

Gleichzeitig hat Erzbischof Fernandez sehr deutlich betont, dass „in vielen Fragen ich viel progressiver bin als Papst Franziskus“.

Erzbischof Héctor Aguer, den Fernandez in La Plata möglicherweise ersetzen wird, gilt als Intellektueller und Hirte vom Zuschnitt der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

Während seiner Amtszeit stellte die Erzdiözese eine kolossale, neu-gotische Kathedrale fertig, und sowohl die diözesane Hochschule und das Priesterseminar werden zu den rechtgläubigsten im Land gezählt. Seit 16 Jahren betreibt der Erzbischof zudem ein beliebtes Radioprogramm, in dem er jeden Samstag die Lehre der Kirche verteidigt und erklärt, selbst wenn er damit seine Beziehungen mit anderen Bischöfen oder Politikern belastet.

Zur Frage, ob sein Nachfolger Erzbischof Fernandez werden könnte, gab Erzbischof Aguer kein Statement ab. (CNA Deutsch

Argentinien: Bischöfe weiter gegen Abtreibung

Die argentinische Bischofskonferenz spricht sich weiterhin gegen Abtreibungen auch nach Vergewaltigung aus. Der Lebensschutz ist auch ein Anliegen von Papst Franziskus.

Das geht aus ihrer Verlautbarung „Respekt für das Leben“ hervor. Hierin widmet sich die Bischofkonferenz der sexuellen Aufklärung und auch der parlamentarischen Debatte zum Schwangerschaftsabbruch. Derzeit wird im argentinischen Parlament über Straffreiheit bei Abtreibungen diskutiert.

Man wolle dem Diskurs eine weitere Stimme hinzufügen, so die Bischöfe. Dabei ginge es nicht um religiösen Zwang, sondern um das Vertreten der eigenen Überzeugungen. Viele Glaubende und Nichtglaubende teilten die Erfahrung, dass das Leben ein Geschenk sei. Eine besonders schwierige Situation entstehe, wenn eine Frau durch einen sexuellen Übergriff schwanger würde. Allen Widrigkeiten zum Trotz sei auch in solchen Fällen das unschuldige Leben des Kindes zu schützen, so die Bischöfe. Über den Wert eines Menschenlebens könne niemand entscheiden.

Argentinische Medien gehen davon aus, dass sowohl Präsident Macri als auch ein Großteil seiner Minister gegen die Straffreiheit von Abtreibungen sind. Die Wiederöffnung der Debatte sei durch Druck aus dem Parlament entstanden. (vatican news)

Vatikan: Finanzabkommen mit Argentinien

AIF Der Vatikan hat mit Argentinien ein Abkommen zum gemeinsamen Kampf gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung geschlossen. Das teilte der vatikanische Pressesaal am Dienst mit. Man hoffe auf eine für beide Seiten ertragreiche Zusammenarbeit mit Argentinien, sagte René Brülhart, der aus der Schweiz stammende Leiter der vatikanischen Finanzaufsichtsbehörde AIF. Diese hatte das Abkommen mit ihrem argentinischen Pendant geschlossen. Es handelt sich um ein „Memorandum of Understanding“, eine standardisierte Praxis, die den Informationsaustausch zwischen den zuständigen Behörden der beteiligten Länder regelt und so gegen Geldwäsche und Terrorfinanzierung vorgeht, heißt es in der Vatikan-Erklärung. Das Modell geht auf die „Egmont Group“ zurück, eine weltweit agierende Organisation für Finanzinformation. Das AIF ist der Egmont Group im Juli 2013 beigetreten. (rv)

Papst freut sich über Hilfsprojekt in Argentinien

ArgentinienPositive Nachrichten aus der Heimat für Papst Franziskus: Ein Hilfsprojekt im nordwestlichen Argentinien läuft gut an. Überbracht wurde die frohe Botschaft von einem Deutschen: Werner Stalder, Beauftragter der Aktion Añatuya der katholischen Kirchengemeinde Sankt Antonius Nütterden. Stalder traf Papst Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz und am Donnerstag bei der Morgenmesse. Bei dieser Gelegenheit informierte er Franziskus über das Hilfsprojekt der Gemeinde am Niederrhein für die Stadt Añatuya im nordwestlichen Argentinien, Provinz Santiago del Estero.

Im Gespräch mit Radio Vatikan erklärt Stalder, dass in dem armen Bistum Añatuya Zisternen für sauberes Trinkwasser gebaut werden und auch Steinhäuser, denn die Menschen wohnen in Hütten mit einem Dach aus Lehm und Stroh, das eine große Gefahr birgt: Dort nisten Wanzen, die nachts auf die Menschen fallen, und ein Sekret absondern, das in die Blutbahnen der Menschen geht. So werden Herz- und Lungenbeschwerden verursacht, die zum Tod führen können.

Die Gemeinde vom Niederrhein versorgt die Menschen im fernen Argentinien mit finanziellen Mitteln, einem tüchtigen Baumeister und Material für die Häuser. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ packen dann die Familien vor Ort mit an. Franziskus kennt die Situation dort übrigens, da er Añatuya früher selbst besuchte, dort zum Beispiel die Kommunion austeilte. Bei seiner Begegnung mit dem Papst übereichte Stalder ein Buch zum Hilfsprojekt und ein Foto des Gründerbischofs der Diözese Añatuya, Jorge Gottau. Papst Franziskus hatte, noch als Kardinal von Buenos Aires, den Seligsprechungsprozess für diesen Bischof eingeleitet. Die Freude über diese „schönen Erinnerungsstücke“, wie Franziskus wörtlich sagte und über die guten Nachrichten war groß, berichtet Stalder – am Ende der Begegnung habe der Papst ihn sogar umarmt. (rv)

Italien/Argentinien: „Bergoglio rettete zahlreichen Menschen das Leben“

bergoglioLa Lista di Bergoglio", übersetzt „Bergoglios Liste", heißt ein neues Sachbuch über Papst Franziskus, das im Oktober in Italien erscheint: Anhand von unveröffentlichten Dokumenten und Zeugenberichten zeichnet der Buchautor, der italienische Journalist Nello Scavo, nach, wie Jorge Mario Bergoglio als damaliger Provinzial des Jesuitenordens in Argentinien zahlreiche Menschen vor einer der schrecklichsten Militärdiktaturen des südamerikanischen Kontinentes rettete. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet Scavo, was für ein Bergoglio aus den Akten und Zeugenberichten zu ihm sprach:

„Das Bild, was hier von Bergoglio entsteht, ist das Bild eines geschickten Mannes, der sich mit der Umsicht und Raffinesse eines 007-Agenten bewegte und der es sich zur Aufgabe machte, dem Leben Dutzender von der Militärjunta verfolgter Menschen Deckung zu geben. Er ist ein Mann, der sein eigenes Leben riskierte und seinen eigenen Ruf."

Dreh- und Angelpunkt von Bergoglios Engagement für die Diktatur-Opfer sei das Maximo-Kolleg in San Miguel im Stadtbezirk von Buenos Aires gewesen, wo Bergoglio selbst auch wohnte. Hat er dort auch Menschen versteckt? Dazu Scavo:

„Er hatte ein Hilfsnetz im Untergrund aufgebaut, um Menschen zu retten. Niemand wird das vielleicht jemals so nennen, vor allem Bergoglio nicht, der sich seines Einflusses, seiner Freundschaften und Bekanntschaften bediente, um kleine, einzelne Zugeständnisse einzelner Personen bekommen zu können: da war vielleicht jemand, der Dokumente für die Ausreise besorgte oder jemand, der Nachrichten über Verhaftungen und Entführungen von Menschen weitergab. Sicher hat Bergoglio im Maximo-Kolleg Studenten, Männer wie Frauen, versteckt. Und er tat dies, ohne dass seine eigenen Mitbrüder es wussten, er sagte etwa, das wären junge Leute in spiritueller Ausbildung oder Seminaristen. Tatsächlich aber entwickelte er während dieses Aufenthaltes einen Plan für die Flucht dieser jungen Leute. Und viele haben uns in der Tat erzählt, wie sie schließlich heimlich Brasilien erreichten, von wo aus sie dann dank eines weiteren Jesuitennetzwerkes Richtung Europa ausreisen konnten."

Wie viele Menschen Bergoglio genau retten konnte, kann der Autor des Buches, dessen Titel sich wohl an dem Filmtitel „Schindlers Liste" inspiriert, nichts sagen. Das habe auch mit dem heutigen Papst selbst zu tun:

„Es ist schwer, genaue Schätzungen zu machen, vor allem weil Pater Bergoglio selbst darüber nie hat sprechen wollen. Wir haben um die 20 Zeugnisse gesammelt, alle aus unterschiedlichen Zeiten, von Personen, die sich untereinander nicht kennen und die Bergoglio zu unterschiedlichen Zeitpunkten kennenlernten. Jeder von ihnen hat gesagt, er sei Zeuge von mindestens 20 Rettungen (durch Bergoglio, Anm. d. Red.) gewesen. Wenn man vorsichtig sein will, kann man sicher sagen, dass in dieser Zeit mehr als hundert Menschen von Pater Jorge Mario Bergoglio gerettet wurden. Dann gibt es viele weitere, die ,indirekt‘ gerettet wurden: Indem die Verhaftung und Folter dieser damals jungen Leute verhindert wurde, wurde ausgeschlossen, dass sie während der sehr grausamen Verhöre – denen ja diejenigen unterzogen wurden, die zur Zielscheibe der Militärdiktatur wurden – Namen anderer Menschen nannten."

Während der von 1976 bis 1983 währenden Militärdiktatur in Argentinien verschwanden mindestens 30.000 Menschen. Das Buch „La lista di Bergoglio" wird im italienischen Verlag Emi erscheinen. (rv)

Papst unterstützt Kampagne „Más por Menos“

bertonePapst Franziskus hat die argentinische Spendenkampagne „Más por Menos" begrüßt. Er unterstütze diese Initiative, so eine Botschaft des Papstes, die von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone unterzeichnet wurde. Am kommenden 8. September findet die Spendenaktion in dem südamerikanischen Land statt. Franziskus lade alle Argentinier ein, „eine christliche Tat zu vollbringen, die im Glauben an Gott fest geankert ist". Denn Gott selber sei für alle durch seine Großzügigkeit ein Vorbild, so Franziskus. Die Kampagne „Más por Menos" – auf Deutsch: „Plus mal Minus" – ist die kirchliche Kollekte für die nationale Caritas. Im vergangenen Jahr wurden knapp 2,9 Millionen US-Dollar gesammelt. (rv)

Papst bekommt von Schriftsteller-Witwe Borges-Gesamtausgabe

Kardinal Gianfranco RavasiDie Witwe des argentinischen Schriftstellers Jorge Luis Borges (1899-1986) hat dem Papst eine Gesamtausgabe der Werke ihres Mannes geschenkt. Das berichtet die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano" in der Sonntagsausgabe. Der vatikanische Kultur-Beauftragte Kardinal Gianfranco Ravasi überreichte dem Papst die Werke im Auftrag von Maria Kodama am Samstag während einer Audienz. Borges ist einer der bekanntesten Vertreter der spanischsprachigen Literatur der Gegenwart. Kennzeichnend für seine Erzählungen sind metaphysische Spekulationen sowie fantastische Elemente. Zu seinen bekanntesten Werken gehören die erstmals 1935 unter dem Titel „Universalgeschichte der Niedertracht" veröffentlichten Erzählungen. Der heutige Papst hatte Borges Mitte der 60er Jahre als Professor für Literatur und Psychologie eingeladen, am Kolleg der Imaculata in Santa Fe einen Kurs über südamerikanische Literatur abzuhalten. (rv)

Vatikan/Argentinien: Neuer Erzbischof von Buenos Aires

ArgentinienMario Aurelio Poli ist neuer Erzbischof von Buenos Aires. Papst Franziskus ernannte ihn an diesem Donnerstag. Der 66-jährige Poli folgt somit auf Franziskus, der vor seiner Papstwahl Erzbischof der argentinischen Hauptstadt war. Poli war bisher Weihbischof von Buenos Aires. In der argentinischen Bischofskonferenz war er bereits Mitglied der Bildungskommission. Derzeit leitet er die bischöfliche Kommission für die Katechese und die Bibelseelsorge. (rv)

Anmerkung von VH: Erzbischof Poli ist somit Nachfolger von Jorge Mario Kardinal Bergoglio (seit 13.03.2013 Papst Franziskus).

Argentinien: Interesse an Papstbüchern

ArgentinienDie Wahl ihres Landsmannes Jorge Mario Bergoglio zum Papst weckt bei vielen Argentiniern Interesse an Büchern über ihn. Das Gesprächsbuch „El Jesuita", das 2010 erschienen war und von dem sich bisher 6.500 Exemplare verkauft hatten, ist in einer Auflage von 75.000 nachgedruckt worden; es erscheint in Kürze auch in einer deutschen Ausgabe. Am Montag kam eine Neuausgabe des ebenfalls 2010 publizierten Buches „Sobre el cielo y la tierra" heraus, Auflage 50.000. Das Buch, dessen Titel auf deutsch „Über Himmel und Erde" bedeutet, versammelt Gespräche des damaligen Erzbischofs von Buenos Aires Bergoglio mit dem Rabbiner Abraham Skorka. Auch das Interesse an Büchern über Bergoglios Rolle während der argentinischen Militärdiktatur steigt. Der Claretiana-Verlag kündigt außerdem den Neudruck von neun Büchern an, die der neue Papst verfaßt hat. (rv)